Akkordfolge einordnen

x-Riff
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Hallo in die Runde,
aktuell habe ich einen Song in der Mache, bei dem mir ein paar Fragen aufploppen, zu denen es hier vielleicht Antworten gibt. :)

Vorausgeschickt sei, dass ich kein aktuelles Problem mit dem song habe. Es geht um eine Einordnung bzw. darum, wie man einige Dinge musiktheoretisch fassen kann - etwas, wozu ich als autodidaktischer, nicht in Musiktheorie geschulter und nicht Noten lesender Musiker nicht in der Lage bin. Allerdings benutze ich sowas wie Quintenzirkel, Akkordprogessionen und ähnliches, schaue mir bei meinen Songs das Tonmaterial an und lese sowieso in diesem Bereich gerne mal mit, um ein bißchen schlauer zu werden.

Folgendes habe ich zur Diskussion bereitgestellt:
  • eine MP3, wo eine Demoversion des songs zu hören ist.
    Bei Demo-Versionen will ich mir in erster Linie darüber klar werden, ob ein Song funktioniert - so, wie ich ihn mir gedacht oder vorgestellt habe. Erwartet also nicht allzu viel - das, was zu hören ist, sollte aber ausreichen, um sich einen Eindruck zu machen und meine Fragen zu beantworten. Die Instrumente (2xA-Gitarre, 1xE-Melodie-Gitarre, E-Bass) sind, ebenso wie der Gesang, von mir, das drum ist patternbasiert.
  • eine Art lead-sheet des songs
    Da ich keine Noten kann, habe ich eine andere Art gefunden, das Wichtige festzuhalten (obwohl ich es in dieser ausführlichen Form eher selten benutze). Da sind drin: Zählzeiten (als drummer von Haus aus nutze ich HiHat, bass-drum und snare als rhytmische Orientierung - das ist nicht das, was Ihr als Takte bezeichnet), Akkorde, Melodie und der Text. Weiter oben befinden sich Angaben wie: 100 BPM, 4/4tel-Takt und die Struktur vom Song (Verse, Refrain, Bridge). Man sollte daraus ersehen können, wann Akkordwechsel kommen und wie sich Melodie und Text zum Song als Ganzem und seinen jeweilligen Teilen verhalten.
  • der Text
    Da mache ich einfach einen link zu der Vorstellung von meinem Songtext hier auf dem Board. Ganz am Ende des threads steht die letzte Fassung vom Songtext: Songtext It´s getting clear Wobei der Songtext wahrscheinlich nicht viel zur Beantwortung der Fragen beitragen wird ... :)
Was für Fragen ich habe:
  • Die Akkorde sind alle Dur und lauten: D B G A (Verse), D E G D (Refrain), F E G A F E B (Bridge)
    Ich bin zu dem vorläufigen Schluss gekommen, dass ich mich in F-Dur befinde, da sich dort alle Grundtöne befinden, die in meiner Akkordfolge auftauchen.
    Aber ist das richtig? Eigentlich ist für mich gefühlt das D der zentrale Akkord, damit beginnt und endet der Songs sowie der zentrale Refrain. Das F taucht eigentlich nur in der Bridge auf.
  • Da alle Akkorde Dur sind, finde ich keine passende Chordprogression.
    Nicht, dass ich alle kennen würde. Aber sollten reine Dur-Akkordfolgen so selten sein? Und hat so etwas einen Begriff oder Namen? Oder verhält es sich so, dass die Dur-Akkorde irgendwie die eigentlich da stehenden Moll-Akkorde ersetzen? Es gibt ja so etwas wie jeweils andersgeschlechtlichen Parallel-Akkorde. Aber alleine hieran merkt Ihr schon: hier stochert jemand im Nebel, der noch nicht mal eine Forke hat. Vielleicht ist es ja auch ganz einfach: Es gibt da was, das ist auch bekannt, aber ich kenne es nicht ...
Alles, was Ihr sonst loswerden oder über das Ihr hier diskutieren möchtet, könnt Ihr gerne machen. Ich würde meinen thread nicht als gekapert betrachten. Allerdings: meine zwei Fragen - die vielleicht leicht zu beantworten sind - liegen mir schon am Herzen.

Ich weiß, dass es manchmal schlecht ohne Fachbegriffe geht - möglicherweise frage ich dann hier mal nach. Für weiterführende links bin ich durchaus dankbar.

Herzliche Grüße und vielen Dank vorab!

x-Riff
 

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Drehen wir's mal um, dann siehr man, das das "F-Dur" nicht reinpasst:

https://chord.rocks/piano/scales/d-major (geht auch für Git)
1727027130991.png


Wollte man umgekehrt aus Deinen angegebenen Dur-Dreiklängen die gemeinsame Skala herauslesen, ginge es bis hierhin gut ...
1727027233919.png


und mit dem nächsten Ton bleibt da nichts mehr über.

Also: Die Akkordfolgen nochmal begutachten. Das Problem ist, dass auf dem Griffbrett die Terzen schon eher unglücklich aufeinander folgen ... es klingt anders.

Zu den Progressionen: Na ja, die wichtigen hast Du drin D (I), G (IV) und A (V), und wenn Du wieder zum D zurückfindest am Schluß, erfüllst Du Hörererwartungen.
 
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Ja - das sage ich ja, dass das F-Dur nicht in das D-Dur reinpaßt. (Obwohl es für mich der zentrale Akkord ist - aber das ist ja eine andere Frage.)

Aber für mich passt das F-Dur in den song. Also suche ich eine Erklärung dafür, dass das F-Dur paßt und nicht dafür, dass es nicht paßt.

Genau auf Deinem Weg bin ich ja zu dem F-Dur gekommen:
F-DUR
FGAA♯CDE
Da sind alle Grundtöne der von mir verwendeten Akkorde mit drin. (Statt B ist es dann halt A# - bei Wiki, wo ich nachgeschaut habe, steht halt B. Vorher hatte ich auf einer ähnlichen Seite, wie Du sie gepostet hast, nachgeschaut und hatte da statt B auch Ais stehen. Beim deutschen Wiki bin ich davon ausgegangen, dass sie auch die deutsche Notation benutzen - was offensichtlich nicht stimmt - und damit bin ich auch schon einen Schritt weiter. Danke für die verlinkte Seite - habe ich mir sofort in die Lesezeichen gepackt).

Also stimmt es, dass ich mich bei dem song insgesamt im F-Dur bewege? Oder stimmt es nicht?
Als eine der zwei Fragen.

Herzliche Grüße und Danke!

x-Riff
 
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michaw57
  • Gelöscht von peter55
  • Grund: Leerpost
Also stimmt es, dass ich mich bei dem song insgesamt im F-Dur bewege? Oder stimmt es nicht?
Nein, das stimmt nicht. Der Song ist in D-Dur.

Der D-Dur Akkord ist Tonika, der G-Dur Akkord Subdominante, der A-Dur Akkord ist Dominante.

Der Bb-Dur Akkord im Verse (möglichst immer angeben, ob man die engl. oder die deutsche Schreibweise benutzt) ist ein sogenannter borrowed chord. Der Akkord wurde sozusagen ausgeliehen aus der Varianttonart D-Moll und ist dort die VI. Stufe. Das ist ein Akkord der sich in der Rockmusik spätestens seit den 60ern etabliert hat.

Der E-Dur-Akkord im Refrain ist funktional gesehen die Doppeldominante, wobei hier die erwartete Auflösung zur Dominante fehlt.

Den F-Dur Akkord aus der Bridge kann man wieder als borrowed chord analysieren. Er ist die III. Stufe der Varianttonart D-Moll. Allerdings bildet er hier mit dem folgenden E-Dur Akkord einen Teil der andalusischen Kadenz (Am / G / F / E). Das ist der typisch spanisch wirkende Teil, wenn man flamencoähnliche Akkordfolgen spielt.

G-Dur und A-Dur Akkord höre ich wieder als Subdominante und Dominante, wobei der G-Dur Akkord auch noch an die andalusische Kadenz erinnert.
Der harmonisch härteste Bruch ist der vom E-Dur-Akkord zu, Bb-Dur Akkord: Der geht einmal quer über den Quintenzirkel.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Danke Dir sehr, @McCoy
Das hört sich für mich recht schlüssig an und schließt an meine Vermutung an, dass einige der verwendeten Akkorde Paralleltonarten (= borrowed chords) sind. Dass die von mir verwendete Akkordfolge also nicht wirklich abweicht, aber ein bißchen doch.

Für mich klingen sowohl verse als auch refrain harmonisch, ineinander fließend. Als ich mich mal ans keyboard gesetzt habe, habe ich festgestellt, dass beim verse in den drei ersten Akkorden jedesmal ein D vorkommt. Das Ais bzw. Bb weicht da etwas ab, klingt für mich trotzem passend. Der Refrain ist also Tonika, Doppeldominante und Subdominante.

Die Folge F und E benutze ich manchmal gerne, ohne dass ich dabei ein "spanisches" Gefühl erzeugen möchte und von der andalusischen Kadenz habe ich hier in diesem Bereich auch das ein oder andere Mal gelesen und habe aufgemerkt.

Der Wechsel am Ende der Bridge von E nach Bb soll auch eine Art Bruch sein - zumindest geht es mir um eine sehr hohe Aufmerksamkeit, die dadurch erzeugt wird. Sie ist hier gewollt, denn es geht um das tatsächliche Loslassen. Ob das bei den Hörenden so ankommt, ist ja noch eine zweite Frage.
Der Bb-Dur Akkord im Verse (möglichst immer angeben, ob man die engl. oder die deutsche Schreibweise benutzt)
Das ist etwas, das ich tatsächlich schwierig finde. Ob auf online-Seiten die deutschen oder die internationale Schreibweise benutzt wird, ist manchmal nicht vermerkt - oder ich finde oder verstehe die Hinweise nicht. Das ist das eine. Das hat was mit der unterschiedlichen Schreibweise zu tun: deutsch oder international.

Das andere gleicht für mich einer Katze, die sich in den Schwanz beißt. Ich komme ja von der Gitarre. Da greife ich beispielsweise einen Barree-E-Dur im vierten Bund. Ist das nun ein Gis oder Aes (oder Ab)?
Das finde ich aber nur heraus, wenn ich den harmonischen Zusammenhang richtig ermitteln kann. Dazu brauche ich wiederum die Tonart, in der das Stück steht? Und an dem Punkt - wenn es nicht eh eindeutig ist - scheiter ich dann.

Im konkreten Fall war es genau die Frage, um welchen Barree-E-Dur-Akkord im sechsten Bund, den ich greife, handelt: Ais oder B - wobei ich da bei der deutschen Schreibweise bin (B als vermindertes H)?
Das war auch ein Grund, das hier reinzustellen. Meine Vermutung, dass es sich um F-Dur handelt, weil dort alle Grundtöne der von mir verwendeten Akkorde enthalten sind, ist also nicht richtig. Auf D-Dur wäre ich mangels Kenntnis von borrowed chords nicht gekommen.

Danke für die Aufklärung und herzliche Grüße

x-Riff
 
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Zu den Progressionen: Na ja, die wichtigen hast Du drin D (I), G (IV) und A (V), und wenn Du wieder zum D zurückfindest am Schluß, erfüllst Du Hörererwartungen.
..so ist es:)

..mein erster Gedanke ist, das der erste Akkordwechsel D->Bb nach einer seit fünfzig Jahren bei Onkel Pö spielenden Dixiland-Kapelle klingt;-)

..diese Art der Akkordverbindungen erinnern mich an einige David Bowie Song..man spielt nach Gusto den nächsten Akkord (irgendeinen) und passt die Melodie darauf an..

..die Verschiebung um 3 Halbtöne z.B. von D-Dur nach F-Dur (semitone shift) ist eine gängige Methode, um einen Songteil von der Ursprungstonart in eine andere zu modulieren und damit abzusetzen..von den Beatles gibt es da zum Beispiel „Here, There And Everywhere“..

Bei dir ist es allerdings anders..nach dem F-Akkord folgt das E-Dur was an gern zum A (Moll oder Dur) auflösen möchte.. du schiebst noch ein G-Dur dazwischen, aber das nehme ich auch schon als Dominate war..

Also stimmt es, dass ich mich bei dem song insgesamt im F-Dur bewege? Oder stimmt es nicht?
..nein, es stimmt nicht! Eigentlich bleibt das gefühlte Zentrum des Songs bei D-Dur..

..glaub nicht, dass Skalen und Tonarten dich wirklich einschränken..Theorie ist was für hinterher..du spielst, was du gut findest und versuchst es hinterher theoretisch zu deuten..so machen es viele guten Songwriter..

Edit: Oh, sorry, geschrieben und nicht abgeschickt..da haben andere schon geantwortet.
 
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Danke, @michaw57
..glaub nicht, dass Skalen und Tonarten dich wirklich einschränken..Theorie ist was für hinterher..du spielst, was du gut findest und versuchst es hinterher theoretisch zu deuten..
Das glaube ich ja auch nicht. Um die nachträgliche Deutung ging es mir ja gerade - weil ich mit meinem zugegeben dünnen Besteck da nicht weiter kam (was sich ja schon an der verwendeten Akordbezeichnung für Ais/B zeigt).

..diese Art der Akkordverbindungen erinnern mich an einige David Bowie Song..man spielt nach Gusto den nächsten Akkord (irgendeinen) und passt die Melodie darauf an..
Ich starte extrem selten mit einer Melodie. Das kommt einfach erstens daher, dass ich nicht wirklich melodisch denke bzw. empfinde. Melodien sind in den seltensten Fällen das, was mich an Songs, die ich mag, packt. Zweitens kommt es, glaube ich, von der Art her, wie meine songs entstehen - im Regelfall sitze ich mit meiner Gitarre zusammen und irgendwas entwickelt sich, was mich interessiert. Dem gehe ich dann nach. Oder ich komme von einem Text her und dann ist es eine bestimmte Atmosphäre, die ich erzeugen möchte. Diese Atmosphäre ergibt sich für mich in den seltensten Fällen aus der Melodie. Und zum dritten komme ich, jedenfalls was Songs des Typs singersongwriter angeht - und diesen hier vorgestellten zähle ich dazu - eher aus der Ecke Dylan/Neill Young und ähnliche. Nicht, dass ich ihnen absprechen würde, melodisch interessante Songs zu machen, aber es sind doch für mich eher andere Sachen, die ihre Songs ausmachen und prägen. Viertens kann ich ergänzen, dass der Gesang eh meine Schwachstelle ist - wäre ich ein Sänger, würden vielleicht ganz andere Songs herauskommen.
Bei dir ist es allerdings anders..nach dem F-Akkord folgt das E-Dur was an gern zum A (Moll oder Dur) auflösen möchte.. du schiebst noch ein G-Dur dazwischen, aber das nehme ich auch schon als Dominate war..
Kommt gar nicht so selten vor, dass mir solche Akkordfolgen unterkommen - F / E / A - kommt aber auch nicht selten vor, dass mir das zu geläufig vorkommt. Dass ich dann was suche, das eher davon abweicht und trotzdem irgendwie paßt. Wobei ich einige songs habe, die durchaus sehr einfach und eingängig sind und sich einen Teufel darum scheren, ob das nun schon Millionen mal verwendet wurde oder nicht.
..mein erster Gedanke ist, das der erste Akkordwechsel D->Bb nach einer seit fünfzig Jahren bei Onkel Pö spielenden Dixiland-Kapelle klingt;-)
Verdammt - wie komme ich nun an Bläser? :cool:

Herzlichen Dank für Dein Feedback!

x-Riff
 
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dass einige der verwendeten Akkorde Paralleltonarten (= borrowed chords) sind
Da muß man höllisch aufpassen: Paralleltonart ≠ Varianttonart.
Bei beiden wechselt das Tongeschlecht, die Varianttonart hat dabei den gleichen Grundton, die Paralleltonart hat dagegen die gleichen Vorzeichen.

Haupttonart: D-Dur (2 Kreuze), Varianttonart: D-Moll (gleicher Grundton, hat aber ein Be), Paralleltonart B-Moll (engl. Schreibweise, also deutsch H-Moll, gleiche Vorzeichen, nämlich zwei Kreuze, aber anderer Grundton).

Zu allem Überfluß ist es in Englisch genau andersrum:
Deutsch: Varianttonart = Engl.: parallel key.
Deutsch: Paralleltonart = Engl: relative key

Da greife ich beispielsweise einen Barree-E-Dur im vierten Bund. Ist das nun ein Gis oder Aes (oder Ab)?
Da braucht man dann etwas über die Basics hinausgehende Kenntnisse. Es reicht nicht, wenn man sagt: D-Dur hat ja 2 Kreuze, also nehme ich für den Barrée am 6. Bund auch die Bezeichnung mit Kreuzen, also Ais. Man muß eben die Geschichte mit der Varianttonart kennen, um draufzukommen, daß man hier Be's braucht.

Auf deutsch heißt es dann übrigen As, nicht Aes. Das "e" wird weggelassen. (Ebenso bei E -> Es, nicht etwas Ees).

Die Folge F und E benutze ich manchmal gerne, ohne dass ich dabei ein "spanisches" Gefühl erzeugen möchte
Diese Akkordfolge taucht auch so häufig auf, daß man da nichts Spanisches mehr empfindet, solange nicht eine Gitarre mit Nylonsaiten per Rasgueado gespielt wird. Aber man kann damit halt diese Akkordfolge erklären.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Danke für die Erläuterungen, @McCoy

Tja - das mit dem höllisch aufpassen - das sind dann genau die Stellen, wo es mich bei meinen minimalen Kenntnissen aus der Kurve trägt.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Ich starte extrem selten mit einer Melodie. Das kommt einfach erstens daher, dass ich nicht wirklich melodisch denke bzw. empfinde. Melodien sind in den seltensten Fällen das, was mich an Songs, die ich mag, packt. Zweitens kommt es, glaube ich, von der Art her, wie meine songs entstehen - im Regelfall sitze ich mit meiner Gitarre zusammen und irgendwas entwickelt sich, was mich interessiert.

Und zum dritten komme ich, jedenfalls was Songs des Typs singersongwriter angeht - und diesen hier vorgestellten zähle ich dazu - eher aus der Ecke Dylan/Neill Young und ähnliche.
..mein Startpunkt ist typisch der Sprachrhythmus..im Deutschen lassen sich ja Betonungen sehr vielfältig setzen..hier lassen sich auch gut (emotionale) Gespräche anzapfen..oft hauen Gesprächspartner Fetzen raus, die regelrecht Hook-Charakter haben..die Tonfolgen sind dann meist erst der nächste Schritt..

..bei der Melodiefindung hilft mir zunächst mit einer Bassstimme zu beginnen..wenn ich gleich mit Gitarren-Griffen beginne, lande ich leicht gängigen Akkordfolgen..Dylan, Young und viele andere Songwriter, die sich beim komponieren nicht um theoretischen Ballast kümmern sind eine gute inspiration, find ich..
 
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Hey, @michaw57 Das mit der Bass-Linie ist ne gute Idee, probiere ich mal aus.

Danke!

x-Riff
 
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Dylan, Young und viele andere Songwriter, die sich beim komponieren nicht um theoretischen Ballast kümmern
Woher willst Du wissen, was Dylan und Young für einen theoretischen Background haben?
Und der Begriff "Ballast" zeigt da so eine gewisse Einstellung deinerseits .... ;)

Ich würde es eher als einen Werkzeugkasten sehen. Wenn der Klempner ohne Werkzeug aufkreuzt, kann er auch nur relativ wenig ausrichten ;)

Theorie ist was für hinterher
Ich hoffe, bei der Fahrprüfung hast Du das nicht so gemacht ;)

Theorie nützt Dir extrem viel, wenn Du sie anwendungsbereit hast. Dafür übt man.
Klar, auf der Gitarre kann man mit wenig Theorie auch so einiges machen. Wird aber immer ein bisschen Stochern im Nebel bleiben. Wenn man weiß, was man tut, fühlt es sich deutlich besser an!
Aber der Unterschied zwischen "rumprobieren" und "komponieren" wurde in einem anderen Thread schon mal ausführlich behandelt.

Ebenso bei E -> Es, nicht etwas Ees
Daher soll ja auch "Beethovens Klaviertrio in S-Dur" schon mal in Zeitungsartikeln aufgetaucht sein.
Witzigerweise schreibt sich das E mit Kreuz "Eis".
 
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Und man sprichts ja auch so, E-i-s, ohne Zwielaut ;)

Theorie nützt Dir extrem viel, wenn Du sie anwendungsbereit hast. Dafür übt man.
Erstens das und zweitens wirkt Theorie manchmal herrlich sortierend.

@michaw57
Wenn ich Spanisch lernen will kann ich ja auch sagen "lern mal reden, die Theorie zu der Sprache kannst dir nachher anschauen". Wann ist nachher? Nachdem ich mich in einer hitzigen Diskussion gegen Muttersprachler durchsetzen konnte? Oder in der Musik, wenn ich Chopin am Klavier und Malmsteen auf der E-Gitarre fehlerfrei spielen kann? 😅
Richtig ist wohl, dass viel aufeinander aufbaut, in der Musik auch viel gefühlt eher "lose zusammenhängt" und man mit fröhlichem drauflos pauken wohl eher nur schnell den Wald vor Bäumen nicht mehr sieht. Aber, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige, zurück zum Beispiel "Spanisch lernen" wäre das etwa, mal die Zahlen bis 10 oder 100 zu lernen. Oder was es für geschlechtsspezifische Endungen gibt. Macht es vermutlich deutlich effizienter als das nur durch Zuhören und Imitation sich drauf zu schaffen.
 
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Wobei ich schon auch sagen muss, dass man auch mit wenig Theorie "nachspielen" und auch rumklimpern kann.
Gerade auf der Gitarre bin ich immer wieder fasziniert, dass relativ einfache Voicings gut klingen. Wenn ich die Töne auf dem Klavier spielen würde, würde sich das nach nicht viel anhören.
 
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Hi @opa_albin,

..danke für deine Gedanken..
Woher willst Du wissen, was Dylan und Young für einen theoretischen Background haben?
..meine Aussage bezieht sich allein darauf, dass sie es beim komponieren nicht zu Rate ziehen..wie die beiden Songs schreiben, dazu gibt es eine Reihe von Videos auf YouTube..
Und der Begriff "Ballast" zeigt da so eine gewisse Einstellung deinerseits .... ;)
..du möchtest süffisant andeuten, dass ich den Begriff ‚Ballast‘ verwende, weil ich von Musik-Theorie keinen blassen Schimmer habe? Ehrlich, ich seh mich selbst nicht so..mir ging es darum, dass beim Schreiben im Songwriter-Bereich, die Musik-Theorie wenig, der passive Schatz an Songs und der Versuch viel hilft..
Theorie nützt Dir extrem viel, wenn Du sie anwendungsbereit hast. Dafür übt man.
Klar, auf der Gitarre kann man mit wenig Theorie auch so einiges machen. Wird aber immer ein bisschen Stochern im Nebel bleiben. Wenn man weiß, was man tut, fühlt es sich deutlich besser an!
..sich auf sein Gefühl und seinen Geschmack verlassen, also die Fähigkeit gutes zu erkennen ist kein „Stochern im Nebel“..
Aber der Unterschied zwischen "rumprobieren" und "komponieren" wurde in einem anderen Thread schon mal ausführlich behandelt.
..hast du hierzu ein Stichwort für mich?
 
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Wenn ich Spanisch lernen will kann ich ja auch sagen "lern mal reden, die Theorie zu der Sprache kannst dir nachher anschauen". Wann ist nachher?
..ich denke für einen Erwachsenen macht es sehr viel Sinn eine Sprache über ihre Grammatik zu lernen..insofern sehe ich in deinem Beispiel für mich keinen Konflikt..die konkrete Aktion einen Song zu schreiben, lässt sich für mich nicht mit dem Lernen einer Sprache lernen vergleichen..
Richtig ist wohl, dass viel aufeinander aufbaut, in der Musik auch viel gefühlt eher "lose zusammenhängt" und man mit fröhlichem drauflos pauken wohl eher nur schnell den Wald vor Bäumen nicht mehr sieht.
..blicken wir auf den Song von @x-Riff..der erste Akkordwechsel geht von D-Dur nach Bb-Dur..in der Theorie Ist es extrem hilfreich zu wissen dass der Einzelton D erhalten bleibt, während das Fis zu F erniedrigt wird, das A zum Bb erhöht..wenn du als Bachground-Sänger weißt welche deine Rolle (welchen Ton) du im ersten Akkord übernimmst, hilft dir das Wissen deinen Ton im folgenden Akkord zu finden..super..

..wenn du aber beim Komponieren den Akkordwechsel D-Dur => Bb-Dur spielst, ist dies ein Statement bzw gesetzter Fakt..hier würde ich mich bei einer Weiterführung immer auf mein Gefühl verlassen..die Frage, gehe ich direkt auf das A-Dur, das als Dominante zum D-Dur zurückführen möchte, wie bei Lindenbergs Andrea Doria (es letztlich dann aber nicht tut) oder stelle ich dazwischen noch ein G-Dur, wie es @x-Riff oben macht, wird dir keine Theorie beantworten..
 
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Ich kann vielleicht zu einigem noch was sagen, was mich betrifft:
Ich sehe mich nicht als Komponisten. Dazu gehört für meine Auffassung vom Komponieren viel mehr Unterfutter, handwerkliches Können, Überblick und - ja: auch Theorie als ich es habe und wohl auch in nächster Zeit haben werde.
Ich mache Songs. In erster Linie, weil ich das, was ich fühle und denke und in Songtexte packe, in Musik bringen möchte. Ob es anderen gefällt, ist eine andere Sache - wünschen tue ich es mir schon.

Ich bin also umsetzungsorientiert. Als Hobbymusiker und Autodidakt bin ich begrenzt und das weiß ich. Die verschiedenen Instrumente spiele ich eher leidlich als dass ich sagen würde, ich beherrsche sie. Ich würde eher sagen: es reicht für meine Belange und Stück für Stück gewinne ich etwas mehr Boden. Lange Zeit habe ich in Bands gespielt und ich daher weiß ich, dass andere auf ihren Instrumenten mehr rausholen können als ich, aber ich habe mich aus verschiedenen Gründen seit etwa zehn Jahren auf´s homerecording eingelassen und mit begrenzten Mitteln wie dem Boss BR 80 (ein kleiner, digitaler Mehrspurrekorder mit Effektsektionen und drumpatterns) haben sich im Laufe der Zeit doch etwa 20 Songs angesammelt, die ich - und das ist der nächste Schritt - mit semiprofessioneller Studiotechnik, die ich mir gerade aufbaue, so fertig machen möchte, dass man sie sich auf einer CD zu Hause anhören kann, ohne das Grausen zu kriegen (technisch gesehen).

Ein Beispiel dafür ist dieser Song in Demo-Qualität. Alles ist vorläufig eingespielt, alles auf dem BR 80: ich will nur wissen, ob der Song im Prinzip funktioniert - alles andere kommt später. Vielleicht ziehe ich dann auch andere Musiker hinzu - das wird sich weisen.

Theorie und Praxis sehe ich nicht als Gegensatz - beide bereichern sich. Vor etwa vier Jahren stand ich aber vor der Entscheidung, ob ich mich eher auf die Theorie stürze oder mir einen Bass anschaffe und mich darein begebe, um mein homerecording zu bereichen. Ich habe mich für den Bass entscheiden, weil mich eher die Umsetzung interessiert. Ich treffe also subjektive Entscheidungen und Prioritäten, was mich - aus meinem Gefühl und meiner Sicht heraus - weiter bringt. Die gleiche subjektive Einschätzung liegt vor, ob ich einen song als gelungen betrachte. Im Grunde spüre ich irgendwann, dass es diese Version ist. Das ist ein Bauchgefühl - aber eines, das ich aus unterschiedlichen anderen kreativen Prozessen (und auch wenn ich sage, dass ich nicht komponiere, so bin ich doch kreativ tätig - weil ich etwas schaffe, was vorher nicht da war und weil andere es eben anders machen würden) kenne: es ist einfach das Gefühl, dass es das jetzt ist.

Gleichwohl - in Bezug auf meine Umsetzungsorientierung - lese ich immer wieder in diesem Bereich mit - und nehme auch immer wieder etwas mit. Auch bzw. besonders in diesem thread. Und ich danke allen, die sich daran beteiligt haben, ausdrücklich. Dieser thread macht mir auch Mut, bei anderer Gelegenheit die musiktheoretische Schwarmintelligenz hier auf dem Board anzusprechen und zu schauen, was aus dieser Perspektive an Bereicherung dabei herauskommt. Es werden aus meinem jetzigen Gefühl her dabei eher konkrete Themen zu konkreten Songs sein - ich bin durchaus nicht abgeneigt, mich mal an weitergehenden Diskussionen zu beteiligen: das wäre allerdings eher eine allgemeine Lust am Austausch als ein umsetzungsorientiertes Anliegen.

But - who knows?

Herzliche Grüße und vielen Dank!

x-Riff
 
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Gerade auf der Gitarre bin ich immer wieder fasziniert, dass relativ einfache Voicings gut klingen.
..dazu kommt, dass jedes unbekanntes Instrument, oder eines bei dem man nicht in bekannte Muster verfällt, ein ziemliches Inspirationspotential hat..
Wenn ich die Töne auf dem Klavier spielen würde, würde sich das nach nicht viel anhören.
..kenn ich..Gitarren haben eben ein polyphones Vibrato..Leer- und gegriffene Saiten klingen auch bei gleichen Tönen unterschiedlich..jeder Attack ist individuell..dafür punkten Klaviere bei Tonumfang, engen Akkorden etc..
 
..du möchtest süffisant andeuten, dass ich den Begriff ‚Ballast‘ verwende, weil ich von Musik-Theorie keinen blassen Schimmer habe?
Nein, ich bezog mich nur auf die Einstellung, die in Deinem Beitrag anklang.
Ich empfinde (anwendungsbereite) Theorie immer als Bereicherung, nie als Ballast.
Es ist eher hinderlich, wenn man nur durch Probieren rausfinden muss, welcher Akkord, welcher Ton passen würde, wie man eine gute Bridge hinbekommt usw.

..hast du hierzu ein Stichwort für mich?
das war in diesem Thread
So wirklich nützlich ist das aber glaube ich nicht.

dass sie es beim komponieren nicht zu Rate ziehen
Hm, ich halte das ein bisschen für Spekulation. Wenn jemand etwas weiß, dann kann er das nicht einfach ausblenden. Hat jemand Ahnung von Harmonien, Kadenzen, Tonartbeziehungen, wie will man das plötzlich "vergessen", wenn man einen Song schreibt? Genausowenig wie man vergessen kann, wie man Fahrrad fährt.
Auch wenn man zB versucht, absichtlich quasi "outside" zu komponieren, hast Du trotzdem Dein Wissen im Hinterkopf.

..sich auf sein Gefühl und seinen Geschmack verlassen, also die Fähigkeit gutes zu erkennen ist kein „Stochern im Nebel“..
Es ging nicht um erkennen, sondern um selbst Songs schreiben.
Je weniger Theorie ich habe, desto eher komme ich an meine Grenzen und probiere dann eher, was gut klingt. Das geht, und ist auch OK, nur ist es doch eigentlich überall effektiver, wenn man weiß, was man tun muss.
Aber Du hast sicher recht, es gibt es auch Gitarristen, die von Kind auf nur praktisch und durch sehr viel Spielen gelernt haben, welche Griffe wie wo passen.
 
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Es ging nicht um erkennen, sondern um selbst Songs schreiben.
.. eben, das Gute von Durchschnittlichen unterscheiden, bei dem was man selber spielt und das Gute beim Song schreiben übernehmen..

.. dein bester Gehilfe beim Songwriting ist dein guter Geschmack;-)

.. aber ich merk schon, wie sind letztlich nicht weit auseinander, wir formulieren es nur auf verschiedenen Weisen..

..einer hat halt "Smells like Teen Spirit" 50 mal nachgespielt und wird es nicht mehr los, ein anderer hat es analysiert, kennt die Akkord-Sequenz und was auch immer, beim dritten hat irgendeine Stelle ein besonderes Gefühl ausgelöst, was ihm beim Stochern über den Weg läuft.. das alles lässt sich im Flow des Schreibens anwenden.. es in diesem Moment nachschlagen zu wollen ist wohl seltenst der Weg.. das hab ich gemeint..
 
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