Stoney
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Fender Hot Rod Deluxe III Red October
Einleitung:
Nach langer Suche, Warterei und Sparerei habe ich mir nun endlich einen kleinen Traum erfüllen können und mir einen Vollröhrenverstärker zugelegt.
Und zwar nicht irgendeinen - nein gleich eine spezielle Edition. Aber dazu später.
Ich hab eine längere Verstärkerodysse hinter mir und muss Thomann loben, die mir dann zu diesem Schmuckstück über Umwege verholfen haben. Röhre sollte es immer schon mal werden und ein gewisser BemyMonkey hat mir dann damals im Jahre 2007 den Hot Rod Deluxe empfohlen.
Dass sich damals dann meine alte Band aufgelöst hat und dann einfach kein Bedarf mehr da war, hat mich daran gehindert das Teil zu kaufen. Auch der stolze Preis von rund 700 € damals hat mich etwas abgeschreckt.
Doch wir schreiben das Jahr 2012 - Neue Band, finanziell stehe ich gut da und da ich nun seit 3 Jahren gerade wieder mal aktuell Single bin und ich nach einer Trennung immer ein zufriedener Frust-Käufer bin, dachte ich mir: Es ist Zeit für einen Verstärker.
Informiert hab ich mich großteils natürlich hier und bin zum Entschluss gekommen: Ich brauch was fürs Wohnzimmer und für kleine Auftritte. Es soll der Tubemeister 18 Combo werden. Nachdem ich ihn einen Monat lang getestet hatte, ging der aber wieder zurück - meine kleines Review dazu: https://www.musiker-board.de/hughes...r-tubemeister-user-thread-11.html#post6017458
Irgendwie war ich froh, dass er nicht mein Ding war. Denn mein Herz wollte von Anfang an den Fender HRD 3.
Und da ich grad etwas im Frust-Kauf-Rausch war, wurde es gleich der Red October. Außerdem hat mir der britische Sound immer mehr zugesagt, als der amerikanische (wer den Unterschied nicht kennt: https://www.musiker-board.de/versta...ischen-britisch-amerikanisch.html#post4135102 )
Etwas kompliziert war's dann aber schon, weil plötzlich die Red October Edition ausverkauft war, aber noch ein B-Stock zu haben war. Letztendlich hat aber das Gute gesiegt und seit 2 Wochen bin ich stolzer Röhrenbesitzer.
Aber kommen wir nun endlich zur eigentlichen Review.
Technische Eckdaten:
Unterschiede der Red October Edition zum Standard HRD III:
Die Farbe: Die Standardedition ist schwarz mit grauer Bespannung. Die Red October Edition ist - wie der Name schon sagt - rot, mit weißen Rennstreifen und schwarzer Bespannung. Außerdem sind die Drehknöpfe des Red October grau und nicht schwarz.
Der Speaker: Standardmäßig ist ein amerikanisch klingender 1x12"; Celestion G12P-80 8 Ohm 80 Watt Lautsprecher verbaut. Bei der Red October Edition kommt ein 1x12" Eminence Redcoat Wizard Lautsprecher zum Einsatz, welcher einen typisch britischen Sound an den Tag legt.
Der Preis: Bei Thomann ist das rote Teil um gute 74 € teurer. Man sollte hier diesen Aufpreis aber nicht zu einer Entscheidung zwischen den beiden heranziehen. Wichtigster Unterschied ist einfach der Speaker!
Optik, Haptik und Schnick-Schnack
Da B-Stock, bekam ich das Teil nicht mehr im Original-Karton. Ersteindruck, ohne eigentlich überhaupt was vom Amp gesehen zu haben: "Boah ist der schwer!" Oh ja - spätestens, als ich ihn zum Proberaum über die Treppe schleppen durfte. Aber wie hieß es damals bei Jurassic Park: "Ist es schwer? Dann ist es sicher teuer." Und "Teuer" setzte ich hier gleich mit "Gut". Also schwer und gut kommt der Red October daher. Teuer? Naja - geht so.
Nachdem das Gerät erstmals vom Karton befreit wurde, kam eine hübsche schwarze Hülle mit weißer Fenderaufschrift zum Vorschein.
Schön. Dann das Teil von der Staubschutzhülle befreit und mich auf schlimme Dinge vorbereitet, weil: B-Stock mit leichten Gebrauchsspuren.
Doch nix da. Das wirklich einzige optische Manko, was mir auffiel, war ein kleiner Riss im Vinyl. Also wirklich nichts Schlimmes.
Jedenfalls gibt das rote Vinyl von der Optik sehr viel her. Abgerundet wird das Gesamtwerk von mit den zwei weißen Rennstreifen (ich nenn die jetzt mal so). Auch die schwarze Bespannung find ich persönlich schöner als eine graue.
Das Bedienpanel auf der Oberseite ist gut sichtbar eingearbeitet und durch eine weiße Lasergravur kann man die Beschriftung auch bei gedämmtem Licht noch gut erkennen. Die grauen Hahnen-Kopf-Dreh-Knöpfe mögen sicherlich nicht jedermanns Sache sein, doch von der Verarbeitung her, lassen sich alle Regler elegant bedienen.
Auf der Oberseite befindet sich dann auch noch der Tragegriff - auf Fotos hat er mir immer zu filigran ausgesehen, aber ich kann beruhigen: Er reicht für die 21 kg vollkommen aus.
Auf der Rückseite darf man dann einen Blick auf die Röhren und den Speaker werfen. Wirklich gut gelöst ist hierbei der metallene Käfig um die Röhren. Weiter unten ist auch noch ein Klettverschluss angebracht, an dem man das mitgelieferte Fußpedal befestigen kann.
Übrigens: Fußpedal: Das unterliegt seit dem HRD 3 einem neuen Design und soll sich road-tauglicher damit anfühlen. Tut es auch - im Gegensatz zum mitgelieferten Kabel. Das reißt beim Hinschauen schon ab.
Weiters liegt dem Verstärker auch noch die oben genannte Staubschutzhülle bei - hat ebenfalls einen gleich hochwertigen Eindruck hinterlassen, wie der Amp selbst.
Das Kabel des Amps selbst ist grau, knappe zwei Meter kurz und fix mit dem Amp verbunden.
Doch nun zum Wichtigen - zum …
… Sound
Ich könnte jetzt endlose Riffs aufnehmen und hier posten, aber das will ich aus zwei Gründen eigentlich überhaupt nicht: Erstens: Es gibt Soundbeispiele vom HRD 3 wie Sand am Meer und Zweitens: Ich glaube kaum, dass ich den authentischen Sound via PC, Micro, Youtube, PC-Boxen usw. an eure Ohren bringe, also lass ich es gleich und werde hier mit Worten beschreiben, was es zu beschreiben gibt.
Clean:
Für mich war das ein wichtiger Punkt bei der Produktauswahl und da hab ich keinen Fehlkauf gemacht. Clean klingt das Teil einfach traumhaft. Ich spiele davor eine Fender Stratocaster. Der knackige helle Sound der SingleCoils kommt einfach sehr direkt herüber und hat irgendwie noch mal den Extra-Kick.
Doch Vorsicht sollte beim cleanen Kanal erstmal an den Tag gelegt werden: Der Amp ist laut. Sehr laut. Für Wohnungen in der großen Stadt kann ich das Teil absolut nicht weiterempfehlen. Denn auf Lautstärkenstufe 2 hört man bei mir bereits im gesamten Haus mit. Um das Teil dann doch vernünftig leise zu bekommen hat Fender sich etwas Nettes einfallen lassen: Erstens gibt es zwei Eingänge: Einen normalen und einen um 6DB leiseren. Der ist zwar für Aktiv-Gitarren gedacht, aber funktioniert auch gut um die Lautstärke etwas rauszunehmen. Und zweitens kann man den HRD 3 nun etwas feiner im leisen Bereich regeln, weil im Vergleich zu den alten HRD 2 & 1 der HRD 3 logarithmische Potentiometer verbaut hat.
Trotzdem: Alles über 3 ist laut! Ja LAUT! Aber lupenrein clean. Das hat der TM18 nicht geschafft
Mit dem Bright-Knopf bekommt der ganze Sound noch mehr Höhen, wird aber meiner Meinung nach nicht Voller. Voller bekommen kann man den Amp mit dem "Presence" Regler ganz Rechts. Da wird das Teil noch mal um einiges durchsetzungsfähiger - was man aber bei der Lautstärke ohnehin kaum brauchen kann
Noch kurz zur Lautstärke:
Wer glaubt, dass er einen 100 Watt Vollröhrenverstärker braucht, um ein Konzert vor 100 Leuten zu spielen, ist völlig am Holzweg.
Die 40 Watt des HRD 3 bieten einfach sehr viel Druck und Power und sollten für jedes Konzert ausreichend sein. Denn alles was zu wenig ist, wird dann sowieso via PA geregelt (also Verstärker abnehmen lassen).
Kritiker mögen hier nun sagen: "Aber das gilt auch schon für den Tubemeister 18 - also 18 Watt Röhre reichen doch auch aus und den Rest nimmt man einfach mit der PA ab."
Jain! Von der Lautstärke her reicht es vielleicht, aber von der Durchsetzungsfähigkeit war mir der TM18 auf der Bühne einfach zu wenig. Außerdem hab ich den TM18 voll aufreißen müssen (Clean war der dann nicht mehr) bei Konzerten und ich persönlich habe gern immer Potential nach Oben - und das habe ich reichlich beim HRD 3.
Und weiter im Walzertakt:
Fehlt noch das Reverb: Eingebaut ist ein Feder-Hall, der laut Internetforen echt gut sein soll. Ich persönlich kenn mich mit dem Teil gar nicht aus, aber wenn ich das Reverb über 3 drehe, dann wird der Hall schon sehr "beherrschend". Gut klingen tut er ja, aber ich persönlich kann den Hall nur auf 2 bis 4 brauchen, höher nicht.
Verzerrt
Meh … also ich weiß nicht. Der verzerrte Kanal ist sicher nicht schlecht, aber vor allem: Geschmackssache. Viel Drive mag man vergeblich suchen. Es gibt dann noch den More-Drive Knopf, aber auch da kommt nicht mehr viel dazu.
Der britische Sound kommt hierbei jedoch sehr zum Vorschein und das ist ebenfalls nicht jedermanns Geschmack. Für mich persönlich passt der britische Sound zum Glück wie der Deckel auf den Topf.
Da ich persönlich sowieso ein Effektboard ( https://www.musiker-board.de/effekt...re-effektboards-part-iii-165.html#post3894448 ) vor den Amp hänge, macht mir die eher schwache Zerre des HRD 3 nichts aus. Für Blues/Funk und klassischem Rock sicherlich zu gebrauchen, aber das wirklich gelbe vom Ei ist der Kanal 2 nicht. Aber dafür kauft man sich auch keinen HRD 3 - man beschafft sich diesen Amp für einen schönen Clean-Kanal, den man dann mit eigenen Bodentretern verzerren kann.
Und da liegt neben dem starken Clean-Kanal auch die zweite große Stärke des Amps: Er reagiert auf Bodeneffekte sehr neutral und angenehm. Natürlich behält er da seinen britischen Sound bei. Musste meine Zerren (BadMonkey, DS2, Little Big Muff) kaum einstellen - erstmals alle Regler der Treter auf 12 Uhr und dann noch Feinabstimmung und ich muss sagen: Hier trumpft der HRD 3 echt auf. Es passt einfach!
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den Effektloop des HRD 3 bisher nicht getestet habe. Jedenfalls ist er nicht regelbar und man ist somit auf Effektgeräte angewiesen, die selbst ihre Lautstärke regeln können (kann aber eh fast jeder Treter heutzutage trau ich mich zu behaupten)
Apropos Bodentreter.
Der mitgelieferte Fußschalter macht zwar einen guten optischen und haptischen Eindruck, doch das "Schalten" selbst finde ich nun gar nicht gut. Von Kanal 1 (clean) auf Kanal 2 (verzerrt) macht er ja seinen Job ganz gut, doch will man von Kanal 2 wieder zurück zu Kanal 1, dann ist kurz der komplette Sound weg und es macht einen dumpfen Knacker. Absolut gar nicht zu gebrauchen. Nein, nein, nein. Das gibt einen Abzug. Vielleicht liegt es ja am schlechten Kabel, aber ich glaube eher nicht.
Und wenn ich schon beim Meckern bin … kommen wir zu den weniger guten Seiten des Amps: Zwei habe ich ja schon genannt: Das schlechte Kanal-Switchen mit dem Fußtreter und der magere Kanal 2.
Dazu kommt nun noch ein dritter Punkt: Hitzeentwicklung!
Also der Hybridverstärker meines Bassisten hat einen eingebauten Lüfter. Ich hätte mir das für den HRD 3 auch gewünscht. Denn nach gut 2 Stunden spielen, wird der Amp an der Oberseite, wo die Bedienknöpfe sind sehr heiß (das Bedienfeld liegt ja driekt über den Röhren). Besonders die Kippschalter für StandBy und OnOff werden heiß. Ja heiß und nicht warm. Gut - verbrennen tut man sich nicht und ich muss noch eines dazu sagen: Es ist Hochsommer, hat gefühlte 40° im Raum und der Amp steht recht nahe mit der Rückseite zu einer Wand.
Ich hoffe ich hab da kein ausschüssiges Gerät erhalten und das ist normal. Tipps für mich, um die optimale Belüftung für den HRD 3 zu erhalten? Bitte gern!
Ich selbst hab übrigens meine Amp-Einstellung schon gefunden, aber man kann ja auch mal was anderes ausprobieren, deshalb hab ich hier noch ein paar Einstellungen ergoogelt:
Pro/Contra
Positives:
+ Optik/Haptik
+ Spezielles Red October Design
+ gute Verarbeitung
+ genialer Cleansound
+ harmoniert und reagiert sehr gut auf Bodeneffekte
+ Haptik/Optik des mitgelieferten Fußschalters
+ Beiliegende schöne Staubschutzhülle
+ Stylefaktor: Röhren sieht man von hinten, welche von Metallkäfig umrahmt sind
+ Lautstärkenpotential total ausreichend für daheim, Proberaum und Konzerte
Negatives:
- Kanalumschalten mit furchtbaren Nebengeräuschen
- Wird im längeren Betrieb recht heiß - besonders an der Oberseite bei den Bedienelementen
- Die verstärkereigene Verzerrung ist eher mager ausgefallen und der "More-Drive" Schalter bringt kaum noch Boost.
- Das Teil ist doch recht schwer (21 kg) und es bietet sich da der Tragekoffer an, der aber sehr teuer ist (LINK)
- Etwas Fingerspitzengefühl ist noch immer (trotz log. Potis) nötig, wenn man eine ganz leise Lautstärke einstellen möchte
Bilderstrecke
Zum Album geht es hier entlang: http://imgur.com/a/Z3865#0
Fazit (TL;DR)
Viele oder einige hier im Forum, die echte Röhren-Profis sind, mögen sich nach meiner Review die Haare raufen und sich denken: Boah der Typ hat doch keine Ahnung.
Kann schon sein, dass ich hier auf wenig Erfahrung zurückgreifen kann, aber ich konnte mir vom HRD 3 selbst doch eine Meinung bilden und dass was bei dem Amp rauskam und in meinen Ohren ankam, war für mich total in Ordnung.
Vielleicht gibt es billigere und bessere Amps oder vielleicht hätten sich die 200 € Aufpreis für einen Vox AC30 wirklich gelohnt, doch ich glaube, ich habe mein persönliches Schmuckstück gefunden - er passt einfach zu mir, meiner Gitarre und zu meiner Musik. Dass der Amp nicht das Non-Plus-Ultra ist, ist mir durchaus klar. Persönlich denke ich aber, dass er alle Mal sein Geld wert ist. Zwar hat er seine Stärken und Schwächen, doch ich persönlich kann mit den Schwächen leben.
Wer einen guten cleanen Amp mit Konzerttauglichkeit sucht, das passende Kleingeld parat hat und auf eine schöne Optik steht, dem kann ich den HRD 3 nur weiterempfehlen. Er besitzt einen schönen britischen Sound, tollen Federhall und harmoniert gut mit Bodeneffekten. Besonders mag er eigene Lieder und Songs vom John Frusciante
Wer lieber einen nassen amerikanischen Sound haben will, sollte eher zu Marshall und Konsorten greifen. Ebenfalls für Metall würde ich den HRD 3 absolut nicht weiterempfehlen.
Fragen, Wünsche (wollen doch Sounds gehört werden?), Beschwerden? Bitte hier!
Steht' euer Stoney
PS: Danke nochmals an BemyMonkey, der mich vor Jahren auf den Hot Rod Deluxe 1 aufmerksam gemacht hat!
Einleitung:
Nach langer Suche, Warterei und Sparerei habe ich mir nun endlich einen kleinen Traum erfüllen können und mir einen Vollröhrenverstärker zugelegt.
Und zwar nicht irgendeinen - nein gleich eine spezielle Edition. Aber dazu später.
Ich hab eine längere Verstärkerodysse hinter mir und muss Thomann loben, die mir dann zu diesem Schmuckstück über Umwege verholfen haben. Röhre sollte es immer schon mal werden und ein gewisser BemyMonkey hat mir dann damals im Jahre 2007 den Hot Rod Deluxe empfohlen.
Dass sich damals dann meine alte Band aufgelöst hat und dann einfach kein Bedarf mehr da war, hat mich daran gehindert das Teil zu kaufen. Auch der stolze Preis von rund 700 € damals hat mich etwas abgeschreckt.
Doch wir schreiben das Jahr 2012 - Neue Band, finanziell stehe ich gut da und da ich nun seit 3 Jahren gerade wieder mal aktuell Single bin und ich nach einer Trennung immer ein zufriedener Frust-Käufer bin, dachte ich mir: Es ist Zeit für einen Verstärker.
Informiert hab ich mich großteils natürlich hier und bin zum Entschluss gekommen: Ich brauch was fürs Wohnzimmer und für kleine Auftritte. Es soll der Tubemeister 18 Combo werden. Nachdem ich ihn einen Monat lang getestet hatte, ging der aber wieder zurück - meine kleines Review dazu: https://www.musiker-board.de/hughes...r-tubemeister-user-thread-11.html#post6017458
Irgendwie war ich froh, dass er nicht mein Ding war. Denn mein Herz wollte von Anfang an den Fender HRD 3.
Und da ich grad etwas im Frust-Kauf-Rausch war, wurde es gleich der Red October. Außerdem hat mir der britische Sound immer mehr zugesagt, als der amerikanische (wer den Unterschied nicht kennt: https://www.musiker-board.de/versta...ischen-britisch-amerikanisch.html#post4135102 )
Etwas kompliziert war's dann aber schon, weil plötzlich die Red October Edition ausverkauft war, aber noch ein B-Stock zu haben war. Letztendlich hat aber das Gute gesiegt und seit 2 Wochen bin ich stolzer Röhrenbesitzer.
Aber kommen wir nun endlich zur eigentlichen Review.
Technische Eckdaten:
- Typ: Vollröhrenverstärker
- Röhren: 3x12AX7 2x6L6
- Leistung: 40 Watt
- Speaker: 1x12" Eminence Redcoat Wizard Lautsprecher
- Maße: H/W/D 47,6 x 59,70 x 26,7
- Gewicht: rund 21 kg
- Kanäle: 3 (Clean, Drive, More Drive)
- Erhältlich: Seit März 2011 und wer weiß wie lange noch (zumindest die Red October Edition)
- Zubehör: Fußschalter, Kabel, Staubschutzhülle, Bedienungsanleitung
Unterschiede der Red October Edition zum Standard HRD III:
Die Farbe: Die Standardedition ist schwarz mit grauer Bespannung. Die Red October Edition ist - wie der Name schon sagt - rot, mit weißen Rennstreifen und schwarzer Bespannung. Außerdem sind die Drehknöpfe des Red October grau und nicht schwarz.
Der Speaker: Standardmäßig ist ein amerikanisch klingender 1x12"; Celestion G12P-80 8 Ohm 80 Watt Lautsprecher verbaut. Bei der Red October Edition kommt ein 1x12" Eminence Redcoat Wizard Lautsprecher zum Einsatz, welcher einen typisch britischen Sound an den Tag legt.
Der Preis: Bei Thomann ist das rote Teil um gute 74 € teurer. Man sollte hier diesen Aufpreis aber nicht zu einer Entscheidung zwischen den beiden heranziehen. Wichtigster Unterschied ist einfach der Speaker!
Optik, Haptik und Schnick-Schnack
Da B-Stock, bekam ich das Teil nicht mehr im Original-Karton. Ersteindruck, ohne eigentlich überhaupt was vom Amp gesehen zu haben: "Boah ist der schwer!" Oh ja - spätestens, als ich ihn zum Proberaum über die Treppe schleppen durfte. Aber wie hieß es damals bei Jurassic Park: "Ist es schwer? Dann ist es sicher teuer." Und "Teuer" setzte ich hier gleich mit "Gut". Also schwer und gut kommt der Red October daher. Teuer? Naja - geht so.
Nachdem das Gerät erstmals vom Karton befreit wurde, kam eine hübsche schwarze Hülle mit weißer Fenderaufschrift zum Vorschein.
Schön. Dann das Teil von der Staubschutzhülle befreit und mich auf schlimme Dinge vorbereitet, weil: B-Stock mit leichten Gebrauchsspuren.
Doch nix da. Das wirklich einzige optische Manko, was mir auffiel, war ein kleiner Riss im Vinyl. Also wirklich nichts Schlimmes.
Jedenfalls gibt das rote Vinyl von der Optik sehr viel her. Abgerundet wird das Gesamtwerk von mit den zwei weißen Rennstreifen (ich nenn die jetzt mal so). Auch die schwarze Bespannung find ich persönlich schöner als eine graue.
Das Bedienpanel auf der Oberseite ist gut sichtbar eingearbeitet und durch eine weiße Lasergravur kann man die Beschriftung auch bei gedämmtem Licht noch gut erkennen. Die grauen Hahnen-Kopf-Dreh-Knöpfe mögen sicherlich nicht jedermanns Sache sein, doch von der Verarbeitung her, lassen sich alle Regler elegant bedienen.
Auf der Oberseite befindet sich dann auch noch der Tragegriff - auf Fotos hat er mir immer zu filigran ausgesehen, aber ich kann beruhigen: Er reicht für die 21 kg vollkommen aus.
Auf der Rückseite darf man dann einen Blick auf die Röhren und den Speaker werfen. Wirklich gut gelöst ist hierbei der metallene Käfig um die Röhren. Weiter unten ist auch noch ein Klettverschluss angebracht, an dem man das mitgelieferte Fußpedal befestigen kann.
Übrigens: Fußpedal: Das unterliegt seit dem HRD 3 einem neuen Design und soll sich road-tauglicher damit anfühlen. Tut es auch - im Gegensatz zum mitgelieferten Kabel. Das reißt beim Hinschauen schon ab.
Weiters liegt dem Verstärker auch noch die oben genannte Staubschutzhülle bei - hat ebenfalls einen gleich hochwertigen Eindruck hinterlassen, wie der Amp selbst.
Das Kabel des Amps selbst ist grau, knappe zwei Meter kurz und fix mit dem Amp verbunden.
Doch nun zum Wichtigen - zum …
… Sound
Ich könnte jetzt endlose Riffs aufnehmen und hier posten, aber das will ich aus zwei Gründen eigentlich überhaupt nicht: Erstens: Es gibt Soundbeispiele vom HRD 3 wie Sand am Meer und Zweitens: Ich glaube kaum, dass ich den authentischen Sound via PC, Micro, Youtube, PC-Boxen usw. an eure Ohren bringe, also lass ich es gleich und werde hier mit Worten beschreiben, was es zu beschreiben gibt.
Clean:
Für mich war das ein wichtiger Punkt bei der Produktauswahl und da hab ich keinen Fehlkauf gemacht. Clean klingt das Teil einfach traumhaft. Ich spiele davor eine Fender Stratocaster. Der knackige helle Sound der SingleCoils kommt einfach sehr direkt herüber und hat irgendwie noch mal den Extra-Kick.
Doch Vorsicht sollte beim cleanen Kanal erstmal an den Tag gelegt werden: Der Amp ist laut. Sehr laut. Für Wohnungen in der großen Stadt kann ich das Teil absolut nicht weiterempfehlen. Denn auf Lautstärkenstufe 2 hört man bei mir bereits im gesamten Haus mit. Um das Teil dann doch vernünftig leise zu bekommen hat Fender sich etwas Nettes einfallen lassen: Erstens gibt es zwei Eingänge: Einen normalen und einen um 6DB leiseren. Der ist zwar für Aktiv-Gitarren gedacht, aber funktioniert auch gut um die Lautstärke etwas rauszunehmen. Und zweitens kann man den HRD 3 nun etwas feiner im leisen Bereich regeln, weil im Vergleich zu den alten HRD 2 & 1 der HRD 3 logarithmische Potentiometer verbaut hat.
Trotzdem: Alles über 3 ist laut! Ja LAUT! Aber lupenrein clean. Das hat der TM18 nicht geschafft
Mit dem Bright-Knopf bekommt der ganze Sound noch mehr Höhen, wird aber meiner Meinung nach nicht Voller. Voller bekommen kann man den Amp mit dem "Presence" Regler ganz Rechts. Da wird das Teil noch mal um einiges durchsetzungsfähiger - was man aber bei der Lautstärke ohnehin kaum brauchen kann
Noch kurz zur Lautstärke:
Wer glaubt, dass er einen 100 Watt Vollröhrenverstärker braucht, um ein Konzert vor 100 Leuten zu spielen, ist völlig am Holzweg.
Die 40 Watt des HRD 3 bieten einfach sehr viel Druck und Power und sollten für jedes Konzert ausreichend sein. Denn alles was zu wenig ist, wird dann sowieso via PA geregelt (also Verstärker abnehmen lassen).
Kritiker mögen hier nun sagen: "Aber das gilt auch schon für den Tubemeister 18 - also 18 Watt Röhre reichen doch auch aus und den Rest nimmt man einfach mit der PA ab."
Jain! Von der Lautstärke her reicht es vielleicht, aber von der Durchsetzungsfähigkeit war mir der TM18 auf der Bühne einfach zu wenig. Außerdem hab ich den TM18 voll aufreißen müssen (Clean war der dann nicht mehr) bei Konzerten und ich persönlich habe gern immer Potential nach Oben - und das habe ich reichlich beim HRD 3.
Und weiter im Walzertakt:
Fehlt noch das Reverb: Eingebaut ist ein Feder-Hall, der laut Internetforen echt gut sein soll. Ich persönlich kenn mich mit dem Teil gar nicht aus, aber wenn ich das Reverb über 3 drehe, dann wird der Hall schon sehr "beherrschend". Gut klingen tut er ja, aber ich persönlich kann den Hall nur auf 2 bis 4 brauchen, höher nicht.
Verzerrt
Meh … also ich weiß nicht. Der verzerrte Kanal ist sicher nicht schlecht, aber vor allem: Geschmackssache. Viel Drive mag man vergeblich suchen. Es gibt dann noch den More-Drive Knopf, aber auch da kommt nicht mehr viel dazu.
Der britische Sound kommt hierbei jedoch sehr zum Vorschein und das ist ebenfalls nicht jedermanns Geschmack. Für mich persönlich passt der britische Sound zum Glück wie der Deckel auf den Topf.
Da ich persönlich sowieso ein Effektboard ( https://www.musiker-board.de/effekt...re-effektboards-part-iii-165.html#post3894448 ) vor den Amp hänge, macht mir die eher schwache Zerre des HRD 3 nichts aus. Für Blues/Funk und klassischem Rock sicherlich zu gebrauchen, aber das wirklich gelbe vom Ei ist der Kanal 2 nicht. Aber dafür kauft man sich auch keinen HRD 3 - man beschafft sich diesen Amp für einen schönen Clean-Kanal, den man dann mit eigenen Bodentretern verzerren kann.
Und da liegt neben dem starken Clean-Kanal auch die zweite große Stärke des Amps: Er reagiert auf Bodeneffekte sehr neutral und angenehm. Natürlich behält er da seinen britischen Sound bei. Musste meine Zerren (BadMonkey, DS2, Little Big Muff) kaum einstellen - erstmals alle Regler der Treter auf 12 Uhr und dann noch Feinabstimmung und ich muss sagen: Hier trumpft der HRD 3 echt auf. Es passt einfach!
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den Effektloop des HRD 3 bisher nicht getestet habe. Jedenfalls ist er nicht regelbar und man ist somit auf Effektgeräte angewiesen, die selbst ihre Lautstärke regeln können (kann aber eh fast jeder Treter heutzutage trau ich mich zu behaupten)
Apropos Bodentreter.
Der mitgelieferte Fußschalter macht zwar einen guten optischen und haptischen Eindruck, doch das "Schalten" selbst finde ich nun gar nicht gut. Von Kanal 1 (clean) auf Kanal 2 (verzerrt) macht er ja seinen Job ganz gut, doch will man von Kanal 2 wieder zurück zu Kanal 1, dann ist kurz der komplette Sound weg und es macht einen dumpfen Knacker. Absolut gar nicht zu gebrauchen. Nein, nein, nein. Das gibt einen Abzug. Vielleicht liegt es ja am schlechten Kabel, aber ich glaube eher nicht.
Und wenn ich schon beim Meckern bin … kommen wir zu den weniger guten Seiten des Amps: Zwei habe ich ja schon genannt: Das schlechte Kanal-Switchen mit dem Fußtreter und der magere Kanal 2.
Dazu kommt nun noch ein dritter Punkt: Hitzeentwicklung!
Also der Hybridverstärker meines Bassisten hat einen eingebauten Lüfter. Ich hätte mir das für den HRD 3 auch gewünscht. Denn nach gut 2 Stunden spielen, wird der Amp an der Oberseite, wo die Bedienknöpfe sind sehr heiß (das Bedienfeld liegt ja driekt über den Röhren). Besonders die Kippschalter für StandBy und OnOff werden heiß. Ja heiß und nicht warm. Gut - verbrennen tut man sich nicht und ich muss noch eines dazu sagen: Es ist Hochsommer, hat gefühlte 40° im Raum und der Amp steht recht nahe mit der Rückseite zu einer Wand.
Ich hoffe ich hab da kein ausschüssiges Gerät erhalten und das ist normal. Tipps für mich, um die optimale Belüftung für den HRD 3 zu erhalten? Bitte gern!
Ich selbst hab übrigens meine Amp-Einstellung schon gefunden, aber man kann ja auch mal was anderes ausprobieren, deshalb hab ich hier noch ein paar Einstellungen ergoogelt:
Pro/Contra
Positives:
+ Optik/Haptik
+ Spezielles Red October Design
+ gute Verarbeitung
+ genialer Cleansound
+ harmoniert und reagiert sehr gut auf Bodeneffekte
+ Haptik/Optik des mitgelieferten Fußschalters
+ Beiliegende schöne Staubschutzhülle
+ Stylefaktor: Röhren sieht man von hinten, welche von Metallkäfig umrahmt sind
+ Lautstärkenpotential total ausreichend für daheim, Proberaum und Konzerte
Negatives:
- Kanalumschalten mit furchtbaren Nebengeräuschen
- Wird im längeren Betrieb recht heiß - besonders an der Oberseite bei den Bedienelementen
- Die verstärkereigene Verzerrung ist eher mager ausgefallen und der "More-Drive" Schalter bringt kaum noch Boost.
- Das Teil ist doch recht schwer (21 kg) und es bietet sich da der Tragekoffer an, der aber sehr teuer ist (LINK)
- Etwas Fingerspitzengefühl ist noch immer (trotz log. Potis) nötig, wenn man eine ganz leise Lautstärke einstellen möchte
Bilderstrecke
Zum Album geht es hier entlang: http://imgur.com/a/Z3865#0
Fazit (TL;DR)
Viele oder einige hier im Forum, die echte Röhren-Profis sind, mögen sich nach meiner Review die Haare raufen und sich denken: Boah der Typ hat doch keine Ahnung.
Kann schon sein, dass ich hier auf wenig Erfahrung zurückgreifen kann, aber ich konnte mir vom HRD 3 selbst doch eine Meinung bilden und dass was bei dem Amp rauskam und in meinen Ohren ankam, war für mich total in Ordnung.
Vielleicht gibt es billigere und bessere Amps oder vielleicht hätten sich die 200 € Aufpreis für einen Vox AC30 wirklich gelohnt, doch ich glaube, ich habe mein persönliches Schmuckstück gefunden - er passt einfach zu mir, meiner Gitarre und zu meiner Musik. Dass der Amp nicht das Non-Plus-Ultra ist, ist mir durchaus klar. Persönlich denke ich aber, dass er alle Mal sein Geld wert ist. Zwar hat er seine Stärken und Schwächen, doch ich persönlich kann mit den Schwächen leben.
Wer einen guten cleanen Amp mit Konzerttauglichkeit sucht, das passende Kleingeld parat hat und auf eine schöne Optik steht, dem kann ich den HRD 3 nur weiterempfehlen. Er besitzt einen schönen britischen Sound, tollen Federhall und harmoniert gut mit Bodeneffekten. Besonders mag er eigene Lieder und Songs vom John Frusciante
Wer lieber einen nassen amerikanischen Sound haben will, sollte eher zu Marshall und Konsorten greifen. Ebenfalls für Metall würde ich den HRD 3 absolut nicht weiterempfehlen.
Fragen, Wünsche (wollen doch Sounds gehört werden?), Beschwerden? Bitte hier!
Steht' euer Stoney
PS: Danke nochmals an BemyMonkey, der mich vor Jahren auf den Hot Rod Deluxe 1 aufmerksam gemacht hat!
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