andi85
Mod Emeritus
- Hersteller: Yamaha
- Typ: CP5
- Klasse: Oberklasse
- Preis: 2299€
1) Klang
a) Akustischer Flügelklang: sehr gut
Die zwei verfügbaren Flügelklänge sind ein CFIIIs und ein S6 aus dem Hause Yamaha. Der CFIIIs ist sehr gut gelungen und lässt sich in nahezu jedem Kontext gut einsetzen. Hervorzuheben sind die äußerst überzeugende Dynamik (dazu später noch mehr), die Verbindung von kraftvollem Klang und Transparenz sowie der solide Diskant. Viele Digitalpianos, vor allem ältere Modelle, werden nach oben hin recht dünn, das CP5 nicht. Gerade für jazztypische "single note"-Linien ist das perfekt, für andere Musikrichtungen stört es sicher auch nicht. Auch wenn es außer dem entsprechend beschalteten linken Klinkenausgang keine explizite Monofunktion gibt, ist der CFIII dennoch recht gut monokompatibel - so ist man nicht auf Stereomonitoring angewiesen. Insgesamt also ein Flügelsound, der live, im Studio und zuhause mit Kopfhöreren gleichermaßen Freude macht.
Bei dieser Vielseitigkeit hält der S6 nicht mit: Ein alternativer, etwas weniger auf Perfektion und Volumen getrimmter Flügelklang ist grundsätzlich natürlich eine gute Idee, aber gerade live über Monitore und besonders in mono klingt der S6 ein wenig topfig und hat ein paar komische Resonanzen. Im Studio bzw. mit Kopfhörern sieht das schon wieder anders aus, da klingt der S6 ein bisschen intimer, weicher und dunkler als der CFIIIs - kann dafür also die "charaktervollere" Wahl sein. Live fährt man meiner Erfahrung nach mit dem CFIIIs besser, zumal der S6 nicht wirklich monokompatibel ist. Dem CFIIIs lässt sich außerdem mit härteren Hämmern, mehr Nebengeräuschen und subtiler Verstimmung auch etwas mehr Seele verpassen.
Ein bisschen schade ist allerdings, dass Yamaha ausgerechnet bei seinem Vize-Flaggschiff auf das letzte Bisschen Detailreichtum verzichtet hat: Der stumme Anschlag wurde zwar per Update nachgeliefert, Pedalgeräusche oder stumme Resonanz fehlen allerdings. Man mag darüber streiten, wie sehr das beim Spielen stört, aber dass Yamaha sich da freiwillig von der Konkurrenz nass machen lässt, kann ich trotzdem nicht ganz nachvollziehen. Nett gewesen wären außerdem noch ein Klavier (ein U3? - es gäbe ja genug schöne Modelle im Hause) und ein nicht nach Yamaha klingender Flügel - vielleicht ein konzerneigener Bösendorfer. Aber gut, die beiden vorhandenen Modelle decken das Wesentliche gut ab.
Schön gelöst sind bei beiden Flügeln die Einstellmöglichkeiten. Dämpfergeräusche und -verhalten, Saitenresonanz und Hammerhärte lassen sich auf die eigenen Klangvorstellungen anpassen und tragen so zur Vielseitigkeit des CP5 bei. Ein umfangreich verstellbarer Hall und zwei Effektwege sorgen für den Rest. Insgesamt würde ich die Flügelklänge als unaufgeregt aber sehr gut bezeichnen.
b) Vintage-Sounds - überragend (Rhodes, Wurlitzer), gut (Clavinet, CP80, DX7), befriedigend (B3)
Bei den E-Pianos lauert die große Überraschung: Nachdem zumindest mich die P-Serie durchweg enttäuscht hatte, lässt Yamaha hier eine Bombe platzen. Rhodes und Wurlitzer sowie die jeweiligen Originalverstärker und -boxen sind mit viel Liebe zum Detail nachgebildet worden, lassen sich vielfältig abstimmen und spielen damit ganz weit vorne mit. Ähnlich wie bei den Flügeln sind Dämpfer und Hammerhärte einstellbar, zusätzlich kann man noch die sogenannte "striking position" verstellen - also die Position des Hammers zu den Klangstäben. Zusätzlich sind noch alle Bedienelemente der originalen Vorverstärker vorhanden. Die Presets im Gerät geben nur einen kleinen Vorgeschmack auf das, was mit dem CP5 wirklich zu reißen ist. Die Sounds sind wirklich große Klasse - sogar an Halbpedal wurde gedacht!
Zwei kleine Kritikpunkte sind dennoch zu erwähnen: Die Rhodes-Sounds machen bei stark aufgedrehten Höhen am virtuellen Preamp ein paar klingelnde Artefakte, die nicht weiter tragisch aber dennoch unschön sind. Mir ist das egal, ich mag so glockige Klänge eh nicht. Das Wurlitzer dürfte noch etwas sanfter reagieren - ich finde es selbst mit Anschlagsdynamik auf "hard" ein bisschen arg giftig.
Trotzdem lassen sich mit den Grundsounds, dem virtuellen Voicing, den virtuellen Vor- und Endverstärkern und dem Effektweg für Chorus, EQ, etc. Ergebnisse erzielen, vor denen ich nur den Hut ziehen kann. Für mich sind das die besten E-Pianos in Hardware, die man momentan bekommen kann - und das gilt sowohl für den Klangcharakter als auch für die Spielbarkeit.
Das Clavinet ist ebenfalls ganz gut gelungen, allerdings etwas einfacher als Wurlitzer und Rhodes. Das Dämpferschmatzen ist zwar da, aber keine extra Pickup-Einstellungen, die allerdings durch einige Variationen, darunter eine Mute-Version, wieder wettgemacht werden. Für ein Stagepiano super, sogar die Tastatur macht ganz passabel mit.
Eine weitere Überraschung ist der DX7: Im Gegensatz zum Topmodell CP1 sind im CP5 zwar nur DX-Samples verfügbar, doch die machen richtig Lust auf DX7! Auch hier hebt sich das CP5 wohltuend von vielen Stagepianos ab, die eher seichte "Klimpersounds" verbaut haben, denn der DX klingt satt und lebendig und lässt sich zudem noch ein wenig abstimmen. Daran kann man sich gewöhnen!
Die Orgelsektion hat da ein wenig Mühe, mitzuhalten, ist für ein Stagepiano aber überraschend gut. Es gibt zwar eine Reihe von Einstellmöglichkeiten, sogar bei der Lesliesimulation, allerdings keine virtuellen Tonewheels/Zugriegel etc. Nach ein wenig Beschäftigung lautet mein Fazit: Die Presets sind schon ganz in Ordnung, lassen sich aber durch Nutzung des zweiten Effektwegs für Overdrive noch deutlich verbessern. Das reicht, dass ich nicht ständig für 2,3 Songs einen Nord Electro mitschleppen muss - ein adäquater B3-Ersatz sind sie aber nicht. Das Leslie jammert auf "fast" und der Overdrive lässt sich m.W. nicht originalgetreu mit dem Schweller steuern. Zum Begleiten reicht es, vielleicht würde ich sogar ein Orgelsolo wagen - zu einem richten Klon aber kein Vergleich.
Weiterhin ist eine ganze Reihe verschiedenster Orgeln von Sakralorgeln über Vox, Farfisa etc. verbaut, über die ich aber nichts weiter sagen kann.
Die Yamaha-Spezialität CP70/CP80 gefällt mir ganz gut, allerdings kann ich den Sound nicht wirklich brauchen und möchte daher ebenfalls nicht mehr dazu sagen.
c) Synth-Sounds / Streicher - gut
Ich kenne mich auf diesem Gebiet nicht besonders gut aus und habe auch keine rechte Verwendung dafür. Beim Antesten klingen die Sounds aber gut und musikalisch. Die Pads sind auf jeden Fall schön!
Die Streicher finde ich sehr gelungen. Ich bin alles andere als ein Experte auf dem Gebiet, aber das gefällt mir!
d) Sonstiges - gut und vor allem mega-umfangreich
Bei den hunderten von Zusatzsounds wird der Detailreichtum der Pianomodelle nicht erreicht - aber um mal den einen oder anderen Sound zu verwenden, ist man hier gut bedient. Die Auswahl ist für ein Stagepiano nahezu gigantisch.
2) Tastatur und Spielgefühl - sehr gut bzw. überragend
Das CP5 überrascht mit einer für Yamaha recht leicht gewichteten Tastatur. Hat man aber nicht ständig den "Urmeter" P-Serie im Kopf, entpuppt sich die NW-Stage als eine im besten Sinne unspektakuläre Tastatur. Sie hat nicht den Aha-Effekt eines großen Kawai, spielt sich aber einfach und unaufgeregt gut. Repetieren lässt sich anständig, schnelle Passagen scheitern nicht an ihr und die Oberfläche ist angenehm. Um die Holzbauteile wurde ja eine Menge Wirbel gemacht, allerdings kann ich das nicht so ganz nachvollziehen. Ohne die Qualitäten der Tastatur schmälern zu wollen, kann ich einen Vorsprung durch Holz nicht entdecken - aber letztlich ist mir das auch egal.
Denn: Die Abstimmung zwischen Klangerzeugung und Tastatur und damit die Dynamikumsetzung ist für meinen Geschmack überragend gelöst. Aus zwei sehr guten aber positiv unspektakulären Komponenten wird so ein ausnehmend guter Klavierersatz. Zu bedenken ist hier auch, dass das CP5 ja nicht nur ein Flügelersatz sein soll sondern auch alte E-Pianos authentisch spielbar machen soll. Diese Brücke schlägt das CP5 sehr gut, ohne auf einer der beiden Seiten allzu große Kompromisse zu machen. Diese äußerst gelungene Abstimmung war für mich das schlagende Kaufargument und hat die teils flügelähnlichere (Kawai MP10), teils günstigere, leichtere und straffer anschlagende (Yamaha CP50) sowie teils fortschrittlichere (Roland RD700NX, Roland FP7) Konkurrenz ausgestochen.
3) Technisches
a) Effekte - reichhaltig und sehr gut
Im CP5 ist meiner Meinung nach alles drin, was man braucht, und das in sehr guter Qualität und zum großen Teil sehr umfangreich abstimmbar. An den Effekten fehlt meiner Meinung nach nichts, zumal man die Poweramp-Sektion auch als zweiten Effektweg nutzen kann. Es gibt außerdem noch ein paar Kombiprogramme, die ganz gut funktionieren.
b) Soundschrauberei - reichhaltig
Zu den Bearbeitungsmöglichkeiten steht oben ja schon genug. Die Premium-Sounds lassen kaum noch Wünsche offen, der Rest ist zumeist praxisgerecht abstimmbar.
c) Bedienung - erfordert Einarbeitung, ist aber super
Was wurde dazu nicht alles schon geschrieben … aber ich bleibe dabei: Mit dem Studium von ein paar Yamaha-Videos und ein wenig Einarbeitung bleiben da fast keine offenen Fragen mehr, zumal man sich wenig auswendig merken muss, sondern einfach die Seiten der Menüs durchsteppen kann. Sobald das Prinzip einmal verstanden ist, geht der Rest ganz einfach, dazu kommen einige praxisgerechte Details.
Ärgerlich ist allerdings, dass das Ein- und Ausschalten der drei Blöcke (Preamp / FX / Poweramp) einen kurzen Klangaussetzer hervorruft.
d) MIDI-Kapazitäten k.A.
Das Schöne am CP5 ist für mich, dass ich in einem Keyboard so ziemlich alle Sounds habe, die ich brauchen kann. Daher habe ich mich bisher geweigert, die MIDI-Kapazitäten zu erkunden.
e) Sonstiges
Das CP5 hat nicht nur eine Tonne zusätzliche Sounds eingebaut, sondern auch einige Schlagzeuggrooves zum Üben. Mir ist das nicht besonders wichtig, aber das vorhandene Material klingt gut und macht Freude. Sehr praxisgerecht finde ich auch den einfach zuschaltbaren Masterkompressor und den 5Band-EQ auf dem Bedienfeld. Ebenfalls sinnvoll ist, dass mit den drei schwarzen Knöpfen unter dem Display ständig drei Schlüsselparameter im direkten Zugriff sind.
Ein nettes kleines Extra ist der regelbare Mikrofoneingang mit eigenem Effektweg, super für singende Pianisten, die Schnellversorgung von Sängern, ein Ansagemikro - oder ein extra Keyboard in Mono. Da das Eingangssignal vielfältig bearbeitet werden kann (EQ, Gate, Kompressor, eigener FX-Bus etc.) ist einiges möglich. Kürzlich hatte ich z.B. vergessen, einem Gitarristenkollegen wie versprochen einen Verstärker mitzunehmen. Also haben wir die Gitarre kurzerhand ans CP5 geklemmt, ein wenig Hall und eine cleane Verstärkersimulation drauf gelegt und mit dem Pianosignal über PA und Monitore geschickt. Mit Amp ist es aus verschiedenen Gründen noch besser, aber rein klanglich war an dieser "Notlösung deluxe" nichts auszusetzen.
Ein zumischbarer Stereoeingang wäre noch die Krönung gewesen, aber den gibt es leider nicht.
Praktisch sind die XLR-Ausgänge, aber auch hier gibt es noch ein paar kleine Wünsche: Groundlift wäre super und die Möglichkeit, die XLR-Ausgänge auf fixen Pegel zu schalten wäre auch nicht verkehrt. Ebenso unverständlich ist der Verzicht auf ein Modulationsrad.
Aber das ist Kritik auf hohem Niveau, das Vorhandene reicht ja meistens ganz gut aus - insbesondere der Mikroeingang ist ein starkes Extra.
Geradezu eine Unverschämtheit ist, dass man den Notenhalter für 59€ dazu kaufen muss. Es gab mal Zeiten, da gehörte sowas einfach zum Lieferumfang. Schade!
Zur Ehrenrettung muss man allerdings sagen, dass gerade für einzelne Blätter die Yamaha-Kunststoffplatte viel besser ist als die Drahtbügel mancher Konkurrenten.
4) Sonstiges
Mit 25kg und eher ausladenden Abmessungen ist das CP5 schon ein gewaltiger Brocken. Durch die Kanten unten am Gehäuse lässt es sich aber gut greifen. Zusammen mit der passenden Soundwear-Tasche kommt man auch alleine noch damit halbwegs zurecht. Im Case dürfte es ohne Hilfe eher schwierig werden.
5) Fazit
Das CP5 ist nicht das "flügeligste" Stagepiano auf dem Markt, verbindet aber eine sehr gute Tastatur mit ebenso guten Flügeln und E-Pianos. Diese Ausrichtung ist einerseits perfekt für mich, andererseits ist sie insofern auch sinnvoll, da man das CP mit einem ungewichteten zweiten Keyboard um Orgel, Clavinet oder Synthi ergänzen kann - also genau die Sounds, die mit einer Hammermechanik sowieso kompromissbehaftet sind. Praktisch ist dennoch die große Auswahl an Klängen, so dass eine Erweiterung nicht zwingend ist.
Natürlich bleiben immer noch ein paar Wünsche offen, und offensichtlich wurden einige Details nur halb durchdacht - etwa die Klangaussetzer beim An- und Abschalten der Modellingblöcke und das fehlende Modulationsrad -, oder sind zwar an sich sinnvoll aber noch ausbaufähig - wie die Anschlüsse. Auch der fehlende letzte Schliff bei den Klangdetails der Flügel stört. Für den CP5-Besitzer bleibt zu hoffen, dass Yamaha zumindest für die Software noch an ein paar Updates arbeitet, um ihr sowieso schon sehr gutes Piano noch besser zu machen.
a) Bühnentauglichkeit - 100%
b) Wohnzimmertauglichkeit - bei mir sieht es gut aus
c) Preis-Leistungs-Verhältnis - gut
d) absolut subjektive, persönliche Endwertung
Ich mag mein CP5 - mit jeder Stunde mehr.
- Typ: CP5
- Klasse: Oberklasse
- Preis: 2299€
1) Klang
a) Akustischer Flügelklang: sehr gut
Die zwei verfügbaren Flügelklänge sind ein CFIIIs und ein S6 aus dem Hause Yamaha. Der CFIIIs ist sehr gut gelungen und lässt sich in nahezu jedem Kontext gut einsetzen. Hervorzuheben sind die äußerst überzeugende Dynamik (dazu später noch mehr), die Verbindung von kraftvollem Klang und Transparenz sowie der solide Diskant. Viele Digitalpianos, vor allem ältere Modelle, werden nach oben hin recht dünn, das CP5 nicht. Gerade für jazztypische "single note"-Linien ist das perfekt, für andere Musikrichtungen stört es sicher auch nicht. Auch wenn es außer dem entsprechend beschalteten linken Klinkenausgang keine explizite Monofunktion gibt, ist der CFIII dennoch recht gut monokompatibel - so ist man nicht auf Stereomonitoring angewiesen. Insgesamt also ein Flügelsound, der live, im Studio und zuhause mit Kopfhöreren gleichermaßen Freude macht.
Bei dieser Vielseitigkeit hält der S6 nicht mit: Ein alternativer, etwas weniger auf Perfektion und Volumen getrimmter Flügelklang ist grundsätzlich natürlich eine gute Idee, aber gerade live über Monitore und besonders in mono klingt der S6 ein wenig topfig und hat ein paar komische Resonanzen. Im Studio bzw. mit Kopfhörern sieht das schon wieder anders aus, da klingt der S6 ein bisschen intimer, weicher und dunkler als der CFIIIs - kann dafür also die "charaktervollere" Wahl sein. Live fährt man meiner Erfahrung nach mit dem CFIIIs besser, zumal der S6 nicht wirklich monokompatibel ist. Dem CFIIIs lässt sich außerdem mit härteren Hämmern, mehr Nebengeräuschen und subtiler Verstimmung auch etwas mehr Seele verpassen.
Ein bisschen schade ist allerdings, dass Yamaha ausgerechnet bei seinem Vize-Flaggschiff auf das letzte Bisschen Detailreichtum verzichtet hat: Der stumme Anschlag wurde zwar per Update nachgeliefert, Pedalgeräusche oder stumme Resonanz fehlen allerdings. Man mag darüber streiten, wie sehr das beim Spielen stört, aber dass Yamaha sich da freiwillig von der Konkurrenz nass machen lässt, kann ich trotzdem nicht ganz nachvollziehen. Nett gewesen wären außerdem noch ein Klavier (ein U3? - es gäbe ja genug schöne Modelle im Hause) und ein nicht nach Yamaha klingender Flügel - vielleicht ein konzerneigener Bösendorfer. Aber gut, die beiden vorhandenen Modelle decken das Wesentliche gut ab.
Schön gelöst sind bei beiden Flügeln die Einstellmöglichkeiten. Dämpfergeräusche und -verhalten, Saitenresonanz und Hammerhärte lassen sich auf die eigenen Klangvorstellungen anpassen und tragen so zur Vielseitigkeit des CP5 bei. Ein umfangreich verstellbarer Hall und zwei Effektwege sorgen für den Rest. Insgesamt würde ich die Flügelklänge als unaufgeregt aber sehr gut bezeichnen.
b) Vintage-Sounds - überragend (Rhodes, Wurlitzer), gut (Clavinet, CP80, DX7), befriedigend (B3)
Bei den E-Pianos lauert die große Überraschung: Nachdem zumindest mich die P-Serie durchweg enttäuscht hatte, lässt Yamaha hier eine Bombe platzen. Rhodes und Wurlitzer sowie die jeweiligen Originalverstärker und -boxen sind mit viel Liebe zum Detail nachgebildet worden, lassen sich vielfältig abstimmen und spielen damit ganz weit vorne mit. Ähnlich wie bei den Flügeln sind Dämpfer und Hammerhärte einstellbar, zusätzlich kann man noch die sogenannte "striking position" verstellen - also die Position des Hammers zu den Klangstäben. Zusätzlich sind noch alle Bedienelemente der originalen Vorverstärker vorhanden. Die Presets im Gerät geben nur einen kleinen Vorgeschmack auf das, was mit dem CP5 wirklich zu reißen ist. Die Sounds sind wirklich große Klasse - sogar an Halbpedal wurde gedacht!
Zwei kleine Kritikpunkte sind dennoch zu erwähnen: Die Rhodes-Sounds machen bei stark aufgedrehten Höhen am virtuellen Preamp ein paar klingelnde Artefakte, die nicht weiter tragisch aber dennoch unschön sind. Mir ist das egal, ich mag so glockige Klänge eh nicht. Das Wurlitzer dürfte noch etwas sanfter reagieren - ich finde es selbst mit Anschlagsdynamik auf "hard" ein bisschen arg giftig.
Trotzdem lassen sich mit den Grundsounds, dem virtuellen Voicing, den virtuellen Vor- und Endverstärkern und dem Effektweg für Chorus, EQ, etc. Ergebnisse erzielen, vor denen ich nur den Hut ziehen kann. Für mich sind das die besten E-Pianos in Hardware, die man momentan bekommen kann - und das gilt sowohl für den Klangcharakter als auch für die Spielbarkeit.
Das Clavinet ist ebenfalls ganz gut gelungen, allerdings etwas einfacher als Wurlitzer und Rhodes. Das Dämpferschmatzen ist zwar da, aber keine extra Pickup-Einstellungen, die allerdings durch einige Variationen, darunter eine Mute-Version, wieder wettgemacht werden. Für ein Stagepiano super, sogar die Tastatur macht ganz passabel mit.
Eine weitere Überraschung ist der DX7: Im Gegensatz zum Topmodell CP1 sind im CP5 zwar nur DX-Samples verfügbar, doch die machen richtig Lust auf DX7! Auch hier hebt sich das CP5 wohltuend von vielen Stagepianos ab, die eher seichte "Klimpersounds" verbaut haben, denn der DX klingt satt und lebendig und lässt sich zudem noch ein wenig abstimmen. Daran kann man sich gewöhnen!
Die Orgelsektion hat da ein wenig Mühe, mitzuhalten, ist für ein Stagepiano aber überraschend gut. Es gibt zwar eine Reihe von Einstellmöglichkeiten, sogar bei der Lesliesimulation, allerdings keine virtuellen Tonewheels/Zugriegel etc. Nach ein wenig Beschäftigung lautet mein Fazit: Die Presets sind schon ganz in Ordnung, lassen sich aber durch Nutzung des zweiten Effektwegs für Overdrive noch deutlich verbessern. Das reicht, dass ich nicht ständig für 2,3 Songs einen Nord Electro mitschleppen muss - ein adäquater B3-Ersatz sind sie aber nicht. Das Leslie jammert auf "fast" und der Overdrive lässt sich m.W. nicht originalgetreu mit dem Schweller steuern. Zum Begleiten reicht es, vielleicht würde ich sogar ein Orgelsolo wagen - zu einem richten Klon aber kein Vergleich.
Weiterhin ist eine ganze Reihe verschiedenster Orgeln von Sakralorgeln über Vox, Farfisa etc. verbaut, über die ich aber nichts weiter sagen kann.
Die Yamaha-Spezialität CP70/CP80 gefällt mir ganz gut, allerdings kann ich den Sound nicht wirklich brauchen und möchte daher ebenfalls nicht mehr dazu sagen.
c) Synth-Sounds / Streicher - gut
Ich kenne mich auf diesem Gebiet nicht besonders gut aus und habe auch keine rechte Verwendung dafür. Beim Antesten klingen die Sounds aber gut und musikalisch. Die Pads sind auf jeden Fall schön!
Die Streicher finde ich sehr gelungen. Ich bin alles andere als ein Experte auf dem Gebiet, aber das gefällt mir!
d) Sonstiges - gut und vor allem mega-umfangreich
Bei den hunderten von Zusatzsounds wird der Detailreichtum der Pianomodelle nicht erreicht - aber um mal den einen oder anderen Sound zu verwenden, ist man hier gut bedient. Die Auswahl ist für ein Stagepiano nahezu gigantisch.
2) Tastatur und Spielgefühl - sehr gut bzw. überragend
Das CP5 überrascht mit einer für Yamaha recht leicht gewichteten Tastatur. Hat man aber nicht ständig den "Urmeter" P-Serie im Kopf, entpuppt sich die NW-Stage als eine im besten Sinne unspektakuläre Tastatur. Sie hat nicht den Aha-Effekt eines großen Kawai, spielt sich aber einfach und unaufgeregt gut. Repetieren lässt sich anständig, schnelle Passagen scheitern nicht an ihr und die Oberfläche ist angenehm. Um die Holzbauteile wurde ja eine Menge Wirbel gemacht, allerdings kann ich das nicht so ganz nachvollziehen. Ohne die Qualitäten der Tastatur schmälern zu wollen, kann ich einen Vorsprung durch Holz nicht entdecken - aber letztlich ist mir das auch egal.
Denn: Die Abstimmung zwischen Klangerzeugung und Tastatur und damit die Dynamikumsetzung ist für meinen Geschmack überragend gelöst. Aus zwei sehr guten aber positiv unspektakulären Komponenten wird so ein ausnehmend guter Klavierersatz. Zu bedenken ist hier auch, dass das CP5 ja nicht nur ein Flügelersatz sein soll sondern auch alte E-Pianos authentisch spielbar machen soll. Diese Brücke schlägt das CP5 sehr gut, ohne auf einer der beiden Seiten allzu große Kompromisse zu machen. Diese äußerst gelungene Abstimmung war für mich das schlagende Kaufargument und hat die teils flügelähnlichere (Kawai MP10), teils günstigere, leichtere und straffer anschlagende (Yamaha CP50) sowie teils fortschrittlichere (Roland RD700NX, Roland FP7) Konkurrenz ausgestochen.
3) Technisches
a) Effekte - reichhaltig und sehr gut
Im CP5 ist meiner Meinung nach alles drin, was man braucht, und das in sehr guter Qualität und zum großen Teil sehr umfangreich abstimmbar. An den Effekten fehlt meiner Meinung nach nichts, zumal man die Poweramp-Sektion auch als zweiten Effektweg nutzen kann. Es gibt außerdem noch ein paar Kombiprogramme, die ganz gut funktionieren.
b) Soundschrauberei - reichhaltig
Zu den Bearbeitungsmöglichkeiten steht oben ja schon genug. Die Premium-Sounds lassen kaum noch Wünsche offen, der Rest ist zumeist praxisgerecht abstimmbar.
c) Bedienung - erfordert Einarbeitung, ist aber super
Was wurde dazu nicht alles schon geschrieben … aber ich bleibe dabei: Mit dem Studium von ein paar Yamaha-Videos und ein wenig Einarbeitung bleiben da fast keine offenen Fragen mehr, zumal man sich wenig auswendig merken muss, sondern einfach die Seiten der Menüs durchsteppen kann. Sobald das Prinzip einmal verstanden ist, geht der Rest ganz einfach, dazu kommen einige praxisgerechte Details.
Ärgerlich ist allerdings, dass das Ein- und Ausschalten der drei Blöcke (Preamp / FX / Poweramp) einen kurzen Klangaussetzer hervorruft.
d) MIDI-Kapazitäten k.A.
Das Schöne am CP5 ist für mich, dass ich in einem Keyboard so ziemlich alle Sounds habe, die ich brauchen kann. Daher habe ich mich bisher geweigert, die MIDI-Kapazitäten zu erkunden.
e) Sonstiges
Das CP5 hat nicht nur eine Tonne zusätzliche Sounds eingebaut, sondern auch einige Schlagzeuggrooves zum Üben. Mir ist das nicht besonders wichtig, aber das vorhandene Material klingt gut und macht Freude. Sehr praxisgerecht finde ich auch den einfach zuschaltbaren Masterkompressor und den 5Band-EQ auf dem Bedienfeld. Ebenfalls sinnvoll ist, dass mit den drei schwarzen Knöpfen unter dem Display ständig drei Schlüsselparameter im direkten Zugriff sind.
Ein nettes kleines Extra ist der regelbare Mikrofoneingang mit eigenem Effektweg, super für singende Pianisten, die Schnellversorgung von Sängern, ein Ansagemikro - oder ein extra Keyboard in Mono. Da das Eingangssignal vielfältig bearbeitet werden kann (EQ, Gate, Kompressor, eigener FX-Bus etc.) ist einiges möglich. Kürzlich hatte ich z.B. vergessen, einem Gitarristenkollegen wie versprochen einen Verstärker mitzunehmen. Also haben wir die Gitarre kurzerhand ans CP5 geklemmt, ein wenig Hall und eine cleane Verstärkersimulation drauf gelegt und mit dem Pianosignal über PA und Monitore geschickt. Mit Amp ist es aus verschiedenen Gründen noch besser, aber rein klanglich war an dieser "Notlösung deluxe" nichts auszusetzen.
Ein zumischbarer Stereoeingang wäre noch die Krönung gewesen, aber den gibt es leider nicht.
Praktisch sind die XLR-Ausgänge, aber auch hier gibt es noch ein paar kleine Wünsche: Groundlift wäre super und die Möglichkeit, die XLR-Ausgänge auf fixen Pegel zu schalten wäre auch nicht verkehrt. Ebenso unverständlich ist der Verzicht auf ein Modulationsrad.
Aber das ist Kritik auf hohem Niveau, das Vorhandene reicht ja meistens ganz gut aus - insbesondere der Mikroeingang ist ein starkes Extra.
Geradezu eine Unverschämtheit ist, dass man den Notenhalter für 59€ dazu kaufen muss. Es gab mal Zeiten, da gehörte sowas einfach zum Lieferumfang. Schade!
Zur Ehrenrettung muss man allerdings sagen, dass gerade für einzelne Blätter die Yamaha-Kunststoffplatte viel besser ist als die Drahtbügel mancher Konkurrenten.
4) Sonstiges
Mit 25kg und eher ausladenden Abmessungen ist das CP5 schon ein gewaltiger Brocken. Durch die Kanten unten am Gehäuse lässt es sich aber gut greifen. Zusammen mit der passenden Soundwear-Tasche kommt man auch alleine noch damit halbwegs zurecht. Im Case dürfte es ohne Hilfe eher schwierig werden.
5) Fazit
Das CP5 ist nicht das "flügeligste" Stagepiano auf dem Markt, verbindet aber eine sehr gute Tastatur mit ebenso guten Flügeln und E-Pianos. Diese Ausrichtung ist einerseits perfekt für mich, andererseits ist sie insofern auch sinnvoll, da man das CP mit einem ungewichteten zweiten Keyboard um Orgel, Clavinet oder Synthi ergänzen kann - also genau die Sounds, die mit einer Hammermechanik sowieso kompromissbehaftet sind. Praktisch ist dennoch die große Auswahl an Klängen, so dass eine Erweiterung nicht zwingend ist.
Natürlich bleiben immer noch ein paar Wünsche offen, und offensichtlich wurden einige Details nur halb durchdacht - etwa die Klangaussetzer beim An- und Abschalten der Modellingblöcke und das fehlende Modulationsrad -, oder sind zwar an sich sinnvoll aber noch ausbaufähig - wie die Anschlüsse. Auch der fehlende letzte Schliff bei den Klangdetails der Flügel stört. Für den CP5-Besitzer bleibt zu hoffen, dass Yamaha zumindest für die Software noch an ein paar Updates arbeitet, um ihr sowieso schon sehr gutes Piano noch besser zu machen.
a) Bühnentauglichkeit - 100%
b) Wohnzimmertauglichkeit - bei mir sieht es gut aus
c) Preis-Leistungs-Verhältnis - gut
d) absolut subjektive, persönliche Endwertung
Ich mag mein CP5 - mit jeder Stunde mehr.
- Eigenschaft
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