[Gitarre] PRS SC-245 Singlecut - Tortoise Shell

EAROSonic
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Was macht man, wenn man sich eine neue Gitarre anschaffen möchte? Man informiert sich im Netz, liest sich kreuz und quer und hofft auf ein paar objektive Stimmen.

Für mich hat es sich oftmals als nützlich erwiesen, wenn ich auf ein Review zu dem Modell, das ich mir auserkoren hatte, stieß. Eine oftmals frequentierte Seite stellte dabei stets das Musiker-Board dar.
Nun möchte ich mich ebenfalls an einem Review versuchen, auch wenn es gerade zu diesem Modell mindestens ein weiteres gibt. Aber, trägt man sich ernsthaft mit der Kaufabsicht, sind neben eigenen Anspielen möglichst viele Informationen sehr hilfreich. Daher hoffe ich, dass Euch diese Zeilen weiterhelfen werden.

Für mein Review suchte ich mir meine neuste Errungenschaft aus. Dabei handelt es sich um eine 2009er PRS SC-245. Die Geschichte hin zu diesem Instrument bzw. zu dieser Firma war nicht sonderlich gradlinig bzw. von Vorurteilen geprägt (kann ich gerne zugeben, denn heute weiß ich es besser!).

Jahre lang schlug mein Herz nur für die Les Paul. Nach einigen Jahren konnte ich mir endlich ein Original in Form der Standard gönnen. Lange Zeit, blieb alles ruhig. Dann regte sich jedoch der Wunsch, auch andere Modelle auszuprobieren zu wollen. Erst einmal blieb ich mit einer SG in der Familie, schielte jedoch auch mal nach den Töchtern anderer Firmen. Dabei war mein erster Versuch mit einer PRS eher halbherzig, na ja, sagen wir mal so, ich wollte meine wie auch immer entstandenen negative Einstellung zu PRS bestätigt sehen. Entsprechend nahm ich mir in meinem Home-Musikladen eine PRS von der Wand, spielte ein paar Akkorde und sah meine Meinung bestätigt „Klingt nicht sonderlich. Das soll also eine PRS sein?!“. Die Welt war wieder in Ordnung! Ich hatte meine Les Paul und meine SG. Vorhang zu.

Das Dumm ist ja nur, dass es so viele Verlockungen da draußen gibt. Die nächste hieß „Gitarre mit P90-Pickup“. Minimalistisch und günstig sollte sie sein. Eine Gibson Les Paul Junior war zu teuer und warum überhaupt noch ne Les Paul? Bei meinem Streifzug durch das www entdeckte ich eine PRS SE One, neu für einen unschlagbaren Preis, mmmhhhh! Es regte sich der Wunsch, es mit dieser Marke doch noch einmal, diesmal jedoch ernsthaft und unvoreingenommen zu versuchen. Geordert, geliefert und… Die Verarbeitung tadellos. Toller Hals wunderbares Griffgefühl, perfekt. Klingt auch noch fett. Kurz darauf kam allerdings noch eine Gibson Les Paul Special Junior mit zwei P90 hinzu. Da ich nur eine behalten wollte, musste eine gehen und es war… die Gibson. Ich konnte mich einfach nicht von dieser One trennen.

Hierdurch angefixt wollte ich eine PRS SE Humbuckergitarre ausprobieren und landete bei der SE Tremonti. Auch hier alles erste Sahne, spielt sich gut und ich sie gerne. So gerne, dass ich sie alsbald mit original US PRS-Tremonti-Pickups bestückte.
OK, damit war es endgültig besiegelt. Ich musste wissen, was eine PRS wirklich kann. Durch meine Vergleiche zwischen Gibson und Epiphone wusste ich, dass es doch einen großen Klangunterscheid zwischen beiden Herstellen gab. Dies konnte bei PRS natürlich nicht anders sein. Das Modell war schnell umrissen: Singlecut, Reglerlayout mit zwei Volumen- und zwei Tonepotis, weil einfach flexibler. In Zahlen gefasst, SC-245 oder SC-250. Letztere war meine Favoritin, weist sie doch die Mensurlänge der SE Tremonti auf. Damit sowie dem Halsprofil kam ich, wie bereits bei der One bestens zu Recht. Allerdings fand sich auf dem Markt nur ein mageres Angebot. Da viel mir erst auf, dass die Fertigung beider Modell längst eingestellt wurde, nicht die besten Voraussetzungen. Macht aber nix, da ich eh gebraucht kaufen wollte, kam ein Neugerät sowieso nicht in Frage. Entsprechend alle bekannten Stellen im Netz abgesucht und Glück gehabt. Es fand sich leider keine SC-250, dafür aber eine SC-245 in meiner unmittelbaren Nachbarschaft, sprich einem Anspielen vor Ort stand nichts im Wege und das war mir wichtig, auch eine gebrauchte PRS gibt es nicht unbedingt für ein Taschengeld. Hier wollte ich schon genau wissen, was ich kaufen würde. Ich konnte sie auch gleich mit einer PRS Custom 25th vergleichen. Auf Grund des fetteren Tones der Singlecut und eh favorisiert und die Custom nicht verkäuflich, wurde nach einer Stunde des Testens der Deal besiegelt.


Fakten:
Meine SC-245 wurde 2009 gefertigt. Die Farbbezeichnung lautet „tortoise shell“, einem Farbton, den es (momentan) bei PRS nicht mehr gibt.



Sie besitzt zwar keine 10-Top-Decke, dennoch fällt sie recht spektakuläre aus und sagt mir so mehr, als eine tigerstripe-Decke zu. Das Palisandergriffbrett ist recht dunkel und mit Perlmuttdots versehen. Natürlich würden mir Birds besser gefallen, hat sie aber keine, nicht wirklich tragisch. Mal am Rande: Aufpreis hierfür vor ca. 7 Jahren 310 €. Dafür kann man ganze Gitarren kaufen und bekommt noch Wechselgeld zurück.

Bei den Pickups handelt es sich um SC245, eher vintagemäßig ausgeprägte Aggregate. Aber wer meint, dass sie nicht kräftig zubeißen können, irrt! Die Cover sind nicht hochglänzend, sondern mattiert ausgeführt. Dies verleiht der PRS ein würdiges Erscheinungsbild. Wie üblich werden die Saiten am Korpus in das mittlerweile als klassisch anzusehende PRS-Alu-Wrap eingefädelt und am Halsende an der Kopfplatte von Kluson-like-Tuner gehalten. Hier sind wir ganz nahe an der Les Paul. Als Les Paul-Spieler war ich sehr positiv über die Haptik des Wrap und der Bolzen überrascht, dies auch bereits bei der PRS One oder der Tremonti. Paul Reed Smith wollte ein Wrap erschaffen, bei dem sich die Saiten nicht in die Handfläche eingraben. Des Weiteren bekam er vom ehemaligen Gibson-Geschäftsführer Ted McCarthy den Tipp, es einmal mit gegossenem Alu zu versuchen. Wenn ich mich recht erinnere, so werden die Wraps aus diesem Material ausgestanzt. Wie sagte es Paul mal in einem Interview „Wenn du das Alu-Wrap auf den Tisch fallen lässt, macht es bling, bling, bling. Bei Druckgusszink eher glonk, glonk, glonk“.

Die Verarbeitung ist über jeden Verdacht erhaben. Eine PRS, die nix taugt, wird gleich zersägt. Eine zweite Wahl, wie es das mal bei Gibson gab, sucht man bei PRS vergebens. Die Lackierung rund um die Gitarre ist perfekt und spiegelglatt ausgeführt. Zudem hatte ich auch noch das Glück, an ein 5 Jahre altes Exemplar zu geraten, das nahezu dem Neuzustand entspricht. Der Vorbesitzer hat es gehegt und gepflegt, nach jedem Spiel brav in seinen Koffer zurückgelegt und das sieht man ihm an. Die Bünde wurden akkurat abgerichtet, kein Grat stört beim Lagenwechsel. Ein ungemein wichtiger Aspekt für stressfreies und freudiges Spiel!

Etwas gewöhnungsbedürftig stellt sich für mich die Zuordnung der Potis da. Kaum zu Hause ging es natürlich ans Säubern, Einstellen, sowie der Feinjustage der Neuanschaffung. Wie gehabt an den Reglern gedreht und… Funkstill! Nanu, schon kaputt? Nee, ich hatte natürlich nicht am Tone- sondern am Volumepoti gedreht. Hier heißt es etwas umdenken. Wo wir gerade in der Gegend sind, diese PRS-Potis mit ihren kleinen Griffmulden finde ich sehr :D griffig.


Sound:
Ohne Strom angespielt fällt bereits die hohe Lautstärker, als auch die Balance der einzelnen Saiten zueinander auf. Hier gibt es keine Ausreißer, keine Saite dominiert eine andere. Ihr Grundton liegt in den oberen Mitten, steuerbar die durch Anschlagsintensität und die Plektronhaltung, zart hauchend oder böse fauchend.

An den Amp angeschlossen und mit dem Tone einer Les Paul im Ohr muss ich konsternieren, dass die PRS eindeutig moderner klingt. So zeigt sich der Steg-Pickup im Bassbereich etwas zurückhaltender, greift dafür jedoch mit giftigeren Höhen an. Für mich hört sich das durchsetzungsfähiger gegenüber einer Les Paul an. Durch das Zurückdrehen lässt er sich schön „entgiften“. Durch die doppelte Reglerauslegung von Tone- und Volumenpoti erhält man ein wunderbar abstimmbarer Mischsound. Aus diesem Grund entschied ich mich auch für dieses Modell.

Der Neck-PU hingegen klingt sehr warm und seidig. Er erzeugt einen Tone zum dahinschmelzen. Bei dem o.g. Mischsound steuert er dem Stegpickup Wärme bei, so dass hier ein wunderbarer Klang, bestehend aus Attacke (Steg) und Wohligkeit (Neck) erzeugt wird. Gerade diese Kombination ist für mich eine Wichtige, da ich sie sehr häufig nutze.

In cleaner Einstellung setzt sie das fort, was sie unverstärkt zum Besten gibt.

Interessant fand ich, dass ich a) trotz dickerer Saiten gegenüber der Besaitung durch den Vorbesitzer nur wenig an den Pickuphöhen justieren musste und b) ich für mich einen weitaus besseren Tone mit runtergedrehten Pickups erzielte. Bei meiner Les Paul sitzt speziell der Steck-PU viel näher an den Saiten.

Bescheinigte ich bereits meinen PRS SE-Modellen beste Verarbeitungs- und Klangnoten (diese wird durch unzählige Threads und Posts aller Ortens bestätigt), so toppt die PRS diese „Hürde“ eindeutig. Der Sound ist so wunderbar facettenreich und dreidimensional, wie man es sich nur wünschen kann. Es hat den Anschein, dass egal mit welchen Ampeinstellungen man die PRS füttert, sie immer ihr Optimum abgibt. War ich früher einmal skeptisch, ob PRS überhaupt Pickups bauen kann, bin ich nun restlos von ihnen überzeugt. Wer solch solide und handwerklich hochstehend Gitarren produziert, meistert auch die Herstellung von Pickups. Ein Austausch kommt für mich jedenfalls nicht in Frage.

Normalerweise bin ich ein Schrauber vor dem Herrn. Nicht selten bleibt nach 24 Stunden nach einer Neuanschaffung nur noch das „alte“ Holz einer Gitarre über, aber bei der PRS gab es bis dato nur einen einzigen Punkt zur Verbesserung und den auch nur aus optischen Gründen. Die schwarzen Humbuckerrahmenschrauben passten für mich nichts ins Bild und so wurden sie gegen welche mit vernickelter Oberfläche ausgetauscht, dass passt bestens zu den Pickupcover.
Das Einzige, was jetzt noch neu erhält, sind Abdeckung für E-Fach und Toggleswitch aus Palisander. So habe ich zumindest das Gefühl, dass sie noch organischer wird.


Resümee:
Sieht einer Les Paul ähnlich (allerdings gibt es mehr als 30 Änderungen gegenüber dem Urmodell), klingt aber eigenständig. Kann sich in sehr vielen Stilen behaupten, zeigt sich mit erstklassischer Verarbeitung mit hochwertigen Materialien sowie hervorragender Haptik (Halsprofil, Korpus zuschnitt), weiß keine Schwächen auf, kostet nicht gerade wenig, dafür bleiben (zumindest bei mir) zusätzlich Investitionen aus. Kann man sagen, eine Gitarre fürs Leben?!?! Diese Entscheidung würde ich Euch gerne selbst überlassen, denn zumindest antasten solltet Ihr einmal eine PRS. Habt aber den Kopf dafür frei!

Ein paar weitere Fotos meiner 245er:





 
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Schön zu lesen, gut geschrieben ... jetzt noch ein paar Soundfiles - das wäre es gewesen! (Tata: Welch ein Reim! ^^). ;)
Wünsche Dir noch viel + lange Spaß mit der Gitarre! :great:
Cheerio
 
Tolles Review, sehr informativ und sehr schöne Fotos, klasse :great:
Muss mal sparen... so ne PRS würde mich auch reizen... :rolleyes:
 
Ich kann Dir nur raten, tu es. Das Problem besteht halt darin und wird sich vielleicht zukünftig noch verstärken, dass das Angebot immer kleiner wird. Ich hatte keine große Auswahlmöglichkeit. Neben meiner gab es noch irgendwo eine preislich vertretbare SC-250. Allerdings irgendwo, mit wenig Aussicht auf Antesten und dann auch noch in grün., nicht so mein Ding. Von daher war es bei mir ein Glücksfall.
 
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