"Vorgaben" hört sich so an, als ob diese willkürlich wären. In die Empfehlungen der EGTA sind wissenschaftliche Ergebnisse von Ekard Lind eingeflossen, der immerhin mehrere Jahrzente an Hochschulen gelehrt hat. In seiner Studie steht vor allem der Spielkomfort des Gitarristen im Vordergrund.
Natürlich sind diese Vorgaben "willkürlich". Es sind auf Erfahrungen basierte Empfehlungen, die, meiner Meinung nach, teilweise sehr verwaschen sind und viele verschiedene individuelle Merkmale vernachlässigen, gleichzeitig aber versuchen so etwas wie einen allgemeinen Durchschnitt darzustellen.
Das geht schon da los, wo sie die Mensurlänge an eine Körpergröße koppeln wollen.. Da hängen noch so viele andere Faktoren mit dran und erst die Gesamtheit hat mMn irgendeine Aussagekraft.
Ist nur meine persönliche Meinung, aber ich hab mich da schon öfter dran gestoßen und empfinde diese "Vorgaben" als eher erzwungene Verwissenschaftlichung mit sehr weichen Grenzen, die letztlich nicht viel aussagt.
Diese Vorgaben, die sie machen sind ja nicht verbindlich. Kein Gitarrenbauer ist daran gehalten diese Nomenklatur einzuhalten, oder Gitarren nach den Vorgaben zu bauen. Das Einzige, wo diese Angaben verbindlich sind, ist ihr eigener Gitarrenbauwettbewerb, wo sie dann sagen, dass "Abweichungen bis maximal 10% toleriert werden".. wenn man dann in die Tabelle guckt, bedeuten 10% eigentlich immer, dass man da im Bereich des nächst-größeren oder -kleineren Modells liegt..
Um also zu deiner Frage zu kommen:
Die Begriffe "4/4" und "7/8" sind schon nicht eindeutig definiert (auch wenn die EGTA das ein wenig suggeriert), daher kann man deine Gitarre nur schwerlich einer solchen Kategorie zuordnen.
Ich besitze eine Gitarre (gekauft als "7/8" Gitarre) mit 64,5cm Mensur (das wäre also 4/4 laut EGTA), 46cm Korpuslänge (das wäre 3/4) und 32,5cm Korpusbreite (das wäre 1/2)..
Den Gitarrenbauer von nebenan interessiert es nicht, was da irgendein Verein an Zahlen in Tabellen schreibt. Der will seine Gitarren verkaufen und baut die so, wie er denkt, dass sie passen und benennt sie dann hinterher so, wie er denkt, dass er sie am besten verkaufen kann.
Und die Verkäufer im Laden gehen ähnlich vor..
Und aus mehr als zehnjähriger Erfahrung als Gitarrenlehrer kann ich dir sagen, dass du als erwachsener Anfänger am Anfang sowieso mit einer Menge anderer Dinge deutlich mehr Probleme haben wirst, als mit der Größe deiner Gitarre.
Es ist ja nicht so, dass da da im ersten Jahr irgendwelche Spreizgriffe über 6 Bünde greifen wirst, wo dann wirklich mal der eine oder andere fehlende Millimeter ins Spiel kommt.
Also leg dich da nicht so sehr auf irgendwelche Zahlentabellen fest, sondern nimm das Ding in die Hand, ganz egal, was draufsteht. Je mehr du spielst, desto mehr wirst du deine individuellen Vorlieben kennenlernen, und wenn du dann merkst, dass du irgendwo mit deiner Gitarre an bestimmte physikalische Grenzen triffst, dann kannst du gezielt nach einer neuen schauen