DerZauberer
Registrierter Benutzer
Um welches Instrument geht es eigentlich?
Ich "reviewe" hier meine Gitarre der Marke "Saint Blues Guitar Workshop", Modell "61 South", in der Farbe "White Blonde" mit Single-Coil-Pickup am Steg und P90-Pickup am Hals, das ganze als Linkshänder-Version.
Mehr Infos zur Firma gibts hier: http://saintblues.com/
Offizielle Bilder zu "meiner" Gitarre gibt's dann logischerweise auch hier: http://saintblues.com/61-South-p-13.html
Die Gitarre ist seit Februar 2009 in meinem Besitz. Als Vergleichsreferenz nehme ich an einigen Stellen meine gute alte Fender American Stratocaster aus der Mitte der 90er Jahre, weil diese St. Blues eben schon einen gewissen "Fender-Charakter" verströmt und sich einige Punkte zum Vergleich anbieten. Zudem ist die Strat halt ein so generisches Konzept, dass ein Nicht-St. Blues-Kenner im Vergleich zur Strat ganz gut einen Eindruck über die Diemensionen der 61 South bekommt und gewisse Features ganz gut einordnen und beurteilen kann.
Warum kommt das Review eigentlich "erst" jetzt, nach einem Vierteljahr?
Das Review kommt im Vergleich mit vielen anderen Reviews hier recht "spät" - ich bin halt der Meinung, dass man erstmal ausgiebig testen sollte, bevor man irgendwas nach einem ersten positiven Eindruck in den höchsten Tönen lobt.
Dafür gibt's dann eben auch "echte" Fotos mit Speckflecken und Kratzerchen drauf - das Instrument ist im Einsatz, wird bespielt, da ist das halt so - und es ist gut so. Ich passe auf meine Instrumente schon auf, aber brauche keine kratzerfreien Hochglanzgeräte - das sind Arbeitswerkzeuge, das darf man ruhig sehen, natürlicher Verschleiß gehört dazu. Und JA, meine Kamera ist nicht so dolle und die Lichtverhältnisse waren nicht optimal... aber einen Eindruck verschaffen meine Schnappschüsse trotzdem.
Und wie ihr seht, ist dieses Review recht umfangreich geworden und ist gleichzeitig auch ein Bericht zu meinen Beweggründen für den Kauf. Gerade in diesen individuellen Eindrücken sehe ich einen entscheidenden Mehrwert solcher Reviews gegenüber den immer gleichen Berichten in Musikzeitschriften. Daher werde ich eben auch versuchen, mich aufs Bewerten zu konzentrieren und nicht nur zu beschreiben.
"Warum eine neue Gitarre, Du hast doch schon so viele?"
Das war die Frage meiner Freundin, als sie mich mit dem Saint Blues Katalog in der Hand "erwischt" hat. So ganz Unrecht hat sie natürlich nicht, aber die hier mitlesenden Gitarristen werden mich schon verstehen - eine gewisse Portion GAS gehört halt dazu.
Zudem hatte ich, so viel sei zu meiner Ehrenrettung gesagt, bereits meine Ibanez RG370 verkauft. Für eine "Metal"-Gitarre habe ich schlichtweg keinen Bedarf (mehr), die konnte weg. Somit war ein "Platz" frei, eine neue konnte her.
Ein anderer Punkt war meine Suche nach einer neuen "Hauptgitarre" - bisher war ich auf einer Fender American Standard Stratocaster unterwegs, mit der mich - rückblickend betrachtet - so eine Art Hassliebe verbunden hat. Grundsätzlich ein schönes Gerät, aber eben auch so ein bisschen zickig... nach einer Reparatur "komischer", leicht klebriger Hals, die Original-Pickups haben mir nicht wirklich getaugt, erst nach Wechsel zu GFS PUs wurde das besser, die Klangregelung war sehr brutal, die Bespielbarkeit immer mit vielen Kompromissen behaftet. Es gab also auch eine Motivation, eine "richtig gute" Gitarre zu finden. Wobei man auch sagen muss, dass ich kein Profi bin, sondern Musik für mich immer Hobby war bzw. ist - ernsthafte Erfahrungen in Richtung "Roadtauglichkeit" könnt ihr von mir also nicht erwarten.
Der letzendliche Auslöser für den Kauf war eigentlich kein schöner - meine Mutter ist im vergangenen Jahr gestorben, und mein Papa hat mir und meiner Schwester einen Geldbetrag überwiesen mit dem "Auftrag", uns davon was Schönes zur Erinnerung an unsere Mama zu kaufen. Ich habe lange zwischen einer guten Armbanduhr und eben einer neuen Gitarre hin- und herüberlegt, letztlich hat die Gitarre dann um Längen gewonnen. Zu Musikinstrumenten hat man halt ein viel innigeres Verhältnis als zu schönen Armbanduhren, auch wenn man eine Uhr immer trägt und eine Gitarre nur, wenn man sie spielt. Also: Geld war auch vorhanden, die Überlegungen konnten los gehen. Und klar war damit erst recht, dass es eine Gitarre für die "Ewigkeit" sein sollte.
Warum ausgerechnet St. Blues? Und warum die 61 South?
Ich hab' mich im Nachhinein auch gefragt, warum ich den Sprung gewagt habe, einfach eine Gitarre einer ziemlich unbekannten Marke ohne großes Antesten im Internet zu bestellen. Wichtiger Grund ist halt die einerseits recht geringe "live"-Verfügbarkeit der Instrumente. Das wird noch um den Faktor zehn schwerer, wenn man wie ich dann auch noch die Lefty-Variante braucht, um sich wirklich einen gescheiten Eindruck machen zu können. Ich bin es als Lefty durchaus gewohnt, neue Instrumente ohne Anspielen online zu bestellen (und notfalls auch wieder zurückzuschicken).
Weitere Gründe:
SOUNDWÜNSCHE: Ich spiele viel sumpfigen Delta Blues (bzw. Hill Country Blues) - da brauch' ich Biss, Kraft, Energie, Dreck; in meiner Band machen wir "klassischen" Soul mit diversen Einflüssen - da brauch' ich viel Clean, Cropper, leise Töne mit Durchsetzungskraft - das sollte diese Gitarre liefern, das verspricht sie ja durchaus auch.
PICKUPS: Ich bin halt schon ein Single-Coil-Mann, daher waren die anderen hübschen Bluesmasters usw. bei St. Blues sofort aus dem Rennen. Die simple Pickup-Kombination mit SC und P90 klingt da nach "best of both worlds" (Singlecoil-Basis mit etwas mehr "Dampf"), die Semihollow-Konstruktion liefert evtl. etwas mehr "Luft" - sah also alles nach einem guten Paket aus. Dazu kommt, dass ich in meiner Band für die eher cleane Singlecoil-Fraktion antrete, mein Gitarrenkollege ist für die zerrigen Sounds auf seiner Paula zuständig. Die Bluesmaster II ist mir zu "kompromisslos" auf Telecaster ausgelegt, ich finde die 61 South etwas vielfältiger.
TESTBERICHTE: Nachdem ich über St. Blues "gestolpert" war, sind mir verdammt viele positive Testberichte in Gitarrenzeitschriften und von Usern im Internet aufgefallen. Immer wieder wurde das hervorragende Preis-/Leistungs-Verhältnis betont, auf gute Verarbeitung, den Sound, etc. hingewiesen. Auch zwischen den Zeilen kam das ganz gut rüber.
INDIVIDUALISMUS: Ich war schon immer Individualist, will meinen eigenen Weg gehen, und mein Ego will das durchaus auch ein bisschen "sichtbar" machen. Da kommt es mir natürlich ganz recht, eine Gitarre zu haben, die man nicht an jeder Ecke kriegt bzw. die nicht auf den ersten Blick erkannt wird. Die Form ist ja schon irgendwie "eigen", das Konzept auch, das schmeichelt meinem Ego schon. So nach dem Motto: Paula und Strat hat "jeder", St. Blues nur wenige "Eingeweihte".
PREIS/LEISTUNG: Ich halte die großen Marken vielfach für verdammt überteuert und bin der Überzeugung, dass eine gute E-Gitarre heutzutage eigentlich maximal 1000 EUR kosten sollte. Die Kombination aus "Handcrafted in Korea" und "Designed&Refined in Memphis, Tennessee" war da schon sexy - St. Blues lässt in Asien fertigen, angeblich wird aber jedes Instrument in der Fabrik in den USA gecheckt und eingestellt. Es ist nicht so, dass nicht mehr Geld da war - aber wie gesagt, ich kaufe letztlich "Arbeitsgeräte" und keine Vitrinenstücke.
NEUGIERDE: Ich bin ein neugieriger Mensch - warum nicht auch mal bei Instrumenten einfach was ausprobieren?
KEIN TREMOLO: Brauche ich halt nicht, meine Strat hat auch das Clapton-Setup mit blockiertem Tremolo. Jedem das Seine.
MARKEN- UND PRODUKTNAME: Klar, für mich als Blueser ist eine Marke namens "St. Blues" und dazu noch eine Gitarre, die so wie der legendäre Highway 61 (die Straßenverbindung aus dem Missisippi Delta nach Chicago), schon sehr reizvoll. Ich kann nicht verhehlen, dass dies auch eine Rolle gespielt hat - schon "cool" irgendwie.
SUPPORT UND HILFSBEREITSCHAFT DER VERKÄUFER: Vertrieben wird St. Blues in Deutschland über Taranaki-Guitars, ich habe letztlich bei Jens Knoop von www.lefthandgear.de zugeschlagen - ich wurde mit guten Infos und Tipps versorgt, wirklich gut beraten und betreut. Ich kaufe dann auch gerne bei einem kleinen Händler, der sich auf Leftys spezialisiert, das erhöht die Chance, dass das Instrument auch wirklich gut eingestellt ist (viele der Internet- und "Live"-Shops haben schon Probleme damit, das Setup einer Linkshändergitarre zu bewerten, wenn nicht zufällig ein fähiger Lefty an Bord ist).
Und wie ist die jetzt?
Zunächst ist die Gitarre mal in einem lustigen Koffer - ziemlich großes Teil, netter Tweed-Look, ungewöhnliche Form. Hier merkt man aber auch schon ein wenig Korea: Die Hardware ist nicht wirklich hochwertigst (einer der Füße war recht fix verbeult), das Ding erweckt also nicht das Flight Case ähnliche Feeling eines Fender-Koffers. Aber da der Koffer kostenlos war, ist das schon okay so. Zumal der Look wirklich SUPER passt (aber dazu später mehr).
Spannend wird's dann von innen. Auf dem nächsten Bild seht ihr, dass der Koffer mit simplen bespannten Schaumstoff-Stücken so angepasst wurde, dass die Gitarre halbwegs sicher drin liegt. Offenbar hat man hier entweder völlig falsch geplant, oder man nutzt einen Standard-Koffer für alle St. Blues Gitarren und legt diese Schaumstoffstücke eben nach dem Motto "was nicht passt, wird passend gemacht" rein. Funktioniert also, sieht aber wirklich nicht so dolle aus. Die Bespannung an sich ist okay, schön flauschig halt. Auch hier - hätte ich für den Koffer teures Geld hingelegt, würde mich das ärgern. Hier war er halt mit drin und außerdem war ich im Vorfeld darüber informiert worden.
Der Koffer bietet zudem ein recht geräumiges Fach für den üblichen Krimskrams, da kriegt man schon so Einiges an Utensilien unter.
Doch nun zur Gitarre an sich - hier die "offiziellen" technischen Daten mit meinen Kommentaren dazu:
BODY: Double bound, semi-hollowbody, select grain, ash body
(also: Bindings oben und unten, Semi-Hollow, vernünftiges Eschenholz)
SCALE LENGTH: 25 1/2"
(also: Mensur Fender-Standard)
PICKUPS: Dual-tapped single coil St. Blues or P90 at neck and tapped single coil at bridge
(also: Entweder man nimmt 2 normale Single Coils oder wie ich 1 x SC und 1 x P90. Die Single Coils sind "tapped", durch Herausziehen des Volume- bzw. Tonpotis werden die Spulen an einer anderen Stelle "angezapft" und liefern 25% weniger Output. Mit einem 3-Wege-Schalter können die üblichen Positionen Hals/Beide/Steg gewählt werden)
NECK: Single piece hardrock maple
(also: Verschraubter Ahornhals im Fender-Stil, aus einem Stück, etwas "fetter" als der extrem dünne Hals meiner Strat, aber kein Prügel - liegt für mich und meine Pranken im ziemlich optimalen Bereich. Positiv zu erwähnen ist an dieser Stelle auch der "serienmäßige" Knochensattel)
FRETS: Medium size 18% nickel silver
(also weder Jumbo-Streifen noch Vintage-Nadeln, "medium"; beschreibt es wirklich gut)
BRIDGE: Nickel Wilkinson WTB bridge with staggered brass saddles
(Man sollte erwähnen, dass die Oktavreinheit nur paarweise eingestellt werden kann, da ganz klassisch zwei Saiten pro Sattel laufen, die Höhe kann man aber ganz gut einzeln einstellen. Einstellung war übrigens ab Werk 100% perfekt.)
TUNERS: Nickel 15:1 ratio vintage style tuners
(also Tuner halt - funktionieren... tun was sie sollen... schönes Detail ist, dass man die Saitenenden "einsteckt". Man piekst sich nicht mehr die Finger an überstehenden Resten, außerdem ist die Saite durch den "Doppelknick" schon mit sehr wenigen Umdrehungen bombenfest verankert.)
POTS: 1 x Volume, 1 x Tone (Für beide Pickups. Zu erwähnen ist, dass in der Linkshänderversion korrekterweise rev-log-Potis verwendet werden, damit kann man dann so regeln wie es Rechtshänder immer schon konnten - super Sache das! Auf dem Foto ist ein Pot "tapped", das andere nicht)
Sieht man die Gitarre mal im Koffer, dann fällt einem auf: "Mann, ist die klein, Mann". Der Body ist wirklich recht niedlich, hier habe ich sie mal direkt auf meine Strat gelegt - man sieht schon Unterschiede bei den "Hörnern".
Verdammt leicht ist das Ding auch - man spürt kaum, dass man sie trägt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mit meinem Nylon-Strap trotzdem keine "Kopflastigkeit"; und kein "Verrutschen"; feststellen kann. A propos Strap: Die Gitarre verfügt über die wuchtigsten Strap-"Knöpfe", die ich bisher erleben durfte. Es war ein richtiger Kraftakt, die Leder-Enden meines Gurts da drüber zu wuchten. Dafür bleiben sie jetzt auch dran (der Koffer bietet genug Platz für Gitarre mit angelegtem Strap) und ich gehe davon aus, dass sie auch im Bühneneinsatz zuverlässig dran bleiben und irgendwelche Security Locks absolut überflüssig sein werden. Keine Basteleien nötig, schönes Feature, eine wirklich sichere und komfortable Lösung.
Auf dem Foto St. Blues in "natur" zum Vergleich mit Strat mit Flaschengummsicherung:
Wo wir gerade beim Komfort sind: Der Body hat keinerlei "Contour Shaping" oder ähnliches, man kann seinen Bierbauch also nicht unter einer schönen ausgefrästen Rundung verstecken. Er ist semihollow-bedingt auch dicker als eine schlanke Strat. Die Gitarre hat Ecken und Kanten - mich stört das aber nicht weiter, weil sie eben auch gleichzeitig ziemlich leicht ist und nicht "drückt". Der kleine Body hilft zudem, das Instrument zu handhaben und gut bespielen zu können. Der recht großzügige Cutaway sorgt für gute Erreichbarkeit aller Bünde.
Der erste Blick gilt natürlich der Verarbeitung. Die "Basics" sind wirklich sauber ausgeführt: Bundstäbe (Oberfläche und Enden) sind umfassend sauber bearbeitet und gerade, der Lack am Hals und auf dem Body ist absolut fehlerfrei, die Bindings sind okay, es gibt hier im ersten Schritt wirklich NICHTS zu meckern! Absolut grandios ist das Setup, die Saitenlage, etc. - ich habe noch nie (!!!) eine Gitarre erlebt, die "out of the box" für mich wirklich perfekt eingestellt und bespielbar war. Kann ich nicht genug betonen - wirklich unübertroffen.
Ein netter Zug ist auch, dass das Instrument gleich mit hochwertigen beschichteten Saiten ausgeliefert wird (Cleartone). Dumm ist nur, dass dieses angepriesene "Custom Set" (10-13-17-28-38-50) in Deutschland so nicht ohne Probleme verfügbar ist und man um leichte Veränderungen nach dem ersten Saitenwechsel evtl. nicht umhin kommt. Ich habe jetzt Elixir (11-49) drauf und sehe bisher keinen Grund, selbst Hand anzulegen, das Setup ist meinem Eindruck nach quasi unverändert super.
Wenn man wirklich kritisch ist, gibt es denn in Bezug auf Verarbeitung natürlich die eine oder andere Kleinigkeit, die man bemängeln kann.
So ist z.B. die Unterseite der Neck/Body Verbindung nicht wirklich "hübsch", das sieht nicht wirklich perfekt gearbeitet aus. Stört's beim Spielen? Nö. Sieht das jemals wer? Nö. Stört's mich? Nö.
An den Bundstäben sieht man, wo die gesägten Schlitze nach Einsetzen der Bundstäbe verblendet wurden. An einer Stelle (3. Bund) ist dies nicht perfekt gelungen, hier spürt man eine leichte Einkerbung, wenn man mit der Hand drüber fährt. Stört mich auch nicht, ich find's eigentlich sogar ganz witzig, auch einen haptischen Anhaltspunkt zu haben. Aber ganz klar: das geht besser! Ich bin mir jetzt ehrlich gesagt auch nicht sicher, ob das von Anfang an schon da war oder ob nachträglich hier eine Kleinigkeit rausgefallen ist - beides möglich, jedenfalls ist es mir erst ein paar Tage später eingefallen.
Hier die "Verblendung" und die "Delle":
Grundsätzlich ist aber zu erwähnen, dass bei meiner Strat die Schlitze für die Bünde einfach gnadenlos "durchgesägt" wurden, da wurde nichts kaschiert. Insofern bietet die St. Blues eigentlich schon die "hübschere" Lösung.
An der Strat sieht's nämlich so aus:
Die "semi-hollow" Fräsung hinter dem f-Loch ist schwarz lackiert, aber an einer Stelle gibt es eine kleine kratzerähnliche nicht-schwarze Stelle. Okeeeh, das sieht man schon auf dem Foto nur wegen der extremen Beleuchtung, da ist's halt immer schattig drin...
Und schließlich: Die Bindings sind wie oben gesagt zwar absolut okay, aber ab und an eben nicht 100% "perfekt". Obwohl alles ohne fühlbare Lücken und große Stufen verarbeitet ist, sieht es an einigen Stellen nicht auf den Mikrometer genau gemacht aus. Muss man aber schon genau hinsehen - auf dem Foto sieht man durch die Spiegelung evtl., was ich so meine.
In meinen Augen war's das aber auch. Mehr Negatives finde ich nicht (was nicht heißt, dass noch kritischere Augen/Finger noch mehr finden würden, ich kann ja nur meinen subjektiven Eindruck schildern).
Und wie klingt die nun?
Gleich vorweg: Ich werde hier keine Soundsamples einstellen und ellenlange Vergleiche anstellen. Bei E-Gitarren gibt es einfach zu viele Einflussfaktoren auf den aufgenommenen Sound, da bringen solche Samples meiner Meinung nach nicht eben viel. Daher müsst Ihr nur mit einigen Anmerkungen zu meinen Höreindrücken vorlieb nehmen. Wer mal "reinhören" will, findet ein paar Samples auf der St. Blues Homepage, auf YouTube oder auch z.B. hier:
Zunächst fällt mal auf, dass die Gitarre schon unverstärkt schön und schön laut klingt. Recht viel Sound für so einen winzigen Body - aber da hilft vielleicht auch die semihollow-Bauweise ein wenig nach. Ich finde das angenehm - ich düdel gerne mal auch spätabends einfach so vor mich hin, und wenn ich dann nicht erst irgendwelche Kopfhörer suchen muss geht's halt noch deutlich schneller und komfortabler. Außerdem ist meine Faustregel nach wie vor: wenn's unverstärkt gut klingt, tut's das verstärkt auch.
Tut's auch.
Die Gitarre liefert meinen Ohren nach ziemlich unprätentiös das, was sie will bzw. sollte. Der Single Coil klingt wie ein ebensolcher, der P90 klingt halt irgendwo zwischen ziemlich fettem Single Coil und sanftem Humbucker. Ergo: am Steg wird's sehr Telecaster-Like, am Hals etwas "fetter" - aber eben nicht übertrieben dumpf und mumpfig. Der Pickup-Wahlhebel bleibt bei mir eigentlich immer in Mittelstellung, da habe ich die Vorteile beider Welten und einen absolut genialen Grundsound. Und da ich eigentlich eh nur diesen einen Grundsound brauche, reicht das auch schon.
So werden mir genug Mitten und Höhen für eine recht knallige Präsenz geliefert, gleichzeitig kann ich aber auch wenn gewollt mit Bass und Biss nachwürzen. Wenn man gerne mit dem Volumepoti arbeitet und an der Grenze zwischen Clean und Crunch "surfen" will - bitte sehr, geht absolut anstandslos und macht viel Spaß.
Klingt jetzt vielleicht ein wenig nach "hm, so überschwänglich wirkt das jetzt aber nicht" - das muss aber ganz anders verstanden werden! Das Teil hat einen absolut traumhaften Sound, klar, eigen, in your face aber nicht nervig, usw. usw. - wenn ich ein etwas romantischerer Mensch wäre, würde ich jetzt drei Seiten weitersülzen. Einfach nur genial, aber eben auch genial einfach.
Mit diesen Pickups kommt man nah an die Telecaster, aber mit dem P90 wird's eben keine "echte" Tele. Man hat einen verdammt klaren Klang, aber auch verdammt viel "Bums", wenn man ihn denn will. Insofern ist da schon das eine oder andere Chromosom einer Strat mit Overwound Pickups drin. In einem Testbericht habe ich mal was von "organischem" Sound gelesen - und so blöd ich den Begriff eigentlich finde, da ist doch schon was dran. Sehr lebend/lebendig, authentisch im Sinne von nicht künstlich, harmonisch wie ein gut gewachsener Baum, … solche Vergleiche liegen schon nahe. Dass die Gitarre damit schon irgendwie in die "Vintage Sound" Ecke geht, ist klar - ist aber bei der Optik und dem Konzept ja auch gut so.
Die Klangregelung über das einzige Ton-Poti ist hingegen ein ziemlicher Reinfall. Ja, man kann damit Höhen rausdrehen, aber irgendwie kriegt man den Eindruck, dass da ein falscher Kondensator eingebaut wurde. Der Weg zwischen "wo ist der Unterschied" und "klingt wie durch eine schlechte Telefonleitung gedreht" ist kurz, die Effekte werden für meine Ohren recht schnell extrem. Also wird dieses Poti weitgehend von mir ignoriert, nur für "Extremsounds" wird's genutzt. Also evtl. mal für Solosound a la "Woman Tone" oder für sehr sanfte Rhythmusgitarre im Hintergrund mit abgedumpften Sounds. Ansonsten fahre ich mit 100% offenem oder ganz leicht zurückgerolltem Ton-Poti.
Für genau so überflüssig halte ich den Gag mit den Push-Pull-Potis, bei denen der Single Coil dann "tapped" (angezapft) wird. Doch, das Ding tut, was es soll, daran liegt es nicht. Aber irgendwie klingt es für meine Ohren so, dass eben alles reduziert wird. Sprich: wenn man das Poti rauszieht, dann gibt es nicht nur 25% weniger Output, sondern 25% weniger Sound an sich. Mir bringt da ein mehr oder minder beherzter Dreh am Volume-Poti deutlich mehr. Okay, vielleicht kann man bei einer 61 South mit zwei Single Coils (dann kann man ja bei beiden Pickups "tappen") in der Kombination mehr Sounds rausholen und "Zwischenpositionen" simulieren. Für Soundfrickler könnte es also schon was sein. Für mich ist es nix.
Erwähnenswert erscheint mir auch, dass die Gitarre offenbar recht gut abgeschirmt ist. Obwohl ja eigentlich eine Single-Coil-Maschine, zeigt sie sich doch relativ unempfindlich gegen viele der bekannten Störquellen. Achtung, da steht "relativ unempfindlich", da steht nicht "selbst direkt neben dem Röhrenfernseher surrt da nix". Also auch hier solide gemacht.
Wenn ich die Sounds so Revue passieren lasse, dann ist für mich die 61 South sowohl in den "feineren" Gefilden (natürlich zwängt sich eine Tele-Rhythmusgitarre a a la Steve Cropper als Vergleich auf, auch angefettete Knopfler-Sounds kommen einem schnell aus den Fingern) als auch in den "schäbigeren" Straßen (ein bisschen Keith Richards hier, ein wenig Mississippi Juke Joint da) gleichermaßen zuhause. Damit ließe sich eigentlich alles von Rockabilly bis Classic Rock oder auch Country und Folkiges sauber abbilden. Ein High-Gain-Monster bzw. eine moderne Shreddergitarre wird halt nicht draus, und so schön fett der P90 auch ist, er ist halt nun mal ein Single Coil und kein Humbucker. Heißt nicht, dass Metal und IrgendwasCore da drauf nun gar nicht geht - aber reichlich untrvue wäre es halt schon, und mit der Optik und den verfügbaren Farben geht's gleich dreimal nicht.
Versuch eines Fazits
Vielleicht habt ihr es ja gemerkt - ich bin restlos begeistert von diesem Instrument. Ich halte auch das Preis-Leistungs-Verhältnis für ziemlich unschlagbar! Klar, bei einem Preis von um die 1000 EUR (meine war, weil Lagerware und noch alter Preis vor Preiserhöhung, ein wenig günstiger) muss man auch Einiges erwarten, es gibt schließlich auch "richtige" (etablierte Marken-)Gitarren in dieser Preisklasse. Und 1000 EUR sind halt schon mal ein Wort, das ist keine Billiggitarre mehr, da kann man "eigentlich" schon "Made in USA" erwarten, oder?
Aber: Meiner Meinung nach muss sich die 61 South eben nicht hinter diesen "richtigen" Gitarren verstecken, im Gegenteil, in vielen Punkten kriegt man in dieser Preisklasse bei der etablierten Konkurrenz deutlich weniger. Mal ist es weniger Verarbeitungsqualität (think Bindings, Bünde, Lack), weniger Liebe zum Detail (think Knochensattel, Tuner, Strap-Knöpfe), weniger Sound (think "vernünftige Stock Pickups" mit SC/P90 Combo, "tapped" Potis), weniger "unprätentiös rundum gut" (think perfektes Setup "out of the box", ausgewogenes Gesamtkonzept).
Klar, man braucht schon eine gewisse Portion Selbstbewusstsein, so ein Ding zu kaufen und zu spielen. Das Design ist ungewöhnlich, das Ding ist Made in Fernost, die Marke kennt keine Sau und das Instrument weckt in der Musiker-Community in der Regel keine großartigen Emotionen. Wenn man diese Portion Selbstbewusstsein aber hat, darf man mit dieser Gitarre dafür aber auch genau das machen, was man will - und so klingen, wie man will. Das ist der Vorteil, wenn man sich nicht direkt an Vorbildern und Klischees orientiert, sondern mitten dazwischen steht.
Mein erstes spontanes Feedback an Jens Knoop ging damals in die Richtung "ich weiß gar nicht, warum jemand überhaupt noch eine andere Gitarre brauchen könnte", und dabei bleibe ich (jetzt mal mit der Ausnahme "moderner" High-Gain-Sounds). Im direkten Vergleich müssten viele der großen Namen eigentlich vor Scham im Boden versinken, angesichts des nahezu perfekten Gesamtpakets, das einem hier präsentiert wird.
Man kann nur hoffen, dass der aktuelle zweite Anlauf mit der Marke St. Blues (die erste Version der Firma ist irgendwann Pleite gegangen) auch finanziell ein Erfolg wird UND dass man in Memphis die erreichte Qualität künftig halten oder noch weiter ausbauen kann. Für die Musiker-Community hoffe ich natürlich auch, dass der Erfolg jetzt nicht zu schnell zu groß wird und die Preise damit durch die Decke gehen. Jetzt gibt es ja auch schon eine doppelt so teure "USA Workshp" Serie, der Laden ist mal als "Custom Shop" gestartet - da hoffe ich halt, dass die "Basis"modelle auch künftig noch bestechende Preis-/Leistungs-Verhältnisse bieten.
Für mich ein klarer "Glücksgriff" und die eindeutige Aufforderung, St. Blues in die Liste der ernsthaften Alternativen zu den "etablierten" Marken aufzunehmen - und vielleicht auch bei Überlegungen zum Gitarrenkauf mal eine anzutesten.
Zum Abschluss noch die Auflösung, warum ich den Tweed-Look-Koffer so cool finde:
Mein selbstgebasteltes Sommer Tweed-Look Kabel mit Neutrik Steckern:
Mein PCL Vintage Amp Stagemaster 60 als Custom-Tweed-Look-2x12-Combo (mit Jensen Neodyms):
In Summe also schön "exotisch" bis "exzentrisch", Hauptsache mir gefällt's! Ein Foto meines "Ensembles" kann ich leider gerade nicht liefern, weil Gitarre hier und Amp im Proberaum... aber vielleicht schaffe ich das ja auch noch mal...
Weitere Fragen gerne hier im Thread ... oder im von mir neu aufgemachten Saint Blues UserThread!
Ich "reviewe" hier meine Gitarre der Marke "Saint Blues Guitar Workshop", Modell "61 South", in der Farbe "White Blonde" mit Single-Coil-Pickup am Steg und P90-Pickup am Hals, das ganze als Linkshänder-Version.
Mehr Infos zur Firma gibts hier: http://saintblues.com/
Offizielle Bilder zu "meiner" Gitarre gibt's dann logischerweise auch hier: http://saintblues.com/61-South-p-13.html
Die Gitarre ist seit Februar 2009 in meinem Besitz. Als Vergleichsreferenz nehme ich an einigen Stellen meine gute alte Fender American Stratocaster aus der Mitte der 90er Jahre, weil diese St. Blues eben schon einen gewissen "Fender-Charakter" verströmt und sich einige Punkte zum Vergleich anbieten. Zudem ist die Strat halt ein so generisches Konzept, dass ein Nicht-St. Blues-Kenner im Vergleich zur Strat ganz gut einen Eindruck über die Diemensionen der 61 South bekommt und gewisse Features ganz gut einordnen und beurteilen kann.
Warum kommt das Review eigentlich "erst" jetzt, nach einem Vierteljahr?
Das Review kommt im Vergleich mit vielen anderen Reviews hier recht "spät" - ich bin halt der Meinung, dass man erstmal ausgiebig testen sollte, bevor man irgendwas nach einem ersten positiven Eindruck in den höchsten Tönen lobt.
Dafür gibt's dann eben auch "echte" Fotos mit Speckflecken und Kratzerchen drauf - das Instrument ist im Einsatz, wird bespielt, da ist das halt so - und es ist gut so. Ich passe auf meine Instrumente schon auf, aber brauche keine kratzerfreien Hochglanzgeräte - das sind Arbeitswerkzeuge, das darf man ruhig sehen, natürlicher Verschleiß gehört dazu. Und JA, meine Kamera ist nicht so dolle und die Lichtverhältnisse waren nicht optimal... aber einen Eindruck verschaffen meine Schnappschüsse trotzdem.
Und wie ihr seht, ist dieses Review recht umfangreich geworden und ist gleichzeitig auch ein Bericht zu meinen Beweggründen für den Kauf. Gerade in diesen individuellen Eindrücken sehe ich einen entscheidenden Mehrwert solcher Reviews gegenüber den immer gleichen Berichten in Musikzeitschriften. Daher werde ich eben auch versuchen, mich aufs Bewerten zu konzentrieren und nicht nur zu beschreiben.
"Warum eine neue Gitarre, Du hast doch schon so viele?"
Das war die Frage meiner Freundin, als sie mich mit dem Saint Blues Katalog in der Hand "erwischt" hat. So ganz Unrecht hat sie natürlich nicht, aber die hier mitlesenden Gitarristen werden mich schon verstehen - eine gewisse Portion GAS gehört halt dazu.
Zudem hatte ich, so viel sei zu meiner Ehrenrettung gesagt, bereits meine Ibanez RG370 verkauft. Für eine "Metal"-Gitarre habe ich schlichtweg keinen Bedarf (mehr), die konnte weg. Somit war ein "Platz" frei, eine neue konnte her.
Ein anderer Punkt war meine Suche nach einer neuen "Hauptgitarre" - bisher war ich auf einer Fender American Standard Stratocaster unterwegs, mit der mich - rückblickend betrachtet - so eine Art Hassliebe verbunden hat. Grundsätzlich ein schönes Gerät, aber eben auch so ein bisschen zickig... nach einer Reparatur "komischer", leicht klebriger Hals, die Original-Pickups haben mir nicht wirklich getaugt, erst nach Wechsel zu GFS PUs wurde das besser, die Klangregelung war sehr brutal, die Bespielbarkeit immer mit vielen Kompromissen behaftet. Es gab also auch eine Motivation, eine "richtig gute" Gitarre zu finden. Wobei man auch sagen muss, dass ich kein Profi bin, sondern Musik für mich immer Hobby war bzw. ist - ernsthafte Erfahrungen in Richtung "Roadtauglichkeit" könnt ihr von mir also nicht erwarten.
Der letzendliche Auslöser für den Kauf war eigentlich kein schöner - meine Mutter ist im vergangenen Jahr gestorben, und mein Papa hat mir und meiner Schwester einen Geldbetrag überwiesen mit dem "Auftrag", uns davon was Schönes zur Erinnerung an unsere Mama zu kaufen. Ich habe lange zwischen einer guten Armbanduhr und eben einer neuen Gitarre hin- und herüberlegt, letztlich hat die Gitarre dann um Längen gewonnen. Zu Musikinstrumenten hat man halt ein viel innigeres Verhältnis als zu schönen Armbanduhren, auch wenn man eine Uhr immer trägt und eine Gitarre nur, wenn man sie spielt. Also: Geld war auch vorhanden, die Überlegungen konnten los gehen. Und klar war damit erst recht, dass es eine Gitarre für die "Ewigkeit" sein sollte.
Warum ausgerechnet St. Blues? Und warum die 61 South?
Ich hab' mich im Nachhinein auch gefragt, warum ich den Sprung gewagt habe, einfach eine Gitarre einer ziemlich unbekannten Marke ohne großes Antesten im Internet zu bestellen. Wichtiger Grund ist halt die einerseits recht geringe "live"-Verfügbarkeit der Instrumente. Das wird noch um den Faktor zehn schwerer, wenn man wie ich dann auch noch die Lefty-Variante braucht, um sich wirklich einen gescheiten Eindruck machen zu können. Ich bin es als Lefty durchaus gewohnt, neue Instrumente ohne Anspielen online zu bestellen (und notfalls auch wieder zurückzuschicken).
Weitere Gründe:
SOUNDWÜNSCHE: Ich spiele viel sumpfigen Delta Blues (bzw. Hill Country Blues) - da brauch' ich Biss, Kraft, Energie, Dreck; in meiner Band machen wir "klassischen" Soul mit diversen Einflüssen - da brauch' ich viel Clean, Cropper, leise Töne mit Durchsetzungskraft - das sollte diese Gitarre liefern, das verspricht sie ja durchaus auch.
PICKUPS: Ich bin halt schon ein Single-Coil-Mann, daher waren die anderen hübschen Bluesmasters usw. bei St. Blues sofort aus dem Rennen. Die simple Pickup-Kombination mit SC und P90 klingt da nach "best of both worlds" (Singlecoil-Basis mit etwas mehr "Dampf"), die Semihollow-Konstruktion liefert evtl. etwas mehr "Luft" - sah also alles nach einem guten Paket aus. Dazu kommt, dass ich in meiner Band für die eher cleane Singlecoil-Fraktion antrete, mein Gitarrenkollege ist für die zerrigen Sounds auf seiner Paula zuständig. Die Bluesmaster II ist mir zu "kompromisslos" auf Telecaster ausgelegt, ich finde die 61 South etwas vielfältiger.
TESTBERICHTE: Nachdem ich über St. Blues "gestolpert" war, sind mir verdammt viele positive Testberichte in Gitarrenzeitschriften und von Usern im Internet aufgefallen. Immer wieder wurde das hervorragende Preis-/Leistungs-Verhältnis betont, auf gute Verarbeitung, den Sound, etc. hingewiesen. Auch zwischen den Zeilen kam das ganz gut rüber.
INDIVIDUALISMUS: Ich war schon immer Individualist, will meinen eigenen Weg gehen, und mein Ego will das durchaus auch ein bisschen "sichtbar" machen. Da kommt es mir natürlich ganz recht, eine Gitarre zu haben, die man nicht an jeder Ecke kriegt bzw. die nicht auf den ersten Blick erkannt wird. Die Form ist ja schon irgendwie "eigen", das Konzept auch, das schmeichelt meinem Ego schon. So nach dem Motto: Paula und Strat hat "jeder", St. Blues nur wenige "Eingeweihte".
PREIS/LEISTUNG: Ich halte die großen Marken vielfach für verdammt überteuert und bin der Überzeugung, dass eine gute E-Gitarre heutzutage eigentlich maximal 1000 EUR kosten sollte. Die Kombination aus "Handcrafted in Korea" und "Designed&Refined in Memphis, Tennessee" war da schon sexy - St. Blues lässt in Asien fertigen, angeblich wird aber jedes Instrument in der Fabrik in den USA gecheckt und eingestellt. Es ist nicht so, dass nicht mehr Geld da war - aber wie gesagt, ich kaufe letztlich "Arbeitsgeräte" und keine Vitrinenstücke.
NEUGIERDE: Ich bin ein neugieriger Mensch - warum nicht auch mal bei Instrumenten einfach was ausprobieren?
KEIN TREMOLO: Brauche ich halt nicht, meine Strat hat auch das Clapton-Setup mit blockiertem Tremolo. Jedem das Seine.
MARKEN- UND PRODUKTNAME: Klar, für mich als Blueser ist eine Marke namens "St. Blues" und dazu noch eine Gitarre, die so wie der legendäre Highway 61 (die Straßenverbindung aus dem Missisippi Delta nach Chicago), schon sehr reizvoll. Ich kann nicht verhehlen, dass dies auch eine Rolle gespielt hat - schon "cool" irgendwie.
SUPPORT UND HILFSBEREITSCHAFT DER VERKÄUFER: Vertrieben wird St. Blues in Deutschland über Taranaki-Guitars, ich habe letztlich bei Jens Knoop von www.lefthandgear.de zugeschlagen - ich wurde mit guten Infos und Tipps versorgt, wirklich gut beraten und betreut. Ich kaufe dann auch gerne bei einem kleinen Händler, der sich auf Leftys spezialisiert, das erhöht die Chance, dass das Instrument auch wirklich gut eingestellt ist (viele der Internet- und "Live"-Shops haben schon Probleme damit, das Setup einer Linkshändergitarre zu bewerten, wenn nicht zufällig ein fähiger Lefty an Bord ist).
Und wie ist die jetzt?
Zunächst ist die Gitarre mal in einem lustigen Koffer - ziemlich großes Teil, netter Tweed-Look, ungewöhnliche Form. Hier merkt man aber auch schon ein wenig Korea: Die Hardware ist nicht wirklich hochwertigst (einer der Füße war recht fix verbeult), das Ding erweckt also nicht das Flight Case ähnliche Feeling eines Fender-Koffers. Aber da der Koffer kostenlos war, ist das schon okay so. Zumal der Look wirklich SUPER passt (aber dazu später mehr).
Spannend wird's dann von innen. Auf dem nächsten Bild seht ihr, dass der Koffer mit simplen bespannten Schaumstoff-Stücken so angepasst wurde, dass die Gitarre halbwegs sicher drin liegt. Offenbar hat man hier entweder völlig falsch geplant, oder man nutzt einen Standard-Koffer für alle St. Blues Gitarren und legt diese Schaumstoffstücke eben nach dem Motto "was nicht passt, wird passend gemacht" rein. Funktioniert also, sieht aber wirklich nicht so dolle aus. Die Bespannung an sich ist okay, schön flauschig halt. Auch hier - hätte ich für den Koffer teures Geld hingelegt, würde mich das ärgern. Hier war er halt mit drin und außerdem war ich im Vorfeld darüber informiert worden.
Der Koffer bietet zudem ein recht geräumiges Fach für den üblichen Krimskrams, da kriegt man schon so Einiges an Utensilien unter.
Doch nun zur Gitarre an sich - hier die "offiziellen" technischen Daten mit meinen Kommentaren dazu:
BODY: Double bound, semi-hollowbody, select grain, ash body
(also: Bindings oben und unten, Semi-Hollow, vernünftiges Eschenholz)
SCALE LENGTH: 25 1/2"
(also: Mensur Fender-Standard)
PICKUPS: Dual-tapped single coil St. Blues or P90 at neck and tapped single coil at bridge
(also: Entweder man nimmt 2 normale Single Coils oder wie ich 1 x SC und 1 x P90. Die Single Coils sind "tapped", durch Herausziehen des Volume- bzw. Tonpotis werden die Spulen an einer anderen Stelle "angezapft" und liefern 25% weniger Output. Mit einem 3-Wege-Schalter können die üblichen Positionen Hals/Beide/Steg gewählt werden)
NECK: Single piece hardrock maple
(also: Verschraubter Ahornhals im Fender-Stil, aus einem Stück, etwas "fetter" als der extrem dünne Hals meiner Strat, aber kein Prügel - liegt für mich und meine Pranken im ziemlich optimalen Bereich. Positiv zu erwähnen ist an dieser Stelle auch der "serienmäßige" Knochensattel)
FRETS: Medium size 18% nickel silver
(also weder Jumbo-Streifen noch Vintage-Nadeln, "medium"; beschreibt es wirklich gut)
BRIDGE: Nickel Wilkinson WTB bridge with staggered brass saddles
(Man sollte erwähnen, dass die Oktavreinheit nur paarweise eingestellt werden kann, da ganz klassisch zwei Saiten pro Sattel laufen, die Höhe kann man aber ganz gut einzeln einstellen. Einstellung war übrigens ab Werk 100% perfekt.)
TUNERS: Nickel 15:1 ratio vintage style tuners
(also Tuner halt - funktionieren... tun was sie sollen... schönes Detail ist, dass man die Saitenenden "einsteckt". Man piekst sich nicht mehr die Finger an überstehenden Resten, außerdem ist die Saite durch den "Doppelknick" schon mit sehr wenigen Umdrehungen bombenfest verankert.)
POTS: 1 x Volume, 1 x Tone (Für beide Pickups. Zu erwähnen ist, dass in der Linkshänderversion korrekterweise rev-log-Potis verwendet werden, damit kann man dann so regeln wie es Rechtshänder immer schon konnten - super Sache das! Auf dem Foto ist ein Pot "tapped", das andere nicht)
Sieht man die Gitarre mal im Koffer, dann fällt einem auf: "Mann, ist die klein, Mann". Der Body ist wirklich recht niedlich, hier habe ich sie mal direkt auf meine Strat gelegt - man sieht schon Unterschiede bei den "Hörnern".
Verdammt leicht ist das Ding auch - man spürt kaum, dass man sie trägt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mit meinem Nylon-Strap trotzdem keine "Kopflastigkeit"; und kein "Verrutschen"; feststellen kann. A propos Strap: Die Gitarre verfügt über die wuchtigsten Strap-"Knöpfe", die ich bisher erleben durfte. Es war ein richtiger Kraftakt, die Leder-Enden meines Gurts da drüber zu wuchten. Dafür bleiben sie jetzt auch dran (der Koffer bietet genug Platz für Gitarre mit angelegtem Strap) und ich gehe davon aus, dass sie auch im Bühneneinsatz zuverlässig dran bleiben und irgendwelche Security Locks absolut überflüssig sein werden. Keine Basteleien nötig, schönes Feature, eine wirklich sichere und komfortable Lösung.
Auf dem Foto St. Blues in "natur" zum Vergleich mit Strat mit Flaschengummsicherung:
Wo wir gerade beim Komfort sind: Der Body hat keinerlei "Contour Shaping" oder ähnliches, man kann seinen Bierbauch also nicht unter einer schönen ausgefrästen Rundung verstecken. Er ist semihollow-bedingt auch dicker als eine schlanke Strat. Die Gitarre hat Ecken und Kanten - mich stört das aber nicht weiter, weil sie eben auch gleichzeitig ziemlich leicht ist und nicht "drückt". Der kleine Body hilft zudem, das Instrument zu handhaben und gut bespielen zu können. Der recht großzügige Cutaway sorgt für gute Erreichbarkeit aller Bünde.
Der erste Blick gilt natürlich der Verarbeitung. Die "Basics" sind wirklich sauber ausgeführt: Bundstäbe (Oberfläche und Enden) sind umfassend sauber bearbeitet und gerade, der Lack am Hals und auf dem Body ist absolut fehlerfrei, die Bindings sind okay, es gibt hier im ersten Schritt wirklich NICHTS zu meckern! Absolut grandios ist das Setup, die Saitenlage, etc. - ich habe noch nie (!!!) eine Gitarre erlebt, die "out of the box" für mich wirklich perfekt eingestellt und bespielbar war. Kann ich nicht genug betonen - wirklich unübertroffen.
Ein netter Zug ist auch, dass das Instrument gleich mit hochwertigen beschichteten Saiten ausgeliefert wird (Cleartone). Dumm ist nur, dass dieses angepriesene "Custom Set" (10-13-17-28-38-50) in Deutschland so nicht ohne Probleme verfügbar ist und man um leichte Veränderungen nach dem ersten Saitenwechsel evtl. nicht umhin kommt. Ich habe jetzt Elixir (11-49) drauf und sehe bisher keinen Grund, selbst Hand anzulegen, das Setup ist meinem Eindruck nach quasi unverändert super.
Wenn man wirklich kritisch ist, gibt es denn in Bezug auf Verarbeitung natürlich die eine oder andere Kleinigkeit, die man bemängeln kann.
So ist z.B. die Unterseite der Neck/Body Verbindung nicht wirklich "hübsch", das sieht nicht wirklich perfekt gearbeitet aus. Stört's beim Spielen? Nö. Sieht das jemals wer? Nö. Stört's mich? Nö.
An den Bundstäben sieht man, wo die gesägten Schlitze nach Einsetzen der Bundstäbe verblendet wurden. An einer Stelle (3. Bund) ist dies nicht perfekt gelungen, hier spürt man eine leichte Einkerbung, wenn man mit der Hand drüber fährt. Stört mich auch nicht, ich find's eigentlich sogar ganz witzig, auch einen haptischen Anhaltspunkt zu haben. Aber ganz klar: das geht besser! Ich bin mir jetzt ehrlich gesagt auch nicht sicher, ob das von Anfang an schon da war oder ob nachträglich hier eine Kleinigkeit rausgefallen ist - beides möglich, jedenfalls ist es mir erst ein paar Tage später eingefallen.
Hier die "Verblendung" und die "Delle":
Grundsätzlich ist aber zu erwähnen, dass bei meiner Strat die Schlitze für die Bünde einfach gnadenlos "durchgesägt" wurden, da wurde nichts kaschiert. Insofern bietet die St. Blues eigentlich schon die "hübschere" Lösung.
An der Strat sieht's nämlich so aus:
Die "semi-hollow" Fräsung hinter dem f-Loch ist schwarz lackiert, aber an einer Stelle gibt es eine kleine kratzerähnliche nicht-schwarze Stelle. Okeeeh, das sieht man schon auf dem Foto nur wegen der extremen Beleuchtung, da ist's halt immer schattig drin...
Und schließlich: Die Bindings sind wie oben gesagt zwar absolut okay, aber ab und an eben nicht 100% "perfekt". Obwohl alles ohne fühlbare Lücken und große Stufen verarbeitet ist, sieht es an einigen Stellen nicht auf den Mikrometer genau gemacht aus. Muss man aber schon genau hinsehen - auf dem Foto sieht man durch die Spiegelung evtl., was ich so meine.
In meinen Augen war's das aber auch. Mehr Negatives finde ich nicht (was nicht heißt, dass noch kritischere Augen/Finger noch mehr finden würden, ich kann ja nur meinen subjektiven Eindruck schildern).
Und wie klingt die nun?
Gleich vorweg: Ich werde hier keine Soundsamples einstellen und ellenlange Vergleiche anstellen. Bei E-Gitarren gibt es einfach zu viele Einflussfaktoren auf den aufgenommenen Sound, da bringen solche Samples meiner Meinung nach nicht eben viel. Daher müsst Ihr nur mit einigen Anmerkungen zu meinen Höreindrücken vorlieb nehmen. Wer mal "reinhören" will, findet ein paar Samples auf der St. Blues Homepage, auf YouTube oder auch z.B. hier:
Zunächst fällt mal auf, dass die Gitarre schon unverstärkt schön und schön laut klingt. Recht viel Sound für so einen winzigen Body - aber da hilft vielleicht auch die semihollow-Bauweise ein wenig nach. Ich finde das angenehm - ich düdel gerne mal auch spätabends einfach so vor mich hin, und wenn ich dann nicht erst irgendwelche Kopfhörer suchen muss geht's halt noch deutlich schneller und komfortabler. Außerdem ist meine Faustregel nach wie vor: wenn's unverstärkt gut klingt, tut's das verstärkt auch.
Tut's auch.
Die Gitarre liefert meinen Ohren nach ziemlich unprätentiös das, was sie will bzw. sollte. Der Single Coil klingt wie ein ebensolcher, der P90 klingt halt irgendwo zwischen ziemlich fettem Single Coil und sanftem Humbucker. Ergo: am Steg wird's sehr Telecaster-Like, am Hals etwas "fetter" - aber eben nicht übertrieben dumpf und mumpfig. Der Pickup-Wahlhebel bleibt bei mir eigentlich immer in Mittelstellung, da habe ich die Vorteile beider Welten und einen absolut genialen Grundsound. Und da ich eigentlich eh nur diesen einen Grundsound brauche, reicht das auch schon.
So werden mir genug Mitten und Höhen für eine recht knallige Präsenz geliefert, gleichzeitig kann ich aber auch wenn gewollt mit Bass und Biss nachwürzen. Wenn man gerne mit dem Volumepoti arbeitet und an der Grenze zwischen Clean und Crunch "surfen" will - bitte sehr, geht absolut anstandslos und macht viel Spaß.
Klingt jetzt vielleicht ein wenig nach "hm, so überschwänglich wirkt das jetzt aber nicht" - das muss aber ganz anders verstanden werden! Das Teil hat einen absolut traumhaften Sound, klar, eigen, in your face aber nicht nervig, usw. usw. - wenn ich ein etwas romantischerer Mensch wäre, würde ich jetzt drei Seiten weitersülzen. Einfach nur genial, aber eben auch genial einfach.
Mit diesen Pickups kommt man nah an die Telecaster, aber mit dem P90 wird's eben keine "echte" Tele. Man hat einen verdammt klaren Klang, aber auch verdammt viel "Bums", wenn man ihn denn will. Insofern ist da schon das eine oder andere Chromosom einer Strat mit Overwound Pickups drin. In einem Testbericht habe ich mal was von "organischem" Sound gelesen - und so blöd ich den Begriff eigentlich finde, da ist doch schon was dran. Sehr lebend/lebendig, authentisch im Sinne von nicht künstlich, harmonisch wie ein gut gewachsener Baum, … solche Vergleiche liegen schon nahe. Dass die Gitarre damit schon irgendwie in die "Vintage Sound" Ecke geht, ist klar - ist aber bei der Optik und dem Konzept ja auch gut so.
Die Klangregelung über das einzige Ton-Poti ist hingegen ein ziemlicher Reinfall. Ja, man kann damit Höhen rausdrehen, aber irgendwie kriegt man den Eindruck, dass da ein falscher Kondensator eingebaut wurde. Der Weg zwischen "wo ist der Unterschied" und "klingt wie durch eine schlechte Telefonleitung gedreht" ist kurz, die Effekte werden für meine Ohren recht schnell extrem. Also wird dieses Poti weitgehend von mir ignoriert, nur für "Extremsounds" wird's genutzt. Also evtl. mal für Solosound a la "Woman Tone" oder für sehr sanfte Rhythmusgitarre im Hintergrund mit abgedumpften Sounds. Ansonsten fahre ich mit 100% offenem oder ganz leicht zurückgerolltem Ton-Poti.
Für genau so überflüssig halte ich den Gag mit den Push-Pull-Potis, bei denen der Single Coil dann "tapped" (angezapft) wird. Doch, das Ding tut, was es soll, daran liegt es nicht. Aber irgendwie klingt es für meine Ohren so, dass eben alles reduziert wird. Sprich: wenn man das Poti rauszieht, dann gibt es nicht nur 25% weniger Output, sondern 25% weniger Sound an sich. Mir bringt da ein mehr oder minder beherzter Dreh am Volume-Poti deutlich mehr. Okay, vielleicht kann man bei einer 61 South mit zwei Single Coils (dann kann man ja bei beiden Pickups "tappen") in der Kombination mehr Sounds rausholen und "Zwischenpositionen" simulieren. Für Soundfrickler könnte es also schon was sein. Für mich ist es nix.
Erwähnenswert erscheint mir auch, dass die Gitarre offenbar recht gut abgeschirmt ist. Obwohl ja eigentlich eine Single-Coil-Maschine, zeigt sie sich doch relativ unempfindlich gegen viele der bekannten Störquellen. Achtung, da steht "relativ unempfindlich", da steht nicht "selbst direkt neben dem Röhrenfernseher surrt da nix". Also auch hier solide gemacht.
Wenn ich die Sounds so Revue passieren lasse, dann ist für mich die 61 South sowohl in den "feineren" Gefilden (natürlich zwängt sich eine Tele-Rhythmusgitarre a a la Steve Cropper als Vergleich auf, auch angefettete Knopfler-Sounds kommen einem schnell aus den Fingern) als auch in den "schäbigeren" Straßen (ein bisschen Keith Richards hier, ein wenig Mississippi Juke Joint da) gleichermaßen zuhause. Damit ließe sich eigentlich alles von Rockabilly bis Classic Rock oder auch Country und Folkiges sauber abbilden. Ein High-Gain-Monster bzw. eine moderne Shreddergitarre wird halt nicht draus, und so schön fett der P90 auch ist, er ist halt nun mal ein Single Coil und kein Humbucker. Heißt nicht, dass Metal und IrgendwasCore da drauf nun gar nicht geht - aber reichlich untrvue wäre es halt schon, und mit der Optik und den verfügbaren Farben geht's gleich dreimal nicht.
Versuch eines Fazits
Vielleicht habt ihr es ja gemerkt - ich bin restlos begeistert von diesem Instrument. Ich halte auch das Preis-Leistungs-Verhältnis für ziemlich unschlagbar! Klar, bei einem Preis von um die 1000 EUR (meine war, weil Lagerware und noch alter Preis vor Preiserhöhung, ein wenig günstiger) muss man auch Einiges erwarten, es gibt schließlich auch "richtige" (etablierte Marken-)Gitarren in dieser Preisklasse. Und 1000 EUR sind halt schon mal ein Wort, das ist keine Billiggitarre mehr, da kann man "eigentlich" schon "Made in USA" erwarten, oder?
Aber: Meiner Meinung nach muss sich die 61 South eben nicht hinter diesen "richtigen" Gitarren verstecken, im Gegenteil, in vielen Punkten kriegt man in dieser Preisklasse bei der etablierten Konkurrenz deutlich weniger. Mal ist es weniger Verarbeitungsqualität (think Bindings, Bünde, Lack), weniger Liebe zum Detail (think Knochensattel, Tuner, Strap-Knöpfe), weniger Sound (think "vernünftige Stock Pickups" mit SC/P90 Combo, "tapped" Potis), weniger "unprätentiös rundum gut" (think perfektes Setup "out of the box", ausgewogenes Gesamtkonzept).
Klar, man braucht schon eine gewisse Portion Selbstbewusstsein, so ein Ding zu kaufen und zu spielen. Das Design ist ungewöhnlich, das Ding ist Made in Fernost, die Marke kennt keine Sau und das Instrument weckt in der Musiker-Community in der Regel keine großartigen Emotionen. Wenn man diese Portion Selbstbewusstsein aber hat, darf man mit dieser Gitarre dafür aber auch genau das machen, was man will - und so klingen, wie man will. Das ist der Vorteil, wenn man sich nicht direkt an Vorbildern und Klischees orientiert, sondern mitten dazwischen steht.
Mein erstes spontanes Feedback an Jens Knoop ging damals in die Richtung "ich weiß gar nicht, warum jemand überhaupt noch eine andere Gitarre brauchen könnte", und dabei bleibe ich (jetzt mal mit der Ausnahme "moderner" High-Gain-Sounds). Im direkten Vergleich müssten viele der großen Namen eigentlich vor Scham im Boden versinken, angesichts des nahezu perfekten Gesamtpakets, das einem hier präsentiert wird.
Man kann nur hoffen, dass der aktuelle zweite Anlauf mit der Marke St. Blues (die erste Version der Firma ist irgendwann Pleite gegangen) auch finanziell ein Erfolg wird UND dass man in Memphis die erreichte Qualität künftig halten oder noch weiter ausbauen kann. Für die Musiker-Community hoffe ich natürlich auch, dass der Erfolg jetzt nicht zu schnell zu groß wird und die Preise damit durch die Decke gehen. Jetzt gibt es ja auch schon eine doppelt so teure "USA Workshp" Serie, der Laden ist mal als "Custom Shop" gestartet - da hoffe ich halt, dass die "Basis"modelle auch künftig noch bestechende Preis-/Leistungs-Verhältnisse bieten.
Für mich ein klarer "Glücksgriff" und die eindeutige Aufforderung, St. Blues in die Liste der ernsthaften Alternativen zu den "etablierten" Marken aufzunehmen - und vielleicht auch bei Überlegungen zum Gitarrenkauf mal eine anzutesten.
Zum Abschluss noch die Auflösung, warum ich den Tweed-Look-Koffer so cool finde:
Mein selbstgebasteltes Sommer Tweed-Look Kabel mit Neutrik Steckern:
Mein PCL Vintage Amp Stagemaster 60 als Custom-Tweed-Look-2x12-Combo (mit Jensen Neodyms):
In Summe also schön "exotisch" bis "exzentrisch", Hauptsache mir gefällt's! Ein Foto meines "Ensembles" kann ich leider gerade nicht liefern, weil Gitarre hier und Amp im Proberaum... aber vielleicht schaffe ich das ja auch noch mal...
Weitere Fragen gerne hier im Thread ... oder im von mir neu aufgemachten Saint Blues UserThread!
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