LostLover
Helpful & Friendly User
- Zuletzt hier
- 15.05.23
- Registriert
- 15.10.03
- Beiträge
- 3.208
- Kekse
- 52.046
Neben den Exoten-Reviews dachte ich, es wär mal nett, eine absolute Brot-und-Butter-Gitarre hier zu beschreiben.
Kurz die Story zur Gitarre vorweg: ich habe in den letzten Jahren immer mal wieder eine Fender MIM-Tele in der Hand gehabt - ohne dabei echten Kaufdrang verspürt zu haben. Allerdings sind die Modelle von Mal zu Mal interessanter geworden. Ob das an meinem sich ändernden Geschmack liegt oder daran, dass Fender die Qualität beständig steigert, kann ich nicht beurteilen. Ich bin von Haus aus Les-Paul-Gitarrist, daher ist mir die Tele-Form schon sympathisch, aber der Sound ist doch schon ein Stück weit weg.
Vor einigen Wochen hab ich in einem Musikladen einen amp gesehen, den ich mal spielen wollte. Ich hab nach einer passenden (Linkshand)-Gitarre gesucht und eher widerwillig nach einer Telecaster gegriffen, die den Vorteil hatte, frische Saiten zu haben - kam wohl grad aus dem Karton. Der Amp war gut, aber zu teuer.....aber die Gitarre hat mich zu meiner Überraschung ziemlich angetörnt. Nicht mal 600 Euro, aber ein echt überzeugender Ton und vor allem: direkt von der Ladenwand nahezu perfekt eingestellt. Eine halbe Stunde drauf rumgeklimpert, nach Haus gefahren, eine Nacht drüber geschlafen und am nächsten Tag gekauft. Da ist sie:
Die Spezifikationen (Hölzer, etc.) findet ihr überall im Netz, das spar ich mir.
Was ich nach ungefähr 8 Wochen dazu sagen kann:
Optik
Wie eine Tele aussieht weiss jeder: unspektakulär. Das Candy Apple Red ist perfekt, keine Lackmacken oder Schludrigkeiten. Das Pickguard ist nicht mehr so blendend weiss wie bei den vorigen Jahrgängen, sondern sehr dezent angegilbt, ebenso wie der Hals. Sieht gut aus, fühlt sich gut an.
Elektrik
Die bekannten Pickups. Das scheinen preiswert gemachte Exemplare zu sein, mit Kunststoffkörpern. Der Hals-PU ist im Pickguard aufgehängt, aber die Schrauben lassen sich bei beiden PUs nur mit Gewalt bewegen. Im Korpus ist eine Fräsung für einen Hals-Humbucker bereits vorhanden - sehr umsichtig.
Die Kontrollen sind simpel, die Verkabelung ist sauber - ich musste wie immer als Linkshänder die falsch verpolten Potis umlöten. Ein Treble-Bleed-Kondensator wäre nicht übel gewesen, beim Leisermachen verliert der Sound deutlich an Höhen.
Hardware
Brücke, Knöpfe und Mechaniken sind schlicht und simpel und funktionieren einwandfrei. Klasse. Aber ich hätte gern einen zweiten Saitenniederhalter gehabt. D- und G - Saite scheppern etwas, wenn man sie heftig anspielt.
Es war ein Set Inbusschlüssel im Gigbag, keiner passte für den Hals (3/16zöllig wäre nötig, metrisch war beigelegt). Hat da der Verkäufer ins falsche Regal gegriffen oder hat Fender gepennt?
Verarbeitung und Bespielbarkeit
Erstklassig. Der Hals war super eingestellt, die Bünde sind hervorragend abgerichtet und poliert, die Intonation war nahezu perfekt, ebenso wie die Saitenlage. Ich musste nur die hohe E-Saite nachjustieren, aber alles andere konnte bleiben. Kein Lackmacken, keine Grate. Hut ab, Fender - zu dem Preis ist das vorbildlich. Der Sattel scheint mit für die G-Saite recht grosszugig ausgefeilt zu sein, eine 17er hat Spiel.
Dazu kommt ein echt "schneller" Hals, schmal und angenehm rund, mit 9,5"Radius, auf dem schnelle Läufe wie von allein flutschen und Bendings problemlos gelingen. Obwohl ich Les Paul gewohnt bin, hab ich mich sofort zuhause gefühlt - beeindruckend. Der seidenmatte, dünne Lack fühlt sich extrem angenehm an.
Ton
Jeder meint ja zu wissen, wie eine Tele so klingt. Da fallen dann schnell die Worte "Twang" und "dünn". Die hab ich jetzt mal erwähnt und damit soll's auch gut sein. Die Realität ist nicht so einfach.
Der trockene Grundton ist ausgewogen, mit solider Substanz im Bass, zurückhaltenden, leicht hohlen Mitten und schönen durchsichtigen Höhen. Typisch Fender.
Elektrisch (dafür ist sie ja gedacht) bleibt davon gottseidank immer noch sehr viel übrig. Der StegPU ist leicht nasal, mit reichlich Höhen, aber nicht schrill. Etwas nüchtern, aber das liegt wohl am Preis. Der Halstonabnehmer ist fett und leicht hohl in den Mitten, neigt ein wenig zum Mulmen, hat aber noch genug Höhen, um sich durchsetzen zu können. Die Mittelposition ist clean ein Hammer, die lieb ich für Arpeggios oder dezente Begleitungen.
Bei der richtigen Gangart (Teles sind Schlampen, die wollen hart rangenommen werden) bekommt man genau diesen ploppenden, rattenscharfen Attack mit dem metallischen Nachklang, also "dweennnnnng". Und zumindest diese Tele ist alles andere als dünn. Sie hat reichlich Höhen, ja - aber auch ein ziemlich fettes Fundament im Bass und genügend Mitten - nasaler, höher als eine Paula, aber druckvoll allemal. Dazu kommt ein überraschend sattes, langes, gleichmässiges Sustain auch in den hohen Lagen - was mich beim ersten Anspielen schon überrascht hat: diese Tele "singt".
Insgesamt ist für mich das grösste Plus: die Gitarre scheint mir in jedem Zusammenhang einsetzbar. Der Sound ist mit dem Amp noch formbar, setzt sich überall durch, ist dabei aber nicht aufdringlich. Die klassische Allzweckwaffe.
Mein Fazit
In der Preisklasse um Euro 600,-- eine echte Empfehlung. Grosser Gegenwert für einen moderaten Preis. Man bekommt simples, robustes Arbeitspferd, das prima verarbeitet ist, hervorragend bespielbar und einen guten, tragfähigen Ton mitbringt. Die Pickups sind okay, mehr nicht. Aber okay. Aufgrund der wirklich guten Klangbasis kann ein Tausch die Gitarre echt aufwerten. Es gibt kleine Macken (in G&B würden sie wohl "Unwägbarkeiten" schreiben, was immer das dann heissen soll....imo ist das das deutsche Wort für "Risiken" - die seh ich hier nicht ) - aber nichts, was man nicht selbst nachbessern kann.
Ich mag sie. Meine No1 wird sie nicht werden, das bleibt meine Paula, aber sie wird die Kandidatin für die "schmutzigen" Jobs und backups. Ein tolles Brett, das einfach Spass macht.
--------------------------------------
Achja, bevor die Frage nach Soundclips kommt: davon halte ich nix und dafür hab ich auch keine Zeit.
Schaut vielleicht mal hier rein, bei dieser kleinen Wohnzimmer-Session hab ich sie zum ersten mal öffentlich gespielt:
Der Teleclip
(Verstärkung: tc Phaser->Okko Diablo->Ibanz Delay->82er Fender Super Champ -> Jensen Neo 12")
Kurz die Story zur Gitarre vorweg: ich habe in den letzten Jahren immer mal wieder eine Fender MIM-Tele in der Hand gehabt - ohne dabei echten Kaufdrang verspürt zu haben. Allerdings sind die Modelle von Mal zu Mal interessanter geworden. Ob das an meinem sich ändernden Geschmack liegt oder daran, dass Fender die Qualität beständig steigert, kann ich nicht beurteilen. Ich bin von Haus aus Les-Paul-Gitarrist, daher ist mir die Tele-Form schon sympathisch, aber der Sound ist doch schon ein Stück weit weg.
Vor einigen Wochen hab ich in einem Musikladen einen amp gesehen, den ich mal spielen wollte. Ich hab nach einer passenden (Linkshand)-Gitarre gesucht und eher widerwillig nach einer Telecaster gegriffen, die den Vorteil hatte, frische Saiten zu haben - kam wohl grad aus dem Karton. Der Amp war gut, aber zu teuer.....aber die Gitarre hat mich zu meiner Überraschung ziemlich angetörnt. Nicht mal 600 Euro, aber ein echt überzeugender Ton und vor allem: direkt von der Ladenwand nahezu perfekt eingestellt. Eine halbe Stunde drauf rumgeklimpert, nach Haus gefahren, eine Nacht drüber geschlafen und am nächsten Tag gekauft. Da ist sie:
Die Spezifikationen (Hölzer, etc.) findet ihr überall im Netz, das spar ich mir.
Was ich nach ungefähr 8 Wochen dazu sagen kann:
Optik
Wie eine Tele aussieht weiss jeder: unspektakulär. Das Candy Apple Red ist perfekt, keine Lackmacken oder Schludrigkeiten. Das Pickguard ist nicht mehr so blendend weiss wie bei den vorigen Jahrgängen, sondern sehr dezent angegilbt, ebenso wie der Hals. Sieht gut aus, fühlt sich gut an.
Elektrik
Die bekannten Pickups. Das scheinen preiswert gemachte Exemplare zu sein, mit Kunststoffkörpern. Der Hals-PU ist im Pickguard aufgehängt, aber die Schrauben lassen sich bei beiden PUs nur mit Gewalt bewegen. Im Korpus ist eine Fräsung für einen Hals-Humbucker bereits vorhanden - sehr umsichtig.
Die Kontrollen sind simpel, die Verkabelung ist sauber - ich musste wie immer als Linkshänder die falsch verpolten Potis umlöten. Ein Treble-Bleed-Kondensator wäre nicht übel gewesen, beim Leisermachen verliert der Sound deutlich an Höhen.
Hardware
Brücke, Knöpfe und Mechaniken sind schlicht und simpel und funktionieren einwandfrei. Klasse. Aber ich hätte gern einen zweiten Saitenniederhalter gehabt. D- und G - Saite scheppern etwas, wenn man sie heftig anspielt.
Es war ein Set Inbusschlüssel im Gigbag, keiner passte für den Hals (3/16zöllig wäre nötig, metrisch war beigelegt). Hat da der Verkäufer ins falsche Regal gegriffen oder hat Fender gepennt?
Verarbeitung und Bespielbarkeit
Erstklassig. Der Hals war super eingestellt, die Bünde sind hervorragend abgerichtet und poliert, die Intonation war nahezu perfekt, ebenso wie die Saitenlage. Ich musste nur die hohe E-Saite nachjustieren, aber alles andere konnte bleiben. Kein Lackmacken, keine Grate. Hut ab, Fender - zu dem Preis ist das vorbildlich. Der Sattel scheint mit für die G-Saite recht grosszugig ausgefeilt zu sein, eine 17er hat Spiel.
Dazu kommt ein echt "schneller" Hals, schmal und angenehm rund, mit 9,5"Radius, auf dem schnelle Läufe wie von allein flutschen und Bendings problemlos gelingen. Obwohl ich Les Paul gewohnt bin, hab ich mich sofort zuhause gefühlt - beeindruckend. Der seidenmatte, dünne Lack fühlt sich extrem angenehm an.
Ton
Jeder meint ja zu wissen, wie eine Tele so klingt. Da fallen dann schnell die Worte "Twang" und "dünn". Die hab ich jetzt mal erwähnt und damit soll's auch gut sein. Die Realität ist nicht so einfach.
Der trockene Grundton ist ausgewogen, mit solider Substanz im Bass, zurückhaltenden, leicht hohlen Mitten und schönen durchsichtigen Höhen. Typisch Fender.
Elektrisch (dafür ist sie ja gedacht) bleibt davon gottseidank immer noch sehr viel übrig. Der StegPU ist leicht nasal, mit reichlich Höhen, aber nicht schrill. Etwas nüchtern, aber das liegt wohl am Preis. Der Halstonabnehmer ist fett und leicht hohl in den Mitten, neigt ein wenig zum Mulmen, hat aber noch genug Höhen, um sich durchsetzen zu können. Die Mittelposition ist clean ein Hammer, die lieb ich für Arpeggios oder dezente Begleitungen.
Bei der richtigen Gangart (Teles sind Schlampen, die wollen hart rangenommen werden) bekommt man genau diesen ploppenden, rattenscharfen Attack mit dem metallischen Nachklang, also "dweennnnnng". Und zumindest diese Tele ist alles andere als dünn. Sie hat reichlich Höhen, ja - aber auch ein ziemlich fettes Fundament im Bass und genügend Mitten - nasaler, höher als eine Paula, aber druckvoll allemal. Dazu kommt ein überraschend sattes, langes, gleichmässiges Sustain auch in den hohen Lagen - was mich beim ersten Anspielen schon überrascht hat: diese Tele "singt".
Insgesamt ist für mich das grösste Plus: die Gitarre scheint mir in jedem Zusammenhang einsetzbar. Der Sound ist mit dem Amp noch formbar, setzt sich überall durch, ist dabei aber nicht aufdringlich. Die klassische Allzweckwaffe.
Mein Fazit
In der Preisklasse um Euro 600,-- eine echte Empfehlung. Grosser Gegenwert für einen moderaten Preis. Man bekommt simples, robustes Arbeitspferd, das prima verarbeitet ist, hervorragend bespielbar und einen guten, tragfähigen Ton mitbringt. Die Pickups sind okay, mehr nicht. Aber okay. Aufgrund der wirklich guten Klangbasis kann ein Tausch die Gitarre echt aufwerten. Es gibt kleine Macken (in G&B würden sie wohl "Unwägbarkeiten" schreiben, was immer das dann heissen soll....imo ist das das deutsche Wort für "Risiken" - die seh ich hier nicht ) - aber nichts, was man nicht selbst nachbessern kann.
Ich mag sie. Meine No1 wird sie nicht werden, das bleibt meine Paula, aber sie wird die Kandidatin für die "schmutzigen" Jobs und backups. Ein tolles Brett, das einfach Spass macht.
--------------------------------------
Achja, bevor die Frage nach Soundclips kommt: davon halte ich nix und dafür hab ich auch keine Zeit.
Schaut vielleicht mal hier rein, bei dieser kleinen Wohnzimmer-Session hab ich sie zum ersten mal öffentlich gespielt:
Der Teleclip
(Verstärkung: tc Phaser->Okko Diablo->Ibanz Delay->82er Fender Super Champ -> Jensen Neo 12")
- Eigenschaft
Zuletzt bearbeitet: