Switchheero
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Review Jet City JCA50H (designed by Soldano)
Hallo Musiker-Gemeinde,
Die Jet City Amps erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, was leider durch den derzeit vorherschenden Lieferengpass negativ getrübt wird. Da ich noch eines der letzten "Schnäppchen" im Sommer letzten Jahres ergattern konnte und sich hoffentlich neue Jet Citizens finden lassen, sobald die Amps wieder lieferbar sind, möchte ich ein kleines Review zur Entscheidungsfindung schreiben.
Zur Vorgeschichte:
Ich habe Anfang des Jahres meinen Vorsatz eine Band zu finden, da ich seit vielen Jahren nur zu Hause geübt habe, weil ich, sobald ich mit Musikern spiele, flexibel und zuverlässig einsetzbar sein wollte, prompt Ende Januar erfüllen können. Zu den ersten Proben im großen Bunkerproberaum brachte ich mein Heimset-Up, bestehend aus einem Blackheart BH15H, der passenden 1x12" Box und meinem Effektboard mit. Spielen tue ich seit langem meine geliebte Gibson Les Paul. Der Sound des Sets ist toll, aber schnell wurde mir klar, dass ich zwar laut genug, aber nicht durchsetzungsfähig war, was hauptsächlich an der kleinen Box lag. Zur Abhilfe kaufte ich mir eine Tube Town 4x12 mit Eminence Speakern. Siehe da, der Amp lieferte mir mit seinen 15 Watt locker Proberaums und Giglautstärke. Zufrieden war ich aber immer noch nicht, da ich jedes Mal mein Equipment bis in den dritten Stock schleppen musste.
Zum Geburtstag wollten mir meine Eltern dann ein Top kaufen, welches permanent im Proberaum auf meiner TT Box stehen sollte. Ich habe viel im Netz gelesen, Youtube Videos geschaut und mir den Kopf zerbrochen, welches Top mich denn interessieren könnte, denn unserer örtlicher Musikladen, hat nur eine kleine Auswahl und die richtet sich eher an Anfänger oder gut betuchte Musiker. Ich habe gehofft, durch die Internet Recherche einen Geheimtipp zu finden.
Als ich mich dann endlich entschieden hatte, bin ich durch Zufall auf das Angebot der Jet City Amps gestoßen. 50 Watt, gute Bewertungen und ordentlich klingende Youtube Videos gaben dann den spontanen Anlass mich neu zu entscheiden. Der Amp wurde bestellt und ich konnte ihn kurz darauf zu Hause und im Proberaum testen.
Verarbeitung:
Der Amp ist meines Erachtens gut verarbeitet. Ich bin kein Techniker und kann nur das beurteilen, was ich in der Hand habe, sehen und hören kann. Technische Details oder die Materialauswahl kann ich nur an der Haptik und nicht an der Effektivität bewerten.
Der Amp wiegt knapp 20KG und fühlt sich stabil an. Optisch ist er sehr minimalistisch, auch etwas spezieller wie ich finde und eventuell nicht jedermanns Geschmack. Ich kann mit dem Design aber gut leben und das Logo finde ich toll. Die Potis drehen sehr zuverlässig und mit gutem Widerstand. Die Buchsen klappern nicht und auch sonst wackelte nichts oder war fahrlässig angebracht. Lediglich die Mutter am FX Loop Send, löste sich nach einigen Proben etwas, ließ sich aber leicht wieder festdrehen. Der mitgelieferte Fusschalter ist sehr robust, schwer für seine Größe und liefert einen guten Druckpunkt und Kontrolle, dank der hellen blauen LED. Am Amp selbst kann man leider nicht den Kanal wechseln. Warum das so ist, weiß ich nicht. Dies ist jedenfalls nicht gut gelöst.
Eins vorweg: die Amps, vom kleinen 20H bis hin zum 100H/HDM lassen sich optisch und technisch wunderbar Modden. Man kann über die Kombination verschiedener Röhren, dem leichten tauschen von Kondensatoren und Widerständen schnell den Sound nach eigenem Geschmack verändern.
Sogar an der Optik ist mit wenigen Handgriffen einiges gemacht und die Mods sehen echt toll aus. Hierzu empfehle ich mal die Jet City Facebook Seite zu besuchen.
Ich habe nach ca. 3 Monaten den Amp zusammen mit unserm Bassist und Techniker mal aufgeschraubt, die Röhren ausgetauscht und ein paar Widerstände gewechselt. Dazu aber später.
Als kleinen Kritikpunkt möchte ich noch das Tolex aufführen. An meinem Blackheart ist es schön grob, dick und grifffest. Beim Jet City dagegen eher flach, mit feinen Einkerbungen und ein bisschen rutschig. Das gefällt mir nicht so gut. Ist aber wohl auch eher Geschmacksache und lässt sich beheben.
Zur Info einmal die Feature Liste von der Jet City Homepage:
· Channels:Normal and Overdrive, foot-switchable with included footswitch
· Controls: Normal and Overdrive Gain, Bass, Middle, Treble, Normal and Overdrive Masters, Presence
· Effects Loop: Tube-Buffered Serial
· Footswitch: Normal/Overdrive channel footswitch, included.
· Tubes: 5x 12AX7 Preamp / 2x 6L6 Power
· Cabinetry: Multi-ply, void-free hardwood
· Chassis: 16 gauge, cold-rolled steel
· Output Power: 50 watts into 16 ohm or 2x 8 ohm speaker outputs
· Input Power: Multi-tapped power transformer at 100v/120v/220v/240v and standard IEC connector
· DIMS: 9.5″Hx9.5″Dx25″D
· Weight: 40lbs net
Sound:
Zum Sound VOR meiner kleinen Modifikation kann ich nur sagen, er klingt natürlich deutlich besser als es irgendein Youtube Video anpreisen konnte.
Der Clean/Normal Kanal ist sehr warm, voll und hat ein sehr gutes Attack. Er cruncht schnell und liefert dann ein richtig britisches Rockbrett. Man kann mit dem Volumepoti wunderbar zwischen Brett und sanften cleanen Sounds variieren. Ich nutze den Kanal komplett Clean. Mit der Paula ist es ein sehr runder, sanfter und warmer Ton. Ich mag die fenderartigen Cleansounds nicht sehr. Hier gibt es keine übertriebenen Höhen. Eher präsente Mitten, ordentliche Bass, die es zu dosieren gilt und ein sanftes Höhenbild. Mit einem Mod kann man den Kanal noch anpassen und zu einem reinen Cleankanal umbauen.
Der Overdrive Kanal bietet Punch, Druck, und ein Growl das es eine Freude ist. Er klingt sehr nach Marshall, wenn man diesem den letzten Tritt gibt. Der Normal Kanal bietet alles von Clean bis Rock, der Overdrive Kanal dann alle Sounds von Rock bis Metal. Am Stegpickup erhält man ein erstklassiges Rhythmusbrett und am Hals einen perligen, klaren und extrem Sustainreichen Leadton. Hier ist wirklich Action angesagt. Wir spielen eine Mischung aus Rock, Punk, Hardcore und Metalelementen und der Amp klingt hierfür einfach richtig. Aber selbst, mit gezügeltem Overdrive Kanal und etwas Gefühl für das Volumenpoti im Normal Kanal macht den Amp flexibel für Indie, Pop, Punk oder sonstige Rockmusik. Lediglich ganz sanfte Sachen, sei es Blues oder Funk würde ich weniger empfehlen. Aber wer Soldano kauft möchte auch Soldano erhalten.
Zum Vergleich: unser Zweitgitarrist hat einen ENGL Powerball II mit 100 W. Ich spiele meinen JCA50H auf Volume 2.5 von 10 und der ENGL hat kaum eine Chance sich durchzusetzen. Dieser klingt auch echt langweilig, glatt gebügelt und charakterlos im Vergleich zu dem britischen JCA50H. Ich würde niemals tauschen. Eher die 1800€ des ENGL in ein neues Jet City Set investieren.
Zu bemängeln hatte ich aber häufig, dass der Amp "furzte". Die Bässe waren etwas fisselig, genauso die Höhen. Mit etwas recherche findet man aber schnell heraus, dass die Amps zwar mit hochwertigen und in höheren Preisklassen seltener anzutreffenden Bauteilen bestückt ist, aber die Röhren leider eher schlecht als recht sind. Palmmutes waren im Overdrive Kanal leider nicht präzise genug, sondern hatten halt ein sehr schwammiges Bassfundament und ein nerviges fuzzeln. Oft hilft aber auch eine Optimierung des Bias. Dies könnte auch besser von Werk aus eingestellt sein.
Dies war der Grund mal die Vorstufen Röhren zu wechseln und mal zu schauen, welche der zahlreichen Änderungen Abhilfe schaffen könnte.
Getauscht wurden die Vorstufenröhren V1, V2, V3 und zwei Widerstände.
Der Sound NACH der wirklich kleinen Änderung:
Der Cleankanal ist noch eine Spur wärmer geworden, hat noch mehr Attack und Sustain. Ich brauche keinen Kompressor, um knallige Cleansounds zu bekommen. Perfekt für Ambient Rock oder perkussive Cleansounds. Mit Fingerspitzengefühl lassen sich aber auch ganz sanfte und weiche Töne erzeugen. Der Amp ist noch Anschlagsdynamischer geworden, als er vorher schon war.
Im Overdrive Kanal habe ich keine brizzeligen Höhen mehr. (Ich habe aber auch im Vergleich zu anderen Gitarristen einen sehr warmen, bassigen und mittenbetonten Sound. Höhen drehe ich weit zurück). Der Bass ist endlich dort, wo er auch bei rhythmischen Palmmutes sein sollte. Die Mitten kommen noch röhriger rüber und ich finde, vom Marshall geht er nun vom Sound her eher in die Richtung Orange. Das finde ich klasse. Der Sound von Jim Root und seinem Rockerverb ist einfach nur genial, von daher war ich sehr positiv überrascht.
Die Leads klingen und singen noch mehr. Gehaltene Töne bleiben lange erhalten und kippen dann ganz langsam in die Obertöne um. Mir macht es eine riesige Freude mit dem Amp zu solieren.
Zum Vergleich erneut: den ENGL hört man noch weniger und lässt deutlich mehr Druck und Punch vermissen. Im Mix geht er einfach unter.
Der Effektloop funktioniert bestens. Ich nutze nur ein Reptile 2 und Hall of Fame für Ambient und Delay Sounds. Ich habe keine Probleme mit einem der Pedale. Da hört man aber ab und an anderes. Der Effektloop ist Röhrengebuffert und manch ein Jet Citizen klagt über eine Pegelveränderung wenn ein Pedal im Effektloop aktiviert wird.
Ich kann nur jedem Empfehlen, die Vorstufenröhren zu wechseln. Hier ist Experimentierfreude angesagt, denn jede Kombination, jede Mischung der Hersteller führt zu Veränderungen und kann jeden Amp individuell aufwerten.
Mein Fazit nach mehr als 6 Monaten:
Mir hat der Sound bis auf ein paar Macken "Out Of The Box" schon sehr gut gefallen und mich voll und ganz überzeugt, aber nach dem Mod und dem Tausch der Röhren (Kosten ca. 60€) bin ich total begeistert. Ich freue mich jedesmal, dass ich den Amp endlich wieder spielen kann und werde mir auch ein kleines Modell für zu Hause zulegen, sobald diese wieder verfügbar sind. Ich brauchte nur zwei Sounds: Clean und Hi Gain. Beides bekomme ich bei Jet City in der Luxusausführung. Ich hätte auch die damals normalen 670€ beim T (UVP ca. 800€) gezahlt. Dank des damaligen Abverkauf konnte ich das Top für 329€ erwerben. Bisher ist es das Schnäppchen meines Lebens. Absolute Kaufempfehlung. Und sollte mir der Sound im Laufe der Zeit nicht mehr gefallen, werde ich einfach andere Röhren testen, ein paar Komponenten Tauschen und mal sehen, was mir der Amp dann bieten kann!
Pro:
- Sound
- Anschlagsdynamik
- Flexibilität trotz "nur" zwei Kanälen
- Verarbeitung/Komponenten
- Modifikationsmöglichkeiten
- Features, bspw. röhrengebufferter Effektweg
- Preis/Preis-Leistung
Contra:
- Werksröhren inkl. Bias
- Tolex fühlt sich nicht so hochwertig an
- Kanal lässt sich nur per Pedal wechseln
- Optik eventuell nicht so ansprechend, sollte aber kein Gegenargument sein
PS: Ich kann leider keine guten Soundaufnahmen zu Hause machen. Werde mich nochmal bemühen, aber habe bspw. kein Abnahmemikro.
Bilder werde ich bei der nächsten Probe schießen und noch nachreichen. Hoffe der Text hilft aber dem ein oder anderen schon ein wenig weiter.
Fagen beantworte ich sehr gerne.
Grüße!
Hallo Musiker-Gemeinde,
Die Jet City Amps erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, was leider durch den derzeit vorherschenden Lieferengpass negativ getrübt wird. Da ich noch eines der letzten "Schnäppchen" im Sommer letzten Jahres ergattern konnte und sich hoffentlich neue Jet Citizens finden lassen, sobald die Amps wieder lieferbar sind, möchte ich ein kleines Review zur Entscheidungsfindung schreiben.
Zur Vorgeschichte:
Ich habe Anfang des Jahres meinen Vorsatz eine Band zu finden, da ich seit vielen Jahren nur zu Hause geübt habe, weil ich, sobald ich mit Musikern spiele, flexibel und zuverlässig einsetzbar sein wollte, prompt Ende Januar erfüllen können. Zu den ersten Proben im großen Bunkerproberaum brachte ich mein Heimset-Up, bestehend aus einem Blackheart BH15H, der passenden 1x12" Box und meinem Effektboard mit. Spielen tue ich seit langem meine geliebte Gibson Les Paul. Der Sound des Sets ist toll, aber schnell wurde mir klar, dass ich zwar laut genug, aber nicht durchsetzungsfähig war, was hauptsächlich an der kleinen Box lag. Zur Abhilfe kaufte ich mir eine Tube Town 4x12 mit Eminence Speakern. Siehe da, der Amp lieferte mir mit seinen 15 Watt locker Proberaums und Giglautstärke. Zufrieden war ich aber immer noch nicht, da ich jedes Mal mein Equipment bis in den dritten Stock schleppen musste.
Zum Geburtstag wollten mir meine Eltern dann ein Top kaufen, welches permanent im Proberaum auf meiner TT Box stehen sollte. Ich habe viel im Netz gelesen, Youtube Videos geschaut und mir den Kopf zerbrochen, welches Top mich denn interessieren könnte, denn unserer örtlicher Musikladen, hat nur eine kleine Auswahl und die richtet sich eher an Anfänger oder gut betuchte Musiker. Ich habe gehofft, durch die Internet Recherche einen Geheimtipp zu finden.
Als ich mich dann endlich entschieden hatte, bin ich durch Zufall auf das Angebot der Jet City Amps gestoßen. 50 Watt, gute Bewertungen und ordentlich klingende Youtube Videos gaben dann den spontanen Anlass mich neu zu entscheiden. Der Amp wurde bestellt und ich konnte ihn kurz darauf zu Hause und im Proberaum testen.
Verarbeitung:
Der Amp ist meines Erachtens gut verarbeitet. Ich bin kein Techniker und kann nur das beurteilen, was ich in der Hand habe, sehen und hören kann. Technische Details oder die Materialauswahl kann ich nur an der Haptik und nicht an der Effektivität bewerten.
Der Amp wiegt knapp 20KG und fühlt sich stabil an. Optisch ist er sehr minimalistisch, auch etwas spezieller wie ich finde und eventuell nicht jedermanns Geschmack. Ich kann mit dem Design aber gut leben und das Logo finde ich toll. Die Potis drehen sehr zuverlässig und mit gutem Widerstand. Die Buchsen klappern nicht und auch sonst wackelte nichts oder war fahrlässig angebracht. Lediglich die Mutter am FX Loop Send, löste sich nach einigen Proben etwas, ließ sich aber leicht wieder festdrehen. Der mitgelieferte Fusschalter ist sehr robust, schwer für seine Größe und liefert einen guten Druckpunkt und Kontrolle, dank der hellen blauen LED. Am Amp selbst kann man leider nicht den Kanal wechseln. Warum das so ist, weiß ich nicht. Dies ist jedenfalls nicht gut gelöst.
Eins vorweg: die Amps, vom kleinen 20H bis hin zum 100H/HDM lassen sich optisch und technisch wunderbar Modden. Man kann über die Kombination verschiedener Röhren, dem leichten tauschen von Kondensatoren und Widerständen schnell den Sound nach eigenem Geschmack verändern.
Sogar an der Optik ist mit wenigen Handgriffen einiges gemacht und die Mods sehen echt toll aus. Hierzu empfehle ich mal die Jet City Facebook Seite zu besuchen.
Ich habe nach ca. 3 Monaten den Amp zusammen mit unserm Bassist und Techniker mal aufgeschraubt, die Röhren ausgetauscht und ein paar Widerstände gewechselt. Dazu aber später.
Als kleinen Kritikpunkt möchte ich noch das Tolex aufführen. An meinem Blackheart ist es schön grob, dick und grifffest. Beim Jet City dagegen eher flach, mit feinen Einkerbungen und ein bisschen rutschig. Das gefällt mir nicht so gut. Ist aber wohl auch eher Geschmacksache und lässt sich beheben.
Zur Info einmal die Feature Liste von der Jet City Homepage:
· Channels:Normal and Overdrive, foot-switchable with included footswitch
· Controls: Normal and Overdrive Gain, Bass, Middle, Treble, Normal and Overdrive Masters, Presence
· Effects Loop: Tube-Buffered Serial
· Footswitch: Normal/Overdrive channel footswitch, included.
· Tubes: 5x 12AX7 Preamp / 2x 6L6 Power
· Cabinetry: Multi-ply, void-free hardwood
· Chassis: 16 gauge, cold-rolled steel
· Output Power: 50 watts into 16 ohm or 2x 8 ohm speaker outputs
· Input Power: Multi-tapped power transformer at 100v/120v/220v/240v and standard IEC connector
· DIMS: 9.5″Hx9.5″Dx25″D
· Weight: 40lbs net
Sound:
Zum Sound VOR meiner kleinen Modifikation kann ich nur sagen, er klingt natürlich deutlich besser als es irgendein Youtube Video anpreisen konnte.
Der Clean/Normal Kanal ist sehr warm, voll und hat ein sehr gutes Attack. Er cruncht schnell und liefert dann ein richtig britisches Rockbrett. Man kann mit dem Volumepoti wunderbar zwischen Brett und sanften cleanen Sounds variieren. Ich nutze den Kanal komplett Clean. Mit der Paula ist es ein sehr runder, sanfter und warmer Ton. Ich mag die fenderartigen Cleansounds nicht sehr. Hier gibt es keine übertriebenen Höhen. Eher präsente Mitten, ordentliche Bass, die es zu dosieren gilt und ein sanftes Höhenbild. Mit einem Mod kann man den Kanal noch anpassen und zu einem reinen Cleankanal umbauen.
Der Overdrive Kanal bietet Punch, Druck, und ein Growl das es eine Freude ist. Er klingt sehr nach Marshall, wenn man diesem den letzten Tritt gibt. Der Normal Kanal bietet alles von Clean bis Rock, der Overdrive Kanal dann alle Sounds von Rock bis Metal. Am Stegpickup erhält man ein erstklassiges Rhythmusbrett und am Hals einen perligen, klaren und extrem Sustainreichen Leadton. Hier ist wirklich Action angesagt. Wir spielen eine Mischung aus Rock, Punk, Hardcore und Metalelementen und der Amp klingt hierfür einfach richtig. Aber selbst, mit gezügeltem Overdrive Kanal und etwas Gefühl für das Volumenpoti im Normal Kanal macht den Amp flexibel für Indie, Pop, Punk oder sonstige Rockmusik. Lediglich ganz sanfte Sachen, sei es Blues oder Funk würde ich weniger empfehlen. Aber wer Soldano kauft möchte auch Soldano erhalten.
Zum Vergleich: unser Zweitgitarrist hat einen ENGL Powerball II mit 100 W. Ich spiele meinen JCA50H auf Volume 2.5 von 10 und der ENGL hat kaum eine Chance sich durchzusetzen. Dieser klingt auch echt langweilig, glatt gebügelt und charakterlos im Vergleich zu dem britischen JCA50H. Ich würde niemals tauschen. Eher die 1800€ des ENGL in ein neues Jet City Set investieren.
Zu bemängeln hatte ich aber häufig, dass der Amp "furzte". Die Bässe waren etwas fisselig, genauso die Höhen. Mit etwas recherche findet man aber schnell heraus, dass die Amps zwar mit hochwertigen und in höheren Preisklassen seltener anzutreffenden Bauteilen bestückt ist, aber die Röhren leider eher schlecht als recht sind. Palmmutes waren im Overdrive Kanal leider nicht präzise genug, sondern hatten halt ein sehr schwammiges Bassfundament und ein nerviges fuzzeln. Oft hilft aber auch eine Optimierung des Bias. Dies könnte auch besser von Werk aus eingestellt sein.
Dies war der Grund mal die Vorstufen Röhren zu wechseln und mal zu schauen, welche der zahlreichen Änderungen Abhilfe schaffen könnte.
Getauscht wurden die Vorstufenröhren V1, V2, V3 und zwei Widerstände.
Der Sound NACH der wirklich kleinen Änderung:
Der Cleankanal ist noch eine Spur wärmer geworden, hat noch mehr Attack und Sustain. Ich brauche keinen Kompressor, um knallige Cleansounds zu bekommen. Perfekt für Ambient Rock oder perkussive Cleansounds. Mit Fingerspitzengefühl lassen sich aber auch ganz sanfte und weiche Töne erzeugen. Der Amp ist noch Anschlagsdynamischer geworden, als er vorher schon war.
Im Overdrive Kanal habe ich keine brizzeligen Höhen mehr. (Ich habe aber auch im Vergleich zu anderen Gitarristen einen sehr warmen, bassigen und mittenbetonten Sound. Höhen drehe ich weit zurück). Der Bass ist endlich dort, wo er auch bei rhythmischen Palmmutes sein sollte. Die Mitten kommen noch röhriger rüber und ich finde, vom Marshall geht er nun vom Sound her eher in die Richtung Orange. Das finde ich klasse. Der Sound von Jim Root und seinem Rockerverb ist einfach nur genial, von daher war ich sehr positiv überrascht.
Die Leads klingen und singen noch mehr. Gehaltene Töne bleiben lange erhalten und kippen dann ganz langsam in die Obertöne um. Mir macht es eine riesige Freude mit dem Amp zu solieren.
Zum Vergleich erneut: den ENGL hört man noch weniger und lässt deutlich mehr Druck und Punch vermissen. Im Mix geht er einfach unter.
Der Effektloop funktioniert bestens. Ich nutze nur ein Reptile 2 und Hall of Fame für Ambient und Delay Sounds. Ich habe keine Probleme mit einem der Pedale. Da hört man aber ab und an anderes. Der Effektloop ist Röhrengebuffert und manch ein Jet Citizen klagt über eine Pegelveränderung wenn ein Pedal im Effektloop aktiviert wird.
Ich kann nur jedem Empfehlen, die Vorstufenröhren zu wechseln. Hier ist Experimentierfreude angesagt, denn jede Kombination, jede Mischung der Hersteller führt zu Veränderungen und kann jeden Amp individuell aufwerten.
Mein Fazit nach mehr als 6 Monaten:
Mir hat der Sound bis auf ein paar Macken "Out Of The Box" schon sehr gut gefallen und mich voll und ganz überzeugt, aber nach dem Mod und dem Tausch der Röhren (Kosten ca. 60€) bin ich total begeistert. Ich freue mich jedesmal, dass ich den Amp endlich wieder spielen kann und werde mir auch ein kleines Modell für zu Hause zulegen, sobald diese wieder verfügbar sind. Ich brauchte nur zwei Sounds: Clean und Hi Gain. Beides bekomme ich bei Jet City in der Luxusausführung. Ich hätte auch die damals normalen 670€ beim T (UVP ca. 800€) gezahlt. Dank des damaligen Abverkauf konnte ich das Top für 329€ erwerben. Bisher ist es das Schnäppchen meines Lebens. Absolute Kaufempfehlung. Und sollte mir der Sound im Laufe der Zeit nicht mehr gefallen, werde ich einfach andere Röhren testen, ein paar Komponenten Tauschen und mal sehen, was mir der Amp dann bieten kann!
Pro:
- Sound
- Anschlagsdynamik
- Flexibilität trotz "nur" zwei Kanälen
- Verarbeitung/Komponenten
- Modifikationsmöglichkeiten
- Features, bspw. röhrengebufferter Effektweg
- Preis/Preis-Leistung
Contra:
- Werksröhren inkl. Bias
- Tolex fühlt sich nicht so hochwertig an
- Kanal lässt sich nur per Pedal wechseln
- Optik eventuell nicht so ansprechend, sollte aber kein Gegenargument sein
PS: Ich kann leider keine guten Soundaufnahmen zu Hause machen. Werde mich nochmal bemühen, aber habe bspw. kein Abnahmemikro.
Bilder werde ich bei der nächsten Probe schießen und noch nachreichen. Hoffe der Text hilft aber dem ein oder anderen schon ein wenig weiter.
Fagen beantworte ich sehr gerne.
Grüße!
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