[Effekt] - Behringer Bass Equalizer BEQ700

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Uli
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Da ich z.Zt. in einer 2-Mann-Band abwechselnd Bass und Gitarre spiele, habe ich mir einen Verstärker mit gutem Cleansound besorgt und spiele beide Instrumente jeweils über eigene (Effekt)-Preamps an zwei Eingängen dieses Amps. Obwohl der (Keyboard)-Amp neben seinem Hornstrahler einen beeindruckenden 15-Zöller hat, klingt die Baßgitarre 'nackt' darüber nicht zufriedenstellend nach Bass(gitarre). Im Gegensatz zur Gitarre, die ich über ein High-End-Floorboard spiele, reicht mir aber am Bass eine gute Klangregelung, weshalb ich nach einem günstigen Bass-Equalizer gesucht habe.

Es gibt sie von verschiedenen Firmen, in meine nähere Wahl kamen


Obwohl das schlechte Image (in Deutschland) von Behringer eindeutig dagegen spricht, habe ich mir (nicht zuletzt wegen des Preises) als ersten Versuch mal den BEQ700 geordert, wild entschlossen, die 12,90€ unter dem Posten 'Lehrgeld' zu verbuchen, wenn er wirklich so schlecht sein sollte, wie meist schon bei Nennung des Firmennamens gesagt wird.

BEQ700_P0400_Right_web.jpg

Anders als meine bisher gekauften DigiTech oder Boss-Treter kommt das Gerät nicht im Karton mit Anleitungsheft, sondern in einer Blister-Packung mit 3 losen Blättern als Begleitinfo: einer Contact Information mit weltweiten Kontaktadressen, einem einseitiges 'Manual' in englisch und einem in japanisch (oder chinesisch..?). Es ist nichts in deutsch enthalten, wenngleich die Bedienung eines Equalizers jetzt auch nicht ohne Anleitung unmöglich wäre.

Nach dem Auspacken fällt mir als erstes die optische Ähnlichkeit mit dem Boss-Gerät GEB-7 auf. Im Gegensatz zu allen anderen Geräten bewirbt Boss die drei (frequenztechnisch) ziemlich nah beieinander liegenden Schieberegler für 400, 500 und 800Hz als besonderes Feature. In der Tat haben auch die Mitbewerber Arion und Artec eine andere Aufteilung der Frequenzbänder. Das Behringer-Gerät allerdings teilt mit dem Boss nicht nur diese 3 Mittenregler, sondern die gesamte Gestaltung des Bedienpanels, also Aufteilung des Bandes in 50-120-400-500-800-4.5k-10k Hertz, sogar Position der Leuchtdiode und des Level-Reglers sind identisch.

Um herauszufinden, wie es innen aussieht, muß das Gerät zerlegt werden. Das für den Batteriewechsel erforderliche Entfernen der Trittplatte funktioniert zwar nach dem gleichen Prinzip wie bei Boss und DigiTech, ist aber durch die billigere Kunststoff-Konstruktion deutlich zeitraubender. Während die Mitbewerber als Achse nach außen abgerundete Metallknöpfe haben, an denen die zu entfernende Metall-Trittplatte bei leichtem Eindrücken vorbei gleitet, sind die Behringer-Achsknöpfe nach innen ausgehöhlt, weshalb man sie (beide!) mit einem Stift o.ä. erst völlig versenken muß, bis sich die Platte entfernen läßt. Hier könnte ich mir schnell eine ausgebrochene Achsaufnahme an der Trittplatte oder eben einen abgebrochenen Achszapfen vorstellen , beides ist wie gesagt Kunststoff.

Trotz Plastikgehäuse macht allerdings das ganze durchaus nicht soo einen wackligen Eindruck, wie immer gesagt wird, denn es ist überwiegend recht dickwandiger Kunststoff, den ich für ziemlich trittfest halte. Nach dem Abnehmen der Trittplatte fällt erstmal die Feder heraus, die für Gegendruck und Rückstellung der Trittplatte verantwortlich ist. Auch das ist sicher beim eiligen Batteriewechsel lästig, wenn auch die meisten Leute eh mit Netzteil spielen. Gründe für Batterieeinsatz wären z.B. die absolut brummfreie Geichspannung und der einfachere Transport. Ich habe diese Feder dann später mit Pattex in die obere Führung der Trittplatte eingeklebt, da die untere Trichterführung leichter beim Zusammenbau zu 'erfühlen' ist.

Geöffnet wird das Gerät nach Abziehen der 8 Reglerknöpfe durch Rausdrehen von 4 Schrauben, die durch die von einer ca. 2mm dicken Gummimatte verdeckten Bodenplatte gedreht sind, dem einzigen Metallteil am Gerät, das wohl spendiert wurde, damit das Leichtgewicht nicht schon vom Schalldruck des Lautsprechers weggeweht wird. (Zum Vergleich: Mein Digitech-Crossroad-Pedal wiegt mit Batterie 678g, der BEQ700 mit Batterie 347, also gerade mal die Hälfte bei annähernd gleichen Abmessungen).

Während die stirnseitigen Schrauben in M3-Gewinde in der Metallplatte eingreifen, sind die beiden bodenseitigen Schrauben sog. 'gewindefurchende Blechschrauben', die bei jedem Herausdrehen etwas Material (Plastik) mitbringen, weshalb das sicherlich ein endlicher Vorgang ist. Bei meinem Exemplar hat sich die 'Antirutsch'-Gummimatte schon halb von der Bodenplatte gelöst, ohne Kraftaufwand kann ich sie ganz abziehen (siehe 2. Bild im Anhang). Das unter der Trittplatte befindliche Oberteil mit der Reglerbeschriftung läßt sich jetzt einfach abnehmen, wenn man den Batterieclip durch die entsprechende Ausnehmung bekommt. Übrig bleibt das (vom Gewicht bringenden Metallboden befreite) Unterteil des Gerätes, in dem die Platine mit 4 Schrauben eingesetzt ist.

Was mir auf Anhieb nicht sonderlich gefällt, ist die Tatsache, daß die Schieberegler völlig offen sind. D.h., man kann von der Seite auf den Schleifer sehen, der auf der Widerstandsbahn gleitet und die relativ breiten Schlitze im Gehäuseoberteil haben keinerlei Staubschutz, wie man ihn z.B. bei Schiebereglern von goßen Mischpulten sieht. Für ein Gerät, daß sich überwiegend am Boden befindet, wo die Staubkonzentration nachweislich besonders hoch ist, bedeutet das mit Sicherheit eine Begrenzung der Lebensdauer, da Staub der Erzfeind eines jeden Potentiometers ist.

Außer ein paar Elkos, die es in nennenswerter Kapazität noch nicht als ultrawinzige SMD-Version gibt, ist ansonsten so gut wie nichts auf der Oberseite der doppelseitigen Platine zu sehen, die einen Kontrollaufkleber mit chinesischen Schriftzeichen trägt, aber keinerlei sonstigen Aufdruck über die Herkunft. Nach Entfernen 4 weiterer Schrauben, kann die Platine abgenommen werden, um sie von der Unterseite zu betrachten. Dabei fällt auch eine verchromte Blattfeder heraus, die durch eine Ausnehmung am Plastik-Gehäuseboden den Massekontakt zum Metallboden herstellen soll. Ein probeweises Einlegen zeigt, daß sie kaum durch die Ausnehmung ragt und eine Kontrolle der Platte aus Zink-Druckguss zeigt auch keinerlei Spuren dieser Feder, weshalb nicht auszuschließen ist, daß die Platte mit dieser optimistischen Methode gar nicht 'geerdet' war.

Die Platinenunterseite ist komplett in SMD-Technik bestückt, im Schwallbad nach RoHS gelötet. Die wesentlichen Bauteile sind 3 IC's, sowie eine stattliche Anzahl passiver Bauteile. Herzstück sind 2 Vierfach OpAmps (TL064) von Texas Instruments, die die einzelnen Bandfilter bilden und für ihre besonders geringe Stromaufnahme bekannt sind, sowie ein weiterer Dual-OpAmp von Hitachi, der für die reine Verstärkung zuständig ist. Obwohl man sicher für die TI-IC's auch andere aus der gleichen Baureihe mit geringfügig besseren Verstärker-Eigenschaften, dafür aber höherer Stromaufnahme hätte nehmen können, ist für mich nicht nachvollziehbar, weshalb in Behringer-Geräten angeblich minderwertige Bauteile verarbeitet werden sollen. Für mich sehen die ganz normal aus und ich vermute, die ursprüngliche Auswahl hat, wie beim Design auch, nicht Behringer, sondern wiederum Roland/Boss getroffen.

Was ich persönlich noch für ungünstig halte, ist die Position des Netzgeräte-Anschlusses an der Seite. Viele Zusammenstellungen von Bodentretern gehen von der Möglichkeit aus, die Geräte zur Kabelminimierung mittels Doppelklinke-Adaptern aneinander zu schalten. Das ist allerdings nicht mehr möglich, wenn ein Netzgerätestecker an der Seite eingesteckt wird, selbst wenn dieser als Winkel ausgelegt wurde.

Nach dem Zusammenbau (mit Batterie) schließe ich das Gerät an einen Mischeingang des Keyboard-Verstärkers an, der nur einen Volume- und einen Effekt-Regler hat, selbst also keine Klangregelung zuläßt.
Ich muß den Level-Regler des BEQ700 ordentlich aufdrehen (der Amp ist wohl mit Keyboard-Pegel verwöhnt), dann aber werde ich angenehm überrascht. über die unteren 4 Regler bekomme ich (ohne Vollausnutzung der Regelbereiche) den Klang hin, den ich mir gewünscht hatte. Erwartungsgemäß wirkt sich der obere Regelbereich nicht mehr sehr hörbar aus, der 10kHz-Schieber erzeugt für mein Ohr sogar nur Rauschen (was aber kein Mangel ist und auch durch das Horn im Keyboard-Amp begünstigt wird), weshalb ich ihn fast komplett wegdrehe. Reines Geräterauschen kann ich selbst bei voll aufgedrehtem Level-Schieber nicht feststellen, leider fehlt mir noch ein passendes Netzteil, mit dem man noch eventuelle Brummeinstreuungen hätte testen können.

Die Überlegung, daß der 50Hz-Regler evtl für einen 6-Saiter nicht ausreichen könnte, da dieser bis 30Hz runtergeht, ist imho insofern zu vernachlässigen, weil es sich bei den aufgedruckten Frequenzen ja nicht um schmale Bandpässe handelt, die nur diese aufgedruckte Frequenz verstärken (oder dämpfen) sondern um die Mittenfrequenzen einer nicht sonderlich steilen Kurve, so daß die 30 Hz auch noch vom 50Hz-Schieber ausreichend bedient werden.



Fazit:
Der BEQ700 ist für das Geld ein unschlagbar günstiges Gerät mit durchaus konkurrenzfähigen elektrischen Eigenschaften, da wahrscheinlich in diesem Bereich sogar baugleich. Wenn auch soundlich nichts dagegen zu sagen ist, muß man aufgrund der gnadenlosen Billigbauweise trotzdem zahlreiche Nachteile in Kauf nehmen wie

  • stellenweise schlechte Verarbeitung
  • umständlicher Batteriewechsel
  • schlecht platzierte Netzbuchse

Wer ein Gerät für täglichen harten Road-Einsatz sucht, sollte sich etwas Robusteres holen. Wer aber etwas für zu Hause oder den Gelegenheits-Gig im kleineren Kreis sucht, dabei aber bereit und in der Lage ist, etwas sorgsamer mit seinen Geräten umzugehen und die kleinen Nachteile in Kauf zu nehmen, kann hier durchaus fündig werden, für das Geld gibt's bei den Anderen wahrscheinlich gerade mal ein Ersatzteil.

Ich werde mir bei Gelegenheit sicher noch einen anderen Bass-Eq holen, aber nicht weil der Behringer schlecht wäre, sondern aus neugier, was es bei den anderen für 60€ mehr gibt.
 
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Ein sehr schön geschriebenes Review.
Vielleicht hätte eine Gliederung gut getan, wobei du dich eigentlich sowieso fast nur mit der Verarbeitung/Aufbau des BEQ700 beschäftigt hast. Diesen Teil finde ich wirklich absolut spitze und ausführlich.
Eventuell hätte man noch ein bisschen genauer auf den Klang eingehen können. Wirken sich die Regler schon bei minimalen Verschieben aus? Bringen wirklich manche Regler gar nichts, oder lag es vielleicht doch am Keyboard Amp?
Wegen des wackligen Eindrucks: Ich besitze kein einzigen Behringer Effekt habe sie mir jedoch schon oft im Musikladen angeschaut. Dort haben wirklich 5 von 10 einen verdammt wackligen Eindruck gemacht! Also wenn man da mal ein bissl dran gerüttelt hat, hat man gleich gedacht, dass die Treterplatte gleich abfällt. Es kann also sein, dass es durch den Bau bedingt war ODER das es einfach durch den Gebrauch kommt. Wirst du ja vielleicht bald sehen ;-).
Ansonsten gut geschrieben.

Gruß
zed
 
Danke dir!
Stand mal vor der gleichen Frage welchen EQ ich nehme und habe mich dann für diesen entschlossen und bereue es nicht! Außerdem wollte schon immer mal sehen wie das Ding von innen aussieht =)
 
Das stimmt, ich hätte es besser gliedern können und auch den technischen Teil noch mehr verkürzen. Daß ich unverhältnismäßig genau in die Details des Aufbaus gegangen bin, liegt daran, daß ich gerade diesen Hauptkritikpunkt der schlampigen Verarbeitung für alle Interessenten transparent machen wollte.

Ich habe mich insofern bemüht, auch herauszustellen, daß man für die Nachteile eben ein extrem preiswertes Teil bekommt, ungeachtet der Wahrscheinlichkeit, daß es sich um ein Boss-Plagiat handelt, was mir als Deutscher besonders stinkt, wenn sowas eine deutsche Firma macht.

Mit der Beschreibung von Klängen tue ich mich immer schwer, gerade wenn es um Bass geht, weil das imho überwiegend Geschmackssache ist. Was andere z.B. dumpf finden, finde ich als 60ies Cover-Basser noch lange nicht dumpf und unter vielen Modebezeichnungen kann ich mir gar nichts vorstellen.

Alles in allem ist es aber auch kein richtiges Effektgerät, sondern einfach nur ein etwas aufwändigerer Klangregler. Die Anhebung durch die einzelnen Regler ist nicht sehr stark aber für mich ausreichend, ich habe noch ein Zoom-Basseffektgerät, das kann klanglich natürlich mehr (ist auch digital), ist aber von der Bedienung wesentlich komplizierter, insofern ist es halt alles immer ein Kompromiß.
 
Was für ein ausführliches, auch für Nichtbasser sehr lesenswertes Review. Respekt! :great:

Eine kleine Anmerkung in bezug auf die "Anti-Rutsch-Gummimatte". Die schlechte Haftung an der Bodenplatte sehe ich nicht unbedingt als Nachteil an. Bei einigen Tretminen - übrigens auch bei Behringer-Mitbewerbern - ist die Bodenhaftung katastrophal.

Abhilfe schafft das Ersetzen der Anti-Rutsch-Matte durch das Aufkleben des innenseitigen Belags eines (alten) Tischtennisschlägers, so daß der Noppenbelag zum Boden hin weist.
 
Außerdem wollte schon immer mal sehen wie das Ding von innen aussieht =)
dito. ;)
War immer an einem Bass EQ interessiert und hab mir gedacht "was kann man (=Behringer) da schon groß falsch machen?" und dein Test hat mich davon überzeugt, mir einen zu bestellen, dankeschöööön. :D
 
War immer an einem Bass EQ interessiert und hab mir gedacht "was kann man (=Behringer) da schon groß falsch machen?" und dein Test hat mich davon überzeugt, mir einen zu bestellen, dankeschöööön. :D
Danke :), aber bitte nicht enttäuscht sein, wenn er dann wirklich sehr nach Plastik aussieht und auch ziemlich ungewohnt leicht ist :rolleyes:

Auf dem Teile-Bild kann man übrigens (mit etwas Mühe, schlechte Kamera :redface: ) erkennen, daß das Gehäuse nicht durchgefärbt ist. Abgestoßene Ecken oder Schleifspuren z.B. vom Treten könnten also durchaus die weiße Farbe des Roh-Kunststoffes zum Vorschein bringen ;) .
 
12,90€? Her damit, ist gekauft. Vielen Dank für das tolle Review. Gliederung habe ich nicht vermisst, hab's so runtergelesen.
schilder_10.gif
 
Ich sehe gerade, daß ich in dem Absatz vor dem Fazit etwas Falsches geschrieben habe. Die untere Grenzfrequenz der H-Saite eines 5/6-Saiters ist natürlich 30 und nicht 40Hz (genau genommen 30,9Hz). Ansonsten gilt das gesagte in diesem Absatz aber trotzdem.

attachment.php


[Edit bassterix] - Frequenz geändert.
 
finde ich alles sehr informativ, 500/1. den schiebern würde ich auch nicht trauen und bin deshalb gespannt, was sich z.b da im laufe der gebrauchszeit tut - ein bericht in vll. 1-2 Jahren wäre gut ... :)
 
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