SADIC
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Sooo, schon lange wollte ich ein Review zu dieser Gitarre schreiben. Zeit hatte ich nur leider keine, und auch im Moment müsste ich mich auf eine Prüfung vorbereiten. Aber was solls.
Vorgeschichte:
Strats waren schon immer meine Favoriten. Ich hatte nie das Bedürfnis eine Les Paul zu besitzen, obwohl ich sie optisch sogar recht ansprechend fand. Was hat sich also geändert? Ehrliche Antwort? Nichts. Ich wollte einfach etwas Neues ausprobieren, ohne viel Geld auszugeben. Und so bestellte ich die Cort Classic Rock 250 vollkommen blind.
Technische Daten:
Korpus: Mahagoni mit geflammter Ahorn-Decke
Hals: Mahagoni, eingeleimt
Griffbrett: Rosewood
Bünde: 22, Jumbo
Mensur: 24,75"
Tonabnehmer: CR2NS-F & CR2NS-R (H-H)
Mechaniken: Kluson-Style
Brücke: T.O.M. mit Stop-Tailpiece
Der Korpus ist übrigens etwas dünner als bei Epiphone & Gibson. Auf den Bildern ist sie ohne Schlagbrett zu sehen. Sieht bei dieser Lackierung einfach leckerer aus und Bilder mit Schlagbrett gibt es im Internet in Mengen.
Verarbeitung:
Eine Les Paul-Kopie für unter 300 €, wie sieht das aus? Auf den ersten Blick gut, aber genaueres Hinsehen offenbart Schwächen.
- unregelmäßig verarbeitete Mechaniken (die Flügel sind unterschiedlich weit draufgesteckt / -geleimt)
- keine allzu gute Stimmstabilität
- ein Kratzer im Halsbinding
- Korpus-Lackierung am Binding teils ungenau
- "Höhenunterschied" zwischen Binding und Holz am Korpus (an einer Stelle)
- Poti-Kappen nicht komplett aufgesteckt (ist schnell erledigt)
- Pickup-Rahmen schlecht geschnitten
Die Mechaniken ärgerten mich am meisten. Die Stimmstabilität hätte ich noch gelten lassen, aber ich fand sie zudem noch potthäßlich. Sie sollen optisch wie die Tuner der Gibson Les Paul aussehen, aber irgendjemand bei Cort schien der Meinung gewesen zu sein, das man sie der Individualität wegen ein wenig grünlich machen sollte. In Real sieht das dann aus, als hätte man weiße Vintage-Tuner 20 Jahre lang in Kotze eingelegt, sodass sie eine Mischung aus gelb und grün annahmen. Nach einigen Monaten wurden die Tuner dann kurzerhand durch Schaller mit Ebenholzflügeln ersetzt. (Nicht ohne leichtes aufbohren möglich!) Ein gleichzeitiges behandeln des Sattels mit Graphit räumte die letzten stimmlichen Probleme aus.
So manch einer wird jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, andere werden sich denken "Ich habs doch gesagt!". Mich persönlich haben die Verarbeitungsschwächen eher wenig angehoben. Der Grund ist einfach: Man sieh diese Dinge nicht sofort und sie schränken die Bespielbarkeit nicht ein. Und die Bespielbarkeit war eine Überraschung!
Bespielbarkeit:
Ich hatte selten eine Gitarre wo mir die Saiten ab Werk zu tief waren. Allerdings waren die Saiten der CR 250 nicht tief, sondern wirklich nur um Haaresbreite von den Bünden entfernt. Das kann nicht gehen? Geht doch, und sogar schnarrfrei.
Natürlich gibt es bei Gitarren in dem Preissegment Serienstreuungen, aber ich hab eine erwischt, deren Griffbrett kurz gesagt perfekt ist. Das gab den Ausschlag die Gitarre zu behalten, obgleich ich die Saiten trotzdem deutlich höher legte, da ich hier ab und zu ein Slide einsetzen wollte.
Ansonsten gibt es an einer LP wenig was einen stören könnte. Wer also mit einer TOM-Brücke klarkommt (manche können ja nur mit Floyd Rose ) sollte hier keinerlei Probleme haben.
Kopflastigkeit ist hier nur ein kleines Thema, denn eigentlich ist sie nicht kopflastig. Ihr Korpus ist nur zu leicht. Ich _vermute_ das am Korpus (irgendwo kommt der Preis ja her) eher billiges Mahagoni verwendet wurde. Meine KX-Custom, deren Korpus ähnlich dick und aus dem selben Material (Mahagoni + Ahorn-Decke) ist, ist doch bedeutend schwerer.
Sound:
Ein weiterer Punkt, der mich an dieser Gitarre sehr überrascht hat, aber fangen wir anders an. Bei einer Les Paul erwartet man vor allem eine Menge Kraft im tieffrequenten Bereich. Und hier merkt man den dünneren Korpus + das billige Mahagoni. Bässe sind da, mehr als bei einer Srat, aber nicht in LP-typischen Massen. Zweiter Punkt sind die Höhen. Sie sind da, aber nicht brilliant. Als hätte jemand grade bei der Frequenz, wo die Brillianz anfängt einen Low-Pass-Filter angesetzt.
Klingt von meiner Beschreibung her gar nicht so gut, oder?
Als ich die Gitarre das erste mal am Verstärker hatte ist mir nichts von alldem aufgefallen. Kabel rein, Verstärker an ... kurz und knapp: Oldschool. Diese Gitarre klingt einfach nicht modern, und das ist ihre Stärke. Metal und druckvolle Palm-Mutes kann man vergessen, bei sanfteren Sounds geht die Sonne auf. Der Bridge-PU klingt rockig-rotzig, der Hals-PU sanft und weich. Sie kann nicht viel, aber was sie kann umso besser. Klassischer Rock, Blues und Co sind hier die richtigen Jagdgefilde.
Weitere Schilderungen erspare ich mir hier, man muss diesen Sound ausprobieren.
Fazit:
Diese Gitarre ist billig, soundmäßig alles andere als ein Tausendsassa und die Verarbeitung ist nur mäßig. Abfall? Nein, ganz und gar nicht. Sie spielt sich gut und wenn man diesen altmodischen Sound will wird voll bedient. Zwar ist sie kein Meisterstück der Verarbeitungskunst, aber gerade deshalb ist sie ein perfektes Arbeitstier. Schrammen, Bier und harte Gigs steckt sie stoisch ein und der niedrige Preis lässt einen auch schneller über die neusten Kratzer hinwegsehen. Ich hab ihr grob gesagt in dem halben Jahr mehr angetan als allen meinen anderen Instrumenten zusammen, aber sie funktioniert unter allen Bedingungen tadellos. (Darauf beziehe ich mich unten bei Haltbarkeit.)
+ Bespielbarkeit
+ Altmodischer Rock- & Blues-Sound
+ Preis
+ Haltbar
o Kein Allround-Talent
- Verarbeitung
- Mechaniken (Optik und Stimmstabilität)
Empfehlenswert ist diese Gitarre für alle, die keinen modernen Metal-Sound aber dafür ein treues Arbeitstier suchen.
Mfg Sadic
Vorgeschichte:
Strats waren schon immer meine Favoriten. Ich hatte nie das Bedürfnis eine Les Paul zu besitzen, obwohl ich sie optisch sogar recht ansprechend fand. Was hat sich also geändert? Ehrliche Antwort? Nichts. Ich wollte einfach etwas Neues ausprobieren, ohne viel Geld auszugeben. Und so bestellte ich die Cort Classic Rock 250 vollkommen blind.
Technische Daten:
Korpus: Mahagoni mit geflammter Ahorn-Decke
Hals: Mahagoni, eingeleimt
Griffbrett: Rosewood
Bünde: 22, Jumbo
Mensur: 24,75"
Tonabnehmer: CR2NS-F & CR2NS-R (H-H)
Mechaniken: Kluson-Style
Brücke: T.O.M. mit Stop-Tailpiece
Der Korpus ist übrigens etwas dünner als bei Epiphone & Gibson. Auf den Bildern ist sie ohne Schlagbrett zu sehen. Sieht bei dieser Lackierung einfach leckerer aus und Bilder mit Schlagbrett gibt es im Internet in Mengen.
Verarbeitung:
Eine Les Paul-Kopie für unter 300 €, wie sieht das aus? Auf den ersten Blick gut, aber genaueres Hinsehen offenbart Schwächen.
- unregelmäßig verarbeitete Mechaniken (die Flügel sind unterschiedlich weit draufgesteckt / -geleimt)
- keine allzu gute Stimmstabilität
- ein Kratzer im Halsbinding
- Korpus-Lackierung am Binding teils ungenau
- "Höhenunterschied" zwischen Binding und Holz am Korpus (an einer Stelle)
- Poti-Kappen nicht komplett aufgesteckt (ist schnell erledigt)
- Pickup-Rahmen schlecht geschnitten
Die Mechaniken ärgerten mich am meisten. Die Stimmstabilität hätte ich noch gelten lassen, aber ich fand sie zudem noch potthäßlich. Sie sollen optisch wie die Tuner der Gibson Les Paul aussehen, aber irgendjemand bei Cort schien der Meinung gewesen zu sein, das man sie der Individualität wegen ein wenig grünlich machen sollte. In Real sieht das dann aus, als hätte man weiße Vintage-Tuner 20 Jahre lang in Kotze eingelegt, sodass sie eine Mischung aus gelb und grün annahmen. Nach einigen Monaten wurden die Tuner dann kurzerhand durch Schaller mit Ebenholzflügeln ersetzt. (Nicht ohne leichtes aufbohren möglich!) Ein gleichzeitiges behandeln des Sattels mit Graphit räumte die letzten stimmlichen Probleme aus.
So manch einer wird jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, andere werden sich denken "Ich habs doch gesagt!". Mich persönlich haben die Verarbeitungsschwächen eher wenig angehoben. Der Grund ist einfach: Man sieh diese Dinge nicht sofort und sie schränken die Bespielbarkeit nicht ein. Und die Bespielbarkeit war eine Überraschung!
Bespielbarkeit:
Ich hatte selten eine Gitarre wo mir die Saiten ab Werk zu tief waren. Allerdings waren die Saiten der CR 250 nicht tief, sondern wirklich nur um Haaresbreite von den Bünden entfernt. Das kann nicht gehen? Geht doch, und sogar schnarrfrei.
Natürlich gibt es bei Gitarren in dem Preissegment Serienstreuungen, aber ich hab eine erwischt, deren Griffbrett kurz gesagt perfekt ist. Das gab den Ausschlag die Gitarre zu behalten, obgleich ich die Saiten trotzdem deutlich höher legte, da ich hier ab und zu ein Slide einsetzen wollte.
Ansonsten gibt es an einer LP wenig was einen stören könnte. Wer also mit einer TOM-Brücke klarkommt (manche können ja nur mit Floyd Rose ) sollte hier keinerlei Probleme haben.
Kopflastigkeit ist hier nur ein kleines Thema, denn eigentlich ist sie nicht kopflastig. Ihr Korpus ist nur zu leicht. Ich _vermute_ das am Korpus (irgendwo kommt der Preis ja her) eher billiges Mahagoni verwendet wurde. Meine KX-Custom, deren Korpus ähnlich dick und aus dem selben Material (Mahagoni + Ahorn-Decke) ist, ist doch bedeutend schwerer.
Sound:
Ein weiterer Punkt, der mich an dieser Gitarre sehr überrascht hat, aber fangen wir anders an. Bei einer Les Paul erwartet man vor allem eine Menge Kraft im tieffrequenten Bereich. Und hier merkt man den dünneren Korpus + das billige Mahagoni. Bässe sind da, mehr als bei einer Srat, aber nicht in LP-typischen Massen. Zweiter Punkt sind die Höhen. Sie sind da, aber nicht brilliant. Als hätte jemand grade bei der Frequenz, wo die Brillianz anfängt einen Low-Pass-Filter angesetzt.
Klingt von meiner Beschreibung her gar nicht so gut, oder?
Als ich die Gitarre das erste mal am Verstärker hatte ist mir nichts von alldem aufgefallen. Kabel rein, Verstärker an ... kurz und knapp: Oldschool. Diese Gitarre klingt einfach nicht modern, und das ist ihre Stärke. Metal und druckvolle Palm-Mutes kann man vergessen, bei sanfteren Sounds geht die Sonne auf. Der Bridge-PU klingt rockig-rotzig, der Hals-PU sanft und weich. Sie kann nicht viel, aber was sie kann umso besser. Klassischer Rock, Blues und Co sind hier die richtigen Jagdgefilde.
Weitere Schilderungen erspare ich mir hier, man muss diesen Sound ausprobieren.
Fazit:
Diese Gitarre ist billig, soundmäßig alles andere als ein Tausendsassa und die Verarbeitung ist nur mäßig. Abfall? Nein, ganz und gar nicht. Sie spielt sich gut und wenn man diesen altmodischen Sound will wird voll bedient. Zwar ist sie kein Meisterstück der Verarbeitungskunst, aber gerade deshalb ist sie ein perfektes Arbeitstier. Schrammen, Bier und harte Gigs steckt sie stoisch ein und der niedrige Preis lässt einen auch schneller über die neusten Kratzer hinwegsehen. Ich hab ihr grob gesagt in dem halben Jahr mehr angetan als allen meinen anderen Instrumenten zusammen, aber sie funktioniert unter allen Bedingungen tadellos. (Darauf beziehe ich mich unten bei Haltbarkeit.)
+ Bespielbarkeit
+ Altmodischer Rock- & Blues-Sound
+ Preis
+ Haltbar
o Kein Allround-Talent
- Verarbeitung
- Mechaniken (Optik und Stimmstabilität)
Empfehlenswert ist diese Gitarre für alle, die keinen modernen Metal-Sound aber dafür ein treues Arbeitstier suchen.
Mfg Sadic
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