Die Anfrage betrifft die Grundstimmung im Akkordeon. Meine Frage hierauf ist, was geschieht hierbei mit dem Zungenprofil?
Und das ist neben der verminderten Lebensdauer durch die heftige Umstimmerei das größte Problem, wenn in größerem Stil umgestimmt wird.
Beschrieben wurde das meiste schon, aber wenn man das mal in Bildern sieht wird einem das vielleicht auch besser klar, was da letztlich gemacht wird. Drum hab ich mal ein paar Bilder zusammengesucht damit man besser sehen kann, von was da immer die Rede ist.
Wenn die Stimmplatte ab Werk auf die Frequenz vorgestimmt wird, dann wird flächig das ganze Profil bearbeitet und so geschliffen, dass möglichst über den gesamten Bereich alles gleichmäßig funktioniert.
Das sieht dann so aus:
Hier ist die Stimmzunge auf der ganzen Länge gleichmäßig auf das Sollpfrofil geschlifffen worden. Auf die Art erhält man die beste Möglichkeit das Profil so anzupassen, dass der Ton über den gesamten Lautstärkebereich konstant bleibt und auch von der Festigkeit her ist das so optimal. So vorgeschliffen werden die Stimmplattensätze hergestellt nach Wunsch auf 440 Hz, 442 Hz, 443 Hz,... so dass anschließend nur noch miminal korrigiert werden muss. Das ist der optimale Zustand und auch eigentlich das Beste.
Wenn die Stimmplatten mal eingebaut sind , wird aus Gründen der Zugänglichkeit normal mit einem Gravierstichel an der richtigen Stelle gekratzt. Je weniger, desto besser für die Stimmzunge
Idealerweise versucht man möglichst wenig Kratzer zu machen um die Zunge zu stimmen,. Wieviel man braucht das liegt in der Erfahrung des Stimmers. - Im Idealfall genügt 1 Strich.
Wenn man höher stimmen will, wird im Spitzenbereich Material abgetragen. Wenn man tiefer stimmen will im hinteren bereich der Zunge.
Hier wurde die Zunge erstmal machinell schon bei der Vorfertigung höhergestimmt (sieht man am angeschliffenen Bereich der Spitze. Nach dem Einbau war der Ton dann wohl allerdings etwas zu hoch, weshalb im hinteren Bereich nochmals ein kleiner Feilenstrich (der dunkler schattierte Bereich) gesetzt wurde um die Zunge tiefer zu stimmen. Wo der Strich genau gesetzt wird ist Erfahrung des Stimmers. Damit kann man neben der Tonhöhe auch in Grenzen andere Effekte steuern. Weil man so wie dann normal gestimmt wird (Per Einritzen von Kerben oder Strichen) nur sehr begrenzt die Tondrift der Zunge mitkontrollieren kann, leidet die Tonkonstanz hierbei meist und wird i.d.R. etwas schlechter.
Im Laufe der Zeit Muss immer wieder mal nachgestimmt werden... das bedeutet, dass die Anzahl der Ritzen und Kerben auf der Zunge zunehmen:
... Was ganz grundsätzlich nicht gut ist für die Haltbarkeit der Stimmzungen. Aber so wie das Akkordeon nu mal aufgebaut ist, eben vom Ablauf her nicht wirklich anders (wirtschaftlich und preismäßig bezahlbar) zu machen.
Aber man sieht die Zahl der Kerben, Kratzer und Riefen nimmt zu. Und je weiter der Ton vom Soll abweicht, desto mehr und heftiger muss gekratzt werden.
Je einfacher das Instrument desto weniger macht das aus (weil die Dinger von Haus aus eine größere Toleranz aufweisen und nicht so genau abgestimmt sind). Je besser das Instrument und je höherwertig die Stimmplatten, desto mehr machen sich solche Furchen auf der Stimmzunge negativ bemerkbar. Mal abgesehen davon dass das der Lebensdauer der Stimmzunge nicht zuträglich ist.
Vielleicht wird aus den Bildenr deutlicher klar, warum ein Umstimmen grundsätzlich machbar ist ... aber nicht unbedingt das Beste für das Instrument ist. Man kann ein Instrument also schon Umstimmen auch auf oder von 442 oder 443 Hz (immer bezogen auf Kammerton a), aber man muss sich halt dann auch darüber im Klaren sein, dass man dabei zwar auf der einen Seite ein anders gestimmtes Instrument gewinnt, aber auf der anderen Seite auch etwas hergeben muss: Stimmkonstanz und Lebensdauer.
Und vielleicht wird aus den Bildern auch ersichtlich dass die Zahl der Umstimmereien sehr begrenzt ist und das nicht beliebig oft geht.
Wegen meiner Vorliebe für 440 Hz interessiert es mich sehr, wie die 3 Schritte ausgeführt wurden (mit Hertz-Angaben)
Wenn in größerem Maße umgestimmt wird, dann wird das meist gemäß dem Prinzip der Annäherung an den stabilen Zustand gemacht. D.h. je größer die Änderung, desto größer die Nachwirkung. Je kleiner die Änderung desto weniger die Nachwirkung.
Auf das Stimmen angewendet wird das normal dann so gemacht, dass im ersten Schritt die größte Änderung durchgeführt wird also z.B. von 443 Hz auf 440 Hz runtergestimmt. Dann wird das Instrument ein paar Tage beiseite gelegt damit sich Verspannungen freimachen können.
Im nächsten Durchgang werden die Abweichungen die man nach ein paar Tagen Ruhezeit findet wieder rausgestimmt und das Instrument wieder beiseite gelegt. Die Abweichungen sind jetzt sehr viel kleiner als der ursprüngliche Schritt.
Wieder nach ein paar Tagen wird nochmals kontrolliert ob sich nochmals was verschoben hat. Und die kleinen Restabweichungen werden wieder korrigiert.
Und weil von einem Schritt zum nächsten die Tondifferenz die sich nochmal durch leichte Verstimmungen ergeben hat kleiner wird muss nur noch entsprechend weniger nachgestimmt werden und je weniger gemacht wird, desto stabiler das Ergebnis.
Drum wird normalerweise zuerst der größte Schritt gemacht und anschließend wird jeder nachfolgende Schritt kleiner, bis eben das Ergebnis stabil bleibt.