Mr.513
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Rockinger Rudvog
Diese Gitarre gibt es nicht mehr zu kaufen. 1993 war das Herstellungsjahr. Es gibt einen berühmten Gitarristen, Herman Frank (u. a. Accept, Victory, Sinner usw.), der wohl zwei Modelle dieses Typs besitzt und immernoch spielt, wer sonst noch welche hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Hintergrund
Rockinger ist vielen als Marke ein Begriff, insbesondere über Bausätze oder als Bauteillieferant für die vielen Bastler.
In der Gitarre & Bass wurde im März 1993 wurde dieses Modell getestet. Laut Redakteur verfolge Rockinger ein neues Konzept, nicht mehr Einzelanbieter, sondern Anbieter von Custom-Gitarren in einer Kleinserie. Das vorgestellte Modell (und auch die drei anderen produzierten) unterscheidet sich von meinem deutlich hinsichtlich Material, aber auch Layout und Hardware-Details (Elektrik). Letzteres ist daran geschuldet, dass mein Modell nicht im Hause Rockinger fertiggestellt wurde.
Insgesamt - so sagte es mir Andreas Mertens - gibt es dies Rudvog nur fünf Mal.
Warum nach nur fünf Gitarren die Herstellung eingestellt wurde, konnte ich nicht herausbekommen. Ich schrieb mal jemanden an, der für viele Innovationen im Hause Rockinger und Duesenberg verantwortlich zeichnet, seinerseits wurde sehr deutlich artikuliert, dass kein Interesse an der Kommunikation bestehe. Vielleicht war sie zu avantgardistisch.
Rockinger Rudvog - die Standardversion
Die Standardversion wurde meinen Informationen nach (Quelle: Andreas Mertens) vier Mal in der gleichen Konfiguration gebaut. Korpusmaterial Mahagoni, einteiliger Ahornhals, Ebenholzgriffbrett, Seymour Duncan SH-4 am Steg, Rockinger Rat SC am Hals (gerade Position). Zwei Potis (Volume und Tone), jeweils Push-Pull (Volume splittet den Seymour Duncan von seriell auf parallel; Tone sorgt dafür, dass gezogen ein bestimmter Kondensatorwert - sog. "Clean Beam"-Schaltung den Ton färbt). 3-Weg Toggle Switch war hinter dem Tone-Regler Richtung Zarge positioniert. Die Zargenbuchse war eine Röhrenkonstruktion. Ein Detail zum Halsspannstab: Die Verstellung erfolgt durch einen seitlichen Zugang im Bereich der Halstasche aus Richtung des unteren Cutways. Das Halsprofil kommt mit seinem D-Shaping einem Ibanez Wizard nicht unnahe.
Das E-Fach war mit einem Klappdeckel über den Rücken der Gitarre erreichbar, es fand sich weiterhin noch ein Deckel für die Federkammer, im den auch eine Blackbox ihren Dienst verrichtet. Wie das Layout der Rückseite im Vergleich zu meiner Ausführung aussieht, muss unbeantwortet bleiben, weder im Testbericht, noch auf Bildern über Herman Frank lässt sich das recherchieren. Allerdings tragen seine Rudvogs ein Duesenberg Decal...
Die Hardware war schwarz verchromt worden.
Etwas ausführlicher beschreibe ich noch das Vibrato:
Das Duesenberg/Rockinger Smooth-Swift-Trem sieht aus wie ein Bastard aus Kahler- und Fendersystem und Steinbergerbrücke. Als Material wurde Messing gewählt, die Rollen sind aus Edelstahl.
In den Klemmköpfen, die eine mit einer Münze bedienbare Schlitzschraube haben, werden die Saiten auf der Kopfplatte eingeklemmt. Über einen Rollensatttel laufen diese über Griffbrett und Korpus die Rollen der fixen Einheit des Vibratos an. Dies sind zugleich zweidimensional verstellbare Böckchen. In der beweglichen Einheit laufen werden die Ballends in Quader eingehängt und per Schraube fixiert. Diese Quader sind zugleich auch die Stimmer.
Der Gegenzug wird durch zwei am Block des Vibratos befestigten Federn erzeugt. Eine Blackbox sorgt für die Fixierung in der Nulllage.
Ich persönlich fand die Befestigung des Arms als zu schlabberig, die Mutter löste sich gerne. Ich habe zur Abhilfe eine Gummiunterlegscheibe eingebaut.
So verstimmungsfrei wie es im Test beschrieben ist, empfinde ich das System nicht. Ob das daran liegt, dass die Erstmontage nicht fachmännisch ausgeführt wurde, mag möglicherweise eine denkbare Erklärung sein. Ich finde aber, die Quader müssten richtig geklemmt werden. Und das kann man nicht. Durch Downbendings kann man - in meinem Fall - ein Spiel dieser Quader bemerken.
Ob es bei den Rudvogs von Herman Frank anders ist, weiß ich nicht.
Ich hab es zumindest floating justiert. Bei zarter Bedienung bleibt es zumindest "in tune".
Technische Daten aus dem G&B Testblatt
Hersteller: Rockinger
Modell: Rudvog
Made in: Germany
Korpus: Mahagonie, Afrika
Hals: Ahorn
Griffbrett: Ebenholz
Halsdicke (mm) I. Bund: 18,5; XII. Bund 21,00
Halsbreite (mm) Sattel: 42,5; XII. Bund 52,5
Bünde: 22, Jumbo
Bundmaße: 2,5 x 1
Mensur (mm): 650
Gesamtlänge (mm): 1.010
Saitenlage (mm): E-1: 1,3: E-6: 1,3
Vibrato: Rockinger Smooth Swift Trem
Pickups: 1x Rockinger Rat SC, 1x Seymour Duncan SH-4
Preis: ca. DM 2.200,-
Bewertung (Plus, es gab keine negativen Kritikpunkte):
Sound/Soundmöglichkeiten
Vibrato
Verarbeitung
Rockinger Rudvog - mein schwarze Entlein
Meine ist ganz anders. Warum eigentlich?
Ich machte 1994 und 1995 durch Ferienjobs eine bisschen Kohle und wollte mir endlich eine ordentliche Gitarre kaufen. Da ich nun auch gebürtiger Niedersachse bin, erschien mir die Rudvog als genau das Richtige Modell. Jedenfalls erinnerte ich mich besagter G&B Ausgabe und rief Andreas Mertens an. Die Gitarre ist nie in Serie gegangen, alle zusammengebauten Gitarren sind verkauft. Er sei sich aber sicher, dass im Lager zumindest noch Korpus und Hals, sowie das spezielle Vibrato, der Rollensattel und die Klemmköpfe für die Kopfplatte. Der Korpus allerdings aus Esche. Die Hardware chrom und nicht schwarz. Der Korpus hatte lediglich die Fräsungen für die beiden PUs, wobei als Unterschied zum Standardmodell der SC schräg stehen würde. Um die notwendigen Daten/Maße für Halstasche, E-Fach, Federkammer wie auch die Schaltpläne zum erfolgreichen Selbstbau zu bekommen, sollte ich mit dem Gitarrenbauer Rudi Hintermaier Verbindung aufnehmen.
Andreas Mertens kommisionierte mir den Bausatz mit allen Teilen, die auch sonst das Standardmodell hatte (außer die Deckel).
Ich traf mich mit Rudi Hintermaier und dem Material, er machte Skizzen und Pläne, und damit fuhr ich nach Hause.
Ein Freund von mir ist Orthopädiemechanikermeister und sehr versiert in DIY. Ebenso verfügt er über einen sehr gut für die Holzbearbeitung ausgestatteten Hobbyraum.
Mit seiner Hilfe wurde aus dem Bausatz eine Gitarre.
Ich wich beim Layout vom Original ab: Der Toggle sollte relativ nahe beim SC sein, Volume unter dem HB, Tone unterhalb des Vibratos. Die drei Deckel stellten wir aus schwarzem Hartplastik her und sorgten für eine versenkte Befestigung auf dem Gitarrenrücken.
Als alles nach vorliegenden Angaben gefräst war, erschien die Saitenlage aber relativ hoch. SRV dürfte sich freuen, bei seinen dicken Stahlseilen… Egal sie war bespielbar und oktav- und bundrein.
Die Clean-Beam-Schaltung fand ich nicht so prickelnd, sehr muffig und dumpf. Die Umstellung von seriell auf parallel beim HB klang gut, genauso wie der SC. Optisch wichen mein PUs auch vom Standard ab: Hatten diese Modelle schwarze PU Kappen, war mein HB ein Zebra, der SC mit beiger Kappe versehen.
Korpus und Hals bekamen lediglich ein Öl-Wachsfinish.
Fertig war meine Tischplatte für den Herrgottwinkel.
1997 spielte ich mit ihr den Auftritt der Abiband meiner Schule, dann kam für mich der Wehrdienst und wenig Zeit für´s Mucken.
Dann blieb wieder wenig Zeit für dieses Hobby, weil ich ein halbes Jahr Baupraktikum als Studienvorpraktikum absolvierte. Dann war ich Student für Bauingenieurwesen. 2000 kaufte ich mir eine Parker Fly und die Rudvog war, besonders wegen der suboptimalen Saitenlage abgemeldet.
Ab 2000 orientierte ich mich um, exmatrikulierte und machte etwas anderes. 2003 begann ich ein Universitätsstudium in München. In dieser Zeit begann mir die Rudvog leid zu tun.
Das wollte ich ändern…
Die Wiederbelebung, erster Teil
Anfang 2005 funktionierte nun auch die Elektrik nicht mehr sauber. Die Klinkenbuchse fasste nicht mehr, die Potis regelten nicht mehr ordentlich, der Toggle hatte Aussetzer. Ein Anruf bei Andreas Mertens mit der Frage, welchen Gitarrenbauer er in München empfehlen könne, um meine Rudvog zu reparieren. Thomas Keller. Okay, sagte ich. Eilig hatte ich es nicht. Ende 2005 suchte ich die Nummer raus, rief an und fuhr hin. Thomas Keller ist im übrigen der Lehrmeister eines gewissen Florian Jäger. Nur mal am Rande.
Der Auftragszettel sollte nicht nur die Reparatur der Elektrik, sondern auch die Herstellung einer E-Gitarren-würdigen Saitenlage beinhalten.
Als ich die Gitarre im Januar 2006 abholte, gratulierte mir Thomas zu diesem Instrument, weil es sehr geil klingt. Ja, das konnte ich an seinem Bassman feststellen. Der Saitenlage war nun so wie sie hätte sein sollen. Der Als Klinkenbuchse hatte er aufwändig die alte ausbauen müssen, nun hat sie eine neue, wo man ohne mikroinvasives Werkzeug den Druck auf den Klinkenstecker durch manuelles Kaltverformen erreichen kann. Es gab jetzt mit dem Tonepoti nur noch ein Push-Pull, und dies schaltet den HB von seriell auf parallel.
Sie hat mit 4,6 kg zwar das Doppelte des Gewichts der Fly, aber ich mag diese Holzhaptik im Vergleich zur Parker sehr gerne. An den Körper gehängt wird sie mit einem Fendergurt und Schaller Security Locks. Und sie hängt sehr ausbalanciert.
Die Wiederbelebung, zweiter Teil
Ja, da spielte die Fly wieder eine Rolle. 2009 machte ich die Wahrnehmung, dass der Killswitch Engage Gitarrist Adam Dutkiewicz eine Parker mit EMGs spielte. Music Store hatte gerade eine Aktion PU Kauf inkl. Einbau. Also oderte ich mir für den Hals einen EMG 89R (splittbar) und für den Steg einen 89er (auch splittbar). Da ich zu dem Zeitpunkt sieben Monate beruflich in Aachen zu tun hatte, fuhr ich nach Köln zur Werkstatt, um den Einbau abzustimmen. Die Mitarbeiter wollten dies bei meiner Fly nicht zu, weil sie mehr Schaden als Nutzen bei dem Korpusmaterial nicht in Kauf nehmen wollten. Ich hätte die PUs aber zurückgeben können. Naja, ich wollte aber schon EMG-Sound…
Hey, ich habe doch die Eschetischplatte.
Die war aber an meinem Wohnort im Tegernseer Tal…
Also Thomas Keller nochmal angerufen. Kein Problem, komm´ vorbei.
Bei der Planungsbesprechung kam heraus, dass es keine Probleme geben wird, den 89er am Steg einzubauen, den 89R am Hals zu positionieren wird nicht funktionieren, weil der Cutaway zu tief ausgeschnitten ist, er wenn er etwas zurückgesetzt würde, nicht auf einer klangbegünstigen Stelle säße.
Einen schräggestellten Humbucker wollte ich nicht am Hals. Vorschlag zur Güte: Einbau eines EMG SA Singlecoils. Okay.
Den EMG-89R wurde ich ohne Verlust bei ebay los, der Seymour Duncan und der Rockinger blieben bis Herbst 2013 noch in meinem Besitz. Der SH-4 machte sich auf die Reise zu einem Freund nach Hannover, der andere musste nur in Bayern verreisen.
Mit den EMGs bin ich zumindest jetzt optisch dem Standardmodell näher gekommen, den Kopf des Toggles muss ich bei Zeiten noch gegen einen schwarzen wechsel (Vielleicht lasste ich mir von Rockinger auch noch ein Decal schicken).
Fazit
Die Gitarre ist ein Einzelstück. Besonders die außergewöhnliche Kopfplatte ist noch immer der Eyecatcher.
Meine kleine Gitarren-Sammlung umfasst unterschiedliche Typen.
Diese hier ist nun meine Spielwiese für aktive PUs. Von der Korpusform her ist sie das Geschwister für meine RG. Diese wird genommen, wenn ich mal wieder ein Floyd Rose verbiegen möchte.
Den Klang der Gitarre und der PUs will ich mal stichpunktartig beschreiben:
Als 2012 die RG gekauft wurde, habe ich den Korpus mit Holzwerkzeug an den Kanten der Korpus etwas abgerundet. Mit dem Alter kommt der Wunsch auf Barrierefreiheit… Grob ging es mit der Holzraspel zu Gange, dann kam Schmirgelpapier immer feinerer Körnung. Nach Abnahme wurde das Holz zart gepflegt mit einer speziellen Bürste und ein paar Lagen Hartwachsöl und flüssigem Bienenwachs. Auf alle Fälle ist es ein Bühnengitarre: Hier macht es nichts wenn eine Macke reinkommt, da hier das Holz nicht durch eine kostbare Lackschicht versiegelt wurde... Einfach schmirgeln, fertig
Die letzten Sätze gehören der Kopfplatte: Ein geiler Fluppenhalter, wenn man denn raucht. Ein Bekannter kam um die Ecke, dass die Gitarre etwas mojo vertragen könnte. Dann verpasste ich ihr - ich war nüchtern - ein Flameburnt-Finish mit einem Gasbrenner. Die Kopfplatte hat nun die Fellzeichnung einer räudigen Hyäne. Und nicht mehr nur nach dem Kopf eines Pteranodon.
Vielen Dank für die Kenntnisnahme!
Diese Gitarre gibt es nicht mehr zu kaufen. 1993 war das Herstellungsjahr. Es gibt einen berühmten Gitarristen, Herman Frank (u. a. Accept, Victory, Sinner usw.), der wohl zwei Modelle dieses Typs besitzt und immernoch spielt, wer sonst noch welche hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Hintergrund
Rockinger ist vielen als Marke ein Begriff, insbesondere über Bausätze oder als Bauteillieferant für die vielen Bastler.
In der Gitarre & Bass wurde im März 1993 wurde dieses Modell getestet. Laut Redakteur verfolge Rockinger ein neues Konzept, nicht mehr Einzelanbieter, sondern Anbieter von Custom-Gitarren in einer Kleinserie. Das vorgestellte Modell (und auch die drei anderen produzierten) unterscheidet sich von meinem deutlich hinsichtlich Material, aber auch Layout und Hardware-Details (Elektrik). Letzteres ist daran geschuldet, dass mein Modell nicht im Hause Rockinger fertiggestellt wurde.
Insgesamt - so sagte es mir Andreas Mertens - gibt es dies Rudvog nur fünf Mal.
Warum nach nur fünf Gitarren die Herstellung eingestellt wurde, konnte ich nicht herausbekommen. Ich schrieb mal jemanden an, der für viele Innovationen im Hause Rockinger und Duesenberg verantwortlich zeichnet, seinerseits wurde sehr deutlich artikuliert, dass kein Interesse an der Kommunikation bestehe. Vielleicht war sie zu avantgardistisch.
Rockinger Rudvog - die Standardversion
Die Standardversion wurde meinen Informationen nach (Quelle: Andreas Mertens) vier Mal in der gleichen Konfiguration gebaut. Korpusmaterial Mahagoni, einteiliger Ahornhals, Ebenholzgriffbrett, Seymour Duncan SH-4 am Steg, Rockinger Rat SC am Hals (gerade Position). Zwei Potis (Volume und Tone), jeweils Push-Pull (Volume splittet den Seymour Duncan von seriell auf parallel; Tone sorgt dafür, dass gezogen ein bestimmter Kondensatorwert - sog. "Clean Beam"-Schaltung den Ton färbt). 3-Weg Toggle Switch war hinter dem Tone-Regler Richtung Zarge positioniert. Die Zargenbuchse war eine Röhrenkonstruktion. Ein Detail zum Halsspannstab: Die Verstellung erfolgt durch einen seitlichen Zugang im Bereich der Halstasche aus Richtung des unteren Cutways. Das Halsprofil kommt mit seinem D-Shaping einem Ibanez Wizard nicht unnahe.
Das E-Fach war mit einem Klappdeckel über den Rücken der Gitarre erreichbar, es fand sich weiterhin noch ein Deckel für die Federkammer, im den auch eine Blackbox ihren Dienst verrichtet. Wie das Layout der Rückseite im Vergleich zu meiner Ausführung aussieht, muss unbeantwortet bleiben, weder im Testbericht, noch auf Bildern über Herman Frank lässt sich das recherchieren. Allerdings tragen seine Rudvogs ein Duesenberg Decal...
Die Hardware war schwarz verchromt worden.
Etwas ausführlicher beschreibe ich noch das Vibrato:
Das Duesenberg/Rockinger Smooth-Swift-Trem sieht aus wie ein Bastard aus Kahler- und Fendersystem und Steinbergerbrücke. Als Material wurde Messing gewählt, die Rollen sind aus Edelstahl.
In den Klemmköpfen, die eine mit einer Münze bedienbare Schlitzschraube haben, werden die Saiten auf der Kopfplatte eingeklemmt. Über einen Rollensatttel laufen diese über Griffbrett und Korpus die Rollen der fixen Einheit des Vibratos an. Dies sind zugleich zweidimensional verstellbare Böckchen. In der beweglichen Einheit laufen werden die Ballends in Quader eingehängt und per Schraube fixiert. Diese Quader sind zugleich auch die Stimmer.
Der Gegenzug wird durch zwei am Block des Vibratos befestigten Federn erzeugt. Eine Blackbox sorgt für die Fixierung in der Nulllage.
Ich persönlich fand die Befestigung des Arms als zu schlabberig, die Mutter löste sich gerne. Ich habe zur Abhilfe eine Gummiunterlegscheibe eingebaut.
So verstimmungsfrei wie es im Test beschrieben ist, empfinde ich das System nicht. Ob das daran liegt, dass die Erstmontage nicht fachmännisch ausgeführt wurde, mag möglicherweise eine denkbare Erklärung sein. Ich finde aber, die Quader müssten richtig geklemmt werden. Und das kann man nicht. Durch Downbendings kann man - in meinem Fall - ein Spiel dieser Quader bemerken.
Ob es bei den Rudvogs von Herman Frank anders ist, weiß ich nicht.
Ich hab es zumindest floating justiert. Bei zarter Bedienung bleibt es zumindest "in tune".
Technische Daten aus dem G&B Testblatt
Hersteller: Rockinger
Modell: Rudvog
Made in: Germany
Korpus: Mahagonie, Afrika
Hals: Ahorn
Griffbrett: Ebenholz
Halsdicke (mm) I. Bund: 18,5; XII. Bund 21,00
Halsbreite (mm) Sattel: 42,5; XII. Bund 52,5
Bünde: 22, Jumbo
Bundmaße: 2,5 x 1
Mensur (mm): 650
Gesamtlänge (mm): 1.010
Saitenlage (mm): E-1: 1,3: E-6: 1,3
Vibrato: Rockinger Smooth Swift Trem
Pickups: 1x Rockinger Rat SC, 1x Seymour Duncan SH-4
Preis: ca. DM 2.200,-
Bewertung (Plus, es gab keine negativen Kritikpunkte):
Sound/Soundmöglichkeiten
Vibrato
Verarbeitung
Rockinger Rudvog - mein schwarze Entlein
Meine ist ganz anders. Warum eigentlich?
Ich machte 1994 und 1995 durch Ferienjobs eine bisschen Kohle und wollte mir endlich eine ordentliche Gitarre kaufen. Da ich nun auch gebürtiger Niedersachse bin, erschien mir die Rudvog als genau das Richtige Modell. Jedenfalls erinnerte ich mich besagter G&B Ausgabe und rief Andreas Mertens an. Die Gitarre ist nie in Serie gegangen, alle zusammengebauten Gitarren sind verkauft. Er sei sich aber sicher, dass im Lager zumindest noch Korpus und Hals, sowie das spezielle Vibrato, der Rollensattel und die Klemmköpfe für die Kopfplatte. Der Korpus allerdings aus Esche. Die Hardware chrom und nicht schwarz. Der Korpus hatte lediglich die Fräsungen für die beiden PUs, wobei als Unterschied zum Standardmodell der SC schräg stehen würde. Um die notwendigen Daten/Maße für Halstasche, E-Fach, Federkammer wie auch die Schaltpläne zum erfolgreichen Selbstbau zu bekommen, sollte ich mit dem Gitarrenbauer Rudi Hintermaier Verbindung aufnehmen.
Andreas Mertens kommisionierte mir den Bausatz mit allen Teilen, die auch sonst das Standardmodell hatte (außer die Deckel).
Ich traf mich mit Rudi Hintermaier und dem Material, er machte Skizzen und Pläne, und damit fuhr ich nach Hause.
Ein Freund von mir ist Orthopädiemechanikermeister und sehr versiert in DIY. Ebenso verfügt er über einen sehr gut für die Holzbearbeitung ausgestatteten Hobbyraum.
Mit seiner Hilfe wurde aus dem Bausatz eine Gitarre.
Ich wich beim Layout vom Original ab: Der Toggle sollte relativ nahe beim SC sein, Volume unter dem HB, Tone unterhalb des Vibratos. Die drei Deckel stellten wir aus schwarzem Hartplastik her und sorgten für eine versenkte Befestigung auf dem Gitarrenrücken.
Als alles nach vorliegenden Angaben gefräst war, erschien die Saitenlage aber relativ hoch. SRV dürfte sich freuen, bei seinen dicken Stahlseilen… Egal sie war bespielbar und oktav- und bundrein.
Die Clean-Beam-Schaltung fand ich nicht so prickelnd, sehr muffig und dumpf. Die Umstellung von seriell auf parallel beim HB klang gut, genauso wie der SC. Optisch wichen mein PUs auch vom Standard ab: Hatten diese Modelle schwarze PU Kappen, war mein HB ein Zebra, der SC mit beiger Kappe versehen.
Korpus und Hals bekamen lediglich ein Öl-Wachsfinish.
Fertig war meine Tischplatte für den Herrgottwinkel.
1997 spielte ich mit ihr den Auftritt der Abiband meiner Schule, dann kam für mich der Wehrdienst und wenig Zeit für´s Mucken.
Dann blieb wieder wenig Zeit für dieses Hobby, weil ich ein halbes Jahr Baupraktikum als Studienvorpraktikum absolvierte. Dann war ich Student für Bauingenieurwesen. 2000 kaufte ich mir eine Parker Fly und die Rudvog war, besonders wegen der suboptimalen Saitenlage abgemeldet.
Ab 2000 orientierte ich mich um, exmatrikulierte und machte etwas anderes. 2003 begann ich ein Universitätsstudium in München. In dieser Zeit begann mir die Rudvog leid zu tun.
Das wollte ich ändern…
Die Wiederbelebung, erster Teil
Anfang 2005 funktionierte nun auch die Elektrik nicht mehr sauber. Die Klinkenbuchse fasste nicht mehr, die Potis regelten nicht mehr ordentlich, der Toggle hatte Aussetzer. Ein Anruf bei Andreas Mertens mit der Frage, welchen Gitarrenbauer er in München empfehlen könne, um meine Rudvog zu reparieren. Thomas Keller. Okay, sagte ich. Eilig hatte ich es nicht. Ende 2005 suchte ich die Nummer raus, rief an und fuhr hin. Thomas Keller ist im übrigen der Lehrmeister eines gewissen Florian Jäger. Nur mal am Rande.
Der Auftragszettel sollte nicht nur die Reparatur der Elektrik, sondern auch die Herstellung einer E-Gitarren-würdigen Saitenlage beinhalten.
Als ich die Gitarre im Januar 2006 abholte, gratulierte mir Thomas zu diesem Instrument, weil es sehr geil klingt. Ja, das konnte ich an seinem Bassman feststellen. Der Saitenlage war nun so wie sie hätte sein sollen. Der Als Klinkenbuchse hatte er aufwändig die alte ausbauen müssen, nun hat sie eine neue, wo man ohne mikroinvasives Werkzeug den Druck auf den Klinkenstecker durch manuelles Kaltverformen erreichen kann. Es gab jetzt mit dem Tonepoti nur noch ein Push-Pull, und dies schaltet den HB von seriell auf parallel.
Sie hat mit 4,6 kg zwar das Doppelte des Gewichts der Fly, aber ich mag diese Holzhaptik im Vergleich zur Parker sehr gerne. An den Körper gehängt wird sie mit einem Fendergurt und Schaller Security Locks. Und sie hängt sehr ausbalanciert.
Die Wiederbelebung, zweiter Teil
Ja, da spielte die Fly wieder eine Rolle. 2009 machte ich die Wahrnehmung, dass der Killswitch Engage Gitarrist Adam Dutkiewicz eine Parker mit EMGs spielte. Music Store hatte gerade eine Aktion PU Kauf inkl. Einbau. Also oderte ich mir für den Hals einen EMG 89R (splittbar) und für den Steg einen 89er (auch splittbar). Da ich zu dem Zeitpunkt sieben Monate beruflich in Aachen zu tun hatte, fuhr ich nach Köln zur Werkstatt, um den Einbau abzustimmen. Die Mitarbeiter wollten dies bei meiner Fly nicht zu, weil sie mehr Schaden als Nutzen bei dem Korpusmaterial nicht in Kauf nehmen wollten. Ich hätte die PUs aber zurückgeben können. Naja, ich wollte aber schon EMG-Sound…
Hey, ich habe doch die Eschetischplatte.
Die war aber an meinem Wohnort im Tegernseer Tal…
Also Thomas Keller nochmal angerufen. Kein Problem, komm´ vorbei.
Bei der Planungsbesprechung kam heraus, dass es keine Probleme geben wird, den 89er am Steg einzubauen, den 89R am Hals zu positionieren wird nicht funktionieren, weil der Cutaway zu tief ausgeschnitten ist, er wenn er etwas zurückgesetzt würde, nicht auf einer klangbegünstigen Stelle säße.
Einen schräggestellten Humbucker wollte ich nicht am Hals. Vorschlag zur Güte: Einbau eines EMG SA Singlecoils. Okay.
Den EMG-89R wurde ich ohne Verlust bei ebay los, der Seymour Duncan und der Rockinger blieben bis Herbst 2013 noch in meinem Besitz. Der SH-4 machte sich auf die Reise zu einem Freund nach Hannover, der andere musste nur in Bayern verreisen.
Mit den EMGs bin ich zumindest jetzt optisch dem Standardmodell näher gekommen, den Kopf des Toggles muss ich bei Zeiten noch gegen einen schwarzen wechsel (Vielleicht lasste ich mir von Rockinger auch noch ein Decal schicken).
Fazit
Die Gitarre ist ein Einzelstück. Besonders die außergewöhnliche Kopfplatte ist noch immer der Eyecatcher.
Meine kleine Gitarren-Sammlung umfasst unterschiedliche Typen.
Diese hier ist nun meine Spielwiese für aktive PUs. Von der Korpusform her ist sie das Geschwister für meine RG. Diese wird genommen, wenn ich mal wieder ein Floyd Rose verbiegen möchte.
Den Klang der Gitarre und der PUs will ich mal stichpunktartig beschreiben:
- Sustain st überdurchschnittlich (was der Tester von G&B auch der großen Kontaktfläche mit dem Korpus zusprach),
- vielversprechendes Obertonverhalten,
- SA: druckvoll, voluminös, warm
- 89: stärkerer Output als SA, mehr Höhen, sehr durchsetzungsstark, in SC-Modus höhenreicher als SA, Output im Vergleich zum HB-Modus subjektiv geringer.
Als 2012 die RG gekauft wurde, habe ich den Korpus mit Holzwerkzeug an den Kanten der Korpus etwas abgerundet. Mit dem Alter kommt der Wunsch auf Barrierefreiheit… Grob ging es mit der Holzraspel zu Gange, dann kam Schmirgelpapier immer feinerer Körnung. Nach Abnahme wurde das Holz zart gepflegt mit einer speziellen Bürste und ein paar Lagen Hartwachsöl und flüssigem Bienenwachs. Auf alle Fälle ist es ein Bühnengitarre: Hier macht es nichts wenn eine Macke reinkommt, da hier das Holz nicht durch eine kostbare Lackschicht versiegelt wurde... Einfach schmirgeln, fertig
Die letzten Sätze gehören der Kopfplatte: Ein geiler Fluppenhalter, wenn man denn raucht. Ein Bekannter kam um die Ecke, dass die Gitarre etwas mojo vertragen könnte. Dann verpasste ich ihr - ich war nüchtern - ein Flameburnt-Finish mit einem Gasbrenner. Die Kopfplatte hat nun die Fellzeichnung einer räudigen Hyäne. Und nicht mehr nur nach dem Kopf eines Pteranodon.
Vielen Dank für die Kenntnisnahme!
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