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Helpful & Friendly User
"Beeeeeeeehrringer???"
Ich schaue in weit aufgerissene Augen, die mich aus einem verständnislos taxierendem Gesicht anschauen. Ich befinde mich in meinem kleinen Projektstudio und habe gerade meinen Mitmusikern eröffnet, dass ich bei unserer nächsten Demo-Aufnahme einen anderen A/D-Wandler als sonst zum Einsatz bringen möchte.
Normalerweise ist den Jungs ja egal, welches Gerätchen ich mal wieder zu einer unserer Recording-Sessions anschleppe. Gütig wird über die winzigen Details, die ich im Sound zweier Mikrofonvorverstärker zu erkennen glaube, hinweg gelächelt. Aber hier wird anscheinend schon ein Unterschied wahrgenommen, bevor ich das Teil überhaupt angeschlossen habe!
Dabei möchte ich schon vorweg nehmen: Das ADA8200 ist ein solides Gerät, dass einem für den Preis einen ordentlichen Gegenwert beschert. Wenn mal wieder die üblichen 8 Kanäle des Audio Interfaces nicht ausreichen und man nicht weiß, wo man die Tom-Mikros, die Keyboard-Fläche oder den ein oder anderen Background-Sänger noch unterbringen soll, dann kommt so eine Kanal-Erweiterung doch wie gerufen!
ADA8200, was ist das denn?
Das Behringer ADA8200 ist ein 8-Kanal A/D-Wandler mit Mikrofonvorverstärkern und zugleich ein 8-Kanal D/A-Wandler. Auf der Digital-Seite wird das Gerät über ADAT Lichtleiter angeschlossen. Einer für rein, einer für raus.
Man sollte es nicht mit einem Audio-Interface verwechseln. Mehr als die analogen Ein- und Ausgänge und die zwei ADAT Lightpipes sind nicht dran am Gerät. Es gibt auch keine Routing-Optionen oder anderes Processing. Was man analog in den Kanal 1 reintut, kommt auch digital auf Kanal 1 wieder raus. Soweit also völlig idiotensicher. Alles worauf man achten muss, ist dass der Pegel passt. Dazu gibt es einen wunderbar weich laufenden Knopf pro Kanal und zwei LEDs, eine grün, eine rot, die einem sagt, ob Signal kommt und ob es vielleicht schon zuviel ist. Der Knopf wirkt sowohl auf den Mikrofon- als auch den Line-Eingang.
Behringer nennt sein ADA8200 "Audiophile 8 In/8 Out ADAT Audiointerface". Das Wort "Audiophile" finde ich etwas irreführend. Ich kenne den Begriff aus amerikanisch geprägten Internet-Foren eher als das, was wir in Deutschland landläufig als "HiFi" bezeichnet. Auch in dem gleichen Sinne, dass eher der Genuß von Musik von einem Wohnzimmersessel aus gemeint ist, als das kreative Schaffen mit einem Musikinstrument oder einem Mikrofon. Im HiFi-Bereich existieren sicherlich auch hohe Ansprüche an den Klang und es werden weiß Gott nennenswerte Summen zur Verbesserung der Signalübertragung ausgegeben, aber das ADA8200 hat an der heimischen Stereoanlage sicherlich nichts verloren. Die XLR-Stecker und die ADAT-Schnittstelle wird man dort vergeblich suchen.
Aus den Beschränkungen des ADAT-Formats ergeben sich auch die maximal vorgesehenen Auflösungen von 24bit und 44,1kHz bzw. 48kHz. Manche Wandler können auch 96kHz per SMUX über die gleiche ADAT-Leitung übertragen. Ob das bei dem Behringer-Gerät vorgesehen ist, lässt sich aus der Papierlage nicht erkennen.
Überhaupt Papier! Das Gerät kommt mit einem Quick Start Guide in Form eines dünnes Heftchens, in dem die wichtigsten Dinge parallel in Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch und Portugiesisch erklärt werden. Vorne steht auf dem Heft "Check out behringer.com for Full Manual". Ich finde auf behringer.com zwar auch nicht mehr, als das was ich schon als Papier in der Hand habe, aber vielleicht kommt ja noch was.
Außerdem ist noch eine Übersicht über das derzeitige Behringer Produktportfolio dabei. Im Gegensatz zum Quick Start Guide ist es viel dicker, in Farbe und auf wertigerem Papier gedruckt. Ach ja, ein lustiger dreieckiger gelber Aufkleber mit dem neuen Behringer-Ohr ist auch noch dabei. Mit dem obligatorischen Kaltgerätekabel ist der Lieferumfang schon komplett. Das Unboxing ist daher auch keine sehr spannende Aktion. Die Packung ist zweckmässig und verzichtet auf Aha-Effekte.
Wer braucht denn das?
Ich denke, die Hauptzielgruppe sind Leute, die ein Audio-Interface besitzen und eine Erweiterung um mehr Kanäle wünschen, ohne zu viel Geld dafür investieren zu müssen. Das vorhandene Interface muss auf jeden Fall einen ADAT-Anschluss haben, sonst kann man mit dem ADA8200 nichts anfangen. Es ist auch nicht möglich, die Mikrofonvorverstärker standalone zu benutzen. Theoretisch könnte man natürlich eine reine ADAT-Karte in seinen PC stecken, das ADA8200 damit verbinden und es als einzigen Wandler benutzen. Der wahrscheinlichere Fall dürfte aber sein, dass man schon ein USB- oder Firewire-Audiointerface mit ein paar Ein- und Ausgängen hat.
Ich glaube auch, dass für die meisten Leute der Analog-Digital-Teil des Geräts deutlich interessanter ist, als die Digital-Analog-Richtung. Viele Ausspielkanäle braucht man eigentlich nur, wenn man viele analoge Geräte einbeziehen will oder sogar analog summieren möchte, statt im Computer.
Bei einem UVP von 382 wendet sich das Angebot an einen Amateur- bis semiprofessionellen Anwenderkreis. Wahrscheinlich eine Zielgruppe, die eher weniger analoge Schätzchen haben, um dann auch analog summieren wollen. Daher möchte ich mal mutmaßen, werden die DA-Kanäle eher selten und dann mehr als Aux- bzw. Monitorwege genutzt werden.
Inbetriebnahme
Der Anschluss geht absolut problemlos. Je nach Anwendungsfall ein oder zwei Toslink-Leitungen zwischen Interface und ADA8200 und los geht's!
Naja, fast. Einen Schalter auf dessen Rückseite sollte man dabei im Auge haben: Soll das ADA8200 als Master oder Slave für den digitalen Datenstrom agieren? Je nachdem, wie man sich entscheidet, muss man ggfs. auch auf der Seite des Interfaces einen Schalter drücken.
Eine falsche Einstellung hier kann dazu führen, dass man gelegentliche Dropouts bekommt oder in einer falschen Samplerate aufnimmt. Wenn man mit Samples arbeitet, passen dann die Samples vielleicht nicht zur aufgenommenen Tonhöhe. Beides Dinge, die man eigentlich nicht will.
Wer nicht weiß, was Wordclock überhaupt ist und wie sich die Schalterstellungen auswirken, wird auch vom Quick Start Guide ziemlich alleine gelassen. Die einfachste Variante dürfte sein, den Schalter ganz rechts auf "Master 44.1kHz" zu lassen und bei seinem Interface zu überprüfen, dass es sich auf den ADAT-Eingang synchonisiert.
Das hat aber die Auswirkung, dass auch die vorhandenen A/D-Kanäle am Interface vom Takt des Behringer-Geräts abhängig sind. Wenn man der Überzeugung ist, dass die Wordclock aus dem Audio-Interface prinzipiell die bessere ist, würde sich die Performance dieser Kanäle potenziell verschlechtern. Ob sich das wirklich hörbar auswirkt, muss im Einzelfall entschieden werden.
Das ADA8200 kann aber auch eine zugeführte Clock verwenden. Entweder über den ADAT-Eingang (wenn man den ADA8200 als D/A-Wandler benutzt), als auch über ein separates Wordclock-Kabel. Wordclock wird mit einem 75Ohm BNC-Kabel angeschlossen. Weder die Toslink-Kabel noch ein BNC-Kabel sind im Lieferumfang. Also Obacht und gleich mitkaufen, wenn man noch keine hat. Ich habe mich für die Version mit Sync per extra Kabel entschieden, obwohl ich keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Clocks der beiden Geräte bei Aufnahmen mit dem ADA8200 wahrnehmen konnte.
Also wie klingt es denn nun?
Zunächst mal sollte so ein Gerät ja eigentlich gar nicht "klingen", sondern nur das was man reintut in digitaler Form wieder ausspucken und umgekehrt. Von seinem Vorgänger ADA8000 hat man gesagt, man solle einfach die Line-Eingänge benutzen und die Mikrofoneingänge ignorieren, wenn man schon hochwertige Vorverstärker hat. Dann sei es ein relativ neutral klingender Wandler. Auf gearslutz gab es dazu sogar ein blindes Shootout zwischen verschiedenen Wandlern. Bei diesem Shootout hielten viele Leute den ADA8000 für ein deutlich teureres Teil. Und nun sollen ja noch bessere Wandler-Chips verbaut sein und verbesserte Preamps auch. Das kann doch dann nur überzeugen, oder?
Das allererste, was ich mit dem Gerät gemacht habe, war ein sogenannter Null-Test gegen mein Audio-Interface. Also Line Out aus meinem Interface direkt raus und in den Line In des ADA8200 gerade wieder rein. Wenn man dann beim Abspielen die Phase von dem wieder aufgenommenen Signal invertiert, müsste bei der Summierung der beiden theoretisch völlige Stille einkehren. Wenn nicht, sind beide Signale nicht identisch.
Ok, das wäre natürlich zu einfach! Als erstes handelt man sich eine kurze zeitliche Verschiebung durch das zweimalige Wandeln ein. Das kann auch von der DAW-Software nicht 100% kompensiert werden. Ich habe also beide Parts in der DAW so gegeneinander verschoben, dass die Nulldurchgänge so gut es ging aufeinander lagen. Trotzdem hat das nicht besonders gut genullt. Ich weiß, das ist jetzt nicht sehr wissenschaftlich, aber die Vermutung liegt dann schonmal Nahe, dass der Wandler vom Interface und der aus dem ADA8200 Abweichungen zueinander haben.
Ich habe leider kein profundes Meßequipment, um solchen Sachen wirklich auf den Zahn fühlen zu können. Ab jetzt müssen die Ohren herhalten. Ach, bevor ich es vergesse:
So jetzt aber endlich mal Mikrofone angeschlossen und die Aufnahmetaste gedrückt!
Hier nun mal eine Aufnahme jeweils mit dem ADA8200 und eine mit meinem Audio Interface und ein paar externen Preamps:
https://api.soundcloud.com/tracks/127984531
https://api.soundcloud.com/tracks/127984934
Es handelt sich hierbei um drei Mikrofone. Ein KM184 als Overhead, ein MD421 an der Bassdrum, ein C451 an der Snare. Ansonsten wurden die drei Signale einfach nur zueinander gemischt. Ja, klingt nicht spektakulär. Aber es ist pur so wie es ist.
Ich finde, die Unterschiede sind nicht riesig. Man muss ja auch bedenken, dass die Preamps und der Wandler, gegen den das ADA8200 hier antritt, eine ganz andere Liga darstellen. Die teurere Variante klingt etwas plastischer und natürlich (beide Beispiele sind mono!). Aber ohne den direkten Vergleich findet man wahrscheinlich keine echten Schwachpunkte.
Ich habe noch andere Tests mit Bass, E-Gitarre und Akustik-Gitarre gemacht. Auch hier klingt das ADA8200 sehr ordentlich. Es hat durchaus seine eigene Klangfarbe. Irgendwo in den unteren Mitten kommt etwas mehr Fleisch an den Sound. Bass und Gitarre klingen eine Spur fetter. Dafür ist der Sound insgesamt etwas verzeihender und weniger aggressiv. Dafür bleibt aber auch etwas vom Knurren und dem Charakter des Instruments im Dunkeln. Aber wie gesagt: wir reden jetzt von Nuancen. Ich möchte Euch meine weiteren Tests nicht vorenthalten. Alleine, um zu zeigen, wie winzig die Unterschiede sind.
Akustik-Gitarre:
https://api.soundcloud.com/tracks/131523133
https://api.soundcloud.com/tracks/131523805
Bass:
https://api.soundcloud.com/tracks/131525589
https://api.soundcloud.com/tracks/131525463
Hier eine Reihe von Aufnahmen einer verzerrten Rhythmus-Gitarre mit verschiedenen Preamps/Wandlern. Nur eins der folgenden Samples ist mit dem ADA8200 gemacht worden. Die anderen drei sind verschiedene Mikrofonvorverstärker in mein normales Interface:
https://api.soundcloud.com/tracks/131516939
https://api.soundcloud.com/tracks/131517647
https://api.soundcloud.com/tracks/131518267
https://api.soundcloud.com/tracks/131517997
Außerdem hat mich meine Neugier getrieben, auch den SMUX-Betrieb mit 96kHz auszuprobieren. Das geht tatsächlich, auch wenn es nicht in der Spezifikation aufgeführt ist!
https://api.soundcloud.com/tracks/128006952
https://api.soundcloud.com/tracks/128025028
Spieglein, Spieglein an der Wand...
Bevor ich diesen Text jetzt endlich zu Ende bringe, möchte ich noch ein paar Worte zum Äußeren des Gerät und zu seinem mechanischen Aufbau sagen.
Nicht dass die alten Geräte hässlich waren, aber das neue Transparent-Rot sieht sehr ansprechend aus und ich glaube, Behringer tut gut daran, mit dem kleinen Image-Schwenk zu mehr Eigenständigkeit im technischen Design auch eine neue visuelle Note zu setzen. Die mechanischen Komponenten sind absolut solide und lassen keinen Grund zur Beschwerde.
Die Buchsen griffen bei meinem Testgerät relativ stramm, aber ich denke, das würde sich bei häufiger Benutzung geben. Die XLR-Buchsen haben keine Verriegelung, was aber im Home- oder Projektstudio kein Nachteil ist, sondern das Umstecken erleichtert. Die Toslink-Buchsen haben kleine Staubschutz-Klappen und nicht die Stopfen, die sowieso immer verloren gehen. Ich finde das Design sehr praxisorientiert und insgesamt gelungen.
Allen, die sich Sorgen machen, dass man die Phantom-Power nur für alle Kanäle gleichzeitig anschalten kann sei gesagt, dass dynamische Mikros oder Bändchenmikros von Phantompower kaputt gehen, ist nicht wahr. Ich habe wiederholt mein Royer R-121 mit aktiver Phantompower angeschlossen und es ist immer noch in Ordnung. Siehe auch
Fazit:
Das ADA8200 ist ein hilfreiches Gerät für Home- und Projektstudios, die mehr Kanäle brauchen. Der Klang ist auf einem hohen Niveau und wird einer gelungenen Aufnahme kaum im Wege stehen. Für den Preis praktisch konkurrenzlos.
Ich schaue in weit aufgerissene Augen, die mich aus einem verständnislos taxierendem Gesicht anschauen. Ich befinde mich in meinem kleinen Projektstudio und habe gerade meinen Mitmusikern eröffnet, dass ich bei unserer nächsten Demo-Aufnahme einen anderen A/D-Wandler als sonst zum Einsatz bringen möchte.
Normalerweise ist den Jungs ja egal, welches Gerätchen ich mal wieder zu einer unserer Recording-Sessions anschleppe. Gütig wird über die winzigen Details, die ich im Sound zweier Mikrofonvorverstärker zu erkennen glaube, hinweg gelächelt. Aber hier wird anscheinend schon ein Unterschied wahrgenommen, bevor ich das Teil überhaupt angeschlossen habe!
Dabei möchte ich schon vorweg nehmen: Das ADA8200 ist ein solides Gerät, dass einem für den Preis einen ordentlichen Gegenwert beschert. Wenn mal wieder die üblichen 8 Kanäle des Audio Interfaces nicht ausreichen und man nicht weiß, wo man die Tom-Mikros, die Keyboard-Fläche oder den ein oder anderen Background-Sänger noch unterbringen soll, dann kommt so eine Kanal-Erweiterung doch wie gerufen!
ADA8200, was ist das denn?
Das Behringer ADA8200 ist ein 8-Kanal A/D-Wandler mit Mikrofonvorverstärkern und zugleich ein 8-Kanal D/A-Wandler. Auf der Digital-Seite wird das Gerät über ADAT Lichtleiter angeschlossen. Einer für rein, einer für raus.
Man sollte es nicht mit einem Audio-Interface verwechseln. Mehr als die analogen Ein- und Ausgänge und die zwei ADAT Lightpipes sind nicht dran am Gerät. Es gibt auch keine Routing-Optionen oder anderes Processing. Was man analog in den Kanal 1 reintut, kommt auch digital auf Kanal 1 wieder raus. Soweit also völlig idiotensicher. Alles worauf man achten muss, ist dass der Pegel passt. Dazu gibt es einen wunderbar weich laufenden Knopf pro Kanal und zwei LEDs, eine grün, eine rot, die einem sagt, ob Signal kommt und ob es vielleicht schon zuviel ist. Der Knopf wirkt sowohl auf den Mikrofon- als auch den Line-Eingang.
Behringer nennt sein ADA8200 "Audiophile 8 In/8 Out ADAT Audiointerface". Das Wort "Audiophile" finde ich etwas irreführend. Ich kenne den Begriff aus amerikanisch geprägten Internet-Foren eher als das, was wir in Deutschland landläufig als "HiFi" bezeichnet. Auch in dem gleichen Sinne, dass eher der Genuß von Musik von einem Wohnzimmersessel aus gemeint ist, als das kreative Schaffen mit einem Musikinstrument oder einem Mikrofon. Im HiFi-Bereich existieren sicherlich auch hohe Ansprüche an den Klang und es werden weiß Gott nennenswerte Summen zur Verbesserung der Signalübertragung ausgegeben, aber das ADA8200 hat an der heimischen Stereoanlage sicherlich nichts verloren. Die XLR-Stecker und die ADAT-Schnittstelle wird man dort vergeblich suchen.
Aus den Beschränkungen des ADAT-Formats ergeben sich auch die maximal vorgesehenen Auflösungen von 24bit und 44,1kHz bzw. 48kHz. Manche Wandler können auch 96kHz per SMUX über die gleiche ADAT-Leitung übertragen. Ob das bei dem Behringer-Gerät vorgesehen ist, lässt sich aus der Papierlage nicht erkennen.
Überhaupt Papier! Das Gerät kommt mit einem Quick Start Guide in Form eines dünnes Heftchens, in dem die wichtigsten Dinge parallel in Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch und Portugiesisch erklärt werden. Vorne steht auf dem Heft "Check out behringer.com for Full Manual". Ich finde auf behringer.com zwar auch nicht mehr, als das was ich schon als Papier in der Hand habe, aber vielleicht kommt ja noch was.
Außerdem ist noch eine Übersicht über das derzeitige Behringer Produktportfolio dabei. Im Gegensatz zum Quick Start Guide ist es viel dicker, in Farbe und auf wertigerem Papier gedruckt. Ach ja, ein lustiger dreieckiger gelber Aufkleber mit dem neuen Behringer-Ohr ist auch noch dabei. Mit dem obligatorischen Kaltgerätekabel ist der Lieferumfang schon komplett. Das Unboxing ist daher auch keine sehr spannende Aktion. Die Packung ist zweckmässig und verzichtet auf Aha-Effekte.
Wer braucht denn das?
Ich denke, die Hauptzielgruppe sind Leute, die ein Audio-Interface besitzen und eine Erweiterung um mehr Kanäle wünschen, ohne zu viel Geld dafür investieren zu müssen. Das vorhandene Interface muss auf jeden Fall einen ADAT-Anschluss haben, sonst kann man mit dem ADA8200 nichts anfangen. Es ist auch nicht möglich, die Mikrofonvorverstärker standalone zu benutzen. Theoretisch könnte man natürlich eine reine ADAT-Karte in seinen PC stecken, das ADA8200 damit verbinden und es als einzigen Wandler benutzen. Der wahrscheinlichere Fall dürfte aber sein, dass man schon ein USB- oder Firewire-Audiointerface mit ein paar Ein- und Ausgängen hat.
Ich glaube auch, dass für die meisten Leute der Analog-Digital-Teil des Geräts deutlich interessanter ist, als die Digital-Analog-Richtung. Viele Ausspielkanäle braucht man eigentlich nur, wenn man viele analoge Geräte einbeziehen will oder sogar analog summieren möchte, statt im Computer.
Bei einem UVP von 382 wendet sich das Angebot an einen Amateur- bis semiprofessionellen Anwenderkreis. Wahrscheinlich eine Zielgruppe, die eher weniger analoge Schätzchen haben, um dann auch analog summieren wollen. Daher möchte ich mal mutmaßen, werden die DA-Kanäle eher selten und dann mehr als Aux- bzw. Monitorwege genutzt werden.
Inbetriebnahme
Der Anschluss geht absolut problemlos. Je nach Anwendungsfall ein oder zwei Toslink-Leitungen zwischen Interface und ADA8200 und los geht's!
Naja, fast. Einen Schalter auf dessen Rückseite sollte man dabei im Auge haben: Soll das ADA8200 als Master oder Slave für den digitalen Datenstrom agieren? Je nachdem, wie man sich entscheidet, muss man ggfs. auch auf der Seite des Interfaces einen Schalter drücken.
Eine falsche Einstellung hier kann dazu führen, dass man gelegentliche Dropouts bekommt oder in einer falschen Samplerate aufnimmt. Wenn man mit Samples arbeitet, passen dann die Samples vielleicht nicht zur aufgenommenen Tonhöhe. Beides Dinge, die man eigentlich nicht will.
Wer nicht weiß, was Wordclock überhaupt ist und wie sich die Schalterstellungen auswirken, wird auch vom Quick Start Guide ziemlich alleine gelassen. Die einfachste Variante dürfte sein, den Schalter ganz rechts auf "Master 44.1kHz" zu lassen und bei seinem Interface zu überprüfen, dass es sich auf den ADAT-Eingang synchonisiert.
Das hat aber die Auswirkung, dass auch die vorhandenen A/D-Kanäle am Interface vom Takt des Behringer-Geräts abhängig sind. Wenn man der Überzeugung ist, dass die Wordclock aus dem Audio-Interface prinzipiell die bessere ist, würde sich die Performance dieser Kanäle potenziell verschlechtern. Ob sich das wirklich hörbar auswirkt, muss im Einzelfall entschieden werden.
Das ADA8200 kann aber auch eine zugeführte Clock verwenden. Entweder über den ADAT-Eingang (wenn man den ADA8200 als D/A-Wandler benutzt), als auch über ein separates Wordclock-Kabel. Wordclock wird mit einem 75Ohm BNC-Kabel angeschlossen. Weder die Toslink-Kabel noch ein BNC-Kabel sind im Lieferumfang. Also Obacht und gleich mitkaufen, wenn man noch keine hat. Ich habe mich für die Version mit Sync per extra Kabel entschieden, obwohl ich keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Clocks der beiden Geräte bei Aufnahmen mit dem ADA8200 wahrnehmen konnte.
Also wie klingt es denn nun?
Zunächst mal sollte so ein Gerät ja eigentlich gar nicht "klingen", sondern nur das was man reintut in digitaler Form wieder ausspucken und umgekehrt. Von seinem Vorgänger ADA8000 hat man gesagt, man solle einfach die Line-Eingänge benutzen und die Mikrofoneingänge ignorieren, wenn man schon hochwertige Vorverstärker hat. Dann sei es ein relativ neutral klingender Wandler. Auf gearslutz gab es dazu sogar ein blindes Shootout zwischen verschiedenen Wandlern. Bei diesem Shootout hielten viele Leute den ADA8000 für ein deutlich teureres Teil. Und nun sollen ja noch bessere Wandler-Chips verbaut sein und verbesserte Preamps auch. Das kann doch dann nur überzeugen, oder?
Das allererste, was ich mit dem Gerät gemacht habe, war ein sogenannter Null-Test gegen mein Audio-Interface. Also Line Out aus meinem Interface direkt raus und in den Line In des ADA8200 gerade wieder rein. Wenn man dann beim Abspielen die Phase von dem wieder aufgenommenen Signal invertiert, müsste bei der Summierung der beiden theoretisch völlige Stille einkehren. Wenn nicht, sind beide Signale nicht identisch.
Ok, das wäre natürlich zu einfach! Als erstes handelt man sich eine kurze zeitliche Verschiebung durch das zweimalige Wandeln ein. Das kann auch von der DAW-Software nicht 100% kompensiert werden. Ich habe also beide Parts in der DAW so gegeneinander verschoben, dass die Nulldurchgänge so gut es ging aufeinander lagen. Trotzdem hat das nicht besonders gut genullt. Ich weiß, das ist jetzt nicht sehr wissenschaftlich, aber die Vermutung liegt dann schonmal Nahe, dass der Wandler vom Interface und der aus dem ADA8200 Abweichungen zueinander haben.
Ich habe leider kein profundes Meßequipment, um solchen Sachen wirklich auf den Zahn fühlen zu können. Ab jetzt müssen die Ohren herhalten. Ach, bevor ich es vergesse:
Beim Herumspielen mit den verschiedenen Wandlern ist mir aufgefallen, dass die Zeit für die Wandlung zwischen Interface und dem ADA8200 unterschiedlich ist. Wenn man sich das überlegt, wird es auch klar, aber man hat so was schnell übersehen. Es ist zwar nicht viel, aber wenn man mit mehreren Mikrofonen eine Quelle abnimmt, kann man sich so Phasenprobleme einhandeln. Also aufpassen!
So jetzt aber endlich mal Mikrofone angeschlossen und die Aufnahmetaste gedrückt!
Hier nun mal eine Aufnahme jeweils mit dem ADA8200 und eine mit meinem Audio Interface und ein paar externen Preamps:
https://api.soundcloud.com/tracks/127984531
https://api.soundcloud.com/tracks/127984934
Es handelt sich hierbei um drei Mikrofone. Ein KM184 als Overhead, ein MD421 an der Bassdrum, ein C451 an der Snare. Ansonsten wurden die drei Signale einfach nur zueinander gemischt. Ja, klingt nicht spektakulär. Aber es ist pur so wie es ist.
Die Auflösung des Ratespiels, was bei welcher Aufnahme verwendet wurde, findet man auf der Soundcloud Website (jeweils auf das Soundcloud-Symbol klicken).
Ich finde, die Unterschiede sind nicht riesig. Man muss ja auch bedenken, dass die Preamps und der Wandler, gegen den das ADA8200 hier antritt, eine ganz andere Liga darstellen. Die teurere Variante klingt etwas plastischer und natürlich (beide Beispiele sind mono!). Aber ohne den direkten Vergleich findet man wahrscheinlich keine echten Schwachpunkte.
Ich habe noch andere Tests mit Bass, E-Gitarre und Akustik-Gitarre gemacht. Auch hier klingt das ADA8200 sehr ordentlich. Es hat durchaus seine eigene Klangfarbe. Irgendwo in den unteren Mitten kommt etwas mehr Fleisch an den Sound. Bass und Gitarre klingen eine Spur fetter. Dafür ist der Sound insgesamt etwas verzeihender und weniger aggressiv. Dafür bleibt aber auch etwas vom Knurren und dem Charakter des Instruments im Dunkeln. Aber wie gesagt: wir reden jetzt von Nuancen. Ich möchte Euch meine weiteren Tests nicht vorenthalten. Alleine, um zu zeigen, wie winzig die Unterschiede sind.
Akustik-Gitarre:
https://api.soundcloud.com/tracks/131523133
https://api.soundcloud.com/tracks/131523805
Bass:
https://api.soundcloud.com/tracks/131525589
https://api.soundcloud.com/tracks/131525463
Hier eine Reihe von Aufnahmen einer verzerrten Rhythmus-Gitarre mit verschiedenen Preamps/Wandlern. Nur eins der folgenden Samples ist mit dem ADA8200 gemacht worden. Die anderen drei sind verschiedene Mikrofonvorverstärker in mein normales Interface:
https://api.soundcloud.com/tracks/131516939
https://api.soundcloud.com/tracks/131517647
https://api.soundcloud.com/tracks/131518267
https://api.soundcloud.com/tracks/131517997
Außerdem hat mich meine Neugier getrieben, auch den SMUX-Betrieb mit 96kHz auszuprobieren. Das geht tatsächlich, auch wenn es nicht in der Spezifikation aufgeführt ist!
https://api.soundcloud.com/tracks/128006952
https://api.soundcloud.com/tracks/128025028
Spieglein, Spieglein an der Wand...
Bevor ich diesen Text jetzt endlich zu Ende bringe, möchte ich noch ein paar Worte zum Äußeren des Gerät und zu seinem mechanischen Aufbau sagen.
Nicht dass die alten Geräte hässlich waren, aber das neue Transparent-Rot sieht sehr ansprechend aus und ich glaube, Behringer tut gut daran, mit dem kleinen Image-Schwenk zu mehr Eigenständigkeit im technischen Design auch eine neue visuelle Note zu setzen. Die mechanischen Komponenten sind absolut solide und lassen keinen Grund zur Beschwerde.
Die Buchsen griffen bei meinem Testgerät relativ stramm, aber ich denke, das würde sich bei häufiger Benutzung geben. Die XLR-Buchsen haben keine Verriegelung, was aber im Home- oder Projektstudio kein Nachteil ist, sondern das Umstecken erleichtert. Die Toslink-Buchsen haben kleine Staubschutz-Klappen und nicht die Stopfen, die sowieso immer verloren gehen. Ich finde das Design sehr praxisorientiert und insgesamt gelungen.
Allen, die sich Sorgen machen, dass man die Phantom-Power nur für alle Kanäle gleichzeitig anschalten kann sei gesagt, dass dynamische Mikros oder Bändchenmikros von Phantompower kaputt gehen, ist nicht wahr. Ich habe wiederholt mein Royer R-121 mit aktiver Phantompower angeschlossen und es ist immer noch in Ordnung. Siehe auch
Fazit:
Das ADA8200 ist ein hilfreiches Gerät für Home- und Projektstudios, die mehr Kanäle brauchen. Der Klang ist auf einem hohen Niveau und wird einer gelungenen Aufnahme kaum im Wege stehen. Für den Preis praktisch konkurrenzlos.
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