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Einleitung
Liebe Freunde der rockigen Klänge,
einige Wochen hatte ich nun Gelegenheit, mir das M77 Custom Badass Modified O.D. aus dem Hause MXR genauestens anzuschauen und vor allem anzuhören. Ich hatte das große Glück, dieses analoge Overdrive-Pedal (wer hätte es gedacht, die Abkürzung O.D. steht tatsächlich für Overdrive!) beim großen Bass-Gewinnspiel des Musiker-Boards zu gewinnen und ich möchte mich in Form eines kleinen Testberichts bei der Glücksfee bedanken. Dabei soll die Sache natürlich nicht völlig unkritisch angegangen werden - ich werde mich bemühen, die mir relevant erscheinenden Vor- und Nachteile gleichermaßen zu benennen. Bevor es losgeht, zunächst ein paar Worte zum Testschwerpunkt: auch wenn das Pedal im Rahmen des Bass-Gewinnspiels verlost wurde, handelt es sich beim M77 Custom Badass Modified O.D. eigentlich um ein Gitarren-Pedal, weshalb ich es in erster Linie auch als solches getestet habe. Wie bei vielen Gitarren-Effekten ist es jedoch auch hier so, dass es in Abhängigkeit von den persönlichen Vorlieben des Bedieners und den Settings auch am Bass eine ganz passable Figur abgeben kann - oder eben auch nicht. Ausprobiert habe ich beides und ich möchte an dieser Stelle schon vorwegnehmen, dass mir das Pedal an der Gitarre deutlich besser gefällt als am Bass. Auch wenn ich derzeit keine Soundbeispiele liefern kann, so hoffe ich, dass die niedergeschriebenen Eindrücke lebendig genug formuliert sind, um bei der einen oder anderen Kaufentscheidung behilflich zu sein. Vielleicht können auch die Fotos ein bisschen dazu beitragen.
Der Test ist folgendermaßen aufgebaut: zunächst gehe ich auf die Äußerlichkeiten und die Verarbeitung des Pedals ein, bevor ich mich den gebotenen Funktionen und den Sound-Möglichkeiten widme. Abschließend ziehe ich ein kurzes Fazit, in dem ich auch noch mal den Einsatz am Bass zur Sprache bringe.
Der erste Eindruck - Optik, Haptik und Verarbeitung
Das M77 kommt in einem kleinen schwarzen Karton daher und wird mit einer gedruckten Anleitung geliefert, die in englischer Sprache Hinweise zur ersten groben Orientierung bietet.
Angesichts des schmucken Gehäuses, das mich nach dem Öffnen der Schachtel direkt aufreizend angestrahlt hat, habe ich die Anleitung allerdings Anleitung sein lassen und sie schnell beiseite gelegt, um mir in freudiger Erwartung direkt das Pedal zu schnappen. Zunächst stand eine gründliche Inspektion auf dem Plan. Und der erste Eindruck war ein (fast) durchweg positiver: das goldfarbene Gehäuse aus gebürstetem Aluminium, kombiniert mit schwarzen und silbernen Elementen, imponiert auf den ersten Blick und macht richtig was her. Zudem ist es mit seinen gerade einmal 11x6x5 cm (LxBxH) sehr handlich und wiegt nur federleichte 200 g. Trotz der geringen Masse (und Maße) hinterlässt das Gerät einen sehr stabilen Eindruck, was nicht zuletzt an der sauberen und hochwertigen Verarbeitung "made in U.S.A." liegt.
An der Oberseite stechen vier schwarze Poti-Knöpfe ins Auge, die mit TONE, OUTPUT, 100HZ und GAIN beschriftet sind - hierzu später mehr. Die aus Hartplastik gefertigten Regler haben die für MXR-Pedale typische siebenkantige, leicht konkave Form und sind daher äußerst griffig. Zudem sitzen sie schön fest und lassen sich nur mit Widerstand drehen. Hier wackelt absolut nichts, was einem unfreiwilligen Verstellen der Einstellungen während des Transports oder durch unvorsichtiges Herumtrampeln auf der Bühne effektiv entgegenwirkt. Der metallene Fußschalter zum Ein- und Ausschalten des Pedals macht ebenfalls einen sehr stabilen Eindruck und gibt bei Betätigung ein gesundes *Klick-Klack* von sich.
Zwei LEDs in unterschiedlichen Farben und Größen zieren das M77 an der Oberseite: während eine große rote Status-LED, die leider nur ein schummriges Lichtlein von sich gibt, oberhalb des Fußschalters den Betriebszustand anzeigt, verrät eine kleinere, zwischen den Potis angeordnete blaue LED, ob der BUMP-Modus aktiviert ist. Diese LED funkelt wiederum so dermaßen grell, dass man fast geblendet wird.
Der BUMP-Modus - auch hierzu später mehr - lässt sich über einen knapp unter der LED platzierten kleinen Schalter ein- oder ausstellen. Was die reinen Äußerlichkeiten betrifft, so ist dieser BUMP-Schalter, neben den ungleichmäßig leuchtenden LEDs, das einzige kleinere Manko, das mir am Gerät aufgefallen ist. Er ist aus relativ weichem Plastik gefertigt und besteht damit aus einem Material, das rein subjektiv so gar nicht zum deutlich hochwertiger daherkommenden Rest des M77 passen mag. In seiner etwas zu großzügig gebohrten Aussparung hinterlässt der Minischalter zudem einen leicht wackligen Eindruck. Und er ist nicht per Fuß zu erreichen, was den flexiblen Einsatz in der Live-Situation etwas einschränkt. Auch einige andere MXR-Pedale besitzen einen vergleichbaren Minischalter und damit ein ähnliches "Problem", so man denn hier überhaupt von einem Defizit sprechen mag.
Das Innenleben hingegen unterstreicht den überwiegend positiven Gesamteindruck, den das Gerät vermittelt: die verbauten Platinen sind aufgeräumt übereinander angeordnet und sauber verlötet.
Die Unterseite des M77 ist nicht, wie bei vielen Kollegen der Fall, komplett mit Gummi überzogen, sondern lediglich mit vier kleinen, rutschfesten Gummifüßchen an den Ecken bestückt. Dies halte ich persönlich für praktikabler, sofern man seine Pedale mit Velcro auf dem Pedalboard befestigen möchte. Denn: bei Komplettgummierung haftet das Klettband in der Regel nicht so gut am Gerät. Hierfür gibt's aus Praktikersicht einen Daumen nach oben!
Anschlussbuchsen gibt es insgesamt drei: ein Output-Jack links am Gerät, ein Input-Jack rechts und ein paar Millimeter daneben die Buchse für ein (optionales und nicht im Lieferumfang enthaltenes) 9V DC-Netzteil. Die externe Stromversorgung funktioniert auch wunderbar mit Multinetzteilen.
Das M77 lässt sich alternativ über einen Batterieblock betreiben, der im Innern des Geräts untergebracht wird. Hierzu muss jedoch die Bodenplatte, die mit vier Kreuzschlitzschrauben befestigt ist, komplett abgeschraubt werden. Ein richtiger Minuspunkt ist das für mich nicht und wird deshalb auch nicht als solcher gewertet.
Die Praxis - Funktionen und Sound
Kommen wir nun zu den konkreten akustischen Möglichkeiten, die das Pedal bereithält. Beim M77 handelt es sich um das zweite MXR-Pedal mit dem Beinamen "Custom Badass" - ein subtil-dezenter Wink in Richtung der konzeptionellen Ausrichtung der Serie. Das erste Pedal dieser noch jungen Linie war das M78 Custom Badass Distortion, bei dem den Soundtüftlern ein traditionelles Overdrive-/Distortion-Gerüst als Grundlage diente, das dann um sinnvolle Features wie den Crunch Modus ergänzt wurde. Auch in tonaler Hinsicht wurde jenes Pedal "badass-mäßig" aufgebohrt.
Das M77 ist nun sozusagen die (von MXR auch als solche beworbene) Ergänzung zum M78 und auch hierbei handelt es sich um einen frisierten Vertreter klassischer Overdrives, der neben Spitzen-Soundqualität vor allem durch Flexibilität punkten möchte. Ihm hört man seine analoge Bauweise wahrlich an: das Pedal liefert einen warmen, röhrenähnlichen und abgerundeten Klang, der einen direkt in die 70er Jahre zurückversetzt. Neben der analogen Schaltung zählt auch True Bypass zu den technischen Vorzügen des M77. Sämtliche anfallenden Aufgaben, egal ob sie nun über Single Coils oder Humbucker delegiert werden, meistert das M77 mit Bravour, wobei sich beim Sound eine durchweg angenehm saftige, ja geradezu schmatzige Grundcharakteristik heraushören lässt.
Nach den ersten Probe(n)runden fällt vor allem eines auf: durch das Zusammenspiel der Stellhebel Amp-Channel (clean/crunch), optionales zweites Overdrive-/Distortion-Pedal, Volumen-Poti am Instrument und M77-Settings lässt sich ein sehr variabler Klang erzielen, der so ziemlich allen Ansprüchen genügen dürfte, die man an ein OD-Pedal stellen kann. Die eine oder andere meiner Erwartungen wurde sogar übertroffen. Das gebotene Spektrum reicht vom (angerauten) Boost über einen leicht angedickten, sahnig-cremigen Melodie-Sound bis hin zum rotzigen und basslastigen vollen Brett am angezerrten Verstärker. Hierbei ist jedoch festzuhalten, dass sich die Gain-Reserven freilich innerhalb der Grenzen eines OD-Pedals bewegen. Dass das M77 eben "nur" ein Overdrive- und kein Distortion-Pedal ist, muss ausdrücklich erwähnt werden, denn sowohl der Großvater als auch der Bruder im Geiste, nämlich die beiden Verwandten MXR Distortion+ und MXR M78 Custom Badass Distortion, ließen aufgrund ihrer etwas vollmundigen Benennung noch deutlich rustikalere Assoziationen zu.
Der TONE-Regler dient als Equalizer und formt die Charakteristik des Sounds von dumpf-bassig über mittenbetont bis hin zu höhenlastig-aber-nicht-zu-scharf-schneidend. Selbst voll aufgedreht bleibt eine eher mittige Charakteristik erhalten. Dabei schimmert immer auch schön die Individualität des angeschlossenen Instruments durch. Die Wirkung entfaltet sich je nach eingestelltem Grundsound des Verstärkers und der TONE-Regler sollte auch in erster Linie darauf abgestimmt werden. Der OUTPUT-Knopf steuert die Lautstärke des Effekts, während das GAIN-Poti den Zerrgrad definiert. Dieser liegt - ich habe es bereits angedeutet - in einem Bereich, der auch durch andere klassische Overdrives, sprich Tube Screamer und Konsorten, abgedeckt wird. Für erhabene Leadsounds im rockigen Bereich empfiehlt sich der Einsatz eines weiteren Overdrive-/Distortion-Pedals bzw. eines angezerrten Amps. Zerrwunder können beim M77 nicht erwartet werden, doch verstecken braucht sich der Kleine keinesfalls. Denn auch ohne dass das Gerät mit einem weiteren Pedal bzw. der Amp-Zerre kombiniert wird, ist eine ordentliche Übersteuerung des Eingangssignals möglich. Dabei ist besonders positiv hervorzuheben, dass sich selbst in den höchsten Gain-Regionen kaum Rauschen bemerkbar macht - faszinierend!
Doch vor allem ein anderes Feature ist es, das das M77 merklich aus der schier unüberblickbaren Masse der Overdrive-Pedale heraushebt und die Konkurrenz regelrecht erblassen lässt: der 100HZ-Regler! Dieser führt dem Signal, nach rechts gedreht, einen wuchtigen Bass-Boost zu, der seinesgleichen sucht. Jedoch erfolgt die volle Dröhnung erst zwischen der 3 und 5 Uhr Position (5 Uhr ist das Maximum), während sich zwischen 12 und 3 Uhr noch nicht so viel tut. Dieser Bass-Schub hat es aber wirklich in sich! Ich besitze auch das sehr schöne Visual Sound Double Trouble Overdrive-Pedal, das - vereinfacht ausgedrückt - zwei klassische Overdrives in einem bietet, die sich auf Wunsch in Reihe schalten lassen. Auch dieses Pedal ist mit zwei Bass-Boost-Schaltern bestückt, die jedoch selbst miteinander kombiniert lange nicht die Wucht erreichen, die das M77 erzielt. Mittels BUMP-Schalter lässt sich hier nochmals eine Schippe drauflegen. Dann nämlich findet eine Betonung der Tiefen und Mitten statt und eine alternative EQ-Einstellung kommt zum Zuge. Die Vorzüge dieser Funktion äußern sich in der Praxis beispielsweise darin, dass satte Akkord-Arbeit aktiv unterstützt wird und sich bei schneller Ansprache überzeugendes Riffing erzielen lässt. Dreht man den 100HZ-Regler nach links, lassen sich selbst wilde Instrumente ruckzuck zähmen. Dann nämlich wird das Signal merklich gedrosselt und ihm wird das "Bauchige" genommen.
Fazit
Abschließend noch ein kurzes Statement zum Einsatz am Bass, da das M77 - wie eingangs erwähnt - im Kontext des Bass-Gewinnspiels verlost wurde: ich finde, dass das M77 in erster Linie ein wirklich exquisites Gitarren-Overdrive-Pedal ist. Als Bass-Pedal - und das hängt sicherlich mit den persönlichen Vorlieben zusammen - klingt es meiner Meinung nach eher in den niederen Gain-Regionen gut, während es andernorts matschiger zugeht. Ich fand es relativ schwierig, über die Regler einen mich vollends überzeugenden Overdrive-Sound zu finden. Einen Sound also, der mit dem Bass harmoniert, die wichtigen Lagen nicht verschluckt und genug Attack bietet. Damit steht das M77 aber nicht allein auf weiter Flur - ganz im Gegenteil! Und schon wären wir beim altbekannten Problem, dass sich die Geister scheiden, sobald es um den Einsatz von Gitarreneffekten am Bass geht: die einen bevorzugen - und das ist insbesondere bei Overdrive- und Distortion-Pedalen nachvollziehbar - die speziell an das tiefere Frequenzspektrum angepassten Basseffekte; die anderen schwören auf den Einsatz von Gitarren-Pedalen (z.B. Tube Screamer, Big Muff). Ich zähle mich, was Overdrives und Verzerrer angeht, definitiv zur ersten Gruppe. Eine pauschale Empfehlung für oder gegen den Einsatz des M77 am Tiefsaiter kann und möchte ich nicht abgeben, da mir hier als Bass-Neuling ehrlich gesagt auch noch ein bisschen die Erfahrung fehlt. Deshalb lautet die vielleicht etwas unbefriedigende Empfehlung: lieber selber antesten!
Für Gitarristen hingegen kann ich reinen Gewissens eine klare Kaufempfehlung abgeben, sofern man auf der Suche nach einem vielseitig einsetzbaren, warm klingenden Overdrive-Pedal im klassischen Gewand ist, das zudem mächtig Druck ausüben kann und sich gut mit anderen OD-Kollegen verträgt. Auch Musiker, die nur wenig Platz auf dem Pedalboard zur Verfügung haben, sollten hier unbedingt mal einen Blick riskieren!
Pro
Kontra
Hinweise (weder als Pro noch als Kontra zu verstehen)
Technische Spezifikationen
Soundbeispiele und Videos
http://www.jimdunlop.com/product/m77-modified-od
Liebe Freunde der rockigen Klänge,
einige Wochen hatte ich nun Gelegenheit, mir das M77 Custom Badass Modified O.D. aus dem Hause MXR genauestens anzuschauen und vor allem anzuhören. Ich hatte das große Glück, dieses analoge Overdrive-Pedal (wer hätte es gedacht, die Abkürzung O.D. steht tatsächlich für Overdrive!) beim großen Bass-Gewinnspiel des Musiker-Boards zu gewinnen und ich möchte mich in Form eines kleinen Testberichts bei der Glücksfee bedanken. Dabei soll die Sache natürlich nicht völlig unkritisch angegangen werden - ich werde mich bemühen, die mir relevant erscheinenden Vor- und Nachteile gleichermaßen zu benennen. Bevor es losgeht, zunächst ein paar Worte zum Testschwerpunkt: auch wenn das Pedal im Rahmen des Bass-Gewinnspiels verlost wurde, handelt es sich beim M77 Custom Badass Modified O.D. eigentlich um ein Gitarren-Pedal, weshalb ich es in erster Linie auch als solches getestet habe. Wie bei vielen Gitarren-Effekten ist es jedoch auch hier so, dass es in Abhängigkeit von den persönlichen Vorlieben des Bedieners und den Settings auch am Bass eine ganz passable Figur abgeben kann - oder eben auch nicht. Ausprobiert habe ich beides und ich möchte an dieser Stelle schon vorwegnehmen, dass mir das Pedal an der Gitarre deutlich besser gefällt als am Bass. Auch wenn ich derzeit keine Soundbeispiele liefern kann, so hoffe ich, dass die niedergeschriebenen Eindrücke lebendig genug formuliert sind, um bei der einen oder anderen Kaufentscheidung behilflich zu sein. Vielleicht können auch die Fotos ein bisschen dazu beitragen.
Der Test ist folgendermaßen aufgebaut: zunächst gehe ich auf die Äußerlichkeiten und die Verarbeitung des Pedals ein, bevor ich mich den gebotenen Funktionen und den Sound-Möglichkeiten widme. Abschließend ziehe ich ein kurzes Fazit, in dem ich auch noch mal den Einsatz am Bass zur Sprache bringe.
Der erste Eindruck - Optik, Haptik und Verarbeitung
Das M77 kommt in einem kleinen schwarzen Karton daher und wird mit einer gedruckten Anleitung geliefert, die in englischer Sprache Hinweise zur ersten groben Orientierung bietet.
Angesichts des schmucken Gehäuses, das mich nach dem Öffnen der Schachtel direkt aufreizend angestrahlt hat, habe ich die Anleitung allerdings Anleitung sein lassen und sie schnell beiseite gelegt, um mir in freudiger Erwartung direkt das Pedal zu schnappen. Zunächst stand eine gründliche Inspektion auf dem Plan. Und der erste Eindruck war ein (fast) durchweg positiver: das goldfarbene Gehäuse aus gebürstetem Aluminium, kombiniert mit schwarzen und silbernen Elementen, imponiert auf den ersten Blick und macht richtig was her. Zudem ist es mit seinen gerade einmal 11x6x5 cm (LxBxH) sehr handlich und wiegt nur federleichte 200 g. Trotz der geringen Masse (und Maße) hinterlässt das Gerät einen sehr stabilen Eindruck, was nicht zuletzt an der sauberen und hochwertigen Verarbeitung "made in U.S.A." liegt.
An der Oberseite stechen vier schwarze Poti-Knöpfe ins Auge, die mit TONE, OUTPUT, 100HZ und GAIN beschriftet sind - hierzu später mehr. Die aus Hartplastik gefertigten Regler haben die für MXR-Pedale typische siebenkantige, leicht konkave Form und sind daher äußerst griffig. Zudem sitzen sie schön fest und lassen sich nur mit Widerstand drehen. Hier wackelt absolut nichts, was einem unfreiwilligen Verstellen der Einstellungen während des Transports oder durch unvorsichtiges Herumtrampeln auf der Bühne effektiv entgegenwirkt. Der metallene Fußschalter zum Ein- und Ausschalten des Pedals macht ebenfalls einen sehr stabilen Eindruck und gibt bei Betätigung ein gesundes *Klick-Klack* von sich.
Zwei LEDs in unterschiedlichen Farben und Größen zieren das M77 an der Oberseite: während eine große rote Status-LED, die leider nur ein schummriges Lichtlein von sich gibt, oberhalb des Fußschalters den Betriebszustand anzeigt, verrät eine kleinere, zwischen den Potis angeordnete blaue LED, ob der BUMP-Modus aktiviert ist. Diese LED funkelt wiederum so dermaßen grell, dass man fast geblendet wird.
Der BUMP-Modus - auch hierzu später mehr - lässt sich über einen knapp unter der LED platzierten kleinen Schalter ein- oder ausstellen. Was die reinen Äußerlichkeiten betrifft, so ist dieser BUMP-Schalter, neben den ungleichmäßig leuchtenden LEDs, das einzige kleinere Manko, das mir am Gerät aufgefallen ist. Er ist aus relativ weichem Plastik gefertigt und besteht damit aus einem Material, das rein subjektiv so gar nicht zum deutlich hochwertiger daherkommenden Rest des M77 passen mag. In seiner etwas zu großzügig gebohrten Aussparung hinterlässt der Minischalter zudem einen leicht wackligen Eindruck. Und er ist nicht per Fuß zu erreichen, was den flexiblen Einsatz in der Live-Situation etwas einschränkt. Auch einige andere MXR-Pedale besitzen einen vergleichbaren Minischalter und damit ein ähnliches "Problem", so man denn hier überhaupt von einem Defizit sprechen mag.
Das Innenleben hingegen unterstreicht den überwiegend positiven Gesamteindruck, den das Gerät vermittelt: die verbauten Platinen sind aufgeräumt übereinander angeordnet und sauber verlötet.
Die Unterseite des M77 ist nicht, wie bei vielen Kollegen der Fall, komplett mit Gummi überzogen, sondern lediglich mit vier kleinen, rutschfesten Gummifüßchen an den Ecken bestückt. Dies halte ich persönlich für praktikabler, sofern man seine Pedale mit Velcro auf dem Pedalboard befestigen möchte. Denn: bei Komplettgummierung haftet das Klettband in der Regel nicht so gut am Gerät. Hierfür gibt's aus Praktikersicht einen Daumen nach oben!
Anschlussbuchsen gibt es insgesamt drei: ein Output-Jack links am Gerät, ein Input-Jack rechts und ein paar Millimeter daneben die Buchse für ein (optionales und nicht im Lieferumfang enthaltenes) 9V DC-Netzteil. Die externe Stromversorgung funktioniert auch wunderbar mit Multinetzteilen.
Das M77 lässt sich alternativ über einen Batterieblock betreiben, der im Innern des Geräts untergebracht wird. Hierzu muss jedoch die Bodenplatte, die mit vier Kreuzschlitzschrauben befestigt ist, komplett abgeschraubt werden. Ein richtiger Minuspunkt ist das für mich nicht und wird deshalb auch nicht als solcher gewertet.
Die Praxis - Funktionen und Sound
Kommen wir nun zu den konkreten akustischen Möglichkeiten, die das Pedal bereithält. Beim M77 handelt es sich um das zweite MXR-Pedal mit dem Beinamen "Custom Badass" - ein subtil-dezenter Wink in Richtung der konzeptionellen Ausrichtung der Serie. Das erste Pedal dieser noch jungen Linie war das M78 Custom Badass Distortion, bei dem den Soundtüftlern ein traditionelles Overdrive-/Distortion-Gerüst als Grundlage diente, das dann um sinnvolle Features wie den Crunch Modus ergänzt wurde. Auch in tonaler Hinsicht wurde jenes Pedal "badass-mäßig" aufgebohrt.
Das M77 ist nun sozusagen die (von MXR auch als solche beworbene) Ergänzung zum M78 und auch hierbei handelt es sich um einen frisierten Vertreter klassischer Overdrives, der neben Spitzen-Soundqualität vor allem durch Flexibilität punkten möchte. Ihm hört man seine analoge Bauweise wahrlich an: das Pedal liefert einen warmen, röhrenähnlichen und abgerundeten Klang, der einen direkt in die 70er Jahre zurückversetzt. Neben der analogen Schaltung zählt auch True Bypass zu den technischen Vorzügen des M77. Sämtliche anfallenden Aufgaben, egal ob sie nun über Single Coils oder Humbucker delegiert werden, meistert das M77 mit Bravour, wobei sich beim Sound eine durchweg angenehm saftige, ja geradezu schmatzige Grundcharakteristik heraushören lässt.
Nach den ersten Probe(n)runden fällt vor allem eines auf: durch das Zusammenspiel der Stellhebel Amp-Channel (clean/crunch), optionales zweites Overdrive-/Distortion-Pedal, Volumen-Poti am Instrument und M77-Settings lässt sich ein sehr variabler Klang erzielen, der so ziemlich allen Ansprüchen genügen dürfte, die man an ein OD-Pedal stellen kann. Die eine oder andere meiner Erwartungen wurde sogar übertroffen. Das gebotene Spektrum reicht vom (angerauten) Boost über einen leicht angedickten, sahnig-cremigen Melodie-Sound bis hin zum rotzigen und basslastigen vollen Brett am angezerrten Verstärker. Hierbei ist jedoch festzuhalten, dass sich die Gain-Reserven freilich innerhalb der Grenzen eines OD-Pedals bewegen. Dass das M77 eben "nur" ein Overdrive- und kein Distortion-Pedal ist, muss ausdrücklich erwähnt werden, denn sowohl der Großvater als auch der Bruder im Geiste, nämlich die beiden Verwandten MXR Distortion+ und MXR M78 Custom Badass Distortion, ließen aufgrund ihrer etwas vollmundigen Benennung noch deutlich rustikalere Assoziationen zu.
Der TONE-Regler dient als Equalizer und formt die Charakteristik des Sounds von dumpf-bassig über mittenbetont bis hin zu höhenlastig-aber-nicht-zu-scharf-schneidend. Selbst voll aufgedreht bleibt eine eher mittige Charakteristik erhalten. Dabei schimmert immer auch schön die Individualität des angeschlossenen Instruments durch. Die Wirkung entfaltet sich je nach eingestelltem Grundsound des Verstärkers und der TONE-Regler sollte auch in erster Linie darauf abgestimmt werden. Der OUTPUT-Knopf steuert die Lautstärke des Effekts, während das GAIN-Poti den Zerrgrad definiert. Dieser liegt - ich habe es bereits angedeutet - in einem Bereich, der auch durch andere klassische Overdrives, sprich Tube Screamer und Konsorten, abgedeckt wird. Für erhabene Leadsounds im rockigen Bereich empfiehlt sich der Einsatz eines weiteren Overdrive-/Distortion-Pedals bzw. eines angezerrten Amps. Zerrwunder können beim M77 nicht erwartet werden, doch verstecken braucht sich der Kleine keinesfalls. Denn auch ohne dass das Gerät mit einem weiteren Pedal bzw. der Amp-Zerre kombiniert wird, ist eine ordentliche Übersteuerung des Eingangssignals möglich. Dabei ist besonders positiv hervorzuheben, dass sich selbst in den höchsten Gain-Regionen kaum Rauschen bemerkbar macht - faszinierend!
Doch vor allem ein anderes Feature ist es, das das M77 merklich aus der schier unüberblickbaren Masse der Overdrive-Pedale heraushebt und die Konkurrenz regelrecht erblassen lässt: der 100HZ-Regler! Dieser führt dem Signal, nach rechts gedreht, einen wuchtigen Bass-Boost zu, der seinesgleichen sucht. Jedoch erfolgt die volle Dröhnung erst zwischen der 3 und 5 Uhr Position (5 Uhr ist das Maximum), während sich zwischen 12 und 3 Uhr noch nicht so viel tut. Dieser Bass-Schub hat es aber wirklich in sich! Ich besitze auch das sehr schöne Visual Sound Double Trouble Overdrive-Pedal, das - vereinfacht ausgedrückt - zwei klassische Overdrives in einem bietet, die sich auf Wunsch in Reihe schalten lassen. Auch dieses Pedal ist mit zwei Bass-Boost-Schaltern bestückt, die jedoch selbst miteinander kombiniert lange nicht die Wucht erreichen, die das M77 erzielt. Mittels BUMP-Schalter lässt sich hier nochmals eine Schippe drauflegen. Dann nämlich findet eine Betonung der Tiefen und Mitten statt und eine alternative EQ-Einstellung kommt zum Zuge. Die Vorzüge dieser Funktion äußern sich in der Praxis beispielsweise darin, dass satte Akkord-Arbeit aktiv unterstützt wird und sich bei schneller Ansprache überzeugendes Riffing erzielen lässt. Dreht man den 100HZ-Regler nach links, lassen sich selbst wilde Instrumente ruckzuck zähmen. Dann nämlich wird das Signal merklich gedrosselt und ihm wird das "Bauchige" genommen.
Fazit
Abschließend noch ein kurzes Statement zum Einsatz am Bass, da das M77 - wie eingangs erwähnt - im Kontext des Bass-Gewinnspiels verlost wurde: ich finde, dass das M77 in erster Linie ein wirklich exquisites Gitarren-Overdrive-Pedal ist. Als Bass-Pedal - und das hängt sicherlich mit den persönlichen Vorlieben zusammen - klingt es meiner Meinung nach eher in den niederen Gain-Regionen gut, während es andernorts matschiger zugeht. Ich fand es relativ schwierig, über die Regler einen mich vollends überzeugenden Overdrive-Sound zu finden. Einen Sound also, der mit dem Bass harmoniert, die wichtigen Lagen nicht verschluckt und genug Attack bietet. Damit steht das M77 aber nicht allein auf weiter Flur - ganz im Gegenteil! Und schon wären wir beim altbekannten Problem, dass sich die Geister scheiden, sobald es um den Einsatz von Gitarreneffekten am Bass geht: die einen bevorzugen - und das ist insbesondere bei Overdrive- und Distortion-Pedalen nachvollziehbar - die speziell an das tiefere Frequenzspektrum angepassten Basseffekte; die anderen schwören auf den Einsatz von Gitarren-Pedalen (z.B. Tube Screamer, Big Muff). Ich zähle mich, was Overdrives und Verzerrer angeht, definitiv zur ersten Gruppe. Eine pauschale Empfehlung für oder gegen den Einsatz des M77 am Tiefsaiter kann und möchte ich nicht abgeben, da mir hier als Bass-Neuling ehrlich gesagt auch noch ein bisschen die Erfahrung fehlt. Deshalb lautet die vielleicht etwas unbefriedigende Empfehlung: lieber selber antesten!
Für Gitarristen hingegen kann ich reinen Gewissens eine klare Kaufempfehlung abgeben, sofern man auf der Suche nach einem vielseitig einsetzbaren, warm klingenden Overdrive-Pedal im klassischen Gewand ist, das zudem mächtig Druck ausüben kann und sich gut mit anderen OD-Kollegen verträgt. Auch Musiker, die nur wenig Platz auf dem Pedalboard zur Verfügung haben, sollten hier unbedingt mal einen Blick riskieren!
Pro
- warmer, analoger, schmatziger Sound in ausgezeichneter Qualität
- rauscharm bei voll aufgedrehtem GAIN-Regler
- Flexibilität dank vielfältiger Einstellmöglichkeiten
- Bass-/Mitten-Boost (oder -Cut) dank 100HZ- und BUMP-Funktion
- gute Verträglichkeit mit angezerrtem Amp oder anderen Overdrives/Distortions
- direkte Ansprache auf schnelles Riffing
- Sound gut formbar durch die Stellhebel Amp-Channel, Volumen-Poti am Instrument
- leichte und kompakte Bauweise, saubere und edel wirkende Verarbeitung
- Preis-Leistung top
Kontra
- rote Betriebs-LED leuchtet nur schwach, blaue BUMP-LED leuchtet etwas zu stark
- BUMP-Button ist nicht per Fußtritt zu erreichen und fällt qualitativ im Vergleich zum Rest etwas ab
Hinweise (weder als Pro noch als Kontra zu verstehen)
- kein GAIN-Monster, da "nur" Overdrive- und kein Distortion-Pedal
- eher mittiger/bassiger Sound und nicht besonders höhenlastig
- Bodenplatte muss für Batteriewechsel abgeschraubt werden
- für Bässe nur bedingt zu empfehlen (lieber selbst antesten!)
Technische Spezifikationen
- Produktionsland: U.S.A.
- Maße: ca. 11x6x5 cm
- Gewicht: ca. 200 g
- Regler: TONE, OUTPUT, 100HZ, GAIN
- Schalter: ON/OFF, BUMP
- Anschlüsse: Input (6,3 mm Klinke), Output (6,3 mm Klinke), 9V DC
- Stromverbrauch: <4 mA
- Netzteil: nicht im Lieferumfang enthalten
- Input Impedanz: 1 MΩ
- Output-Impedanz: <7,5 kΩ
- Signal to Noise (alle Einstellungen in Mittel-Position): >87 dB
- Tone Control: ± 8 dB @ 2,7 KHz
- 100HZ Control: ± 24 dB @ 100 Hz
- Bump Button: +6 dB low ~ mid boost / -3 dB @ 540 kHz
- Gain Control: ± 25 dB range @ 100 Hz
- Bypass: True Hardwire
- UVP: 139 EUR, Straßenpreis: ca. 109 EUR
Soundbeispiele und Videos
http://www.jimdunlop.com/product/m77-modified-od
- Eigenschaft
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