LGC
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Testbericht:
[h=1]Harley Benton G112 Lowend Unloaded[/h] [h=2]Gitarren Box[/h]
Und die Box war sehr gut und sicher verpackt. Auch das gefällt mir.
Und bevor es jetzt losgeht, noch mal zur Erinnerung:
Ein User hat die Fragestellung aufgeworfen, ob das eine Thiele-Box sei. Thomann hat dies so nicht angepriesen, sondern als speziell konstruiertes Bassreflex Design bezeichnet. Jetzt möchte ich doch wissen, ob und welche Parallelen und/oder Unterschiede es zur klassischen TL-806 Box gibt.
Und es handelt sich hierbei preislich um eine Bassreflex-Leerbox (149,00 €) im unteren Preissegment, wenn man beispielsweise als Vergleichspreis das Angebot vom Thieleboxshop zu rate zieht (289,.€).
Jetzt aber mal ausgepackt:. Oooh, ein 18-seitiges Manual. Sogar zwei (deutsch + englisch separat). Das finde ich aber sehr spannend. Was mag da wohl an Bedienungshinweisen für eine leere 1x12 Box drinstehen? Okay, erst mal 10 Seiten mit Warnhinweisen: Also die Box nicht essen oder verschlucken, nicht anderen auf den Kopf hauen und ein Lagerfeuer auf der Box kann die Funktionalität der Box einschränken usw.. Okay, verstehe.
Dann findet man auf Seite 10 noch die Leistungsmerkmale:
- Eingang: 1x6,35-mm-Klinkenbuchse
- Leistung 100 Watt, 8 Ohm
- Halboffenes MDF-Gehäuse mit Tragegriff.
Äh? 100 Watt? 8 Ohm? Das ist mir bei einem Leergehäuse nicht ganz klar. Ich würde in eine Bassreflexbox wie z.B. eine TL-806 Box einen Electro Voice evm 12L (200 Watt) oder einen Eminence Delta Pro 12 (400 Watt) einbauen. Warum also 100 Watt? Bei mehr fliegt die Box auseinander, oder was? Und warum 8 Ohm? Naja, Papier ist geduldig. Auf Seite 12 findet sich dann noch folgender Hinweis:
"Die RMS-Ausgangsleistung des Verstärkers sollte 50% über der Belastbarkeit der angeschlossenen Lautsprecher liegen." Über die Aussage muss ich mal nachdenken.
Erster Eindruck:
Was als erstes auffällt ist: Die Innenmaße entsprechen nicht denen einer Thiele-Box.
HB Lowend: ca. 49x35x25cm (BxHxT)=> ca. 43 l Rauminhalt.
TL-806: ca. 33x41,5x28cm (BxHxT) => 38 l Rauminhalt.
Ansonsten: Chick! Klassisches schwarzes Toolex, sauber verarbeitet und nicht hochglänzend. Das Toolex ist kein Heavy-Duty-Toolex, sondern eher dünn. Vorne silber-schwarze Frontbespannung. Auf Piping wurde verzichtet. Leider wirft die Bespannung etwas Falten. Und da der Bespannstoff aus Kunststoff ist, wird sich der auch nicht von selber wieder glätten z.B. durch die Abnahme der Feuchtigkeit. Bei Wienerkorbgeflecht aus Naturmaterial hätte ich da noch Hoffnung
Die Schutzecken sind aus Kunststoff statt aus Metal. Für den harten Roadeinsatz nicht so zu empfehlen; für die Nutzung in der heimischen Musikecke oder im Studio reicht das aber allemal aus. Das machen manche andere Hersteller auch so. Was mir an den Schutzecken gefällt ist, dass sie etwas matt und dicker sind. Aus der Ferne erinnert das an Echt-Leder-Ecken. Das ist okay.
Vier Gummi-Füsse drunter. Okay, die hätten etwas größer ausfallen können, denn die Box wird, wenn sie bestückt ist, nicht leicht werden. Ca. 25x15mm und an der Spitze noch weniger. Die bohren sich dann ganz lecker in den Perser rein und hinterlassen schöne Abdrücke. Schön wäre auch gewesen, wenn hier Schraubgewinde verbaut wären. So wird mir einfachen Holzschrauben gearbeitet. Sollte man also in die Verlegenheit kommen, die Füsse öfter mal abzuschrauben, werden irgendwann die Bohrlöcher keinen Halt mehr für die Schrauben bieten können.
Der Griff scheint sehr solide zu sein. Natürlich kein Adam-Hall Naturledergriff, aber das haben wir bei dem Preis auch nicht erwartet. Mal sehen, wie er sich macht, wenn ein fetter Speaker drin ist (denn ein evm 12l oder Eminence Delta Pro ist so mit das Schwerste, was es so im 12 Zoll Gitarrenspeakerbereich gibt). Da kommen noch mal gut 7 KG Gewicht hinzu.
Und hinten eine Klinkenanschlussbuchse, eingeschraubt auf ein rundes Anschlussterminal. Das Anschlusspaneel ist versenkt; das ist sehr gut.
Leider nicht tief genug, so dass das Gewinde der Anschlussbuchse heraus steht. Das ist gar nicht gut. Da scheuert es beim Tragen. Auch hier gilt natürlich, wenn die Box nur irgendwo rumsteht, ist es egal. Dennoch stört mich das, weil ich nicht verstehe, warum man sich schon die Mühe macht, das Buchsenblech zu versenken, ohne das die Buchse minimal bündig zum Korpus steht. Hier sollte man noch mal nacharbeiten. Das Gewinde der Buchse könnte beim Tragen schöne Verzierungen am äußeren Kniegelenk hinterlassen.
Und an dieser Stelle möchte ich nur kurz erwähnen, dass ich beim Boxenbau eigentlich Speakonbuchsen- und stecker sinnvoller finde. Das ist aber keine Kritik an den Hersteller, denn (leider) verwenden fast alle Firmen Klinke. Warum auch immer...
Innenansichten:
So, nun machen wir die Box mal auf. Wer das noch nicht gemacht hat, wird sich jetzt fragen: Ja wie denn? Nirgends Schrauben. Die Rückwand ist fest mit der Box verbunden. Vorne ist nix. Das Frontgitter wird mit Klett eingeklebt. Das mutet im ersten Moment vielleicht etwas improvisiert an, aber es funktioniert und ist praktikabel. Und der Zusammenbau geht schnell. Simplyfy!
Etwas tricky geht es aber zu, wenn man das Geflecht abnehmen will. Schraubenzieher in den Spalt zwischen Korpus und Bespannungsrahmen gedrückt und raushebeln. Uups! Hier drohen erste Beschädigung am Toolex. Der Spalt ist nicht breit genug, um etwas Vernünftiges zwischen zu schieben, um den Toolex zu schützen. Also immer schön vorsichtig.
So, das Ding ist ab und ich sehe...KEINE Thielebox-Konstruktion. Ein Speakerausschnitt und zwei runde Reflexöffnungen mit einer Röhrenverlängerung (Durchmesser ca. 68 mm, Länge 65mm). Dahinter nichts als leere Box; also keine aufwendigen Queerstreben, Rahmen im Rahmen, Reflexkanäle etc..
Somit ist die ursprüngliche Frage im Thread beantwortet:
DAS IST KEINE THIELEBOX! Punkt.
Ob es eine wirksame Bassreflexbox ist, wird sich noch herausstellen. Die Konstruktion ist jedoch auf Bassreflex ausgelegt. Die Bässe reflektieren u.a. an der Rückwand (und deshalb macht es wenig Sinn, Thieleboxen mit Dämmmaterial zu versehen) und der Schalldruck sucht sich den einfachsten Weg nach draußen. Das sollte im Idealfall gebündelt an den entsprechend Reflexöffnungen stattfinden.
Was mich etwas irritiert ist, das die Ecken nur teilweise mit Leisten verstärkt wurden. Zur Erinnerung: Eine Bassreflexbox ist am wirkungsvollsten, wenn sie absolut dicht ist, damit der Schalldruck ausschließlich über die Reflexöffnungen austreten kann. Ob die Box wirklich dicht ist, kann ich nicht beurteilen. Minimal hätte man zugunsten der Dichtigkeit alle Eckleisten durchgängig verleimen können.
Über das verwendete Material kann ich nur spekulieren. Die Speakerträgerplatte ist ein Mehrschichtholz (multiplex). Das ist okay. Die Boxenwände hingegen bestehen aus MDF. Es wirkt wie Presspan und wird als Pappel Plywood bezeichnet. Davon bin ich kein Fan. Aber es funktioniert und ist preisgünstig.
Montage des Speakers
Leider gibt es an der Speakerträgerplatte keine Schraubgewinde. Schade. Also entweder rüstet man die nach (was im zusammengebauten Zustand schwierig ist, da z.B. Einschlaggewindehülsen auf die Rückseite der Trägerplatte angebracht werden) oder man arbeitet mit einfachen Holzschrauben. Das kostet mich innere Überwindung. Aber was soll´s - einen Speaker brauchen wir ja.
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Ich montiere also einen Electro Voice evm 12L; quasi den gleichen den ich in der Thiele-Referenz-Box verwende. Ich habe mal kurz einen Eminence Delta Pro verwendet. Das hat aber keinen Sinn gemacht, denn um vergleichen zu können, sollten es zum Einen die gleichen Speaker sein und zum Anderen war der Eminence nagelneu und nicht eingespielt.
Also Boxenkabel anlöten und Speaker reinschrauben, ab in den Proberaum und jetzt mal Butter bei die Fische.
Soundcheck:
Ich habe die Box und zum Vergleich eine TL-806 in der originalen Bauweise an einen Mesa Boogie Caliber 50+ gehängt.
Beim ersten Soundcheck fällt deutlich eine unterschiedliche Soundcharakteristik auf. Die Lowend hört sich bauchiger und mittenbetonter an. Die Thiele hingegen etwas präziser und definierter.
Und genau an diesem Punkt wird es für mich als Berichterstatter aus unterschiedlichen Gründen sehr schwierig. Ich bin sehr bemüht, objektiv meine Eindrücke zu schildern. Aus zwei Gründen jedoch bin ich befangen und möchte dies hier auch nicht verschweigen:
Und um es dennoch objektiver zu machen, habe ich noch zwei Gitarristen gebeten, sich die Boxen anzuhören. Wir alle hatten den selben Eindruck: Die Lowend ist mittenbetonter mit leichtem Hang zum Mulmen. Es klingt, als wäre eine Decke auf der Box. Und die Thiele klingt offener mit definierten Höhen, aber auch einem fetten Punsch im mittleren bis unteren Bassbereich.
Gerne hätte ich diesen Soundvergleich in Form eines Diagramms dargestellt; es fehlt mir jedoch ein aussagekräftiges Analyseprogramm.
Es gibt ja Boxenbau- und Analyseprogramme, bei denen man die unterschiedlichen Parameter (Raumvolumen, Reflexöffnungsgröße, Treiber, etc.) eingeben und Leistungskurven in den einzelnen Frequenzbereichen generieren kann. Das steht mir leider nicht zur Verfügung, so dass ich mich einzig auf meine Ohren und die Meinung anderer Musiker verlassen kann.
Resümee:
Die zwei Boxen sind beides 1x12 Zoll Boxen mit einer Bassreflexkonstruktion. Die Konstruktionen sind jedoch völlig unterschiedlich. Und beide Boxen habe eine eigene Soundcharakteristik.
Preise, verwendete Materialien und Bauaufwand sind extrem unterschiedlich. Thomann bietet die Lowend momentan für 98.- € an. Das ist ein beachtlicher Kampfpreis, den man nur schwer unterbieten kann. Für diesen Preis muss man aber Zugeständnisse machen. Billigere Materialien und schlichtere Konstruktion.
Wen das nicht stört, sollte diese Box mal ausprobieren.
Wer aber eine 4x12 Zoll Box überpunchen will, und das vermögen Thieleboxen ohne zu übersteuern, dem rate ich ab. Da wird die Lowend schnell undefiniert und neigt im Mittenbereich zu matschen.
Optimierungsvorschläge:
Und da ich ja ganz gerne Boxen und Chassis baue, möchte ich hier nur noch einige Pimp-Vorschläge machen. An der Konstruktion lässt sich im Nachhinein nichts ändern. Und am MDF auch nichts. Drumherum könnte man jedoch noch einiges pimpen:
Piping, größere Gummifüsse, Einschlaggewinde für die Füsse und den Speaker, Metallecken und vielleicht noch ein Ledergriff. Das Toolexen jedoch ist sehr aufwendig, da die Rückwand fest mit der Box verleimt ist.
[h=1]Harley Benton G112 Lowend Unloaded[/h] [h=2]Gitarren Box[/h]
- Leergehäuse
- speziell konstruiertes Bassreflex Design für zusätzliche Bassfrequenzen
- deutlich größerer Sound als in regulären 1x12" Gehäusen
- geschlossenes Gehäuse
- Pappel Plywood Gehäuse
- 2 Phasen Öffnungen mit 80 mm Durchmesser
- Maße BHT: 550 x 440 x 305 mm
- Preis: vor einiger Zeit 89.-€, dann 149,00 € und heute (14.09.2013) 98.-€
Und die Box war sehr gut und sicher verpackt. Auch das gefällt mir.
Und bevor es jetzt losgeht, noch mal zur Erinnerung:
Ein User hat die Fragestellung aufgeworfen, ob das eine Thiele-Box sei. Thomann hat dies so nicht angepriesen, sondern als speziell konstruiertes Bassreflex Design bezeichnet. Jetzt möchte ich doch wissen, ob und welche Parallelen und/oder Unterschiede es zur klassischen TL-806 Box gibt.
Und es handelt sich hierbei preislich um eine Bassreflex-Leerbox (149,00 €) im unteren Preissegment, wenn man beispielsweise als Vergleichspreis das Angebot vom Thieleboxshop zu rate zieht (289,.€).
Jetzt aber mal ausgepackt:. Oooh, ein 18-seitiges Manual. Sogar zwei (deutsch + englisch separat). Das finde ich aber sehr spannend. Was mag da wohl an Bedienungshinweisen für eine leere 1x12 Box drinstehen? Okay, erst mal 10 Seiten mit Warnhinweisen: Also die Box nicht essen oder verschlucken, nicht anderen auf den Kopf hauen und ein Lagerfeuer auf der Box kann die Funktionalität der Box einschränken usw.. Okay, verstehe.
Dann findet man auf Seite 10 noch die Leistungsmerkmale:
- Eingang: 1x6,35-mm-Klinkenbuchse
- Leistung 100 Watt, 8 Ohm
- Halboffenes MDF-Gehäuse mit Tragegriff.
Äh? 100 Watt? 8 Ohm? Das ist mir bei einem Leergehäuse nicht ganz klar. Ich würde in eine Bassreflexbox wie z.B. eine TL-806 Box einen Electro Voice evm 12L (200 Watt) oder einen Eminence Delta Pro 12 (400 Watt) einbauen. Warum also 100 Watt? Bei mehr fliegt die Box auseinander, oder was? Und warum 8 Ohm? Naja, Papier ist geduldig. Auf Seite 12 findet sich dann noch folgender Hinweis:
"Die RMS-Ausgangsleistung des Verstärkers sollte 50% über der Belastbarkeit der angeschlossenen Lautsprecher liegen." Über die Aussage muss ich mal nachdenken.
Erster Eindruck:
Was als erstes auffällt ist: Die Innenmaße entsprechen nicht denen einer Thiele-Box.
HB Lowend: ca. 49x35x25cm (BxHxT)=> ca. 43 l Rauminhalt.
TL-806: ca. 33x41,5x28cm (BxHxT) => 38 l Rauminhalt.
Ansonsten: Chick! Klassisches schwarzes Toolex, sauber verarbeitet und nicht hochglänzend. Das Toolex ist kein Heavy-Duty-Toolex, sondern eher dünn. Vorne silber-schwarze Frontbespannung. Auf Piping wurde verzichtet. Leider wirft die Bespannung etwas Falten. Und da der Bespannstoff aus Kunststoff ist, wird sich der auch nicht von selber wieder glätten z.B. durch die Abnahme der Feuchtigkeit. Bei Wienerkorbgeflecht aus Naturmaterial hätte ich da noch Hoffnung
Die Schutzecken sind aus Kunststoff statt aus Metal. Für den harten Roadeinsatz nicht so zu empfehlen; für die Nutzung in der heimischen Musikecke oder im Studio reicht das aber allemal aus. Das machen manche andere Hersteller auch so. Was mir an den Schutzecken gefällt ist, dass sie etwas matt und dicker sind. Aus der Ferne erinnert das an Echt-Leder-Ecken. Das ist okay.
Vier Gummi-Füsse drunter. Okay, die hätten etwas größer ausfallen können, denn die Box wird, wenn sie bestückt ist, nicht leicht werden. Ca. 25x15mm und an der Spitze noch weniger. Die bohren sich dann ganz lecker in den Perser rein und hinterlassen schöne Abdrücke. Schön wäre auch gewesen, wenn hier Schraubgewinde verbaut wären. So wird mir einfachen Holzschrauben gearbeitet. Sollte man also in die Verlegenheit kommen, die Füsse öfter mal abzuschrauben, werden irgendwann die Bohrlöcher keinen Halt mehr für die Schrauben bieten können.
Der Griff scheint sehr solide zu sein. Natürlich kein Adam-Hall Naturledergriff, aber das haben wir bei dem Preis auch nicht erwartet. Mal sehen, wie er sich macht, wenn ein fetter Speaker drin ist (denn ein evm 12l oder Eminence Delta Pro ist so mit das Schwerste, was es so im 12 Zoll Gitarrenspeakerbereich gibt). Da kommen noch mal gut 7 KG Gewicht hinzu.
Und hinten eine Klinkenanschlussbuchse, eingeschraubt auf ein rundes Anschlussterminal. Das Anschlusspaneel ist versenkt; das ist sehr gut.
Leider nicht tief genug, so dass das Gewinde der Anschlussbuchse heraus steht. Das ist gar nicht gut. Da scheuert es beim Tragen. Auch hier gilt natürlich, wenn die Box nur irgendwo rumsteht, ist es egal. Dennoch stört mich das, weil ich nicht verstehe, warum man sich schon die Mühe macht, das Buchsenblech zu versenken, ohne das die Buchse minimal bündig zum Korpus steht. Hier sollte man noch mal nacharbeiten. Das Gewinde der Buchse könnte beim Tragen schöne Verzierungen am äußeren Kniegelenk hinterlassen.
Und an dieser Stelle möchte ich nur kurz erwähnen, dass ich beim Boxenbau eigentlich Speakonbuchsen- und stecker sinnvoller finde. Das ist aber keine Kritik an den Hersteller, denn (leider) verwenden fast alle Firmen Klinke. Warum auch immer...
Innenansichten:
So, nun machen wir die Box mal auf. Wer das noch nicht gemacht hat, wird sich jetzt fragen: Ja wie denn? Nirgends Schrauben. Die Rückwand ist fest mit der Box verbunden. Vorne ist nix. Das Frontgitter wird mit Klett eingeklebt. Das mutet im ersten Moment vielleicht etwas improvisiert an, aber es funktioniert und ist praktikabel. Und der Zusammenbau geht schnell. Simplyfy!
Etwas tricky geht es aber zu, wenn man das Geflecht abnehmen will. Schraubenzieher in den Spalt zwischen Korpus und Bespannungsrahmen gedrückt und raushebeln. Uups! Hier drohen erste Beschädigung am Toolex. Der Spalt ist nicht breit genug, um etwas Vernünftiges zwischen zu schieben, um den Toolex zu schützen. Also immer schön vorsichtig.
So, das Ding ist ab und ich sehe...KEINE Thielebox-Konstruktion. Ein Speakerausschnitt und zwei runde Reflexöffnungen mit einer Röhrenverlängerung (Durchmesser ca. 68 mm, Länge 65mm). Dahinter nichts als leere Box; also keine aufwendigen Queerstreben, Rahmen im Rahmen, Reflexkanäle etc..
Somit ist die ursprüngliche Frage im Thread beantwortet:
DAS IST KEINE THIELEBOX! Punkt.
Ob es eine wirksame Bassreflexbox ist, wird sich noch herausstellen. Die Konstruktion ist jedoch auf Bassreflex ausgelegt. Die Bässe reflektieren u.a. an der Rückwand (und deshalb macht es wenig Sinn, Thieleboxen mit Dämmmaterial zu versehen) und der Schalldruck sucht sich den einfachsten Weg nach draußen. Das sollte im Idealfall gebündelt an den entsprechend Reflexöffnungen stattfinden.
Was mich etwas irritiert ist, das die Ecken nur teilweise mit Leisten verstärkt wurden. Zur Erinnerung: Eine Bassreflexbox ist am wirkungsvollsten, wenn sie absolut dicht ist, damit der Schalldruck ausschließlich über die Reflexöffnungen austreten kann. Ob die Box wirklich dicht ist, kann ich nicht beurteilen. Minimal hätte man zugunsten der Dichtigkeit alle Eckleisten durchgängig verleimen können.
Über das verwendete Material kann ich nur spekulieren. Die Speakerträgerplatte ist ein Mehrschichtholz (multiplex). Das ist okay. Die Boxenwände hingegen bestehen aus MDF. Es wirkt wie Presspan und wird als Pappel Plywood bezeichnet. Davon bin ich kein Fan. Aber es funktioniert und ist preisgünstig.
Montage des Speakers
Leider gibt es an der Speakerträgerplatte keine Schraubgewinde. Schade. Also entweder rüstet man die nach (was im zusammengebauten Zustand schwierig ist, da z.B. Einschlaggewindehülsen auf die Rückseite der Trägerplatte angebracht werden) oder man arbeitet mit einfachen Holzschrauben. Das kostet mich innere Überwindung. Aber was soll´s - einen Speaker brauchen wir ja.
Ich montiere also einen Electro Voice evm 12L; quasi den gleichen den ich in der Thiele-Referenz-Box verwende. Ich habe mal kurz einen Eminence Delta Pro verwendet. Das hat aber keinen Sinn gemacht, denn um vergleichen zu können, sollten es zum Einen die gleichen Speaker sein und zum Anderen war der Eminence nagelneu und nicht eingespielt.
Also Boxenkabel anlöten und Speaker reinschrauben, ab in den Proberaum und jetzt mal Butter bei die Fische.
Soundcheck:
Ich habe die Box und zum Vergleich eine TL-806 in der originalen Bauweise an einen Mesa Boogie Caliber 50+ gehängt.
Beim ersten Soundcheck fällt deutlich eine unterschiedliche Soundcharakteristik auf. Die Lowend hört sich bauchiger und mittenbetonter an. Die Thiele hingegen etwas präziser und definierter.
Und genau an diesem Punkt wird es für mich als Berichterstatter aus unterschiedlichen Gründen sehr schwierig. Ich bin sehr bemüht, objektiv meine Eindrücke zu schildern. Aus zwei Gründen jedoch bin ich befangen und möchte dies hier auch nicht verschweigen:
- Ich bin der "Vater" der im Vergleich verwendeten TL-806 und bin von der Leistung der Thiele absolut überzeugt.
- Ich bin kein Toningenieur und verfüge nicht ausreichen über die notwendige Technik und das KnowHow, um hier einen ultimativen Vergleichstest anzubieten.
Und um es dennoch objektiver zu machen, habe ich noch zwei Gitarristen gebeten, sich die Boxen anzuhören. Wir alle hatten den selben Eindruck: Die Lowend ist mittenbetonter mit leichtem Hang zum Mulmen. Es klingt, als wäre eine Decke auf der Box. Und die Thiele klingt offener mit definierten Höhen, aber auch einem fetten Punsch im mittleren bis unteren Bassbereich.
Gerne hätte ich diesen Soundvergleich in Form eines Diagramms dargestellt; es fehlt mir jedoch ein aussagekräftiges Analyseprogramm.
Es gibt ja Boxenbau- und Analyseprogramme, bei denen man die unterschiedlichen Parameter (Raumvolumen, Reflexöffnungsgröße, Treiber, etc.) eingeben und Leistungskurven in den einzelnen Frequenzbereichen generieren kann. Das steht mir leider nicht zur Verfügung, so dass ich mich einzig auf meine Ohren und die Meinung anderer Musiker verlassen kann.
Resümee:
Die zwei Boxen sind beides 1x12 Zoll Boxen mit einer Bassreflexkonstruktion. Die Konstruktionen sind jedoch völlig unterschiedlich. Und beide Boxen habe eine eigene Soundcharakteristik.
Preise, verwendete Materialien und Bauaufwand sind extrem unterschiedlich. Thomann bietet die Lowend momentan für 98.- € an. Das ist ein beachtlicher Kampfpreis, den man nur schwer unterbieten kann. Für diesen Preis muss man aber Zugeständnisse machen. Billigere Materialien und schlichtere Konstruktion.
Wen das nicht stört, sollte diese Box mal ausprobieren.
Wer aber eine 4x12 Zoll Box überpunchen will, und das vermögen Thieleboxen ohne zu übersteuern, dem rate ich ab. Da wird die Lowend schnell undefiniert und neigt im Mittenbereich zu matschen.
Optimierungsvorschläge:
Und da ich ja ganz gerne Boxen und Chassis baue, möchte ich hier nur noch einige Pimp-Vorschläge machen. An der Konstruktion lässt sich im Nachhinein nichts ändern. Und am MDF auch nichts. Drumherum könnte man jedoch noch einiges pimpen:
Piping, größere Gummifüsse, Einschlaggewinde für die Füsse und den Speaker, Metallecken und vielleicht noch ein Ledergriff. Das Toolexen jedoch ist sehr aufwendig, da die Rückwand fest mit der Box verleimt ist.
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