[Gitarre]Gibson Les Paul Studio 2012 RR CH

[LegendLuke]

Ein kleiner Bericht über die Gibson Les Paul Studio 2012 RR CH



So. Nachdem der Trubel der Feiertage vorbei ist und ich endlich mal Gelegenheit hatte, meinen Gewinn ausgiebig zu spielen folgt jetzt ein kleiner Bericht.

Wie kam der Wunsch zustande?

Als erstes will ich nochmal kurz erklären, warum ich diese Gitarre (bzw. eine Farbvariante dieser Les Paul) wollte.

Ich habe mir selbst zum Abi einen Les-Paul-Bausatz geschenkt, weil man ja nicht genug Gitarren haben kann. Bis dahin habe ich immer nur auf meiner bis dahin einzigen E-Gitarre (habe vorher Acoustic gespielt), einer Squier Affinity Fat-Strat rumgedudelt.
Dann hat mich allerdings der Klang meines Eigenbaus so begeistert, dass ich wusste, ich würde in absehbarer Zeit noch mehr Les Pauls brauchen, weil das die in meinen Augen/Ohren bestklingensten Gitarren sind.
Blöd an dieser Erkenntnis ist dann nur gewesen, das sie mir mit Beginn des Studiums kam...wo man ja meist keine Traumgehälter bekommt, die man auf dem Altar des GAS opfern könnte
Also war klar, dass ich alle Hoffnung auf eine von Profis gebaute Paula in das Gewinnspiel setzen musste.


Das Glück meinte es gut mit mir und ließ meinen Wunschzettel

https://www.musiker-board.de/board-events-bt/505317-lieber-weihnachtsmann-2012-a-68.html#post6184720

gewinnen. Weniger gut war, dass meine Wunschgitarre aus dem Sortiment genommen worden war. Und selbst die war schon ein Ersatzwunsch, eigentlich sollte das Baby Weinrot werden.

Also musste ich erneut eine neue Gitarre aussuchen. (War aber im Nachhinein auch ganz froh, jetzt doch wieder bei Rot zu landen. Rote Gitarren passen irgendwie zu mir.)

Übrigens habe ich wohl auch das letzte Exemplar der Radiant Red Version erhalten, da man die bei Thomann inzwischen auch nicht mehr bekommt. Sieht fast so aus, als wollte irgendeine höhere Macht, dass ich genau DIESE Gitarre bekomme.

Spezifikationen:

-Mahagoni Korpus (new modern weight relief)

-Ahorn Decke

-Mahagoni Hals mit 60's Slim Taper Profil

-Granadillo Griffbrett mit Trapez-Inlays

-Mensur 628mm

-Sattelbreite 43mm

-22 Bünde

-2 Humbucker

-490R thomann Alnico am Hals und 498T am Steg

-beide Push/Pull (Coil Splitting)

-Chrom Hardware

-incl.Koffer

-Farbe: Radiant Red



Quelle: Thomann

Diese Informationen kann ich nur noch wenig durch eigene Beobachtung ergänzen.

-Mechaniken: Bei den Mechaniken handelt es sich um die typischen geschlossenen Klusons mit Tulipköpfen.

New modern weight relief (Oder: Paula fehlt dir was?)

Dann wollte ich natürlich schaun, wie sehr sich das "Modern weight relieving" auf das Gewicht auswirkt.
Zwar kam mir die Gitarre im Vergleich mit meinem Selbstbau schon realtiv leicht vor, aber der Blick auf die Wage machte mich dann doch sprachlos

Gewicht: 3,5 kg!!!

Damit wiegt sie nur etwa 81% von meiner "oldschool weighted" Paula. Und GENAU so viel wie meine Stratocaster.
Dieses Ergebnis hätte ich nie erwartet, denn obwohl es der 2012er Studio im Vergleich minimal an Bässen mangelt, ist dieser Unterschied so gering, dass man eher einen Gewichtsunterschied von wenigen 100 Gramm vermuten würde.

Damit sind für mich Thesen wie: "Mehr Holz=mehr Sound" oder "Wer keine 4,2kg-Gitarre schleppen kann, brauch sich auch nicht mit freiem Oberkörper auf die Bühne zu stellen! ", definitiv widerlegt.



Dieses war der erste Streich, doch der zweite...

 

[Plague Angel]

Ich hoffe da kommt noch was zum Sound!

 

[LegendLuke]

Ja. Das ist doch nur der Anfang.

 

[LegendLuke]

Verabeitung:

Gleich beim Auspacken war ich natürlich schwer beeindruckt von der Schönheit dieser Les Paul Studio. Zwar vermisst man natürlich im Vergleich zur Standard ein Binding, aber im Gegensatz zu den Studio Worn/Faded-Modellen gibt es eine Lackdecke aus "echtem", hochglänzendem Lack.



Sofort ins Auge fällt natürlich die etwas hellere Färbung des Griffbretts, welches ja nicht aus dem üblichen Palisander, sondern aus Granadillo (auch bekannt als "Marimbaholz") besteht. Allerdings passt das Hellbraun auch gut zum Rest der Gitarre.



Auf den Bildern kann man möglicherweise auch erkennen, dass Saitenlage und Bespielbarkeit ein Traum sind.
Hier wurde ganze Arbeit geleistet. Es schnarrt oder scheppert nichts. Überstehende Bundstäbchen sucht man vergebens. Auch die Otavreinheit war werkseitig gut eingestellt.
Die Mechaniken sind stimmstabil und drehen sich vorbildlich.


Der dünne, leicht asymetrische 60's Hals liegt gut in der Hand und erleichtert das Spielen besonders mit kürzeren Fingern.



Die Elektronik versieht ihren Dienst tadellos. Die Potis sind nicht zu leichtgängig und drehen sich kratzfrei, die Coilsplittingfunktion geht mittels Ziehen an den Volumereglern auch anstandslos vonstatten. Die Höhe der Humbucker ist für meine Ohren auch schon vorbildlich eingestellt.

Gibt es Grund zur Kritik?

Gelegnetlich werden ja Stimmen laut, man dürfe von Gibson wenn man keine Customshopgitarre kauft, keine Qualität erwarten. Das trifft zumindest was mein Instrument angeht nicht zu.

Ich konnte nach langem Suchen eine kleine Unsauberheit in der Lackierung der Kopfplatte und eine Stelle am Halsansatz (kaum zu erkennende Kerbe, die wohl bei der Bearbeitung der Halstache entstanden ist) ausmachen, die man hätte besser machen können. Zudem gab es einen Rest Kreppband zwischen Neck-Pu und Griffbrett, was sich in unter 10 Sekunden entfernen ließ, allerdings wirklich fragen lässt, warum das der Gibsonmitarbeiter nicht schon gemacht hat...



Insgesamt muss man aber die Verarbeitung sehr loben. Zwar befinde ich mich ja ohnehin in der Situation hier den sprichwörtlichen "geschenkten Gaul" zu beurteilen, aber selbst wenn das anders wäre, würde ich diese Gitarre niemals wieder abgeben wollen.

 

[LegendLuke]

Der Sound:

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Schon beim trockenen Anspielen fällt auf, dass die Fräsungen im Body der Gitarre für etwas mehr Resonanz sorgen. Sie ist unverstärkt deutlich lauter als andere E-Gitarren. Zwar spürt man schon, dass man hier eine Les Paul in Händen hält, aber der Grundsound wirkt doch transparenter als bei den Modellen ohne Bohrung.

In den Amp gesteckt hat man dann alles, was man sich von einer Les Paul wünscht. Mit kleineren Änderungen.

Der 490R am Hals und der etwas heißere 498T am Steg sorgen für einen satten Klang, mit dem sowohl weichen, Bluesrythmen als auch verzerrten Soli nichts im Weg steht.

Das Granadillogriffbrett ist sicher keine schlechte Idee, da ja die jahrelange Verwendung dieses Holzes im Bau von Marimbas gezeigt hat, welche guten Klangeigenschaften es hat.
Ob es jetzt überwiegend dieser Neuerung oder dem „weight releif-Verfahren“ geschuldet ist, aber der Ton verschiebt sich etwas in einen mittigeren Bereich. Die vollen, runden Bässe für die man die Les Paul so schätzt sind natürlich immer noch zu erkennen wirken aber eine Spur weniger ausgeprägt, doch zu keiner Zeit undifferenziert.

Dafür wird der etwas glockige Charakter besonders am Hals-PU noch betont, das Baby singt mit Sustain ohne Ende.
Der Steg-PU macht ordentlich Druck.

Die Option, die Humbucker zu splitten ist eine interessante Möglichkeit, um einen variantenreicheren Sound zu kreieren. Allerdings fällt mir das Splitten am Neck bei stärker angezerrten Klängen wenig auf, da der 490R ja auch so keinen besonders hohen Output hat. Beim Brigde-PU merkt man den Unterscheid schon stärker.


Was die Soundsamples angeht, muss ich euch leider vertrösten, weil ich aktuell keine Möglichkeit habe, den Klang dieses wundervollen Instruments würdig aufzunehmen.
Weil das 9,90€ USB-Interface ist zwar ganz nett, um ne Songidee festzuhalten, aber den Unterschied zwischen guter Gitarre und weniger guter hört man dann doch nicht unbedingt.

Wo ich meine, dass das Prinzip zumindest erkennbar ist, ist eine Aufnahme vom Coilsplitting am Neck-Pu:

Erst der gwohnte Humbuckersound:
https://soundcloud.com/legendluke-1/lp-humbucker-n-v8-t10

Dann Coilsplit:
https://soundcloud.com/legendluke-1/splitted-v8-t10




Fazit:


Was bleibt denn nun hängen?

Man kann sagen, dass dieses Instrument definitiv eine große Palette an Sounds vorweisen kann.
Die gemäßigteren Humbucker passen gut zu dem neuen Griffbrettholz, und die Option, die Pickups zu splitten erweitert die Möglichkeiten dieser schönen Les Paul noch mal, auch wenn ich noch etwas rumprobieren muss, bis ich diesen Effekt gewinnbringend einsetzen kann.
Alles in allem gefällt mir die Gitarre ausgesprochen gut, und auch, wenn die rosarote Brille langsam verschwunden ist, lege ich sie nur ungern aus der Hand

Die Verarbeitung ist hochwertig, die Bespielbarkeit top. Und die Optik ist schlicht, aber traumhaft schön

Dass man weniger Gewicht um den Hals tragen muss, ist sicher auch kein Nachteil
Wenn jetzt jemand findet, nur eine 4,2- kg-Paula mit dem „guten alten Palisander“ wäre „the real thing“ dann ist mir das realtiv egal. Ich liebe den Sound dieser Gitarre.

In einem Satz:
Sollte man mir jemals eine Signature widmen, dürfte sie gerne so sein, wie diese Studio

Anhang anzeigen 254345Anhang anzeigen 254346

Wenn es Anmerkungen oder Fragen geben sollte, dann nur her damit...

P.S. Danke nochmal Musikerboard! Und einen guten Rutsch

 

[TSonGoku]

Echt schöne Gitarre hast du da bekommen und schönes Review hast du uns gegeben, danke. Nochmals herzlichen Glückwunsch dazu.

 

[croissant]

Ich konnte nach langem Suchen eine kleine Unsauberheit in der Lackierung der Kopfplatte und eine Stelle am Halsansatz (kaum zu erkennende Kerbe, die wohl bei der Bearbeitung der Halstache entstanden ist) ausmachen,

ich frag mich dann ja immer, warum man überhaupt stundenlang sucht...

 

[relact]

Herzliche Gratulation ... zum tollen Gewinn. Und endlich ein Review zum Coil-Splitting! Wäre sehr interessant, wenn Du die Bridge auch noch klassisch und gesplittet aufnehmen könntest. Hab Dein Review jetzt auf Abo für den Fall, dass da tatsächlich noch mal weitere Soundfiles kommen!

Viel Spass mit der coolen Roten im Neuen Jahr!

 

[DieterWelzel]

Zwar sagt mir diese Les Paul optisch nicht so zu, aber sie soll bzw. muss ja auch Dir gefallen. Ein sehr informativer Review. Vielen Dank dafür und noch viele schöne Stunden mit Deiner neuen Freundin namens Paula.

 

[toumy]

Danke für das Review und herzlichen Glückflunsch! Ich hoffe aber, dass das Brummen auf den Aufnahmen nicht von der Gitarre kommt :/

 

[socccero]

Nettes Review! und Gratulation! (...den Neid schnell mal runtergeschluckt^^)

 

[LegendLuke]

Danke für das Review und herzlichen Glückflunsch! Ich hoffe aber, dass das Brummen auf den Aufnahmen nicht von der Gitarre kommt :/

Das kommt in der Tat nur vom sehr preisgünstigen Interface
(ich habe ja jetzt gelernt, wie man embedded links einfügt) Habe das hier benutzen müssen:

the t.bone USB 1G
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[toumy]

Hab ichs mir doch gedacht - aber die Idee ist ja vielleicht witzig, wusste gar nicht, dass es sowas gibt!