Akkordeon einspielen - wie geht das?

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Neues Akkordeon einspielen - wie geht das?
Nachdem ich nun stolze Besitzerin einer nagelneuen kompakten Italienerin mit Cassotto bin, frage ich mich, ob ich dem guten Stück nun gerade in der Eingewöhnungszeit eine besondere Behandlung angedeihen lassen sollte - habt ihr da irgendwelche Tipps? Was macht man denn so mit einem neuen Instrument alles? - Einfach nur spielen erscheint mir so banal :gruebel:

Liebe Grüße aus den Norden
Elena72
 
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Einfach nur spielen erscheint mir so banal

Warum denn nicht? - Was spricht denn dagegen?

Sehen wir die Sache doch mal andersum an - Was soll das einspielen bewirken, wozu soll es dienen?

-> Das neue Instrument ist fertg und spielbar gekauft und nun sollen sich alle Komponenten in den Zustand versetzen, in dem sie dann dauerhaft und stabil bleiben, so dass sich dann möglichst nichts mehr verändert.

Als da wäre der Balg, der soll sich daran gewöhnen, dass er auf und zu gehen soll

Nun hier kann pauschal gesagt werden - das wird er automatisch tun indem gespielt wird. Dem Balg ist es egal, ob sanft oder kräftig gespielt wird. Ist alles ordentlich geleimt, dann macht er das kalglos. Wenn nicht, geht irgendwo ne Leimstelle auf - und muss repariert werden. Das kann aber immer passieren. Dann besser gleich während der Garantiezeit! => also: Schonen brauchts nicht.

Dann soll die Mechanik leicht laufen

Letzte Rauhigkeiten sollen sich glätten, damit die Teile möglichst ohne knarren und reiben leicht laufen. Kontaktstellen, Dichtstellen, Gleitstellen sollen sich aneinander anpassen. Das geht am besten, indem die Teile bewegt werden. Je öfter, desto schneller ists erledigt. => das geht am besten durch spielen, spielen, spielen. Ob laut oder leise ist der Mechanik dabei egal. Einzig wichtig ist, dass möglichst alle Teile betätigt werden.

Und die Stimmplatten?

Die Stimmzungen sind solide gefertigt und genietet. Und zwar so, so dass sich nichts setzt oder verstellt. Andernfalls hat man dauerhaft Ärger. Ein lockerer Niet wird auf Dauer nicht besser, sondern nur schlechter. Ein fester Niet kann sich im laufe der Zeit in seltenen Fällen aber lockern. Das macht der aber dann sowieso - egal wie das Instrument anfangs gespielt wurde. Und das Ganze ist auf die Stimmstöcke aufgewachst und die Stimmstöcke sind im Gehäuse verschraubt. Auch hier gilt: das ist sauber ausgeführt, oder die Schwachstelle wird sich im Betrieb irgendwann zeigen. => Also auch hier: wenn schon eine versteckte Schwachstelle vorhanden sein sollte, dann sollte sie sich m besten währende der Garantiezeit zeigen. Drum : Spielen, spielen, spielen...

Ja aber die empfindlichen Stimmzungen...

Die sind aus hochfestem Federstahl gemacht, der dazu gemacht wurde zu schwingen und zwar möglichst lange. Eine ruhige Einspielzeit ist dem Stahl egal, der ist schließlich stahlhart. Im Laufe der Zeit ändert sich allerdings das innere Gefüge des Stahls. Durch die vielen Schwinigungen wird einerseits das Material etwas spröder und hält dann irgendwann mal die Schwingungen nicht mehr aus. Ob und wann allerdings, kann kein Mensch vorhersagen. Im Normalfall hält der das ein ganzes Leben lang aus. Sonst müssten die Zungen in älteren Akkordeons ja reihenweise brechen - tun die aber erfahrungsgemäß nicht.

Andererseits hat der Stahl von der Herstellung allerdings innere Verspannugnen, die sich teilweise im Betrieb lösen. Und das ist der Grund, warum sich Stimmzungen verstimmen können, ohne, dass die rosten oder sich sonst äußerlich verändern. Diese Spannungen können sich schon alleine durch lange Lagerung lösen (muss aber nicht sein!). Durch die Schwingungen im Betrieb lösen sich diese inneren Verspannungen aber wesentlich einfacher. Und das hört man dann eben, weil der Ton sich verstimmt hat.... Müssen sie aber nicht - kann genausogut sein, dass einfach alles so bleibt, wie s ist. Also ganz klar: Wenn Verspannnungen drin sind, die nicht stabil sind oder bleiben wollen, dann am besten "rauslocken" indem man spielt, spielt, spielt. Je weniger man spielt, desto länger kann es sein , bis sich das Gefüge beruhigt und in einen einigermaßen langzeitstabilen Zustand geht. Drum auch hier ganz klar: => viel spielen, damit man da am besten schon während der Garantiezeit durch ist, dann ist das oftmal schon mit einer (meist kostenlosen) Nachstimmung in der Garantiezeit erledigt.

Und die Ventile?

Die sind aufgeklebt und öffnen sich bei jedem mal, wenn der Ton betätigt wird. Und das zerrt an der Klebestelle. Anfangs kann es sein, dass das Ventil durch die langen Lagerzeit noch leichte Hafteffekte haben kann und etwas verspätet oder nicht vollständig öffnet. Das beeinflusst den Ton - Das hört man. Drum sollten die Ventile möglichst schnell in den "Spielzustand" versetzt werden... (ihr ahnt es schon...) und das geht durch spielen, spielen, spielen. Sind ein paar Ventile dabei, die partout einfach zu viel Klebstoff erwischt haben, oder die durch einen Hauch Wachs auf der Stimmplatte etwas mehr kleben, dann hört man das im Laufe der Zeit und kann das dann gezielt in der Fachwerkstatt beheben lassen .. Also wiederum: spielen, speiel, spielen!

Fazit:

das einzig vernünftige während der Anfangszeit ist möglcihst viel zu spielen, dass sich alle Setzeffekte möglichst rasch eingestellt haben und sich innere Verspannungen möglichst rasch hervortreten, denn dann hat man die besten Chancen das innerhalb der Garantiezeit erledingen zu lassen und dann ist Ruhe.

Und der Spieler kann gar nix besonderes dabei tun?

Doch, kann er:

Möglichst alle Teile, Knöpfe, Taste, Register, Stimmzungen gleichermaßen betätigen und keins auslassen, damit alle Teile die gleiche Geglegenheit haben sich in ihren Dauerzustand zu versetzten. Drum also oft die Register wechseln, möglichst alle Bässe und Tasten spielen. Das kann man durch Tonleiterübungen machen, oder durch Musikstücke. Jeder, wie er mag.

- nicht mehr und nicht weniger.

Dass man sein Instrument schonend behandeln soll und nicht grob damit umgeht, es nicht auf den Boden fallen lässt, vor Feuchtigkeit schützt, das alles soll man immer mit jedem seiner Instrumente machen, das hat aber nichts mit Einpielen zu tun, das ist einfach normale Wertschätzung gegenüber seinem Musikinstrument das man immer tun sollte, wenn man lange daran Freude haben will.

Also viel Spaß mit euren neuen Instrumenten und feste spielen, spielen, spielen;) !

Gruß, maxito
 
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Liebe Elena,

da maxito schon viel mehr zum Thema geschrieben hat als bespielsweise mir eingefallen wäre, sollten wir uns nun doch dem Kern der Sache nähern!

Also, was hast du dir da Schönes geleistet? Am Besten mit Foto oder noch besser mit Soundfile...

... will bestimmt nicht nur der Leo wissen.

Grüße, Leo

Anmerkung der Moderation:
Da es ja ein schönes Akkordeon ist und sich mehr dafür interessieren, habe ich mir erlaubt die Besprechung des Akkordeons und die technischen Fragen zum Einspielen zu trennen.

Bezüglich Fragen zum Einspielen: Bitte hier in diesem Faden weiter

bezüglich Fragen und Antworten zum Instrument an sich bitte hier weiter: https://www.musiker-board.de/chromatische-akkordeons-akk/565094-neues-rossini-akkordeon-120-bass.html

... Sonst wirds unübersichtlich! ;)
Gruß, maxito
 
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Da habe ich meine "geliebte" rote Verdi3n drei Wochen nicht gespielt

(war andernorts - 2. Wohnsitz, mit der Atlantic)

Und die Verdi entfaltete ihren schönen freien Klang erst nach ca. 1 - 2 h üben.

Kennt ihr das ?
 

ja, doch, kenn ich.

Da ich ja diverse Akkordeons in Gebrauch habe, sind schon ein paar dabei, die seltener gespielt werden. Und dann merkt man schon, dass nicht gleich alles wieder 100% läuft.

Das legt daran, dass so ein Akkordeon kein klinisch reiner Raum ist. Und Staub, Schmierstoffe, Wachspartikel oder auch hauchfeine Wachsfilme, können da erstmal noch ein bisschen die freie Bewegungen aller Teile bremsen. Auch, oder gerade die Ventile - insbesondere Lederventile brauchen nach längerer Standzeit wieder etwas, bis sie wieder ihre alte Beweglichkeit, Bewegungsfreiheit und alte Lage haben.

Gerade die Ventile sind ja da schon ein bisschen die Sensibelchen unter den Bauteilen. Weil die so fein und leicht beweglich sind, kann es schon sein, dass etwas Luftfeuchtigkeit oder ein Hauch von ein par Wachspartikeln die sich als ultradünner Film auf die Stimmplatten legt schon ausreicht, dass die Ventile nach ein paar Tagen auf der Stimmplatte schon etwas mehr als nur anliegen. "kleben" ist hier nicht der rchtige Ausdruck, aber die Dinger passen sich dann der Gegenfläche sehr gut an und liegen dementsprechend etwas fester drauf. Spielt man dann wieder, dann verfliegt der Effekt schnell wieder. Aber man muss die Ventile eben erst wieder "hochfahren"

Es kann aber auch vorkommen (was häufiger der Fall sein wird), dass die Ventile abstehen und durch die Lagerung dann eben noch etwas weiter abstehen und dann erstmal nicht so wieder schließen, wie wenn das Gerät feste gespielt wird. Und Ventile beeinflussen den Klang deutlich. Da macht das Material etwas aus, aber vor allem macht es viel aus, wie die aufgeklebt sind und ob und wie weit die abstehen. Nimmt man eine Stimmzunge und hebt das Ventil deutlich weiter ab, als es durch den Spielwind aufgedrückt wird, dann gibt das eine andere Stimmung. Und solche Effekte - wenngleich minimal, hört man dann schon und nimmt dies als veränderten Klang war.

Das sind aber Effekte, die sich einstellen, wenn wochen-, bis monatelang auf dem Instrument nicht gespielt wurde - wenn das schon nach ein, zwei Tagen auftritt, dann ist das nicht mehr normal. Da sollte man dann schon mal schauen lassen, warum der Effekt so schnell kommt.
 
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Danke Maxito,

ja - das ist ganz minimal, nimmt man nur als Spieler selbst wahr.

Danke !
 
Mein Akkordeon-man meinte,

dass er ein neu-überabeitet-restauriertes Akkordeon,

das zum verkauf steht, dass er das etliche Wochen regelmäßig spielt,

damit es gut läuft & fein klingt.

Ich werde mir kein 3tes Akko holen,

damit meine Beiden regelmäßig gespielt werden.
 
Je weniger man spielt, desto länger kann es sein , bis sich das Gefüge beruhigt und in einen einigermaßen langzeitstabilen Zustand geht.
Ok, das ist verständlich. Verändern sich die Töne eigentlich durch das Einspielen? Ich meine das nicht hinsichtlich der Frequenz eines Tons, sondern hinsichtlich des Charakters eines Tons. Mein MIII hört sich anders an, ich weiß aber nicht, ob das an der Technik liegt, die man sich beim Üben aneignet oder ob bei dem fabrikneuen Instrument da auch etwas passiert ist (mal abgesehen davon, dass es schneller anspricht als noch im März). Weiß da jemand mehr?
 
Ich meine das nicht hinsichtlich der Frequenz eines Tons, sondern hinsichtlich des Charakters eines Tons. Mein MIII hört sich anders an,

Die Stimmzunge ändert nicht ihren Charakter. Die verstimmt sich höchstens, weil sich irgendwelche Spannungen im Stahl freimachen. Was sich aber ändert ist das Ventil. Das nimmt beim Einspielen erst eine eigentliche Betriebslage ein. D.h. Der Übergang zur Klebezone legt sich in die endgültige Position. das Ventilleder oder der Kunststoff schwingt sich "frei" - d.h. die verschiedenen Lagen schaffen sich ihren endgültigen Betriebsraum, das Leder wird durchgewalkt und teilwesie bzw. minimal geschmeidiger. Damit kommt es auch vor, dass sich der Öffnungshub des Ventils verändert. Und mit dem Öffnungshub und je nachdem wie weit sich das Ventil bis zur Klebestelle freischwingt und mitöffnet verändert sich auch in kleinen Grenzen der Klangcharakter des Tons.

Auch die Klappenbeläge setzen sich noch etwas und werden an den Auflagestellen plattgedrückt. Damit wird der Übergang von geschlossen zu geöffnet präziser, weil kein weicher, flauschiger Filz noch nachdrückt und langsam die Öffnung freigibt. Damit wird die Zunge schneller angeregt und das Einschwingverhalten kann u.U noch einen kleinen Einfluss auf den Ton haben.

Und all diese Einschwing- und Setzeffekte machen in der Summe etwas aus.


Und darüber hinaus lernt man sein Instrument besser kennen und setzt dieses präziser ein und spielt auch bewusster und u.U herzhafter - das dürfte in der Summe den größten Einfluss auf das veränderte Klangerlebniss haben.
 
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Die ersten 1000 km im ersten Gang bzw. Register 1, dann Register 2 und so weiter.

Im ernst - ich glaub nicht, dass man ein Akkordeon einspielen muss.
 
Im ernst - ich glaub nicht, dass man ein Akkordeon einspielen muss.

Da haste schon recht - man muss das Ding einfach spielen, spielen, spielen...

Aber es tut sich schon was bei einem neuen Akkordeon - passiert aber genauso, ob man nun sachte spielt, oder gleich "normal". Und es gibt halt auch Leute, die nehmen diese feinen Unterschiede wahr. Für die wollte ich wenigstens erklären, was da passiert und dass das normal ist.
 
Ich habe einen Artikel mit folgendem Titel veröffentlicht:

Klangverbesserung durch Einspielen von Musikinstrumenten: Fakt oder Fiktion?

Alle Experimente, die in dem Artikel referiert werden, beziehen sich allerdings auf Geigen, Celli und Gitarren. Da ist also absolut nichts speziell für Akkordeon zu finden. Aber für den einen oder anderen dennoch interessant. Deswegen verlinke ich mal zu dem neuen Thread:

https://www.musiker-board.de/threads/klangverbesserung-durch-einspielen-fakt-oder-fiktion.667971/

Bitte nur dort weiter diskutieren (falls Bedarf besteht), sofern es sich um Aspekte handelt, die in dem Artikel referiert werden.

Gregor
 
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