Workshop: Das Safety

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Das Safety - Fakten und Anwendungen



Was ist eigentlich ein Safety?

Als Safety wird eine zweite, von der ersten unabhängige, Aufhängung eines Objektes bezeichnet, welches über Kopf an Trägern, Traversen oder Stativen angebracht ist. Es ist auch oft unter dem Begriff "Fangseil" zu finden und darf nicht in der Last sein.

Meistens sieht man es in Form eines mehr oder weniger dicken Drahtseiles, das locker am Objekt (z.B. einem Scheinwerfer) angebracht ist.

Was unterscheidet ein Safety von einem Anschlagseil?

Man findet bei vielen (online-) Shops oft die beiden Produktbereiche:

- Safety
- Anschlagseil, Tragseil, Lastseil etc.

Auf den ersten Blick wirken diese beiden Produkte erstmal gleich. Auf den zweiten Blick sind sie das auch meistens. Ein Safety ist ein stinknormales Anschlagseil. Solange ein solches Seil noch nie in Last war, also noch nie etwas tragen oder halten musste, ist es jederzeit als Safety einsetzbar.
Es gibt Drahtseile die speziell als Safety verkauft werden mit Hinweisen wie:
- speziell konstruiert nach DIN ...

Der einzig tatsächliche Unterschied ist, dass bei der Auswahl dieser Seile (bzw. auch bei der Herstellung) speziell darauf geachtet wird, dass diese auch den Normen entsprechen und eine entsprechende Dokumentation erhalten.
In Worten heißt das: "dieses Seil ist x dick und wurde richtig verpresst. Es darf also als Safety für Y Gewicht genutzt werden."
Der Händler/Hersteller nimmt also dem Käufer die Entscheidung ab, welches Seil das richtige für sein Produkt ist. Inkl. Dokumentation kostet das natürlich extra.
In der Veranstaltungstechnik ist es eigentlich Pflicht, die verpressten Hülsen der Seile mit einem Stempel max. Last zu versehen. Eine andere Möglichkeit ist es, grafierte oder geschlagene Anhängerplättchen oder auch Kunststoffzettel anzubringen. Zu sehen ist das aber tatsächlich selten.

Als weiteres gehört zu einem Safety ein geeignetes Verschlussmittel. Ein Kettennotglied oder Schäkel ist das geeignete Mittel.

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Aus gutem Grund verboten ist ein Karabinerhaken sowie Kletterkarabiner.

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Karabiner mit gefederter Öffnung können genutzt werden, wenn sie einen Verschluss mit Überwurfmutter sowie ein sog. Auge im unteren Teil haben. Die Überwurfmutter muss den Verschluss per Gewinde überbrücken.

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Nur so kann sichergestellt werden, dass der Karabiner im Notfall nicht aufgebogen wird bzw. die Last auch aufnehmen kann. Ein normaler Karabiner hat Schwachstellen. Hier ein Beispiel:

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Man sieht deutlich die Schwachstelle, die wohl als erstes reißt. Der Karabiner hat zwar einen Durchmesser von 10mm, am Verschluss wird dieser Querschnitt aber stark heruntergesetzt. Sollte der Karabiner plötzlich in Last kommen, ist nicht sicher, ob und wann er reißt. Wenn über den Aufnahmehaken eine Hülse geschraubt wird, ist diese Bruchstelle überbrückt.


Das Safety und die Traglast

Safety hat etwas mit Sicherheit zu tun. Da fallen uns direkt die Sicherheitszahlen der BGV C1 (BGI … ;) ein. Wozu gibt es solche total überzogenen (?) Vorschriften? Und was stimmt denn nun?

Richtig ist:

10-fache Sicherheit bei Angabe der Mindestbruchkraft
12-fache Sicherheit bei der rechnerischen Bruchkraft
2-fache Sicherheit bei Angabe der Belastbarkeit (WLL)


Was ist die Bruchkraft?

Ein Werkstoff wie z.B. Metall hat unter Belastung zwei Bereiche. Was der Mechaniker scherzhaft als "Nach fest kommt ab" bezeichnet, hat einen tieferen Hintergrund. Nehmen wir an, ein Schäkel ist in Last, es hängt also z.B. eine Traverse daran. Das Schäkel wird gedehnt. Solange das im elastischen Bereich passiert wird sich der Schäkel immer wieder in seine Ursprungsform zurück gehen. Sichtbar ist diese Dehnung nicht. Wer diesen Vorgang mit eigenen Augen sehen will, nimmt einen Gummiring und zieht daran. Der Gummi geht immer wieder in seine Ausgangsstellung zurück. Diesen Bereich nennt man elastisch.

Geht das Metall oder auch der Gummi irgendwann nicht mehr in die Ausgangsstellung zurück, sondern bleibt irgendwo dazwischen stehen, wurde der elastische Bereich überschritten, der Stoff überdehnt bzw. überlastet. Der Übergang zum Bruch ist dann meist nicht mehr weit.

Die o.g. Mindestbruchkraft wird vom Hersteller angegeben und garantiert (hier ist also Vorsicht geboten. Nicht jede Angabe kann als seriös angesehen werden). Sicherer wäre da schon die rechnerische Bruchkraft. Dazu sind aber genaue Werte über den Werkstoff notwendig. In der Praxis sind die nur selten, oft als maximale Biegespannung o.ä. angegeben. Sehr oft und meist auch praxisgerecht ist die WLL Angabe. Diese ist bereits mit der 5-fachen Sicherheit berechnet. Wer hier noch mal eine 2-fache Sicherheit ansetzt, ist wieder bei der in dar VA-Technik gängigen Sicherheitszahl 10. Hier ein Beispiel:

für WLL:
http://www.hebezone.de/frameset/content/proddat/500/569_la01.shtml

für Bruchkraft:
http://www.shop-globaltruss.de/prod...Trussaufnehmer-M-10--TUeV-BGV-C1--450kg-.html

Hier sind ~45KN Bruchkraft angegeben.

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(M=Masse in Kg; F=Kraft in Newton; g=(Erd)beschleunigung in m/s²)

- 45 000N:10m/s² = 4500KG
- 4500KG/10 = 450 Kg nach BGV C1

Hat der Hersteller keine Prüfung durchgeführt oder ist diese nicht glaubhaft nach zu vollziehen, muss automatisch eine Berechnung mit der Sicherheitszahl 12 erfolgen!

Woher stammen solche Zahlen?

Die Rechnung hierfür ist recht komplex und muss nicht zwingend nachvollzogen werden können. Fakt ist, die Zahlen sind absolut nicht übertrieben.

Ohne lange auf die Herleitung einzugehen, frühstücken wir die Formel zur Berechnung folgendermaßen ab:

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m = die Masse
g = Erdbeschleunigung
h = die Fallhöhe der Maße
E = das s.g. Elastizitätsmodul http://de.wikipedia.org/wiki/Elastizitätsmodul
A = Querschnitt des Fangseils

Maximal zugelassene Fallhöhe ist übrigens 20cm. Wer mal nachrechnen möchte, wird schnell den Grund dafür erkennen ;) Ein weiterer interessanter Fakt ist die Seildicke. Es macht keinen Sinn, ein überdimensioniertes Seil zu wählen. Je dicker das Seil, je höher ist der Fangstoß, also die Wucht beim Aufprall. Den Geräten tut das nicht gut, im allerschlimmsten Fall hält die Fangöse oder das Gehäuse den Stoß nicht mehr stand. Das Safety hält, das Gerät liegt aber trotzdem am Boden.

So jetzt wollen wir einmal eine theoretische Rechnung wagen. Das Elastizitätsmodul beträgt für Stahlseile ~ 100 kN/mm². Wir wählen einen kleinen Movinghead mit 10Kg Gewicht. Unser Drahtseil bekommt nach der BGI 810 4mm Dicke

(entspricht

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²=12,4mm² (eigentlich müsste hier ein Füllfaktor angewendet werden, wir vernachlässigen den jetzt aber mal)). Die Standardlänge eines Safetys beträgt 60cm (0,6m).

Rechnung:

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(Ausrechnen, Wurzel ziehen)

= 9092,12 N was ca. 909Kg entspricht. (Wir errinnern uns: F=m*g)

Wir sehen also, ein 10Kg Movinghead bringt nach 20cm Fallhöhe eine Kraft von ~900 Kilogramm in das Safety. Und hier werden uns sehr schnell die benötigten Sicherheitszahlen vor Augen geführt. Es sind keine Überdimensionierungen, sondern notwendige Faktoren!

Wie werden Safetys richtig eingesetzt?


Oft werden Safetys zwar verwendet, aber vollkommen falsch verbaut. Eine gern genutzte Methode, aber in Wirklichkeit das absolute No-Go ist es, das Fangseil um den Griff eines Gerätes zu schlingen. Weder Lautsprecher- noch Moving-Head- oder auch nur Stufenlinsengehäuse sind dafür ausgelegt. Der Griff reißt in den meisten Fällen einfach ab. Auch muss unbedingt darauf geachtet werden, dass, falls das Gerät tatsächlich fällt, das Safety sich nirgendwo verwinden oder knicken kann.
Ein Safety darf außerdem keine Kunststoffummantelung haben. Man kann oft schwarz ummantelte Fangseile sehen. Die sehen besser aus und müssen nicht aufwendig geschwärzt werden. Einen Bruch an der Litze oder eine Beschädigung kann dann aber nicht mehr nachvollzogen werden.

Hier sind noch einige Beispiele bildlich dargestellt:

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Fakten über Safetys:

- dürfen nur vercrimpt genutzt werden (keine Verschraubungen)
- benötigen eine Mindestlänge (Branchenstandard 60cm)
- dürfen eine maximale Fallhöhe von 20cm für die Geräte nicht überschreiten
- sollten richtig dimensioniert eingesetzt werden
- sind nach einmaligem Auffangen ablegereif, also nicht mehr einsetzbar!
- sind nach einmaligem Halten von Lasten nicht wieder als Safety einzusetzen.
- dürfen nicht knicken oder verwinden
- dürfen nicht mit Kunststoff ummantelt sein
- dürfen nur mit verschraubbarem Kettennotglied montiert werden

Danke an jw-lighting für die grafische Bearbeitung der Formeln
 
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