Corkonian
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Dieses Review einer meiner Gitarren ist ganz explizit ein Review einer Guild GAD25. Nicht der Guild D125.
Warum muß ich diesen Satz als ersten in dieses Review schreiben? Weil, egal was der Vertrieb und das Marketing auch sagt, die Guild GAD25 und die Guild D-125 zwei ganz verschiedene Gitarren sind. Die Guild GAD25 ist eine Fernost-Kopie der originalen Guild D25, wohingegen die Guild D125 eine Gitarre "in der Tradition" der D25 ist.
Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Leider.
Guild ist einer der grossen Namen in der US Flattop-geschichte. Gemeinhin sagt man, Guild sei die Nummer 3 hinter Martin und Gibson. Ganz besonders gilt das für die frühen Guild Gitarren aus Westerly, Rhode Island und Hartford, Connecticut. Spätere Modelle, insbesondere die unter Fender-Regie entstandenen "Zwischenjahre" und die Westküstenmodelle sind weniger begehrt, aber seitdem Fender die Fertigung von hochwertigen Akustikgitarren wieder besser kontrolliert ist bei Guild auch ein starker Aufwärtstrend festzustellen.
Wie fast alle US-Firmen hat auch Guild einen Ableger in Fernost. Allerdings werden Fernost Guild-Gitarren auch unter den Guild Namen vertrieben, anders als Fender/Squier, Gibson/Epiphone , Ovation/Applause oder weiland Martin/Sigma.
Fernost-Guilds der "frühen Jahre" heissen Guild GAD, neuere Fernost Guilds haben eine 1 als führende Modellnummer. Aus der US-Guild D25 wird also die (alte) Fernost Guild GAD25 oder die (neue) Fernost Guild D125
Die Guild GAD sind in fast allen Belangen sehr stark an die originale Konstruktion der Westerly und Hartford-Guilds angelegt. Ausnahmen machen Einlegearbeiten und Lacke. Ansonsten aber sehen die GAD tatsächlich fast so aus, wie die Originale. Die 1-Serie hingegen sieht nur noch auf den ersten Blick so aus, wie das Vorbild. Man sieht auf den zweiten Blick schnell, wo man in der Konstruktion gespart hat...
Die Guild GAD25 ist also eine Kopie einer alten Guild D25. Die D25 war eine voll-Mahagonigitarre, ähnlich der Martin -15 Serie, aber nicht so auster in der Aussatattung. Im vergleich zur Martin hat die Guild Hochglanzlack, Binding und eine Schallochrosette sowie Einlegearbeiten, wohingegen die Martin D-15 als "Depressionsgitarre" ohne all das auskommen muss.
Die Guild GAD25 ist eine voll-Mahagoni Gitarre. Decken, Zargen, Boden, Hals, alles ist aus massiven Mahagoni gefertigt. Das Holz hat eine schöne schokoladenbraune Farbe und ist atrtraktiv gemasert, ebenfalls ein Unterschied zur Martin, bei der weniger stark gemasertes Mahagoni verwendet wird. Kopfplatte und Korpus sind mit einem Hochglanz-PU-Lacklackiert, der Hals ist matt lackiert. Ich persönlich finde den Lack allerdings grenzwertig dick, etwas was aber bei vielen Fernost-Modellen leider ein durchgängiges Manko ist. Die recht ausladende traditionelle breite Guild-Kopfplatte zwingt die Saiten doch in einen Winkel - die schmalere Kopfplatte der elektrischen und semi-elektrischen Guild wäre hier besser - aber nicht so traditionell - gewesen. Jedenfalls habe ich bislang keine Schwierigkeiten gehabt, die Guild GAD25 in Stimmung zu bringen oder dort zu halten. Die Mechaniken sind die üblichen Grover-Kopien. Ein Unterscheidungsmerkmal zwischen GAD25 und D125 ist die Kopfplatte. Die GAD25 hat hier eine Perlmutt-Einlage die in etwa an eine Blumenvase erinnert. Die D125 ist hier bis auf das Guild-Logo nackt.
Leider ist - wie bei vielen Gitarren - aich bei der Guild GAD25 der Hals dreiteilig - also Kopfplatte, Hals und Halsfuß sind zusammengeleimt. Ich weiß, daß das nicht schlechter ist als ein Hals aus einem Stück, aber irgendwie stört es mich doch, wenn auch nur optisch. Wenn schon, dann ein richtig guter verleimter Hals wie bei den Stratabond-Hälsen von Martin...
Im großen und ganzen ist die GAD25 eine traditionelle Dreadnought. In Form und Konstruktion so wie das Original und kein einziges Feature der Guild GAD25 ist hier überraschend. Alles passt so, wie man es von einer Dread erwartet. Was auffällt ist dasss die Guild allerdings im Vergleich etwas schwerer ist, als die Martin D-15. Woran das liegt kann ich nicht sagen, aber es fällt auf.
Es bleibt natürlich nicht aus, dass man die Guild GAD25 mit dem "grossen Vorbild", der Martin D-15 vergleicht. Was die Optik angeht, hat die Guild hier gewonnen, was die Haptik angeht würde ich der Martin einen hauchdünnen Vorsprung geben, die Martin fühlt sich etwas - nicht viel, nur ein bisschen - wertiger an. Bleibt also nach dem Unentschieden in den ersten zwei Runden der wohl wichtigste Teil: der Klang.
Über Klang zu schreiben ist wie über Architektur zu tanzen. So heisst es jedenfalls und da ist sicherlich etwas Wahres dran. Trotzdem versuche ich es mal.
Mahagoni ist ja vielen vor allem als Korpusholz bekannt. Als Deckenholz wird es auch verwendet, aber nicht so oft wie z.B. Fichte oder Zeder, was daran liegt daß es für die gleiche Stabilität dicker - also schwerer - sein muß und dementsprechend klanglich doch in einer eigenen Ecke ist. Bei kleineren Instrumenten, Ukulelen z.B. sind Mahagoni und Koa als Deckenholz aber sehr beliebt...
Allgemein sagt amn, Mahagoni sei "erdiger" als Fichte oder Zeder. Gerade bei der Martin D15 kommt der erdige Charakter, ein auf die unteren Mitten focussiertes, perkussives Klangbild beinahe exemplarisch herüber. Die Guild GAD25 hat zwar einen ähnlichen Grundcharakter wie die Martin D15, ist aber nicht so Allerheiligenmäßig. Für mich klingt die D15 wie Allerheiligen. Nach feuchter, Novembriger Friedhofserde. Ein bisschen neblig, sehr, sehr erdig. Bluesig, Delta-mäßig. Wenn es eine Gitarre gibt, die ich zu den Crossroads (die übrigens nicht da sind, wo man sie vermutet, sondern hier: http://www.tdblues.com/2008/03/the-real-crossroads/ ((und ich teile übrigens diese Meinung - ich war an beiden Crossroads)) ) mitnehmen würde, dann die D-15. Die Guild GAD25 hat zwar auch das schwer erdige der Martin, aber man muß die Saiten schon verdammt lange altern lassen, bis man ihr die goldenen Höhen ausgetrieben hat. Im Vergleich zur Martin ist die Guild präsenter in den Höhen und im Ganzen nicht so perkussiv, sondern doch eher mit ein bisschen mehr Sustain versehen.
Man kann das gane jetzt positiv oder negativ sehen. Negativ könnte man sagen, der Guild fehlt die erdige Blues-Natur der Martin und sie hat mehr Beliebigkeit als die Martin. Zum Teil stimmt das auch, denn der Blues-Charakter der Martin fehlt der Guild fast. Sie kann auch erdig, aber nicht so gut. Positiv betrachtet kann man sagen, die Guild ist leicher im Klangbild, kann auch ein bisschen Feenstaub auf den Ton sprenkeln und spielt gerade in leiseren Umgebungen ihre größere Vielseitigkeit aus. Wenn's denn *richtig* laut werden soll, dann kriegt die Martin hier dann wieder Oberwasser, denn komischerweise kann die Martin *richtig* laut auch nicht ganz so unterirdische Klänge.
Welche also ist besser? Die Guild GAD25 oder die Martin D15? Für zu Hause, für Blues-/Folk auf jeden Fall die Guild. Für *richtig* laut und für erdigen Blues die Martin.
Allerdings kann ich mir für eine Martin gut drei GAD leisten. Dementsprechend erkläre ich die GAD25 hier zum Sieger.
Fotos gibt's sobald ich meine Kamera repariert habe...
Warum muß ich diesen Satz als ersten in dieses Review schreiben? Weil, egal was der Vertrieb und das Marketing auch sagt, die Guild GAD25 und die Guild D-125 zwei ganz verschiedene Gitarren sind. Die Guild GAD25 ist eine Fernost-Kopie der originalen Guild D25, wohingegen die Guild D125 eine Gitarre "in der Tradition" der D25 ist.
Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Leider.
Guild ist einer der grossen Namen in der US Flattop-geschichte. Gemeinhin sagt man, Guild sei die Nummer 3 hinter Martin und Gibson. Ganz besonders gilt das für die frühen Guild Gitarren aus Westerly, Rhode Island und Hartford, Connecticut. Spätere Modelle, insbesondere die unter Fender-Regie entstandenen "Zwischenjahre" und die Westküstenmodelle sind weniger begehrt, aber seitdem Fender die Fertigung von hochwertigen Akustikgitarren wieder besser kontrolliert ist bei Guild auch ein starker Aufwärtstrend festzustellen.
Wie fast alle US-Firmen hat auch Guild einen Ableger in Fernost. Allerdings werden Fernost Guild-Gitarren auch unter den Guild Namen vertrieben, anders als Fender/Squier, Gibson/Epiphone , Ovation/Applause oder weiland Martin/Sigma.
Fernost-Guilds der "frühen Jahre" heissen Guild GAD, neuere Fernost Guilds haben eine 1 als führende Modellnummer. Aus der US-Guild D25 wird also die (alte) Fernost Guild GAD25 oder die (neue) Fernost Guild D125
Die Guild GAD sind in fast allen Belangen sehr stark an die originale Konstruktion der Westerly und Hartford-Guilds angelegt. Ausnahmen machen Einlegearbeiten und Lacke. Ansonsten aber sehen die GAD tatsächlich fast so aus, wie die Originale. Die 1-Serie hingegen sieht nur noch auf den ersten Blick so aus, wie das Vorbild. Man sieht auf den zweiten Blick schnell, wo man in der Konstruktion gespart hat...
Die Guild GAD25 ist also eine Kopie einer alten Guild D25. Die D25 war eine voll-Mahagonigitarre, ähnlich der Martin -15 Serie, aber nicht so auster in der Aussatattung. Im vergleich zur Martin hat die Guild Hochglanzlack, Binding und eine Schallochrosette sowie Einlegearbeiten, wohingegen die Martin D-15 als "Depressionsgitarre" ohne all das auskommen muss.
Die Guild GAD25 ist eine voll-Mahagoni Gitarre. Decken, Zargen, Boden, Hals, alles ist aus massiven Mahagoni gefertigt. Das Holz hat eine schöne schokoladenbraune Farbe und ist atrtraktiv gemasert, ebenfalls ein Unterschied zur Martin, bei der weniger stark gemasertes Mahagoni verwendet wird. Kopfplatte und Korpus sind mit einem Hochglanz-PU-Lacklackiert, der Hals ist matt lackiert. Ich persönlich finde den Lack allerdings grenzwertig dick, etwas was aber bei vielen Fernost-Modellen leider ein durchgängiges Manko ist. Die recht ausladende traditionelle breite Guild-Kopfplatte zwingt die Saiten doch in einen Winkel - die schmalere Kopfplatte der elektrischen und semi-elektrischen Guild wäre hier besser - aber nicht so traditionell - gewesen. Jedenfalls habe ich bislang keine Schwierigkeiten gehabt, die Guild GAD25 in Stimmung zu bringen oder dort zu halten. Die Mechaniken sind die üblichen Grover-Kopien. Ein Unterscheidungsmerkmal zwischen GAD25 und D125 ist die Kopfplatte. Die GAD25 hat hier eine Perlmutt-Einlage die in etwa an eine Blumenvase erinnert. Die D125 ist hier bis auf das Guild-Logo nackt.
Leider ist - wie bei vielen Gitarren - aich bei der Guild GAD25 der Hals dreiteilig - also Kopfplatte, Hals und Halsfuß sind zusammengeleimt. Ich weiß, daß das nicht schlechter ist als ein Hals aus einem Stück, aber irgendwie stört es mich doch, wenn auch nur optisch. Wenn schon, dann ein richtig guter verleimter Hals wie bei den Stratabond-Hälsen von Martin...
Im großen und ganzen ist die GAD25 eine traditionelle Dreadnought. In Form und Konstruktion so wie das Original und kein einziges Feature der Guild GAD25 ist hier überraschend. Alles passt so, wie man es von einer Dread erwartet. Was auffällt ist dasss die Guild allerdings im Vergleich etwas schwerer ist, als die Martin D-15. Woran das liegt kann ich nicht sagen, aber es fällt auf.
Es bleibt natürlich nicht aus, dass man die Guild GAD25 mit dem "grossen Vorbild", der Martin D-15 vergleicht. Was die Optik angeht, hat die Guild hier gewonnen, was die Haptik angeht würde ich der Martin einen hauchdünnen Vorsprung geben, die Martin fühlt sich etwas - nicht viel, nur ein bisschen - wertiger an. Bleibt also nach dem Unentschieden in den ersten zwei Runden der wohl wichtigste Teil: der Klang.
Über Klang zu schreiben ist wie über Architektur zu tanzen. So heisst es jedenfalls und da ist sicherlich etwas Wahres dran. Trotzdem versuche ich es mal.
Mahagoni ist ja vielen vor allem als Korpusholz bekannt. Als Deckenholz wird es auch verwendet, aber nicht so oft wie z.B. Fichte oder Zeder, was daran liegt daß es für die gleiche Stabilität dicker - also schwerer - sein muß und dementsprechend klanglich doch in einer eigenen Ecke ist. Bei kleineren Instrumenten, Ukulelen z.B. sind Mahagoni und Koa als Deckenholz aber sehr beliebt...
Allgemein sagt amn, Mahagoni sei "erdiger" als Fichte oder Zeder. Gerade bei der Martin D15 kommt der erdige Charakter, ein auf die unteren Mitten focussiertes, perkussives Klangbild beinahe exemplarisch herüber. Die Guild GAD25 hat zwar einen ähnlichen Grundcharakter wie die Martin D15, ist aber nicht so Allerheiligenmäßig. Für mich klingt die D15 wie Allerheiligen. Nach feuchter, Novembriger Friedhofserde. Ein bisschen neblig, sehr, sehr erdig. Bluesig, Delta-mäßig. Wenn es eine Gitarre gibt, die ich zu den Crossroads (die übrigens nicht da sind, wo man sie vermutet, sondern hier: http://www.tdblues.com/2008/03/the-real-crossroads/ ((und ich teile übrigens diese Meinung - ich war an beiden Crossroads)) ) mitnehmen würde, dann die D-15. Die Guild GAD25 hat zwar auch das schwer erdige der Martin, aber man muß die Saiten schon verdammt lange altern lassen, bis man ihr die goldenen Höhen ausgetrieben hat. Im Vergleich zur Martin ist die Guild präsenter in den Höhen und im Ganzen nicht so perkussiv, sondern doch eher mit ein bisschen mehr Sustain versehen.
Man kann das gane jetzt positiv oder negativ sehen. Negativ könnte man sagen, der Guild fehlt die erdige Blues-Natur der Martin und sie hat mehr Beliebigkeit als die Martin. Zum Teil stimmt das auch, denn der Blues-Charakter der Martin fehlt der Guild fast. Sie kann auch erdig, aber nicht so gut. Positiv betrachtet kann man sagen, die Guild ist leicher im Klangbild, kann auch ein bisschen Feenstaub auf den Ton sprenkeln und spielt gerade in leiseren Umgebungen ihre größere Vielseitigkeit aus. Wenn's denn *richtig* laut werden soll, dann kriegt die Martin hier dann wieder Oberwasser, denn komischerweise kann die Martin *richtig* laut auch nicht ganz so unterirdische Klänge.
Welche also ist besser? Die Guild GAD25 oder die Martin D15? Für zu Hause, für Blues-/Folk auf jeden Fall die Guild. Für *richtig* laut und für erdigen Blues die Martin.
Allerdings kann ich mir für eine Martin gut drei GAD leisten. Dementsprechend erkläre ich die GAD25 hier zum Sieger.
Fotos gibt's sobald ich meine Kamera repariert habe...
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