Akkorde wechseln

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Wurzelbe
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Hallo Leute!

Schaut euch bitte mal dieses Video an:
http://www.youtube.com/watch?v=B1Ux0n1glZs&feature=related

Macht der Typ (ab 0:32) das nicht falsch?
Macht ihr das auch so, dass ihr Pausen habt, zwischen dem Akkordwechsel, wo kein Klang zu hören ist? Ich versuche immer so zu wechseln, dass ich zwischen den Akkordwechseln nicht die Leersaiten anschlage und auch nicht abblocken muss, sondern direkt den neuen Akkord anspiele, ohne Pause. Wie macht ihr das?
 
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Hallo Wurzelbe,

wieso ist da was falsch? So wie er es macht ist es genauso richtig wie ein nahltloser Wechsel.
Das hat doch mit der Musik und der entsprechenden Rhythmik zu tun.

Manchmal geht es so - und manchmal bleibt nur wenig Zeit zum Wechseln....
Richtig und falsch gibts da nicht, je nachdem wie es für das jeweilige Musikstück passt...


Viele Grüße
 
Tach!

Vester hat schon Recht:

Technisch ist es sicherlich schwer, Akkordwechsel so zu spielen, dass überhaupt keine Pause entsteht.

Aber: Im musikalischen Kontext ist es nicht unbedingt immer erwünscht. Wenn Du Dir einen einfachen Jazz Vamp VI-II-V-I, also z.B. Am-Dm-G7-Cj7 anschaust, die Akkorde lernst und es in Vierteln durchspielst, dann kommt erst dann Leben in die Bude, wenn Du bewusst Pausen setzt, indem Du die Akkorde nicht durchklingen lässt, sondern -neben Betonungen durch Dynamik- die Akkorde kürzer spielst, als es ihr Notenwert mathematisch erfordert. Nebenher gewinnt man dadurch Zeit für die Akkordwechsel. Jazzer sind eh alles Mogelbrüder... allerdings meist mit richtig guten Ohren :)

Wenn Du die Akkorde hingegen voll ostinat durchspielst, dann nimmst Du der Suppe nicht nur das Salz, sondern auch das Suppengrün und die Klöße. Übrig bleibt dann Wasser (...mit dem ja bekanntlich und zur Beruhigung aller alle kochen :D)

Grüße Thomas
 
Aber es klingt so, als würde er die Saiten absichtlich abdämpfen... dann hört man ja gar nicht, ob man sauber wechselt. Und wenn man dann mal schneller wechseln will, hat man sich an dieses abdämpfen gewöhnt.. Vor allem, wenn man Akkorde schnell zupft oder appeggiert spielt, muss man ja auf den Takt sauber wechseln, damit nicht ne Pause ensteht. Versaut man sich das nicht, wenn man so übt wie der?

Als, wenn ihr jetzt z.B. etwas schneller spielt, z.B. 100 bpm, und, sagen wir, von D-Dur auf F-Dur wechselt (und zwar die Versionen im ersten bzw. zweiten Bund), und ihr spielt nen 4/4 Takt... und ihr wechselt nach 1 2 3 4 bei der neuen 1 den Akkord... achtet ihr dann nicht immer drauf, dass der zuerst gespielte Akkord bis zum Ende ausklingt? Ich meine, nur beim üben... später kann man ja im Lied was anderes machen, aber einfach, ums sichs anzugewöhnen, falls mans mal so spielen will?
 
Hallo Wurzelbe,

wenn du fleißig übst und dich mehr mit deinem Spiel beschäftigst (und weniger mit seinem), wirst du später die Akkorde auch schnell genug wechseln können. Er möchte doch etwas erklären - und wenn er will, kann er mit Sicherheit auch ganz anders.

Nochmal: Entscheidend ist, dass der Akkord so lange klingen soll wie es vorgesehen ist. Wenn ich 16-tel Triolen bei Tempo 90 arpeggiere, sind die Übergänge zwischen den Akkorden eben entsprechend schnell. Übe deine Akkorde und der Rest erschließt sich dir dann von alleine.

Viel Erfolg
 
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Aber es klingt so, als würde er die Saiten absichtlich abdämpfen... dann hört man ja gar nicht, ob man sauber wechselt.

Hallo,

mach Dir nicht zuviele Sorgen! Wenn ich dieses Video richtig interpretiere, dann geht es darum, die Akkorde akkurat zu greifen, so dass sie im nächsten Takt, genau auf den ersten Schlag sauber erklingen. Es geht nicht um rhythmische Feinheiten, noch nicht.
Ich denke, dass Du Dir Gedanken um etwas machst, das nicht in der Intention des Videoerstellers lag. Daher bin ich auch nur eingeschränkt einverstanden mit der Aussage von FretboardJunkie, mit ausgefeilter Rhythmik hat das kurze Video nichts zu tun. Und wenn es den Begriff "rhytmisches Ostinato" gibt, so wird dieses Video nicht taugen, ein Beispiel dafür zu geben.

Also, ruhig Blut,

alles Liebe, Enno
 
Aber es klingt so, als würde er die Saiten absichtlich abdämpfen... dann hört man ja gar nicht, ob man sauber wechselt. Und wenn man dann mal schneller wechseln will, hat man sich an dieses abdämpfen gewöhnt.. Vor allem, wenn man Akkorde schnell zupft oder appeggiert spielt, muss man ja auf den Takt sauber wechseln, damit nicht ne Pause ensteht. Versaut man sich das nicht, wenn man so übt wie der?

Als, wenn ihr jetzt z.B. etwas schneller spielt, z.B. 100 bpm, und, sagen wir, von D-Dur auf F-Dur wechselt (und zwar die Versionen im ersten bzw. zweiten Bund), und ihr spielt nen 4/4 Takt... und ihr wechselt nach 1 2 3 4 bei der neuen 1 den Akkord... achtet ihr dann nicht immer drauf, dass der zuerst gespielte Akkord bis zum Ende ausklingt? Ich meine, nur beim üben... später kann man ja im Lied was anderes machen, aber einfach, ums sichs anzugewöhnen, falls mans mal so spielen will?

Zunächst nicht. Erst müssen sich die Finger finden, bzw. die Finger ihre Positionen und Positionswechsel erlernen.

Wenn Du das üben willst, dann gehst Du am besten so vor:
-zunächst immer auf zwei Akkorde beschränken
-Metronom langsam, sagen wir 40 bpm (hier kommt noch ein Trick!)
-Du zählst ein (klick) - eins - (klick) - zwei - (klick) - eins - (zwei) - drei - (vier)
-erst Wechsel alle 4 Viertel, immer bei der Eins.

Wie lange der Akkord klingt, ist zunächst wurscht, dazu kommen wir gleich. Du wirst feststellen, dass die Akkordwechsel immer zwischen den Metronomschlägen liegen. Das ist volle Absicht und Du solltest es grundsätzlich so machen, wenn Du mit dem Metronom übst. Dadurch ist das Tempo in Wirklichkeit nicht 40, sondern 80 bpm.

Wenn Du sicher wechseln kannst, dann verdoppelst Du das Tempo, machst also die Wechsel je auf der Eins und der Drei. Das hinzubekommen kann einige Zeit dauern; Du wirst wahrscheinlich merken, dass das am zweiten Tag erst möglich ist. Das ist vollkommen normal. Denn Lernen funktioniert vor allem nachts, weil dann die Synapsen dauerhaft gebildet werden.

Wenn Du halbtaktig wechseln kannst, dann kannst Du Dir mal Gedanken um den Notenwert, also die "Ausklinglänge" machen. Dabei spielst Du mal über die Metronomschläge hinweg, mal stoppst Du, z.B. mit der rechten Hand genau auf der Zwei und der Vier, also exakt auf Metronom, dann mal ganz kurz, fast Stakkato. Variiere nach Lust und Laune.

Zu den Arpeggios (im Notentext oft mit "let ring" gekennzeichnet): Natürlich kommt es dabei darauf an, möglichst keine Pausen zu haben, da diese, sofern sie unrhythmisch sind, erheblich stören können. Es ist es aber meist fast unmöglich, diese Klangkontinuität dadurch zu erreichen, dass man ultrakurz wechselt. Denn die dadurch enstehenden Pausen sind immer noch vorhanden, ganz kurz zwar, aber eben unrhythmisch. Wenn man diese Arpeggios spielt, dann ist es oftmals besser zu Tricks zu greifen:
-Leersaiten einbeziehen
-Einzelne Finger liegen lassen, speziell die letzten Töne

Von Hall- und Echoschweinereien rede ich jetzt mal nicht. Das ist 80er-Jahre-Schweinkram. Damals galten Bodeneffekte als Kaschierer für fehlende Spielfertigkeiten.

Wenn Du Dir mal irgendwann Notentext von klassischen Gitarrenstücken anschauen solltest und -am besten direkt vom Blatt, ohne Hörvorlage- lernst, dann wirst Du feststellen, wie fragmentiert und zerrissen die einzelnen Stimmen sind. Dass daraus mal ein feines, durchgängiges Gespinst von Tönen, ein scheinbar ohne Pausen durchlaufendes Musikstück werden könnte, ist dem Text meist beileibe nicht anzusehen und kaum zu glauben. Und trotzdem wird daraus ein Musikstück, es funktioniert. Und es funktioniert, weil der Kopf über ein Kurzzeitgedächtnis verfügt, in dem Noten quasi nachhallen.

Deine Frage zielt auf klangliche Kontinuität ab.

Musikalisch-klangliche Kontinuität hat nur bedingt etwas mit pausenlos emittierten Tönen zu tun. Musikalische Kontinuität entsteht vor allem aus nicht verletzten rhythmischen Erwartungen des Hörers.

Und Du selbst bist auch ein Hörer. Und zwar Deiner selbst.

Hier mal eine Fuge, die ich mir vor ein paar Jahren mal draufgeschafft habe:



BWV 1001, glaube ich.

Wenn Du es Dir anhörst, dann wirst Du nicht den Eindruck haben, dass die Stimmen zerrissen sind. Aber da sind so viele kleine Pausen... ich weiß das, hab's ja gespielt :D

Grüße Thomas
 
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