4 Gitarren für 60,- €

LeGravier
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Hallo Gemeinde,
ich habe kürzlich den Schnapper des Jahres gemacht. 4 Gitarren für 60,- €...

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Von links nach rechts:

1.: Klira Triumphator: Verrostete Mechaniken, fehlende Brücke, kleiner Längsriss in der Zarge, sehr veschmutzt
2.: Admira Paloma: Umbau auf 5-saitigen Banjo-Hals, alle Mechaniken Schrott, ganz furchtbar handbemalter Hals und Kopf, Stahlsaiten, dadurch teilweise Ablösung der Brücke, Holzabplatzer rechts unten in der Decke
3.: Krapok P-Bass: 2 defekte Mechaniken, schlechter Gesamtzustand, Schrammen, Kratzer usw.
4.: Höfner Konzertgitarre: Kopf zwischen Sattel und unteren Mechaniken gebrochen, Jack Daniels Tag rechts unten, allgemein dreckig

Ich war schon länger auf der Suche nach einer Archtop Gitarre mit F-Löchern, also genau so etwas, wie diese Klira. Nachdem ich sie gereinigt habe, stellte sich heraus, daß sie in einem ganz guten Zustand war. Man muß dazu sagen, daß diese Gitarren als Deko in einer Kneipe hingen. Dementsprechend waren sie ziemlich sparkig... Silikonentferner und Music Nomad "The Guitar ONE" waren sehr hilfreich, die ungewünschte Patina zu entfernen. Auch die anderen Gitarren habe ich so erst einmal in einen Zustand gebracht, daß man keine Handschuhe braucht, um sie anzufassen.

1. Klira Triumphator: Nach der Reinigung habe ich erst einmal eine Archtop Brücke mit Knochensteg bestellt, dann die Mechaniken abmontiert, zerlegt und in Backpulver mit Tafelessig eingelegt. Da der Saitenhalter angenietet/genagelt ist und ich die Originalität nicht verändern wollte, habe ich sie mechanisch mit Stahlwolle entrostet. Den Riß in der Zarge habe ich mit Ponal Express gefüllt und mit einer Zwinge fixiert. Dann habe ich noch das Griffbrett mit Stahlwolle bearbeitet und den gebrochenen Sattel getauscht und nachgekerbt. Das war einfach, da das Griffbrett einen Nullbund hat. Ein paar kleine Löcher wiesen darauf hin, daß original ein Schlagbrett montiert war. Ich habe dann ermittelt, wie es einmal aussah und nachgebaut. Dazu habe ich eine 1-schichtige Pearl white Kunststoffplatte und eine 3 mm Sperrholzplatte in Form gesägt, danach in die Sperrholzplatte eine Senkkopfschraube und einen Winkel eingesetzt und dann die Pearl-Platte aufgeklebt. Die Rückseite und die Ränder habe ich schließlich schwarz lackiert. Als Halter hatte ich noch einen Winkel eines DIY-Les Paul Nachbaus, der kein Schlagbrett bekommen hat. Nachdem die Saiten und die Brücke hier eingetroffen waren, habe ich sie aufgezogen/montiert und festgestellt, daß die Saitenlage etwas niedrig war, auch wenn ich den Steg weit hochdrehe. Abhilfe schaffte ein Lackrührknüppel, der genau die richtige Dicke hat. Diese Rührknüppel sind aus Buche, also hart genug, um die Schwingungen der Brücke sauber zu übertragen. So, wie sie jetzt ist, klingt die Gitarre so richtig prima und die Saitenlage ist nahezu perfekt. Ich werde aber die Buchenerhöhung noch etwas überarbeiten und mit "Brown Mahagony" beizen. Dazu später mehr.

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2.: Admira Paloma: Ursprünglich war das die Gitarre, die mich am meisten interessierte. Als ich dann ein bißchen dran rumgeschliffen hatte, änderte sich das. Es ist eine "stinknormale" Konzertgitarre, an der sich ein Bastler relativ kreativ ausgelassen hat. Hals und Kopf wurden so verändert, daß er im weitesten Sinne einem 5-saitigen Banjo ähnelt. Die Mechaniken sind tot und der Rest ist auch nicht gerade einladend. Ich habe die Stahlsaiten entfernt und es in den Gitarrenständer "für später" gestellt. Wenn ich mich da dranmache, werde ich es hier posten.

3.: Krapok P-Bass: Es scheint ein ziemlicher Billig-Bass zu sein und er ist extrem schwer. Die Tonabnehmer funktionieren offensichtlich, aber der Allgemeinzustand ist so, daß ich noch keine Lust habe, daran rumzubasteln. Also ab in den Gitarrenständer "für später".

4.: Höfner Konzertgitarre: Wie schon geschrieben war der Kopf gebrochen und wurde geleimt. Das sah richtig Shice aus, da es Spalten und Risse gab, die nicht sehr vertrauenserweckend wirkten. Ich habe die Mechaniken abmontiert, zerlegt und in Backpulver mit Tafelessig eingelegt und dann versucht, den Bereich nochmal zu brechen, aber es war deutlich stabiler, als erwartet. Noch dazu war der Kopf absolut passgenau geklebt. Ich habe nun in alle Risse und Spalten und Risse dünnflüssigen Sekundenkleber laufen lassen und danach die größeren Spalten mit 2-K-Polyesterspachtel geglättet und verschliffen. Nach kurzer Recherche habe ich herausgefunden, daß ähnliche Gitarren von Höfner eine schwarz lackierte Kopfplatte haben. So mußte ich nur den rückseitigen Bereich optisch ans Holz anpassen und habe dann die Front schwarz lackiert. Dann habe ich noch den No 7-Tag mit Spiritus entfernt und die ganze Gitarre (bis auf das Griffbrett) mit Hartwachs abgerieben. Das Griffbrett hat, wie auch die Klira, eine ordentliche Portion F-One-Öl bekommen. Bei der Rückseite des Kopfes kann man noch erkennen, daß da etwas repariert wurde und falls ich sie irgendwann verkaufen sollte, werde ich den Käufer darauf hinweisen. Es geht hier also nicht ums "vertuschen" von Unfällen, wie es so gern bei Autos gemacht wird. Ich glaube allerdings, daß der Kopf nach der Reparatur genauso gut ist, wie vor dem Bruch. Bei so einer Konzertgitarre ist ja auch nicht viel Belastung drauf. Die Saitenlage und Bespielbarkeit sind super.

Vorher.jpg
Fertig.jpg


Alles in Allem denke ich, daß es gut investierte 60,- € waren. Die Klira dürfte, wenn ich fertig bin, ca. 400,- € wert sein und die Höfner ca. 140,- €. Also ca 480,- € Gewinn. Wenn ich die Arbeitszeit und die Kosten für Brücke und Saiten davon abziehe, komme ich irgendwie bei 0 (in Worten Null) raus, habe aber noch 2 Gurken übrig. Da ich das Ganze aber Hobbymäßig betreibe, bin ich mit der Kosten-Nutzen-Rechnung mehr als zufrieden.

Falls oder wenn ich bei den anderen Beiden beigehe, poste ich es hier.
 

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