Hi,
Wenn ich eine Akkordumkehrung habe,nehmen wir mal als Beispiel die erste Umkehrung vom C-Dur Dreiklang,ist das dann ein E-Quartsextakkord oder ein C-Quartsextakkord?Das C steht ja nciht mehr als tiefster Ton,also wäre E dochder Grundton?
Es ist ganz einfach:
Ist E im Bass, also die 1. Umkehrung, heißt der Akkord Sextakkord, weil der Abstand zwischen e und c eine Sexte ist.
Eigentlich müßte der Akkord Terz-Sext-Akkord heißen, aber da Akkorde normalerweise aus Terzschichtungen besteht, gibt man die Terz hier nicht explizit an.
Ist G im Bass, also die 2. Umkehrung, heißt der Akkord Quartsextakkord, weil der Abstand zwischen g und c eine Quarte und der Abstand zwischen g und e eine Sexte ist.
Es gibt außer der Slash-Schreibweise noch die Schreibweise mit Zahlen:
C3 (die drei muß klein und nach unten versetzt sein) würde die 3, also die Terz im Bass bezeichnen. Die restlichen Töne können soweit frei verteilt werden.
C5 (s.o.) würde die 5, also die Quinte im Bass bezeichnen. Auch hier können die restlichen Töne soweit frei verteilt werden.
Generell kann man sagen, daß es eine Gewichtung bei der Auswahl der Verdoppelungstöne gibt. So soll erst die Prim, wenn das nicht geht, dann die Quinte und nur in besonderen Fällen die Terz verdoppelt werden (Gefahr von Oktavparallelen).
Was hier noch gar nicht angesprochen wurde:
Die WIRKUNG der verschiedenen Stellungen des Akkordes ist ungeheurer unterschiedlich.
So wirkt nur der Akkord in Grundstellung, also mit dem Grundton im Bass, stabil.
Das kannst du leicht überprüfen: Welches Stück endet denn nicht mit dem Grundton im Bass...?
(Mir ist kein einziges gegenteiliges Beispiel bekannt, ich lasse mich jedoch gerne eines Besseren belehren...)
Am labilsten wirkt ein Akkord mit der Terz im Bass, weil diese Stellung immer weiterleitet, z.B. in die Subdominante, in C also F. Er ist also immer ein Durchgangsakkord.
Eine Sonderstellung nimmt der Quartsextakkord ein, also der Akkord mit der Quinte im Bass. Hier kann er mehrere Funktionen übernehmen.
Auf LEICHTER Zählzeit (also nie auf der 1), hat er drei Funktionen:
- Als DURCHGANGSQUARTSEXTAKKORD, wenn sich der Bass stufenmäßig bewegt, also z.B. C-D-E, wobei über D ein Quartsextakkord gebildet wird, also ein G-Dur-Akkord mit D im Bass. Hier hat dieser Akkord die Funktion einer Durchgangs-Dominante.
- Als WECHSELQUARTSEXTAKKORD. Der Basston bleibt gleich, nur die oberen Stimmen ändern sich stufenweise (muß logischerweise so sein...), z.B. G-G-G, wobei über dem mittleren G ein Quartsextakkord gebildet wird, ein C-Dur Akkord mit G im Bass.
Hier hat dieser Akkord die relative Funktion einer Subdominante (Wenn C Tonika wäre, würde der Quartsextakkord von C, also C5, die Funktion einer Dominante übernehmen.)
- Als VORAUSNAHMEQUARTSEXTAKKORD, wie der Name schon sagt, nimmt dieser Akkord den nächsten vorweg, meist die Tonika. Beispiel: G-C, wobei C liegt auf der schweren Zählzeit liegt. Über G wird dann ein Quartsextakkord gebildet, also ein C-Dur mit G im Bass.
Meist steht vor einem Vorausnahmequartsextakkord die eigentliche Dominante, die dann durch diesen Akkord ersetzt wird, im Beispiel wäre vor dem C5 ein G-Dur stehen. Er ersetzt also auch hier die Dominante.
- Oft wird zu dieser Gruppe auch der UMKEHRUNGSQUARTSEXTAKKORD gezählt.
Hier beiben alle Stimmen auf dem Grundakkord, nur der Bass wandert quasi durch die Akkordtöne, als Beispiel werden über dem C-Dur-Akkord die Basstöne C-E-G-C gespielt, wobei der dritte "Akkord" ganz klar als Quartsextakkord zu erkennen ist.
Der Umkehrungsquartsextakkord übernimmt im Gegensatz zu den anderen Formen keinerlei funktionale Aufgabe, man kann ihn eher als Bass-Melodie bezeichnen.
Daher habe ich gewisse Bauchschmerzen, ihn der oben genannten Gruppe zuzuordnen...
Alle oben genannten Quartsextakkordvarianten können (meist) durch "beliebige" bessere respektive interessantere Akkorde ersetzt werden, weil sie stets auf leichten Zählzeiten eingesetzt werden.
Am interessantesten ist der Quartsextakkord auf SCHWERER Zählzeit:
Hier wird er VORHALTSQUARTSEXTAKKORD genannt. Wie der Name schon vermuten läßt, übernimmt er die Aufgabe eines Vorhalts und den damit verbundenen Verbindungen.
Die Quinte im Bass wirkt so stark, daß die Verwandtschaft zur Dominante auch für das Ohr zwingend wird, deren Grundton ja genau dieser Ton - die Quinte - ist. Dieser Akkord ist von solcher Bedeutung, daß weite Teile der klassischen (und nicht nur dieser...) Musik ohne ihn nicht denkbar wären.
Beispiel:
1 - 2 - 3 - 4 -| 1 - 2 - 3 - 4 -|
C5- - - G - - -| C - - - - - - - -|
Funktional wird er als D6-5/4-3 (hochgestellt, wobei die 6 über der 4 und die 5 über der 3 steht) interpretiert.
In der afroamerikanischen Musik, also Blues, Soul und besonders im Gospel, kann man den Quartsextakkord häufig in der Form als Subdominantensubstitution antreffen, weil der Subdominantenquartsextakkord in allen Funktionen und Zählzeiten als Ersatz bzw. Verzierung den Ausgangsakkord ersetzt, z.B. C - F5 - C7, wobei F5 den Akkord C ersetzt (F ist Subdominante von C...).
Es lohnt sich also, diesen Akkord bzw. diese Akkordstellung sich genauer anzuschauen.