Mjöllnir
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Engl
E 325 Thunder Head
Tja, nun steht er vor mir. Endlich, nach gefühlten 10 Jahren Wartezeit- ok, es war nur ein Jahr hartes Sparen- ist er endlich Mein. Ein glänzender, recht handlicher Kasten schält sich vor mir aus der Verpackung. Nun wollen wir doch einmal sehen, ob sich das Warten gelohnt hat.E 325 Thunder Head
Übersicht:
Fabrikat: Engl
Modell: E 325 Thunder Topteil
Herkunftsland: Deutschland
Gerätetyp: E- Gitarren Vollröhrenamp
Topteil, zweikanalig
Leistung: 50 Watt
Anschlüsse: Signal- in, Footswitch- in,
16 bzw. 8 Ohm Boxenausgänge, Netzstecker
Einschleifweg Sent und Return
Regler: Gain, Bass, Middle, Treble, Crunch Volume,
Lead Volume, Master
Schalter: Power, Standby
Einschleifweg: Ja
Gewicht: 13 Kg
Maße: 530 x 260 x 260 mm
Zubehör: Vielsprachige Bedienanleitung
Preis: UVP 913€
Konstruktion:
Die Konstruktion wartet ohne technische Besonderheiten auf. Der Amp ist einfach gestrickt, was aber keineswegs negativ gemeint ist. Er ist simpel, aber robust aufgebaut. Vor allem die qualitative Stimmigkeit überzeugt. Ein äußerst dickes Schichtholzchassis mit Metallkanten und gut aufgezogenem Tolex verbirgt die metallverkleidete Elektronik und sorgt so für besten Schutz. Die nach unten hängenden Vorstufenröhren (dreimal ECC83) werden von einem Halter mit Kunststoffdämpfern geschützt, die der Endstufe ( einmal ECC83 und zweimal 5881) mit Federklemmen. Auch bei der Auswahl Letzterer achtet Engl auf Qualität, und verwendet ausschließlich selektierte, hauseigene Glühbirnen. Mit Ausnahme des Trafos wird auf die Elektronik nun kein Blick mehr freigegeben, ohne dass die robuste Metallwanne aufgeschraubt wird, hinter der typischerweise eine sauber verarbeitete Platine steckt. Nun gut. alles wieder reinschrauben, schwarz lackiertes Lüftungsgitter hinten anbringen, und dann sehen wir uns einmal wie Vorderseite an. Und die macht ja Einiges her. Sehr edel sieht sie aus. Angefangen beim effektvoll geschliffenen Edelstahlblech, auf dem die Potis sitzen, über das matt lackierte "Schutzgitter" bis hin zum sehr gut sichtbaren Engl Schriftzug in großen Chrombuchstaben. Optisch alles sehr stimmig, nur eine Frontansicht auf die glühenden Röhren bleibt uns verwehrt. Schade, denn gerade das sieht immer sehr schön aus, und hinter dem Gitter befindet sich eine festgeleimte Holzplatte, sodass man sich nicht ohne Weiteres selbst den Blick auf die Leuchtgläser freimachen kann. Aber gut. Auch das tut dem Stil keinen Abbruch. Die Klinkenbuchsen bestehen allesamt aus Metall, was ich bisher bei vielen anderen Amps vermisst habe. Dazu kommen sieben Chickenhead Potis, die ihre Arbeit allesamt gut verrichten. Der Gain Regler kontrolliert das Eingangssignal. Das heißt in der Praxis, dass er für den Clean Kanal das Volumen und für die den Crunsh die Zerre regelt. Als nächstes kommt der 3- Band EQ. Bass, Middle und Treble verrichten ihre Aufgaben sauber und präzise, sodass der Thunder in der Lage ist, vielen Soundvorstellungen gerecht zu werden. Danach kommt der Crunsh Volume. Hier kann man das Volumen des Kanals regeln- wie gewohnt. Und dann steht da noch ein Volume Poti- Lead Volume. Und das, wo es doch eigentlich nur zwei Kanäle gibt. Um den Amp noch flexibler zu machen, hat Engl dem Overdrive Kanal noch eine Anhebungsmöglichkeit verpasst, die den Verstärker dann zu richtiger Lead- Distortion treibt. Und hier regelt man das Volumen für die geboostete Zerre. Abschließend steht noch ein Master für die Lautstärke, der sehr effektiv arbeitet. Dann haben wir noch wie üblich Power und Standby Schalter, die vielleicht an das restliche Erscheinungsbild noch etwas besser angepasst werden könnten. Auf der Oberseite wurde ein Tragegriff aus Kunststoff angebracht, der guten Halt verspricht. Jetzt drehen wir das Top noch einmal. Auf der Rückseite Befindet sich noch die Buchse für den Netzstecker, die, seit ich den Amp besitze, ein wenig wackelt. Das ist aber auch das einzige erkennbare Verarbeitungs- Manko. Daneben befindet sich die Klinkenbuchse für den Footswitsh- der übrigens schamlos überteuert ist, aber dazu später noch ein paar Worte. Als nächstes wurde der Einschleifweg angebracht. Neben gewohntem Send und Return kann man per Regler auch die Einflussintensität auf den Klang am Amp regeln. Dann kommen die Ausgänge. Hier finde ich zum Beispiel das System des Peavey Valve Kings besser. Dort kann man per Schieberegler die Ausgangsimpedanz einstellen, und dann einfach einstecken. Bei unserem Probanten hier gibt es zwei Ausgangsgruppen. Die eine, in der entweder zwei 16 Ohm Boxen angeschlossen werden, oder eine 8 Ohm Box, während der zweite Ausgang frei bleibt, und dann gibt es noch eine zweite Gruppe, an der entweder zwei 8 Ohm Boxen angeschlossen werden, oder Eine mit 16 Ohm, während der zweite Ausgang in der Gruppe wieder frei bleibt. Und nun noch der versprochene Beitrag zum Fußtaster Z4. Normalerweise heißt es ja, man soll auf den Switsh zurückgreifen, den die Firma für den jeweiligen Amp konzipiert hat. Aber nachdem ich das Z4 aufgeschraubt habe, kamen mir an dieser Aussage Zweifel. Denn alles was sich in dem recht großen Kasten befand, waren die zwei Taster, zwei LEDs und eine einfachste Platine, die lediglich als Verbindung zum Ausgang diente. Das Ganze befindet sich zwar in einem Edelstahlkörper, der durch den Schliff gut zum Verstärker passt, und für die Ewigkeit gebaut worden zu sein scheint, steht aber mit dem Preis von 102€ in keinem gerechtfertigten Verhältnis. Wenigstens ist ein 5 Meter Kabel inklusive. Alles in Allem haben wir hier ein stimmiges Konzept, das hervorragend verarbeitet wurde und edel aussieht.
Praxis:
So, nun wollen wir ihn endlich einmal hören. Was sich schon vom Aussehen abgezeichnet hat, bestätigt sich. Der Amp fühlt sich vor allem bei singenden Cleans und kernigem Crunsh wohl. Was aber bei Weitem nicht bedeuten soll, dass er anderer Arbeit unfähig wäre. Ich benutze ihn in meiner Metalband, und auch da macht er sich ausgezeichnet. Auch mit viel Gain singt der Verstärker, und verliert nie seinen Charakter oder sein Kontur. Und mit ein wenig Gedrehe am EQ wird sich wohl für jede Stilrichtung brauchbares, ja sogar überzeugendes finden. Die Vorstufe fängt im Clean Kanal, der wunderschön cremig und voluminös, aber gleichzeitig auch schön offensiv klingt, schon bald an zu übersteuern. Bei relativ outputstarken Tonabnehmern (ich habe mit EMGs getestet) kann man bei exzessivem Anschlag schon bei ca. halb 12 die ersten Übersteuerungen hören. Dreht man aber ganz auf, so hat man eine traumhafte Röhrenzerre, harmonisch und kernig, und vor allem klingt alles sehr perkussiv. Der Crunsh Kanal setzt da natürlich noch einen drauf. Hier ist der Hardrock und der Heavy- Blues zuhause. Und da dürfte er sich wohlfühlen. AC/DC lassen grüßen. Das macht Spass, sogar verdammt viel. Und dann blasen wir den Amp mit der internen Anhebung noch einmal so richtig an. Ich kann mich noch erinnern wie oft mir hier im Board zum Screamer geraten wurde, als ich sagte, dass ich in Metalband spiele. Aber mit dem Sound bin ich im Moment wunschlos glücklich, und Gain habe ich auf 11- halb 12 bei dreiviertel aufgedrehtem Volume. Und hier zerrt er schon gewaltig. Schön aggressiv, offensiv und kraftvoll, und immer schön röhrig singend ausgedrückt. So soll es sein. Ich glaube viel mehr Worte kann man über den Klang nicht mehr verlieren, da sich dieser sowieso immer sehr schwer in Worte fassen lässt. Der Verstärker ist definitiv livetauglich, sehr laut, und wird sich in jedem Bandgefüge sehr gut durch- und absetzen. Durch seinen simplen Aufbau ist er sehr leicht zu bedienen, und kann durch den Einschleifweg beliebig mit Pedalen ergänzt werden.
Resümee:
Was kann man angesichts dieses Schmuckstücks anderes sagen als: Einfach Geil. Mit dieser etwas abgespeckten Version seiner großen Flaggschiffe hat Engl einen Verstärker entwickelt, der auch für Schüler (wie mich) erschwinglich ist. Mich überzeugt der geniale und flexible Klang, die hervorragende Qualität, sowie der ehrliche Purismus, der angesichts der Optik auch sehr edel aussieht. Ja, er gefällt mir, und ich werde ihn nicht mehr so schnell aus der Hand geben. Einzig und allein der Fußtaster stößt etwas sauer auf, da er vor allem durch sein schlechtes Preis/Leistungs- Verhältnis auffällt. Wer möchte könnte einmal probieren, ob sich auch andere Taster mit dem Amp vertragen, und es uns wissen lassen. Fazit: Ein überzeugender Amp aus deutschem Hause.
Plus: Klang, Optik, Verarbeitung, Purismus (wer so etwas mag), Made in
Germany
Minus: Lockere Netzsteckerbuchse, keine Frontansicht der Röhren
(wer so etwas mag), kein 4 Ohm Boxenout
Wie immer würde ich mich über positiv/negativ- Kritiken freuen. Ich hoffe das kleine Review ist eine Hilfe bei eventuellen Kaufentscheidungen.
Mfg
Jan
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