Das Walzerproblem

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QKroko
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Kinder der Sonne,

manchmal, wenn ich eine Volksmusikbläsertruppe höre, fällt mir auf, dass beim Walzerrhythmus irgendetwas nicht stimmt; es scheint fast, als ob einige Schlagzeuger die dritte Viertelnote im Takt einen Hauch zu spät spielen. Ist das gewollt - und wenn ja: warum? - liegt es am mangelnden Talent der Kapellentrommler oder ist es eine akustische Täuschung?

Auf die Antworten bin ich sehr gespannt
 
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Dann hör Dir einfach mal die Wiener Philharmoniker und ein beliebiges Spitzen-Sinfonie-Orchester aus den USA an - da sind WELTEN !!!! dazwischen, wenn die den gleichen Strauß-Walzer spielen!

Wer Walzer nach Metronom spielt, hat den Sinn dieses Tanzes nicht erkannt bzw. begriffen. In der Regel kommt eine gaaaanz lange Eins und zwei recht kurze Zwei, Drei und selbst die Zwei und Drei lassen sich wunderbar interpretieren.
 
Detto.

Oder, wie es (ich glaube !) Meister Ozawa in einer Orchesterprober einmal ausdückte: " Viennese Waltz does not go one-two-three, one-two-three ... but it goes one-two-maybe three !"

Der schwerst denkbare Schwerpunkt ist die Eins, die Zwei eventuell einen Hauch vorgezogen, die Drei eventuell einen Hauch hinter dem Puls, bzw. wird überhaupt das Tempo nach der zwei ritardiert ...

Ein Walzer ist ähnlich einem Jazz-Waltz-Rhythmus ... nur bei weitem weniger weit weg von den beats, daher auch schwerer greif-, fass- und spielbar ...

Ein (gut gespielter) Walzer kann richtig swingen. Der selbe Walzer, schlecht gespielt, kann unendlich langweilig sein. Freiwillig, als vollwertige Beschäftigung höre ich mir sowas ja nicht an, aber oft in amerik. Filmen hört man bei Szenen, in denen Empfänge, Bälle u. dergl. dargestellt werden, im Hintergrund Walzermusik. Und die ist IMMER so erschreckend steril und "gerade", daß ich mich doch sehr wundern muß, wie aus diesem Land der Jazz kommen konnte ... :)

LG, Thomas
 
Die Interpretation ist wahrscheinlich genauso wenig präzise mit Worten erklärbar, wie die der Swing-8tel in verschiedenen Tempi, oder der 16tel in der Samba.

Die Viertel aber "gerade" zu spielen, ist definitiv ziemlich daneben.
Am besten bekommt man wahrscheinlich n Gefühl dafür, wenn man eben auch den Tanz beherrscht. :redface:

Wenn man zum Beispiel das höfische Menuett zum Vergleich nimmt, ist dort der Rhythmus wesentlich gleichmäßiger.
Sieht allerdings auch ziiiiemlich steif aus das ganze. :D

Wie Turko schon meinte, hat ein Walzer im Idealfall auch nen gewissen Swing und hat sich somit auch in anderen Gesellschaftsschichten durchsetzen können.
 
Ich war früher Pianist in einem Salonmusik-Trio mit Geige und Cello und hatte bei unseren Wiener Walzern genau diese Rhythmik der vorgezogenen 2 und/oder verspäteten 3 mit der rechten Hand auszuführen. Das ist schon sehr typisch für Wiener Walzer.

Interessant dazu ist diese Passage aus dem Buch "Sound of the Metropolis - The 19th-Century Popular Music Revolution in London, New York, Paris and Vienna" von 2008.

Harald
 
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Schöne Sache!

Ich persönlich geh die Sache so an, dass ich die Zwei als Dreh- und Angelpunkt empfinde. Etwas vorgezogen und mit leichtem (!!) Akzent.
Die Drei kommt für mich dann wieder relativ solide auf den Punkt, aber mit starkem Bezug zur nächsten Eins hin. Immer wie ein kleiner Auftakt quasi.
Hängt natürlich auch alles ein bißchen von der Melodie ab.

Aber wie gesagt:
So absolut lässt sich das wohl alles nicht definieren und jeder muss da so ein wenig sein eigenes Gefühl für entwickeln.
...wie immer in der Musik eigentlich. :weird:
 
in manchen arrangements gibts stellen, da taucht die "3" schon gar nicht mehr auf ... ;)

grundsätzlich würde ich die "3" etwas leichter spielen, selbst wenn nicht "gewienert" wird
 

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