ABENDMAHL

  • Ersteller Jongleur
  • Erstellt am
J
Jongleur
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
26.11.24
Registriert
17.06.10
Beiträge
3.320
Kekse
12.746
Ort
Berlin
ABENDMAHL

In dieser kleinen Stadt
Ist der Mittelpunkt der Welt
Was ich sehn und hören kann
Trübt nicht den Verstand
Wer hier anderes erzählt
Der ist am falschen Platz
In meiner kleinen Stadt

Jedes Vögelein im Kaff
Singt es schön, ist eingeborn
Unbezwungen wie der Sturm
Wie der Gong vom Kirchenturm
Wie mein Schiff der Zeit im Strom
Das bald über’m Friedhof thront
In diesem kleinen Kaff

In dieser kleinen Stadt
Ist der Mittelpunkt der Welt
Was ich sehn und hören kann
Trübt nicht den Verstand
Wer hier anderes erzählt
Der lebt am falschen Platz
In meiner kleinen Stadt

In diesem kleinen Kaff
Darf ich lächeln wie ein Stein
Gott und Eulenspiegel sein
Lass Gerüchte raus und rein
Schweig mich aus und leb mich ein
Wie die Herde so das Schaf
In diesem kleinen Kaff

In dieser kleinen Stadt
Ist der Mittelpunkt der Welt
Was ich sehn und hören kann
Trübt nicht den Verstand
Wer hier anderes erzählt
Der lebt am falschen Platz
In meiner kleinen Stadt

Wieder endet hier mein Tag
Unterm Kirchenglockenschlag
Alles flieht und kommt mir nah
Vom Paradies bis Golgatha
Hier teil ich mein Abendmahl
Hier in diesem kleinen Kaff

In dieser kleinen Stadt
Ist der Mittelpunkt der Welt
Was ich sehn und hören kann
Trübt nicht den Verstand
Wer hier etwas ändern will
Der liebt am falschen Platz
meine kleine Stadt
meine kleine Stadt

In Gedanken an meine provinzielle Herkunft ( und auch In Verbindung mit Afghanistan) entstand heute Nacht dieser Text.




 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Ein Text, der viel Raum für eigene Interpretation lässt. Bei mir klingt es unter dem Strich nach einem positiven Gefühl für die Provinz, was dem LI zugleich ein wenig unagenehm ist, dass es so ist.
Meine Gedanken: Wenn in der ersten Zeile gleich "meine" statt "diese" steht, bekommt es mehr Kraft, "diese" kann dann in der letzten Zeile des Refrains stehen. So würde gleich deutlich, dass es ein persönlicher Text mit persönicher Sicht ist.
"Kaff" - passt nicht so richtig für mich, das ist zu abwertend für etwas, was gar nicht so abwertend gesehen wird (btw. klein ist ein Kaff immer, da ist auch das Attribut nicht optimal). Mit "Tief in meiner Provinz" käme das, was ich verstanden hab, besser zum Ausdruck, allerdings zu lasten des Aufbau-Schemas.

In der letzten Strophe - fehlt da die erste Zeile ("In diesem kleine Kaff") bewusst? Und wenn ja - warum?

Besonders gut gefällt mir die sanfte Entwicklung der vorletzten Zeile von

ist -> lebt -> liebt.

Find ich immer schön, wie mit so wenig Veränderung so viel gesagt werden kann.

VG
FdB
 
herzlichen Dank, lieber @Frank_de_Blijen , für dein feedback! Ich fühle mich hinreichend gut verstanden :)

Ein Text, der viel Raum für eigene Interpretation lässt.

Das strebe ich stilistisch automatisch an. Ich gebe sehr wenig auf meiner Meinung. Was mir durch mein Leben folgt, das sind Bilder, Töne, Gerüche, Geschmäcker…Zu versuchen, diese in halbwegs treffende Worte zu fassen, beruhigt mich bestens ;-)

Bei mir klingt es unter dem Strich nach einem positiven Gefühl für die Provinz, was dem LI zugleich ein wenig unagenehm ist, dass es so ist.
„Unangenehm“ würde ich es (heute!) nicht mehr nennen! Eher „verwirrend“!

Wenn in der ersten Zeile gleich "meine" statt "diese" steht, bekommt es mehr Kraft, "diese" kann dann in der letzten Zeile des Refrains stehen.
Najaaa… einerseits gebe ich dir Recht, andererseits nimmt mir „meine“ bereits zu viel vorweg. Ich fahre eigentlich 1x im Jahr in meine Kinderheimat zurück und habe anfangs immer ein prickelndes Gefühl der Fremdheit… zu überwinde. ich vermute, dieses Gefühl kennt so Mancher… ;-) und letztlich verlässt mich dort dieses Gefühl zwischen den Stühlen zu sitzen, keiner Sekunde, Ein schaurig schönes Gefühl!

"Kaff" - passt nicht so richtig für mich, das ist zu abwertend für etwas, was gar nicht so abwertend gesehen wird (btw. klein ist ein Kaff immer, da ist auch das Attribut nicht optimal). Mit "Tief in meiner Provinz" käme das, was ich verstanden hab, besser zum Ausdruck, allerdings zu lasten des Aufbau-Schemas.
Darüber war auch ich mir beim Schreiben sehr unschlüssig: Welche Rollen spielen meine Kinderheimat und ich eigentlich? Und „ Kaff“ hilft mir eben dabei, mein Wortspiel zu erden! Denn ein Reportage im „Spiegel“ nannte den Ort einmal „malerisch schön“. Und dem stimme ich vorbehaltlos zu - was mir aber sofort die Neutralität raubt, in die ich über die Jahrzehnte geraten bin. Das Wort „Kaff“ zwingt mich in die, zugegeben fragwürdige, Rolle, eines neutralen „Realisten“. was ja, bei Lichte besehn, auch schon wieder tief blicken lässt… ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben