Ganz einfach: spielen, spielen, spielen. Notenlesen braucht einfach Übung, da hilft eigentlich auch keine Lektüre.
Da kann ich mich Marius nur anschließen.
Am besten übt man Notenlesen dadurch, so oft wie nur möglich Noten zu lesen. Erinner Dich doch mal an die 1. Klasse in der Grundschule und wie Du damals lesen lerntest. Erst musstest Du Buchstaben für Buchstaben entziffern und jeden Laut einzeln ausmachen. Du hast aber fast jeden Tag lesen geübt. Irgendwann wurde es dann einfach für Dich. Du hast begonnen, mit dem Auge schon ein wenig vorraus zu sein und hast bekannte Worte dadurch frühzeitig erkannt. Manche, vor allem Fremdworte musstest Du trotzdem noch Buchstabe für Buchstabe lesen, dann ging es aber auch - vielleicht hat Dir auch bei der Betonung der Lehrer ein wenig geholfen. Das wurde dann mit der Zeit immer besser. Du hast gelernt mit Satzzeichen umzugehen und erlerntest Stückweise das betonte Lesen. Im Laufe Deiner Schulzeit erlangtest Du also die Fähigkeit betont und sinnerfassend zu lesen - auch wenn es sich dabei um unbekannte Texte handelt.
Im Prinzip geht es beim Notenlesen um nichts großartig anderes. Auch hier musst Du anfangs Stück für Stück erstmal die Noten entziffern und sie Positionen auf Deinem Griffbrett zuordnen, eventuell Vorzeichen berücksichtigen. Dann musst Du Dir noch irgendwie den Rhythmus auszählen. Das ist anfangs sehr mühsam und zeitaufwändig. Aber überleg mal, wie mühsam vielleicht Deine ersten Leseversuche damals in der Grundschule waren. Für Dein Gehirn ist das im Prinzip nichts anderes, der Lernprozess ist sehr ähnlich. Mit der Zeit wirst Du sicherer darin. Vielleicht erkennst Du Stück für Stück auch einzelne Rhythmuspatterns, die Du bereits kennst und bestimmte Läufe oder Strukturen, die Du auch schonmal gesehen hast. Wenn Du auf Unbekanntes stößt, wirst Du Dir das auch erstmal wieder draufschaffen müssen, jedoch geht das dann in der Regel immer schneller, zumindest dass Du weißt, was gespielt werden müsste. Es dann tatsächlich noch wirklich so zu spielen erfordert möglicherweise (je nach Schwierigkeitsgrad) extra Übungszeit. Wenn Du es lange genug, häufig genug und intensiv genug tust, wirst Du vielleicht auch irgendwann in der Lage sein, unbekannte Stücke direkt vom Blatt weg zu spielen. Wirklich schwieriger als einen Zeitungstext zu lesen ist das - wenn man beides beherrscht (Noten- und Buchstabenlesen) - nicht. Die Sache ist halt, dass Du das normale Lesen schon viel länger praktizierst, es für Dich eine Selbstverständlichkeit ist und man ja auch ständig etwas liest, bspw. die Aufschrift auf dem T-Shirt eines Freundes, ein Schild in der Fußgängerzone, einen Wegweiser in der S-Bahn-Station, die Schlagzeile der BILD im Vorbeigehen am Zeitungsladen etc. ...
Also, nur Mut und dranbleiben. Es mag mühsam sein, zahlt sich aber definitiv aus. In der Praxis hat mir die Fähigkeit Noten zu lesen schon die ein oder andere Blamage ersparen können.
Gruß,
Carsten.