Jiko
Ex-Mod
Unterschiede zwischen Konzert- und Westerngitarren
Das große Mysterium der größten Gruppen der akustischen Gitarren sorgt ja immer wieder für Fragen, seltsamerweise auch immer dieselben. Wo ist der Unterschied? Diese Frage möchte ich hier klären.
Erstmal: Die Begriffe sind nur grob und hier wird etwas verallgemeinert und es gibt einige Leute, die mit den Begriffen nicht so zufrieden sind. Aber es sind so die gebräuchlichen Begriffe.Es geht um die Unterscheidung zwischen einer "Flattop-Steelstring", also einer Westerngitarre; und einer "Klassischen", "Spanischen" etc., also einer Konzertgitarre.
Der ganz grobe Anfang ist erstmal die simple Unterscheidung der Besaitung:
- Westerngitarren haben Stahlsaiten
- Konzertgitarren haben Nylonsaiten
Da man aus der Ferne aber oft nicht erkennen kann, aus welchem Material die Saiten sind, muss man anders an die Sache herangehen. Denn die Unterschiede sind deutlich größer und die Anforderungen an die Stabilität und somit Konstruktion der Gitarre sind sehr unterschiedlich, da Stahlsaiten ein Vielfaches der Zugkraft von Nylonsaiten haben und daher nicht auf Konzertgitarren aufgezogen werden sollten - es könnte bleibende Schäden (bis hin zum Totalschaden) verursachen. (Natürlich gibt es Ausnahmen - sowohl Gitarren, die dafür konstruiert sind, beide Saitentypen aufzunehmen, als auch spezielle Stahlsaiten mit niedrigerer Zugkraft - aber Vorsicht ist geboten!)
Optische Unterschiede: Kopfplatte
Wieder ist anzumerken, dass es deutliche Unterschiede geben kann und es nur eine grobe Richtlinie ist. Von oben nach unten.
- Konzertgitarre
- Westerngitarre:
Der Hals...
- Konzertgitarre
Der Übergang zum Korpus findet sich hier nach dem 12. Bund, also ist der letzte Bund vor dem Korpus der Gitarre derjenige mit den zwei Punkten, falls Inlays vorhanden sind, was bei vielen Konzertgitarren allerdings nicht der Fall ist.
- Westerngitarre
Zum Korpus...
- Konzertgitarre
Es ist bei Konzertgitarren allerdings auf die Größe zu achten - diese wird meistens in "Vierteln" angegeben, eine 4/4 ist die volle Größe, 3/4-Gitarren sind ebenfalls oft zu finden, 2/4 oder 1 /4-Gitarren sind insbesondere für Kinder geeignet.
- Westerngitarre
Die üblichste Form ist die Dreadnought, meistens mit einem Schlagbrett neben dem Schallloch, aber insbesondere in jüngerer Zeit wird es immer moderner, eben kein Schlagbrett zu verwenden.
(Diese Westerngitarre hat 12 Saiten, siehe unten. Im Schallloch klemmt ein magnetischer Tonabnehmer, siehe unten.)
Die Brückenkonstruktion
- Konzertgitarre
- Westerngitarre
Ein Sonderfall im Bereich der Westerngitarren ist allerdings die ganz simple Art und Weise, die Ovation und manche anderen Marken verwenden: Einfach ein Loch und da werden die Saiten durchgezogen und halten sich mit dem Ballend der Saite an der Brücke fest. Warum das unüblicher ist, ist einfach zu erklären: Stabilität. Derselbe Grund, warum man auf Konzertgitarren keine Stahlsaiten aufziehen soll. Denn so zieht die gesamte Kraft der Saiten an dieser Brücke, was die Konstruktion mehr belastet, als die Version mit den Pins, die auf die Brücke wie eine Zugentlastung wirken, da die Zugkraft selbst für zusätzliche Stabilität sorgt, indem die von der Unterseite der Decke kommenden Saite die Brückenkonstruktion auf die Decke drückt.
Die Sound-Unterschiede
Verschiedene Saiten klingen natürlich auch unterschiedlich.
Ich habe hier mal ein paar Beispiele von Youtube (Wenn sie nicht funktionieren, wurden sie entfernt )
Auch kann man sich hier die optischen Unterschiede nochmal verdeutlichen.
- Konzertgitarre:
- Westerngitarre:
http://youtube.com/watch?v=9AMB4L9PUFI
http://youtube.com/watch?v=i4BYMvVvMg0
http://youtube.com/watch?v=YkidVP0AcQ8
Weitere Infos....
- Cutaway
- Tonabnehmer (Pickup):
Anmerkung: Semiakustische Gitarren sind was GANZ anderes. Das sind E-Gitarren mit (verhältnismäßig) kleinen Klangkammern, aber akustisch gespielt klingen die kaum lauter als eine normale E-Gitarre, im Verhältnis zu einer akustischen also praktisch gar nicht. Typisch für Semiakustische sind die F-Löcher, wobei es auch akustische "Archtops" gibt mit F-Löchern.
- 12 Saiten
Ein Blick auf den Headstock und die Brücke zeigt recht schnell, wie viele Saiten sie hat (Es gibt auch einige 12-Saiter mit "slotted" Headstock, wie bei einer Konzertgitarre - das sind trotzdem Westerngitarren). Hier werden im Normalfall deutlich dünnere Saiten aufgezogen, als bei 6-Saitern, da die Spannung auf den Saiten und somit auch die benötigte Kraft größer wird, wie auch die Belastung der Decke. Zusätzlich zu den 6 ursprünglichen Saiten kommen hier 4 Oktavsaiten (eine Oktave höher als die normalen Saiten) hinzu und die beiden hohen Saiten sind doppelt drauf. Die höchste (und am schnellsten reißende) Saite ist nun die G-Oktavsaite. Die zusätzlichen Saiten liegen direkt neben den normalen Saiten, sodass man nun statt einer immer zwei Saiten drückt. Das ist dann also keine 6-Saitige, sondern eine 6-Chörige Gitarre. Auswirkungen hat es auf das Spiel, denn die Gitarre ist deutlich anders zu spielen. Wie erwähnt wird mehr Kraft benötigt, auch wird das Zupfen deutlich schwerer, da man nun immer zwei Saiten erwischen muss. Meistens werden 12-Saiter für Akkord-Geschrammel genutzt, wobei das natürlich kein Gesetz ist. 12-Saiter haben außerdem meistens ein breiteres Griffbrett als 6-Saiter und die Oktavsaiten können bei Bedarf auch weggelassen werden (also normaler 6er-Satz drauf), wodurch 12-Saiter auch für Leute interessant werden, die den Klang von Westerngitarren mögen, denen aber das Griffbrett im Normalfall zu schmal ist.
Hier mal der Sattel einer 12-Saiter:
Was die 12 Saiten für einen Sinn haben, ist auch schnell erklärt:
1) Da bewegt sich mehr - sie ist lauter.
2) Sie klingt anders
Hier ebenfalls Youtube-Beispiele:
http://www.youtube.com/watch?v=Haff7420bbo
http://www.youtube.com/watch?v=7HUqIQAbWLw
http://youtube.com/watch?v=6VAkOhXIsI0 (Die hohe G-Saite fehlt hier, das ist also nur eine 11-Saiter )
http://www.youtube.com/watch?v=B6L4Of8JoaY
Ich hoffe, ich konnte helfen.
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