1x10 Bass Box für Akustik & Fretless Bass - Wohnzimmer- und Tieftontauglich (Selbstbau)

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ABass87
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Nach langen Jahren der Abstinenz wollte ich mir wieder eine Bass Box bauen, nachdem mir diverse Combos im unteren Preissegment gar nicht zugesagt hatten.
Ziel war eine Box in annehmbarer Größe, mit möglichst echtem Tiefgang (41,2 Hz) und neutralem Klangcharakter für Stile wie Singer / Songwriter, Jazz, Blues usw. und vorzugsweise für Akustikbass. Mein Klangideal ist eher warm und weich.
Nach viel Suchen fiel die Wahl auf den 10" Beyma SM110/N, da er
  1. in einem 45l Gehäuse entsprechenden Tiefgang erreicht
  2. mit 95dB Schalldruck (Herstellerangabe) einen ausreichend hohen Wirkungsgrad hat
  3. mit 3,9 kg alles nicht zu schwer macht
  4. preislich im Rahmen bleibt
Tieftöner
Die üblichen Empfehlungen (Eminence, Celestion usw.) konnten diesen Kriterien nicht stand halten, insbesondere wären wesentlich größere Gehäuse erforderlich.
Die Simulation mit BassCADe ergab ein 45l (netto) Gehäuse mit 2 Bassreflexrohren à 7,5 cm Durchmesser und 15,5 cm Länge. Der simulierte Frequenzgang sollte eine untere Grenzfrequenz (-3dB) von 49 Hz ergeben., f-6dB bei 42 Hz. Als Bassreflexrohre wählte ich die Trompetenrohre TR76, da passt Durchmesser und Länge und sie lassen sich gut einbauen.
1 Simulierte Frequenzgang.png

Mitteltöner
Um auch die Mitten gut darstellen zu können (der TT wird nur bis 1600 Hz empfohlen), wählte ich einen konventionellen Mitteltöner: Visaton MR 134 - echt günstig und vor allen Dingen mit geschlossener Rückseite. So erspart man sich den konstruktiven Aufwand mit einem extra Gehäuse.
Weiche
Da der MT nur bedingt belastbar ist, musste ein steiler 12dB Hochpass her, der den MT zu den Tiefen hin abkoppelt. Der TT wird nur einem 6dB Tiefpass betrieben, um unnötige Verluste zu vermeiden. Als Drossel für den Tiefpass wurde deshalb auch eine Spule mit Ferritkern mit geringem Widerstand gewählt (nicht die erste Wahl für Hifi, aber das machen wir ja auch nicht).
Die Simulation mit Boxsim Visaton ergab dann mit viel Ausprobieren eine Weiche mit einer Übergangsfrequenz von ca. 3500 Hz. Schaltplan anbei - Achtung: der MT muss verpolt angeschlossen werden, um einen einigermaßen ebenen Frequenzgang zu erreichen.
Beyma 40l simuliert mit Visaton Mr 130 und Weiche.JPG

3. Weiche.png

Gehäuse
Damit's schön aussieht, habe ich Multiplex Birke in 15mm gewählt (Front 18mm wg. der vielen Löcher), geschliffen und mit Osmo Wachs behandelt, für Deckel und Boden MDF 19mm mit schwarzem PU Lack. Auf der Frontplatte ist mittig eine Verstärkungsleiste, mitten drin ein Verstärkungskreuz. Dies vermeidet ein Mitschwingen und unterdrückt somit Resonanzen (das ungeliebte Dröhnen bei bestimmten Frequenzen). Die Box wird mit einem Paket Visaton Dämpfungsmaterial für 20l locker hinter dem TT befüllt (nicht vor den BR Rohren!), um stehende Wellen zu bedämpfen. Der TT wird mit einem Schaumstoffring und Dichtstreifen eingebaut, da er eigentlich für den Einbau von hinten vorgesehen ist. Die Weiche wurde auf die Rückseite geschraubt. Das Gehäuse wurde verleimt und geschraubt, die Rückseite nur geschraubt, aber mit Dichtstreifen eingebaut.
Im Deckel ist ein Tragegriff eingelassen, damit kann man sie bei ca. 17 kg Gesamtgewicht noch einigermaßen tragen.
Höhe: 64 cm
Breite: 34 cm
Tiefe: 28 cm
Klang
Der Klang ist wie erwartet neutral, mit einem deutlichen Spektrum an Mitten (trotz des geringen Wirkungsgrades des MT) und die E-Saite klingt echt (nicht wie bei den von mir getesteten Combos), kein Dröhnen. Für Akustik Bass genau richtig, der Fretless klingt super, selbst der alte JB Nachbau geht wieder. Im Vergleich zu einer alten Riesenbox mit EV 15B (inkl. MT, nicht tragbar im wahrsten Sinne des Wortes) leiser, mehr Tiefen, wärmer, aber trotzdem neutraler. Sicherlich nichts für richtig laut und nicht super durchsetzungsstark, aber für mich passt es und es hat Spaß gemacht. So kann sie auch im Wohnzimmer stehen.

Das Modell heißt übrigens "Delta" :)
 
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Herzlich willkommen im Musiker-Board!

Gefällt mir gut Dein Eigenbau. Dafür gibt `s gleich erst man `nen Begrüßungskeks oder zwei...

Viel Spaß noch hier im Forum!

.
 
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Lösungen abseits der üblichen Pfade sind immer interessant. Mir stellen sich aber ein paar Fragen.
Wie hast du den Beyma in Boxsim reinbekommen? Hast du Messdaten in einem in Boxsim auswählbaren Gehäuse, die du dann importiert hast?
Welche zusätzlichen Verluste meinst du bei Verwendung einer höheren Ordnung für den Tiefpass? Bei 2. Ordnung hast du kein weiteres Serienelement, könntest aber sauberer/tiefer trennen.
Wie sieht die Impedanzkurve simuliert aus? Hast du diese auch gemessen? Ist ja eine vergleichsweise einfache Methode, um grundlegende Dinge wie die Bassreflexabstimmung, die Weichenfunktion und Gehäuseresonanzen zu überprüfen.
Warum hast du den Hochtöner nach unten montiert und mit so viel Abstand zum Tieftöner? Bei der hohen Trennfrequenz hätte ich versucht, die Distanz so klein wie möglich zu machen.
Die 2 Spulen auf der Weiche sind nahe beieinander und nicht so orientiert, dass sie sich möglichst wenig beeinflussen. Hast du das bewusst so gewählt?
Schwarze Schrauben und versenkte Chassis hätten die Box aus meiner Sicht optisch aufgewertet.
 
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Wie hast du den Beyma in Boxsim reinbekommen?
Ich habe die Daten für Frequenzgang und Impedanz des Beyma aus den Kurven des Herstelles so genau wie möglich übernommen und ein vergleichbares Gehäuse gewählt. Im Bassbereich sind die Werte recht ungenau und insgesamt ist das ein Notbehelf und nicht ideal. Weder das Abstrahlverhalten noch der Frequenzgang in den Tiefen interessierte mich dabei.
Welche zusätzlichen Verluste meinst du bei Verwendung einer höheren Ordnung für den Tiefpass?
Bei Verwendung einer 12dB Weiche mit einem Kondensator parallel geht Leistung über den Kondensator verloren - so zumindest mein Verständnis einer Parallelschaltung.
Bei 2. Ordnung hast du kein weiteres Serienelement, könntest aber sauberer/tiefer trennen.
Der MT ist ein "Add-On", mir ging es vorrangig um möglichst viel Power im Tieftonbereich. Tiefer trennen traue ich dem MT nicht zu - es ist ein einfacher MT für den Hifi Bereich, der mit 80W nominal bei 800Hz Trennfrequenz angegeben ist. Da der TT allerdings 200W ab kann, wollte ich kein Risiko eingehen und habe die Übergangsfrequenz entsprechend hoch angelegt. Ich bin Hobbybastler und kenne das Frequenzspektrum beim Basspiel nicht, möglicherweise wäre eine niedrigere Übergangsfrequenz kein Problem.
Meiner dunklen Erinnerung nach ergab sich mit dieser Auslegung einer der ausgeglichensten Frequenzgänge, wohlgemerkt simuliert.
Wie sieht die Impedanzkurve simuliert aus?
Simulation Weiche mit Impedanzkurve.JPG

Hast du diese auch gemessen?
Nein, mir fehlt das Equipment dafür.
Warum hast du den Hochtöner nach unten montiert und mit so viel Abstand zum Tieftöner?
Es wird empfohlen, die BR Rohre möglichst weit entfernt vom TT anzubringen. Bei der hohen Konstruktion ergab sich somit dieses Design. Der MT ist ein Add-On und der höchste Schallanteil kommt bei diesem Entwurf nach wie vor aus dem TT. Außerdem hatte ich die Stabilität der Schallwand mit den vielen Ausschnitten im Kopf.
Die 2 Spulen auf der Weiche sind nahe beieinander und nicht so orientiert, dass sie sich möglichst wenig beeinflussen. Hast du das bewusst so gewählt?
In diesem Sinne natürlich nicht. Ich habe versucht, die Anzahl der Löt- und Kontaktstellen zu minimieren. Aber danke für den Hinweis.
 
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Bei Verwendung einer 12dB Weiche mit einem Kondensator parallel geht Leistung über den Kondensator verloren - so zumindest mein Verständnis einer Parallelschaltung.
Da geht keine Leistung verloren, es werden Signale oberhalb der Trennfrequenz stärker gefiltert. In Leistungen sollte man beim Lautsprecherbau sowieso nicht so sehr denken. Enstufen sind Spannungsquellen und Lautsprecher machen aus Spannung Schalldruck.
An den Frequenzgängen der Einzelchassis sieht man, dass die Filterung nicht so sauber funktioniert. Der MT übernimmt bei 3.5 kHz, fällt aber bis 500 Hz flacher ab, als es die Filterordnung eigentlich vorgeben sollte. Das wird an der Interaktion der Filterbauteile mit der Spitze im Impedanzgang des Chassis liegen, die auf Grund des minimalen Volumens (integriertes Gehäuse) vergleichweise hoch ausfällt. Boxsim hat dafür die schöne Anzeige der elektrischen Filterfunktionen.
Das Impedanzminium von rund 4 Ohm bei 4.5 kHz sieht auch nicht so schön aus. Kritisch sollte das allerdings nicht sein.
Eine Impedanzmessung lässt sich mit einem Interface mit Kopfhörerausgang, einem Widerstand, ein paar Kabeln und frei erhältlicher Software recht einfach durchführen.
Es wird empfohlen, die BR Rohre möglichst weit entfernt vom TT anzubringen.
Wer empfiehlt das?

Grundsätzlich gilt bei Musikerkisten immer, wenn es "klingt", ist es gut. Wenn das bei dir der Fall ist, ist alles gut.
 
Da geht keine Leistung verloren, es werden Signale oberhalb der Trennfrequenz stärker gefiltert.
"In einem Wechselstromkreis wirkt ein Kondensator als Wechselstromwiderstand mit einem frequenzabhängigen Impedanzwert." [Wikipedia zu "Kondensator (Elektrotechnik)]
In Leistungen sollte man beim Lautsprecherbau sowieso nicht so sehr denken. Endstufen sind Spannungsquellen und Lautsprecher machen aus Spannung Schalldruck.
Physikalisch wandeln Lautsprecher elektrische Energie, also das Produkt aus Spannung, Strom und Zeit in mechanische Energie um, nämlich Membranbewegung und somit Luftbewegung. Die Luftbewegung nehmen wir als Schall wahr. Die Endstufe ist da der Energieerzeuger.
An den Frequenzgängen der Einzelchassis sieht man, dass die Filterung nicht so sauber funktioniert.
Ich habe diverse Weichen simuliert, die verwendete hat in der Simulation das beste Ergebnis erzielt. Eine 12dB Weiche für den TT bei gleicher Trennfrequenz hat einen deutlichen schlechteren Frequenzgang ergeben, u.a. deshalb habe ich die beschriebene Auslegung gewählt.
Wer empfiehlt das?
Ich muss mich korrigieren: "... es hat sich jedoch in der Praxis bewährt, ..." [Hausdorf, Handbuch der Lautsprechertechnik] - Meine Erfahrung ist, dass sich so das Dämpfungsmaterial besser positionieren lässt (nämlich nicht vor den BR Rohren).

Die abschätzig "Musikerkiste" genannte Box ist eben für Bassgitarre gedacht (wir sind hier doch im Musikerboard, Abteilung Bass / Bastelecke, oder?) und nicht für Hifi, so etwas baut man in der Tat anders. Aber sie klingt für ihren Zweck, ich kann sie empfehlen und meiner Meinung nach besser als alle von mir angetesteten Combos.

P.S.: Eigentlich sollte dies eine Empfehlung für eine Bassgitarren Box sein, zum Selbstbau ermuntern und nicht abschrecken. Schade.
 
...
Die abschätzig "Musikerkiste" genannte Box ist eben für Bassgitarre gedacht (wir sind hier doch im Musikerboard, Abteilung Bass / Bastelecke, oder?) und nicht für Hifi, so etwas baut man in der Tat anders. Aber sie klingt für ihren Zweck, ich kann sie empfehlen und meiner Meinung nach besser als alle von mir angetesteten Combos.

P.S.: Eigentlich sollte dies eine Empfehlung für eine Bassgitarren Box sein, zum Selbstbau ermuntern und nicht abschrecken. Schade.
Hi,

vllt kam es bei Dir abschätziger von the flix rüber, als es ich es lese und als es, so wie ich the flix kenne, gemeint war (z.B. "Musikerkiste").
So lese ich auch sein "Grundsätzlich gilt bei Musikerkisten immer, wenn es "klingt", ist es gut. Wenn das bei dir der Fall ist, ist alles gut."
Ohne, dass ich vom Boxenbau wirklich was verstehe, würde mich der Frequenzverlauf bei der Box ohne alles Weitere auch eher abschrecken. Deshalb sind aber gerade Diskussionen und Erfahrungsberichte wie Deiner wertvoll.

Nicht, dass sich nun wirklich welche abschrecken lassen.

Gruß Ulrich
 
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Sehr schön, Ich habe mir auch ein kleine geschlossene 1×8'er Box fürs Wohnzimmer gebaut (für den Hotone Thunderbass als Topteil). Ich habe eine Frage zu dem Beyma Lautsprecher: alle Bassspeaker die ich kenne haben außen am Rand einen weichen, nach außen gewölbten elastischen Wulst. So eine gefalzte Pappesicke wie bei Deinem Beyma kenne ich nur von Gitarrenlautsprechern.... Verfärbt der Speaker dann nicht den Sound, wenn er so hart eingespannt ist?
 
Die Sicke ist nur ein Teil der Aufhängung der Membran, der andere ist die Zentrierspinne. In den Thiele-Small-Parametern (TSP) findet sich die Aufhängung (unter anderem) im Parameter Cms wieder. Diese sagt aus, um wie viel mm sich die Membran auslenkt, wenn 1 N auf sie wirkt. Je höher dieser Wert ist, desto "weicher" ist als die Aufhängung.
Eine Sicke aus Gummi ("Wulst") macht die Aufhängung eines Chassis noch nicht "weich", eine aus Gewebe ("gefalzt") macht sie alleine noch nicht "hart". Es gibt Chassis mit Gummisicke, die wesentlich "härter" aufgehängt sind, als andere Chassis mit gefalzter Gewebesicke. Ein Beispiel:
BMS 12N630, Cms 0.24 mm/N
Eminence Deltalite II 2512, Cms 0.38 mm/N

Die Aufhängung ist prinzipiell auch kein Grund für eine "Verfärbung". Die Gesamtheit der Parameter bestimmt das Wiedergabeverhalten eines Chassis. Und da wir Bassisten ja so vernünftig sind, aktive EQs zu verwenden, interessiert uns der Kleinsignalfrequenzgang eines Lautsprechers eh nur eingeschränkt. Solange wir uns innerhalb des möglichen Maximalpegels bewegen, können wir den Frequenzgang beliebig verbiegen, z.B. den Bass anheben.
 
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Meine Lautsprecher für Bassgitarren haben alle diese gefaltete Sicke und sind im Vergleich zu Hifi Basslautsprechern relativ hart aufgehängt. Ich halte das auch für sinnvoll. Wenn man mal versuchsweise über einen entsprechend weich aufgehängten Hifi Lautsprecher Bass gespielt hat, fürchtet man schnell um dessen Überleben, m.a.W.: die Membran schlägt an.
Klangverfärbungen sind so eine Sache, diese Box klingt wesentlich neutraler als eine andere neue von mir (nur 1x8"), die keinen Hoch- bzw. Mitteltöner hat. Also: für Hifi ist diese Box nicht geeignet und ich glaube auch nicht für E-Gitarre.
 
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