chris_kah
HCA PA- und E-Technik
Vor einiger Zeit habe ich hier (https://www.musiker-board.de/vb/nylon/258420-erfahrungen-mit-ibanez-aeg-10-nent.html#post2829431) nach der Ibanez AEG10 NENT gefragt.
Mittlerweile habe ich das Instrument gekauft und schon in Betrieb gehabt.
Mein Ziel: eine Nylon-Gitarre die verstärkt gut klingt, wenig zum Rückkoppeln neigt
und gut an jede Art Verstärkung anzuschließen ist.
Nebenforderung: schmaleres Griffbrett, ähnlich wie meine Jazzgitarre.
Ich habe die Gitarre im Versand gekauft, weil in meiner Nähe kein Musikhaus ein Exemplar da hatte.
Die erste Gitarre kam, war eigentlich ok, hatte aber einen Wackelkontakt in der Elektronik.
Reklamiert, die 2. Gitarre hatte einen deutlich zu hohen Saitenabstand.
Reklamiert, die 3. Gitarre hatte wieder einen zu hohen Saitenabstand.
Nach 4 Wochen Wartezeit hatte ich genug und habe den Saitenabstand selber korrigiert.
Dabei den beiliebgenden Ersatzsteg mit der Oberfräse (und Kreuztisch, siehe Bild) auf die gewünschte Höhe gebracht.
Den Steg habe ich zwischen den Saiten mit einem Bohloch versehen und nach unten geschlitzt, so daß jede Saite ihren Druck für sich auf den Abnehmer weitergeben kann. Bei einigen Fishman-Abnehmern ist der Steg so serienmäßig geschlitzt.
(Soviel zum Thema Instrument und Versandhandel)
Abgesehen davon die Eindrücke:
Die Gitarre hat einen kleinen und flachen Korpus mit Cutway, Übergang zum Korpus am 14. Bund.
Sie liegt im Sitzen auf dem Schenkel und im Stehen mit Gurt hervorragend in der Hand.
Auch wenn der Korpus recht klein ist, die Gitarre paßt nicht in einen Standardkoffer für Konzertgitarren.
Dafür ist sie an der breitesten Stelle etwas zu breit.
Der mitgelieferte Gigbag ist jedoch hervorragend und hat Fächer für allen notwendigen Kleinkram. Ins Notenfach paßt ein Real Book, darüber ein Fach, in das alle Kabel passen, sowie der Gurt. Nur der Notenständer paßt nirgends rein.
Das Griffbrett ist geringfügig breiter als bei einer Jazzgitarre, aber deutlich schmaler als bei einer Konzertgitarre. Sattelbreite 46 mm (Bild).
Vom Holz her ist das Instrument eher unauffällig. Im Lack gab es einige Einschlüsse von
Schleifstaubresten, was aber nicht weiter stört. Die Mechaniken sind etwas schwergängig, aber präzise.
Nach der Korrektur der Saitenlage ist das Griffbrett gut zu spielen. Auch wenn ich extrem tief gegangen bin, kurz vor dem Schnarren, gibt es keine Stellen, bei denen es schnarrrt.
Die Gitarre ist bundrein.
Vom Klang her ist sie unverstärkt deutlich leiser als eine Konzertgitarre, aber keineswegs dünn im Baß.
Die Gitarre läßt sich nicht so differenziert spielen wie eine gute Konzertgitarre.
Ich werde beim Saitenwechsel stärkere Saiten aufziehen, das verträgt sie.
Die Gitarre hat übrigens einen nachstellbaren Stab im Hals (Bild Schalloch.jpg), wie eine Western- oder E-Gitarre.
Elektrisch verstärkt zeigt die Gitarre was sie kann.
Alle Regler auf neutral, den Shape Regler auf Minimum: die Gitarre klingt nach Piezo-Nylon.
Höhen etwas raus: die Gitarre klingt recht gut nach Natur-Nylon.
Höhen ganz raus: Jazz-Gitarren Klang.
Nach meinem Umbau sind die Saiten auch gleich laut. Resonanzen sind nicht wahrnehmbar.
Die Regler sind von der Richtung anders aufgebaut als man es zunächst erwartet:
links: mehr, rechts: weniger. Zumindest gewöhnungsbedürftig.
Der Shape Regler ist eine einstellbare Badewannencharakteristik, wenn man den aufdreht, werden die Mitten abgesenkt, die Bässe und Höhen etwas angehoben. Ich brauche das nicht, es kann helfen, um den Bereich für Gesang freizubekommen, wenn man sich begleitet.
Die Gitarre ist äußerst unempfindlich gegen Rückkopplung, ich habe damit schon in einer Session gegen ein Schlagzeug gespielt.
Der Phase Schalter kann noch etwas drauflegen, falls es koppelt. Er bringt schätzungsweise 6dB mehr mögliche Lautstärke (Test vor meinem Monitor zuhause).
Auch verstärkt läßt sie sich nicht so differenziert spielen wie eine gute Konzertgitarre.
Der eingebaute Tuner ist chromatisch und automatisch. Er wird per Taste aktiviert, schaltet das Ausgangssignal stumm. Leider ist er fest auf 440 Hz A eingestellt. Außerdem ist er sehr schnell zufrieden, früher als mein Gehör.
Als Anschlüsse hat die Gitarre eine 6.3 mm Klinkenbuchse, aus der Instrumentenpegel kommt.
Außerdem eine XLR Buchse, die einen kräftigen Mikrofonpegel liefert. Der Anschluß hat ebenfalls einen eingebauten Schalter für die Betriebsspannung, so daß kein Spezial-Schaltstecker verwendet werden muß. (Bild)
Die XLR Buchse sieht wackelig aus, scheint aber stabiler zu sein, als der erste Eindruck war.
Leider verträgt dieser Anschluß keine Phantomspeisung, wie mir auf Anfrage von der deutschen Ibanez-Vertretung (Musik Meinl) mitgeteilt wurde.
Das ist schade, schränkt es doch den Einsatzbereich deutlich ein. Viele kleine Mischer können Phantomspeisung nur für alle Kanäle gleichzeitig schalten. Bei Akustik-Bands ist eigentlich immer damit zu rechnen, daß Kondensatormikrofone eingesetzt werden.
Ich werde mein XLR Anschlußkabeln mit einem Phantomspeisungs-Block ausrüsten. Platz ist genug im Winkelstecker.
Fazit:
Die Gitarre ist eine gute Bühnengitarre, rückkopplungsarm und hat verstärkt einen guten Klang.
Geeignet ist sie für alle, die Nylonsound auf der Bühne haben wollen, und die sich mal eben irgendwo einstöpseln wollen. Gut für Jazz (Bossa Nova) Popmusik und Liedbegleitung (Liedermacher).
Einschränkungen gibt es einerseits durch eine doch recht große Streuung in der Qualität und die fehlende Phantomspeisungs-Festigkeit.
Wer klassische Gitarre auf der Bühne spielt und das nicht so laut, wird vermutliche eher ein anderes Modell bevorzugen.
Gruß
Christoph
Mittlerweile habe ich das Instrument gekauft und schon in Betrieb gehabt.
Mein Ziel: eine Nylon-Gitarre die verstärkt gut klingt, wenig zum Rückkoppeln neigt
und gut an jede Art Verstärkung anzuschließen ist.
Nebenforderung: schmaleres Griffbrett, ähnlich wie meine Jazzgitarre.
Ich habe die Gitarre im Versand gekauft, weil in meiner Nähe kein Musikhaus ein Exemplar da hatte.
Die erste Gitarre kam, war eigentlich ok, hatte aber einen Wackelkontakt in der Elektronik.
Reklamiert, die 2. Gitarre hatte einen deutlich zu hohen Saitenabstand.
Reklamiert, die 3. Gitarre hatte wieder einen zu hohen Saitenabstand.
Nach 4 Wochen Wartezeit hatte ich genug und habe den Saitenabstand selber korrigiert.
Dabei den beiliebgenden Ersatzsteg mit der Oberfräse (und Kreuztisch, siehe Bild) auf die gewünschte Höhe gebracht.
Den Steg habe ich zwischen den Saiten mit einem Bohloch versehen und nach unten geschlitzt, so daß jede Saite ihren Druck für sich auf den Abnehmer weitergeben kann. Bei einigen Fishman-Abnehmern ist der Steg so serienmäßig geschlitzt.
(Soviel zum Thema Instrument und Versandhandel)
Abgesehen davon die Eindrücke:
Die Gitarre hat einen kleinen und flachen Korpus mit Cutway, Übergang zum Korpus am 14. Bund.
Sie liegt im Sitzen auf dem Schenkel und im Stehen mit Gurt hervorragend in der Hand.
Auch wenn der Korpus recht klein ist, die Gitarre paßt nicht in einen Standardkoffer für Konzertgitarren.
Dafür ist sie an der breitesten Stelle etwas zu breit.
Der mitgelieferte Gigbag ist jedoch hervorragend und hat Fächer für allen notwendigen Kleinkram. Ins Notenfach paßt ein Real Book, darüber ein Fach, in das alle Kabel passen, sowie der Gurt. Nur der Notenständer paßt nirgends rein.
Das Griffbrett ist geringfügig breiter als bei einer Jazzgitarre, aber deutlich schmaler als bei einer Konzertgitarre. Sattelbreite 46 mm (Bild).
Vom Holz her ist das Instrument eher unauffällig. Im Lack gab es einige Einschlüsse von
Schleifstaubresten, was aber nicht weiter stört. Die Mechaniken sind etwas schwergängig, aber präzise.
Nach der Korrektur der Saitenlage ist das Griffbrett gut zu spielen. Auch wenn ich extrem tief gegangen bin, kurz vor dem Schnarren, gibt es keine Stellen, bei denen es schnarrrt.
Die Gitarre ist bundrein.
Vom Klang her ist sie unverstärkt deutlich leiser als eine Konzertgitarre, aber keineswegs dünn im Baß.
Die Gitarre läßt sich nicht so differenziert spielen wie eine gute Konzertgitarre.
Ich werde beim Saitenwechsel stärkere Saiten aufziehen, das verträgt sie.
Die Gitarre hat übrigens einen nachstellbaren Stab im Hals (Bild Schalloch.jpg), wie eine Western- oder E-Gitarre.
Elektrisch verstärkt zeigt die Gitarre was sie kann.
Alle Regler auf neutral, den Shape Regler auf Minimum: die Gitarre klingt nach Piezo-Nylon.
Höhen etwas raus: die Gitarre klingt recht gut nach Natur-Nylon.
Höhen ganz raus: Jazz-Gitarren Klang.
Nach meinem Umbau sind die Saiten auch gleich laut. Resonanzen sind nicht wahrnehmbar.
Die Regler sind von der Richtung anders aufgebaut als man es zunächst erwartet:
links: mehr, rechts: weniger. Zumindest gewöhnungsbedürftig.
Der Shape Regler ist eine einstellbare Badewannencharakteristik, wenn man den aufdreht, werden die Mitten abgesenkt, die Bässe und Höhen etwas angehoben. Ich brauche das nicht, es kann helfen, um den Bereich für Gesang freizubekommen, wenn man sich begleitet.
Die Gitarre ist äußerst unempfindlich gegen Rückkopplung, ich habe damit schon in einer Session gegen ein Schlagzeug gespielt.
Der Phase Schalter kann noch etwas drauflegen, falls es koppelt. Er bringt schätzungsweise 6dB mehr mögliche Lautstärke (Test vor meinem Monitor zuhause).
Auch verstärkt läßt sie sich nicht so differenziert spielen wie eine gute Konzertgitarre.
Der eingebaute Tuner ist chromatisch und automatisch. Er wird per Taste aktiviert, schaltet das Ausgangssignal stumm. Leider ist er fest auf 440 Hz A eingestellt. Außerdem ist er sehr schnell zufrieden, früher als mein Gehör.
Als Anschlüsse hat die Gitarre eine 6.3 mm Klinkenbuchse, aus der Instrumentenpegel kommt.
Außerdem eine XLR Buchse, die einen kräftigen Mikrofonpegel liefert. Der Anschluß hat ebenfalls einen eingebauten Schalter für die Betriebsspannung, so daß kein Spezial-Schaltstecker verwendet werden muß. (Bild)
Die XLR Buchse sieht wackelig aus, scheint aber stabiler zu sein, als der erste Eindruck war.
Leider verträgt dieser Anschluß keine Phantomspeisung, wie mir auf Anfrage von der deutschen Ibanez-Vertretung (Musik Meinl) mitgeteilt wurde.
Das ist schade, schränkt es doch den Einsatzbereich deutlich ein. Viele kleine Mischer können Phantomspeisung nur für alle Kanäle gleichzeitig schalten. Bei Akustik-Bands ist eigentlich immer damit zu rechnen, daß Kondensatormikrofone eingesetzt werden.
Ich werde mein XLR Anschlußkabeln mit einem Phantomspeisungs-Block ausrüsten. Platz ist genug im Winkelstecker.
Fazit:
Die Gitarre ist eine gute Bühnengitarre, rückkopplungsarm und hat verstärkt einen guten Klang.
Geeignet ist sie für alle, die Nylonsound auf der Bühne haben wollen, und die sich mal eben irgendwo einstöpseln wollen. Gut für Jazz (Bossa Nova) Popmusik und Liedbegleitung (Liedermacher).
Einschränkungen gibt es einerseits durch eine doch recht große Streuung in der Qualität und die fehlende Phantomspeisungs-Festigkeit.
Wer klassische Gitarre auf der Bühne spielt und das nicht so laut, wird vermutliche eher ein anderes Modell bevorzugen.
Gruß
Christoph
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