Myxin
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Hallo! : )
Ich habe mir letztes Jahr eine Gitarre bei Unicut bauen lassen (unicutguitars.com).
In diesem Thread befindet sich der ausführliche Baubericht: https://www.musiker-board.de/modifi...8050-dokumentation-unicut-custom-gitarre.html
Da ich die Gitarre jetzt schon ein paar Monate spiele und es endlich geschafft habe, ein paar bessere Fotos zu machen, hier noch ein kurzes Review:
Specs:
- Solidbody, Bolt-on Neck, 24 Fret, 6-String
- Body: Red Alder, Ash Top (blackburst Finish)
- Neck: 5-piece Flamed Maple/Bubinga
- Fingerboard: Ebony, offside perloid Dots
- Pickups: Häussel (Bridge: Vin Plus, Neck: Vin A2)
- Bridge: Schaller Hannes
- Kluson Tuners, 1 Volume, 1 Tone (Push-Pull/Coiltap), 3-Way Toggle
Verarbeitung:
Ich muss sagen, tadellos. Hier wurde wirklich mit Liebe zum Detail gearbeitet, z.B. eine exakt ausgefräste Halstasche, versenkte Potis, ein matched Headstock im gleichen Finish, eine Abschrägung der oberen Korpuskante - sehr angenehm für den aufliegenden rechten Unterarm!
Der Korpus ist mit Mattlack überzogen und passt wunderbar zum Blackburst-Finish der Decke - die Rückseite wurde in Natur-Optik belassen. Die Lackierung der Decke wurde sehr sauber ausgeführt, es sind auch am Übergang zum Korpusrücken nirgends Patzer zu sehen, alles verläuft in einer Linie.
Die Montage der Hannes Bridge wurde exakt ausgeführt - Flo hat auch die Abmessungen vorher selbst nochmal überprüft, um sicher zu gehen, dass die im mitgelieferten Plan genannten Längenmaße auch stimmen.
Das E-Fach wurde so klein wie möglich bzw. nötig ausgefräst, die Potis, der Schalter und die Verkabelung sitzen passgenau an ihrem Platz. Eine mehrschichtige Abdeckplatte wurde passgenau angefertigt.
Der Hals wurde wie der Rest der Gitarre (abgesehen von sämtlicher Hardware) handgefertigt. Ein schönes fließendes C Profil, das in Richtung Halsbefestigung (mit 5 Schrauben) zu einem D heranwächst - da wurden meine Wünsche sehr gut umgesetzt. Die Griffbrettränder sind leicht verrundet, sowie die eingesetzten 24 Bünde (Ferd Wagner) sauber abgerichtet und an den Enden zu einer Halbkugel verrundet.
Bespielbarkeit:
Nun, das ist natürlich immer eine Frage des persönlichen Geschmacks - ich bin sehr zufrieden!
Aufgrund des gut gefeilten Sattels und der insgesamt tadellosen Bearbeitung des Griffbretts und der Bünde ist auch eine niedrige Saitenlage möglich.
Der Griffbrett Radius liegt bei 12 - 16", so dass auch extreme Bendings ohne Probleme machbar sind. Kein Aufliegen der Saiten dabei.
Die Hannes Bridge dürfte so ziemlich den größten Komfort für die Anschlaghand bieten - hier gibt es keine herausstehenden Schauben, die am Handballen stören, kein Vibratohebel, der "im Weg" ist.
Sound:
Schon trocken angespielt zeigt sich, dass die 3 nicht umwickelten Saiten erstaunlich laut klingen, was wohl an der Kombination Hannes Bridge und Graphtech Nut liegt. Die Saitentrennung ist hervorragend. Ebenso ist ein längeres Sustain im Vergleich zu einer normalen Strat auszumachen.
Die Häussel Pickups geben den Charakter der Gitarre ziemlich "originalgetreu" wider - sie sind keine "Schönfärber" und reagieren äußerst sensibel auf das Spiel.
Ich bilde mir ein, dass die Gitarre im Laufe der Monate und des exzessiven Spiels ein wenig an Tiefe, Dynamik und auch Ausgewogenheit gewonnen hat. Sie klang neu ziemlich direkt, was sie sicherlich immer noch tut - allerdings mittlerweile einfach etwas "runder". Man könnte anhand der Holzauswahl vermuten, dass die Gitarre sehr höhenreich und spitz klingt, dies ist aber nicht der Fall. Der Klang ist relativ "warm" und federnd, fast schon ein kleines bisschen "dunkel", dennoch ist eine gewisse Brillianz vorhanden. Das ist wohl schwierig, mit Worten zu beschreiben. ^^
Der Vintage Plus (A5) klingt wie ein heißer PAF, zeigt im Crunch Bereich ein gutes Anschlagsschmatzen, lässt sich aber auch für Hi-Gain Sounds einsetzen. Da klingt er bei Staccato Riffing nicht ganz so "tight" wie manch ein ausgewiesener Hi-Gain Keramik Pickup, dafür sehr "fleischig" und "erdig" - vor allem sahnige Leadsounds alà Satriani oder auch älterer Van Halen (bei entsprechendem Amp) sind seine Stärke.
Der Vintage N A2 hat einen sehr klassischen PAF Sound, ergänzt sich wunderbar mit dem Vintage Plus - Clean in Mittelstellung des Toggles perlt schön vor sich hin - aber auch alleine gespielt überzeugt er mit seinem sehr warmen und seidigen Sound. Im Overdrive und Hi-Gain Bereich sind auch singende Leads alà Slash oder Gary Moore drin. Ein User hier hat das mal scherzhaft als "Flötensingsang" bezeichnet - aber genau so ist es! Das kann der Pickup wirklich gut und das ohne zu mulmen!
Gesplittet bekommt man brauchbare Single Coil Sounds, die besser klingen als erwartet - vor allem die Mittelstellung, in der die inneren Spulen von Bridge und Neck Humbucker aktiv sind, lässt sich clean prima für funkige Sounds nutzen.
Insgesamt ist die Gitarre ein sehr vielseitiges Instrument, so wollte ich das auch haben und habe demnach auch darauf verzichtet, "Hi-Gain Pickups" einbauen zu lassen, damit sie auch im Clean- und Crunch-Bereich eine gute Figur macht.
Die Hannes Bridge greift meiner Meinung nach deutlich spürbar ins klangliche Geschehen ein, sorgt für ein langes Sustain und für ein regelrechtes "Plöpp" beim Anschlagen der Saiten (vielleicht weiß jemand, was ich damit meine ^^). Wer diese Bridge auf seine Tele verbaut, wird sich wohl wundern, wie der "Twang" sich ändert bzw. einen ganz neuen Charakter erhält, davon bin ich überzeugt!
Fazit:
Ich kann es nur jedem empfehlen, der über den Bau eines individuellen Custom Instruments nachdenkt, einfach mal Kontakt zu Flo von Unicutguitars aufzunehmen. Er ist ein sehr umgänglicher Typ, der eine Menge über Gitarren weiß und sein Handwerk versteht. Er berät gerne, weist auf Vor- und Nachteile gewünschter Spezifikationen hin - ohne dem Kunden seinen Wunsch direkt "ausreden" zu wollen.
Man bekommt das, was man sich wünscht. So habe zumindest ich auch das Konzept verstanden, das sich hinter Unicut verbirgt: Keine schon entworfenen Modell-Typen mit möglichen Features, aus denen man auswählt - sondern eben genau DAS Instrument, das der Kunde sich vorstellt. Hier wird die Gitarre sozusagen ganz neu entworfen ohne Einschränkungen.
Die Kommunikation war auch während der Bauphase vorhanden, ich wurde regelmäßig mit aktuellen Infos über den Stand der Dinge informiert inkl. Bilder, so dass das Mitverfolgen noch jede Menge Spaß macht, auch wenn das Warten (der Bau hat ca. 3 bis 4 Monate gedauert) natürlich schon fies ist! ; )
Selbst kleine Änderungen waren noch kurzfristig in der Bauphase möglich und wurden in gegenseitiger Absprache getroffen. Man hat einfach das Gefühl, dass Flo viel Leidenschaft in den Bau seiner Instrumente steckt und es ihm auch wirklich wichtig ist, dass der Kunde zufrieden ist - und das ist nicht immer selbstverständlich. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal!
Das ist mein erstes Review und ich hoffe, es war ein wenig aufschlussreich! : )
Ich habe mir letztes Jahr eine Gitarre bei Unicut bauen lassen (unicutguitars.com).
In diesem Thread befindet sich der ausführliche Baubericht: https://www.musiker-board.de/modifi...8050-dokumentation-unicut-custom-gitarre.html
Da ich die Gitarre jetzt schon ein paar Monate spiele und es endlich geschafft habe, ein paar bessere Fotos zu machen, hier noch ein kurzes Review:
Specs:
- Solidbody, Bolt-on Neck, 24 Fret, 6-String
- Body: Red Alder, Ash Top (blackburst Finish)
- Neck: 5-piece Flamed Maple/Bubinga
- Fingerboard: Ebony, offside perloid Dots
- Pickups: Häussel (Bridge: Vin Plus, Neck: Vin A2)
- Bridge: Schaller Hannes
- Kluson Tuners, 1 Volume, 1 Tone (Push-Pull/Coiltap), 3-Way Toggle
Verarbeitung:
Ich muss sagen, tadellos. Hier wurde wirklich mit Liebe zum Detail gearbeitet, z.B. eine exakt ausgefräste Halstasche, versenkte Potis, ein matched Headstock im gleichen Finish, eine Abschrägung der oberen Korpuskante - sehr angenehm für den aufliegenden rechten Unterarm!
Der Korpus ist mit Mattlack überzogen und passt wunderbar zum Blackburst-Finish der Decke - die Rückseite wurde in Natur-Optik belassen. Die Lackierung der Decke wurde sehr sauber ausgeführt, es sind auch am Übergang zum Korpusrücken nirgends Patzer zu sehen, alles verläuft in einer Linie.
Die Montage der Hannes Bridge wurde exakt ausgeführt - Flo hat auch die Abmessungen vorher selbst nochmal überprüft, um sicher zu gehen, dass die im mitgelieferten Plan genannten Längenmaße auch stimmen.
Das E-Fach wurde so klein wie möglich bzw. nötig ausgefräst, die Potis, der Schalter und die Verkabelung sitzen passgenau an ihrem Platz. Eine mehrschichtige Abdeckplatte wurde passgenau angefertigt.
Der Hals wurde wie der Rest der Gitarre (abgesehen von sämtlicher Hardware) handgefertigt. Ein schönes fließendes C Profil, das in Richtung Halsbefestigung (mit 5 Schrauben) zu einem D heranwächst - da wurden meine Wünsche sehr gut umgesetzt. Die Griffbrettränder sind leicht verrundet, sowie die eingesetzten 24 Bünde (Ferd Wagner) sauber abgerichtet und an den Enden zu einer Halbkugel verrundet.
Bespielbarkeit:
Nun, das ist natürlich immer eine Frage des persönlichen Geschmacks - ich bin sehr zufrieden!
Aufgrund des gut gefeilten Sattels und der insgesamt tadellosen Bearbeitung des Griffbretts und der Bünde ist auch eine niedrige Saitenlage möglich.
Der Griffbrett Radius liegt bei 12 - 16", so dass auch extreme Bendings ohne Probleme machbar sind. Kein Aufliegen der Saiten dabei.
Die Hannes Bridge dürfte so ziemlich den größten Komfort für die Anschlaghand bieten - hier gibt es keine herausstehenden Schauben, die am Handballen stören, kein Vibratohebel, der "im Weg" ist.
Sound:
Schon trocken angespielt zeigt sich, dass die 3 nicht umwickelten Saiten erstaunlich laut klingen, was wohl an der Kombination Hannes Bridge und Graphtech Nut liegt. Die Saitentrennung ist hervorragend. Ebenso ist ein längeres Sustain im Vergleich zu einer normalen Strat auszumachen.
Die Häussel Pickups geben den Charakter der Gitarre ziemlich "originalgetreu" wider - sie sind keine "Schönfärber" und reagieren äußerst sensibel auf das Spiel.
Ich bilde mir ein, dass die Gitarre im Laufe der Monate und des exzessiven Spiels ein wenig an Tiefe, Dynamik und auch Ausgewogenheit gewonnen hat. Sie klang neu ziemlich direkt, was sie sicherlich immer noch tut - allerdings mittlerweile einfach etwas "runder". Man könnte anhand der Holzauswahl vermuten, dass die Gitarre sehr höhenreich und spitz klingt, dies ist aber nicht der Fall. Der Klang ist relativ "warm" und federnd, fast schon ein kleines bisschen "dunkel", dennoch ist eine gewisse Brillianz vorhanden. Das ist wohl schwierig, mit Worten zu beschreiben. ^^
Der Vintage Plus (A5) klingt wie ein heißer PAF, zeigt im Crunch Bereich ein gutes Anschlagsschmatzen, lässt sich aber auch für Hi-Gain Sounds einsetzen. Da klingt er bei Staccato Riffing nicht ganz so "tight" wie manch ein ausgewiesener Hi-Gain Keramik Pickup, dafür sehr "fleischig" und "erdig" - vor allem sahnige Leadsounds alà Satriani oder auch älterer Van Halen (bei entsprechendem Amp) sind seine Stärke.
Der Vintage N A2 hat einen sehr klassischen PAF Sound, ergänzt sich wunderbar mit dem Vintage Plus - Clean in Mittelstellung des Toggles perlt schön vor sich hin - aber auch alleine gespielt überzeugt er mit seinem sehr warmen und seidigen Sound. Im Overdrive und Hi-Gain Bereich sind auch singende Leads alà Slash oder Gary Moore drin. Ein User hier hat das mal scherzhaft als "Flötensingsang" bezeichnet - aber genau so ist es! Das kann der Pickup wirklich gut und das ohne zu mulmen!
Gesplittet bekommt man brauchbare Single Coil Sounds, die besser klingen als erwartet - vor allem die Mittelstellung, in der die inneren Spulen von Bridge und Neck Humbucker aktiv sind, lässt sich clean prima für funkige Sounds nutzen.
Insgesamt ist die Gitarre ein sehr vielseitiges Instrument, so wollte ich das auch haben und habe demnach auch darauf verzichtet, "Hi-Gain Pickups" einbauen zu lassen, damit sie auch im Clean- und Crunch-Bereich eine gute Figur macht.
Die Hannes Bridge greift meiner Meinung nach deutlich spürbar ins klangliche Geschehen ein, sorgt für ein langes Sustain und für ein regelrechtes "Plöpp" beim Anschlagen der Saiten (vielleicht weiß jemand, was ich damit meine ^^). Wer diese Bridge auf seine Tele verbaut, wird sich wohl wundern, wie der "Twang" sich ändert bzw. einen ganz neuen Charakter erhält, davon bin ich überzeugt!
Fazit:
Ich kann es nur jedem empfehlen, der über den Bau eines individuellen Custom Instruments nachdenkt, einfach mal Kontakt zu Flo von Unicutguitars aufzunehmen. Er ist ein sehr umgänglicher Typ, der eine Menge über Gitarren weiß und sein Handwerk versteht. Er berät gerne, weist auf Vor- und Nachteile gewünschter Spezifikationen hin - ohne dem Kunden seinen Wunsch direkt "ausreden" zu wollen.
Man bekommt das, was man sich wünscht. So habe zumindest ich auch das Konzept verstanden, das sich hinter Unicut verbirgt: Keine schon entworfenen Modell-Typen mit möglichen Features, aus denen man auswählt - sondern eben genau DAS Instrument, das der Kunde sich vorstellt. Hier wird die Gitarre sozusagen ganz neu entworfen ohne Einschränkungen.
Die Kommunikation war auch während der Bauphase vorhanden, ich wurde regelmäßig mit aktuellen Infos über den Stand der Dinge informiert inkl. Bilder, so dass das Mitverfolgen noch jede Menge Spaß macht, auch wenn das Warten (der Bau hat ca. 3 bis 4 Monate gedauert) natürlich schon fies ist! ; )
Selbst kleine Änderungen waren noch kurzfristig in der Bauphase möglich und wurden in gegenseitiger Absprache getroffen. Man hat einfach das Gefühl, dass Flo viel Leidenschaft in den Bau seiner Instrumente steckt und es ihm auch wirklich wichtig ist, dass der Kunde zufrieden ist - und das ist nicht immer selbstverständlich. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal!
Das ist mein erstes Review und ich hoffe, es war ein wenig aufschlussreich! : )
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