Hallöchen,
Leslie-Abnahme ist ne Wissenschaft für sich und da gibt es auch unterschiedliche Meinungen dazu, in einem Punkt ist man sich aber einig:
Mit einem Mikro allein kann man ein Leslie nicht sinnvoll abnehmen.
Erstmal gibt es grundverschiedene Arten von Leslies und vor allem leslieähnlichen Konstrukten, im einfachsten Fall ist das nur ein Breitbänder mit Rotortrommel oder sogar nur Rotorschaufel, sowas gabs auch mit konventionellem nichtrotierendem Hochtöner ergänzt, dann folgen die Konstrukte mit rotierendem Hochtonhorn und normalstrahlendem Tieftöner, dann gibt es Konstrukte mit rotierendem Hochtöner und rotierender Trommel vor dem Tieftöner (die wohl klassischte Variante), dann gibt es sowohl rotierende Hoch- und Tieftöner (meist eher kleine ovale Breitbänder (z.B.6x9")) und dann gibts noch rotierende Hoch- und Tieftöner ergänzt mit einem feststehendem "Sub"-Tieftöner. Angetrieben wird in der Regel übrigens nur eines der beiden Hochtonhörner, das zweite dient meist nur als Gegengewicht um die Rotorbewegung zu stabilisieren. Der Horntreiber sitzt unter dem Horn mit Treiberhalsöffnung nach oben.
Zur Mikrofonierung: klassisch auch zur Bühnenanwendung sind drei Mikrofone, zwei für Hochton, eines für den Tiefton, üblich sind typische Mikros für Gitarrenampabnahme wie das SM57 für den Hochton, sehr schön auch das M201, bei vielen Konstruktionen bietet sich die Verwendung eines zusätzlichen Windschutzes zur Reduzierung der Nebengeräusche an, gut sind auch (Reporter-)Mikros wie das alte AKG D190 mit integriertem kräftigem Windschutz. Die Hochtonmikros brauchen keinen besonders ausgedehnten Frequenzgang, da auch die Hörner nur einen sehr begrenzten Frequenzbereich wiedergeben und meist schon sehr früh deutlich abfallen.
Positionierung direkt an den Auslassöffnungen des Gehäuses mit Winkelabstand zwischen 90 und 180°, also beispielsweise ein Mikro seitlich, eines vorne (Bei den reinen Breitband-Leslies ohne Hochtöner wars das dann schon).
Gut ist es die Mikros untenrum mittels Hochpass und EQ zu beschränken, idealerweise mit einem weich angelegten Hochpass im Bereich der Frequenzweichentrennung zwischen Tiefton und Hochton des Leslies.
Die genannten Sony-Mikros kenne ich nicht (will ich auch nicht... ), aber ich kann mir vorstellen, dass die für den Hochtonbereich eines Leslies zumindest funktionieren, ebenso wie die typischen Empfehlungen für SM57-Kopien - gebrauchte AKG D190 gibt es aber auch schon ab 20-30,--. Hat man sowas wie das Sony schon zuhause liegen, kann man es also natürlich mal ausprobieren, extra kaufen würde ich sowas aber nicht.
Für den Tiefton nimmt man dann mindestens ein meistens dynamisches Großmembranmikro, klassisch das MD421 oder EV RE20/27, ein Typ meinerseits wäre das AKG D3500 (allgemein deutlich unterschätzt und deshalb neuwertig gebraucht für knapp 50,-- zu bekommen) auch wieder direkt an den Auslassöffnungen positioniert, normalerweise würde man das Mikro in einer Linie unter einem der Hochtonmikros oder mittig zwischen den beiden Hochtonmikros positionieren..
Auch hier ist ein zusätzlicher Windschutz angebracht und bei sich drehenden Tieftönern würde ich auch zwei Mikros für den Tiefton empfehlen. Bei Rotorwaschtrommel vor dem Tieftöner halte ich ein Mikro für angemessen und in der Regel ausreichend.
Eine Begrenzung der Wiedergabe nach oben ist für das Tieftonmikro wichtig, vor allem wenn nur eines verwendet wird, idealerweise auch wieder im Bereich der Trennfrequenz des Kabinetts zwischen Bass und Hochton.
Öfters werden auch zur Verwendung am Gehäuse Kondensatormikrofone empfohlen, das halte ich aber nur bedingt für sinnvoll, weil sich dann auch die Rotoren- und Motorennebengeräusche und die Windgeräusche durch die Drehbewegungen sehr stark bemerkbar machen. Aus dem selben Grund teile ich auch nicht die manchmal geäusserte Empfehlung die Mikros im Gehäuse zu positionieren oder die Blenden vor den Gehäuseöffnungen zu entfernen (sehr selten hilfreich, wenn die Blenden vor dem Hochton zu dicht sind oder komische Kammfilter im Nahbereich verursachen). Positionierung im Gehäuse bringt auch noch ne Menge anderer Probleme wie Reflektionen und Druckkammereffekte usw.
Im Studio, vor allem bei isolierter Aufnahme des Kabinetts, bietet sich auch eine Raummikrofonierung mit Kleinmembran-Condensern in einem Stereoverfahren mit breiter Stereowirkung an, kann man natürlich noch kombinieren mit Stützmikrofonen wie oben beschrieben am Gehäuse. Wenn Raummikrofonierung, dann würde ich zum ersten Antesten eher auf Ohrenhöhe und in einem Abstand von 2-3m positionieren, aber erlaubt ist natürlich, was gefällt.
Ciao, Deschek