3 USB Interfaces <200EUR Shootout

andi.k
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Hi!

Ich habe ein paar USB-Audiointerfaces auf ihre Latenzen hin getestet - vielleicht hilft das auch einigen anderen bei der Kaufentscheidung.

Mich interessierte vorallem die Output-Latenz, da ich Softwareinstrumente über Masterkeyboard spielen will.

Zum einen waren Kontakt4 Player + New York Grand und Pianoteq 3.6.5 am Start um zu sehen, bei welcher minimaler Latenz nichts knackst.

Der aussagekräftigste Test war, in Cubase gleichzeitig Midi und Audioausgangssignal aufzunehmen (über eine zweite Soundkarte) und den Versatz anzuschauen zwischen Midi- und Audiodaten. Das ganze habe ich noch mit nem Hardware Expander verglichen (GEM RP-X). Der Testsieger kommt da ganz dicht ran. Das Testergebnis lässt sich jedoch schwer in Zahlen veröffentlichen. Könnte höchstens nen Screenshot machen.

Für Gitarristen ist die Round-Trip-Latenz interessanter. Die habe ich nur mit CEntrance Latency Test Utility getestet, aber nicht mit nem echten Gitarre->Interface->VST-Effekt->Lautsprecher-Setup.

Für die Messungen habe ich den Rechner vom Netzwerk getrennt, den WLAN-Stick abgezogen und fix auf maximalen CPU-Takt gestellt. Für den Midi-In habe ich _nicht_ das zu testende Interface genommen sondern ein zusätzliches USB-Midi-Interface, um gleiche Bedingungen zu schaffen. Ausserdem wurde für das Audio-Interface immer der gleiche USB-Port verwendet.

Testsystem: Windows XP 32Bit, AMD Opteron 170 2GHz Dualcore 2x1MB Cache, 1GB RAM

Pianoteq habe ich mit 128er Polyphonie voll ausgelastet.

Alle Messung mit 16Bit Auflösung.

Ergebnis (Platzierung anhand von Versatz von Midi und Audio im letzten Test):

Platz 1: Focusrite Saffire 6 USB, rund 169EUR (ich hab's für 129EUR im Adventskalender gefunden)
+ trotz USB 1.1 ist es das schnellste Interface
+ im Treiber in 1ms Schritten einstellbare Puffergrößen
* beste ASIO-Einstellung: 4ms / 192S / 48kHz (deutlich weniger Knackser als mit 44.1kHz)
-> 4.0+9.3=13.3ms Output-Latenz im Kontakt4 Player
-> 23ms Round Trip mit CEntrance Latency Test Utility
+ Truepianos kann man sogar mit 1ms/48Samples/48kHz knacksfrei spielen wenn man die Prozesspriorität erhöht
+ super verarbeitet, Metall-Potiknöpfe, Neutrik Kombi-XLR/Klinkenbuchsen, leider nur 2 symmetrische Ausgänge (und 4x Cinch)
- mäßige Softwareausstattung (Ableton Live Lite 8)

Platz 2: Tascam US-122 MK II, 139EUR
*USB 2.0, Treiber 2.0, Firmware 2.01
-Treiber hat nur 5 Einstellungen (lowest (=49S), low (=128S), normal (=128S), high (=256S), highest)
* beste ASIO-Einstellung: normal (128Samples), 44.1kHz (48kHz bringt nichts)
-> 2.9+15.6=18.5ms Output-Latenz im Kontakt4 Player
-> 22.4ms Round Trip mit CEntrance Latency Test Utility
- Verarbeitung fällt deutlich zurück hinter den anderen beiden, klapprige Poti-Knöpfe, nur Seitenteile aus Alu, Rest Plastik
- Treiber hat nur 5 grobe Latenzeinstellungen
- mäßige Softwareausstattung (Cubase 5 LE)

Platz 3: Native Instruments AUDIO KONTROL-1, 179EUR
* USB 2.0, Firmware 24, aktuellster Treiber 2.0.15
+ Treiber hat 2 Einstellungen für Puffer - USB-Puffer und Audio-Puffer
- leider resultieren daraus zumindest bei den kleinen Latenzeinstellungen ziemlich krumme Puffergrößen (88, 176, 264, - alles nicht durch 64 teilbar)
* beste ASIO-Einstellung: 2ms USB, 10ms Audio, 44.1kHz, ergibt 440 Samples (48kHz bringt nichts)
-> 10+5.4=15.3ms Output-Latenz im Kontakt4 Player
-> 28ms Round Trip mit CEntrance Latency Test Utility
- Treiber machen instabilen Eindruck, theoretisch müsste das Interface vom Gefühl her auch bessere Werte schaffen, aber es ist schon so lange auf dem Markt und der Hersteller scheint sich wenig Mühe zu machen, das zu optimieren. Es gibt periodische Spikes bei der CPU-Auslastung, was zu knacksen führt. Bei den anderen Interfaces konnte ich das in dieser Intensität nicht beobachten.
+ tolle Verarbeitung, 4 symmetrische Ausgänge, aber nicht ganz so überzeugend wie Focusrite (keine verschraubten Midi-Buchsen an der Rückseite)
+ nettes Software-Pack (u.a. Cubase 5 LE, 3.2GB New York Concert Piano (ein Steinway D) , 25EUR-Gutschein)

Damit wäre auch gezeigt, dass USB2.0 - zumindest von der Latenz her - keine Vorteile bringt. (Bei der erreichbaren Bandbreite und der resultieren max. Anzahl von Eingangs/Ausgangsströmen und erreichbaren Auflösungen/Abtastraten ist das natürlich was anderes...)

Mit ASIO4ALL konnte ich aus den Interfaces nicht wirklich mehr herausholen.

Das alles wiegesagt unter Windows XP. Windows 7 ist sicher eine andere Geschichte, aber dazu fehlt mir leider die Zeit.

Wichtig zu erwähnen ist noch, dass alle Interfaces sich als multiclientfähig herausgestellt haben. D.h. man kann gleichzeitig z.B. einen MP3-Player laufen lassen und über ASIO ein VSTi spielen.
 
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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vielen Dank für den ausführlichen Test!

Da hast du dir aber echt Mühe gemacht!

Gruß
hisdudeness
 
Danke danke:)

Hier noch der Screenshot vom Cubase-Test. Die Einheit auf der Zeitleiste ist Samples (es wurde bei 44.1kHz aufgenommen). Pro Scalenstrich sind es demnach 50 Samples.

Demnach kommt das RP-X auf 12ms. ABER: da ist noch die Eingangs-Latenz der Soundkarte mit drin, mit der ich den ganzen Kram aufgenommen habe!! Ausserdem gibt es noch ne Latenz von vielleicht 1-2ms auf der Midi-Spur.

Deshalb kann man das Ganze nur relativ zueinander beurteilen! Deshalb das RP-X als Referenz...

Focusrite ist demnach 7,9ms langsamer als das RP-X / Tascam: 12,5ms / NI AK1: 26,1ms

Zu bedenken ist bei der ganzen Latenz-Geschichte auch noch folgendes: die Latenzen, die man im ASIO-Panel einstellt und die ggF. in Cubase/Kontakt/etc. angezeigt werden sind nicht unbedingt die Realität!

Native Instruments gibt jedoch im ASIO-Pannel sehr genaue Werte an für Ein- und Ausganglatenz, d.h. ich konnte diese mit dem Latenz-Test-Utility verifizieren. Dafür lesen sich die angezeigten Pufferwerte von z.B. 352 Samples jedoch nicht so werbewirksam im Vergleich zu den 128 Samples bei Tascam.

Es gibt neben Audiopuffern nämlich noch weitere Puffer (USB-Puffer, zusätzliche unveränderliche Puffer in der Hardware, etc.). Tascam hat z.B. 2 Varianten für 128S Audio-Puffer: low und normal, jeweils mit unterschiedlichen resultierenden Gesamtlatenzen. Bei Native Instruments kann man den USB-Puffer getrennt vom Audiopuffer einstellen.
 

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Also, erst einmal auch von mir ein Lob. Ich benötige zwar keinen Test mehr, aber vielen anderen Usern wird das vieleicht eine sehr gute Hilfe sein.
Ich möchte kurz noch eine kleine Info zum Tascam US-122Mk2 los werden. Ich hatte das Gerät im Test und habe auch von verschiedenen anderen Nutzern gehört, dass es bei einigen PCs zu gehörigen Treiberproblemen kommt.
Ich möchte das Gerät nicht schlecht reden, alle bei dem es 1a läuft werden bestimmt ihre Freude mit haben, aber ich finde es schon wichtig zu wissen, dass es eventuell nicht richtig funktionieren könnte.
 

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