bennylu
Registrierter Benutzer
Ich wünsche mir schon seit längerem eine gute Strat: Meine alte Stagg hat einfach nicht die Qualität und die Splitcoil-Sounds meiner PRS SE sind, wer hätts gedacht, halt kein Ersatz für DEN Strat-Sound. Aber genau da liegt der Hase im Pfeffer: Was ist denn DER Strat-Sound? Wie jeder, der sich ein klein wenig damit befasst hat, sicher weiß, hat Fender eine Unmenge an Modellvariationen im Programm und im Laufe der Jahrzehnte waren es schier unzählbar viele. Ganz zu schweigen von den vielen Modifikationen, die die jeweiligen Player vorgenommen haben und dann auf ihren Platten zu hören sind
Ich habe mich also auf die Suche nach meiner Strat begeben und dabei einige Modelle getestet. Normalerweise würde ich so ein Review eigentlich schreiben, wenn ich die Gitarre eine Weile im Praxiseinsatz hatte, aber ich lege jetzt den Fokus darauf, auf die Unterschiede zu anderen Strats einzugehen und warum ich mich gerade für diese entschieden habe. Wen das nicht interessiert, sondern nur etwas über die Lone Star wissen will, der sollte bei 3. anfangen zu lesen
1. Bedingungen
Zunächst wichtig: Ich wollte nicht mehr als etwa 800 für die Strat ausgeben. Kenner wissen, dass ich als Neuware dafür nur Fender Mexiko und Squier in Betracht ziehen kann oder eben eine gebrauchte American Standard. Trotzdem waren einige meiner Testobjekte deutlich teurer, um herauszufinden, in welche Richtung meine Reise gehen soll. Außerdem habe ich nicht alle an demselben Tag und Ort und auch nicht mit demselben Amp getestet, ich übernehme also keine Garantie für die Richtigkeit und Objektivität meines Reviews im Gegenteil, denn ich suche ja nach dem subjektiv empfundenen bestmöglichen Sound für mich.
2. Squier vs. Mexiko, Ahorn vs. Palisander, SSS vs. HSS, Strat vs. Strat .
Bei einer Strat gibt es gefühlt eine Million Variablen und Variationen, zwischen denen man wählen kann. Oder darf. Oder muss? Glücklicherweise hat meine Budget-Obergrenze vieles für mich erledigt, aber schon im Lager der Mexiko-Strats gibt es so viele Möglichkeiten, dass es den Rahmen sprengen würde, hier auf alle einzugehen.
Angefangen habe ich mit der Mexican Standard in der üblichen SSS-Bestückung. Um ein Dilemma für mich zu lösen, habe ich eine mit Palisander- und eine mit Ahorn-Griffbrett getestet. Fazit: Klanglich sind feine Nuancen zu hören, aber ich habe bei der Testerei später gemerkt, dass andere Komponenten wohl einen deutlich größeren Einfluss haben. Der größte Unterschied ist wohl das Spielgefühl. Was aber viel wichtiger war: Keine der beiden Mexican Standards hat mir den Kick gegeben. Mir hat sozusagen die Tiefe im Sound gefehlt, dafür waren die Höhen etwas zu spitz. Gute Gitarren, aber noch nicht ganz das, was ich erwartet habe
Die nächsten Probandinnen waren eine Jeff Beck Signature (super Gitarre, aber natürlich weit über Budget), eine American Standard (Standard halt^^) und eine Squier Bullet HSS. Letztere hat mich sehr überrascht: Sehr netter Sound, aber leider kein besonders schönes Spielgefühl alle drei übrigens mit Palisander-Griffbrett. Zu Anfang war ich eigentlich der Meinung: Auch wenn mir Palisander besser liegt, aber wenn schon Strat, dann richtig mit Ahorn-Griffbrett. Was daraus geworden ist, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest
Als nächstes musste die Deluxe Roadhouse meines Bandkollegen dran glauben. Es ist noch die alte Roadhouse, also ohne S1-Switch, aber schon mit drei Texas Special Singlecoils und die Ahorn-Variante. Der Sound hat mir gar nicht zugesagt: Zu spitz, fast schon schrill. Ein super Attack, sehr direkte Ansprache, aber vom fetten Klang, den man den Texas Specials nachsagt, spüre ich darauf nichts leider habe ich mich davon sehr beeindrucken lassen und habe eben diese Pickups für mich danach komplett ausgeschlossen. Wie man sich doch täuschen kann
Zum finalen Test Anfang dieser Woche traten dann sechs Kandidatinnen an: Eine Mexican Standard Plus Top (also mit Ahorn-Decke auf dem Korpus), eine American Special und die Deluxe Lone Star. Alle drei mit Palisander-Griffbrett und HSS-Konfiguration. Nummer vier war eine Plus Top mit HSS + Ahorn + Floyd Rose, Nummer fünf eine Blacktop mit HSH + Palisander und als Referenzmodell eine American Standard mit SSS + Ahorn.
Ich fasse es in aller Kürze zusammen: Die Blacktop hat mir gar nicht gefallen, weder optisch noch in Sachen Klang. Gut, sie ist natürlich auch ein Exot, hat aber dementsprechend für mich mit DEM Strat-Sound wenig zu tun. Die beiden Plus Tops haben mir optisch sehr gut gefallen, aber der Sound war für mich nicht richtig. Schon die beiden Singlecoils komprimieren sehr stark, es haben mir die strat-typische Offenheit und die klingelnden Höhen gefehlt beim Humbucker braucht man also gar nicht anzufangen. Die American Standard ist natürlich der absolute Klassiker, aber wie man an meiner Auswahl sicher sieht, habe ich mich auf die Suche nach einer HSS-Strat gemacht. Ich wollte den rockigen Sound am Steg, um flexibel zu sein, hätte mir aber auf jeden Fall noch eine Split-Schaltung gegönnt, um auf den Singlecoil-Sound nicht ganz verzichten zu müssen.
Als letztes ein Wort zur American Special: Von der war ich bitterböse enttäuscht. Als einzige neben der Am. Standard in den USA endmontiert, hatte sie von allen Testgitarren das schlechteste Setup. Furchtbare Saitenlage, Schnarren ohne Ende und wer diese Bundkanten verrundet hat, der gehört entlassen ich hab zwischendrin gedacht, mir reißt es gleich die Handfläche auf. Ja, der Sound war echt super und der Humbucker fügt sich klasse bei den Singlecoils an, aber so schlecht, wie diese Gitarre im Laden stand, kam sie für mich nicht eine Sekunde in Frage.
Es wurde also und damit kommen wir zum eigentlichen Review die .
3. Fender Deluxe Lone Star Stratocaster
Kurz zu den Specs: Erle-Korpus, Palisander-Griffbrett, 2x Texas Special Singlecoil + 1x Twin Head Humbucker, S1-Switch, 70s Kopfplatte. Wer noch mehr wissen will, kann sich die Produktseite von Fender anschauen: Fender Deluxe Lone Star Stratocaster
Wie man sieht, bin ich von meinem Ahorn-Wunsch und dem Texas Special-Vorurteil abgewichen. Auch die große Kopfplatte ist eigentlich nicht mein Fall aber der Sound hat mich dermaßen überzeugt, dass es genau diese Gitarre werden musste.
Es gibt die Lone Star schon seit den 90ern, aber 2013 wurde die Deluxe-Reihe überarbeitet. An diesem Modell hat sich nicht viel geändert, nur der S1-Switch kam dazu: Er splittet den Humbucker, dabei kommt die äußere Spule zum Einsatz. Das betrifft also die Positionen 1 & 2, sonst tut er nichts. Der Look ist gewöhnungsbedürftig: Der Humbucker ist schwarz, die Singlecoils, Potiknöpfe und der Switch haben cremefarbenes, also geagetes, Plastik, das Schlagbrett ist ganz leicht grünlich. Für mich als Richie Sambora-Fan, der auf diesen Cowboy-Look steht, war das alles gepaart mit dem 3-Tone-Sunburst natürlich ein zusätzlicher Kaufgrund! Einziger Abzug: Die Hardware-Teile sind verchromt alterndes Nickel hätte besser dazu gepasst
Der Sound ist einfach fantastisch. Der Humbucker hat natürlich mehr Output als die Singlecoils, kann aber überraschenderweise sogar in Les Paul-Dimensionen mithalten. Klasse Sache, ich kann sie also als Rockbrett benutzen, ohne an meinen Amp-Settings zu viele Kompromisse machen zu müssen! Natürlich kommt da konstruktionsbedingt sehr viel Schärfe, Biss und Attack mit, aber der Sound ist schon ein ordentliches Brett. Man hört also immer den Strat-Charakter durch, der weiche, singende, cremige Sound á la Les Paul, aber auch das harte, bassige Metal-Brett stecken hier nicht drin. Leider wurde der Bridge-Pickup nicht mit einem Tonpoti verlötet. Ok, ist natürlich Strat-Standard, aber da Fender auf der Website behauptet, das zu tun, habe ich es auch erwartet egal, es ist nur ein kleiner Eingriff, den ich demnächst vornehmen werde. Auf die klangliche Option möchte ich wirklich nicht verzichten und voll aufdrehen kann man schließlich immer noch.
Die Singlecoils haben meine Suche nach DEM Strat-Sound beendet: Offen, dynamisch, lebendig, viel klanglicher Tiefgang. Die Texas Specials beißen schön zu, tragen aber auf der Lone Star auch einen ausgewogenen Sound in sich. Ich lege viel Wert darauf, dass auch der mittlere PU alleine einen guten Sound liefert. Er ist für mich kein reiner Adjutant, sondern eine vollwertige Option die Lone Star liefert mir das.
Die Bespielbarkeit ist ohne Fehl und Tadel. Die Saitenlage ist angenehm, das C-Profil des Halses ist flach, aber auch kein übermäßig dünner Flitzefinger-Hals. Es macht riesig Spaß, darauf zu spielen, zumal an dieser Gitarre alles wunderbar verarbeitet und verrundet ist. Ich habe zumindest keine Mängel gefunden.
4. Fazit
Die Lone Star ist extrem vielseitig, was letztendlich auch den dem splitbaren Humbucker liegt. Ja, eine einzelne Spule des Humbuckers liefert definitiv nicht denselben Sound wie ein echter Singlecoil. Aber der Humbucker-Sound an der Bridge ist für mich wichtiger, der Singlecoil nur eine Option für wenige Gelegenheiten. Die Zwischenstellung Bridge gesplittet + Middle liefert genau den Sound, den ich mir erhofft habe und die Variante Bridge Humbucker + Middle gefällt mir auch super! Über Middle alleine, Middle + Neck und Neck allein brauche ich nicht viel sagen, nur eines: Die Lone Star ist eine der besten Strats, die ich je gespielt habe. Von all denen, die ich hätte kaufen können, war sie definitiv die beste! Ich habe mich von Anfang an in den Sound verliebt und kann nur jedem Suchenden raten, die Lone Star mal anzutesten
Trotzdem gibt es einige Kritikpunkte: Die Settings waren nicht ideal, die Intonation war katastrophal eingestellt. Auch die stark geneigte Stellung des Tremolo gefiel mir nicht. Sie macht zwar Up-Bendings möglich, aber die Stimmstabilität leidet doch etwas darunter. Ich nutze dieses Vintage-System ohnehin nur für Down-Action, auf extreme Tricks a la Satriani, Vai, Sambora, Beck, van Halen und Konsorten sollte man damit so oder so verzichten. Seis drum, da ich mit meiner Band einen Halbton tiefer spiele und von den 9er Saiten ab Werk auf 10er gegangen bin, hätte ich das alles sowieso neu justieren müssen, aber etwas mehr Gewissenhaftigkeit dürfte es dann doch sein auf der anderen Seite: Irgendwoher müssen die günstigen Preise ja kommen.
Leider ist auch das Coil-Splitting nicht ganz ideal: Das Texal Special PU-Set ist ja eigentlich reverse wound angelegt, also der Middle PU ist anders herum gewickelt, damit in Stellung 2 und 4 der Humbucking-Effekt, also eine Brummunterdrückung, eintritt. Problem: Beim Splitting wird die äußere Spule verwendet, die in dieselbe Richtung wie der Middle PU gewickelt ist. Position 2 ist also mitnichten brummfrei . soundtechnisch ist die äußere Spule mit Sicherheit die bessere Wahl für den typischen Strat-Sound, aber das Problem hätte man ja wirklich auch noch lösen können.
Letztendlich ist aber der Sound für mich ausschlaggebend. Der ist, wie schon öfter erwähnt, einfach fantastisch. Sie ist aber keine Wunderwaffe für alle Zwecke: Ihre Stärken liegen ganz klar im Bereich clean und angezerrt. High Gain ist nicht wirklich ihr Metier, auch tragende, singende Lead-Sounds stecken nicht so ganz drin. Die Texas Specials liefern Biss und Wumms, ganz dezente, filigrane und elegant klingelnde Sounds hat sie also auch nicht drin. Die Gitarre ist Texas durch und durch: Rau, bluesig, kratzig. Mit ihren Singlecoils kann ich sogar meinen JVM im Clean-Channel in die Übersteuerung treiben und immerhin ist mein Amp an meiner PRS mit wirklichen High Output-PUs ausgerichtet. Die Lone Star Strat tut also genau das, was ich von ihr will, und das nahezu perfekt!
Insgesamt also:
Pro:
+ Sound
+ klangliche Vielfalt
+ Look
+ Spielgefühl & Bespielbarkeit
+ Stimmstabilität, wenn das Tremolo richtig eingestellt ist
+ grundlegende Verarbeitung & Komponenten (habe wie erwähnt deutlich schlechteres erlebt)
Contra:
- Intonation ab Werk
- Ruhestellung des Tremolo (eigentlich ja Vibrato ) ab Werk
- keine Brummunterdrückung in Zwischenstellung mit gesplittetem Humbucker
- Humbucker nicht mit Tonpoti verlötet
Zum Abschluss ein paar Bilder - ja, ich weiß, meine Fotos sind echt immer besch***....
Aber weil es so schön ist, hier noch ein Familienfoto:
Weil ich selbst keine Zeit und Equipment habe, ein brauchbares Video zu drehen, verlinke ich hier noch ein kleines Demo von den Jungs von Anderton UK:
Ich habe mich also auf die Suche nach meiner Strat begeben und dabei einige Modelle getestet. Normalerweise würde ich so ein Review eigentlich schreiben, wenn ich die Gitarre eine Weile im Praxiseinsatz hatte, aber ich lege jetzt den Fokus darauf, auf die Unterschiede zu anderen Strats einzugehen und warum ich mich gerade für diese entschieden habe. Wen das nicht interessiert, sondern nur etwas über die Lone Star wissen will, der sollte bei 3. anfangen zu lesen
1. Bedingungen
Zunächst wichtig: Ich wollte nicht mehr als etwa 800 für die Strat ausgeben. Kenner wissen, dass ich als Neuware dafür nur Fender Mexiko und Squier in Betracht ziehen kann oder eben eine gebrauchte American Standard. Trotzdem waren einige meiner Testobjekte deutlich teurer, um herauszufinden, in welche Richtung meine Reise gehen soll. Außerdem habe ich nicht alle an demselben Tag und Ort und auch nicht mit demselben Amp getestet, ich übernehme also keine Garantie für die Richtigkeit und Objektivität meines Reviews im Gegenteil, denn ich suche ja nach dem subjektiv empfundenen bestmöglichen Sound für mich.
2. Squier vs. Mexiko, Ahorn vs. Palisander, SSS vs. HSS, Strat vs. Strat .
Bei einer Strat gibt es gefühlt eine Million Variablen und Variationen, zwischen denen man wählen kann. Oder darf. Oder muss? Glücklicherweise hat meine Budget-Obergrenze vieles für mich erledigt, aber schon im Lager der Mexiko-Strats gibt es so viele Möglichkeiten, dass es den Rahmen sprengen würde, hier auf alle einzugehen.
Angefangen habe ich mit der Mexican Standard in der üblichen SSS-Bestückung. Um ein Dilemma für mich zu lösen, habe ich eine mit Palisander- und eine mit Ahorn-Griffbrett getestet. Fazit: Klanglich sind feine Nuancen zu hören, aber ich habe bei der Testerei später gemerkt, dass andere Komponenten wohl einen deutlich größeren Einfluss haben. Der größte Unterschied ist wohl das Spielgefühl. Was aber viel wichtiger war: Keine der beiden Mexican Standards hat mir den Kick gegeben. Mir hat sozusagen die Tiefe im Sound gefehlt, dafür waren die Höhen etwas zu spitz. Gute Gitarren, aber noch nicht ganz das, was ich erwartet habe
Die nächsten Probandinnen waren eine Jeff Beck Signature (super Gitarre, aber natürlich weit über Budget), eine American Standard (Standard halt^^) und eine Squier Bullet HSS. Letztere hat mich sehr überrascht: Sehr netter Sound, aber leider kein besonders schönes Spielgefühl alle drei übrigens mit Palisander-Griffbrett. Zu Anfang war ich eigentlich der Meinung: Auch wenn mir Palisander besser liegt, aber wenn schon Strat, dann richtig mit Ahorn-Griffbrett. Was daraus geworden ist, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest
Als nächstes musste die Deluxe Roadhouse meines Bandkollegen dran glauben. Es ist noch die alte Roadhouse, also ohne S1-Switch, aber schon mit drei Texas Special Singlecoils und die Ahorn-Variante. Der Sound hat mir gar nicht zugesagt: Zu spitz, fast schon schrill. Ein super Attack, sehr direkte Ansprache, aber vom fetten Klang, den man den Texas Specials nachsagt, spüre ich darauf nichts leider habe ich mich davon sehr beeindrucken lassen und habe eben diese Pickups für mich danach komplett ausgeschlossen. Wie man sich doch täuschen kann
Zum finalen Test Anfang dieser Woche traten dann sechs Kandidatinnen an: Eine Mexican Standard Plus Top (also mit Ahorn-Decke auf dem Korpus), eine American Special und die Deluxe Lone Star. Alle drei mit Palisander-Griffbrett und HSS-Konfiguration. Nummer vier war eine Plus Top mit HSS + Ahorn + Floyd Rose, Nummer fünf eine Blacktop mit HSH + Palisander und als Referenzmodell eine American Standard mit SSS + Ahorn.
Ich fasse es in aller Kürze zusammen: Die Blacktop hat mir gar nicht gefallen, weder optisch noch in Sachen Klang. Gut, sie ist natürlich auch ein Exot, hat aber dementsprechend für mich mit DEM Strat-Sound wenig zu tun. Die beiden Plus Tops haben mir optisch sehr gut gefallen, aber der Sound war für mich nicht richtig. Schon die beiden Singlecoils komprimieren sehr stark, es haben mir die strat-typische Offenheit und die klingelnden Höhen gefehlt beim Humbucker braucht man also gar nicht anzufangen. Die American Standard ist natürlich der absolute Klassiker, aber wie man an meiner Auswahl sicher sieht, habe ich mich auf die Suche nach einer HSS-Strat gemacht. Ich wollte den rockigen Sound am Steg, um flexibel zu sein, hätte mir aber auf jeden Fall noch eine Split-Schaltung gegönnt, um auf den Singlecoil-Sound nicht ganz verzichten zu müssen.
Als letztes ein Wort zur American Special: Von der war ich bitterböse enttäuscht. Als einzige neben der Am. Standard in den USA endmontiert, hatte sie von allen Testgitarren das schlechteste Setup. Furchtbare Saitenlage, Schnarren ohne Ende und wer diese Bundkanten verrundet hat, der gehört entlassen ich hab zwischendrin gedacht, mir reißt es gleich die Handfläche auf. Ja, der Sound war echt super und der Humbucker fügt sich klasse bei den Singlecoils an, aber so schlecht, wie diese Gitarre im Laden stand, kam sie für mich nicht eine Sekunde in Frage.
Es wurde also und damit kommen wir zum eigentlichen Review die .
3. Fender Deluxe Lone Star Stratocaster
Kurz zu den Specs: Erle-Korpus, Palisander-Griffbrett, 2x Texas Special Singlecoil + 1x Twin Head Humbucker, S1-Switch, 70s Kopfplatte. Wer noch mehr wissen will, kann sich die Produktseite von Fender anschauen: Fender Deluxe Lone Star Stratocaster
Wie man sieht, bin ich von meinem Ahorn-Wunsch und dem Texas Special-Vorurteil abgewichen. Auch die große Kopfplatte ist eigentlich nicht mein Fall aber der Sound hat mich dermaßen überzeugt, dass es genau diese Gitarre werden musste.
Es gibt die Lone Star schon seit den 90ern, aber 2013 wurde die Deluxe-Reihe überarbeitet. An diesem Modell hat sich nicht viel geändert, nur der S1-Switch kam dazu: Er splittet den Humbucker, dabei kommt die äußere Spule zum Einsatz. Das betrifft also die Positionen 1 & 2, sonst tut er nichts. Der Look ist gewöhnungsbedürftig: Der Humbucker ist schwarz, die Singlecoils, Potiknöpfe und der Switch haben cremefarbenes, also geagetes, Plastik, das Schlagbrett ist ganz leicht grünlich. Für mich als Richie Sambora-Fan, der auf diesen Cowboy-Look steht, war das alles gepaart mit dem 3-Tone-Sunburst natürlich ein zusätzlicher Kaufgrund! Einziger Abzug: Die Hardware-Teile sind verchromt alterndes Nickel hätte besser dazu gepasst
Der Sound ist einfach fantastisch. Der Humbucker hat natürlich mehr Output als die Singlecoils, kann aber überraschenderweise sogar in Les Paul-Dimensionen mithalten. Klasse Sache, ich kann sie also als Rockbrett benutzen, ohne an meinen Amp-Settings zu viele Kompromisse machen zu müssen! Natürlich kommt da konstruktionsbedingt sehr viel Schärfe, Biss und Attack mit, aber der Sound ist schon ein ordentliches Brett. Man hört also immer den Strat-Charakter durch, der weiche, singende, cremige Sound á la Les Paul, aber auch das harte, bassige Metal-Brett stecken hier nicht drin. Leider wurde der Bridge-Pickup nicht mit einem Tonpoti verlötet. Ok, ist natürlich Strat-Standard, aber da Fender auf der Website behauptet, das zu tun, habe ich es auch erwartet egal, es ist nur ein kleiner Eingriff, den ich demnächst vornehmen werde. Auf die klangliche Option möchte ich wirklich nicht verzichten und voll aufdrehen kann man schließlich immer noch.
Die Singlecoils haben meine Suche nach DEM Strat-Sound beendet: Offen, dynamisch, lebendig, viel klanglicher Tiefgang. Die Texas Specials beißen schön zu, tragen aber auf der Lone Star auch einen ausgewogenen Sound in sich. Ich lege viel Wert darauf, dass auch der mittlere PU alleine einen guten Sound liefert. Er ist für mich kein reiner Adjutant, sondern eine vollwertige Option die Lone Star liefert mir das.
Die Bespielbarkeit ist ohne Fehl und Tadel. Die Saitenlage ist angenehm, das C-Profil des Halses ist flach, aber auch kein übermäßig dünner Flitzefinger-Hals. Es macht riesig Spaß, darauf zu spielen, zumal an dieser Gitarre alles wunderbar verarbeitet und verrundet ist. Ich habe zumindest keine Mängel gefunden.
4. Fazit
Die Lone Star ist extrem vielseitig, was letztendlich auch den dem splitbaren Humbucker liegt. Ja, eine einzelne Spule des Humbuckers liefert definitiv nicht denselben Sound wie ein echter Singlecoil. Aber der Humbucker-Sound an der Bridge ist für mich wichtiger, der Singlecoil nur eine Option für wenige Gelegenheiten. Die Zwischenstellung Bridge gesplittet + Middle liefert genau den Sound, den ich mir erhofft habe und die Variante Bridge Humbucker + Middle gefällt mir auch super! Über Middle alleine, Middle + Neck und Neck allein brauche ich nicht viel sagen, nur eines: Die Lone Star ist eine der besten Strats, die ich je gespielt habe. Von all denen, die ich hätte kaufen können, war sie definitiv die beste! Ich habe mich von Anfang an in den Sound verliebt und kann nur jedem Suchenden raten, die Lone Star mal anzutesten
Trotzdem gibt es einige Kritikpunkte: Die Settings waren nicht ideal, die Intonation war katastrophal eingestellt. Auch die stark geneigte Stellung des Tremolo gefiel mir nicht. Sie macht zwar Up-Bendings möglich, aber die Stimmstabilität leidet doch etwas darunter. Ich nutze dieses Vintage-System ohnehin nur für Down-Action, auf extreme Tricks a la Satriani, Vai, Sambora, Beck, van Halen und Konsorten sollte man damit so oder so verzichten. Seis drum, da ich mit meiner Band einen Halbton tiefer spiele und von den 9er Saiten ab Werk auf 10er gegangen bin, hätte ich das alles sowieso neu justieren müssen, aber etwas mehr Gewissenhaftigkeit dürfte es dann doch sein auf der anderen Seite: Irgendwoher müssen die günstigen Preise ja kommen.
Leider ist auch das Coil-Splitting nicht ganz ideal: Das Texal Special PU-Set ist ja eigentlich reverse wound angelegt, also der Middle PU ist anders herum gewickelt, damit in Stellung 2 und 4 der Humbucking-Effekt, also eine Brummunterdrückung, eintritt. Problem: Beim Splitting wird die äußere Spule verwendet, die in dieselbe Richtung wie der Middle PU gewickelt ist. Position 2 ist also mitnichten brummfrei . soundtechnisch ist die äußere Spule mit Sicherheit die bessere Wahl für den typischen Strat-Sound, aber das Problem hätte man ja wirklich auch noch lösen können.
Letztendlich ist aber der Sound für mich ausschlaggebend. Der ist, wie schon öfter erwähnt, einfach fantastisch. Sie ist aber keine Wunderwaffe für alle Zwecke: Ihre Stärken liegen ganz klar im Bereich clean und angezerrt. High Gain ist nicht wirklich ihr Metier, auch tragende, singende Lead-Sounds stecken nicht so ganz drin. Die Texas Specials liefern Biss und Wumms, ganz dezente, filigrane und elegant klingelnde Sounds hat sie also auch nicht drin. Die Gitarre ist Texas durch und durch: Rau, bluesig, kratzig. Mit ihren Singlecoils kann ich sogar meinen JVM im Clean-Channel in die Übersteuerung treiben und immerhin ist mein Amp an meiner PRS mit wirklichen High Output-PUs ausgerichtet. Die Lone Star Strat tut also genau das, was ich von ihr will, und das nahezu perfekt!
Insgesamt also:
Pro:
+ Sound
+ klangliche Vielfalt
+ Look
+ Spielgefühl & Bespielbarkeit
+ Stimmstabilität, wenn das Tremolo richtig eingestellt ist
+ grundlegende Verarbeitung & Komponenten (habe wie erwähnt deutlich schlechteres erlebt)
Contra:
- Intonation ab Werk
- Ruhestellung des Tremolo (eigentlich ja Vibrato ) ab Werk
- keine Brummunterdrückung in Zwischenstellung mit gesplittetem Humbucker
- Humbucker nicht mit Tonpoti verlötet
Zum Abschluss ein paar Bilder - ja, ich weiß, meine Fotos sind echt immer besch***....
Aber weil es so schön ist, hier noch ein Familienfoto:
Weil ich selbst keine Zeit und Equipment habe, ein brauchbares Video zu drehen, verlinke ich hier noch ein kleines Demo von den Jungs von Anderton UK:
- Eigenschaft