SADIC
Registrierter Benutzer
So, Nummer 3 und somit das letzte Review nicht mehr erhältlicher Gitarren.
Edit.: So, Bilder von sauberer Gitarre eingefügt.
Obwohl man im Blitzlicht auf schwarzen Gitarren IMMER Dreck sieht...
Vorgeschichte:
Meine damalige Band hatte das Tuning mit der Zeit auf Standard B umgestellt. Erst eine Gitarre, dann zog der Bass nach. Ich wehrte mich noch lange. Warum 7 Saiten wenn ich noch nicht einmal Sechs davon perfekt beherrsche? Letztendlich ließ ich mich dann doch breitschlagen.
In meinem Hinterkopf regte sich die Erinnerung, dass schon damals, als ich meine erste Gitarre kaufte, in meinem Stammladen eine 7-Saiter hing. Also machte ich mich an einem freien Tag auf den Weg.
Im Laden empfing mich eine schwarze Gitarre unter einer ansehnlichen Staubschicht. Einige würden so ein Instrument nicht kaufen oder einen Laden nicht besuchen, in welchem die Gitarren so einstauben. Was soll ich sagen, zwischen verstaubten Instrumenten hat man das gleiche Gefühl wie in einer alten Bibliothek. Und in den Reihen vergangener Serien fühlt sich ein erfolgreicher Fund noch viel besser an.
Aber ich nehme zu viel vorweg. Mit der schwarzen Unbekannten verzog ich mich in die Anspielecke. Ein emsiger Verkäufer brachte mir einen Engl Screamer zum Testen und so konnte es beginnen.
Technische Daten:
Korpus: Mahagoni
Hals: Ahorn, Set-Neck
Griffbrett: Rosewood
Bünde: 24, X-Jumbo
Mensur: 26,5"
Tonabnehmer: Seymour Duncan '59 & JB (H-H)
Mechaniken: Grover
Brücke: Tonepros Lic. T.O.M. mit String through Body
Leider spiegelt die Lackierung immer so, dass man keine guten Bilder vom Hals-Korpus-Übergang schießen kann...
Verarbeitung:
Hergestellt wurde diese Gitarre in Korea im Jahre 2004. Für mich riecht das sehr nach Cort-Fabrik, aber die Seriennummer ist nicht entschlüsselbar. Hin oder her, die Koreaner liefern ein sehr ordentliches Instrument ab.
Mechanik, Binding, Bünde, Lackierung, ich kann keinen Fehler finden. Der Lack hat in den Jahren schon ein paar Mikrokratzer bekommen, aber ich denke ich bin auch nicht der erste der diese Gitarre angespielt hat. Die Tuner von Grover arbeiten sehr genau und passen wunderbar zum Graphit-Sattel, zusammen resultiert daraus eine sehr gute Stimmstabilität.
Zwei Dinge gibt es zu beanstanden: Die Beschichtung der Brücke gab nach einer Woche meinem Handschweiß nach und entfernte sich unabgemeldet. (Zumindest an der Handauflage-Ecke.) Das mag allerdings hauptsächlich am Alter und meinem Schweiß liegen. Das zweite: Das Volumenpoti eiert beim drehen.
Bespielbarkeit:
Die Brücke liegt hier sehr hoch. Nicht, weil die Saitenlage so hoch ist, sondern wegen des Einsatzwinkels des Halses. Als Folge davon muss man sich erst an die Haltung der Anschlagshand gewöhnen und, wichtiger, bekommt man den Bridge-Tonabnehmer nicht so nah an die Saiten wie bei anderen Gitarren. Das ist aber nicht so schlimm, da der Sound bei geringerem Abstand eher schlechter als besser wird.
Auf der Rückseite der Gitarre prangte ein Aufkleber. "Eingestellt in den USA." Merkt man das? Ja, die Intonation und Saitenlage ist sehr genau justiert und macht ab Werk bereits sehr viel Freude. Aber Moment, wir haben hier eine 7-Saiter! Wie sieht es mit dem Hals aus? Breit, dick, schwer. Das Griffbrett erinnert eher an eine Konzert- als eine E-Gitarre, einzig etwas dünner ist es. Trotz allem fällt das spielen auf darauf erstaunlich leicht und selbst jemand mit kleinen Fingern hat hier keine Probleme. Die Erreichbarkeit aller Bünde ist aufgrund des eingeleimten Halses und vor allem der Form desselben sehr gut. Allerdings ist dieser massive Ahorn-Prügel sehr dominant gegenüber dem Korpus, sodass eine gewisse Kopflastigkeit mit einem guten Gurt ausgeglichen werden muss.
Sound:
Den Schecter 7-Saitern wird ein relativ knurriger Sound nachgesagt. Ob es stimmt kann ich nicht sagen, da mit der Vergleich fehlt, aber eins ist sicher: Der Sound ist speziell. Und mit speziell meine ich: Diese Gitarre will Verzerrung! Schreien, Kratzen, Fauchen, aber bloß nicht sanft säuseln. Das Klangbild betont vor allem Hochmitten und ergibt einen aggressiven schneidigen Zerrsound der sich erprobter Maßen sehr gut durchsetzt.
Schaltet man jedoch auf Clean und versucht auf dem Steg-PU zu spielen bestraft die Gitarre den Spieler mit einem quackenden Sound bei dem "nicht schön" noch untertrieben ist. Der Halsabnehmer macht das schon besser, ist aber trotzdem noch weit von einem tollen Kristall-Clean entfernt. Der Fender-Strat-Sound liegt für diese Gitarre so weit hinter dem Horizont, dass sie ihn gar nicht kennen kann. Aber braucht sie das?
Was also tun, wenn man doch mal sanfte Akkorde spielen möchte? Das Zauberwort heißt Splitting. Sowohl als als auch Steg-Abnehmer lassen sich als Single-Coils betreiben und machen den Clean-Sound so deutlich schöner. Allerdings ist der Lautstärkeunterschied zu groß, um Humbucker + Verzerrt und Single-Coil und Clean nebeneinander nutzen zu können.
Crunch? Näääää! Kenn 'mer net, wolln 'mer net.
Fazit:
Diese Gitarre hat ein Ziel, was man ihr schon optisch ansieht: Metal. Alles ist ausgelegt, um selbst auf Standard B oder tiefer definiert und sauber zu klingen. Und das kann sie richtig gut. Druckvoll, hart und tight. Andere Sounds sind möglich, aber auch wenn das gut klingen kann ist ihr Jagdrevier doch deutlich abgesteckt.
Man muss den Soundcharakter mögen, eine andere Einschränkung gibt es für diese Gitarre aber nicht. Wer den puren Strat-Sound will kauft ja auch keine Les Paul.
+ Bespielbarkeit
+ Verarbeitung
o eigener Sound / kein Allrounder
- Clean-Sound
Danke fürs Lesen
Mfg Sadic
Edit.: So, Bilder von sauberer Gitarre eingefügt.
Obwohl man im Blitzlicht auf schwarzen Gitarren IMMER Dreck sieht...Vorgeschichte:
Meine damalige Band hatte das Tuning mit der Zeit auf Standard B umgestellt. Erst eine Gitarre, dann zog der Bass nach. Ich wehrte mich noch lange. Warum 7 Saiten wenn ich noch nicht einmal Sechs davon perfekt beherrsche? Letztendlich ließ ich mich dann doch breitschlagen.
In meinem Hinterkopf regte sich die Erinnerung, dass schon damals, als ich meine erste Gitarre kaufte, in meinem Stammladen eine 7-Saiter hing. Also machte ich mich an einem freien Tag auf den Weg.
Im Laden empfing mich eine schwarze Gitarre unter einer ansehnlichen Staubschicht. Einige würden so ein Instrument nicht kaufen oder einen Laden nicht besuchen, in welchem die Gitarren so einstauben. Was soll ich sagen, zwischen verstaubten Instrumenten hat man das gleiche Gefühl wie in einer alten Bibliothek. Und in den Reihen vergangener Serien fühlt sich ein erfolgreicher Fund noch viel besser an.
Aber ich nehme zu viel vorweg. Mit der schwarzen Unbekannten verzog ich mich in die Anspielecke. Ein emsiger Verkäufer brachte mir einen Engl Screamer zum Testen und so konnte es beginnen.
Technische Daten:
Korpus: Mahagoni
Hals: Ahorn, Set-Neck
Griffbrett: Rosewood
Bünde: 24, X-Jumbo
Mensur: 26,5"
Tonabnehmer: Seymour Duncan '59 & JB (H-H)
Mechaniken: Grover
Brücke: Tonepros Lic. T.O.M. mit String through Body
Leider spiegelt die Lackierung immer so, dass man keine guten Bilder vom Hals-Korpus-Übergang schießen kann...
Verarbeitung:
Hergestellt wurde diese Gitarre in Korea im Jahre 2004. Für mich riecht das sehr nach Cort-Fabrik, aber die Seriennummer ist nicht entschlüsselbar. Hin oder her, die Koreaner liefern ein sehr ordentliches Instrument ab.
Mechanik, Binding, Bünde, Lackierung, ich kann keinen Fehler finden. Der Lack hat in den Jahren schon ein paar Mikrokratzer bekommen, aber ich denke ich bin auch nicht der erste der diese Gitarre angespielt hat. Die Tuner von Grover arbeiten sehr genau und passen wunderbar zum Graphit-Sattel, zusammen resultiert daraus eine sehr gute Stimmstabilität.
Zwei Dinge gibt es zu beanstanden: Die Beschichtung der Brücke gab nach einer Woche meinem Handschweiß nach und entfernte sich unabgemeldet. (Zumindest an der Handauflage-Ecke.) Das mag allerdings hauptsächlich am Alter und meinem Schweiß liegen. Das zweite: Das Volumenpoti eiert beim drehen.
Bespielbarkeit:
Die Brücke liegt hier sehr hoch. Nicht, weil die Saitenlage so hoch ist, sondern wegen des Einsatzwinkels des Halses. Als Folge davon muss man sich erst an die Haltung der Anschlagshand gewöhnen und, wichtiger, bekommt man den Bridge-Tonabnehmer nicht so nah an die Saiten wie bei anderen Gitarren. Das ist aber nicht so schlimm, da der Sound bei geringerem Abstand eher schlechter als besser wird.
Auf der Rückseite der Gitarre prangte ein Aufkleber. "Eingestellt in den USA." Merkt man das? Ja, die Intonation und Saitenlage ist sehr genau justiert und macht ab Werk bereits sehr viel Freude. Aber Moment, wir haben hier eine 7-Saiter! Wie sieht es mit dem Hals aus? Breit, dick, schwer. Das Griffbrett erinnert eher an eine Konzert- als eine E-Gitarre, einzig etwas dünner ist es. Trotz allem fällt das spielen auf darauf erstaunlich leicht und selbst jemand mit kleinen Fingern hat hier keine Probleme. Die Erreichbarkeit aller Bünde ist aufgrund des eingeleimten Halses und vor allem der Form desselben sehr gut. Allerdings ist dieser massive Ahorn-Prügel sehr dominant gegenüber dem Korpus, sodass eine gewisse Kopflastigkeit mit einem guten Gurt ausgeglichen werden muss.
Sound:
Den Schecter 7-Saitern wird ein relativ knurriger Sound nachgesagt. Ob es stimmt kann ich nicht sagen, da mit der Vergleich fehlt, aber eins ist sicher: Der Sound ist speziell. Und mit speziell meine ich: Diese Gitarre will Verzerrung! Schreien, Kratzen, Fauchen, aber bloß nicht sanft säuseln. Das Klangbild betont vor allem Hochmitten und ergibt einen aggressiven schneidigen Zerrsound der sich erprobter Maßen sehr gut durchsetzt.
Schaltet man jedoch auf Clean und versucht auf dem Steg-PU zu spielen bestraft die Gitarre den Spieler mit einem quackenden Sound bei dem "nicht schön" noch untertrieben ist. Der Halsabnehmer macht das schon besser, ist aber trotzdem noch weit von einem tollen Kristall-Clean entfernt. Der Fender-Strat-Sound liegt für diese Gitarre so weit hinter dem Horizont, dass sie ihn gar nicht kennen kann. Aber braucht sie das?
Was also tun, wenn man doch mal sanfte Akkorde spielen möchte? Das Zauberwort heißt Splitting. Sowohl als als auch Steg-Abnehmer lassen sich als Single-Coils betreiben und machen den Clean-Sound so deutlich schöner. Allerdings ist der Lautstärkeunterschied zu groß, um Humbucker + Verzerrt und Single-Coil und Clean nebeneinander nutzen zu können.
Crunch? Näääää! Kenn 'mer net, wolln 'mer net.
Fazit:
Diese Gitarre hat ein Ziel, was man ihr schon optisch ansieht: Metal. Alles ist ausgelegt, um selbst auf Standard B oder tiefer definiert und sauber zu klingen. Und das kann sie richtig gut. Druckvoll, hart und tight. Andere Sounds sind möglich, aber auch wenn das gut klingen kann ist ihr Jagdrevier doch deutlich abgesteckt.
Man muss den Soundcharakter mögen, eine andere Einschränkung gibt es für diese Gitarre aber nicht. Wer den puren Strat-Sound will kauft ja auch keine Les Paul.
+ Bespielbarkeit
+ Verarbeitung
o eigener Sound / kein Allrounder
- Clean-Sound
Danke fürs Lesen
Mfg Sadic
- Eigenschaft
Anhänge
Zuletzt bearbeitet:
