Xytras
Mod Emeritus
Genre: Death Metal (? - zumindest früher einmal)
Label: Season of Mist (Soulfood)
Songs: 11
Tracklist:
1. Omni Potens
2. Too Extreme!
3. Existo Vulgoré
4. Blades For Baal
5. I Am Morbid
6. 10 More Dead
7. Destructos Vs The Earth
8. Nevermore
9. Beauty Meets Beast
10. Radikult
11. Profundis - Mea Culpa
Allen Warnungen, auch denen hier im Board zum Trotz habe ich mir die neue Scheibe von MORBID ANGEL besorgt. Warum? Weil ich einerseits MORBID ANGEL gut finde, seit ich 1995 zum ersten Mal bei einem Kumpel "Blessed Are The Sick" gehört habe. Andererseits, weil mich die Warnungen nicht wirklich abschrecken konnten, da ich schon gerne mal über den Tellerrand schaue und mich darauf verlassen habe, dass MORBID ANGEL schon keinen ganz schrecklichen Fehlgriff tun würden.
Ich habe mich geirrt.
Aber das möchte ich jetzt mal en Detail erläutern:
Los geht es mit Omni Potens, das trotz seiner Länge von zweieinhalb Minuten kein Song sondern lediglich ein Intro ist. Zweienhalb Minuten billige Synthie-Strings mit gelegentlichen Snare-Schlägen und Schreien versetzt ist nun nicht gerade der ideale Einstieg in ein Death Metal-Album, aber man kann es ertragen, auch wenn weder Atmosphäre noch Spannung in sonst einer Form dabei aufgebaut wird. Wenn dann aber Too Extreme! losballert, ist das Intro sofort vergessen. Zu tief sitzt der Schock über stupide Industrial-Wummer-Drums, zu denen die Band, die einst Götter des Death Metal waren, billig-Kopien von Rammstein-Riffs runternudeln. Der entscheidende Unterschied ist, dass solche Dinge bei Rammstein noch organisch und originell klingen, während MORBID ANGEL versuchen, die Chose auf ein extremeres Level zu zwängen, was schlicht und ergreifend schief geht. "Too Extreme" funktioniert nicht einmal in Ansätzen. Existo Vulgore stimmt dann wieder etwas versöhnlicher. An die Glanzzeiten der Band kann zwar auch Track 3 nicht anknüpfen, aber immerhin ist der Sound geringfügig organischer und die Strukturen nicht ganz so stumpf wie bei "Too Extreme". In die selbe Richtung geht auch nummer vier, Blades For Baal, nicht ganz überzeugend, aber nach dem Einstieg in "Illud Divinum Insanus" ist man ja für Kleinigkeiten dankbar.
Dieses kurze Zwischenhoch endet aber recht abrupt mit dem folgenden I am Morbid. Sorry, Leute, im Ernst: Stadionchöre auf einer MORBID ANGEL-Scheibe? Das uninspirierte Riffing, das irgendwie an Machine Head erinnert, passt da voll ins Schema: Offensichtlich sind die älteren Semester nicht Zielgruppe von "Illud Divinum Insanus". 10 More Dead treibt das noch auf die Spitze mit der großen Überraschung, dass David Vincent auf einmal versucht, wie Robert Flynn zu shouten, was gehörig nach hinten losgeht.
Destruction Vs. The Earth bildet mit 7:15 Minuten so etwas wie das Kernstück des Albums, ist aber in keiner Weise ein Highlight sondern eher ein sterbenslangweiliger Midtempo-Stampfer, auf dem die Industrial-Anleihen, die sich durch "Illud Divinum Isnanus" ziehen wieder stärker zum Vorschein kommen. Irgendwie wirkt diese Nummer ohne Highlights enorm öde und uninsipriert. Entschädigung gibt es mit Nevermore und Beauty Meets Beast, die wieder zumindest in Ansätzen an MORBID ANGEL zu besseren Zeiten erinnern. Gemessen an den damaligen Standards, sind die Nummern zwar eher Lückenfüller, aber immerhin stimmt das Grundfeeling wieder etwas besser. Radikult zerstört diesen versöhnlichen Eindruck leider schon beim Marilyn-Manson-Intro gehörig. Eine weitere Industrial-Nummer, die so gar nicht zum Rest des Albums passen will, was die Band sich dabei gedacht hat, wird vermutlich für immer ein Geheimnis bleiben.
Zum Schluss bleibt noch Profundis - Mea Culpa, das verglichen mit dem unsäglichen "Radikult" zwar schon erträglich wirkt, an sich aber nur eine langweilige Midtempo-Nummer ist, mit der man auch niemanden mehr hinter dem Ofen vorlockt.
Mein Fazit: Wären MORBID ANGEL nicht MORBID ANGEL sondern eine beliebige Nu-Metal oder Neo-Thrash Kapelle, die versucht, sich neuen Gefilden zu öffnen, wäre meine Meinung zu "Illud Divinum Insanus" sicher eine andere. Wäre auf der Scheibe zumindest der Sound erträglich und würde nicht 100%ig undynamisch totgetriggert klingen, wäre meine Meinung vermutlich nicht komplett anders, aber zumindest besser. Wären auf der Scheibe zumindest ein, zwei Nummern, bei denen die alten MORBID ANGEL durchscheinen, wäre meine Meinung garantiert auch eine andere. Aber so ist und bleibt "Illud Divinum Insanus" für mich ein vollkommener Fehlkauf, der seinen Weg in meinen CD-Player sicher nicht so schnell wieder finden wird (wer hätte gedacht, dass ich so etwas mal über eine MORBID ANGEL-Scheibe schreiben würde?).
1/10 Punkten.
- Eigenschaft