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Phonochrom
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Ahoi!
In meinem Kaufberatungs-Thread hatte ich ja schon angekündigt, dass ich meine Erfahrungen beim Antesten von ein paar Digitalpianos mit euch teilen wollte. Im folgenden habe ich also einfach mal meine subjektiven Erkenntnisse aufgeschrieben. Bedenkt dabei bitte, dass ich Anfänger bin und es in erster Linie darum ging, mir einen Überblick zu verschaffen. Es sind also keine ausgewachsenen "Reviews".
Noch kurz zu mir: Ich würde mich als blutigen Anfänger mit ein wenig Klaviatur-Erfahrung bezeichnen. Hatte noch nie Unterricht, habe aber früher gelegentlich auf unserem Familien-Klavier hermgeklimpert. Daher kann ich mir noch einigermaßen vorstellen, wie sich eine "echte" Klaviatur anfühlt und wie ein Upright-Klavier klingt.
Momentan suche ich nach einem Klavierersatz bis ca. 1.500,- EUR. Aus Platz- und Mobilitätsgründen habe ich mich dabei auf Stage-Pianos beschränkt. Hauptaugenmerk liegt auf der Qualität der Klaviatur und den Piano-Sounds sowie Rhodes- und Hammond-artigen Klangfarben. Auf andere Sounds und Funktionen habe ich nicht im Detail geachtet. Die Qualität evtl. eingebauter Lautsprecher habe ich ebenfalls nicht getestet.
Mit diesen Voraussetzungen und meinem Lieblingskopfhörer im Gepäck war ich also letzte Woche zweimal bei einem (riesen-)großen Kölner Musikhaus und habe klimpernderweise 2-3 Stündchen in der Digital-Piano-Ecke verbracht (ich hatte Urlaub, nicht dass einer denkt, ich würde mir von Steuergeldern ein Piano finanzieren).
Folgene Instrumente wurden angespielt:
Korg SP-250
(ca. 670,- )
Äußerlich wirkt das Instrument solide, aber leicht klobig und die kleinen Holzeinlagen können nicht über den ansonsten "preisgerecht" wirkenden Kunststoff hinwegtäuschen. Dazu besteht ausgerechnet das Bedienelement aus dem von mir so verabscheuten "Proletenalu" (silberfarbener Kunstoff) - wobei das natürlich Geschmackssache ist.
Dafür haben mich das grundsätzliche Spielgefühl und der Pianosound positiv überrascht. Bei den Pianos waren mindestens zwei dabei, die mir recht gut gefallen haben. Die Tastatur würde ich als mittelschwer bezeichnen, auf alle Fälle leichter als Yamaha GH oder die neuen Roland Ivories. Nur wenn man die Tasten sehr gefühlvoll anschlagen möchte, stört der ungewöhnliche Widerstandsverlauf beim drücken der Tasten etwas (erst fester, dann plötzlich leicht).
E-Pianos und Orgeln finde ich für diese Preisklasse ebenfalls sehr annehmbar. Die Jazz-Orgel hat einen leichten Rotary inklusive und das Rhodes verzerrt schön, wenn man richtig in die Tasten haut. Die Extra-Sounds machen größtenteils richtig Spaß, zumindest solange man hier keinen perfekten klanglichen Feinschliff erwartet. Zu-/Abschaltbare Effekte beschränken sich auf Reverb und Chorus. Mit der Bedienung kam ich sofort klar und das am integrierten Ständer fixierbare Fußpedal fiel ebenfalls positiv auf.
Korg SV-1
(ca. 1.500,- )
Der eigentliche Grund, weshalb ich dieses Thema wieder konkreter verfolge. In das 73-er Modell habe ich mich bei der Internet-Recherche ein wenig "verguckt und verhört". Ausgestellt war allerdings der große Bruder mit 88 Tasten, dessen braune Kunststoffendkappen das ansonsten sehr schöne, un-technische Retro-Design etwas trüben. (Das SV-1 hat keine eingebauten Lautsprecher.)
Zunächst eine kleine Überraschung bei der Tastatur: Obwohl angeblich die gleiche wie im SP-250 (RH-3 Hammer Action), empfand ich sie schwammiger als beim halb so teuren 250er! Kein Unterschied wie Tag und Nacht, aber es ist mir bei jedem Wechsel vom oder zum SV1 aufgefallen. Im Vergleich zu den anderen Herstellern sind die Tastenzwischenräume zudem sichtbar unterschiedlich groß (übrigens auch beim SP-250). Das macht sich bei meinem Laien-Geklimper zwar nicht spielerisch bemerkbar, wirkt optisch allerdings etwas lieblos. Zumal ich auch die Haptik der Korg-Tastatur als eher plastikmäßig empfand. In Punkto Klaviatur bin ich vom SV-1 also etwas enttäuscht. Ich frage mich, ob Korg die Tasten wegen des E-Piano- und Orgel-Schwerpunkts hier bewusst etwas weicher abgestimmt hat?!
Die Schalter und Regler hingegen laden zum - wer hätte das gedacht - Regeln ein. Schön analog-physisches Bediengefühl, so mag ich das. In Sachen Sound liegt der Schwerpunkt ganz klar auf Vintage. Die Effekt-Sektion ist amtlich - regelbare Vintage-Effekte bis zum Abwinken machen den zahlreichen E-Pianos, Orgeln und sonstigen Sounds ordentlich Dampf unterm Retro-Hintern. Der Overdrive über die echte Röhre klingt dazu herrlich dreckig. Die Pianosounds sind passabel, aber im direkten Vergleich finde ich sie nicht komplett überzeugend. Insgesamt wurde das SV1 der großen Vorfreude nicht so ganz gerecht. Vor allem mit der Klaviatur und den Pianos wurde ich nicht so recht warm. Sehr schade, zumal die kompakte 73-Version meinen Platzverhältnissen eher entgegen kommen würde und dazu ziemlich cool ausschaut.
Casio Privia PX-330/PX-3
(ca. 800,- )
Die einzigen beiden Geräte, bei denen ich anfangs ernsthaft überlegen musste, wie man die Sounds richtig umschaltet. Vielleicht nur ein unglücklicher Start, aber die kaum unterscheidbaren Buttons und das Display mit verschiedenen Funktionsebenen und "Registration Memory"-Gedöns etc. fand ich nicht unbedingt intuitiv. Tastatur und Pianosound sind mir nicht besonders negativ in Erinnerung geblieben, die Zusatzsounds trafen jedoch nicht so ganz meinen Geschmack. Allerdings habe ich die Casios letztendlich nicht mehr sonderlich intensiv getestet.
Casio Privia PX-130
(ca. 550,- )
Gut aussehendes Gerät wie ich finde. Schlicht, aber durch das geschwungenen Gehäuse nicht langweilig. Tastatur ist relativ leichtgängig und gar nicht mal so schlecht. Die Pianosounds sind ganz passabel, E-Pianos und Orgel eher mäßig. Da lege ich in der Kategorie lieber ein paar Euro drauf für das SP-250.
Roland FP-4F
(ca. 1.400,- )
Erster Eindruck: Tolles Anfassgefühl der Tasten! "Ivory Feel" ist also nicht nur Marketing-Geschwurbel. Eigentlich auch sonst eine klasse Tastatur, aber leider irgendwie recht träge - schnelle Notenfolgen werden rasch anstrengend. Grundsätzlich ein schlichtes, wertiges Äußeres und insgesamt erstaunlich kompakt. Die Regler und Knöpfe fallen dagegen Qualitativ etwas ab. Und wozu diese deplatziert wirkenden Chromnippel auf den zwei ansonsten schwarzen Dreh-Reglern? Die Bedienbarkeit bleibt davon unbeeindruckt und geht intuitiv von der Hand. Das kleine einfach strukturierte Display ist dabei durchaus hilfreich.
Der Klang des "SuperNatural Piano" ist wirklich hervorragend, ich finde der beste von allen hier aufgeführten Geräten! Neben einer ganzen Menge für mich überflüssiger, aber durchaus passabler Firlefanz-Klänge bietet es zudem ein paar richtig schöne E-Pianos und Orgeln. Die sind sogar so gut, dass mich die magere Effektsektion - bestehend aus Reverb und (nur für die Orgel) Rotary - überhaupt nicht stört. Kleine Kritik: Die Kopfhörer-Eingänge sind hinten angebracht, das machen die anderen Hersteller besser. Schade, dass die Klaviatur so "repetitions-unfreundlich" ist, ansonsten nahezu perfekt.
Kawai ES6
(ca. 1.260,- )
Äußerlich excellenter Eindruck, gute Verarbeitung und hochwertige Materialien. Wirkt sogar noch eleganter als das Roland, baut dafür etwas tiefer. Anstelle des flachen Schiebereglers für die Lautstärke würde ich mir jedoch einen Drehregler oder einen griffigeren Fader wünschen. Die Tastatur gefällt mir insgesamt recht gut. Sie ist zum Glück etwas leichtgängiger als beim Roland, reicht beim Anfassgefühl aber nicht an die Ivory-Feel-Beschichtung heran. Der Pianosound ist - gemessen am Alter des ES-6 - sehr gut. Wenn auch nicht ganz auf Augenhöhe mit Rolands neuer "Super Natural" Tonerzeugung.
E-Piano und Jazz-Orgel konnten mich hier allerdings nicht vollständig mitreißen, was angesichts des ansonsten überzeugenen Eindrucks etwas schade ist. Das E-Piano ist prinzipiell ganz ok, kommt aber letztendlich nicht so richtig in Fahrt. Es bleibt zu harmlos. Dreckig wirds erst wenn man RICHTIG fest reinhaut und dann auch nur leicht und eigentlich nur in den tieferen Oktaven. Die Jazz-Orgel klingt nach Kaffeekranz im Altenheim. Die zuschaltbaren Rotary- und Overdrive-Effekte konnte ich so gut wie gar nicht wahrnehmen (defekt?). Bleibt das Hoffen auf einen Nachfolger mit besseren Zusatz-Sounds und der neuen Kawai Ivory-Touch-Tastatur (die z.B. im MP6 verbaut ist).
Yamaha CP33 (ca. 1.050,- )
Das CP33 sieht etwas kunststofflastig und irgendwie "technisch" aus. Dafür hat es eine erfreulich gute, auch haptisch hochwertige Tastatur, die aber zur strafferen Sorte gehört. Es gibt lediglich zwei Piano-Sounds + ein Mono-Piano. Die sind zwar sehr solide, es fehlt aber irgenwie das gewisse Etwas. Dank der "Variation" geht einer der E-Piano-Sounds und eine Jazz-Orgel noch als annehmbar durch. Kommt aber nicht an die Roland-Sounds heran und ich finde sogar einige Sounds des Korg SP-250 rocken besser. Es hat im Gegensatz zum P155 keine eingebauten Lautsprecher.
Yamaha P155 (ca. 1.260,- )
Das P155 finde ich optisch etwas schicker als das CP33. Für den Preis dürfte es aber gerne etwas weniger Plaste sein. Die Tastatur empfand ich genau wie beim CP33 - gut, aber etwas straff. Die Piano-Sounds sind ebenfalls vergleichbar wobei das Mono-Piano fehlt. E-Piano und Orgeln konnten mich nicht so recht überzeugen. Im Gegensatz zum CP33 bietet das P155 keine 2 "Variations" pro Sound und es fehlen ausgerechnet die flotteren. Angesichts des Preises würde ich hier wohl Kawai oder Roland vorziehen.
Kurzweil Mark Pro One iS
(ca. 700,- )
Für den Preis passable Tastatur und schönes Piano. Sehr aufgeräumtes Bedienfeld und angenehm schlichtes Design. Die Güte der Materialien ist allerdings der Preisklasse entsprechend und eher etwas fürs Gäste- denn fürs Wohnzimmer. Die Bedienung ist theoretisch sehr simpel in der Praxis fehlen jedoch Beschriftungen über der Klaviatur, die angeben würden, hinter welchem Key sich welcher Sound verbirgt. Da es von letzteren eine ganze Reihe gibt, wird das Auswählen zum Ratespiel. E-Piano war ganz brauchbar, an die Orgel kann ich mich nicht mehr erinnern.
Clavia Nord Electro 3
(ca. 2.200,- bzw. 1.700,- )
Nur kurz angespielt und ansonsten einem - aus meiner Warte - "Könner" zugehört. Super Sound und Verarbeitung, aber die Hammermechanik-Variante liegt weit oberhalb meines Budgets und die weiche Waterfall-Tastatur ist fürs Klavierlernen vermutlich nicht so ganz optimal. Regler und Knöpfe sind solide, die Bedienung erfordert angesichts der gebotenen Möglichkeiten etwas Einarbeitung schätze ich.
Meine derzeitigen Favoriten sind Roland FP-4F, Kawai ES6 und Korg SP-250 (Preis-/Leistungs-Sieger). Leider ist keiner der Kandidaten absolut perfekt. Daher werde ich demnächst auch noch das Roland FP-7F, Kawai MP-6 und Yamaha CP-50 antesten.
Mich würde jetzt natürlich sehr interessieren, ob ihr ähnliche Erfahrungen mit den Pianos gemacht habt oder welche Aspekte ihr vielleicht völlig anders empfindet. Sollte jemand noch Fragen zum ein oder anderen Gerät haben, werde ich gerne versuchen, diese so gut es geht zu beantworten.
Schöne Grüße
P.S. Wer 2-3 Stunden die ewig gleichen, wenigen Akkorde spielt und hört, hat am Ende einen guten Grund mehr, endlich richtig Klavierspielen zu lernen.
In meinem Kaufberatungs-Thread hatte ich ja schon angekündigt, dass ich meine Erfahrungen beim Antesten von ein paar Digitalpianos mit euch teilen wollte. Im folgenden habe ich also einfach mal meine subjektiven Erkenntnisse aufgeschrieben. Bedenkt dabei bitte, dass ich Anfänger bin und es in erster Linie darum ging, mir einen Überblick zu verschaffen. Es sind also keine ausgewachsenen "Reviews".
Noch kurz zu mir: Ich würde mich als blutigen Anfänger mit ein wenig Klaviatur-Erfahrung bezeichnen. Hatte noch nie Unterricht, habe aber früher gelegentlich auf unserem Familien-Klavier hermgeklimpert. Daher kann ich mir noch einigermaßen vorstellen, wie sich eine "echte" Klaviatur anfühlt und wie ein Upright-Klavier klingt.
Momentan suche ich nach einem Klavierersatz bis ca. 1.500,- EUR. Aus Platz- und Mobilitätsgründen habe ich mich dabei auf Stage-Pianos beschränkt. Hauptaugenmerk liegt auf der Qualität der Klaviatur und den Piano-Sounds sowie Rhodes- und Hammond-artigen Klangfarben. Auf andere Sounds und Funktionen habe ich nicht im Detail geachtet. Die Qualität evtl. eingebauter Lautsprecher habe ich ebenfalls nicht getestet.
Mit diesen Voraussetzungen und meinem Lieblingskopfhörer im Gepäck war ich also letzte Woche zweimal bei einem (riesen-)großen Kölner Musikhaus und habe klimpernderweise 2-3 Stündchen in der Digital-Piano-Ecke verbracht (ich hatte Urlaub, nicht dass einer denkt, ich würde mir von Steuergeldern ein Piano finanzieren).
Folgene Instrumente wurden angespielt:
- Korg SP-250
- Korg SV-1
- Casio Privia PX-330/PX-3
- Casio Privia PX-130
- Roland FP-4F
- Kawai ES6
- Yamaha CP33
- Yamaha P155
- Kurzweil Mark Pro One iS
- (Clavia Nord Electro 3)
Korg SP-250
(ca. 670,- )
Äußerlich wirkt das Instrument solide, aber leicht klobig und die kleinen Holzeinlagen können nicht über den ansonsten "preisgerecht" wirkenden Kunststoff hinwegtäuschen. Dazu besteht ausgerechnet das Bedienelement aus dem von mir so verabscheuten "Proletenalu" (silberfarbener Kunstoff) - wobei das natürlich Geschmackssache ist.
Dafür haben mich das grundsätzliche Spielgefühl und der Pianosound positiv überrascht. Bei den Pianos waren mindestens zwei dabei, die mir recht gut gefallen haben. Die Tastatur würde ich als mittelschwer bezeichnen, auf alle Fälle leichter als Yamaha GH oder die neuen Roland Ivories. Nur wenn man die Tasten sehr gefühlvoll anschlagen möchte, stört der ungewöhnliche Widerstandsverlauf beim drücken der Tasten etwas (erst fester, dann plötzlich leicht).
E-Pianos und Orgeln finde ich für diese Preisklasse ebenfalls sehr annehmbar. Die Jazz-Orgel hat einen leichten Rotary inklusive und das Rhodes verzerrt schön, wenn man richtig in die Tasten haut. Die Extra-Sounds machen größtenteils richtig Spaß, zumindest solange man hier keinen perfekten klanglichen Feinschliff erwartet. Zu-/Abschaltbare Effekte beschränken sich auf Reverb und Chorus. Mit der Bedienung kam ich sofort klar und das am integrierten Ständer fixierbare Fußpedal fiel ebenfalls positiv auf.
Korg SV-1
(ca. 1.500,- )
Der eigentliche Grund, weshalb ich dieses Thema wieder konkreter verfolge. In das 73-er Modell habe ich mich bei der Internet-Recherche ein wenig "verguckt und verhört". Ausgestellt war allerdings der große Bruder mit 88 Tasten, dessen braune Kunststoffendkappen das ansonsten sehr schöne, un-technische Retro-Design etwas trüben. (Das SV-1 hat keine eingebauten Lautsprecher.)
Zunächst eine kleine Überraschung bei der Tastatur: Obwohl angeblich die gleiche wie im SP-250 (RH-3 Hammer Action), empfand ich sie schwammiger als beim halb so teuren 250er! Kein Unterschied wie Tag und Nacht, aber es ist mir bei jedem Wechsel vom oder zum SV1 aufgefallen. Im Vergleich zu den anderen Herstellern sind die Tastenzwischenräume zudem sichtbar unterschiedlich groß (übrigens auch beim SP-250). Das macht sich bei meinem Laien-Geklimper zwar nicht spielerisch bemerkbar, wirkt optisch allerdings etwas lieblos. Zumal ich auch die Haptik der Korg-Tastatur als eher plastikmäßig empfand. In Punkto Klaviatur bin ich vom SV-1 also etwas enttäuscht. Ich frage mich, ob Korg die Tasten wegen des E-Piano- und Orgel-Schwerpunkts hier bewusst etwas weicher abgestimmt hat?!
Die Schalter und Regler hingegen laden zum - wer hätte das gedacht - Regeln ein. Schön analog-physisches Bediengefühl, so mag ich das. In Sachen Sound liegt der Schwerpunkt ganz klar auf Vintage. Die Effekt-Sektion ist amtlich - regelbare Vintage-Effekte bis zum Abwinken machen den zahlreichen E-Pianos, Orgeln und sonstigen Sounds ordentlich Dampf unterm Retro-Hintern. Der Overdrive über die echte Röhre klingt dazu herrlich dreckig. Die Pianosounds sind passabel, aber im direkten Vergleich finde ich sie nicht komplett überzeugend. Insgesamt wurde das SV1 der großen Vorfreude nicht so ganz gerecht. Vor allem mit der Klaviatur und den Pianos wurde ich nicht so recht warm. Sehr schade, zumal die kompakte 73-Version meinen Platzverhältnissen eher entgegen kommen würde und dazu ziemlich cool ausschaut.
Casio Privia PX-330/PX-3
(ca. 800,- )
Die einzigen beiden Geräte, bei denen ich anfangs ernsthaft überlegen musste, wie man die Sounds richtig umschaltet. Vielleicht nur ein unglücklicher Start, aber die kaum unterscheidbaren Buttons und das Display mit verschiedenen Funktionsebenen und "Registration Memory"-Gedöns etc. fand ich nicht unbedingt intuitiv. Tastatur und Pianosound sind mir nicht besonders negativ in Erinnerung geblieben, die Zusatzsounds trafen jedoch nicht so ganz meinen Geschmack. Allerdings habe ich die Casios letztendlich nicht mehr sonderlich intensiv getestet.
Casio Privia PX-130
(ca. 550,- )
Gut aussehendes Gerät wie ich finde. Schlicht, aber durch das geschwungenen Gehäuse nicht langweilig. Tastatur ist relativ leichtgängig und gar nicht mal so schlecht. Die Pianosounds sind ganz passabel, E-Pianos und Orgel eher mäßig. Da lege ich in der Kategorie lieber ein paar Euro drauf für das SP-250.
Roland FP-4F
(ca. 1.400,- )
Erster Eindruck: Tolles Anfassgefühl der Tasten! "Ivory Feel" ist also nicht nur Marketing-Geschwurbel. Eigentlich auch sonst eine klasse Tastatur, aber leider irgendwie recht träge - schnelle Notenfolgen werden rasch anstrengend. Grundsätzlich ein schlichtes, wertiges Äußeres und insgesamt erstaunlich kompakt. Die Regler und Knöpfe fallen dagegen Qualitativ etwas ab. Und wozu diese deplatziert wirkenden Chromnippel auf den zwei ansonsten schwarzen Dreh-Reglern? Die Bedienbarkeit bleibt davon unbeeindruckt und geht intuitiv von der Hand. Das kleine einfach strukturierte Display ist dabei durchaus hilfreich.
Der Klang des "SuperNatural Piano" ist wirklich hervorragend, ich finde der beste von allen hier aufgeführten Geräten! Neben einer ganzen Menge für mich überflüssiger, aber durchaus passabler Firlefanz-Klänge bietet es zudem ein paar richtig schöne E-Pianos und Orgeln. Die sind sogar so gut, dass mich die magere Effektsektion - bestehend aus Reverb und (nur für die Orgel) Rotary - überhaupt nicht stört. Kleine Kritik: Die Kopfhörer-Eingänge sind hinten angebracht, das machen die anderen Hersteller besser. Schade, dass die Klaviatur so "repetitions-unfreundlich" ist, ansonsten nahezu perfekt.
Kawai ES6
(ca. 1.260,- )
Äußerlich excellenter Eindruck, gute Verarbeitung und hochwertige Materialien. Wirkt sogar noch eleganter als das Roland, baut dafür etwas tiefer. Anstelle des flachen Schiebereglers für die Lautstärke würde ich mir jedoch einen Drehregler oder einen griffigeren Fader wünschen. Die Tastatur gefällt mir insgesamt recht gut. Sie ist zum Glück etwas leichtgängiger als beim Roland, reicht beim Anfassgefühl aber nicht an die Ivory-Feel-Beschichtung heran. Der Pianosound ist - gemessen am Alter des ES-6 - sehr gut. Wenn auch nicht ganz auf Augenhöhe mit Rolands neuer "Super Natural" Tonerzeugung.
E-Piano und Jazz-Orgel konnten mich hier allerdings nicht vollständig mitreißen, was angesichts des ansonsten überzeugenen Eindrucks etwas schade ist. Das E-Piano ist prinzipiell ganz ok, kommt aber letztendlich nicht so richtig in Fahrt. Es bleibt zu harmlos. Dreckig wirds erst wenn man RICHTIG fest reinhaut und dann auch nur leicht und eigentlich nur in den tieferen Oktaven. Die Jazz-Orgel klingt nach Kaffeekranz im Altenheim. Die zuschaltbaren Rotary- und Overdrive-Effekte konnte ich so gut wie gar nicht wahrnehmen (defekt?). Bleibt das Hoffen auf einen Nachfolger mit besseren Zusatz-Sounds und der neuen Kawai Ivory-Touch-Tastatur (die z.B. im MP6 verbaut ist).
Yamaha CP33 (ca. 1.050,- )
Das CP33 sieht etwas kunststofflastig und irgendwie "technisch" aus. Dafür hat es eine erfreulich gute, auch haptisch hochwertige Tastatur, die aber zur strafferen Sorte gehört. Es gibt lediglich zwei Piano-Sounds + ein Mono-Piano. Die sind zwar sehr solide, es fehlt aber irgenwie das gewisse Etwas. Dank der "Variation" geht einer der E-Piano-Sounds und eine Jazz-Orgel noch als annehmbar durch. Kommt aber nicht an die Roland-Sounds heran und ich finde sogar einige Sounds des Korg SP-250 rocken besser. Es hat im Gegensatz zum P155 keine eingebauten Lautsprecher.
Yamaha P155 (ca. 1.260,- )
Das P155 finde ich optisch etwas schicker als das CP33. Für den Preis dürfte es aber gerne etwas weniger Plaste sein. Die Tastatur empfand ich genau wie beim CP33 - gut, aber etwas straff. Die Piano-Sounds sind ebenfalls vergleichbar wobei das Mono-Piano fehlt. E-Piano und Orgeln konnten mich nicht so recht überzeugen. Im Gegensatz zum CP33 bietet das P155 keine 2 "Variations" pro Sound und es fehlen ausgerechnet die flotteren. Angesichts des Preises würde ich hier wohl Kawai oder Roland vorziehen.
Kurzweil Mark Pro One iS
(ca. 700,- )
Für den Preis passable Tastatur und schönes Piano. Sehr aufgeräumtes Bedienfeld und angenehm schlichtes Design. Die Güte der Materialien ist allerdings der Preisklasse entsprechend und eher etwas fürs Gäste- denn fürs Wohnzimmer. Die Bedienung ist theoretisch sehr simpel in der Praxis fehlen jedoch Beschriftungen über der Klaviatur, die angeben würden, hinter welchem Key sich welcher Sound verbirgt. Da es von letzteren eine ganze Reihe gibt, wird das Auswählen zum Ratespiel. E-Piano war ganz brauchbar, an die Orgel kann ich mich nicht mehr erinnern.
Clavia Nord Electro 3
(ca. 2.200,- bzw. 1.700,- )
Nur kurz angespielt und ansonsten einem - aus meiner Warte - "Könner" zugehört. Super Sound und Verarbeitung, aber die Hammermechanik-Variante liegt weit oberhalb meines Budgets und die weiche Waterfall-Tastatur ist fürs Klavierlernen vermutlich nicht so ganz optimal. Regler und Knöpfe sind solide, die Bedienung erfordert angesichts der gebotenen Möglichkeiten etwas Einarbeitung schätze ich.
Meine derzeitigen Favoriten sind Roland FP-4F, Kawai ES6 und Korg SP-250 (Preis-/Leistungs-Sieger). Leider ist keiner der Kandidaten absolut perfekt. Daher werde ich demnächst auch noch das Roland FP-7F, Kawai MP-6 und Yamaha CP-50 antesten.
Mich würde jetzt natürlich sehr interessieren, ob ihr ähnliche Erfahrungen mit den Pianos gemacht habt oder welche Aspekte ihr vielleicht völlig anders empfindet. Sollte jemand noch Fragen zum ein oder anderen Gerät haben, werde ich gerne versuchen, diese so gut es geht zu beantworten.
Schöne Grüße
P.S. Wer 2-3 Stunden die ewig gleichen, wenigen Akkorde spielt und hört, hat am Ende einen guten Grund mehr, endlich richtig Klavierspielen zu lernen.
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