Absorber und Diffusor in einem ?

Banjo
Banjo
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Hallo Akustik-Experten,

ich versuche derzeit einen typischen quaderförmigen Raum (ca, 4,4m x 3,3m * 2,4m, schwimmendes Parkett) akustisch in den Griff zu bekommen. Die stehenden Wellen in Längsrichtung habe ich mit Plattenabsorbern recht gut im Griff, aber die Noden in Querrichtung und zwischen Boden und Decke sind noch sehr stark. Insbesondere die ersten Oberwellen (ca. 100 Hz quer und 135 Hz senkrecht) haben ihr Druckmaximum ja in der Mitte des Raums, der auch ungefähr die Abhörposition ist. Dort stört das Gedröhne schon sehr. Gleichzeitig will ich die Höhen noch etwas bedämpfen und Shatterechos los werden.

Mein Gedanke ist es, dass es besser ist, die stehenden Wellen erst gar nicht entstehen zu lassen als diese mit Resonatoren zu bekämpfen. Deshalb wollte ich dreiecksförmige Diffusoren an der Längswänden und an der Decke anbringen. Da der Platz an den Längswänden für solche Elemente durch Möbel und die Plattenabsorber begrenzt ist wollte ich die Diffusoren mit Pyramiden-Basotect bekleiden, damit gleichzeitig etwas die oberen Frequenzen bedämpft werden. Im Bassbereich wirkt der Basotext natürlich nicht, aber zumindest hätte ich da, wo die Elemente stehen keine parallelen Wände. genauso zwischen Decke und Boden.

Über das Ganze schwebt mir dann ein schalldurchlässiger Bespannstoff vor und davor eine Art gewölbter Lattenrost, der ebenfalls im Höhenbereich etwas streuen soll. Mein Ziel ist kein schalltoter Raum, sondern ein gebändigter Raum.

Könnte so etwas funktionieren und wie weit müsste sich so ein Dreieck von der Wand abheben, damit die stehenden Wellen sich nicht so aufschaukeln?

Was sagen die Akustik-Experten dazu ?

Banjo
 
Eigenschaft
 
Diffusion im Bass-Bereich kannst Du vergessen. Ich weiss nicht, ob die überhaupt theoretisch möglich ist, aber in der Praxis im Studiobau definitiv nicht. Ein solcher Diffusor müsste - WENN überhaupt möglich - RIESIG sein, wir sprechen von mehreren Metern Tiefe. ;)
 
Danke.

Hab ich mich wohl schlecht ausgedrückt: Durch die Dreiecksform will ich einfach die parallelen Wände eliminieren. Klar, dass bei Wellenlängen im Meterbereich keine Streuung durch Reflexion erfolgt. Am ehesten würde ich mir noch durch den gewölbten Latten eine Diffusion der Höhen und Reduktion der Shatterechos erhoffen. Aber im Bassbereich will ich einfach eine nicht konstante Raumbreite erreichen, so dass sich nicht so starke stehende Wellen bilden, bzw. deren Frequenzmaximum sich etwas im Spektrum verteilt und nicht schmalbandig auf einer Frequenz ballt. Oder ginge es da auch um Meter?Hier meine Milchmädchenrechnung: Zimmer 3,30m breit, Auf beiden Seiten Dreiecke 33cm-> Schwankung der Raumbreite 100 bis 80%, Verteilung der Resonanzen grob 100-120 Hz anstatt wie bisher geballt bei 100 Hz.

Oder wären Absorber doch der bessere Weg? Ich dachte schon an Helmholtz-Kisten getuned auf die nervigsten Frequenzen.

Oder was würdet Ihr vorschlagen, um die stehenden Wellen zumindest zu reduzieren? Wände abreissen und schräg wieder aufbauen ist leider nicht drin.

Banjo
 
Ich bin nun wahrlich kein Experte auf dem komplexen und alles andere als intuitiven (eher das Gegenteil) Gebiet der Akustik, aber soweit ich weiss ist es einfach ein weit verbreiteter Irrtum, mit Hilfe der Raumgeometrie positiven Einfluss auf die Raummoden nehmen zu wollen. Es ist wohl einfach so, dass die Moden nicht-rechteckigen Räumen einfach unverhersehbarer werden, aber sich nicht etwa "splitten."

Alles was mit Raumgeometrie zu tun hat, wird für Lenkung von Reflexionen im mittleren und oberen Frequenzbereich gemacht.

So entnehme ich das zumindest z.B. folgender Quelle, die auch sicher sonst viele Antworten für Dich bereit hält:

http://www.wsdg.com/dynamic.asp?id=resources/presentations

AES 2008
Controlling Low Frequencies in Small Spaces
Presented by John Storyk, Renato Cipriano and David Kotch
October 4, 2008

Gemeinhin wird heutzutage für die mittlerweile fast ausschliesslich vorgefundenen akustisch kleinen Räume, möglichst viel breitbandige Bassabsorbtion empfohlen. Getunete Absorber machen nach Meinung vieler wenig Sinn.
 
aber soweit ich weiss ist es einfach ein weit verbreiteter Irrtum, mit Hilfe der Raumgeometrie positiven Einfluss auf die Raummoden nehmen zu wollen. Es ist wohl einfach so, dass die Moden nicht-rechteckigen Räumen einfach unverhersehbarer werden, aber sich nicht etwa "splitten."

Alles was mit Raumgeometrie zu tun hat, wird für Lenkung von Reflexionen im mittleren und oberen Frequenzbereich gemacht.

:great: absolut richtig.
Danke fürs arbeit abnhemen :)

Getunete Absorber machen nach Meinung vieler wenig Sinn.
Das ist so nur halb richtig.

Gemeint ist: NUR oder Großteils getunte Absorber machen wenig sinn.
Mann könnte aber z.B wunderbar zwei Plattenschwinger hinter einer Superchunk basstrap verstecken, ohne Platzverlust also ein halb getunte, halb breitbandige Bassfalle bauen.

cheers
Mika
 
Ich bin nun wahrlich kein Experte auf dem komplexen und alles andere als intuitiven (eher das Gegenteil) Gebiet der Akustik, aber soweit ich weiss ist es einfach ein weit verbreiteter Irrtum, mit Hilfe der Raumgeometrie positiven Einfluss auf die Raummoden nehmen zu wollen.

darf ich da kurz einhaken?

so wie ich das verstanden habe macht man durch anwinkeln paralleler flächen eine axiale mode oblique. die welle verliert ja mit jeder reflexion energie und folglich müssten oblique moden ja unproblematischer sein, weil leiser. ja? nein?
 
darf ich da kurz einhaken?

so wie ich das verstanden habe macht man durch anwinkeln paralleler flächen eine axiale mode oblique. die welle verliert ja mit jeder reflexion energie und folglich müssten oblique moden ja unproblematischer sein, weil leiser. ja? nein?

Ich kann Dir darauf keine wirkliche Antwort geben. Das hört sich jedenfalls logisch an. Es scheint aber so zu sein, das die Akustik kleiner Räume im Bassbereich eine ziemlich spukhafte Welt ist, und mein Eindruck ist, das selbst viele Profis nicht wirklich verstehen, was da abgeht. Man vergisst auch oft, dass man ja nur mit wissenschaftlichen Modellen arbeitet, die immer nur eine Annäherung an die Wirklichkeit sind (vgl. Atommodelle in der Chemie).

Offensichtlich gibt es hier auch mal wieder zwei unterschiedliche Schulen, denn es werden ja auch im hochprofessionellen Bereich beide Konzepte angewendet.

Sicher ist aber, dass das Konzept nicht-paralleler Wände aufwändig und komplex ist, unter solchen Umständen nicht zu empfehlen ist und so wie es sich Banjo vorstellt sowieso nicht umzusetzen ist. Um ohne Absorption positiven Einfluss auf den Bassbereich zu nehmen bräuchte es auf jeden Fall große und massive Konstruktionen. Selbst wenn das technisch und finanziell möglich wäre, ist das sicherlich weit davon entfernt, die beste und effektivste Option zu sein.
 

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