Armin H.
NP Custom Guitars
Gibson Les Paul Classic - My Lady in Black
Um es gleich vorweg zunehmen, es handelt sich um keinen Neukauf, die Les Paul hatte zum Zeitpunkt des Kaufes schon 18 Monte Bühnenluft an der Seite eines wirklich
feinen Gitarristen aus Prag geschnuppert. Sagen wir mal, sie kam gut eingespielt und war zuvor aus einer größeren Warensendung von Gibson selektiert worden.
Specifications
* 1 11/16" wide nut
* bound rosewood fingerboard with trapezoid inlays
* nickel plated vintage-style tuners with plastic keystones
* '60s slim taper neck profile
* mahogany body with carved maple cap
* bouind top
* 496R neck pickup
* 500T bridge pickup
* nickel plated tunematic/tailpiece assembly
* finish: ebony
* Gibson deluxe hardshell case
So sah die Les Paul Classic 1960 vor dem Eingriff aus ...
Das sind Gibsons Daten zur Les Paul Classic 1960. Bj. 2008 und ich muss hier an dieser Stelle wirklich gleich einmal für die G. Company den Stab brechen. Die Gitarre ist wirklich in einem
perfekten Zustand und kommt von der PLEK Machine computergesteuert und bei voller Saitenspannung eingestellt und abgerichtet, mit einem schlanken Gewicht von knapp 3400 Gramm
in einem stabilen Gibson Deluxe Case. Das trifft für die gesamte Lackierung und die Holzarbeiten zu, die Bindings und Griffbrettinlays sind sauber ausgeführt. Ich denke, das ist es, was man
von einer Gibson, oder generell von einer Gitarre in dieser Preisklasse erwarten kann. Ich bekam die Les Paul 18 Monde alt in Originalzustand. Lediglich die 490 R /500 T Humbucker waren
gegen Seymour Duncan Phat Cat P-90 getauscht.
Zu dieser Les Paul kam ich im Prinzip wie die Jungfrau zum Kinde. Ich hatte Nachts geträumt, Brian Jones stand plötzlich neben meinem Bett und meinte:
"Hey, Du willst doch nicht den Rest Deines Lebens immer nur Strats spielen, hol´ Dir doch mal zur Abwechslung ´ne schicke Les Paul. Und übrigens, ...sag´ Mick der Ratte, wir sehen und in der Hölle."
Ich hab ja keine Ahnung was die Zwei miteinander hatten, geht mich auch nix an. Ich richte es nur aus. Natürlich war der Dialog in Deutsch, im Traum können die ja alle kein English.
Das hab´ ich zumindest beim Frühstück meiner Frau erzählt, die auch gleich ganz betroffen war, dann aber viel Verständnis zeigte und nur meinte:
"Meine arme Maus, dass sowas ausgerechnet immer Dir passieren muß." *
Die Gibson Modellpolitik war für mich schon immer ein Buch mit Sieben Siegeln. Gibt es doch über viele Modelle kaum exakte Informationen und oft genug zucken auch Fachhändler einfach
nur die Schulter. So wird die Les Paul Classic 1960 noch immer in den USA gehandelt, obwohl sie hier in keinem Laden zu finden ist. Aber vielleicht sind das auch nur Restbestände. So kam
der Tipp aus Prag, ich hatte einem Freund vor ein paar Monaten einen Okko Diablo, der dort nur schwer zu bekommen ist, besorgt und er erzählte mir nun von seiner tollen Paula, die er
zugunsten einer Custom Shop Gitarre zur Disposition stellen wollte. Was es mit diesem "Classic 1960" auf sich hat, konnte er mir auch nicht sagen, wahrscheinlich war damit nur "generally
inspired by" gemeint. Eher von einer modernen Les Paul Standard mit heißen Humbuckern.
Marshallheads von Wolftone Pickups, Seattle, USA, die geätschten Kappen waren ein Mißvertändis bei der Bestellung. Inzwischen finde ich sie passend.
Updates & Replacementteile
Die HiFi Enthusiasten wussten es schon immer: Eine Stereo Anlage ist immer nur so gut, wie ihr schwächstes Glied. Leider ist es so, dass es bei den Les Paul Standard Modellen von der Stange
recht viele dieser Glieder gibt. An dieser Stelle muss man sich dann eben doch fragen, was Gibson einer Gitarre die immerhin zu einem Straßenpreis von 2000 € an den Mann gebracht werden
sollte und auch wird, an Hardware mit auf den Weg gibt. So sind Tuner, ABR und auch Teile der Elektrik für eine Gitarre in dieser Preisklasse nicht überzeugend. Das können andere Hersteller
besser. Ein Instrument in dieser Liga sollte eigentlich auf keine Replacementteile mehr angewiesen sein.
So blieb nach einer gründlichen Inspektion von der Classic nur Body und Neck übrig, alle anderen Teile habe ich, wie bei fast allen meinen Gitarren, in Zusammenarbeit mit meinem Freund, dem
Gitarrenbauer, Helmut Kreuchwig aus Berlin, gegen Besseres nach meinem Gusto ausgetauscht, ersetzt und/oder verändert. Er ist einer der wenigen Menschen, die intuitiv wissen was sich der
Musiker wünscht, wobei ich das Ziel vorgebe und er mir den Weg zeigt.
Faber ABR & Gotoh Aluminum Stoptail Piece
Da Gibson bei den Les Paul Standards von der Stange noch immer auf die Nickel Tune-o-matic und Stoptail Piece verbaut, habe ich mich für eine Faber ABR Bridge und ein Gotho Alu Stoptail Piece
entschieden. Die Messingsättel sind nicht gegossen, sonder aus einem Messing Block heraus gefräst und sitzen präzise in der ABR Sattelführung. Sie sind gegen Aufpreis auch in Titan erhältlich. Das
Gotoh Alu Stoptail ist ebenfalls präzise gearbeitet und passt genau auf die Gibson Studs.
By ahero
By ahero
Faber Tune-o-matic mit Messingreitern aus einem Block geschliffen
Gotoh Tuner und Sattel
Die seit ewigen Zeiten von Gibson verbauten Tuner mit den kotzgrünen Perloid Flügeln, wurden ganz schnell gegen die schmucken und stimmstabilen Gotoh SGZ 510, mit einer feinen 1:21 Übersetzung
und Lubri-Plate Schmierung ausgewechselt. Außerdem musste der Sattel ausgetauscht und auf meine Saitenstärke eingerichtet werden. Arbeit, die ich, ebenso wie den Pickup Umbau und das Einstellen
von Hals, Bund und Oktavreinheit, meinem Freund anvertraue und überlasse. Nicht, dass ich keine Gitarre einstelle kann, er macht es nur sehr viel besser und exakter.
So haben wir schon gemeinsam Lösungen gefunden, wo ich alleine längst kapituliert hätte und das Ganze bei wirklich fairen Entgelt. Außerdem bekommt Helmut einmal im Jahr alle meine Gitarren zur
Inspektion. Dabei werden, wenn nötig, Bünde abgerichtet und die Gitarre wieder frisch eingestellt. Nur so behalten und verbessern Gitarren über Jahrzehnte ihren Klang und ihren Wert. Auf der Les Paul
spiele ich momentan Elexir Nanoweb light-heavey .010 - .052. Die Elexir klingen länger frisch und bei einer kurzen Paula Mensur sind die dickeren E, A und D Saiten genau das Richtige für einen guten
Wumms in den Bässen, gerade bei Marshallheads.
By ahero
Die üblichen Verdächtigen: Gibson Potis / Volume 300 kohm log. / Tone 500 kohm log. / Orange Drops .022 MDF/600 Volt
Toggle Switch, Jackplate und Potis
Der etwas fragwürdige Gibson Toggle musste eine hochwertigen von Switchcraft weichen. Während die Tone Poti bleiben dürften, wurde die beiden Volume gegen 500er log. von Gibson ausgetauscht.
Ich bekam die Classic nicht mit den üblichen 490R und 500T, sondern mit Duncan Phat Cat P-90 und 250er log. Volume Potis. Schließlich wurde noch das Plastik Jackplate durch eines aus Metall ersetzt
und wir konnten uns unserem Herzstück, den Wolfetone Marshallheads widmen.
By ahero
Pickups und Polieren
Ich hatte die Gitarre, nachdem ich sie bekommen habe noch eine Zeitlang, bis alle Teile da waren, mit den Duncan Phat Cat P-90 gespielt. An einen längerer Aufenthalt war gedacht, denn auf so eine Paula
gehören einfach Humbucker. Seit einiger Zeit macht ein Amerikaner aus Seattle, an der Westküste mit seiner Pickups von sich Reden. Wolfe Maclead, Pickupwinder mit schottischen Vorfahren nimmt den Mund
recht voll und wirbt mit: The best handwired pickups on the Planet! und seinen Marshallheads, Legends und Dr. Vintage Pickups.
Ich hatte die Marshallheads schon in einer Kortmann Les Paul gehört und hatte somit auch schon den richtigen Pickup für meine Schwarze Dame gefunden. Die Bande waren schnell geknüpft und ein Set Marshalls
auf dem Weg von Seattle nach Berlin. Damit war dem Patienten auch das Herz spendiert, leider wegen eines Missverständnis mit leicht geagten Kappen (nicht Klappen!). Bei den Marshallheads handelt es sich um
overwound AlNiCo 5 PAF´s.
"With an upper mid-range punch and sizzling - not harsh - high end." Ungewachst und spürbar Overwound kommt der Neck PU mit 8,2 k und der für die bridge mit 9,0 k. Ich habe mich für das normale moderne
Wiring entschieden, bei outputstarken Pickups und gainstarken Amps ohnehin das Einzige. Noch einige Probeläufe mit verschiedenen Caps, am Ende entschieden wir uns, doch etwas zu meiner Überraschung, für
genau die Orange Drops 0.022 MDF/600 V, die Helmut schon am Anfang auf dem Tisch gelegt hatte.Trotzdem hat er mir seelenruhig lächelnd zwei andere Werte zuerst an und dann wieder abgelötet. Nach einer
weiteren Stunde waren die Saiten auf gezogen und die Gitarre eingestellt. Und wenn ich hier Eingestellt sage, muss ich erwähnen, dass ich selten ein so perfekt eingestelltes Instrument in den Fingern hatte.
By ahero
In der Praxis
Trocken und mit einem starken Plektrum gespielt, hört man schon das Potenzial dieser Gitarre. Der Ton ist voll und die Saiten klingen lange nach. Der Hals ist für meine, zugegeben eher recht kleinen Hände, wie
gemacht. Mein Maßstab ist, wenn ich ein D dur Akkord offen spiele, und dabei mit dem Daumen die tiefe E-Saite greife, dann sollte zwischen der Beuge meines Daumen und der Halsrückseite keine Luft mehr sein.
Die Les Paul hängt sehr ausgewogen im Gurt und sehr schnell wird klar, dass der Sound durch eine verbesserte Hardware noch einmal nachdrücklich verbessert werden kann, ohne den Klang grundlegend zu
verändern. Angefangen bei den schweren und sehr präzise arbeitenden Gotoh 510, die mit ihrer feinen Übersetzung eine unglaubliche Stimmgenauigkeit zulassen. Für mich gibt es nicht schlimmeres als eine ständig
verstimmte Gitarre.
Die Faber ABR, mit ihren Messing Satteln, gegen einen satten Aufpreis gibt es die auch aus Titanium, aber ich weiß nicht, ob das Ergebnis diese Betrag rechtfertigt, ermöglicht zusammen mit dem Alu Stoptail ein exaktes
Stimmen und perfektes Einstellen der Gitarre. Ein Fachmann kann hier wahre Wunder bewirken. Jeder hatte doch schon einmal diese perfekt eingestellt Gitarre, auf der gleich alles möglich erscheint in den Händen. Oft
genug keine reine Preisfrage, sondern Handwerkskunst und geschickte Finger. Die Messingsättel, allesamt aus einem Block geschliffen, sind abgeflacht um der Saite eine größere Auflage zu bieten und das Reißen derselben
zu vermeiden. Natürlich ergibt sich daraus auch ein fetterer Ton.
Über den Cleankanal meiner Fender Röhre lassen die AlNiCos die Paula gleich einmal über alle Saiten strahlen. Brillanz, knackige Bässe, schöner Attack, ausgewogene Balance zwischen den einzelnen Saiten, das sind die
ersten Eindrücke. Seit mehr als 50 Jahren hat sich an dem Sandwich aus einer dicken Scheibe Mahagoni mit einer etwas dünneren Ahornauflage, die nach allen Seiten zu einer gewölbten Decke geschnitzt wird, nicht viel
geändert. Eben diese Kombination der beiden beliebten Tonhölzer und verleiht der Gitarre so ihre ganz speziellen Klangeigenschaften. Dabei sorgt der hohe Mahagoni-Anteil für ein ansprechendes Sustain und einen warmen
Grundsound, die Ahorn Decke rundet das Gesamtklangbild mit einer gewissen Perkussivität und dem nötigen Biss im Höhenbereich ab. Kommen nun die Marshallheads richtig ins Spiel und das Volume wird etwas aufgedreht,
reagiert die Les Paul antrittsstark und spritzig wie ein englischer Sportwagen.
Ich bin mit Wolfe Maclead, Porschefahrer und der Kopf und Macher von Wolfetone Pickups befreundet, und bat ihn mir ein Set seiner Marshallheads zu schicken. In Amiland schon lange kein Geheimtipp zählen die Wolfetone
Pickups aus Seattle in einem Atemzug mit Lollar oder Bare Knuckle zur musikalischen Oberliga in Sachen PAF. Ein sehr warmer und reichhaltiger Grundsound im Cleanbetrieb über das gesamte Klangspektrum; ob Jazzer, Blueser
oder Countryman hier kommen alle voll auf ihre Kosten. Das macht die Les Paul zu einer Allroundgitarre allererster Güte.
Eine Les Paul ist wie jede Gitarre ein Instrument aus Holz und alleine deshalb schon mit einer gewissen Unvollkommenheit behaftet, die sich aus diesem oft sehr unterschiedlichen und organischen Werkstoff ergibt. Ein hoher
Qualitätsstandard mit niedrigen Toleranzen sind deshalb für ein Instrument der Oberklasse ein Muß. In diesen Fall verbindet sich eine ausgezeichnete Gitarre mit einem erstklassischen Pickup zu einer homogenen Masse, die
man ohne Zögern als Spitzeninstrument bezeichnen darf.
Die Les Paul, trocken gespielt schon mit einem kraftvollen Ton, der auf ein Optimum an Sustain verspricht zeigt sich elektrisiert dann auch gleich von ihrer besten Seite. Die Marshallheads mit ihren AlNiCo 5 Magneten, zudem
noch ungewachst, was sehr viel Präzision und Fingergefühl beim Wickelvorgang voraussetzt, sind hier mehr als nur die Butter auf dem Brot. Von der Tongestalt höhenreicher und mit einem glockenähnlichen Klang wesentlich
luftiger als beispielsweise AlNiCo 2, klingen sie in einem natürlichen Kontrast zu dem eher satten und massiven Ton des Mahagoni Korpus. Selbst bei schärferen Ampattacken mit etwas mehr Gain bleibt eine korrekte Intonierung
mit präsenten Höhen, schmatzenden Mitten und einem sehr tightem Bass. Ich weiß, Klangbeschreibungen sind sich doch immer wieder ähnlich, gute Sounds sind es allerdings auch.
Ich denke jeder weiß, wie eine gute Les Paul zu klingen hat, ich versuche nur zu vermitteln, dass diese hier noch Einen drauflegt. Bei jeder meiner Stratocaster habe ich das durchaus nicht unangenehme Gefühl, als müsse ich
jeden guten Ton der Gitarre regelrecht abringen. Bei der Les Paul habe ich eher das Problem, die guten Töne schnell genug zu erwischen und umzusetzen. Gibt man dann einmal richtig Gas und bringt die Gibson ein einen High
Gain Modus ist es mit dem Anstand schnell vorbei, fette schmatzende Mitten, wuchtige Bässe oder punktgenaues Powerriffing, lässt sich nicht eine Sekunde ihren eigenen Charakter und Ton vermissen. An meinem Egnater Renagade
geht es dann richtig zur Sache und höre endlich einmal den Unterschied, wenn ich in der Endstufe von EL34 auf 6L6 Tubes umschalte. Effektpedale werden freudig bedient, ohne dass dabei die Gitarre oder Pickups an Charakter
verlieren. Der Egnater ist ein sehr dynamischer und vielseitiger Amp der die Feinheiten der Les Paul brillant wiedergibt.
By ahero
By ahero
Fazit
Natürlich hatte ich mir schon lange vor dieser Aktion Gedanken darüber gemacht, wie meine Les Paul, sollte ich mir irgendwann wieder einmal eine zulegen, aussehen muss und klingen soll. Das Ergebnis hat meine Erwartungen weit
übertroffen. Obwohl an dieser Gitarre eine Menge verändert wurde, ist sie noch immer, oder gerade jetzt, eine vollwertige Les Paul. Und da man das Modell nun nicht mehr Classic nennen sollte, hat Gregor Hilden noch eine ältere
neutrale Les Paul Glocke in seiner Ersatzteilkiste gefunden. Auch wenn man schon lange Zeit Gitarre spielt und andere, auch asiatische Hersteller sicher gute Gitarren bauen, so ist doch eine amerikanische Gibson genau wie eine
US Stratocaster doch etwas anderes und von einer ganz bestimmten Aura umgeben. Nicht umsonst hat sich über so viele Jahrzehnte, außer ein paar kosmetischen Feinheiten bei diesen Gitarren nicht viel geändert. Es würde mich als
eingefleischten Stratplayer auch nicht wundern, wenn das nicht die letzte Gibson wäre, die ihren Weg zu mir findet.
Mal sehen wer mir als Nächster im Traum erscheint.*
* Mehr dieser kleinen Geschichten in meinem demnächst erscheinenden Bildbändchen: " Jetzt hab´ ich sie aber reingelegt!", oder "100 kleine Tricks für verheiratete Gitarristen."
Ich hoffe ihr habt Spaß an meiner kleinen Gibson Homage, ich habe ja nicht immer so vorteilhaft von den Produkten dieser Company gesprochen. Nun habe ich sebst wieder eine und ich bin stolz darauf.
Um es gleich vorweg zunehmen, es handelt sich um keinen Neukauf, die Les Paul hatte zum Zeitpunkt des Kaufes schon 18 Monte Bühnenluft an der Seite eines wirklich
feinen Gitarristen aus Prag geschnuppert. Sagen wir mal, sie kam gut eingespielt und war zuvor aus einer größeren Warensendung von Gibson selektiert worden.
Specifications
* 1 11/16" wide nut
* bound rosewood fingerboard with trapezoid inlays
* nickel plated vintage-style tuners with plastic keystones
* '60s slim taper neck profile
* mahogany body with carved maple cap
* bouind top
* 496R neck pickup
* 500T bridge pickup
* nickel plated tunematic/tailpiece assembly
* finish: ebony
* Gibson deluxe hardshell case
So sah die Les Paul Classic 1960 vor dem Eingriff aus ...
Das sind Gibsons Daten zur Les Paul Classic 1960. Bj. 2008 und ich muss hier an dieser Stelle wirklich gleich einmal für die G. Company den Stab brechen. Die Gitarre ist wirklich in einem
perfekten Zustand und kommt von der PLEK Machine computergesteuert und bei voller Saitenspannung eingestellt und abgerichtet, mit einem schlanken Gewicht von knapp 3400 Gramm
in einem stabilen Gibson Deluxe Case. Das trifft für die gesamte Lackierung und die Holzarbeiten zu, die Bindings und Griffbrettinlays sind sauber ausgeführt. Ich denke, das ist es, was man
von einer Gibson, oder generell von einer Gitarre in dieser Preisklasse erwarten kann. Ich bekam die Les Paul 18 Monde alt in Originalzustand. Lediglich die 490 R /500 T Humbucker waren
gegen Seymour Duncan Phat Cat P-90 getauscht.
Zu dieser Les Paul kam ich im Prinzip wie die Jungfrau zum Kinde. Ich hatte Nachts geträumt, Brian Jones stand plötzlich neben meinem Bett und meinte:
"Hey, Du willst doch nicht den Rest Deines Lebens immer nur Strats spielen, hol´ Dir doch mal zur Abwechslung ´ne schicke Les Paul. Und übrigens, ...sag´ Mick der Ratte, wir sehen und in der Hölle."
Ich hab ja keine Ahnung was die Zwei miteinander hatten, geht mich auch nix an. Ich richte es nur aus. Natürlich war der Dialog in Deutsch, im Traum können die ja alle kein English.
Das hab´ ich zumindest beim Frühstück meiner Frau erzählt, die auch gleich ganz betroffen war, dann aber viel Verständnis zeigte und nur meinte:
"Meine arme Maus, dass sowas ausgerechnet immer Dir passieren muß." *
Die Gibson Modellpolitik war für mich schon immer ein Buch mit Sieben Siegeln. Gibt es doch über viele Modelle kaum exakte Informationen und oft genug zucken auch Fachhändler einfach
nur die Schulter. So wird die Les Paul Classic 1960 noch immer in den USA gehandelt, obwohl sie hier in keinem Laden zu finden ist. Aber vielleicht sind das auch nur Restbestände. So kam
der Tipp aus Prag, ich hatte einem Freund vor ein paar Monaten einen Okko Diablo, der dort nur schwer zu bekommen ist, besorgt und er erzählte mir nun von seiner tollen Paula, die er
zugunsten einer Custom Shop Gitarre zur Disposition stellen wollte. Was es mit diesem "Classic 1960" auf sich hat, konnte er mir auch nicht sagen, wahrscheinlich war damit nur "generally
inspired by" gemeint. Eher von einer modernen Les Paul Standard mit heißen Humbuckern.
Marshallheads von Wolftone Pickups, Seattle, USA, die geätschten Kappen waren ein Mißvertändis bei der Bestellung. Inzwischen finde ich sie passend.
Updates & Replacementteile
Die HiFi Enthusiasten wussten es schon immer: Eine Stereo Anlage ist immer nur so gut, wie ihr schwächstes Glied. Leider ist es so, dass es bei den Les Paul Standard Modellen von der Stange
recht viele dieser Glieder gibt. An dieser Stelle muss man sich dann eben doch fragen, was Gibson einer Gitarre die immerhin zu einem Straßenpreis von 2000 € an den Mann gebracht werden
sollte und auch wird, an Hardware mit auf den Weg gibt. So sind Tuner, ABR und auch Teile der Elektrik für eine Gitarre in dieser Preisklasse nicht überzeugend. Das können andere Hersteller
besser. Ein Instrument in dieser Liga sollte eigentlich auf keine Replacementteile mehr angewiesen sein.
So blieb nach einer gründlichen Inspektion von der Classic nur Body und Neck übrig, alle anderen Teile habe ich, wie bei fast allen meinen Gitarren, in Zusammenarbeit mit meinem Freund, dem
Gitarrenbauer, Helmut Kreuchwig aus Berlin, gegen Besseres nach meinem Gusto ausgetauscht, ersetzt und/oder verändert. Er ist einer der wenigen Menschen, die intuitiv wissen was sich der
Musiker wünscht, wobei ich das Ziel vorgebe und er mir den Weg zeigt.
Faber ABR & Gotoh Aluminum Stoptail Piece
Da Gibson bei den Les Paul Standards von der Stange noch immer auf die Nickel Tune-o-matic und Stoptail Piece verbaut, habe ich mich für eine Faber ABR Bridge und ein Gotho Alu Stoptail Piece
entschieden. Die Messingsättel sind nicht gegossen, sonder aus einem Messing Block heraus gefräst und sitzen präzise in der ABR Sattelführung. Sie sind gegen Aufpreis auch in Titan erhältlich. Das
Gotoh Alu Stoptail ist ebenfalls präzise gearbeitet und passt genau auf die Gibson Studs.
By ahero
By ahero
Faber Tune-o-matic mit Messingreitern aus einem Block geschliffen
Gotoh Tuner und Sattel
Die seit ewigen Zeiten von Gibson verbauten Tuner mit den kotzgrünen Perloid Flügeln, wurden ganz schnell gegen die schmucken und stimmstabilen Gotoh SGZ 510, mit einer feinen 1:21 Übersetzung
und Lubri-Plate Schmierung ausgewechselt. Außerdem musste der Sattel ausgetauscht und auf meine Saitenstärke eingerichtet werden. Arbeit, die ich, ebenso wie den Pickup Umbau und das Einstellen
von Hals, Bund und Oktavreinheit, meinem Freund anvertraue und überlasse. Nicht, dass ich keine Gitarre einstelle kann, er macht es nur sehr viel besser und exakter.
So haben wir schon gemeinsam Lösungen gefunden, wo ich alleine längst kapituliert hätte und das Ganze bei wirklich fairen Entgelt. Außerdem bekommt Helmut einmal im Jahr alle meine Gitarren zur
Inspektion. Dabei werden, wenn nötig, Bünde abgerichtet und die Gitarre wieder frisch eingestellt. Nur so behalten und verbessern Gitarren über Jahrzehnte ihren Klang und ihren Wert. Auf der Les Paul
spiele ich momentan Elexir Nanoweb light-heavey .010 - .052. Die Elexir klingen länger frisch und bei einer kurzen Paula Mensur sind die dickeren E, A und D Saiten genau das Richtige für einen guten
Wumms in den Bässen, gerade bei Marshallheads.
By ahero
Die üblichen Verdächtigen: Gibson Potis / Volume 300 kohm log. / Tone 500 kohm log. / Orange Drops .022 MDF/600 Volt
Toggle Switch, Jackplate und Potis
Der etwas fragwürdige Gibson Toggle musste eine hochwertigen von Switchcraft weichen. Während die Tone Poti bleiben dürften, wurde die beiden Volume gegen 500er log. von Gibson ausgetauscht.
Ich bekam die Classic nicht mit den üblichen 490R und 500T, sondern mit Duncan Phat Cat P-90 und 250er log. Volume Potis. Schließlich wurde noch das Plastik Jackplate durch eines aus Metall ersetzt
und wir konnten uns unserem Herzstück, den Wolfetone Marshallheads widmen.
By ahero
Pickups und Polieren
Ich hatte die Gitarre, nachdem ich sie bekommen habe noch eine Zeitlang, bis alle Teile da waren, mit den Duncan Phat Cat P-90 gespielt. An einen längerer Aufenthalt war gedacht, denn auf so eine Paula
gehören einfach Humbucker. Seit einiger Zeit macht ein Amerikaner aus Seattle, an der Westküste mit seiner Pickups von sich Reden. Wolfe Maclead, Pickupwinder mit schottischen Vorfahren nimmt den Mund
recht voll und wirbt mit: The best handwired pickups on the Planet! und seinen Marshallheads, Legends und Dr. Vintage Pickups.
Ich hatte die Marshallheads schon in einer Kortmann Les Paul gehört und hatte somit auch schon den richtigen Pickup für meine Schwarze Dame gefunden. Die Bande waren schnell geknüpft und ein Set Marshalls
auf dem Weg von Seattle nach Berlin. Damit war dem Patienten auch das Herz spendiert, leider wegen eines Missverständnis mit leicht geagten Kappen (nicht Klappen!). Bei den Marshallheads handelt es sich um
overwound AlNiCo 5 PAF´s.
"With an upper mid-range punch and sizzling - not harsh - high end." Ungewachst und spürbar Overwound kommt der Neck PU mit 8,2 k und der für die bridge mit 9,0 k. Ich habe mich für das normale moderne
Wiring entschieden, bei outputstarken Pickups und gainstarken Amps ohnehin das Einzige. Noch einige Probeläufe mit verschiedenen Caps, am Ende entschieden wir uns, doch etwas zu meiner Überraschung, für
genau die Orange Drops 0.022 MDF/600 V, die Helmut schon am Anfang auf dem Tisch gelegt hatte.Trotzdem hat er mir seelenruhig lächelnd zwei andere Werte zuerst an und dann wieder abgelötet. Nach einer
weiteren Stunde waren die Saiten auf gezogen und die Gitarre eingestellt. Und wenn ich hier Eingestellt sage, muss ich erwähnen, dass ich selten ein so perfekt eingestelltes Instrument in den Fingern hatte.
By ahero
In der Praxis
Trocken und mit einem starken Plektrum gespielt, hört man schon das Potenzial dieser Gitarre. Der Ton ist voll und die Saiten klingen lange nach. Der Hals ist für meine, zugegeben eher recht kleinen Hände, wie
gemacht. Mein Maßstab ist, wenn ich ein D dur Akkord offen spiele, und dabei mit dem Daumen die tiefe E-Saite greife, dann sollte zwischen der Beuge meines Daumen und der Halsrückseite keine Luft mehr sein.
Die Les Paul hängt sehr ausgewogen im Gurt und sehr schnell wird klar, dass der Sound durch eine verbesserte Hardware noch einmal nachdrücklich verbessert werden kann, ohne den Klang grundlegend zu
verändern. Angefangen bei den schweren und sehr präzise arbeitenden Gotoh 510, die mit ihrer feinen Übersetzung eine unglaubliche Stimmgenauigkeit zulassen. Für mich gibt es nicht schlimmeres als eine ständig
verstimmte Gitarre.
Die Faber ABR, mit ihren Messing Satteln, gegen einen satten Aufpreis gibt es die auch aus Titanium, aber ich weiß nicht, ob das Ergebnis diese Betrag rechtfertigt, ermöglicht zusammen mit dem Alu Stoptail ein exaktes
Stimmen und perfektes Einstellen der Gitarre. Ein Fachmann kann hier wahre Wunder bewirken. Jeder hatte doch schon einmal diese perfekt eingestellt Gitarre, auf der gleich alles möglich erscheint in den Händen. Oft
genug keine reine Preisfrage, sondern Handwerkskunst und geschickte Finger. Die Messingsättel, allesamt aus einem Block geschliffen, sind abgeflacht um der Saite eine größere Auflage zu bieten und das Reißen derselben
zu vermeiden. Natürlich ergibt sich daraus auch ein fetterer Ton.
Über den Cleankanal meiner Fender Röhre lassen die AlNiCos die Paula gleich einmal über alle Saiten strahlen. Brillanz, knackige Bässe, schöner Attack, ausgewogene Balance zwischen den einzelnen Saiten, das sind die
ersten Eindrücke. Seit mehr als 50 Jahren hat sich an dem Sandwich aus einer dicken Scheibe Mahagoni mit einer etwas dünneren Ahornauflage, die nach allen Seiten zu einer gewölbten Decke geschnitzt wird, nicht viel
geändert. Eben diese Kombination der beiden beliebten Tonhölzer und verleiht der Gitarre so ihre ganz speziellen Klangeigenschaften. Dabei sorgt der hohe Mahagoni-Anteil für ein ansprechendes Sustain und einen warmen
Grundsound, die Ahorn Decke rundet das Gesamtklangbild mit einer gewissen Perkussivität und dem nötigen Biss im Höhenbereich ab. Kommen nun die Marshallheads richtig ins Spiel und das Volume wird etwas aufgedreht,
reagiert die Les Paul antrittsstark und spritzig wie ein englischer Sportwagen.
Ich bin mit Wolfe Maclead, Porschefahrer und der Kopf und Macher von Wolfetone Pickups befreundet, und bat ihn mir ein Set seiner Marshallheads zu schicken. In Amiland schon lange kein Geheimtipp zählen die Wolfetone
Pickups aus Seattle in einem Atemzug mit Lollar oder Bare Knuckle zur musikalischen Oberliga in Sachen PAF. Ein sehr warmer und reichhaltiger Grundsound im Cleanbetrieb über das gesamte Klangspektrum; ob Jazzer, Blueser
oder Countryman hier kommen alle voll auf ihre Kosten. Das macht die Les Paul zu einer Allroundgitarre allererster Güte.
Eine Les Paul ist wie jede Gitarre ein Instrument aus Holz und alleine deshalb schon mit einer gewissen Unvollkommenheit behaftet, die sich aus diesem oft sehr unterschiedlichen und organischen Werkstoff ergibt. Ein hoher
Qualitätsstandard mit niedrigen Toleranzen sind deshalb für ein Instrument der Oberklasse ein Muß. In diesen Fall verbindet sich eine ausgezeichnete Gitarre mit einem erstklassischen Pickup zu einer homogenen Masse, die
man ohne Zögern als Spitzeninstrument bezeichnen darf.
Die Les Paul, trocken gespielt schon mit einem kraftvollen Ton, der auf ein Optimum an Sustain verspricht zeigt sich elektrisiert dann auch gleich von ihrer besten Seite. Die Marshallheads mit ihren AlNiCo 5 Magneten, zudem
noch ungewachst, was sehr viel Präzision und Fingergefühl beim Wickelvorgang voraussetzt, sind hier mehr als nur die Butter auf dem Brot. Von der Tongestalt höhenreicher und mit einem glockenähnlichen Klang wesentlich
luftiger als beispielsweise AlNiCo 2, klingen sie in einem natürlichen Kontrast zu dem eher satten und massiven Ton des Mahagoni Korpus. Selbst bei schärferen Ampattacken mit etwas mehr Gain bleibt eine korrekte Intonierung
mit präsenten Höhen, schmatzenden Mitten und einem sehr tightem Bass. Ich weiß, Klangbeschreibungen sind sich doch immer wieder ähnlich, gute Sounds sind es allerdings auch.
Ich denke jeder weiß, wie eine gute Les Paul zu klingen hat, ich versuche nur zu vermitteln, dass diese hier noch Einen drauflegt. Bei jeder meiner Stratocaster habe ich das durchaus nicht unangenehme Gefühl, als müsse ich
jeden guten Ton der Gitarre regelrecht abringen. Bei der Les Paul habe ich eher das Problem, die guten Töne schnell genug zu erwischen und umzusetzen. Gibt man dann einmal richtig Gas und bringt die Gibson ein einen High
Gain Modus ist es mit dem Anstand schnell vorbei, fette schmatzende Mitten, wuchtige Bässe oder punktgenaues Powerriffing, lässt sich nicht eine Sekunde ihren eigenen Charakter und Ton vermissen. An meinem Egnater Renagade
geht es dann richtig zur Sache und höre endlich einmal den Unterschied, wenn ich in der Endstufe von EL34 auf 6L6 Tubes umschalte. Effektpedale werden freudig bedient, ohne dass dabei die Gitarre oder Pickups an Charakter
verlieren. Der Egnater ist ein sehr dynamischer und vielseitiger Amp der die Feinheiten der Les Paul brillant wiedergibt.
By ahero
By ahero
Fazit
Natürlich hatte ich mir schon lange vor dieser Aktion Gedanken darüber gemacht, wie meine Les Paul, sollte ich mir irgendwann wieder einmal eine zulegen, aussehen muss und klingen soll. Das Ergebnis hat meine Erwartungen weit
übertroffen. Obwohl an dieser Gitarre eine Menge verändert wurde, ist sie noch immer, oder gerade jetzt, eine vollwertige Les Paul. Und da man das Modell nun nicht mehr Classic nennen sollte, hat Gregor Hilden noch eine ältere
neutrale Les Paul Glocke in seiner Ersatzteilkiste gefunden. Auch wenn man schon lange Zeit Gitarre spielt und andere, auch asiatische Hersteller sicher gute Gitarren bauen, so ist doch eine amerikanische Gibson genau wie eine
US Stratocaster doch etwas anderes und von einer ganz bestimmten Aura umgeben. Nicht umsonst hat sich über so viele Jahrzehnte, außer ein paar kosmetischen Feinheiten bei diesen Gitarren nicht viel geändert. Es würde mich als
eingefleischten Stratplayer auch nicht wundern, wenn das nicht die letzte Gibson wäre, die ihren Weg zu mir findet.
Mal sehen wer mir als Nächster im Traum erscheint.*
* Mehr dieser kleinen Geschichten in meinem demnächst erscheinenden Bildbändchen: " Jetzt hab´ ich sie aber reingelegt!", oder "100 kleine Tricks für verheiratete Gitarristen."
Ich hoffe ihr habt Spaß an meiner kleinen Gibson Homage, ich habe ja nicht immer so vorteilhaft von den Produkten dieser Company gesprochen. Nun habe ich sebst wieder eine und ich bin stolz darauf.
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