Akkordeons mit serienmäßiger Mikrofonierung?

baumfuchs
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Liebe Gemeinde,

da ich zur Zeit dabei bin, mein Bühnen-Akkordeon zu mikrofonieren, kam mir die Frage, warum es das eigentlich nicht serienmäßig gibt. Bis auf eine optisch recht perfekte, aber sehr teure Lösung (harmonikatechnik.at) sind die meisten Varianten der Außen-Mikrofonierung, die ich gesehen habe, doch ein ziemliches Gefrickel, man muss das Instrument nachträglich anbohren, Drähte durch den Balg führen, Kästen mit blinkenden Leuchtdioden anbringen, Kabel und Phantomspeisegeräte am Schultergurt festzurren etc. Innenliegende Mikros wiederum verfremden den Klang. Warum kann man zumindest bestimmte Kompakt-Modelle (die vielleicht am ehesten im Stehen und in Bewegung gespielt werden) nicht gleich mit elegant aufsteckbaren Mikros und einem ins Gehäuse eingebauten kleinen Mixer (Lautstärke/Klang getrennt für Bass und Diskant regelbar) ausstatten, so dass man nur ein einziges Kabel anschließen muss? So wie bei Akustikgitarren mit Tonabnehmer, da ist das doch gang und gäbe. Oder das wenigstens als Zusatzoption anbieten? Habe ich noch bei keinem der namhaften Hersteller gesehen.

Oder habe ich etwas übersehen?

Viele Grüße,
Der Baumfuchs
 
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Ganz einfach, der Markt ist zu klein.
Ein fest eingebautes System würde das Akkordeon sehr viel teurer machen, 95 % wollen es aber nicht.

Eine Herstelleroption wäre sicher schön, allerdings möchte der Kunde dann eigentlich Mitspracherecht über die Qualität und Anzahl der Mikros, was dann schon wieder eine sehr individuelle Lösung darstellt, die er besser und preiswerter allein durchführen könnte. Zudem müssten dann Mikros, Buchsen und Sender auch von einer Akkordeonfirma jeweils von Drittherstellern besorgt werden und es fehlen dort meist Fachleute für solche Dinge. (weil es sich nicht lohnt und kein Kerngeschäft ist)

Und wie man es auch anstellt, selbst bei der akkordeontechnik.at Lösung dauert es "Minuten" um das Instrument startklar zu bekommen und auch hier baumeln am Ende Kabel herum und mindestens 2 Sender tragen am Gurtsystem auf.

Eine wirklich praktische Lösung gibt es bisher nicht, ohne stark ins Instrument einzugreifen. Damit verliert es aber an Wiederverkaufschancen und es spielt dann eigentlich keine Rolle mehr, wer es "verschandelt" hat.

Klanglich besser ist ja eine Außenmikrophonierung.
Praktisch ist aber nur, wenn nicht verkabelt werden muss.

Angesteckte Mikros müssen aber beim Transport auf jeden Fall entfernt werden.
Eingebaute Batteriekästen sind schwer zugänglich und oft gibt es zu wenig Platz.

Es müsste also schon bei der Konzeption des Instruments berücksichtigt werden.
Die Klappe vom Batteriefach gehört direkt ans Akkordeongehäuse, Mute , OnOff, Frequenzwahl etc müssen sichtbar aber auch unsichtbar fürs Publikum direkt am Instrument sein. Drei oder mehr Schwanenhälse müssen speziell konzipert werden, um es direkt in eine Buchse am Instrument zu schrauben oder zu stecken, was gleich auch Kontakt herstellt.

Möglich ist das schon, aber wer soll das bezahlen?
Es ist eine schlechte Kalkulation.
Wenn ein kleines Akk etwa 2500 kostet, du jetzt nur 2 DPA Kapseln und einen 2 Kanal Sender veranschlagst, liegst Du schon bei 1500 mehr.
Gut, vielleicht schafft die Firma einen Einkaufdeal mit den Drittherstellern... und wird auf 750 gedrückt. Dann kommen aber schon noch Arbeitsleistungen dazu. Aus 2500 werden dann schnell 3500 oder 4000.

Mir würde das Konzept vielleicht gefallen, auch der Preis wäre für mich ok. Aber vielleicht finde ich das Akkordeon doof?

Tasten statt Knopf oder falsches Griffsystem und schlechte Ansprache z.b. und schon bleibt es samt Mikros und Sendern im Regal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, das klingt alles einleuchtend, vor allem der letzte Satz. Es reicht ja nicht aus, irgendein Modell mit Mikros auszustatten, sondern für jeden Musiker genau dasjenige, was er auch ohne Mikros bevorzugen würde.
Vermutung: Wenn so etwas auf den Markt kommen würde, wäre es wahrscheinlich eine Billiglösung an einem billigen Instrument, gewissermaßen als Werbegag. ("Mehr Akkordeon fürs Geld!")

Ich habe mir jetzt für die Diskantseite eine Magnethalterung selbst gebaut. Immerhin auch ein Eingriff ins Instrument, ich musste einen Magneten von innen ans Verdeck kleben, aber er sitzt an einer Stelle, wo keine Durchbrüche sind, man sieht ihn also von außen nicht.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag!
 
Das sieht aber auch eher wie ein Spielzeug aus. Ziemlich albern und höchstens als Dada-/Punk-Accessoire für bestimmte Strömungen der damaligen NDW glaubwürdig.
Ich glaube, die coolen Musiker haben damals lieber Umhängekeyboard gespielt, zumal dem Akkordeon noch mehr als heute das Volksmusik-Image anhaftete. Das hat sich inzwischen geändert, würde ich sagen. Inzwischen wäre es wohl für die meisten Rockbands peinlicher, mit einem Umhängekeyboard auf der Bühne zu erscheinen als mit einem (vollwertigen) Akkordeon...
 
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Hab doch was gefunden. Kennt jemand den Hersteller Cavagnolo aus Frankreich? Die bieten für alle ihre Modelle eine eingebaute Mikrofonierung an. Leider nur auf französisch (die Website, meine ich).
 
Ich habe auf meiner eigenen einen externen Tonabnehmer von Rumberger. Gibt es in drei Größen und wird auf den Diskantdeckel montiert. Die Halterung und die Kabeldurchführung wird durch die Schlitze ausgeführt und deshalb wieder rückstandslos entfernbar. Das Bassmikro wird innen durchgeführt. Hierfür muss natürlich ein Loch gebohrt werden. Die Ausführung gibt es mittlerweile auch mit Magneten, soweit ich weiß. Dann kann man den Tonabnehmer abnehmen, wenn man ihn nicht braucht. Zurück bleiben die vier Haltemagnete auf dem Deckel. Auf den Tonabnehmer kann auch ein Gesangsmikro angebracht werden. Einstellungsmöglichkeiten am Tonabnehmer: Gesang: Volume; Diskant: Volume, Klangfarbe; Bass: Volume, Klangfarbe;
In meinem dienstlichen Akkordeon ist ein Tonabnehmer vom AC-Pfister verbaut. Lediglich ein Drehregler unterhalb der Registerschalter und die Anschlussbuchse sind sichtbar. Der Regler funktioniert wie eine Überblendung bzw. Balanceregler für Diskant und Bass. Die Batteriespeisung ist unter dem Diskantdeckel angebracht.
 
Ich glaube gern, dass die Tonabnehmer von Rumberger gut sind, aber ein Kabel durch den Balg zu führen wäre mir bei einem neu gekauften Akkordeon ein zu großer Eingriff, selbst wenn es der HZIM macht. Wenn es ab Werk schon eingebaut wäre, wäre das was anderes.

Was ist denn ein dienstliches Akkordeon? :confused:
 
Ja das schon, aber betrachte das Ganze von einer anderen Seite: wie wird das Mikro wohl ab Werk verbaut? Es wird ein kabel verlegt und dazu ein Loch gebohrt. Bestenfalls nimmt diese Arbeit ein Geselle vor, wohl eher aber die CNC. Der HZIMM findet auf keinen Fall einen schlechteren Weg, vielleicht sogar einen optimaleren. So denke ich mir das zumindest.
Die Frage nach dem äußeren ist da eine andere. Du möchtest wahrscheinlich was von Werk verbautes, weil es dann keine Wertabzüge bzgl. "verbastelt" "nicht mehr original" etc. gibt. Nun ja, da hilft nur mit Stativ abnehmen.

Dienstlich bezeichne ich die Instrumente, welche ich vom (Profi-)Orchester gestellt bekomme. ;-)
 
Ich bin mit den Mikros von harmonikatechnik.at für Bass und Diskant klanglich sehr zufrieden. Rumberger gefällt mir weder optisch noch klanglich. AKGs klingen auch gut, jedoch hatte ich zwei für Diskant und eines für Bass, also insgesamt drei! Die Mikros von Harmonikatechnik spiele ich mit Sennheiserfunk, dazu eine gute Beschallungsanlage - keine Rückkopplungen, guter Klang.
 
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Gut, ich halte das Rumberger-System als äußerst gelungen und gerade für den Livebetrieb top, aber Geschmäcker sind ja verschieden und so soll es sich sein.

Von der Methode mit zwei Klippmikros (z.B. AKG) würde ich abraten. Ich mische viel ab und die Resultate bei 120-bässigen Instrumente waren meist nicht gut. Die Töne, welche am nächsten zur Mikrokapsel liegen, werden deutlicher aufgenommen. Extrem fand ich es bei den tiefsten und höchsten Tönen, welche drastisch leiser waren. Da ich meine Tastatur immer ganz benutze ein No-Go. Wenn man die Mikros weiter weg platzierte (mit Schwanenhals) damit man alles gleichmäßig drauf bekommt, war bei hohen Pegeln die Gefahr der Rückkopplung gegeben.

Die AKG-Lösung war mMn damals das Beste. Da es aber jetzt sehr gute, spezialisierte Mikros für Akkordeon gibt, würde ich immer das nehmen.

Ich habe die Mikros von harmonikatechnik.at noch nicht gehört. Aber die reine Aufstellung sagt mir, dass das den gleichen Effekt haben kann. In dem Preissegment könnte ich mir aber Vorstellen, dass der Frequenzgang derart angepasst ist, dass die tiefsten und höchsten Töne trotzdem gleich "laut" erscheinen. Zum Vergleich: Rumberger verbaut 6 (!) Mikrokapseln in der größten Ausführung (f. 120-Bass) diskant-seitig...
 
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Wenn man die Mikros weiter weg platzierte (mit Schwanenhals) damit man alles gleichmäßig drauf bekommt, war bei hohen Pegeln die Gefahr der Rückkopplung gegeben.
Ja, auch meine Erfahrung, die AKG-Mikros müssen direkt ans Instrument dran ...
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich habe die Mikros von harmonikatechnik.at noch nicht gehört. Aber die reine Aufstellung sagt mir, dass das den gleichen Effekt haben kann. In dem Preissegment könnte ich mir aber Vorstellen, dass der Frequenzgang derart angepasst ist, dass die tiefsten und höchsten Töne trotzdem gleich "laut" erscheinen.
Das kann sein, evtl. bei Interesse Mario Dietl von Harmonikatechnik anrufen....
 
Von der Methode mit zwei Klippmikros (z.B. AKG) würde ich abraten. Ich mische viel ab und die Resultate bei 120-bässigen Instrumente waren meist nicht gut. Die Töne, welche am nächsten zur Mikrokapsel liegen, werden deutlicher aufgenommen. Extrem fand ich es bei den tiefsten und höchsten Tönen, welche drastisch leiser waren. Da ich meine Tastatur immer ganz benutze ein No-Go. Wenn man die Mikros weiter weg platzierte (mit Schwanenhals) damit man alles gleichmäßig drauf bekommt, war bei hohen Pegeln die Gefahr der Rückkopplung gegeben.

Ja, auch meine Erfahrung, die AKG-Mikros müssen direkt ans Instrument dran ...

Dann macht Ihr definitiv irgendetwas falsch - genau so fahre ich seit knapp 15 Jahren problemlos und akustisch für mich überzeugend :). Übrigens nicht nur an meinen Akkordeons, sondern auch als Beschaller an den Instrumenten anderer Musiker ;).

Trotzdem ist das hier OffTopic, denn das Thema lautet ja "serienmäßige Mikrofonierung". Weiterer Erfahrungsaustausch zur sonstigen Mikrofonierung bitte dort:
Akkordeon abnehmen
 
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Stimmt. Zurück zum Thema: ich denke, man sucht sich "sein" Instrument. Dass dieses werkseitig mit Abnehmer ausgestattet ist, ist eher sehr selten. Ich habe schon mehrere Livemitschnitte gesehen, bei denen das Akk. mit Mikros auf Stativen abgenommen wurde. Funz auch und ist ggf. günstiger... ich glaub, das wäre die einzige Alternative zu den Abnehmern von harmonikatechnik.at
 
FerdinandK
  • Gelöscht von Wil_Riker
  • Grund: Beitragstext vom Verfasser selbst gelöscht
Humbatätärä
  • Gelöscht von Wil_Riker
  • Grund: Board-Regel 7

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