Ben zen Berg
Registrierter Benutzer
Manchmal scheint es so, dass sich bestimmte Sachen den Weg zu jemanden suchen - wie eine neue Axt den Weg in meinem Gitarrenwald gefunden hat: Eine SG. Vielmehr eine SG Special: Die Epiphone Ltd Ed 50th Anniversary 1961 SG P90 in Alpine White.
Vor zwei Monaten hätte ich wohl noch gesagt: "Eine SG werde ich niemals besitzen."; - dabei hatte ich eigentlich keine Erfahrungswerte, die diese Meinung hätten stützen können. Bis dato hatte ich nur ein paar mal eine SG-Kopie in der Hand. Das war bei der Wahl meiner ersten E-Gitarre. Mein Cousin hatte eine Framus S 370, sie war mir zu zierlich und der Sound gefiel mir auch nicht. Hab' mir dann eine gebrauchte Framus Strato gekauft. Als Anfänger konnte ich die Gitarren natürlich nicht wirklich beurteilen. Aber irgendwie ist die SG dadurch aus meinem Beuteschema gefallen und niemand war da, der sie mir wieder schmackhaft machte.
Auf meinem Speiseplan stand eigentlich was anderes: eine Budget-Bariton. Budget, weil ich nicht weiß, ob ich langfristig Spaß an einer Baritongitarre habe. Ganz oben auf meiner Wunschliste stand die angekündigte Harley Benton MR-63BK Baritone Vintage Serie.
Mein Interesse wurde jedoch auf die SG gelenkt, als ich beim stöbern hier on Board auf den "Warum spielen so wenige Leute SGs?";-Thread gestoßen bin. Da ich nicht wirklich auf Humbucker stehe, habe ich ein wenig nach P-90 SG's gegoogelt und siehe da: Immer wenn auf da P-90er drauf geschraubt wurden, gefiel mir der Sound recht gut... Und dann bin ich auf diese alpinweiße Epiphone gestoßen - die hat bei mir sofort GAS-Alarm ausgelöst. Aber: Die Harley Benton MR-63BK hat die SG doch noch überboten, und so wurde die Baritongitarre direkt beim ersten Auftauchen im Thomann-Programm bestellt. Voraussichtliche Lieferung am 23.06.2014...
Daraus wurde leider nichts, die gesamte Lieferung ist durch die Qualitätskontrolle gerasselt. Als ich dies erfuhr, wurde direkt die weiße SG bestellt, eine Limited Edition, von der ich nur noch zwei weiße auf dem Markt ausfindig machen konnte.
Ich habe diese Gitarre mit dem Bewusstsein bestellt, hier eine gute Moddingbase zu bekommen. Die Verarbeitung wird allenorts als sehr gut bezeichnet, Hardware und Pick Ups werden aber nicht gelobt. Es gibt 'ne Menge Videos zu dieser Gitarre im Web. Das, was ich da von den P-90ern höre, begeistert mich nicht. Die hören sich - ich drücke es mal freundlich aus - sehr neutral an. Oftmals geht's in den Videos schnell in die Zerre und ich vermutete sehr ausdruckslose PU's, die clean gar nichts hergeben.
Der erste Eindruck
Die Gitarre wurde im sehr brauchbaren Gigbag geliefert. Sie ist mit 2.9 kg ein echtes Fliegengewicht und die Verarbeitung ist wirklich gut. Der Body ist 37 mm stark - genug, um keine Kopflastigkeit aufkommen zu lassen. Die SG hängt lotrecht nach unten, wenn ich sie nur am Hals-Gurtpin ausbalanciere. Die Wilkinson Tuner wirken etwas zart, halten aber die Stimmung, das fünflagige Pickguard wirkt luxuriös, das Fingerboard-Binding ist chremefarben. Warum nur???? Die Gitarre ist doch WEISS!!!! Das gibt Abzüge in der B-Note genau so wie das orange Toggle Switch Tip, das aber schon gegen ein schwarzes ausgetauscht wurde.
Nun gut, der Gitarrist sieht das Binding, der Zuschauer eine äußerst elegante Gitarre.
Die Haptik
Die SG ist eine sehr zierliche Gitarre und das macht sie zu einem echten Spielgerät. Ich bin überrascht, sie ist völlig unaufdringlich, diese Gitarre ist einfach da - so selbstverständlich, als wäre sie mir auf den Laib geschneidert - ein richtig komfortables Instrument. Im sitzen fühlt sie sich am ehesten wie eine Strat an, nur mit noch weniger Masse, im stehen gespielt liegt sie auf der Hüfte während die mittleren Lagen etwas oberhalb des Ellbogens liegen... sehr bequem. Das Halsprofiel: ein angenehmes, flaches D. Das Set Up ist sehr schlecht. Zwar stimmt die Intonation, die Saitenlage ist mit aber mit über 3 mm im zwölften Bund schon recht hoch und das Trussrod braucht auch noch mindestens eine viertel Umdrehung. Die Optimierung wird aber auf Grund von Modding-Plänen vertagt.
Der Sound
Diese Gitarre ist ein Sustain-Monster. Wie schon geschrieben, ist sie nicht perfekt eingestellt, der Hals ist leicht konkav und bildet so einen Dead Spot auf der G-Saite zwischen dem fünften und dem achten Bund. Wenn man nicht super sauber greift reißt der Ton plötzlich ab - aber erst nach einer halben Ewigkeit. Ich denke, das Problem kann gelöst werden. Auf allen anderen Positionen klingt es dann einfach noch weiter - bis in die Ewigkeit. Liegt das an der Stair Step wraparound Bridge?
Als zweites fällt die Lage der Pick Ups deutlich ins Gehör. Der Steg-PU ist mit 3 cm gut 1 cm weiter von der Brücke entfernt, der Neck-PU mit 10,5 cm rund 2,5 cm näher an der Bridge als bei meiner P-90 Paula. Dadurch ist es auf der Brücke nicht so beißend und am Hals weniger basslastig. Der Sound wirkt irgendwie leichter, obwohl er sehr präsent und dunkel daherkommt. Überhaupt klingt diese SG sehr drahtig, was ich bei dieser Konstruktion nicht vermutet habe. Die PU's sind in keiner Weise charakterlos und bringen die Anschlagsdynamik sehr gut rüber, so wie ich es von P-90ern gewohnt bin. Diese PU's sind schon sehr nah am Humbucker, aber mit dem punchigen Attack-Verhalten von Singlecoils. Und, sie zerren recht schnell. Das ist nicht unangenehm und zeichnet diese Pick Ups aus - die Zerre klingt eher unbeschwert denn aggressiv.
Fazit
Diese Gitarre ist Bruder Leichtfuß. Ja, sie ist weiß und klingt/fühlt sich irgendwie an wie in der Raffaello-Werbung: Leicht und unbeschwert... Diese Gitarre kann definitiv nicht alles, sie hat keine Schwere und trägt wahrlich keinen Schmerz in sich. Aber auf der Sonnenseite strahlt sie heller als alles andere was ich je in den Händen hielt. Sie kann leichten, unbekümmerten Jazz, in der Zwischenposition auch ein wenig funken (Achtung! Hier wurde kein RW/RP-Pick Up verbaut - es brummt also immer) und sie klingt so herrlich offen und positiv in der Zerre.
Plus:
gute Verarbeitung
geringes Gewicht
definierter Sound
Minus:
sehr schlechtes Set Up
cremefarbenes Binding auf weißem Hals
kein RW/RP-Pick Up
Vor zwei Monaten hätte ich wohl noch gesagt: "Eine SG werde ich niemals besitzen."; - dabei hatte ich eigentlich keine Erfahrungswerte, die diese Meinung hätten stützen können. Bis dato hatte ich nur ein paar mal eine SG-Kopie in der Hand. Das war bei der Wahl meiner ersten E-Gitarre. Mein Cousin hatte eine Framus S 370, sie war mir zu zierlich und der Sound gefiel mir auch nicht. Hab' mir dann eine gebrauchte Framus Strato gekauft. Als Anfänger konnte ich die Gitarren natürlich nicht wirklich beurteilen. Aber irgendwie ist die SG dadurch aus meinem Beuteschema gefallen und niemand war da, der sie mir wieder schmackhaft machte.
Auf meinem Speiseplan stand eigentlich was anderes: eine Budget-Bariton. Budget, weil ich nicht weiß, ob ich langfristig Spaß an einer Baritongitarre habe. Ganz oben auf meiner Wunschliste stand die angekündigte Harley Benton MR-63BK Baritone Vintage Serie.
Mein Interesse wurde jedoch auf die SG gelenkt, als ich beim stöbern hier on Board auf den "Warum spielen so wenige Leute SGs?";-Thread gestoßen bin. Da ich nicht wirklich auf Humbucker stehe, habe ich ein wenig nach P-90 SG's gegoogelt und siehe da: Immer wenn auf da P-90er drauf geschraubt wurden, gefiel mir der Sound recht gut... Und dann bin ich auf diese alpinweiße Epiphone gestoßen - die hat bei mir sofort GAS-Alarm ausgelöst. Aber: Die Harley Benton MR-63BK hat die SG doch noch überboten, und so wurde die Baritongitarre direkt beim ersten Auftauchen im Thomann-Programm bestellt. Voraussichtliche Lieferung am 23.06.2014...
Daraus wurde leider nichts, die gesamte Lieferung ist durch die Qualitätskontrolle gerasselt. Als ich dies erfuhr, wurde direkt die weiße SG bestellt, eine Limited Edition, von der ich nur noch zwei weiße auf dem Markt ausfindig machen konnte.
Ich habe diese Gitarre mit dem Bewusstsein bestellt, hier eine gute Moddingbase zu bekommen. Die Verarbeitung wird allenorts als sehr gut bezeichnet, Hardware und Pick Ups werden aber nicht gelobt. Es gibt 'ne Menge Videos zu dieser Gitarre im Web. Das, was ich da von den P-90ern höre, begeistert mich nicht. Die hören sich - ich drücke es mal freundlich aus - sehr neutral an. Oftmals geht's in den Videos schnell in die Zerre und ich vermutete sehr ausdruckslose PU's, die clean gar nichts hergeben.
Der erste Eindruck
Die Gitarre wurde im sehr brauchbaren Gigbag geliefert. Sie ist mit 2.9 kg ein echtes Fliegengewicht und die Verarbeitung ist wirklich gut. Der Body ist 37 mm stark - genug, um keine Kopflastigkeit aufkommen zu lassen. Die SG hängt lotrecht nach unten, wenn ich sie nur am Hals-Gurtpin ausbalanciere. Die Wilkinson Tuner wirken etwas zart, halten aber die Stimmung, das fünflagige Pickguard wirkt luxuriös, das Fingerboard-Binding ist chremefarben. Warum nur???? Die Gitarre ist doch WEISS!!!! Das gibt Abzüge in der B-Note genau so wie das orange Toggle Switch Tip, das aber schon gegen ein schwarzes ausgetauscht wurde.
Nun gut, der Gitarrist sieht das Binding, der Zuschauer eine äußerst elegante Gitarre.
Die Haptik
Die SG ist eine sehr zierliche Gitarre und das macht sie zu einem echten Spielgerät. Ich bin überrascht, sie ist völlig unaufdringlich, diese Gitarre ist einfach da - so selbstverständlich, als wäre sie mir auf den Laib geschneidert - ein richtig komfortables Instrument. Im sitzen fühlt sie sich am ehesten wie eine Strat an, nur mit noch weniger Masse, im stehen gespielt liegt sie auf der Hüfte während die mittleren Lagen etwas oberhalb des Ellbogens liegen... sehr bequem. Das Halsprofiel: ein angenehmes, flaches D. Das Set Up ist sehr schlecht. Zwar stimmt die Intonation, die Saitenlage ist mit aber mit über 3 mm im zwölften Bund schon recht hoch und das Trussrod braucht auch noch mindestens eine viertel Umdrehung. Die Optimierung wird aber auf Grund von Modding-Plänen vertagt.
Der Sound
Diese Gitarre ist ein Sustain-Monster. Wie schon geschrieben, ist sie nicht perfekt eingestellt, der Hals ist leicht konkav und bildet so einen Dead Spot auf der G-Saite zwischen dem fünften und dem achten Bund. Wenn man nicht super sauber greift reißt der Ton plötzlich ab - aber erst nach einer halben Ewigkeit. Ich denke, das Problem kann gelöst werden. Auf allen anderen Positionen klingt es dann einfach noch weiter - bis in die Ewigkeit. Liegt das an der Stair Step wraparound Bridge?
Als zweites fällt die Lage der Pick Ups deutlich ins Gehör. Der Steg-PU ist mit 3 cm gut 1 cm weiter von der Brücke entfernt, der Neck-PU mit 10,5 cm rund 2,5 cm näher an der Bridge als bei meiner P-90 Paula. Dadurch ist es auf der Brücke nicht so beißend und am Hals weniger basslastig. Der Sound wirkt irgendwie leichter, obwohl er sehr präsent und dunkel daherkommt. Überhaupt klingt diese SG sehr drahtig, was ich bei dieser Konstruktion nicht vermutet habe. Die PU's sind in keiner Weise charakterlos und bringen die Anschlagsdynamik sehr gut rüber, so wie ich es von P-90ern gewohnt bin. Diese PU's sind schon sehr nah am Humbucker, aber mit dem punchigen Attack-Verhalten von Singlecoils. Und, sie zerren recht schnell. Das ist nicht unangenehm und zeichnet diese Pick Ups aus - die Zerre klingt eher unbeschwert denn aggressiv.
Fazit
Diese Gitarre ist Bruder Leichtfuß. Ja, sie ist weiß und klingt/fühlt sich irgendwie an wie in der Raffaello-Werbung: Leicht und unbeschwert... Diese Gitarre kann definitiv nicht alles, sie hat keine Schwere und trägt wahrlich keinen Schmerz in sich. Aber auf der Sonnenseite strahlt sie heller als alles andere was ich je in den Händen hielt. Sie kann leichten, unbekümmerten Jazz, in der Zwischenposition auch ein wenig funken (Achtung! Hier wurde kein RW/RP-Pick Up verbaut - es brummt also immer) und sie klingt so herrlich offen und positiv in der Zerre.
Plus:
gute Verarbeitung
geringes Gewicht
definierter Sound
Minus:
sehr schlechtes Set Up
cremefarbenes Binding auf weißem Hals
kein RW/RP-Pick Up
- Eigenschaft
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