Einfach nur spielen erscheint mir so banal
Warum denn nicht? - Was spricht denn dagegen?
Sehen wir die Sache doch mal andersum an - Was soll das einspielen bewirken, wozu soll es dienen?
-> Das neue Instrument ist fertg und spielbar gekauft und nun sollen sich alle Komponenten in den Zustand versetzen, in dem sie dann dauerhaft und stabil bleiben, so dass sich dann möglichst nichts mehr verändert.
Als da wäre der Balg, der soll sich daran gewöhnen, dass er auf und zu gehen soll
Nun hier kann pauschal gesagt werden - das wird er automatisch tun indem gespielt wird. Dem Balg ist es egal, ob sanft oder kräftig gespielt wird. Ist alles ordentlich geleimt, dann macht er das kalglos. Wenn nicht, geht irgendwo ne Leimstelle auf - und muss repariert werden. Das kann aber immer passieren. Dann besser gleich während der Garantiezeit! => also: Schonen brauchts nicht.
Dann soll die Mechanik leicht laufen
Letzte Rauhigkeiten sollen sich glätten, damit die Teile möglichst ohne knarren und reiben leicht laufen. Kontaktstellen, Dichtstellen, Gleitstellen sollen sich aneinander anpassen. Das geht am besten, indem die Teile bewegt werden. Je öfter, desto schneller ists erledigt. => das geht am besten durch spielen, spielen, spielen. Ob laut oder leise ist der Mechanik dabei egal. Einzig wichtig ist, dass möglichst alle Teile betätigt werden.
Und die Stimmplatten?
Die Stimmzungen sind solide gefertigt und genietet. Und zwar so, so dass sich nichts setzt oder verstellt. Andernfalls hat man dauerhaft Ärger. Ein lockerer Niet wird auf Dauer nicht besser, sondern nur schlechter. Ein fester Niet kann sich im laufe der Zeit in seltenen Fällen aber lockern. Das macht der aber dann sowieso - egal wie das Instrument anfangs gespielt wurde. Und das Ganze ist auf die Stimmstöcke aufgewachst und die Stimmstöcke sind im Gehäuse verschraubt. Auch hier gilt: das ist sauber ausgeführt, oder die Schwachstelle wird sich im Betrieb irgendwann zeigen. => Also auch hier: wenn schon eine versteckte Schwachstelle vorhanden sein sollte, dann sollte sie sich m besten währende der Garantiezeit zeigen. Drum : Spielen, spielen, spielen...
Ja aber die empfindlichen Stimmzungen...
Die sind aus hochfestem Federstahl gemacht, der dazu gemacht wurde zu schwingen und zwar möglichst lange. Eine ruhige Einspielzeit ist dem Stahl egal, der ist schließlich stahlhart. Im Laufe der Zeit ändert sich allerdings das innere Gefüge des Stahls. Durch die vielen Schwinigungen wird einerseits das Material etwas spröder und hält dann irgendwann mal die Schwingungen nicht mehr aus. Ob und wann allerdings, kann kein Mensch vorhersagen. Im Normalfall hält der das ein ganzes Leben lang aus. Sonst müssten die Zungen in älteren Akkordeons ja reihenweise brechen - tun die aber erfahrungsgemäß nicht.
Andererseits hat der Stahl von der Herstellung allerdings innere Verspannugnen, die sich teilweise im Betrieb lösen. Und das ist der Grund, warum sich Stimmzungen verstimmen können, ohne, dass die rosten oder sich sonst äußerlich verändern. Diese Spannungen können sich schon alleine durch lange Lagerung lösen (muss aber nicht sein!). Durch die Schwingungen im Betrieb lösen sich diese inneren Verspannungen aber wesentlich einfacher. Und das hört man dann eben, weil der Ton sich verstimmt hat.... Müssen sie aber nicht - kann genausogut sein, dass einfach alles so bleibt, wie s ist. Also ganz klar: Wenn Verspannnungen drin sind, die nicht stabil sind oder bleiben wollen, dann am besten "rauslocken" indem man spielt, spielt, spielt. Je weniger man spielt, desto länger kann es sein , bis sich das Gefüge beruhigt und in einen einigermaßen langzeitstabilen Zustand geht. Drum auch hier ganz klar: => viel spielen, damit man da am besten schon während der Garantiezeit durch ist, dann ist das oftmal schon mit einer (meist kostenlosen) Nachstimmung in der Garantiezeit erledigt.
Und die Ventile?
Die sind aufgeklebt und öffnen sich bei jedem mal, wenn der Ton betätigt wird. Und das zerrt an der Klebestelle. Anfangs kann es sein, dass das Ventil durch die langen Lagerzeit noch leichte Hafteffekte haben kann und etwas verspätet oder nicht vollständig öffnet. Das beeinflusst den Ton - Das hört man. Drum sollten die Ventile möglichst schnell in den "Spielzustand" versetzt werden... (ihr ahnt es schon...) und das geht durch spielen, spielen, spielen. Sind ein paar Ventile dabei, die partout einfach zu viel Klebstoff erwischt haben, oder die durch einen Hauch Wachs auf der Stimmplatte etwas mehr kleben, dann hört man das im Laufe der Zeit und kann das dann gezielt in der Fachwerkstatt beheben lassen .. Also wiederum: spielen, speiel, spielen!
Fazit:
das einzig vernünftige während der Anfangszeit ist möglcihst viel zu spielen, dass sich alle Setzeffekte möglichst rasch eingestellt haben und sich innere Verspannungen möglichst rasch hervortreten, denn dann hat man die besten Chancen das innerhalb der Garantiezeit erledingen zu lassen und dann ist Ruhe.
Und der Spieler kann gar nix besonderes dabei tun?
Doch, kann er:
Möglichst alle Teile, Knöpfe, Taste, Register, Stimmzungen gleichermaßen betätigen und keins auslassen, damit alle Teile die gleiche Geglegenheit haben sich in ihren Dauerzustand zu versetzten. Drum also oft die Register wechseln, möglichst alle Bässe und Tasten spielen. Das kann man durch Tonleiterübungen machen, oder durch Musikstücke. Jeder, wie er mag.
- nicht mehr und nicht weniger.
Dass man sein Instrument schonend behandeln soll und nicht grob damit umgeht, es nicht auf den Boden fallen lässt, vor Feuchtigkeit schützt, das alles soll man immer mit jedem seiner Instrumente machen, das hat aber nichts mit Einpielen zu tun, das ist einfach normale Wertschätzung gegenüber seinem Musikinstrument das man immer tun sollte, wenn man lange daran Freude haben will.
Also viel Spaß mit euren neuen Instrumenten und feste spielen, spielen, spielen
!
Gruß, maxito