Akkordeon trockenlegen

milky
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Ein halbes Jahr noch der Generalüberholung meiner Cantulia habe ich zu meinem Entsetzen festgestellt, das deren Stimmzungen schon wieder leichten "Flugrost" aufweisen. Die Ursache war vielleicht eine zu hohe Luftfeuchte an den Stimmzungen aus welchen Gründen auch immer? Ich klagte meiner Frau mein Leid (eine Leistung ihrerseits, immer den Akkordeonkram über sich ergehen zu lassen), doch sie hatte folgenden cleveren Vorschlag: "Wenn man Schuhe oder Fotoapparate kauft, liegen da doch immer diese weißen Tütchen drin, damit sie trocken bleiben. Kann man solche Beutelchen nicht auch in dein Akkordeon kleben?"

Die erste Idee war "zu Fuß" solch einen Beutel (Antikondensationsbeutel) im Inneren des Akkordeons zu platzieren (doppelseitige Klebefolie, Heftzwecken, Klett usw.) um eventuelle Feuchtigkeit aufzunehmen. Dummerweise scheinen die Silicagel-Kügelchen das Wasser bei sehr niedriger Luftfeuchte auch wieder abzugeben. Das ist nicht so schön. Vielleicht würde das Akkordeonspiel am nächsten Tag den Antikondensationsbeutel trocknen?

Wenn das ginge, wünschte ich mir an meinem Akkordeon an unauffälliger Stelle eine noch unauffälligere, dichte Klappe ab Werk, in die ich nach dem Spiel oder bei längerer Lagerung einfach ein Standard-Pad-Antikondensationsbeutel für eine gewisse Zeit einlegen könnte. Lieber eine Profi-Öffnung im Gehäuse als verrostete Stimmzungen.

Ist das eine Schnapsidee, ist die Kapazität eines solchen Beutels viel zu klein, flutet man sein Akkordeon sogar noch mit Wasser oder sollte ich die Teile mal reinbasteln?

Ciao,
milky.


http://de.wikipedia.org/wiki/Silicagel
http://de.wikipedia.org/wiki/Antikondensationsbeutel

Zitat aus Wikipedia:
"Ein Antikondensationsbeutel ist ein Beutel aus einem synthetischen, papier-ähnlichen Stoff (Vlies), der üblicherweise mit kleinen Silicagel-Kügelchen gefüllt ist. Der Antikondensationsbeutel hat den Zweck, ein Produkt vor Feuchtigkeit zu schützen. Üblicherweise wird der Antikondensationsbeutel in Verpackungen elektronischer Geräte wie zum Beispiel Computer oder TV-Kameras beigelegt, damit diese feuchtigkeitsempfindlichen Produkte nicht von Kondenswasser angegriffen werden. Der Beutel ist in der Lage, die Luftfeuchtigkeit im Paket aufzunehmen. Das Wasser verbleibt in den Silicagel-Kügelchen.

Die maximale Wasseraufnahme des „normalen“ Silicagels beträgt etwa ein Drittel des eigenen Gewichts. Es gibt auch großporiges Silicagel, das bis zu zwei Drittel Wasser adsorbieren kann. Es liegt dabei immer ein Gleichgewicht von adsorbiertem Wasser und der Luftfeuchtigkeit vor. Das heißt, die maximale Wasseraufnahme gilt für wasserdampfgesättigte Luft. Bei normaler Luftfeuchtigkeit (ca. 40–60*% rF) wird diese Kapazität nicht erreicht. Bei sehr niedriger Luftfeuchte gibt das Silicagel das Wasser auch wieder ab."
 
Eigenschaft
 
Mit diesen Beuteln kenne ich mich jetzt nicht wirklich aus. Aber wenn überhaupt, dann würde ich so etwas höchstens mal eine Zeit lang in den Koffer legen.

Was aber auch eine Ursache für Feuchtigkeit sein könnte, wäre eine sog. Betauung. Das kenne ich von der Elektronik her, für die das auch oft Gift ist. Kann bis zur Zerstörung eines Gerätes führen.

Das passiert, wenn man eine kalte Oberfläche in einen Warmen Raum bringt, der womöglich auch noch eine recht hohe Luftfeuchtigkeit aufweist. Da können sich im Extremfall sogar Tropfen bilden. Den Effekt sieht man z.B. auch beim Lüften, die warme Raumluft kondensiert an der kalten Fensterscheibe.

Wenn du also deine Kiste den Tag über im Kofferraum im Auto hättest und es dann Abends in der Wohnung oder im Proberaum rausholst und mit dem eiskalten Instrument losspielst. Dabei ziehst du dann ja sogar die warme, relativ feuchte Luft sogar noch über die Stimmzungen.

Dagegen ist auch kein Kraut gewachsen. Daher sollte man das Akkordeon nie so auskühlen lassen. Und wenn es sich par tout nicht vermeiden lies, die Kiste am besten IM Koffer stehen lassen, bis sie sich langsam aklimatisiert hat (mehrere Stunden!).

Wie gesagt, eigentlich solche Situationen vermeiden!

Gruß
Leo
 
Hallo Milky,

das mit der Feuchtigkeit und dem Flugrost ist eine sehr lästige Angelegenheit, das hat es nämlich Ruck Zuck, wenn man nicht aufpasst! Das Problem ist, dass es meist weniger von der Lagerung her kommt, denn dann könnte man ja solche Feuchigkeitsbindenden Mittel verwenden - da reicht es dann so ein Säckchen in den Koffer zu legen. Vielmehr entsteht die größere Gefährdung durch das Spiel bei bzw. nach Temperatur und Luftfeuchtigkeitswechseln, wenn man von kalter nach warmer Umgebung wechselt und dann zu schnell loslegt, weil es dann direkt zu Kondensatbildung kommen kann. Das ist nicht viel, aber es reicht, und da es eh auch noch in der direkten Gegend der Stimmzunge aus physikalischen Gründen dann vermehrt passiert, ist die Minimenge meist schon ausreichend um Flugrost auszubilden.
Bei solchen dynamischen Prozessen hilft dir dan aber auch kein noch so gutes Absorptionsmitte, da diese Wechselprozesse viel langsamer ablaufen, als es beim Betrieb des instrumentes dann notwendig wäre.

Es wird dir gegen dein Problem nicht viel helfen, wenn ich dir sage, dass du da nicht alleine bist, aber dafür haben wir schon einige Debatten und Vorschläge hierfür durchgekaut, so dass für dich eventuel auch ein brauchbarer Tipp dabei sein könnte:

https://www.musiker-board.de/akkordeon/308813-witterungseinfluesse-auf-akkordeon-harmonika.html
https://www.musiker-board.de/akkordeon/321526-thermostat.html
https://www.musiker-board.de/akkordeon/327795-akkordeon-im-keller-bei-ca-16-17-celsius.html
https://www.musiker-board.de/akkordeon/342796-lagerung-akkordeon.html

Aber deinen Ärger kann ich gut nachvollziehen, denn mir gings auch schon so, als ich meine Morino mal an einem Wochenende auf einem Campingplatz dabei hatte - kurz darauf hatte ich die ersten Flugrostspuren entdecken müssen. Ich habe das Problem so umgangen, dass ich dieses Instrument hierfür nicht mehr verwende. Funktioniert, ist aber natürlich keine grundsätzliche Lösung.

Drum wie gesagt, für den Spielbetrieb helfen diese feuchtigkeintsaufsaugende Mittel nichts, aber in den Spielpausen so ein Säckchen in den Koffer gelegt hilft heirfür schon.

Viel Glück, maxito
 
Der Gedanke, diese Dinger im Inneren des Instrumentes zu platzieren, resultierte aus der Annahme "je näher an den Stimmzungen um so besser". Danke für die Tipps und Anteilnahme, ich werde nun das Einfachste tun und tatsächlich solche Beutel zum Gerät in den geschlossenen Koffer packen. Brauche also doch keine Löcher mehr in mein Akkordeon fräsen.

Vielleicht sollte mein Akkordeon auch nicht mehr im selben Raum mit halbtrockener Wäsche gespielt werden...

Ciao,
milky.
 
Hallo Milky,

das Akkordeon sollte möglichst an klimatischen Orten wie das Wohnzimmer gelagert und dort auch gespielt werden.

Viele Grüße

Andreas
 
Hallo,

ich sag auch schnell etwas dazu. Ich spiele neben dem Akkordeon noch eine Concertina (also von der chronologischen Entwicklung her einen Vorläufer des Akkordeons aus dem 19. Jahrhundert) und die hat mittlerweile die 100 Jahre schon überschritten. Das Problem ist nicht in erster Linie eine zu feuchte Luft, sondern eine zu trockene. Die verwendeten Materialien, z.B. Holz, sind "aktive", d.h. mit jedem Luftfeuchtigkeitswechsel arbeitet das Holz ein kleines bisschen.
Bei meinem alten Instrument gibt es überhaupt keine Probleme mit dem Stimmzungen, da machen sich tatsächlich Veränderungen am Holz bemerkbar.
Ich kann mich zum einen nur den Beiträgen anschließen, dass gravierende Temperaturwechsel (und somit auch gleichzeitig sich abschlagende Luftfeuchtigkeit) nicht gut sind und Schäden verursachen können, zum anderen scheint es so zu sein, dass man einfach viel spielen muss. Unsere Instrumente sind wohl nicht für eine zehnjährige Lagerung im Keller gemacht und auch nicht für einen Tag im Kofferraum mit anschließendem Spielen in einem überheizten Raum.

Christian
 
Hallo Christian,

hast Du schon mal nachgesehen, ob das Stahlzungen oder Ajax-Bronzestimmen sind?

Viele Grüße

Andreas
 
Hallo Heber,

bis zu den 30er Jahren konnte man tatsächlich zwischen "Stahlstimmen" und "Ajax-Bronzestimmen" wählen. Der Vorteil des Bronze war natürlich, daß sie nicht so anfällig gegen Rost waren, allerdings war scheinbar die Zungenbruchgefahr größer. Preislich lagen die Stahlstimmen über den Bronzestimmen.

Viele Grüße

Ippenstein
 
@ Ippenstein

Habe nicht wirklich erwartet, keine Antwort zu erhalten. :great:

Meine Meinung zum Thema Rost auf den Stimmzungen:
Ich glaube, dass Rost nicht so ein riesen Problem ist. Instrumente die regelmäßig gespielt und somit auch "durchgepustet" werden, haben damit wahrscheinlich keine Probleme. Akkordoenspieler gibt es auf der ganzen Welt > in allen Klimazonen. Wär ein Verfall schon vorprogrammiert, gäbe es das Instrument nicht mehr. Dachboden-, Keller-, Scheunen-, Tropfsteinhöhlenfunde möchte ich bei meiner Betrachtung mal außen vor lassen. Daran kann der Ippe schrauben, werkeln und entrosten. ;)

Übt ihr eigentlich auch mal... wenn ich da so an Maxitos Bestzeller-Antworten denke.

So nun schnell den Balg quetschen...der Rost steht schon vor der Haustür und will rein!!!!

Gruß Heber
 
Heize gerade meinen Backofen vor! Irgendwo auf dieser Welt gibts alles.

in_China.jpg

http://www.akkordeon-service-hoffmann.de/information/faq014-wasistein.html

> FAQ 014 - Was ist ein Ventilfehler? (3 Absätze unter den Fotos)

Ciao,
milky.
 
Unglaublich!:eek:

Es gibt doch nichts, was es nicht gibt!

Wobei nach wie vor gilt, dass diese Säcken langsam funktionieren. Also für Überseetransport oder längere Lagerung sind die schon gut, aber bei kurzfristig auftauchenden Feuchtigkeitsschwankungen, wie beim Spiel oder Wechsel vom kalten Kofferraum in die warme Wohnstube, sind die Dinger trotzdem zu langsam.

Insofern kannst du die Säcken mit dem Instrument in den Koffer legen und das Instrument nach dem Gebrauch zur Seite stellen, für während dem Spielen nutzen die innen drin nach wie vor nix.

Gruß, maxito
 
Heize gerade meinen Backofen vor! Irgendwo auf dieser Welt gibts alles.

Anhang anzeigen 144508

http://www.akkordeon-service-hoffmann.de/information/faq014-wasistein.html

> FAQ 014 - Was ist ein Ventilfehler? (3 Absätze unter den Fotos)

Ciao,
milky.

Seltsam, dass dort nicht auch die Lagerung in "Spielposition" erörtert wird. Dadurch wirkt ja auf alle Ventile die Schwerkraft gleichermaßen nur in seitlicher Richtung, was m.E. für Kunststoffventile die schlaueste Lösung ist. Ob sich Lederventile dadurch tatsächlich irgendwann "verdrehen" weiß ich nicht.
Aber irgendwo wurde darüber hier auch schon mal diskutiert.
 

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