Yamaha SE312 - From BLACK To BILD

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Hallo zusammen,

heute stelle ich Euch mein neuestes Umbauprojekt vor: Yamaha SE312 - From BLACK To BILD

Wer ohne den Text einfach nur durch die Bilder klicken möchte, kann das unter diesem Link machen: Yamaha SE 312 - Bildergalerie

Wegen der Beschränkung der maximalen Bildanzahl pro Thread ist die ganze Geschichte in mehrere Kapitel - und damit in mehrere Einzelbeiträge - unterteilt.

Inhaltsverzeichnis:

1. Die Ausgangssituation
2. Der Lack muss ab
3. Es grünt so grün
4. BILD Dir Deine Gitarre (Version 1)
5. BILD Dir Deine Gitarre (Version 2)
6. Das Ergebnis
7. Schlussbemerkungen


Fortsetzung folgt...
 
Eigenschaft
 
1. Die Ausgangssituation

Meine erste eigene E-Gitarre war eine Yamaha SE312. Sie stammt aus dem Jahr 1987 (gemäß Yamaha Serial Number Wizard) und wurde vom mühsam gesparten Geld, das ein Schüler zur Verfügung hat, gekauft.

Spezifikationen:

# Modell: Yamaha SE312
# Seriennummer: NK17157 (Made in Korea)
# Korpus: Linde
# Hals: Mahagoni
# Griffbrett: Bubinga
# Bünde: 22
# Pickups: 1 Humbucker, 2 Single Coils
# Mechaniken: Yamaha (Chrom, geschlossen)
# Tremolo: Rockin' Magic II

Jahrelang habe ich sie gepflegt wie ein Heiligtum, kein Straubkorn durfte die edle Optik beeinträchtigen. Doch wie das eben manchmal so ist, verändert sich mit der Zeit sowohl der musikalische als auch der optische Geschmack. Viele Umbauarbeiten wurden durchgeführt, inzwischen kann ich die Anzahl der verschiedenen Gesichter meiner Yamaha gar nicht mehr rekonstruieren.
Die letzte Version, und damit die Ausgangsbasis für den hier beschriebenen Umbau, war jedenfalls diese:



Fortsetzung folgt...
 
2. Der Lack muss ab

Startpunkt meines Umbaus sollte ein jungfräulicher Holzkorpus sein. Also ging es erstmal dem Lack an den Kragen. Bewaffnet mit Schleifpapier (Körnung: zwischen 60 und 240) entwickelte sich der Korpus so:



Den Blasen an meinen Händen und dem Muskelkater in Oberarm und Rücken bin ich es schuldig zu erwähnen, dass alles mit echter Handarbeit abgeschliffen wurde – keine Maschinen wurden verwendet!

Fortsetzung folgt...
 
3. Es grünt so grün

Mein ursprünglicher Plan war, den Korpus dunkelgrün zu beizen und dann mit Klarlack zu versiegeln. Was ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht wusste: das Korpusholz war so dicht, dass die Beize nicht ins Holz eindringen konnte. So sah das ganze nach einigen Beizdurchgängen zwar recht ansehlich grün aus, die Beize „klebte“ jedoch nur oberflächlich auf dem Holz.



Dass die Sache so nicht funktionieren würde, bemerkte ich leider erst, als die ersten Schichten Klarlack drauf waren. Die Beize reagierte mit dem (nassen) Klarlack, es bildeten sich kleine grüne Farbinseln, helle Flecken und sonstige Scheußlichkeiten. Fazit bis dahin: alle Arbeit war umsonst, eine neue Idee musste her.

Fortsetzung folgt...
 
4. BILD Dir Deine Gitarre (Version 1)

Nach dem jämmerlichen Scheitern meines Beizprojektes war Plan B ziemlich schnell entworfen: die Gitarre wieder komplett abschleifen (natürlich per Handarbeit), mit Zeitungspapier bekleben und mit Klarlack versiegeln. Nach mehreren Schriftproben bin ich schließlich bei der BILD gelandet, diese bietet für meinen Geschmack die abwechslungsreichsten Schriftbilder (und zudem einige reizvolle Ablenkungen während der harten Arbeit ;) ).



Das Problem, das auf den Bildern oben dokumentiert ist, war diesmal: einige Restinseln der grünen Beize, die ich nicht vollständig abgeschliffen hatte, arbeiteten sich langsam durch das Zeitungspapier durch. Noch schlimmer war jedoch, dass ich nach den ersten Schichten Sprühlack auf einen Streichlack umgestiegen bin und diese beiden Lacke sich nicht miteinander vertrugen: der Streichlack, der eigentlich eine auftragende Schicht bilden sollte, zog sich zu Lackinseln zusammen, deren Ränder sich hochbogen. Insgesamt fühlte sich die Oberfläche an wie ein sehr grobes Reibeisen. So konnte das nicht bleiben, also war auch diesmal wieder alle Arbeit umsonst. Aber daran hatte ich mich ja fast schon gewöhnt...

Fortsetzung folgt...
 
5. BILD Dir Deine Gitarre (Version 2)

Nachdem die erste Version der Zeitungsoptik gründlich in die Hose ging, blieb nur eines: gehe zurück auf Start und fang nochmal von vorne an. Also wurde wieder das Schleifpapier bemüht und 2 Schichten Klarlack, eine Schicht Bildzeitung und Restflecken der Beize entfernt – natürlich mit Handarbeit, wer verwendet denn heutzutage noch Schleifmaschinen... :)

Anhand der Kopfplatte, die ich nicht ganz abgeschliffen, sondern nur angeschliffen habe, kann man den VerBILDungsprozess nachvollziehen:



So bin ich vorgegangen:

# Lack an- oder abschleifen
# Zeitungspapier in beliebig große Schnipsel reißen
# Papierschnipsel mit Tapetenkleister aufkleben
# Überstehende Ränder mit einem Teppichmesser abschneiden
# Mit Klarlack versiegeln

Das Schlagbrett und der Korpus sahen dann so aus:



Fortsetzung folgt...
 
6. Das Ergebnis

Nachdem der Lack 8 Tage Aushärtungszeit hinter sich hatte, konnte endlich der Zusammenbau stattfinden. Das Ergebnis sieht so aus (Bildauswahl, mehr Bilder in der Bildergalerie):



Fortsetzung folgt...
 
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7. Schlussbemerkungen

Mit so einem Projekt gewinnt man natürlich einiges an Erfahrung. Ich schreibe hier noch ein Paar Dinge zusammen, die ich gelernt habe und so nicht oder gerade so wieder machen würde. Vielleicht können sie ja anderen eine Hilfe sein, die ein ähnliches Projekt in Angriff nehmen möchten.

# Beize: wer beizt, sollte sich entweder sicher sein, dass das Holz auch beizfähig ist oder aber vorher an einem Probestück der gleichen Holzsorte eine entsprechende Probebeizung vornehmen. Da üblicherweise ein identisches Stück Holz nicht vorhanden sein wird, bleibt dafür wohl nur die Probebeizung auf der Rückseite. Wer es so (dämlich) macht wie ich, der stellt vielleicht irgendwann fest: Beize zu entfernen (abschleifen, abbeizen) ist so ziemlich die ätzendste Arbeit, die es gibt.

# Klarlack: ich rate von Sprühlack aus dem Baumarkt ab. Dieser bildet – wenn überhaupt – nur nach vielen Schichten eine glatte Oberfläche, mit Streichlack benötigt man dafür im günstigsten Fall gerade mal 2 Schichten. Außerdem sind die Zerstäuber bei den Dosen nicht gerade hochwertig, was das gleichmäßige Auftragen des Lacks nicht unbedingt vereinfacht. Streichlack hat zudem den Vorteil, dass man keine Lackierkabine oder ähnliches benötigt (ich habe in der Wohnung bei offenem Fenster lackiert).

Die Gesamtkosten des Projekts sind übrigens ziemlich überschaubar. Vernachlässigt man mal die Ausgaben, die ich für die daneben gegangenen Arbeitsschritte hatte, beläuft sich alles zusammen auf ca. 20 EUR (das Vorhandensein von entsprechendem Werkzeug, um die Gitarre in ihre Einzelteile zu zerlegen, setze ich mal als gegeben voraus):

# Schleifpapier: 6 EUR
# BILD-Zeitung: 0,60 EUR
# Klarlack: 14 EUR


So, das war's auch schon. Ich hoffe, ihr hattet ein wenig Spaß beim Lesen dieses Beitrages und seid nun vielleicht sogar inspiriert, auch mal selbst Hand anzulegen. Ich bin jedenfalls total happy, dass letztlich alles so gut geklappt hat und ich nun ein echtes Einzelstück mein Eigen nennen kann.

Ach ja: diese Gestaltung der Gitarre hat übrigens den netten Nebeneffekt, sich in langweiligen Musikpassagen mit etwas Lektüre die Zeit verkürzen zu können. Vor diesem Hintergrund eignen sich für so ein Projekt natürlich auch Playboy, Faust, Bibel, Grundgesetz etc... ;)
 
Hey Hilmi!
Tolles Projekt, sieht klasse aus!!
Der ganze Aufwand, und zweimaliges runterschleifen von Beize bzw. Bild-Klarlack-Mansche hat sich echt gelohnt!
Wobei das grün mir auch echt gefallen hätte:)
Und abgesehn vom Arbeitsaufwand ist das ja sozusagen ein Low-Budget-Projekt (positiv!)
Sowas mal zu machen ist wirklich eine Überlegung wert, und ja ich hatte Spaß beim Lesen der Beiträge ;)
Gruß
Moritz
 
Ein verdammt cooles Projekt mit einem noch besseren Endprodukt. Das hat mal was einziartiges und besonderes. Bewertung ist auf dem Weg.

Gruß, Flo
 
ich find das die lady wirklich geil aussieht ;)
 
ich find das die lady wirklich geil aussieht ;)
Lady?
eusa_think.gif
... ach, die Dame auf dem Schlagbrett, das ist doch die Heidi K. :)
 
Erst mal großes Lob für deine Arbeit hier eine schöne Doku deines Projekts zu machen!

Weiter muss ich sagen, dass die Idee eine Gitarre mit der Bildzeitung zu bekleben ziemlich dreist ist, aber das Ergebnis sieht wirklich gut aus, wenn auch sehr ungewohnt. :)

Also großes Lob für deine Arbeit :great:
 
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Ist wirklich cool geworden, der 2. Versuch sieht meiner Meinung nach viel besser aus als der erste.
 
Geil - Vor allem der Lack sieht irgendwie sehr sauber aus. Hätte niemals gedacht, dass das mit Streichlack so ordentlich wird. Wie hast du das denn genau gemacht? Auch mehrere Schichten mit Zwischenschleifen? Wie verhindert man denn da Lacknasen? Kann mir das irgendwie gar nicht vorstellen.
 
@ famulus

Der Lack sieht wirklich sehr sauber aus, fühlt sich an wie ein Babypopo und ist fast fabrikmäßig glatt geworden - das Ergebnis hat mich selbst auch sehr erstaunt. Ich bin nämlich eigentlich die totale Lackier-Niete, meine bisherigen Erfahrungen mit Streichlack an Fenstern/Türen/Heizungen waren gepägt von Lacknasen, Schlieren etc.

Aus dieser Erfahrung heraus und wegen vieler Tipps auch hier im Forum bin ich zunächst davon ausgegangen, Sprühlack sei die sauberere und einfachere Methode. Das war jedoch ein großer Irrtum, mit zusätzlicher Schleifarbeit habe ich gebüßt. Wie oben schon beschrieben, trägt Sprühlack nicht bzw. sehr wenig auf: um eine dicke Lackschicht hinzubekommen sind deshalb viele Schichten notwendig. Dem gegenüber erhält man mit Streichlack bereits nach 2 Schichten ein tolles Ergebnis, das sich mit jeder weiteren Schicht noch verfeinern lässt (ich habe insgesamt 4 Schichten lackiert). Zum Vergleich: nach 5 Schichten Sprühlack war die Lackschicht nicht annähernd so dick wie nach 1 Schicht Streichlack.

Zwischen den einzelnen Lackschichten habe ich den Lack leicht angerauht (800'er Schleifpapier, trocken) und immer im liegenden Zustand lackiert: zunächst die Vorderseite, nach 4 Stunden die Rückseite. Mit einem einfachen Pinsel wurde schön dick Lack aufgetragen, dieser verläuft dann zu einer glatten Oberfläche. An den Rändern habe ich etwas weniger Lack verwendet, damit dieser nicht zu Lacknasen verläuft. Da diese Stellen jedoch von vorne und hinten mitgestrichen wurden, ist die Lackschicht dort insgesamt genau so dick, wie auf Vorder- und Rückseite.

Der Lack, den ich oben verlinkt habe, wurde mir in einem Farbenfachgeschäft empfohlen (Flamuco), ich würde ihn für so ein Projekt wieder verwenden. Die Vorteile dieses Lacks lassen sich so zusammen fassen:

# leicht zu verarbeiten
# sehr geruchsneutral (ich habe in der Wohnung lackiert!)
# schnelle Weiterverarbeitungszeit (4 Stunden)
# schnell Schichtbildend (2 Schichten reichen aus)
# gegenüber Sprühlack keine Lackierkabine notwenig
# gegenüber Sprühlack für gleiche Schichtstärke günstiger
 
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Die Bewertung hast du schon, wollte aber das Thema nochmal pushen, damit es mehr Menschen sehen ;)

Falls ich sowas auch mal probieren sollte(und das könnte nachdem ich das gesehen hab sehr gut sein) melde ich mich hier nochmal...
 
1. Warum hast du die Abdeckung für die Federkammer nicht beklebt??
2. BILD-Zeitung...:(:mad::redface:
zu 1.): ich hab's schlicht und einfach vergessen :redface:

zu 2.): ich hatte zuerst eine Version mit der Süddeutschen Zeitung beklebt (davon existieren jedoch keine Fotos) - das war vielleicht intellektuell wertvoller, sah wegen des nicht gerade sehr abwechslungsreichen Schriftbildes aber ziemlich langweilig aus

edit:
Habe heute übrigens ein kleines Soundfile mit der Yamaha aufgenommen: MICRO BR Jam
 

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