Corkonian
Registrierter Benutzer
... wenn ich beide Male Glück gehabt hätte.
In meinem vorherigen Review habe ich mich ja lobend über die Xaviere XV580SV ausgelassen. Wegen einer logistischen Glanzleistung der US Post habe ich ja einen Voucher bekommen, den ich vor Ablauf am 31.12.2013 noch in eine Gitarre von Guitarfetish/Xaviere umgesetzt habe.
Diesmal war es aber nicht die "top of the line" XV580SS, sondern eine der (sehr) preiswerten XV200S
http://www.guitarfetish.com/Solid-Spruce-Top-Maple-Back-and-sides-with-Maple-Bridge_p_4273.html
Okay, von ganz oben in der Preisliste nun nach ziemlich ganz unten. Aufgerufen werden 124 Euro für eine teilmassive Dread. das ist ganz deutlich Harley-Benton-Land und so muss sich die XV200S einer genaueren Untersuchung unterziehen.
Im Vergleich zur XV580SS sieht man auf den ersten Blick, daß hier eine absolute Budgetgitarre vor einem steht. Das Deckenholz ist zwar noch grenzwertig gut - in etwa so gut, wie bei der XV580SS, aber Zargen und Boden sind aus Ahorn-Laminat. Wobei ... wenn ich mir die nicht vorhandene Maserung des "Ahorns" ansehe, würde ich mich nicht wundern wenn das eher Limba oder Buche wäre. Okay, Buche ist übertrieben, aber richtig schön sieht anders aus. Wenn schon Laminat, warum dann nicht schön?
Der Hals ist ebenfalls Ahorn, dreiteilig wie schon bei der XV580SS und von vergleichbarer Konstruktion. Griffbrett und Steg sind aus unlackiertem Ahorn, in etwa so in einem "Telecaster"-Feeling. Mal sehen, wie lange das gut geht. Das Griffbrett ist in schwarz/silbernem Zelluloid eingefasst, die Griffbretteinlagen sind austere schwarze Punkte. Erstaunlicherweise sind die Bünde diesmal sogar poliert.
Aber...
Was gar nicht geht sind die überstehenden Bundstäbchen. Die Riesenkälte in den USA hat wohl das Holz ein bisschen schrumpfen lassen und nun stehen die Bundstäbchen über. Aber sowas von über, dass man nicht spielen kann, ohne sich die Finger blutig zu reissen. Hier werde ich wohl eine Stunde investieren müssen, damit die Bundstäbchen wieder auf Vordermann kommen.
Der Korpus scheint äußerlich genauso gut verarbeitet zu sein, wie der der teureren XV580SS. Die Beleistung ist aber straight, nicht profiliert. Von innen sieht's sogar besser und aufgeräumter aus, als bei der doppelt so teuren XV580SS. Keine Klebereste, kein Holzstaub, alles sauber, ordentlich und 1a verarbeitet.
Die Zargen sind, genau wie das Griffbrett mit schwarz/silbernem Zelluloid eingefasst, die Decke mit einem "halben Hering" versehen. Sieht aus der Ferne so aus, wie Herringbone, aus der Nähe aber ist es halt nur ein halber "Hering". Die Schallochrosette ist aus Holz und brauchbar eingelegt, bei dem Preis hätte ich fast schon ein Abziehbild vermutet. Die Rückenfuge ist ebenfalls mit einem Binding versehen. Wenn der Lack nicht wieder grenzwertig zu dick wäre, dann würde das sogar noch halbwegs wertig wirken. So aber reisst der dicke Lack das ganze Instrument herunter. Andersrum: der dicke Lack dürfte die Gitarre auch ein bisschen besser gegen Schlag, Stoss usw. schützen...?
Die Gitarre scheint aber auch nicht mit der selben Liebe zum Detail wie bei der XV580SS eingestellt worden zu sein. Oder aber die Klimaschwankungen mit der trockenen Affenkälte in den USA haben einiges versaubeutelt, was natürlich auch sein kann. Allerdings sollte so ein Hals mit Spannstab - auch wenn er aus Ahorn ist - doch mehr oder weniger seine Einstellung halten, oder? Tatsache ist, der Hals hier hat genau gar kein Relief, ist gerade wie ein Brett.
Aber die Mechaniken lassen sich gut drehen, die Gitarre stimmt schön und auch Sattel und Stegeinlage (die übrigens nicht "hand cut bone" sondern Standard TuSQ sind) sind hinreichend sauber gearbeitet.
Wie schon gesagt bedarf es hier einiger Arbeit, diese Gitarre gut spielbar zu machen. Ich gehe mal nicht davon aus, dass hier eine Nachlässigkeit des Vertriebs vorliegt, sondern ganz einfach die unerwartete Kälte in den USA in Verbindung mit der damit einhergehenden geringen Luftfeuchtigkeit "Schuld" an den überstehenden Bundstäbchen und dem missratenem Setup ist.
Nurmalso: Ein Freund in Dakota hat, nachdem am Abend unbemerkt der zentrale Luftbefeuchter in seinem Haus ausgefallen ist, am Vormittag dann eine relative Feuchte von 7% in seinem Haus gehabt. 7% - das ist so gut wie gar nix. Der Einsatz von jeder Menge nassen Handtüchern im Musikzimmer hat die Feuchte dann wieder auf fast 40% heben können, aber bis der Heizungsbauer dann endlich den Befeuchter repariert hatte, hat mein Freund jede Menge Handtücher nass machen und im Musikzimmer aufhängen dürfen. Er meinte, die wären schneller getrocknet, als dass er sie hätte aufhängen können...
Was bleibt:
Eine Gitarre für 120 Euro muss nicht auster aussehen, aber meiner Meinung nach ist hier das Ende der Fahnenstange erreicht. Noch billiger und es wird deutlich auf Kosten der Qualität gehen. 120 Euro ist wohl die Schallgrenze, alles, was darunter ist, ist wohl nur noch grenzwertig zu geniessen und wenn es mit einem bisschen Qualität und Ausstattung gehen soll, dann sollte man doch eher auf der "wertigeren" Seite schauen.
Oder andersrum: Man sollte $= setzen und dann nochmal nördlich davon schauen.$170 plus Steuern sind 1:1 umgerechnet roundy-boundy 200. Und das kommt dann schon wieder hin. Okay, ich hab' 160 Euro (incl Zoll) bezahlt...
Jetzt aber werde ich die Gitarre erstmal eine Woche befeuchten, dann ein Setup machen, dann die Bundstäbchenenden befeilen und dann mal sehen, wie das Ding nach einem Saitenwechsel so klingt. Das dauert aber noch zwei/drei Wochen und bis dahin...
In meinem vorherigen Review habe ich mich ja lobend über die Xaviere XV580SV ausgelassen. Wegen einer logistischen Glanzleistung der US Post habe ich ja einen Voucher bekommen, den ich vor Ablauf am 31.12.2013 noch in eine Gitarre von Guitarfetish/Xaviere umgesetzt habe.
Diesmal war es aber nicht die "top of the line" XV580SS, sondern eine der (sehr) preiswerten XV200S
http://www.guitarfetish.com/Solid-Spruce-Top-Maple-Back-and-sides-with-Maple-Bridge_p_4273.html
Okay, von ganz oben in der Preisliste nun nach ziemlich ganz unten. Aufgerufen werden 124 Euro für eine teilmassive Dread. das ist ganz deutlich Harley-Benton-Land und so muss sich die XV200S einer genaueren Untersuchung unterziehen.
Im Vergleich zur XV580SS sieht man auf den ersten Blick, daß hier eine absolute Budgetgitarre vor einem steht. Das Deckenholz ist zwar noch grenzwertig gut - in etwa so gut, wie bei der XV580SS, aber Zargen und Boden sind aus Ahorn-Laminat. Wobei ... wenn ich mir die nicht vorhandene Maserung des "Ahorns" ansehe, würde ich mich nicht wundern wenn das eher Limba oder Buche wäre. Okay, Buche ist übertrieben, aber richtig schön sieht anders aus. Wenn schon Laminat, warum dann nicht schön?
Der Hals ist ebenfalls Ahorn, dreiteilig wie schon bei der XV580SS und von vergleichbarer Konstruktion. Griffbrett und Steg sind aus unlackiertem Ahorn, in etwa so in einem "Telecaster"-Feeling. Mal sehen, wie lange das gut geht. Das Griffbrett ist in schwarz/silbernem Zelluloid eingefasst, die Griffbretteinlagen sind austere schwarze Punkte. Erstaunlicherweise sind die Bünde diesmal sogar poliert.
Aber...
Was gar nicht geht sind die überstehenden Bundstäbchen. Die Riesenkälte in den USA hat wohl das Holz ein bisschen schrumpfen lassen und nun stehen die Bundstäbchen über. Aber sowas von über, dass man nicht spielen kann, ohne sich die Finger blutig zu reissen. Hier werde ich wohl eine Stunde investieren müssen, damit die Bundstäbchen wieder auf Vordermann kommen.
Der Korpus scheint äußerlich genauso gut verarbeitet zu sein, wie der der teureren XV580SS. Die Beleistung ist aber straight, nicht profiliert. Von innen sieht's sogar besser und aufgeräumter aus, als bei der doppelt so teuren XV580SS. Keine Klebereste, kein Holzstaub, alles sauber, ordentlich und 1a verarbeitet.
Die Zargen sind, genau wie das Griffbrett mit schwarz/silbernem Zelluloid eingefasst, die Decke mit einem "halben Hering" versehen. Sieht aus der Ferne so aus, wie Herringbone, aus der Nähe aber ist es halt nur ein halber "Hering". Die Schallochrosette ist aus Holz und brauchbar eingelegt, bei dem Preis hätte ich fast schon ein Abziehbild vermutet. Die Rückenfuge ist ebenfalls mit einem Binding versehen. Wenn der Lack nicht wieder grenzwertig zu dick wäre, dann würde das sogar noch halbwegs wertig wirken. So aber reisst der dicke Lack das ganze Instrument herunter. Andersrum: der dicke Lack dürfte die Gitarre auch ein bisschen besser gegen Schlag, Stoss usw. schützen...?
Die Gitarre scheint aber auch nicht mit der selben Liebe zum Detail wie bei der XV580SS eingestellt worden zu sein. Oder aber die Klimaschwankungen mit der trockenen Affenkälte in den USA haben einiges versaubeutelt, was natürlich auch sein kann. Allerdings sollte so ein Hals mit Spannstab - auch wenn er aus Ahorn ist - doch mehr oder weniger seine Einstellung halten, oder? Tatsache ist, der Hals hier hat genau gar kein Relief, ist gerade wie ein Brett.
Aber die Mechaniken lassen sich gut drehen, die Gitarre stimmt schön und auch Sattel und Stegeinlage (die übrigens nicht "hand cut bone" sondern Standard TuSQ sind) sind hinreichend sauber gearbeitet.
Wie schon gesagt bedarf es hier einiger Arbeit, diese Gitarre gut spielbar zu machen. Ich gehe mal nicht davon aus, dass hier eine Nachlässigkeit des Vertriebs vorliegt, sondern ganz einfach die unerwartete Kälte in den USA in Verbindung mit der damit einhergehenden geringen Luftfeuchtigkeit "Schuld" an den überstehenden Bundstäbchen und dem missratenem Setup ist.
Nurmalso: Ein Freund in Dakota hat, nachdem am Abend unbemerkt der zentrale Luftbefeuchter in seinem Haus ausgefallen ist, am Vormittag dann eine relative Feuchte von 7% in seinem Haus gehabt. 7% - das ist so gut wie gar nix. Der Einsatz von jeder Menge nassen Handtüchern im Musikzimmer hat die Feuchte dann wieder auf fast 40% heben können, aber bis der Heizungsbauer dann endlich den Befeuchter repariert hatte, hat mein Freund jede Menge Handtücher nass machen und im Musikzimmer aufhängen dürfen. Er meinte, die wären schneller getrocknet, als dass er sie hätte aufhängen können...
Was bleibt:
Eine Gitarre für 120 Euro muss nicht auster aussehen, aber meiner Meinung nach ist hier das Ende der Fahnenstange erreicht. Noch billiger und es wird deutlich auf Kosten der Qualität gehen. 120 Euro ist wohl die Schallgrenze, alles, was darunter ist, ist wohl nur noch grenzwertig zu geniessen und wenn es mit einem bisschen Qualität und Ausstattung gehen soll, dann sollte man doch eher auf der "wertigeren" Seite schauen.
Oder andersrum: Man sollte $= setzen und dann nochmal nördlich davon schauen.$170 plus Steuern sind 1:1 umgerechnet roundy-boundy 200. Und das kommt dann schon wieder hin. Okay, ich hab' 160 Euro (incl Zoll) bezahlt...
Jetzt aber werde ich die Gitarre erstmal eine Woche befeuchten, dann ein Setup machen, dann die Bundstäbchenenden befeilen und dann mal sehen, wie das Ding nach einem Saitenwechsel so klingt. Das dauert aber noch zwei/drei Wochen und bis dahin...
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