Rockin'Daddy
Mod Emeritus
Bald steht eine "vier" vor der "null" und das verdammte GAS wird und wird nicht besser….
Der Olli wieder mal angefixt von einem Thread im Ufo "E-Gitarren/News", der die neuen Epiphone Modellreihen des Jahres 2010 ankündigte…….
(https://www.musiker-board.de/news/347780-epiphone-erweiterung-modellpalette-2010-a.html)
Uffz! Epiphone haut in die Gretsch-Schneise!
Dolle Bilder, die Spezifikationen klingen traumhaft, alles in allem für einen pomadeverschmierten, vernunftsresistenten Altrockabilly eindeutig zuviel des Guten.
"Muss……haben……….aaaarrrggghhhh***"
Leider hatte Epiphone/Gibson in diesem Falle entweder seine Kapazitäten überschatzt, oder es war tatsächlich etwas dran an den "Gerüchten", durch die Umstrukturierung ihrer Lagerpolitik sei Chaos entstanden.
Selbst Gibson/Europa war nicht fähig, einen halbwegs verbindlichen Liefertermin zu nennen, geschweige denn die Musikhäuser, die ich penetrant mit Anrufen und E-Mails quälte.
Anyway, von der genannten Ankündigung im September 2009 bis zum tatsächlichen Erscheinen vergingen nicht weniger als 4 Monate.
Leute! 4 MONATE!
Das ist so'n bißchen, wie abends "ready to rumble" mit übergestülpten Kondom zu Hause auf die Liebste zu warten und die Dame kommt erst nächsten Morgen sturzbetrunken vom "Sex and the city"-Marathon bei ihren Freundinnen…..
Jedenfalls kam irgendeinen schönen Tages ein Anruf eines großen Musikhauses (sorry, Johannes! Das große T war einfach schneller), der Artikel sei jetzt "in stock".
Kam mir sehr gelegen, in dessen Nachbarschaft konnte ich gleich meinen damaligen Saxophonisten besuchen und um die Häuser ziehen.
Also Freitag los, abends furchtbar hingerichtet und nächsten Morgen
mit übelstem Kater in den Testräumen gesessen.
Ich habe insgesamt 7 Modelle angespielt und eines vorweg:
Die Streuung ist erschreckend!
Von der mit Klangdraht bespannten toten Oma bis zur richtig coolen Jazzmama war alles dabei….
Springt Epiphone auf den "Billig-Gretsch" Zug auf oder ist die Swingster Emperor Swingster ein eigenständiges Modell?
Nun, baulich fast identisch mit der seit vielen Jahren bekannten Epiphone Emperor II Joe Pass sollte man das eigentlich annehmen.
Allerdings spricht allein die Optik ganz klar eine andere Sprache.
Diese Gitarre spricht ganz klar eher den eher "finanziell klammen" Gretsch-Fan als den Handschuh-Jazzer an.
Optisch…
….ist die Gitarre wirklich eine Schönheit.
Epiphone spricht von einem "hand-carved selected spruce top".
Nun ja, Fichte mag sein, alles andere lasse ich mal dahingestellt.
Zargen und Boden bestehen aus laminiertem Ahorn. Der Korpus entspricht 16", die Zargentiefe liegt bei 2,9". Mensur liegt bei gibsontypischen 62,9cm. Der Hals besteht ebenfalls aus Ahorn.
Ob der Headstock angesetzt ist, kann ich nicht beurteilen da der Lack an dieser Stelle einfach zu dick ist. Ich gehe aber stark davon aus.
Der Bunddraht dürfte large Medium sein.
Im Übrigen hat diese Gitte keinen Sustainblock, sondern ein recht mächtiges H-Bracing. Halsform würde ich als gesundes D-Shape mit genug Schmalz beschreiben. Kein Flitzefingerhals, aber auch kleine
Finger sollten sich da wohlfühlen.
In einem sauber lackierten, dunklen Weinrot mit dem aufwändigen 5-fach Binding um Korpus, Hals und Headstock (einfaches Binding in den F-Löchern) steht sie da und protzt mit dem typischen Weinreben-Inlay auf der Kopfplatte. Das Palisandergriffbrett schenkt den "Perlmutteinlagen" (O-Ton Epiphone) ein Zuhause. Ich denke allerdings, es werden schlicht hübsche Plastikinlays sein. Aber immerhin sauber eingesetzt.
Das verchromte B-30 Bigsby (lizensiert natürlich) und die den Gretsch-Filtertrons nachempfundenen "Swingbucker" PU's machen ordentlich was her.
Das "Bling Bling" allerdings nicht alles ist, dazu kommen wir später.
Nun ist meine Epi bereits einige Monate alt und sie mußte bereits einige Mods über sich ergehen lassen. Warum das, dazu komme ich auch noch.
Somit einige Internet-Bilder im eigentlichen Zustand….
…und einige, wie sie jetzt ausschaut....
(gerade erst gesehen "against foulty wirkmanship..."
Hardware….
…hat sie auch
Da sind meine Eindrücke allerdings mehr als gespalten.
Die Grover-Tuner arbeiten ordentlich. Nicht übermäßig präzise, aber ausreichend. Da wird wohl demnächst noch nachgebessert.
Der Kunststoffsattel war qualitativ, wie auch von der Abrichtung her bescheiden gesagt suboptimal!
Bereits nach kurzer Zeit hatten sich die Saiten tief in den Sattel gearbeitet (Ja, ich nutze das Bigsby...) und somit schnarrte es recht bald auf den ersten Bünden. Weiterhin empfand ich das String Spacing als lächerlich. Während der Hals am Sattel ca. 43,5mm aufweist, hatten die E/e-Saiten locker noch jeweils 4mm Platz zum Griffbrettrand.
Also einen TusQ-Rohling besorgt und die Sattelfeilen gezückt.
Alles weiter seht Ihr in den Bildern.
Das bringt mich direkt zur Rollerbridge. Diese arbeitet an sich ganz gut. Auch wenn die Saiten trotz Rollen eher darüber rutschen, anstatt darüber zu rollen. Jedoch zeigte sich auch hier, daß das relativ breite Griffbrett der Epi nicht annähernd ausgenutzt wurde. Auch hier waren am Griffbrettende an den äußeren Saiten noch enorme Reserven. Also brauchte ich eine Brücke, die sich im String Spacing verändern ließ. Die fand ich in einer Schaller STMC Bridge. Damit klappte das dann perfekt (und die Rollen arbeiten wirklich…).
Das wiederrum bringt mich zur Stegauflage.
Aus Palisander gefertigt und null der Deckenwölbung angepasst.*Kopf schüttel*
Das "pinned bridge" Prinzip, das hier Verwendung findet, halte ich prinzipiell für astrein und notwendig. Allerdings wurde das hier sehr "kostensparend" umgesetzt.
Einfach die M4-Gewinde der Rändelschrauben durch den Steg in zwei Löcher der Decke.
Feddisch! Das sieht weder schön aus, noch entspricht es meiner Vorstellung von Qualität. Auch wurde die Brücke von den indonesischen Arbeitskräften so weit nach hinten gesetzt, daß eine Einstellung der Intonation nur für Drahtseile gepasst hätte.
Also einen GEWA-Ebenholzsteg besorgt und dann einen Nachmittag lang der Deckenwölbung angepasst. (Schei*arbeit das!)
Die Schaller STMC Brücke wurde samt ihren Buchsen in die Unterlage
gearbeitet. Ich verspreche mir davon größere Stabilität.
Das Ganze wurde dann per alter Väter Sitte mit Madenschrauben ordentlich und auf richtiger Mensurlänge "gepinned".
Von dort laufen also die Saiten jetzt korrekt zum Bigsby B-30, welches mit seinem "Wire-arm" zwar arg schnieke aussieht, aber irgendwie doch seltsam anmutet. Warum hat Epi da kein langes B-60 verbaut?
Der Vibratoarm ist schlicht zu kurz mit diesem System und man muß schon arg weit nach hinten fingern um den dünnen Hebel zu greifen. Wenn mal wieder Geld in der Tasche ist, werde ich im Ebay/USA sicherlich noch mal ein "ordentliches" schiessen.
Ein weiteres Problem war, daß das auf meiner Epi verbaute Bigsby teilweise furchtbare Knack-und Knarrgeräusche machte.
Das hat sich zwar mit der Verwendung der von mir bevorzugten 12-54er Seile auf solchen Vollresonanzklampfen deutlich gebessert, aber wie ich bereits von mehreren Leuten vernahm, habe nicht nur ich dieses Problem. Mag mir gar nicht vorstellen, was das für eine Geräuschkulisse mit 10-46ern oder so sein muß.
Die Gurtpins sind ausreichend groß. Aber auch da hat sich die Verschraubung des vorderen bereits verabschiedet und ich mußte mit Buchenrundholz nacharbeiten.
Der Olli hat noch nicht genug gemäkelt, denn es kommt noch die…
Elektronik….
Die Original-PU's sind über die Push/Pull Tone-Potis einzeln seriell/parallel schaltbar. Für mich allerdings keine wirklich praktikable Option, da mir der Pegelsprung einfach zu heftig und der Soundunterschied eher zu marginal erschien. Anfangs war ich mit den PU's auch durchaus zufrieden, aber auf der Suche nach dem Optimum mußten auch diese irgendwann den GFS-Dream 90 weichen. Ich habe die Originale noch als sehr brilliant mit gemäßigtem Output in Erinnerung, mag da aber jetzt auch nichts Falsches erzählen. Bitte selbst antesten!
Was hat sich Epiphone bei diesen Push/Pulls gedacht?????
Die Dinger sind so leichtgängig, daß sich die Dinger von ganz allein verstellen. Allein durch die Schwingungen der Decke drehen sich die Ton-Potis zu. Grausam! Die Volumen-Potis sind zwar deutlich schwergängiger, aber eher On/Off als das da tatsächlich Regelweg gewesen wäre. Also wurden auch diese vier Nieten beim Wechsel der PU's ausgetauscht.
Der Toggle-Switch ist von guter Qualität. Da habe ich bislang nichts zu meckern (endlich mal…).
Akustisch…..
…klingt die Epi im Vergleich zu meiner 6118 recht laut. Sehr holzig mit einem gesunden Spektrum. Nicht so "plärrig", wie vielleicht eine Epiphone 335 Kopie, die ich bislang mein Eigen nannte. Hat bis auf die etwas eingeschrankte Lautstärke absoluten Jazzbox Charakter. Zum rein akustischen Üben zu Hause reicht es allemal.
Wobei ich sagen muß, je dicker die Saiten, desto besser klingt die Gute. Keine Frage! Physik eben.
Elektrisch…..
…kann ich diese Epi kaum noch mit der ursprünglichen Gitarre vergleichen. Sie klingt jetzt tatsächlich sehr gretschy. Die Singlecoils haben ordentlich Dampf. Auch im elektrischen Betrieb setzt sich dieser holzige Charakter klar durch und das prägt auch den kompletten Gesamteindruck. Das twangt, daß es eine Freude ist. Der Steg-PU ist prädestiniert für Country und Rockabilly, schneidende Sololinien, Fingerpicking. Völlig clean und laut kann das schonmal in den Ohren schmerzen.
Der Hals-PU jazzt unglaublich authentisch. Damit machen komplizierte Akkordmuster richtig Laune.
Zur Zwischenstellung muß ich nicht viel sagen. Die kann alles auf einmal und ist meine bevorzugte PU Einstellung. Glockenklarer, runder Ton mit ordentlich Durchsetzungsvermögen, egal ob Akkorde oder Solo. Da dampft es aus dem Speaker.
Seltsamerweise hat die Gitte ein beachtliches Sustain. Woher sie das nimmt…..man kann nur orakeln.
Bauartbedingt fängt sie ab einem gewissen Bühnen/Proberaumpegel an zu hupen. Das ist einfach so und wer es nicht mag, kann dagegen allerhand sinniges (Schaumstoff in die F-Löcher) und unsinniges unternehmen (ich kenne einen Gitarristen, der seine White Falcon mit Bauschaum ausgeschäumt hat….ohne Worte!!!)
Sobald ich mein Zoom mal wiederkriege, mach ich noch ein paar kurze Demos. Evtl. Ende nächster Woche.
Mein Resümee….
….zu dieser Gitarre ist sehr zwiegespalten.
Wie Ihr bemerkt haben werdet, war ich anfangs recht euphorisch und habe bei der ein oder anderen Macke ein oder zwei Augen zugedrückt.
Im Laufe der Monate sind mir jedoch Dinge aufgefallen, die mir als halbwegs erfahrener Gitarrenkäufer so nicht hätten passieren dürfen.
Da ich sowieso recht viel an Amps und Gitarren schraube, machte mir der stetige Austausch der Teile eigentlich nichts aus. Allerdings sehe ich auch, daß ein Gitarrist mit eben nicht dieser Ausdauer und der Motivation mit einer solchen Gitarre recht schnell enttäuscht sein könnte.
Nun bin ich auch sehr penibel und mag immer alles 100%ig korrekt haben. Jemand anderes wäre vielleicht mit der gebotenen Qualität zufrieden. Ich bin es rückwirkend gesehen jedenfalls keinesfalls.
Zumal am Wochenende Bünde abrichten anstehen dürfte, da sich durch exzessives Spielen langsam Kerben in den Bünden zeigen.
Wer also bereit ist, Zeit und Arbeit in eine ansonsten tolle Basis (Korpus, Hals…) zu stecken, kann sich aus dieser Gitarre ein richtiges Schätzchen machen.
Handwerklich minderbegabte sollten sich etwas Knete für den Gitarrenbauer zur Seite legen oder eben dieses Geld in eine deutlich teurere Gitarre investieren.
Wenn noch Fragen sind, lasst es mich bitte wissen!
Ich habe bestimmt einiges übersehen, aber ich muß auch bald in den Proberaum und jetzt war meine einzige freie Zeit an dieses Wochenende.
Greetz,
Oliver
PS.: Ja, ich putz auch ab und zu meine Gitten
Die fiesen Schmarren auf der Rückseite verdanke ich einem extremst benebelten Auftritt, bei dem ich vergaß, die Gürtelschnalle der Anzughose zur Seite zu schieben.
Pah! Mojo!
Die Gute hat auch schon böse was mitgemacht
Der Olli wieder mal angefixt von einem Thread im Ufo "E-Gitarren/News", der die neuen Epiphone Modellreihen des Jahres 2010 ankündigte…….
(https://www.musiker-board.de/news/347780-epiphone-erweiterung-modellpalette-2010-a.html)
Uffz! Epiphone haut in die Gretsch-Schneise!
Dolle Bilder, die Spezifikationen klingen traumhaft, alles in allem für einen pomadeverschmierten, vernunftsresistenten Altrockabilly eindeutig zuviel des Guten.
"Muss……haben……….aaaarrrggghhhh***"
Leider hatte Epiphone/Gibson in diesem Falle entweder seine Kapazitäten überschatzt, oder es war tatsächlich etwas dran an den "Gerüchten", durch die Umstrukturierung ihrer Lagerpolitik sei Chaos entstanden.
Selbst Gibson/Europa war nicht fähig, einen halbwegs verbindlichen Liefertermin zu nennen, geschweige denn die Musikhäuser, die ich penetrant mit Anrufen und E-Mails quälte.
Anyway, von der genannten Ankündigung im September 2009 bis zum tatsächlichen Erscheinen vergingen nicht weniger als 4 Monate.
Leute! 4 MONATE!
Das ist so'n bißchen, wie abends "ready to rumble" mit übergestülpten Kondom zu Hause auf die Liebste zu warten und die Dame kommt erst nächsten Morgen sturzbetrunken vom "Sex and the city"-Marathon bei ihren Freundinnen…..
Jedenfalls kam irgendeinen schönen Tages ein Anruf eines großen Musikhauses (sorry, Johannes! Das große T war einfach schneller), der Artikel sei jetzt "in stock".
Kam mir sehr gelegen, in dessen Nachbarschaft konnte ich gleich meinen damaligen Saxophonisten besuchen und um die Häuser ziehen.
Also Freitag los, abends furchtbar hingerichtet und nächsten Morgen
mit übelstem Kater in den Testräumen gesessen.
Ich habe insgesamt 7 Modelle angespielt und eines vorweg:
Die Streuung ist erschreckend!
Von der mit Klangdraht bespannten toten Oma bis zur richtig coolen Jazzmama war alles dabei….
Springt Epiphone auf den "Billig-Gretsch" Zug auf oder ist die Swingster Emperor Swingster ein eigenständiges Modell?
Nun, baulich fast identisch mit der seit vielen Jahren bekannten Epiphone Emperor II Joe Pass sollte man das eigentlich annehmen.
Allerdings spricht allein die Optik ganz klar eine andere Sprache.
Diese Gitarre spricht ganz klar eher den eher "finanziell klammen" Gretsch-Fan als den Handschuh-Jazzer an.
Optisch…
….ist die Gitarre wirklich eine Schönheit.
Epiphone spricht von einem "hand-carved selected spruce top".
Nun ja, Fichte mag sein, alles andere lasse ich mal dahingestellt.
Zargen und Boden bestehen aus laminiertem Ahorn. Der Korpus entspricht 16", die Zargentiefe liegt bei 2,9". Mensur liegt bei gibsontypischen 62,9cm. Der Hals besteht ebenfalls aus Ahorn.
Ob der Headstock angesetzt ist, kann ich nicht beurteilen da der Lack an dieser Stelle einfach zu dick ist. Ich gehe aber stark davon aus.
Der Bunddraht dürfte large Medium sein.
Im Übrigen hat diese Gitte keinen Sustainblock, sondern ein recht mächtiges H-Bracing. Halsform würde ich als gesundes D-Shape mit genug Schmalz beschreiben. Kein Flitzefingerhals, aber auch kleine
Finger sollten sich da wohlfühlen.
In einem sauber lackierten, dunklen Weinrot mit dem aufwändigen 5-fach Binding um Korpus, Hals und Headstock (einfaches Binding in den F-Löchern) steht sie da und protzt mit dem typischen Weinreben-Inlay auf der Kopfplatte. Das Palisandergriffbrett schenkt den "Perlmutteinlagen" (O-Ton Epiphone) ein Zuhause. Ich denke allerdings, es werden schlicht hübsche Plastikinlays sein. Aber immerhin sauber eingesetzt.
Das verchromte B-30 Bigsby (lizensiert natürlich) und die den Gretsch-Filtertrons nachempfundenen "Swingbucker" PU's machen ordentlich was her.
Das "Bling Bling" allerdings nicht alles ist, dazu kommen wir später.
Nun ist meine Epi bereits einige Monate alt und sie mußte bereits einige Mods über sich ergehen lassen. Warum das, dazu komme ich auch noch.
Somit einige Internet-Bilder im eigentlichen Zustand….
…und einige, wie sie jetzt ausschaut....
(gerade erst gesehen "against foulty wirkmanship..."
Hardware….
…hat sie auch
Da sind meine Eindrücke allerdings mehr als gespalten.
Die Grover-Tuner arbeiten ordentlich. Nicht übermäßig präzise, aber ausreichend. Da wird wohl demnächst noch nachgebessert.
Der Kunststoffsattel war qualitativ, wie auch von der Abrichtung her bescheiden gesagt suboptimal!
Bereits nach kurzer Zeit hatten sich die Saiten tief in den Sattel gearbeitet (Ja, ich nutze das Bigsby...) und somit schnarrte es recht bald auf den ersten Bünden. Weiterhin empfand ich das String Spacing als lächerlich. Während der Hals am Sattel ca. 43,5mm aufweist, hatten die E/e-Saiten locker noch jeweils 4mm Platz zum Griffbrettrand.
Also einen TusQ-Rohling besorgt und die Sattelfeilen gezückt.
Alles weiter seht Ihr in den Bildern.
Das bringt mich direkt zur Rollerbridge. Diese arbeitet an sich ganz gut. Auch wenn die Saiten trotz Rollen eher darüber rutschen, anstatt darüber zu rollen. Jedoch zeigte sich auch hier, daß das relativ breite Griffbrett der Epi nicht annähernd ausgenutzt wurde. Auch hier waren am Griffbrettende an den äußeren Saiten noch enorme Reserven. Also brauchte ich eine Brücke, die sich im String Spacing verändern ließ. Die fand ich in einer Schaller STMC Bridge. Damit klappte das dann perfekt (und die Rollen arbeiten wirklich…).
Das wiederrum bringt mich zur Stegauflage.
Aus Palisander gefertigt und null der Deckenwölbung angepasst.*Kopf schüttel*
Das "pinned bridge" Prinzip, das hier Verwendung findet, halte ich prinzipiell für astrein und notwendig. Allerdings wurde das hier sehr "kostensparend" umgesetzt.
Einfach die M4-Gewinde der Rändelschrauben durch den Steg in zwei Löcher der Decke.
Feddisch! Das sieht weder schön aus, noch entspricht es meiner Vorstellung von Qualität. Auch wurde die Brücke von den indonesischen Arbeitskräften so weit nach hinten gesetzt, daß eine Einstellung der Intonation nur für Drahtseile gepasst hätte.
Also einen GEWA-Ebenholzsteg besorgt und dann einen Nachmittag lang der Deckenwölbung angepasst. (Schei*arbeit das!)
Die Schaller STMC Brücke wurde samt ihren Buchsen in die Unterlage
gearbeitet. Ich verspreche mir davon größere Stabilität.
Das Ganze wurde dann per alter Väter Sitte mit Madenschrauben ordentlich und auf richtiger Mensurlänge "gepinned".
Von dort laufen also die Saiten jetzt korrekt zum Bigsby B-30, welches mit seinem "Wire-arm" zwar arg schnieke aussieht, aber irgendwie doch seltsam anmutet. Warum hat Epi da kein langes B-60 verbaut?
Der Vibratoarm ist schlicht zu kurz mit diesem System und man muß schon arg weit nach hinten fingern um den dünnen Hebel zu greifen. Wenn mal wieder Geld in der Tasche ist, werde ich im Ebay/USA sicherlich noch mal ein "ordentliches" schiessen.
Ein weiteres Problem war, daß das auf meiner Epi verbaute Bigsby teilweise furchtbare Knack-und Knarrgeräusche machte.
Das hat sich zwar mit der Verwendung der von mir bevorzugten 12-54er Seile auf solchen Vollresonanzklampfen deutlich gebessert, aber wie ich bereits von mehreren Leuten vernahm, habe nicht nur ich dieses Problem. Mag mir gar nicht vorstellen, was das für eine Geräuschkulisse mit 10-46ern oder so sein muß.
Die Gurtpins sind ausreichend groß. Aber auch da hat sich die Verschraubung des vorderen bereits verabschiedet und ich mußte mit Buchenrundholz nacharbeiten.
Der Olli hat noch nicht genug gemäkelt, denn es kommt noch die…
Elektronik….
Die Original-PU's sind über die Push/Pull Tone-Potis einzeln seriell/parallel schaltbar. Für mich allerdings keine wirklich praktikable Option, da mir der Pegelsprung einfach zu heftig und der Soundunterschied eher zu marginal erschien. Anfangs war ich mit den PU's auch durchaus zufrieden, aber auf der Suche nach dem Optimum mußten auch diese irgendwann den GFS-Dream 90 weichen. Ich habe die Originale noch als sehr brilliant mit gemäßigtem Output in Erinnerung, mag da aber jetzt auch nichts Falsches erzählen. Bitte selbst antesten!
Was hat sich Epiphone bei diesen Push/Pulls gedacht?????
Die Dinger sind so leichtgängig, daß sich die Dinger von ganz allein verstellen. Allein durch die Schwingungen der Decke drehen sich die Ton-Potis zu. Grausam! Die Volumen-Potis sind zwar deutlich schwergängiger, aber eher On/Off als das da tatsächlich Regelweg gewesen wäre. Also wurden auch diese vier Nieten beim Wechsel der PU's ausgetauscht.
Der Toggle-Switch ist von guter Qualität. Da habe ich bislang nichts zu meckern (endlich mal…).
Akustisch…..
…klingt die Epi im Vergleich zu meiner 6118 recht laut. Sehr holzig mit einem gesunden Spektrum. Nicht so "plärrig", wie vielleicht eine Epiphone 335 Kopie, die ich bislang mein Eigen nannte. Hat bis auf die etwas eingeschrankte Lautstärke absoluten Jazzbox Charakter. Zum rein akustischen Üben zu Hause reicht es allemal.
Wobei ich sagen muß, je dicker die Saiten, desto besser klingt die Gute. Keine Frage! Physik eben.
Elektrisch…..
…kann ich diese Epi kaum noch mit der ursprünglichen Gitarre vergleichen. Sie klingt jetzt tatsächlich sehr gretschy. Die Singlecoils haben ordentlich Dampf. Auch im elektrischen Betrieb setzt sich dieser holzige Charakter klar durch und das prägt auch den kompletten Gesamteindruck. Das twangt, daß es eine Freude ist. Der Steg-PU ist prädestiniert für Country und Rockabilly, schneidende Sololinien, Fingerpicking. Völlig clean und laut kann das schonmal in den Ohren schmerzen.
Der Hals-PU jazzt unglaublich authentisch. Damit machen komplizierte Akkordmuster richtig Laune.
Zur Zwischenstellung muß ich nicht viel sagen. Die kann alles auf einmal und ist meine bevorzugte PU Einstellung. Glockenklarer, runder Ton mit ordentlich Durchsetzungsvermögen, egal ob Akkorde oder Solo. Da dampft es aus dem Speaker.
Seltsamerweise hat die Gitte ein beachtliches Sustain. Woher sie das nimmt…..man kann nur orakeln.
Bauartbedingt fängt sie ab einem gewissen Bühnen/Proberaumpegel an zu hupen. Das ist einfach so und wer es nicht mag, kann dagegen allerhand sinniges (Schaumstoff in die F-Löcher) und unsinniges unternehmen (ich kenne einen Gitarristen, der seine White Falcon mit Bauschaum ausgeschäumt hat….ohne Worte!!!)
Sobald ich mein Zoom mal wiederkriege, mach ich noch ein paar kurze Demos. Evtl. Ende nächster Woche.
Mein Resümee….
….zu dieser Gitarre ist sehr zwiegespalten.
Wie Ihr bemerkt haben werdet, war ich anfangs recht euphorisch und habe bei der ein oder anderen Macke ein oder zwei Augen zugedrückt.
Im Laufe der Monate sind mir jedoch Dinge aufgefallen, die mir als halbwegs erfahrener Gitarrenkäufer so nicht hätten passieren dürfen.
Da ich sowieso recht viel an Amps und Gitarren schraube, machte mir der stetige Austausch der Teile eigentlich nichts aus. Allerdings sehe ich auch, daß ein Gitarrist mit eben nicht dieser Ausdauer und der Motivation mit einer solchen Gitarre recht schnell enttäuscht sein könnte.
Nun bin ich auch sehr penibel und mag immer alles 100%ig korrekt haben. Jemand anderes wäre vielleicht mit der gebotenen Qualität zufrieden. Ich bin es rückwirkend gesehen jedenfalls keinesfalls.
Zumal am Wochenende Bünde abrichten anstehen dürfte, da sich durch exzessives Spielen langsam Kerben in den Bünden zeigen.
Wer also bereit ist, Zeit und Arbeit in eine ansonsten tolle Basis (Korpus, Hals…) zu stecken, kann sich aus dieser Gitarre ein richtiges Schätzchen machen.
Handwerklich minderbegabte sollten sich etwas Knete für den Gitarrenbauer zur Seite legen oder eben dieses Geld in eine deutlich teurere Gitarre investieren.
Wenn noch Fragen sind, lasst es mich bitte wissen!
Ich habe bestimmt einiges übersehen, aber ich muß auch bald in den Proberaum und jetzt war meine einzige freie Zeit an dieses Wochenende.
Greetz,
Oliver
PS.: Ja, ich putz auch ab und zu meine Gitten
Die fiesen Schmarren auf der Rückseite verdanke ich einem extremst benebelten Auftritt, bei dem ich vergaß, die Gürtelschnalle der Anzughose zur Seite zu schieben.
Pah! Mojo!
Die Gute hat auch schon böse was mitgemacht
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