Hey,
Akkordeonorchester sind Schreckensmonster für den Tontechniker. Das Akkordeon ist nämlich eines der Instrumente, das Schwachstellen eines Mikrofons gnadenlos aufdeckt. Darüber hinaus wirst du feststellen, dass selbst ein natürlich und neutral klingendes Mikrofon ordentlich verbogen werden muss (mit dem EQ nicht mechanisch).
Als nächsten Feind hast du das Gain before Feedback. Da die Mikros oft relativ hoch hängen und weit aufgerissen werden, bekommst du schnell Feedback auf die Lautsprecher. Drehst du den Gain runter um genau das zu verhindern, hilft der EQ dir nicht mehr. Das Signal wird dünn, quäkig, unschön.
Hast du Gain und EQ in den Griff bekommen, wirst du beim Soundcheck plötzlich erkennen, dass auf nahezu allen Mikros das Schlagzeug omnipräsent ist. Drehst du die Mikros in Position und Lautstärke um das Schlagzeug zu dämpfen, verändert sich das Orchestergefüge.
Du siehst, du bist hier in einer der vielen Königsklassen der Beschallungstechnik gelandet
Es gibt verschiedene Lösungsansätze diese Dilemmas aufzulösen. Als erstes empfehle ich sich die Lokalität genau anzusehen, anzuhören und das hier dann auch ruhig kundzutun. Wer Infos spart bekommt weniger Rückmeldung.
Ist es möglich, eine oder mehrere Delaylines zu bauen? Soweit ich mich erinnere haben eure Monitore kein Stativflansch? Nervt mich jetzt auch schon wieder selbst danach zu googlen. Warum ist kein Link zu euren Produkten da?
Als nächstes würde ich unbedingt mit einem grafischen oder parametrischen EQ die Lautsprecher entzerren. Das spart nachher 10 Minuten je Mikrofon an EQ-Arbeit. Vor allem ist es die einzige Möglichkeit während des Konzertes Problemstellen aufzuspüren. Denn Fehlklänge kommen selten nur über ein Mikrofon.
Viele Probleme lösen würde es natürlich, würde man jedes Instrument einzeln abzunehmen. Dazu braucht man eine Menge Equipment und Erfahrung. Am Ende wird es dann trotz allem wie ein Mix und nicht wie ein natürliches Orchester klingen. Das Akkordeonorchester lebt nämlich vom Gleichklang verschiedener Instrumente (verschiedener Akkordeontypen und -stimmen). Besser ist es also, das entstehende Volumen abzunehmen. Dazu wäre es jetzt sehr gut zu wissen was diverse Mikrofone bedeutet. Raus aus dem Sack! Was habt ihr?
Wenn du das alles dann berücksichtig und zur Zufriedenheit eingestellt hast, fahre den Masterregler (oder besser Subgruppenregler, die Orchestersumme sollte auf einer Subgruppe liegen, um z.B. Redner nicht abzuschneiden) ganz nach unten. Dann höre dir genau das Orchester ohne PA an. Dann fährst du die Lautstärke ganz langsam wieder nach oben bis du das Gefühl hast, der Klang ist jetzt voll und Voluminös, wirkt aber als gäbe es keine PA. Das Spiel solltest du im Liveeinsatz mit Publikum nochmal wiederholen. Evtl. nicht ganz so drastisch.
Und zum Schluss eine Bitte: Macht nicht den Fehler vieler PA-Firmen, die aus lauter Stolz auf ihre Professionalität vergessen, dass sie so etwas noch nie gemacht haben. Eine einfache Verstärkung des Bühnensounds wie bei einem Rockkonzert endet in einem fürchterlich klingenden Desaster. Und ein Orchester braucht das auch nicht. Es ist natürlich laut genug. Dein Job ist es also, eine wohlige, voluminöse, unterstützende Soundbasis zu erreichen … und den Moderator laut genug zu bekommen