Das Aha!-Hmmh?-SoSo-Erlebnis - Studionahfeldmonitore im Vergleich...

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RoBass
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Da die Frage immer und immer wieder aufkommt, möchte ich heute mal mein gestriges Erlebnis posten, was mich zum einen überrascht und zum anderen auch etwas nachdenklich gemacht hat. Seit etwas längerer Zeit lasen mein Sohn und ich uns wieder und wieder durch seitenlange Ergüsse über die Qualität von Nahfeldmonitoren, wälzen Zeitschriften, befragen Bekannte usw. usw. Ziel war es, für unser kleines Homestudio passende Monitore zu beschaffen. Problem dabei: Ich = Swing, Jazz, Gesang, Experimental, Sohn = Hardstyle, Dubstep, Rock... Das beißt sich ein wenig in der Klangwiedergabe, die sich jeder von uns beiden wünscht, trotzdem sollte es möglichst die eierlegende Wollmilchsau werden ;-)

Also standen letztlich folgende Fragen im Raum:
1. Reichen 5"-Boxen aus?
2. Welchen Schnick und Schnack benötigt man wirklich?
3. Was kann ich zum Testen nehmen?
4. Was bekomme ich für unter 1000,- zusammengestellt?
5. Ist ein 8"-System besser als ein 5"-System mit Subwoofer?

So sind wir also mit einer gedanklichen Vorauswahl gestartet, die da hieß: KRK, Yamaha, EMES, M-Audio, Adam, Behringer, Fostex und noch ein paar weitere Namen, die eher weniger bekannt sind. Alles was dann noch kommt, liegt im Paarpreis schon deutlich jenseits der 1000,- Marktpreis, und das fiel erst mal komplett raus.

Grundsätzlich waren Yamaha (HSM) und KRK (Rokit-Serie) die Favoriten, denn diese Boxen wurden oft gehypt und gelobt. M-Audio und Fostex waren eigentlich aus dem Rennen, denn da las man selten Gutes drüber. Nun gut, schauen wir uns die mal an...

Also sind wir in Berlin in die Kulturbrauerei zu JustMusic gefahren und haben uns dort mal 1h in den Hörraum einsperren lassen. Vorteil dort, man kann eigene Musik mitbringen und diese dann per Wahlschalter auf alle möglicheh und unmöglichen Fabrikate schalten. Also erst mal alle dort vorhandenen Boxen halbwegs kalibriert (also so eingestellt, daß ein und derselbe Ton auch nahezu gleich laut ist) und dann mit beny Goodman und den Einstürzenden Neubauten getestet (ja, die CD "Ende neu" macht sich ziemlich gut zum Ausloten der Grenzen und der Auflösung:).

Nach mehreren Blindtests kam aber ein sehr erstaunliches Ergebnis zustande! Grundsätzlich schieden schon im ersten renen alle 5er und 6er Modelle aus. Wer nix Anderes kennt, der mag damit klarkommen, aber ohne Subwoofer ist die Wiedergabe doch bannig dünn. Und gerade das Superhype-Modell HSM 50 vergeigte den Test total! Die 50er von Yamaha ist eine kleine Quäke und ohne den BUmswürfel unterm Tisch nicht zu empfehlen. Interessanterweise findet man diesen Eindruck auch in den meßergebnissen wieder, die hin und wieder im Netz zu finden sind. Die HSM50 beschneidet den Sound nach unten hin extrem und wirkt auch in der Mitte schwach. Also total aussortiert ;-) Von den 5ern an sich blieben nur Adam und Rokit halbwegs im Rennen, wobei die Adam eben auch den doppelten Preis so mancher 8"-Bix hat.

Dann ging es an die 8"-Riege als da waren: Yamaha, Fostex, EMES, M-Audio, KRK (und immer schön hin und her switchen und die Augen dabei fest geschlossen;-). Leider stand von Behringer gar nix da, da hätte ich mir gern die 3031 auch mal angehört. Zuerst war mein Sohn eher auf die Rokit 8 eingeschossen, weil die eben sehr satt und voll klingt. Aber nach ein paar Wechseln auf andere Boxen kristallisierte sich schnell heraus, daß das Rennen nur noch zwischen der HSM80 und der M-Audio BX8a lief (wohlgemerkt, das alte Modell BXa deluxe und nicht die BX D2!!!). Letztlich lösten nur diese beiden Boxen die komplexen Klangefüge wirklich sauber auf, so daß man einzelne Instrumente und stellenweise sogar die Position derselben im Aufnahmeraum separieren kann. Fostex und Emes waren sofort raus, da beide den Klang unheimlich "versumpfen". Das klingt zwar immer noch um Längen besser als Lieschen-Müller-Bose-HiFi, aber als Monitor würde ich beide Boxen nicht einsetzen wollen. Die Yamaha lag bei mir leicht vorn, die M-Audio bei Sohnemann.

Also ging es nun ans Feintuning zwischen den beiden übrig gebliebenen Kandidaten. Die HSM80 zeigte dabei ähnliche Schwächen wie die kleinere Schwester, aber im Gesamtbild macht die HSM80 als Referenzbox eine wirklich gute Figur. Die M-Audio ist noch etwas ausgewogener über alle Frequenzen, wirkt dadurch aber auch etwas "matschiger", was aber im Vergleich zu den Rokit- und Fostex-Wettbewerbern trotzdem noch um Welten ganz klar nach oben abstach.
Wer viel im Gesangsbereich arbeitet, sollte mit der HSM vorsichtig sein, denn sie verliert genau im wichtigen Mittenbereich sehr an Transparenz.-/ Ähnliches gilt für die KRK-Box, wobei man hier ganz klar sagen muß, daß die unteren Frequenzen einfach zu dominant und deutlich gegenüber Mitten und Höhen sind. Der subjektive Eindruck ist in etwa einem HiFi-Lautsprecher vergleichbar, der besonders gut und schnarrfrei Drum&Base abspielen soll. Schade eigentlich, denn die Box zeichnet ansonsten ein sehr klares Bild in den Raum - und sieht auch noch cool aus ;-)

Das gestrige, überraschende Fazit war letztlich, daß die BX8a mit uns nach Hause fuhr, obwohl wir eigentlich zwei ganz andere Kandidaten im Auge hatten. Zu Hause wurde dann mit gruseligen MP3-Aufnahmen und eigenem Zeug weiter getestet, und siehe da: da kommt so manches an die Oberfläche, was man vorher nicht hörte. Und wir beide haben schon richtig gute Ohren ;-) Gruselig war dann auch, daß die BX8a meinen Ibanez-Bassamp glatt am E-Bass aussticht ;-(

Moral von der Geschichte: Geht hin, hört Euch alles an, was verfügbar ist, und entscheidet mit geschlossenen Augen und ohne einen Verkäufer oder markenerblindeten "Freund" im Genick!!! Letztlich kann es passieren, daß Ihr für 250,- etwas mitnehmt, was nach zeitschriften- und Freundesaussage mindestens 1.000,- kosten sollte... (ja, wir haben tatsächlich einen Satz! 8er BXa für 250,- bekommen, also in etwa das, was man sonst für eine einzelne Box hinlegt).

Gruß
Roman


PS: Das soll hier übrigens keine Markenwerbung sein! Es ist eine subjektive Entscheidung, die bei uns vor allem durch eine ausgewogene Mischung des KLangeindrucks in verschiedenen Stilen und ein klar festgelegtes Budget bestimmt wurde! Es mag und wird so sein, daß 5 andere Leute auch 5 komplett andere Boxen mitnehmen würden. Deshalb bitte keinen Streit über die Qualität an sich anfangen und mit Adam & Co vergleichen! Hier ging und geht es nur um einen Erfahrungsbericht, der wieder mal bestätigt hat, daß eines ganz bestimmt nie tun sollte: Technik nach Empfehlungen und Berichten kaufen - zumindest nicht, ohne sie selbst unvoreingenommen angetestet zu haben.

---------- Post hinzugefügt um 18:20:54 ---------- Letzter Beitrag war um 11:26:00 ----------

Ergänzung: 8"-Genelec-Boxen standen da auch noch rum. Aber bezüglich des Preises haben wir da nach den ersten Hörproben gar nicht mehr nachgeschaut. Die Dinger waren schon in der ersten Runde raus - teilweise sogar noch schlechter im Klangbild als die 5"-KRK/Yamaha! Die hatte ich doch glatt schon vergessen (oder verdrängt? ;-).

Gruß
Roman
 
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