[Gitarre] Vantage VS695 (1982 Matsumoku)

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So eigentlich hatte ich diesen Text schon letzte Woche geschrieben, kam nur nicht dazu das hochzuladen. Dies nur, da sich aus der beschriebenen Vorfreude mittlerweile eine richtige Freude entwickelt hat.;)

Vorfreude oder so
Muss hier kurz meine Vorfreude teilen. Habe gestern eine neue Alte erstanden.
Genauer gesagt eine Vantage VS695 von 1982 aus Matsumoku.

Nachdem Matsumoku für mich schon länger ein Voodoo und Mythos Begriff ist, ich aber nie eine Gitarre aus dem Werk spielen konnte habe ich mal die Gelegenheit ergriffen und mitgeboten.
Zuschlag kam dann bei 176Fr +Porto, also etwa 150 Euro. Preis hört man oft zwischen 250-500 Euro, wobei sie laut Buchsuche doch auch ab und zu um die 150-200 weggehen.

Die gute hat einen grösseren Dong, und die Abdeckung fürs E-Fach fehlt. Naja hoffe, dass mit dem Rest alles passt. Wurde als defekt verkauft, da sie nicht wissen, ob die Elektronik funktioniert. Die kann ich aber auch selber nachlöten. Ansonsten sieht alles ziemlich original aus.

Habe mir auf alle Fällte schon einige Infos zusammengesucht.
Sehr hilfreich diese Seite hier: http://www.matsumoku.org/models/models.html

Die VS695 steht im Katalog von 1982. Laut Seriennummer wurde die Gitarre in eben diesem Jahr gebaut.
Auch sehr hilfreich ein Spezifikationsblatt von 1983, demnach stammt die Gitarre aus der Performer Serie und hat folgende Sachen verbaut:

Korpus: japanische Esche mit Ahorn Center Block (hard maple center)
Hals: 3 ply rock-maple (nordamerikanischer Ahorn)
Griffbrett: Palisander
Skalierung: 24 ¾ Inches
Hardware: Die-Cast Mechaniken, Chrombeschichtete Tune-O-matic Stop-bar
Tonabnehmer: 2x Matsumoku OH450
Schaltung: 2 x Volume, 1 xTone, Coiltape Switch, Phase Switch, Pickup Selector.

Ich bin schon mal auf den Phasenswitch gespannt. Ist einer der beiden Minischalter unter den Volumepotis.
Der Holzfarbige Centerblock scheint recht häufig bei Gitarren aus Matsumoku zu sein. Jedenfalls habe diesen auch viele Aria Pro-II und Epiphone Gitarren aus dieser Zeit.

1982vantage_vs695.jpgvantage_spezifikation.jpg

Nützliche Quellen für mich:
Modelinfos: http://www.matsumoku.org/models/vantage/vs/vs.html
Wiringdiagram : http://www.gitarrforum.com/topic/19296-fixa-till-min-vantage-vs-695/
s/n Identifikation: http://www.matsumoku.org/models/serial_no.html
andere Usererfahrungen:
http://www.guitarmaniacs.de/html/users/captorange/captorange-gitarre-misc.shtml
http://acapella.harmony-central.com/showthread.php?1661827-Vantage-Guitars&

So wie eingangs erwähnt ist die Vorfreude schon durch. Als ich gestern nach Hause kam stand da ein fetter Karton aus dem Inland mit japanischem Inhalt und daneben ein kleiner aus Japan mit japanischem Inhalt (hierzu mehr an anderer Stelle :p ).
Die Klampfe war echt super verpackt. Einmal die Gitarre gut gepolstert in einem Karton dann das ganze nochmals mit Zeitungspapier vollgestopft in einem zweiten Karton.
Die Gute befreit und rausgezogen, und woha, hat echt übiges Gewicht! (laut anderen Userberichten 4.8kg). Ich habe sie mal auf eine, dafür natürlich ungeeignete, Personenwaage gestellt; 4.2 kg zeigt sie an. Im Vergleich dazu hatte die Gibson LP studio 50s tribute 3.7 kg.
Wie gesagt was jetzt stimmt kann ich nicht sagen, aber auf alle Fälle ist sie kein Leichtgewicht.

Leider hatte ich keine gescheite Kamera zur Hand, deshalb hier Handyfotos.

Also hier direkt nach dem Auspacken

ausgepackt_v02.jpg
Überall kleinere Kratzer und Dongs. Aber hey, die Gute hat auch schon 30 Jahre auf dem Buckel.
Der erste Eindruck ist sehr gut. Scheint sehr wertig verarbeitet zu sein.
Die Gurtpins sitzen auf einem Filzteppich.
Metal ist nichts angelaufen, einzig an einigen Bundstäbchen, Schrauben und Pickuppols hat sich oberflächlicher Rost angesetzt.
20121211_170020.jpg20121211_172629.jpg

Die Potis und Schalter sitzen bis auf das Tonepoti fest.
Die Bünde sind nicht übermässig abgespielt und das Griffbrett sieht abgesehen von ner kleinen Macke und der augenscheinlichen Trockenheit gut aus.


Auf dem Foto leider nicht so gut zu erkennen der transparente Lack, der bläulich die Holzmaserung darunter erkennen lässt.
ausgepackt_v01.jpg
Ganz links sehen wir den 3 Weg Pickupswitch.
Von links nach rechts folgen dann Volumepoti für Halstonabnehmer, Volumepoti für den Stegtonabnehmer und das Tonepoti.
Die beiden Miniswitch's sind wie eingangs erwähnt links für Coilsplit und der rechte für Phasenumkehrung.

Hals ist gerade und sitzt super in der Halstasche. Der Saitenabstand war auch mit den abgenudelten restlichen 4 Saiten schon sehr gut.
20121211_170103.jpg

Am Kopf befinden sich 6 geschlossene Mechaniken mit Vantage-Logo. Nach dem Demontieren der Seite habe ich festgestellt, dass die Mechanik für die G-Saite verbogen ist, aber dennoch ihre Arbeit macht.
20121211_171440.jpg

So wenn wir schon mal auf der Rückseite sind, schauen wir doch mal in die Elektronikfächer.
Hier der Pickupswitch. Sehr schön zu sehen, dass die Abdeckung mit einem Alublättchen geschirmt ist.

20121211_170602.jpg

Ans untere E-Fach kommen wir leicht ran, Abdeckung fehlt ja :D
20121211_165931.jpg
Auch hier sehen wir, dass alles auf einer Abschirmung montiert ist und der Deckel wohl geschirmt wäre.


So dann kommen wir mal zum Demontieren.
20121211_171821.jpg
Brücke und Stopbar.
Brücke und Raschelfeder :)
Mich würde hier interessieren, aus was für Material die Saitenauflagen/führungen sind. Sieht so Messing aus, aber fühlt sich irgendwie weich an, wenn ich mit dem Nagel daran kratze.
Übrigens ist der Sattel aus dem selben Material vermute ich mal, ist das womöglich irgend ein Kunststoff, oder Knochen?

20121211_173257.jpg

Weiter gehts. Hier ein Blick untern den Halstonabnehmer Model MMK 45
20121211_172110.jpg

und der Stegtonabnehmer, ebenfalls MMK 45
20121211_172352.jpg

Soweit so gut. Jetzt wurde die Klampfe mal ordentlich vom Dreck befreit.
Vor allem das Griffbrett hatte da ne schöne Ansammlung.
3 Runden Öl und die Saiten konnten aufgezogen werden. (10-46)

Zuvor habe ich noch gleich alle Mechaniken fest angezogen und auf den gleichen Widerstand eingestellt.

das erste Anspielen und Handling

Alle Saiten gestimmt und die ersten trockenen Akkorde und Riffs.
Die akustische Ansprache ist schnell und hart. Man spürt über den Bauch und Hüftknochen, wie die Gitarre lange mitschwingt.
Ich höre kein scheppern, tiptop. Mal schnell Saitenlage überprüfen, knapp 2 mm am 12 Bund passt für mich, kann ja später noch angepasst werden.

Der Hals ist schon ein richtiger Knüppel. Ähnlich wie das 50s Profil der Gibson LP Studio. Der Klarlack auf dem Hals lässt das ganze dennoch ein bisschen anders anfühlen. Ich spiele ne Runde vor mich hin. Oktavreinheit passt bei 4 Saiten noch/schon auf Anhieb, die anderen sind schnell nachgestellt.

Nach ner kleinen Stärkungspause wird das Griffbrett mal auf Bundreinheit überprüft. Ich und mein Stimmgerät finden keine Ausreisser, passt also.

Im sitzen lässt sich die Gute auch bestens spielen, liegt ausgewogen auf dem Oberschenkel. Mal schauen was am Gurt geht. Bislang waren mir die SG formen ja immer zu Kopflastig, bzw. zogen den Kopf zu weit nach vorne. Hier ist der vordere Gurtpin ja zum Glück nicht hinterm Hals angemacht. Vermutlich deswegen, und wegen dem schweren Korpus liegt hier auch absolut keine Kopflastigkeit vor.

die Elektronik

So jetzt aber mal bisschen Gas (nicht G.A.S., dass ist momentan gestillt :D).
Mein Übungsamp steht im Moment in nem fremden Proberaum und bei der Kälte will ich mich nicht in unseren Probekeller verziehen. zum testen geht's also mit dem TonePort vor den PC.
Gitarre eingesteckt und schramm, also zumindest von den Saiten, aus den Boxen kommt nichts. Nochmals an den Potis gedreht und auf ein zweites - auch jetzt nichts.

Die Gute mal auf den Bauich gelegt und nochmals ein Blick ins offene E-Fach.
Die aufmerksamen Bildbeobachter sollten eigentlich schon weiter oben stutzig geworden sein...
Das Tonepoti ist schön mit der Buchse verkabelt, aber da fehlt ne Verbindung zur restlichen Schaltung :rofl:

Zunächst bin ich mal mit dem Jackkabel direkt an beide Volumepotis. OK die Tonabnehmer funktionieren schon mal.

OK, irgendwer hat da schon mal was versucht, am ungenutzten Ausgang des Tonepoti sind noch Lötzinnreste und nicht umsonst wurde in der Auktion darauf hingewiesen, dass die elektronik nicht getestet wurde, daher defekt. Wä'rs nicht so gewesen hät's mich schon verwundert.

Den obigen Link zum wiring diagram hatte ich nicht zur Hand und fand den auch irgendwie nicht mehr.
Zum Glück habe ich dann noch schnell ne ähnliche Anleitung gefunden: http://www.guitarelectronics.com/pr...es-Split-Parallel-Master-Series-Parallel.html

Kabel abisoliert und schon mal gemäss Schema an den mittleren Poti Fuss gelötet.
Tja, wo kommt den das andere Ende hin? Da ich mir dachte, schauste das eh nochmals im richtigen Diagram nach, versuchste mal mit Try and Error.
Resultat sah/sieht dann mal so aus:
20121211_202026.jpg

Nochmals an den PC und aha, da kommt was.
Mal Standardsimulation geladen und rumprobieren.

PU-Switch schaltet sauber um, Singlecoil Switch macht seine Arbeit, Phasenswitch schaltet auch, auch wenn das Resultat nicht wie erwartet.

Kleiner Fehler oder physikalische Phasenauslöschung ?
Wenn ich beide Volumepotis voll auf hab, den Stegtonabnehmer anwähle und den Phasenswitch kippe bleibt die Gitarre stumm :confused:
Regle ich nur leicht auf 9 zurück kommt wieder ein Signal.

Wenn ich meine Verkabelung mit dem vermeintlichen Schema aus dem schwedischen Forum (http://www.gitarrforum.com/topic/19296-fixa-till-min-vantage-vs-695/ übrigens doch kein Schema, sondern nur Foto) vergleiche, hat er die Verbindung anders gezogen, sehe leider nicht, wohin genau, etwa doch wie beim Gibson Schema auf den PU Switch ?
Würde zumindest erklären warum die Stille nur beim Stegtonabnehmer herrscht.

Zum verstärkten Klang will ich noch nicht viel sagen. Die gute muss erst mal mit in den Proberaum. Von der Amplitubesimulation kann ich soweit nur sagen, dass sie wirklich eine schnelle Ansprache hat und härter, spitzer klingt als z.B. meine Gibson LP Studio.
Die Tonabnehmer scheinen auch recht heiss zu sein. Multimeter liegt auch im Proberaum, messe da mal nach. Auf alle Fälle kommt da richtig Dampf raus.
Übrigens erweist sich die Gute nach ersten Tests als super stimmstabil.

Zwischenfazit

Verabeitungstechnisch topp, vor allem wenn man bedenkt dass die schon 30 Jahre auf dem Buckel hat.
An den ganzen Dongs und Kratzern sieht man auch, dass sie nicht gerade zimperlich behandelt wurde.

Jetzt muss die Gitarre erstmal richtig dran genommen werden, und vermutlich nochmal einen Blick auf die Elektronik geworfen werden.
Apropos Elektronik, dass fehlende Fach denke ich durch ein dünnes Plexiglas zu ersetzen. Einfach Form abpausen, löschen bohren und ab dafür.
 
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so hatte sie gestern noch dort, wo sie hingehört, vorm Verstärker

Bevor ich hier wieder Ellenlang was niederschreibe, habe ich ein paar Aufnahmen gemacht. Alles schön schlicht, paar Akkorde.

Was ich grundsätzlich sagen, sie hat ordentlich Output.
Habe bislang immer gesagt, beim Blackstar ht-20 kriegste den Clean-Kanal nicht zum übersteuern. Naja muss das wohl revidieren, die Vantage bringt den schon zum kratzen, wenn man ordentlich reinhaut. Nur gefallen hat's mir ehrlich gesagt nicht.

Eine weitere allgemeine Beobachtung, die Volumepotis machen nur bedingt ihren Dienst. Habe da ein paar Aufnahmen gemacht, wo ich jeweils in jeder Position von 10 auf 7, 5, 3 und 1 schalte. Wirklich hörbar wird da der Unterschied eigentlich erst ab 3. Deshalb erspare ich euch da auch die Soundbeispiele.
Tonepoti tut seinen Dienst. Mir ist ansonsten fast alles immer spitz und ich muss daran regeln. Bei dieser Gitarre muss für mich das Tonepoti eigentlich für alle sounds offen bleiben. Vermute mal das liegt eher an den Tonabenhmern, denn an der Konstruktion. trocken gespielt ist die Gitarre nämlich schön knackig.

Grundsätzlich habe ich immer in foglender Reihenfolge gespielt:
HB Steg, HB Mitte, HB Hals, SC Steg, SC Mitte, SC Hals (ausnahmen werden erwähnt)

Weitere Info zur Aufnahme: ist mein Blackstar ht-20 auf dem linken Kanal ist der emulated output zu hören, rechts über ein sennheiser 606. Sind nicht voll im Panorama, sondern bei etwa 70%.
Alle Aufnahmen stammen aus der selben Projektdatei und haben somit die gleiche Lautstärke und EQ. Kein Kompressor, nur Limiter am Schluss.
Wenn also ein Beispiel lauter klingt, war/ist es auch lauter.

(Onlineplayer in neuem Fenster)

Hier das erste Beispiel. Die Overdrive Einstellung wie ich sie sonst mit meiner LP spiele:
(OD-Channel, Gain etwa 11:00 Uhr, EQ ziemlich mittig ISF auf 14:00 Uhr)
http://picosong.com/3jk5

Hier nochmals Overdrive, aber auf 09:00 Uhr runtergeregelt (so in etwa würde meine lp auf 11:00 Uhr klingen):
http://picosong.com/3jkb

als nächstes ein paar einfache Akkorde clean angeschlagen:
http://picosong.com/3jka

Nochmals Clean, Reggae 2 Tone. Zunächst im Singlecoil Modus (coiltap) Mittelstellung, danach Steg.
nach ner weile schalte ich einen digitalen Reverb (line6 verbzilla) und ein Tremolo (rocktron) zu:
http://picosong.com/3jYy

Hier zum Schluss noch paar jazzige Töne:
(hier ist die PU Reihenfolge anders rum! zunächst SC Hals, SC Mitte, SC Steg, HB Steg, HB Mitte, HB Hals
http://picosong.com/3jYR

Fazit zum Klang

Die Gitarre hat ordentlich Wumms. Leider lässt sie sich mit den Volumepotis nicht all zugut zügeln. Hier muss man schon am Amp oder Treter nachregeln.
Wenn ich die Gitarre Klangtechnisch einstufen würde, landet sie bei mir irgendwo zwischen meiner Korea Epiphone LP, die einfach dünner und schmächtiger klingt und meiner Gibson LP Studio 50 tribute, die vorallem Dynamischer ist und sich besser regeln lässt.

Was sie auch verzerrt sehr gut beherrscht, ist eine differenzierte Wiedergabe. Hier klingen auch hohen Saiten bei starker Verzerrung noch gut durch. Dies handelt sie jedenfalls besser als meine Gibson.
Wie oben schon angedeutet, muss ich hier nochmals betonen, dass sie die Stimmung super hält, gerade auch im Vergleich zu meinen anderen Gitarren.

Ganz gross finde ich die coiltap Möglichkeit. Habe die Möglichkeit zwar auch mit meiner Aria Semihollow, doch mit den dort montierten Werkspickups, oder den jetzigen GFS Dream 180, war der Lautstärkenunterschied von Humbucker zu Singlecoil immer zu gross. Hier klingt es für mich Subjektiv recht ausgewogen. So kann ich mir gut vorstellen, Im OD und HB punkige Sachen zu spielen und dann klacks nen Offbeat Ska Teil in clean und Singlecoil hinzulegen.

... so komme gerade aus dem Proberaum. Auch vor meinem Bassisten hat die Gitarre gepunktet. Klingt auch in seinen Ohren recht mächtig. Was ihm ansonsten auch auf Anhieb auffiel war der grobe Hals und das hohe Gewicht.
 
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