frama78
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Mesa Boogie .50 Caliber
Wie immer: Ich übernehme KEINE Haftung für die Aussagen und untersage auch das ungefragte weitergeben, kopieren oder vervielfältigen des Berichtes in Teilen oder als Gesamtes! Außerdem habe ich manchmal Gedankensprünge, die für den Außenstehenden evtl. nicht nachvollziehbar sind
Und das wichtigste: dies ist ein rein subjektiver Bericht und spiegelt ausschließlich MEINE EIGENE MEINUNG wieder! Es besteht KEIN Anspruch auf Vollständig- oder Richtigkeit!
Vorgeschichte:
Alleine schon die Vorgeschichte würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen und ca. 99,83% der Leser langweilen. Die Kurzform ist: Ich habe Anfang der 90er einen .22Plus gekauft weil ich endlich einen richtigen Amp wollte und 800er Marshalls damals jeder spielte. Ich hatte damals noch keine Ahnung, was ich wollte oder was es auf dem Markt gibt. Jedenfalls hatte ich den Mesa-Combo; wurde aber nicht so recht warm mit ihm. Die Klangregelung und der gnadenlos ehrliche Ton frustrierte mehr als es spass machte. Also wurde der Mesa verkauft und es folge ein wildes Probieren/Kaufen anderer Amps. Mit der Zeit wollte ich aber ein Stylisches Halfstack und so kam ich, nach diversen Marshalls, zu einem Caliber 50 Plus mit passenden 2x12 Slant-Halfback. Ich war ne weile zufrieden, aber mit der Zeit kamen wieder Zweifel am Sound und der Ehrlichkeit. Danach hab ich mir meinen Soldano gekauft (den ich immernoch besitze). Da Amps kaufen quasi mein Hobby ist bin ich durch Zufall wieder einen .50 Caliber Plus bekommen. Preis war fair und ich suchte nach einem "kleinen" 2-Kanaligen 1x12er Vollröhren Combo.So habe ich nicht lange gezögert; zumal der Sound an sich ja nicht schlecht war; aber es nicht einfach ist damit um zu gehen. Ich nahm mir vor, mich mal richtig um den Mesa zu kümmern und möchte jetzt mit diesem Bericht mein persönliches Mesa-Caliber-Serien-Fazit ziehen
Der Aufbau:
Die Caliber-Serie wurde Mitte der 80er (genauer November 1985) als kleine, bezahlbarere Versionen der damals schon legendären Mark-Serie entwickelt. Im Dezember 1988 wurden diese Amps überarbeitet (siehe weiter unten) und mit einem "+" (Plus) hinter dem Namen bezeichnet. Mein hier vorsteltellter 50er ist aus jener Serie. 2 Modes (Rythm und Lead) in Vollröhrenbauweise
- 2x 6L6-GC (gab auch eine Version mit 4x EL84)
- 3x 12 AX7
- 1x 12 AT7
- 1x12 (Original Celestion MC90)
- Hammond-Accutronics 3-Spring Reverb
- Grapic-Eq (Fußschltbar)
- Serieller, Effektloop, Röhrengepuffert
- Direct-Out mit Level-Poti
- 2x4Ohm / 1x8Ohm-Speakerout
Bedienelemente Front (v.l): Inputbuchse (oben), Fußschalteranschluss (unten), Gain (Pull=Lead-Mode) / Master / Lead Master / Treble / Bass / Middle / Reverb / Presence / Graphic-Eq (80Hz, 240Hz, 750Hz, 2200Hz, 6600Hz)/ Eq-Switch (Auto/Off/On) / Standby / Power
Bedienelemente hinten:
Fx Send/Return
Di-Out mit Level-Regler
Speaker-Out 2x 4 Ohm, 1x 8 Ohm
EQ-Fußschalter
Es handelt sich bei der Caliber-Serie um eine Serie von Amps, die sich optisch, technisch und soundmäßig an der Mark-Serie orientierten. Zur Cal-Serie gehörte neben dem 50 Watt starken .50 Caliber auch der 22 Watt starke Studio .22.
Beide Amps wurden in ein Short-Scale Ampchassis geschraubt. Dieses Format ist mit der Mark-Serie identisch und es gibt/gab die Calibers als Combo, Topteil oder Rackhead (wie Topteil, aber in einer 4He-19" Rackwanne montiert). Ich bin mir allerdings nicht 100% sicher, ob letztere Custom-Orders - wie auch diverse Edelholzgehäuse - waren, oder ob es sie regulär zu erwerben gab.
Die Caliber sind etwas einfacherer aufgebaut als die Marks (es fehlen diverse Tone-Shift Push/Pull-Potis) aber sie sind klanglich recht ähnlich. Dies hat wohl hauptsächlich mit dem Aufbau des Preamps; genauer des Tone-Stacks; zu tun, welches vor der Zerrstufe liegt (bin kein Tech-Head!). Aber der Reihe nach.
Sound:
Hier ist es sehr kompliziert. Ich versuche zuerst, den Sound ohne den G-EQ zu beschreiben, da man hiermit wahnsinnig effektiv in die Frequenzbänder eingreifen kann und der EQ nur optional erhältlich war. Ich versuche einfach mal den Rythm-Mode zu beschreiben: Es perlt! Man merkt vom ersten Moment an, dass Mesas auf Fenderamp-Basis aufgebaut sind. Der Ur-Mesa-MarkI war ja im Prinzip ein aufgebrezelter Princeton Reverb. Genau so verhält sich der Caliber auch! die feinen, perlig-seidingen Höhen springen einem nur so um die Ohren; Ohne, dass es harsch oder schrill klingt! Das Bassvolumen ist sehr toll. Untenrum drückt der Ton aus dem Speaker, aber ohne, dass es matschig wird. Genau so sollte ein Cleansound sein. Im Vergleich zu meinem alten Princeton Reverb klingt der Mesa erwachsener, was aber z.T auch am Speaker liegt. der PR hat einen 10" Fender-Speaker, während der Mesa einen 12"er Celestion an Bord hat. Das schöne am Mesa ist, dass er eine effektivere und interaktivere Klangregelung hat (Letzteres kann aber auch nervig sein-siehe unten); Plus einen Mitten- und ein Presenceregler! Gerade das Mittenpoti fehlt dem Fender. Trotzdem klingt der Fender irgendwie tiefer, echter und kompromissloser in dem, was er macht. Trotzdem hat der Mesa einen absolut überzeugenden, runden Cleanton!
Bei höher aufgedrehtem Gainpoti -das übrigens das Zerrniveau für BEIDE Modes regelt - fängt der Amp erst recht spät an zu crunchen. Es entsteht ein komprimierter und etwas undefinierter Ton. Anfangs noch sehr gut für SRV-Blues geeignet, aber weiter aufgedreht wird es für meinen Geschmack undefiniert und dunkel. Viel liegt an der Gitarre, denn mit anderen, höhenbetonten Pickups könnte es vielleicht besser klingen. Für mich ist das jedenfalls nix. Clean und leicht ge-edged=> leichte, feine Kompression des Tons => Prima! Dann noch einen Tubescreamer davor und der Texas-Blueser ist glücklich!
Per Fußschalter oder Push/Pull-Poti am Gain-Regler kann ohne Verzögerung oder Knacken in den Lead-Mode gewechselt werden! Hier bleibt nur ein Wort zu sagen: BOOGIE! Er klingt in jeder Einstellung typisch nach Mesa! Von der Santana-Säge (ich hasse leider Santana!) über smoothe Soft-Leads (80er-Toto) bis hin zum Petrucci-Metal-Sound ist wirklich alles machbar! Die Klangregelung ist in der Tat sehr schwer einzustellen und man braucht echt ne Weile, bis man das Prinzip begriffen hat und der Ton so ist, wie man es mag. Wichtig ist der Treble-Regler! Dieser kleine Scheißer beeinflusst das Bass- und Middlepoti extrem! Je weiter der oben der Treble steht, desto weniger greifen Bass und Middle! Aber auch bei geringeren Treble-Stellungen haben die beiden Anderen weniger Einfluss auf den Gesamtsound. Ein leichtes Sound-Tuning "on the fly" ist nur schwer machbar. Man kann prinzipiell einstellen was man will; man hat immer den Boogie-Sound und bekommt keinen Marshall draus gemacht - auch, wenn man immer wieder liest/hört, dass der Caliber sehr marshallesque klingen soll. Bei MIR nicht
Für härtere Musik ist es empfehlenswert, die Bass und Midleregler recht weit unten zu lassen (Clean hat dann übrigens immernoch genug Volumen und Fülle). Bei mir ca. auf ca. 2-max 4 weil es darüber eher undifferenziert wird. Da die Klangregelung wie erwähnt vor der Zerrstufe sitzt ist es empfehlenswert, den Bass-Schub und den Mid-Scoop über den Graphic-EQ zu holen. Ohne den G-EQ klingt der Mesa sehr traditionell und Sahnig. Sehr toll für Soli, aber nix für Heavy-Rythm! Das sieht anders aus, wenn man den Eq in die obligatorische "V-Position" bringt! Dann drückt es einem den Ton gerade zu in die Magengrube - trotz 1x12 und offenem Combogehäuse! Hammerhart!
Ich bin nicht so der Numetal-Fan; aber Hardrock/Classic-Metal ist meine Welt! Ich bin eher bei Metallica, Dream Theater usw zuhause als bei Slipknot und Co! Zu letzterem kann ich keine Empfehlung abgeben, weil ich nicht weiß, wie es klingen muss. Aber wer Metallica, Toto, DT und Co möchte sollte sich echt mal den Mesa genauer anschauen. Zumal gerade der .50Caliber momentan sehr günstig zu haben ist. Er wird (aus welchen Gründen auch immer) günstiger gehandelt als der kleine Studio .22er der einen recht begrenzten Headroom besitzt. Soundmäßig habe ich den 22er nicht mehr genau in Erinnerung, so dass ich keinen 1:1-Vergleich anstellen kann. So weit ich mich erinnere liegt der Unterschied allerdings nicht allzuweit entfernt.
Der Presence-Regler soll die "extreme high Frequencies" beeinflussen. Ich muss sagen, dass ich kaum einen Effekt feststellen kann. Nur bei sehr weit aufgedrehtem Lautstärkeregler kann man den Amp schärfer oder zahmer stellen. Aber meiner Meinung nach nur margial.
Was ich sehr gut empfehlen kann ist, sich die Anleitung von der Mesa-Homepage runter zu laden und dort die Sample-Settings aus zu probieren! Diese sind super um sich mit der komplexen Klangregelung vertraut zu machen. Außerdem sind diese Sounds wirklich sehr gut für weiteres tweaking geeignet; tolle Starting-Points also! By the way: Ich dislike absolut diese Anglizismen!
Übrigens: wer es gerne richtig Fett will soll mal eine 4x12er anschließen. Damit drückt der kleine wie ein ganz Großer! Er verliert etwas(!) von dem typischen Mark-Sound und wird; gerade verzerrt; viel moderner! Ein guter Kompromiss ist eine zusätzliche 1x12, bzw. 2x12-Box. Meine Custom Audio 2x12 mit Eminence Wizzards (vergleichbar Celestion G12H30) lässt mich zweifeln, ob ich den Mesa nicht doch lieber aus dem Combogehäuse nehme und ihn als Topteil verwenden soll. Der Sound ist so unglaublich dicht, voll und dynamisch, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich den Vorteil eines tragbaren Combos in den Vordergrund stellen soll, oder den Sound selbst. Wie auch immer ich mich entscheide: Ich bin froh, dass ich den ursprünglich eingebauten Mesa Celestion C90 ausgetauscht habe! Diese brizzeligen Speaker habe ich noch nie gemocht. Momentan betreibe ich den Mesa mit einem G12H30 oder einem Eminence Guv´Nor (V30-mäßiger Speaker). Ich wechsle immer wieder und weiß nicht, welcher mir besser gefällt... ich mag beide *kratz*
Hall: der Hall ist ein mini Hammond-Accutronics-System mit 3 Federn. Montiert direkt im Ampchassis (Keine Kabel im Combogehäuse)! Er wird von einer 12AT7-Röhre angetrieben und klingt weiß Gott nicht schlecht! Ich persönlich empfinde Hall als einen der unnützeren Effekte. Im Cleanbereich macht es ja noch Sinn, aber im Lead-Mode möchte ich ein trockenes Signal. Man kann den Hall nur global für beide Modes regeln. Eine Fußschaltmöglichkeit besteht nicht, aber das Verhältnis Clean-Hall zu Leadhall ist meiner Meinung nach gut abgestimmt!
Natürlich fehlt die Tiefe im Vergleich zu einer großen Hallspirale, aber für den "normalen" Gebrauch; um Cleane Arpeggios usw. anzudicken reicht das locker aus! Wer es effektiver (Achtung Wortspiel ) haben möchte, muss eben ein Effektgerät einschleifen.
Fx-Weg: Zweischneidig! Man braucht ein Effektgerät, das im Ein- und Ausgang pegelmäßig anpassbar ist. Sonst rauscht der Amp doch recht stark. Mit einem standardmäßigem G-Major als Referenz (da weit verbreitet) funktioniert es recht gut. Wichtig ist, dass man sowohl ein als auch Ausgang im Level regeln kann. Es sollte der Eingang recht hoch eingestellt werden, da ein Holen der Lautstärke über den Ausgang ein hohes Rauschen mit sich bringen kann. Noch besser als das TC funktioniert für mich allerdings mein altes Yamaha D1500-Delay oder das Eventide TimeFactor. Da ich nur Delay und etwas Chorus "brauche" genügt mir das.
Direct-Out: Hier wird, wie beim FX-Send das Vorstufensignal (incl. Hall und evtl. eingeschleifter Effekte) weiter gegeben. Man KÖNNTE in ein Mischpult/Recorder gehen, aber das das Signal nicht frequenzkorrigiert ist macht das ohne Speakersimulation keinen Spass. Was aber sehr wohl Sinn macht ist folgendes: man schließe einen Effektprozessor an und gehe mit diesem Ausgang in einen anderen Amp; oder gleich zwei für Stereo. Dann läuft der Mesa komplett ohne die geringste Beeinflussung des Originalsignals weiter und die (stereo) Effekte kommen von einer externen Quelle. Achtung: der Speaker muss angeschlossen bleiben, da die Endstufe den Abflug machen würde, wenn der Mesa ohne Last läuft. Allerding kann man das Trockene Signal per Master auf Null drehen.
Wet/Dry/Wet klingt gigantisch, aber es ist viel Aufwand und viele Mischer treten in Hungerstreik, wenn sie mitbekommen, dass sie Live 3 Mikros für eine Gitarre bereit stellen sollen. Diesen ob dieser Aufwand betrieben wird oder oder Sinn macht überlasse ich jedem selbst. ICH liebe es
Für den Gebrauchtkauf heißt es Achtung:
es gab bei der Caliber-Serie verschiedene Versionen!
- Die alten Caliber/Studio hatten nur einen Kanal und eine schaltbare Boost-Stufe. Unterscheidungsmerkmale sind die Power/Standby/EQ-Kippschalter(falls vorhanden). Bei der Plus-Serie sind die aus schwarzem Kunststoff, bei den Alten aus Metall (wie bei den Marks). Das Label nennt sich bei den neuen Mesa/Boogie, bei den Alten lediglich Boogie.
- Die neueren Calibers hatten das berühmte "+" (Plus) hinter dem Namen. Bei diesen Amps (also auch meinem) befindet sich ein Lead-Master-Poti im Schaltplan! Damit kann man die Lautstärke des Rythm- und Leadmodes angleichen.
- Außerdem gab es beide Versionen dieser Amps auch ohne den optionalen Grafischen Eq, was sich in der Flexibilität der Amps bemerkbar macht. Gerade einen Non-Plus würde ich ohne G-Eq nicht kaufen, da es Probleme macht, einen Lead und Rtm-Sound lautstärkemäßig anzupassen. Mit dem G-EQ kann man noch einiges verbiegen und durch Frequenzdrosseln/boosten das Verhältnis regeln. Ich habe den Lead-Mode mit aktiviertem EQ (gekappte 750Hz, Bässe bei 80Hz und 240Hz leicht geboostet ) für einen Heavy-Rythm Ton. Für ein Solo trete ich den EQ aus, die Bässe werden also etwas gedrosselt und die Mitten pegelmäßig angehoben. Dadurch werden die Bässe transparenter und die Mitten helfen der Durchsetzungsfähigkeit.
- Den Caliber 50 gab es mit 4x EL84 oder mit 2x 6L6. Habe allerdings keinen Vergleich und fand auch www.eltweit recht wenige Infos!
Mein Fazit:
I love this little F$§%er! Die einzige, subjektive Schwäche des Amps ist der eingebaute Black Shadow C90-Speaker. MIR(!) gefällt dieser nicht, aber viele Gitarristen schwören auf den. Naja. Wer´s mag; wer nicht soll ihn austauschen. Die Vorteile überwiegen jedenfalls auf ganzer Linie!Typischer Mesa-Sound, sehr robuster Aufbau und dadurch natürlich voll Livetauglich! Mit 50 Watt ist die Mühle laut genug um einen 100Watt-Marshall an die Wand zu blasen. Das ist kein Witz! Ich habs mit dem Jubilee 2555 und einem 800er auspobiert! Der Mesa setzte sich immer besser durch. Allerdings kann er alleine gespielt etwas hart klingen. Er gehört eben in den Bandkontext! Man muss beim Caliber jedenfalls ein gewisses Maß an Spieltechnik besitzen. Die offene und ehrliche Natur des Amps kann einen ziemlich frustrieren; verhilft aber auch dazu, sich mehr anzustrengen! Ich bin jedenfalls Froh, dass ich nochmal den Mut hatte, mir einen Mesa zu gönnen!
Pro:
- Sounds
- Kein Gleichmacher-Amp (Jede Gitarre klingt anders!)
- Nebengeräusche
- Gewicht und Größe
- Mechanischer Aufbau und Zuverlässigkeit
- Ehrlichkeit (kann motivierend sein)
- Relativ günstige Gebrauchtpreise
Con:- Effektweg nicht mit allen Effekten unproblematisch
- Ehrlichkeit (kann frustrierend sein)
Falls ich irgendwo Blödsinn erzählt habe: Bitte melden! Ich habe kein Problem mit konstruktiver Kritik! Freue mich auf Anmerkungen
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