Einstieg Soundprogrammierung

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Hallo alle,

hab mir vor kurzem nach langer Tastenpause (10 Jahre) ein Korg M50-88 gekauft. Nachdem ich jetzt die Finger über ein paar Wochen wieder gelockert habe würde ich gerne etwas tiefer in die Thematik einsteigen. Damals, als Jugendlicher, hab ich an meinem SY85 mehr oder weniger intuitiv herumprobiert um Sounds zu verändern und erstellen. Jetzt, um Musikerfahrung und ein Informatikstudium reicher, würde ich das aber gern systematisch angehen. Und da kommt ihr ins Spiel ;)

Könntet ihr mir Tips geben wo ich Einstiegsinformationen (Oszillatoren, Envelopes...) finde, und dann auch tiefgehende Infos darüber? Eine Suche im Forum hat nur ein Buch von Peter Gorges hervorgebracht, das aber bei Amazon eher durchwachsen bewertet ist. Taugt das was? Kennt jemand noch andere Bücher? Oder braucht man heutzutage evtl keine Büche und ihr würde einen anderen Einstieg empfehlen? Ich habe mal nach Webseiten gesucht, aber da waren die Infos nur sehr oberflächlich und immer nur mal über dies und das, nicht so, dass man sich durchgehend die Thematik hätte erarbeiten können.

Vielen Dank und Gruß
Murenius
 
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Danke für den Tip, das klingt schon mal besser als das andere Buch. Ich glaub das werd ich mir mal ordern. :) Auch wenn der Titel "Keine Angst vorm Synthesizer" klingt als ob es für ein Publikum jenseits der 50 verfasst wurde.
 
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Also ich hab bisher keine besseren Erklärungen als die vom Gorges gelesen - ich kenne zwar das Buch nicht, dafür aber so ziemlich jede Folge der über viele Jahre laufenden Soundforum-Serie in der Zeitschrift Keyboards.
Der Typ schreibt anschaulich und so, daß auch was hängenbleibt, anstatt trockene Fakten und Begriffe runterzunudeln, die man heute auch tausendfach im Netz nachschlagen kann.

Die paar negativen Amazon-Bertungen ("...ich hab das Buch verbrannt!") klingen mir eher nach beleidigten Fakten-Nerds, die in dem Buch nicht ausreichend KlugschXXXXer-Infos gefunden haben, die ein Fortgeschrittener noch nicht kennt. Gut, und der beigelegte Softsynth scheint heute nicht mehr zu laufen - aber das, was vermittelt werden soll, dürfte auf vielen Instrumenten umzusetzen sein.
 
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Super, vielen Dank. Mit den Links kann ich mir auch die Zeit überbrücken bis das erste Buch geliefert wird. Je nachdem wie gut das ist und ob ich noch weitere Infos brauche geb ich dann dem Gorges noch eine Chance. Besonders freut mich ja, dass die verlinkte Software OS ist und direkt unter Linux läuft. :)
 
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Das Buch von Gorges ist vielleicht nicht so gut darin, das reine Wissen über Wellenformen, Filter, Hüllkurven usw. zu vermitteln aber es vermittelt, worauf es bei der Soundprogrammierung auch, und m.E. vor allem, ankommt, nämlich die Beuteilung eines Klangs nach ästethischen Gesichtspunkten. Und dabei ist keine Einteilung nach "klingt gut" oder "klingt sch***" gemeint, sondern nach nachvollziehbaren Sinneseindrücken, die ein Sound vermittelt. Klingt ein Sound kalt, oder warm? Welche Textur hat er? Bewegt oder statisch? Perkussiv oder flächig? Usw. Diesen wichtigen Punkt lassen alle anderen Bücher zur Soundprogrammierung, die ich gelesen habe, fast völlig außer acht.

Außerdem wiederhole ich immer wieder gerne: man kann noch so viele Bücher darüber lesen, Klangprogrammierung lernt man vor allem durch Üben und Analysieren von Sounds, Hören von möglichst vielen Beispielen (das Netz ist voll davon) und dadurch, dass man die Geräte (oder Software), die einem zur Verfügung stehrn, in- und auswendig kennenlernt. Erst dann kann man richtig kreativ damit arbeiten.

Ergänzung: ZynAdDSubFX klingt zwar super, würde ich aber nicht unbedingt zum Lernen empfehlen. Die Benutzeroberfäche ist zu unübersichtlich und unterscheidet sich zu sehr von den üblichen Gepflogenheiten. Der Softsynth aus dem Gorges-Buch ist ok, wenn er auch nicht besonders spektakulär klingt. Du könntest versuchen, ob Synth1 bei dir unter Wine gut läuft. Bei mir gab es allerdings früher öfters Abstürze (unter einer älteren Ubuntu Studio Version mit Wine 1.2). Native Alternativen unter Linux/JACK wären xsynth-dssi und, für Fortgeschrittene, Alsa Modular Synth (ams), z.B. mit dem Patch "miniams", der einen Minimoog emuliert. Unter Linux sollte man sich aber generell ausführlich mit der Konfiguration und Routing von JACK und der Benutzung von DSSI, LADSPA und LV2 Plugins beschäftigen, sonst ist man als Anfänger schnell frustriert.


Chris
 
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Außerdem wiederhole ich immer wieder gerne: man kann noch so viele Bücher darüber lesen, Klangprogrammierung lernt man vor allem durch Üben und Analysieren von Sounds, Hören von möglichst vielen Beispielen (das Netz ist voll davon) und dadurch, dass man die Geräte (oder Software), die einem zur Verfügung stehrn, in- und auswendig kennenlernt. Erst dann kann man richtig kreativ damit arbeiten.
Chris

Das ist richtig, allerdings hab ich ein solches Ausprobieren und mal hier und da was verstellen über Jahre an meinem SY85 gemacht. Leider hat mir das nicht geholfen systematisch zu verstehen, was eigentlich vor sich geht und wie ich etwas hinbekomme. Daher jetzt erstmal Grundlagen und damit in Ruhe Üben und Ausprobieren.

Ein erstes Lernziel hab ich auch schon: ich will Chiptunes-mäßige Sounds hinbekommen (die also ähnlich wie die SID Sounds vom C64 oder der YM Chip aus dem Atari ST klingen). Dazu muss ich jetzt erst mal rausfinden und verstehen was solche Sounds ausmacht, dass sie so typisch klingen. Und das ist mir ohne Grundlagen nur mit rumprobieren bisher einfach nicht gelungen :)

Danke auch für die weiteren Softwaretips. Ich nutze zwar auch Windows, aber wenn ich das Zeug nativ auf meinem kleinen Linux-book verwenden kann freu ich mich immer sehr.
 
Der SY85 war auch bei mir der Synth, mit dem ich vor ein Paar Jahren wieder den Einstieg in die Welt der Synthesizer und elektronischen Musik vollzogen habe. Rückblickend muss ich sagen, dass die Yamaha-typisch verschwurbelte Struktur und Bedienung diese Geräts die Sache eher behindert hat.

Ich würde erst mal mit einem einfachen virtuell-analogen Synth mit zwei Oszillatoren, Noise, einem Filter (am besten Multimode mit mindestens Lowpass und Highpass, Bandpass sehr zu empfehlen, Notch nice-to-have) und zwei Hüllkurven (Filter und Amp) und einem oder zwei LFOs anfangen. Damit kann man schon >90% der typischen, klassischen Sounds für Anlogsynths basteln. Ein Delay und Chorus, evtl. Hall wären auch nocht ganz praktisch, sind aber bei den meinsten Synths und Plugins sowieso dabei.

Wie gesagt, schau dir mal Synth1 an, das ist ein Klassiker unter den Softsynths, der auch im Vergleich zu modernen Freeware-Plugins noch erstaunlich gut klingt, und auf jeden Fall besser als die meisten nativen Linux Synth-Plugins, die ich ausprobiert habe. Ich habe das VST-Plugin eben nochmal unter Ubuntu 12.04 mit dssi-vst getestet und keinerlei Abstürze mehr erlebt. Falls du Hilfe mit der Einrichtung dazu braucht, melde dich, das ist nicht ganz trivial. Ich benutze selbst einen AMD E-350 basierten Nettop-Computer, ein etwas älteres Linux-Netbook kann man für viele Plugins auch noch verwenden, solange sie nicht zu CPU-intensiv sind.

Es ist sehr hilfreich, wenn ein Synth für alle o.g. Funktionen eigene Regler hat, aber notfalls kann man auch mit einer Bedienmatrix, wie z.B. bei Waldorf-Geräten üblich, arbeiten. Bei Softsynths kann man über die Anschaffung eines einfachen MIDI-Controllers nachdenken, eine billige Möglichkeit ist z.B. der Behringer BCR 2000. Man erfährt und begreift die Bedeutung von Klangparamter und ihre Interaktion einfach viel schneller und leichter, wenn man sie dynamisch und gleichzeitig mit den Händen während dem Spiel (oder während eine Sequenz läuft) verändern kann. Mit der Maus ist das kaum möglich.

Was die typischen Chiptune Sounds angeht, wie man die macht, wirst du in Büchern zu Soundprogrammierung selten finden, wohl aber viele Infos im Netz. Wichtig ist hierbei die Einschränkungen der Soundchips der 8/16-bit Generation zu kennen und die Tricks, die sich die Soundprogrammierer damals überlegt haben, um diese zu umgehen, auf einem Synth zu emulieren. Dazu gehört z.B. schnelles Vibrato, um mehrere Stimmen vorzutäuschen, schnelle Arpeggios, um Quasi-Akkorde mit einer Stimme zu spielen, Einsatz von Bit-Crusher-Plugins um die niedrigen Sampleraten der Chips nachzubilden und die häufige Verwendung von Square-Waves mit Pulsweitenmodulation, denn die meisten Soundchips hatten nur wenige Grundwellenformen zu Auswahl.


Chris
 
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Super, vielen Dank für die weiteren Hinweise und Links. Ich werd dann wohl heute abend mal in Ruhe mit dem Synth1 rumspielen, das erscheint mir tatsächlich vielversprechender als mich erstmal durch die Bedienung meiner Workstation zu wühlen.

Danke auch für die Kommentare zu den Chiptunes, genau nach solchen Infos werd ich im Netz suchen. Das mit den schnellen Arpeggien zum Simulieren von Akkorden war mir bekannt, aber für den Rest muss ich erstmal die Synth Sounderzeugungsgrundlagen komplett verstehen :)
 

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