Bierschinken
Mod Emeritus
Hallo,
mich hatte immer gestört, dass die meisten Tone-Potis mehr als "Dumpfschalter" denn Höhenregler agieren.
Ich denke deswegen ist das Tone-Poti bei der Majorität der Gitarristen als "unnütz" verschrien, hört man doch praktisch immer Sätze wie "Ne, brauch ich nicht, ist bei mir eh immer voll offen".
Warum also nichtmal ein Tonepoti, das man auch gescheit nutzen kann?
Also machte ich mich erstmal ran mit dem Versuch den Kondensator, der als "Frequenzweiche" fungiert zu experimentieren. Der Erfolg war mäßig aber da.
Kleine Kondensatoren im bereich von 2n2 bis etwa 12nF brachten bessere Ergebnisse, allerdings war auch der Klang anders als im Urzustand. - doof, was tun?
Ich musste also erstmal verstehen wie genau diese Tonblende funktioniert.
Zum Glück gab es vom Onkel eine technisch gute Erklärung, die so einfach war, dass selbst ich "Genius" sie verstand. Mit "den Klangeinstellungen in der Elektrogitarre" hatte ich also das nötige Rüstzeug dieses verflixte Ding zu verstehen.
In Onkel´s Artikel gibt es eine Grafik, die den Frequenzverlauf bei zudrehen des Tone-Potis in einer gängigen Standardschaltung zeigt.
Sie schaut so aus . . .
Man sieht auf der Y-Achse den Pegel in der Einheit "dB" [dezi-Bell] (praktisch die Lautstärke) aufgetragen gegen die Frequenz des Tons auf der X-Achse in der Einheit "Hz" [Herz].
Zur Orientierung:
Der blau eingezeichnete Graph zeigt den Frequenzgang bei einem aufgedrehten Tone-Poti.
Man sieht, dass diese Kurve ihr Maximum bei etwa 3,5kHz hat. Dieses Maximum wird als Resonanzfrequenz bezeichnet und ist eines der primären Klangmerkmale eines Tonabnehmers.
Dreht man das Tone-Poti nun um 10% zu, dann sieht man anhand des pinken Graphen, wie die Resonanz von etwa 5dB auf ca. 3,5dB abfällt. - Die Höhen werden also etwas schwächer.
Jeder weitere Graph zeigt den Frequenzverlauf bei weiteren 10% Drehung des Poti.
Bei halber Drehung des Poti sieht man anhand des roten Graphen bereits keine ausgeprägte Resonanz mehr.
Ab 1kHz fällt er kontinuirlich ab, sprich; es gibt hier schon eine merkliche Höhenabsenkung!
Geht man nun auf 40% runter kann man schon erahnen was passiert, bei 30% (hellblauer Graph) wird es richtig deutlich - es taucht wieder eine Resonanz auf!
Diese neu ausgeprägte Resonanz liegt bei etwa 400 - 450Hz (Tiefmittenbereich) und schiebt sich bis zum Vollanschlag des Poti rauf zu etwa 650Hz (Mittenbereich) mit einem Pegel von 4,5dB!
D.h. die Höhen werden stark geschwächt und die Mitten deutlich angehoben, das Ergebnis ist ein mumpfiger, verwaschener Sound, da das Verhältnis der Frequenzen völlig aus den Fugen gerät.
Hier liegt also das Problem des mumpfenden Potis, die Ausbildung einer zweiten, niedrig gelegenen Resonanz.
Also wie umgeht man das Problem, ohne den Klang der Gitarre zu beinflussen?
Die Resonanz bildet sich also ab einer Drehung von 30-40% des Poti.
Dieses Poti ist in Onkels Beispiel ein 250kΩ Typ mit einer logarithmischen Kennlinie, d.h. der Widerstand verändert sich nicht linear mit dem Drehwinkel sondern logarithmisch.
Dieses Poti hat bei einer Drehung von 50% einen Widerstandswert von 10% des Gesamtwiderstandes, d.h. bei halber Drehung sind es 25kΩ.
Ergo entsteht unterhalb von 25kΩ diese Resonanz.
Sie ist aber nicht allein nur vom Widerstand abhängig, sondern auch von der Größe des verwendeten Kondensators, im beispiel werden die gebräuchlichen 22nF verwendet.
Auch die verwendeten Tonabnehmer beeinflussen mit ihren elektrischen Daten wie der Induktivität und der Spulenkapazität und last but not least spielt auch das verwendete Kabel von der Gitarre zum Verstärker eine Rolle, genauer gesagt dessen Querkapazität vom Schirmgeflecht zum Innenleiter.
Damit haben wir aber viel zu viele unbekannte Größen um praxisnah vorran zu kommen.
Der geneigte Elektrotechniker mag sich hier die relevanten Größen ausmessen und anschließend berechnen zu können, aber den Rocker interessierts sicher nicht, also müssen wir uns dem Ideal irgendwie annähern.
Aus vorigen Überlegungen wissen wir, dass die Resonanz im Beispiel erst bei 30-40% Drehung auftritt und dass der entsprechende Widerstand <25kΩ ist.
Also können wir annehmen, dass wenn der Potiwiderstand nicht unter 25kΩ sinkt, wir keine zweite Resonanzausbildung bekommen.
Dieses absinken unter 25kΩ lässt sich mithilfe eines Schaltungstricks und nur einem einzigen zusätzlichen Widerstand erreichen.
Hier seht ihr eine Standardschaltung im Vergleich zur neuen Schaltung:
Was ist nun der Unterschied?
In der neuen Schaltung wird das Poti als Spannungsteiler verschaltet und nichtmehr als variabler Widerstand, jedoch wird zum oberen Widerstand des Spannungsteiler ein kleiner Widerstand parallel angelötet.
Bei voll aufgedrehtem Poti liegt der Schleifer am Eingang und der parallele Widerstand hat keinerlei Einfluss auf die Schaltung. Es verändert also nichts am bisherigen Klang, Forderung erüllt!
Schauen wir uns das andere Extrem an; dreht man das Poti komplett zu, dann liegen der Schleifer am Ausgang des Poti. D.h. es liegen 250kΩ des Poti mit einem parallelen Widerstand von 10 - 47k vor.
Wir wählen den Widerstand mal nach dem Motto "die goldene Mitte treffen" mit 27kΩ.
Somit liegen die 250kΩ des Poti parallel zu den 27kΩ des externen Widerstandes, was einen Gesamtwiderstand von 24,4kΩ ergibt. (R1 * R2 / (R1+R2) = Rgesamt)
D.h. der Potiwert fällt nie unter 24,4kΩ, damit kann sich auch keine zweite Resonanz ausbilden und man vermeidet den "Mumpfbereich". Ausserdem erstreckt sich der Regelbereich von 250kΩ nach 24,4kΩ nun über den gesamten Potibereich, statt nur über die ersten 50%, d.h. die Regelung wird insgesamt feinfühliger einstellbar.
Der Effekt des Höhen "On/Off-Schalters" wird minimiert.
Da die Größe des nötigen Widerstandes wie schon angesprochen von vielen Parametern abhängt eignet sich zum ermitteln des Widerstandes ein Trimmpoti mit einem Wert von 50kΩ oder eben 4 Einzelwiderstände aus einer Standardreihe wie 10kΩ, 22kΩ, 33kΩ und 47kΩ.
Wer die Einzelwiderstände wählt kann sich die Arbeit etwas erleichtern mit solchen, überaus praktischen, Krokoklemmen.
Hier fällt die Lötarbeit weg und man kann den rrichtigen Widerstandswert nur mittels anklemmen des passenden Widerstandes ermitteln und muss dann nur einmal final anlöten.
Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und zwei meiner bekannten ebenfalls, daher dachte ich, könnte das auch eine Lösung für einige von euch sein.
Im Übrigen funktioniert diese Art des tonepoti auch mit dem Fender No-Load Prinzip, das ich gerne für den Steg-Pu
der Stratocaster verwende um ihren knackigen Klang zu erhalten.
Das sieht dann etwa so aus:
Der in der Skizze für das No-Load eingezeichnete 10M Widerstand ist optional und dient nur dazu um zu verhindern, dass es ein leichtes Knacken beim ersten Nutzen des Tone-Potis gibt.
Dadurch, dass das No-Load den elektrischen Kontakt vollkommen unterbricht lädt sich der Kondensator bei der ersten Drehung schlagartig auf, was manchmal zu einem Knacken führt.
Dieser Widerstand verhindert dieses Knacken und verändert den Klang nicht hörbar, da er extrem groß ist.
Ich hoffe, der kleine Schrieb war aufschlussreich und nicht zu dröge, aber dennoch ausführlich.
Über Feedback würde ich mich sehr freuen!
Grüße,
Schinkn
mich hatte immer gestört, dass die meisten Tone-Potis mehr als "Dumpfschalter" denn Höhenregler agieren.
Ich denke deswegen ist das Tone-Poti bei der Majorität der Gitarristen als "unnütz" verschrien, hört man doch praktisch immer Sätze wie "Ne, brauch ich nicht, ist bei mir eh immer voll offen".
Warum also nichtmal ein Tonepoti, das man auch gescheit nutzen kann?
Also machte ich mich erstmal ran mit dem Versuch den Kondensator, der als "Frequenzweiche" fungiert zu experimentieren. Der Erfolg war mäßig aber da.
Kleine Kondensatoren im bereich von 2n2 bis etwa 12nF brachten bessere Ergebnisse, allerdings war auch der Klang anders als im Urzustand. - doof, was tun?
Ich musste also erstmal verstehen wie genau diese Tonblende funktioniert.
Zum Glück gab es vom Onkel eine technisch gute Erklärung, die so einfach war, dass selbst ich "Genius" sie verstand. Mit "den Klangeinstellungen in der Elektrogitarre" hatte ich also das nötige Rüstzeug dieses verflixte Ding zu verstehen.
In Onkel´s Artikel gibt es eine Grafik, die den Frequenzverlauf bei zudrehen des Tone-Potis in einer gängigen Standardschaltung zeigt.
Sie schaut so aus . . .
Man sieht auf der Y-Achse den Pegel in der Einheit "dB" [dezi-Bell] (praktisch die Lautstärke) aufgetragen gegen die Frequenz des Tons auf der X-Achse in der Einheit "Hz" [Herz].
Zur Orientierung:
Der blau eingezeichnete Graph zeigt den Frequenzgang bei einem aufgedrehten Tone-Poti.
Man sieht, dass diese Kurve ihr Maximum bei etwa 3,5kHz hat. Dieses Maximum wird als Resonanzfrequenz bezeichnet und ist eines der primären Klangmerkmale eines Tonabnehmers.
Dreht man das Tone-Poti nun um 10% zu, dann sieht man anhand des pinken Graphen, wie die Resonanz von etwa 5dB auf ca. 3,5dB abfällt. - Die Höhen werden also etwas schwächer.
Jeder weitere Graph zeigt den Frequenzverlauf bei weiteren 10% Drehung des Poti.
Bei halber Drehung des Poti sieht man anhand des roten Graphen bereits keine ausgeprägte Resonanz mehr.
Ab 1kHz fällt er kontinuirlich ab, sprich; es gibt hier schon eine merkliche Höhenabsenkung!
Geht man nun auf 40% runter kann man schon erahnen was passiert, bei 30% (hellblauer Graph) wird es richtig deutlich - es taucht wieder eine Resonanz auf!
Diese neu ausgeprägte Resonanz liegt bei etwa 400 - 450Hz (Tiefmittenbereich) und schiebt sich bis zum Vollanschlag des Poti rauf zu etwa 650Hz (Mittenbereich) mit einem Pegel von 4,5dB!
D.h. die Höhen werden stark geschwächt und die Mitten deutlich angehoben, das Ergebnis ist ein mumpfiger, verwaschener Sound, da das Verhältnis der Frequenzen völlig aus den Fugen gerät.
Hier liegt also das Problem des mumpfenden Potis, die Ausbildung einer zweiten, niedrig gelegenen Resonanz.
Also wie umgeht man das Problem, ohne den Klang der Gitarre zu beinflussen?
Die Resonanz bildet sich also ab einer Drehung von 30-40% des Poti.
Dieses Poti ist in Onkels Beispiel ein 250kΩ Typ mit einer logarithmischen Kennlinie, d.h. der Widerstand verändert sich nicht linear mit dem Drehwinkel sondern logarithmisch.
Dieses Poti hat bei einer Drehung von 50% einen Widerstandswert von 10% des Gesamtwiderstandes, d.h. bei halber Drehung sind es 25kΩ.
Ergo entsteht unterhalb von 25kΩ diese Resonanz.
Sie ist aber nicht allein nur vom Widerstand abhängig, sondern auch von der Größe des verwendeten Kondensators, im beispiel werden die gebräuchlichen 22nF verwendet.
Auch die verwendeten Tonabnehmer beeinflussen mit ihren elektrischen Daten wie der Induktivität und der Spulenkapazität und last but not least spielt auch das verwendete Kabel von der Gitarre zum Verstärker eine Rolle, genauer gesagt dessen Querkapazität vom Schirmgeflecht zum Innenleiter.
Damit haben wir aber viel zu viele unbekannte Größen um praxisnah vorran zu kommen.
Der geneigte Elektrotechniker mag sich hier die relevanten Größen ausmessen und anschließend berechnen zu können, aber den Rocker interessierts sicher nicht, also müssen wir uns dem Ideal irgendwie annähern.
Aus vorigen Überlegungen wissen wir, dass die Resonanz im Beispiel erst bei 30-40% Drehung auftritt und dass der entsprechende Widerstand <25kΩ ist.
Also können wir annehmen, dass wenn der Potiwiderstand nicht unter 25kΩ sinkt, wir keine zweite Resonanzausbildung bekommen.
Dieses absinken unter 25kΩ lässt sich mithilfe eines Schaltungstricks und nur einem einzigen zusätzlichen Widerstand erreichen.
Hier seht ihr eine Standardschaltung im Vergleich zur neuen Schaltung:
Was ist nun der Unterschied?
In der neuen Schaltung wird das Poti als Spannungsteiler verschaltet und nichtmehr als variabler Widerstand, jedoch wird zum oberen Widerstand des Spannungsteiler ein kleiner Widerstand parallel angelötet.
Bei voll aufgedrehtem Poti liegt der Schleifer am Eingang und der parallele Widerstand hat keinerlei Einfluss auf die Schaltung. Es verändert also nichts am bisherigen Klang, Forderung erüllt!
Schauen wir uns das andere Extrem an; dreht man das Poti komplett zu, dann liegen der Schleifer am Ausgang des Poti. D.h. es liegen 250kΩ des Poti mit einem parallelen Widerstand von 10 - 47k vor.
Wir wählen den Widerstand mal nach dem Motto "die goldene Mitte treffen" mit 27kΩ.
Somit liegen die 250kΩ des Poti parallel zu den 27kΩ des externen Widerstandes, was einen Gesamtwiderstand von 24,4kΩ ergibt. (R1 * R2 / (R1+R2) = Rgesamt)
D.h. der Potiwert fällt nie unter 24,4kΩ, damit kann sich auch keine zweite Resonanz ausbilden und man vermeidet den "Mumpfbereich". Ausserdem erstreckt sich der Regelbereich von 250kΩ nach 24,4kΩ nun über den gesamten Potibereich, statt nur über die ersten 50%, d.h. die Regelung wird insgesamt feinfühliger einstellbar.
Der Effekt des Höhen "On/Off-Schalters" wird minimiert.
Da die Größe des nötigen Widerstandes wie schon angesprochen von vielen Parametern abhängt eignet sich zum ermitteln des Widerstandes ein Trimmpoti mit einem Wert von 50kΩ oder eben 4 Einzelwiderstände aus einer Standardreihe wie 10kΩ, 22kΩ, 33kΩ und 47kΩ.
Wer die Einzelwiderstände wählt kann sich die Arbeit etwas erleichtern mit solchen, überaus praktischen, Krokoklemmen.
Hier fällt die Lötarbeit weg und man kann den rrichtigen Widerstandswert nur mittels anklemmen des passenden Widerstandes ermitteln und muss dann nur einmal final anlöten.
Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und zwei meiner bekannten ebenfalls, daher dachte ich, könnte das auch eine Lösung für einige von euch sein.
Im Übrigen funktioniert diese Art des tonepoti auch mit dem Fender No-Load Prinzip, das ich gerne für den Steg-Pu
der Stratocaster verwende um ihren knackigen Klang zu erhalten.
Das sieht dann etwa so aus:
Der in der Skizze für das No-Load eingezeichnete 10M Widerstand ist optional und dient nur dazu um zu verhindern, dass es ein leichtes Knacken beim ersten Nutzen des Tone-Potis gibt.
Dadurch, dass das No-Load den elektrischen Kontakt vollkommen unterbricht lädt sich der Kondensator bei der ersten Drehung schlagartig auf, was manchmal zu einem Knacken führt.
Dieser Widerstand verhindert dieses Knacken und verändert den Klang nicht hörbar, da er extrem groß ist.
Ich hoffe, der kleine Schrieb war aufschlussreich und nicht zu dröge, aber dennoch ausführlich.
Über Feedback würde ich mich sehr freuen!
Grüße,
Schinkn
- Eigenschaft